Star Trek - Timeline - 07-03 von ulimann644 (Finale auf Krendara) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Senatssaal des Regierungsgebäudes Sternenzeit: 241386.4 Zentralwelt der Galaktischen Föderation - Erde - Sol-System Der Saal des Senats der Vereinten Galaktischen Föderation glich jenem viel älteren Saal des Föderationsrates der alten Vereinten Föderation der Planeten. Ein neuer Saal in einem neuen Regierungsgebäude für eine neue Föderation. Auch hier lagen sich die Plätze der Senatoren gegenüber, so wie früher im ursprünglichen Ratssaal der ehemaligen Föderation. Wobei dieser länglich rechteckige Saal deutlich größer dimensioniert war, denn er musste nun insgesamt 229 Senatoren dieser neu initiierten Föderation Platz bieten. Gegründet worden war die Vereinte Galaktische Föderation im Jahr 2500. In einer gewaltigen Zeremonie war der Zusammenschluss der drei größten Machtbereiche des Alpha- und Beta-Quadranten begangen worden. Das war nun 64 Jahre her. Die Vereinte Föderation der Planeten hatte sich zusammengeschlossen mit dem Klingonischen Reich und dem Romulanischen Sternenimperium. Alle drei Großmächte waren der internen Streitigkeiten müde geworden, die sie Jahrhunderte lang nicht nur Leben, sondern gleichfalls wertvolle Ressourcen gekostet hatten. Ein weiterer Grund hatte darin bestanden, dass die Föderation im Jahr 2450 erfolgreich den ersten Raumschiff-Prototyp mit einem Quantenslipstream-Antrieb getestet hatte. Von da an wären die Raumschiffe der Föderation jederzeit dazu in der Lage gewesen, überraschend und in kürzester Zeit in andere Sternenreiche einzufliegen und militärische Aktionen durchzuführen, bevor der Gegner hätte reagieren können. Das hatte die Föderation nicht getan, was einer der maßgeblichen Gründe dafür gewesen war, warum die ehemalig verfeindeten Sternenreiche genug Vertrauen aufbrachten, um sich zusammenzuschließen. Ein anderer Grund, der bisher noch weitgehend ein Traum war: Mit Sternenschiffen, die über einen Quantenslipstream-Antrieb verfügten, lag es im Bereich des Möglichen, in einer absehbaren Zeitspanne damit zu beginnen den Abgrund zwischen den Sterneninseln zu überwinden. Bereits seit einiger Zeit gab es Bemühungen, ein Raumschiff zu einer der benachbarten Zwerggalaxien zu schicken. Flüge zu den Magellanschen Wolken waren bereits mehrmals erfolgreich durchgeführt worden. Der dritte Grund war vielleicht der hauptsächlich entscheidende gewesen. Vor 79 Jahren war das Transwarpnetz der Cryllianer endgültig kollabiert. In einer Hyper-Kaskade, die sich quasi innerhalb weniger Minuten durch den Subraum fortgepflanzt hatte. Es wurde vermutet, bis nach Andromeda. Dieses Ereignis war innerhalb der gesamten Milchstraße anzumessen gewesen, mit den entsprechenden Subraum-Scannern. Die Wahrscheinlichkeit war hoch, dass dieses Ereignis jedoch in weitaus größerem Umfang beobachtet hatte werden können. Führende Wissenschaftler vermuteten, dass dieses Ereignis ebenfalls in der Triangulum-Galaxie und allen kleineren Galaxien der lokalen Gruppe anzumessen gewesen war. Das konnte möglicherweise bisher noch unbekannte Neugierige auf den Plan rufen. Man wusste von verschiedenen Spezies, die in früheren Zeitaltern bereits die Grenzen der Milchstraße hinter sich gelassen hatten. Was nun, wenn eine solche Spezies zurückkehren würde, um nachzuschauen, was passiert war? Einer solchen möglichen Gefahr konnten die Völker der Milchstraße voraussichtlich nur gemeinsam begegnen. An all diese Dinge dachte der hochgewachsene andorianische Senator, der zwei Falten seiner traditionellen Robe glatt strich. Die Farbe des weit fallenden Gewandes lag irgendwo zwischen Grau, Blau und Silber. Die Augen des andorianischen Senators waren dabei unverwandt auf die Senats-Präsidentin gerichtet. Auffällig an den Augen des Andorianers war der bläulich-violette Ton der Iris. In seiner Familie hatte fast die Hälfte aller Mitglieder diese Augenfarbe besessen. Ein weit verbreitetes Merkmal bei Andorianern, die auf dem andorianischen Halbkontinent Ka´Thela geboren worden waren. Besonders in der Provinz Dhara gab es sehr viele Andorianer mit diesem besonderen äußeren Merkmal. Das silbrig-weiße Haar des Andorianers war leicht gewellt und fiel ihm bis auf die Schultern. Nur sehr wenige Andorianer trugen das Haar auf diese Weise. Auch unter seinen Vorfahren hatte es nur einen einzigen Mann gegeben, der es auf diese Weise getragen hatte. Endlich schloss Präsidentin Devarin das noch laufende Thema, Handelsgespräche mit den Voth, ab und richtete ihren Blick auf ihn. Die asketisch wirkende Romulanerin nickte ihm zu und sagte mit klarer Stimme: „Ich richte das Wort nun an Sie, Senator Thy´Var Dheran.“ Der Angesprochene erhob sich würdevoll und schritt durch eine der Öffnungen in der Brüstung auf den Gang zwischen den beiden Sitzreihen, die sich gegenüberlagen. Über den hellgrauen Marmor bewegte sich Thy´Var Dheran gemessenen Schrittes auf die erhöhte Empore zu. Dorthin, wo die Präsidentin mit ihrem Stellvertreter und dem Stabs-Chef der Sternenflotte saß. Erst jetzt wurde ersichtlich, dass der Andorianer auch ohne Antennen über 1,90 Meter hochgewachsen war. Der andorianische Senator legte seine Hände auf den Rücken und verneigte sich leicht in Richtung von Devarin und blieb im Gang stehen. „Ich danke Ihnen, Madam Präsident“, sagte der Andorianer höflich und wandte sich danach den anderen Senatoren zu. „Ich habe dem Senat einen Vorschlag zu machen. Wie Sie allen hier wissen, verehrte Senatorinnen und Senatoren, hat eins unserer Forschungsschiffe vor zwei Jahren, am Rand des Zentrumskerns unserer Galaxie, die Warpsignatur eines Raumschiffs gescannt. Sie wurde von dem Raumschiff einer humanoiden Spezies erzeugt, die erst am Beginn der Eroberung des Kosmos steht. Wie wenig später beim offiziellen Erstkontakt bekannt wurde, handelte es sich dabei bereits um den zweiten Warpflug dieser Spezies, der diese Signatur hinterließ. Seitdem beobachtete unser nahegelegener Außenposten auf Grulinak IV die weiteren Schritte dieser Spezies, die sich selbst Krendaraner nennen. In den letzten beiden Jahren hat diese Spezies eine kleine Flotte von sieben überlichtschnellen Raumschiffen gebaut und damit die umliegenden Sternensysteme angeflogen. Den Besatzungen unserer Raumschiffe ist dabei ein wesentliches Detail aufgefallen. Keins der Raumschiffe besitzt irgendeine Offensivbewaffnung. Alle Raumschiffe der Krendaraner besitzen hingegen Schilde und Deflektoren. Was als besonders bemerkenswert einzustufen ist: Alle Schiffshüllen sind aus einem halb-organischen Kunststoff gefertigt. Etwas, dass wir bisher niemals in dieser Form kennengelernt haben.“ Dheran, der beim Reden von der Empore weg, an den Sitzbänken entlang geschritten war, machte eine Pause und wandte sich wieder in Richtung der Präsidentin. „Worauf ich hinaus will ist Folgendes: Ich schlage vor, Verhandlungen mit den Krendaranern aufzunehmen, über einen Beitritt zur Föderation. Wie Sie wissen, existiert an der Grenze zwischen dem Raum der Föderation und dem Raum des Dominion, seit zwei Jahren, eine scharfe Grenze mit einer Überlappungszone von jeweils fünf Lichtjahren, was die Besiedlung von Welten betrifft. Das Krenda-System, wie es von seinen Bewohnern genannt wird, liegt zwar zwei Lichtjahre auf unserer Seite der Grenze, doch damit auch innerhalb der Überlappungszone. Vor einem halben Jahr ortete unser Außenposten mehrere Kreuzer der Jem´Hadar. Sie zeigten kein Interesse an Krendara, doch das könnte sich irgendwann ändern. Ich würde die Krendaraner lieber als Mitglied der Föderation sehen, denn als Mitglied des Dominion. Zumal der Erstkontakt nun bereits zwei Jahre zurückliegt.“ Wieder machte der Andorianer eine kleine Pause, um seine Worte wirken zu lassen, bevor er auf etwas zu sprechen kam, das nicht allein ihn umtrieb. „Verehrte Mitglieder des Senats. Sie wissen, dass sich das Dominion heute weit in den Delta-Quadranten erstreckt. Das wissen wir durch die Voth. Seitdem das Netz der Transwarpkanäle, im Jahr 2378, von der VOYAGER zerstört, und die Borg weitgehend vernichtet wurden, gewann das Dominion dort massiv an Einfluss. Viele Spezies in diesem Sektor der Milchstraße wurden in das Dominion eingegliedert. Auf diese Weise entstand dort ein Machtbereich, der annähernd ebenso viele Spezies umfasst, wie unsere Galaktische Föderation. Darum sollten wir darauf bedacht sein, friedliebende Spezies, wie die Krendaraner, lieber in die Föderation aufzunehmen, als sie und ihr Wissen leichtfertig an das Dominion zu verlieren.“ Dheran hatte wieder das vordere Ende der beiden Sitzreihen erreicht und wandte sich erneut zu den Senatoren um. Während er seine Kollegen erwartungsvoll ansah, brandete Applaus auf. Thy´Var Dheran wartete einige Augenblicke, bevor er sich zur Seite drehte und die Präsidentin auffordernd ansah. Die Romulanerin stand auf und schritt zum Rednerpult. Mit einer Handbewegung bat sie um Ruhe und sagte dann: „Ich danken Ihnen für diese Ausführung, Senator Dheran. Ich bitte nun die Senatoren, mit Hilfe Ihre Konsolenkontrollen über diese Eingabe abzustimmen.“ Es dauerte weniger als eine Minute, bis das Ergebnis an beiden Stirnseiten des Saales, in großen Holo-Lettern angezeigt wurde. 217 Senatoren hatte für den Antrag gestimmt und 10 dagegen, bei 2 Enthaltungen. Die Antennen des Andorianer spreizten sich und er lächelte zufrieden, als er wieder nach vorne zu Devarin sah. Mit tragender Stimme verkündete die Präsidentin des Senats: „Der Antrag zur Aufnahme von Verhandlungen über einen Beitritt der Krendaraner zur Föderation ist damit angenommen. Senator Dheran: Ich verleihe Ihnen den Status eines Sonderbotschafters und beauftrage Sie damit, die Verhandlungen zu beginnen und für die Föderation zu sprechen. Ich werde Ihnen später mitteilen, wann Sie aufbrechen können und Ihnen die Einzelheiten für die Reise nach Krendara mitteilen. Bitte nehmen Sie wieder Platz.“ Erneut verneigte sich Dheran in Richtung der Romulanerin und suchte danach seinen Platz auf. Noch zwei weitere Punkte standen auf der Tagesordnung, auf die sich der Andorianer jedoch nicht mehr mit voller Aufmerksamkeit konzentrieren konnte. Seine Gedanken eilten den Dingen bereits voraus. * * * Nach der Sitzung schritt Thy´Var Dheran neben seiner Kollegin von Vulkan durch die große Marmorhalle des Eingangsbereiches. Beide diskutierten über mögliche Fernreisen von Forschungsraumschiffen und die interessantesten Destinationen. Am Eingang verabschiedeten sich beide Senatoren voneinander und mit zufriedener Miene schritt der Andorianer die breite Freitreppe hinab. Am Fuß der Treppe entdeckte er dabei eine Andorianerin, die er nur zu gut kannte. Seine Mutter, Tal´Irid Dheran. Seine Mutter war vor ihm Senatorin von Andoria gewesen. Bis er vor sieben Jahren ihr politisches Erbe angetreten hatte. Doch noch immer interessierte sie sich sehr für die Vorgänge im Senat und natürlich wusste sie von seinem Antrag ihres Sohnes. Erwartungsvoll sah sie Thy´Var an, als er ihr rasch entgegenkam und zur Begrüßung ihre Handgelenke umfasste, so wie sie die seinen. „Ich freue mich dich zu sehen, Mutter.“ Die Antennen der um eine Handbreit kleineren Andorianerin spreizten sich. „Ich freue mich ebenso sehr, Thy´Var. Deinem zufriedenen Gesicht nach wurde der Antrag positiv aufgenommen, im Senat.“ Der Senator ließ die Handgelenke seiner Mutter los und sagte stolz: „Es gab nur zehn Stimmen dagegen und zwei Enthaltungen. Ich werde bald, als Sonderbotschafter der Föderation, über einen Beitritt der Krendaraner zur Föderation mit ihnen verhandeln.“ In den Augen der Andorianerin leuchtete ein anderer Stolz auf, als in den Augen ihres Sohnes. Der Stolz einer Mutter auf die Leistungen ihres Kindes. „Ich freue mich für dich.“ Die andorianische Frau hakte sich bei ihrem Sohn ein und sie gingen über den weiten Vorplatz des Regierungsgebäudes. Eine Menge Leute waren heute unterwegs. Viele Wesen genossen offenbar das gute Wetter an diesem 21. Mai des Jahres 2564. Sehr viel hatte sich verändert, in den letzten zweihundert Jahren. So war das Regierungsviertel seither fast komplett umstrukturiert worden. Die meisten der ehemals dort stehenden Gebäude waren durch neue, modernere ersetzt worden. Den Abschluss dieser Veränderung hatte das Regierungsgebäude gemacht. Hatte sich das alte Gebäude durch reine Funktionalität ausgezeichnet, so war man beim Bau des neuen Regierungsgebäudes wieder zu mehr Kunst und Ästhetik zurückgekehrt. Vielleicht auch deswegen, weil der dreijährige Krieg gegen die extragalaktische Spezies der Kor-Naxa, in den Jahren 2401 bis 2404 der vorerst letzte Krieg gewesen war, den die Föderation hatte überstehen müssen. Nach dem Friedensschluss mit den Vertretern dieser pflanzlichen Lebensform war eine einhundertsechzigjährige Phase des Friedens gefolgt. So lange hatte man die Föderation bisher noch nie in Ruhe gelassen. Humorig erkundigte sich Thy´Var bei seiner Mutter: „Wohin gehen wir eigentlich?“ Die Frau bedachte ihren Sohn mit einem Blick, der sich mitunter auch bei ihm wiederfand. Meistens dann, wenn er seinem etwas gewöhnungsbedürftigen Humor frönte. „Ich bin mit dem Gleiter hier. Ich dachte mir, du würdest dich über eine Einladung zum Essen freuen. Dein Vater und ich haben dich seit Wochen nicht mehr zu sehen bekommen. Steckt vielleicht endlich mal eine Frau dahinter?“ Die Antennen des jüngeren Andorianers bogen sich etwas nach innen. „Woher willst du eigentlich so genau wissen, dass ich nicht auf Männer stehen?“ Die Augenbrauen der Andorianerin an Thy´Vars Seite hoben sich und amüsiert erwiderte sie: „Thy´Var Dheran, ich kenne dich seit vierundvierzig Jahren. Für wie wahrscheinlich hältst du es, dass mir so etwas entgangen wäre?“ Thy´Var seufzte schwach. „Ein Punkt für dich, Mutter.“ Mit verschmitzter Miene meinte die Andorianerin: „Vielleicht findest du ja eine nette Partnerin während des Aufenthaltes auf Krendara.“ Thy´Var Dheran spielte mit und erwiderte humorig: „Dann würden unsere Wohnorte mehr als siebenundzwanzigtausend Lichtjahre voneinander entfernt sein. Was willst du mir damit sagen, in Bezug auf die Ehe, Mutter?“ Ein leises Lachen war die Antwort. Dann meinte Tal´Irid Dheran: „Wem ich auf jeden Fall etwas sagen werde, ist der Captain des Raumschiffs, der dich nach Krendara bringen wird. Denn ihn, oder sie, unverhofft mit deinem Humor zu konfrontieren wäre unverantwortlich, möchte ich behaupten. Es soll ja nicht bereits vor den Verhandlungen zu peinlichen Momenten kommen.“ Als sie den Gleiter erreichten, beschwerte sich Thy´Var bei seiner Mutter: „Jetzt übertreibst du aber. Hier und da ein kleiner Spaß lockert die Stimmung auf.“ „Darüber reden wir Zuhause“, wich seine Mutter aus. „Steig lieber ein, dein Vater erwartet uns sicher schon voller Ungeduld.“ * * * Eine Woche später stand Thy´Var in der Beobachtungslounge der neuen Raumstation über der Erde. Sie hatte Sternenbasis-1 im Jahr 2536 abgelöst. Statt einer Pilzsektion besaß diese Station derer zwei, wobei der Durchmesser der oberen Pilzsektion fast doppelt so groß war, wie jener der alten Station. Selbst die darunter befindliche kleinere Pilzsektion war im Durchmesser immer noch um 20 Prozent größer. Im Gegensatz zu der Robe, die Thy´Var Dheran vor acht Tagen bei seiner Rede vor dem Senat getragen hatte, wirkte die nachtblaue Lederkombination, die er nun anhatte, eher schlicht. Lediglich ein silbernes Symbol am hohen Kragen wies auf seinen Status als Regierungsbeauftragter hin. In seiner Umhängetasche befand sich nur das Nötigste, was er auf dieser Mission brauchen würde. Thy´Var Dheran war etwas zu früh dran. Er sollte hier von einem Offizier des Raumschiffs abgeholt werden, das er momentan durch die Panzer-Duralum-Scheibe betrachtete. Es wirkte erhaben, beinahe majestätisch. Mit einer Länge von 642 Metern gehörte dieses Raumschiff der INFINITY-KLASSE zu einem der größten innerhalb der Galaktischen Sternenflotte. Da das Typenschiff dieser Klasse, die INFINITY, erst vor 14 Jahren in Dienst gestellt worden war, musste dieses Raumschiff, die ASTRAL-VOYAGER, jüngeren Datums sein. Bisher hatte er selbst nur Bilder dieser Klasse gesehen. In der Realität wirkten diese Raumschiffe sehr viel beeindruckender. Dheran hatte, im Laufe der letzten Tage, ein Memo über Schiff und Crew erhalten. Darin hatte es unter anderem geheißen, dass der Captain eine zweiundvierzig irdische Jahre alte Frau war. Ihr Name war Carmen Denise Sinemus. Zwei Jahre lang hatte Captain Sinemus ein Raumschiff der GAGARIN-KLASSE geführt, bevor sie, erst vor weniger Monaten, das Kommando über dieses Raumschiff übernommen hatte. Dem Memo nach galt sie als sehr ehrgeizig und gleichfalls sehr fähig. „Senator Dheran?“ Der Andorianer fuhr aus seinen abschweifenden Gedankengängen auf. Als er den Kopf zur in die Richtung wandte, woher die sonore Stimme gekommen war, erkannte er einen untersetzten Lieutenant Junior-Grade. Es handelte sich um einen Rigelianer. „Sie sind der Offizier, der mich an Bord der ASTRAL-VOYAGER geleiten soll?“, sprach Dheran den Mann in schwarzer Kombination an. An den Schultern war die Uniform dunkelgrau abgesetzt. Ein fingerbreiter roter Streifen lief an den Rändern dieses grauen Stoffs entlang. Vorn schaute der, in demselben Rot gehaltene, Uniformpulli nur durch die schmale Öffnung zwischen den beiden Enden des hohen grauen Kragens. Der Rigelianer bestätigte: „Richtig, Sir. Ich bin Lieutenant Scrillam. Möchten Sie, dass ich Ihr Gepäck nehme?“ „Nein, danke. Das schaffe ich schon, Lieutenant.“ Der Rigelianer setzte sich in Bewegung und Thy´Var Dheran folgte dem Mann. Als sie nebeneinander den Gang durchschritten, der sie zum Andock-Tunnel bringen würde, der momentan mit der Backbordschleuse der Primärhülle der ASTRAL-VOYAGER verbunden war, fragte Dheran: „Ach, Lieutenant. Ich hörte, dass es an Bord des Raumschiffs eine besondere Schiffsplakette gibt. Stimmt das?“ Der Lieutenant machte eine zustimmende Geste. „Ja, Senator Dheran. Das Metall für die Plakette wurde aus dem Erz eines Meteoriten gewonnen, der vor einigen Jahren auf der Erde einschlug. Es war der erste, seit mehreren hundert Jahren, der unserem Abwehrsystem entging. Allein das macht ihn zu etwas Besonderem.“ Dheran sah die Chance, sich einen Spaß mit dem Rigelianer zu machen, und er erkundigte sich, ohne eine Miene zu verziehen: „Termiten? Wo kamen die denn her?“ Etwas ratlos sah der Rigelianer Dheran an. „Ich sagte Meteoriten, Sir.“ Thy´Var Dheran wandte sich kurz ab, damit der junge Mann sein Grinsen nicht bemerkte. Danach meinte er: „Ach so.“ Gleich darauf war Dheran dazu bereit, seinen nächsten Ulk zu starten. Die Steilvorlage gab ihm Lieutenant Scrillam, als er harmlos fragte: „Ich muss Sie das leider fragen, bevor wir an Bord gehen, Sir. Haben Sie eine Waffe?“ „Ein Affe? Nein, ich habe keinen gesehen. Gibt es Affen an Bord? Ist das erlaubt?“ Diesmal schwieg der Lieutenant nicht, sondern er wiederholte etwas lauter: „Nein, Sir. Ich sagte Waffe. Wie Strahlengewehr.“ Dheran amüsierte sich köstlich, ohne sich dies anmerken zu lassen. Er trieb den Witz auf die Spitze, indem er fragte: „Ein Affe im Straßenverkehr? Wann… Wo?“ Scrillam sah den Andorianer entgeistert an. „Nein! Ich sagte Strahlengewehr!“ Thy´Var Dheran verbiss sich krampfhaft ein breites Grinsen und murmelte mühsam beherrscht: „Wirklich seltsam: Ein Affe im Straßenverkehr und dann auch noch bewaffnet? Na ja, andere Planeten - andere Sitten, fürchte ich.“ Dheran sah den Rigelianer, der stehengeblieben war und offensichtlich am Verstand seines Gegenübers zweifelte, ernsthaft an, bis ihn die Miene des Lieutenants zum Lachen reizte. Als sich der Andorianer wieder beruhigte, meinte er entschuldigend: „Tut mir wirklich leid, Lieutenant. Mein verdrehter Sinn für Humor ist mit mir durchgegangen. Bitte verzeihen Sie mir den kleinen Spaß, den ich auf Ihre Kosten gemacht habe.“ Der Lieutenant atmete sichtlich erleichtert auf, bei diesen Worten. „Sir, da haben Sie mich ja ganz schön veralbert. Ich hatte mir schon Sorgen um Sie gemacht.“ Der Andorianer lächelte breit und erwiderte leichthin. „Vergessen wir den kleinen Scherz, Lieutenant. Ich schätze, Ihr Captain erwartet mich bereits.“ „Ja, Sir. Wir sollten Captain Sinemus nicht warten lassen.“ Der Rigelianer führte den Senator auf kürzestem Weg auf die Brücke, wo sich der Andorianer interessiert umsah, während Scrillian sein Hiersein dem Captain meldete. Erst nach einem langen öffnete sich das Schott zum Bereitschaftsraum des Captains wieder und der Rigelianer bat ihn einzutreten, während er selbst sich danach rasch von der Brücke entfernte. Dheran sah im schmunzelnd nach und trat dann ein. Noch während sich hinter dem Andorianer das Schott schloss, erhob sich die schlanke, schwarzhaarige Frau, die hinter dem Arbeitstisch saß. Am rechten Kragen erkannte Dheran die Insignien eines Captains der Galaktischen Sternenflotte. Rasch den Arbeitstisch umrundend kam die hochgewachsene Frau auf ihn zu und reichte ihm ihre Hand. Dabei sagte sie mit angenehmer Stimme: „Herzlich willkommen auf der ASTRAL-VOYAGER, Senator Dheran. Ich hoffe, Sie werden sich hier wohlfühlen.“ Thy´Var Dheran erwiderte den erstaunlich festen Händedruck der Frau, die nur eine Handbreit kleiner war, als er selbst. Dabei sah er in ihre dunkelbraunen Augen und erwiderte mit sonorer Stimme: „Ich werde den Aufenthalt bestimmt genießen, Captain Sinemus. Sie befehligen ein sehr beeindruckendes Raumschiff.“ Es ist nur halb so beeindruckend wie seine Crew, Senator“, gab Carmen Sinemus zurück. „Ich hoffe nur, Sie werden sie nicht mit Ihrem Humor verschrecken, Sir.“ Etwas verwundert ließ Thy´Var Dheran die Hand der Frau los und seine Antennen richteten sich auf sie. Zunächst hatte er für einen Augenblick den Rigelianer im Verdacht etwas ausgeplaudert zu haben, doch dazu war er gar nicht lange genug in diesem Raum gewesen. „Woher wissen Sie von meinem etwas schrägen Humor, Captain?“ Carmen Sinemus warf ihr langes Haar schwungvoll zurück und verschränkte die Finger der Hände vor dem Körper. „Nun, Senator Dheran, ich unterhalte gute Kontakte zum Geheimdienst der Sternenflotte. Außerdem gibt es da ein paar Bekannte bei der Sek...“ „Meine Mutter hat mit Ihnen gesprochen“, konstatierte Dheran, bevor die Frau den Satz zu Ende bringen konnte. „Ihre Mutter hat mit mir gesprochen“, bestätigte die Frau, sichtlich vergnügt. Mit einem Augenzwinkern fragte sie: „Darf ich Ihnen zuerst etwas zu trinken anbieten, Senator? Oder möchten Sie lieber, dass ich Sie sofort durch das Raumschiff führe? Ich könnte Ihnen bei der Gelegenheit gleich Ihr Quartier zeigen, wo Sie Ihr Gepäck abstellen können.“ „Ich würde gerne das Schiff sehen“, traf Dheran seine Wahl. „Und bitte nennen Sie mich nicht Senator, sondern Thy´Var, wenn niemand sonst dabei ist.“ „Nur, wenn Sie mich dann Ihrerseits nicht Captain nennen, sondern Carmen.“ Die Antennen des Andorianers richteten sich auf. „Nicht Carmen Denise?“ Das Gesicht der Frau verzog sich, als habe sie in eine Zitrone gebissen. „Nur das nicht. So hat mich meine Mutter als Kind nur dann gerufen, wenn ich etwas angestellt hatte.“ Neugierig richteten sich die Antennen des Andorianers wieder auf die Schwarzhaarige. „Haben Sie als Kind oft etwas angestellt?“ Carmen Denise Sinemus lachte herzlich. „Sie haben ja keine Ahnung, Thy´Var. Kommen Sie, bevor diese Unterhaltung noch peinlich wird.“ * * * Bereits zwei Stunden später war die ASTRAL-VOYAGER bereit zum Start. Der Erste Offizier überließ Dheran seinen Platz auf der Kommandobank. Er hatte rechts der Bank an einer der Seitenkonsolen Platz genommen, während der Andorianer nun anstatt seiner zur Rechten von Carmen Sinemus saß. Mit allen Sinnen aufnehmend, was um ihn herum geschah, bemerkte Dheran kaum, dass die Kommandantin über einen offenen Kanal Kontakt zur zentralen Kontrolle der Raumbasis aufnahm und Startbereitschaft meldete. Vor sich erkannte der Andorianer eine breite Konsole als Dreieranordnung. In der Mitte saß der Pilot des Raumschiffs. Rechts von ihm lag der Platz des Navigators, der auch gleichzeitig die OPS übernahm und zu seiner Linken der Platz des Taktischen Offiziers. Rechts des Ersten Offiziers lag die momentan ungenutzte Arbeitskonsole des Leitenden Wissenschaftsoffiziers und auf der gegenüber liegenden Seite die Maschinenkontrollstation des Leitenden Ingenieurs. Alle Sessel besaßen ein energetisch autarkes, integriertes Notfallsystem, dass bei plötzlich auftretenden Erschütterungen ein Kraftfeld generierten, welches die darin Sitzenden davor bewahrte aus dem Sitz geschleudert zu werden und sich zu verletzen. Die Zeiten, wo Personen vor den Konsolen standen und in solchen Fällen quer durch die Brücke flogen gehörten schon seit vielen Jahrzehnten der Vergangenheit an. Das beruhigte den Senator. Bereits in der Lounge war Dheran aufgefallen, dass das Raumschiff sich in der richtigen Position zum Ausfliegen befand. Auf dem holografischen Hauptbildschirm sah der Senator den Innenbereich der oberen Pilzsektion. Dort herrschte ein chaotisch anmutendes Hin und Her verschiedener kleinerer Transport- und Wartungs-Shuttles. Dheran wusste jedoch, dass dieses rege Verkehrsaufkommen von der Zentrale der Hangar-Überwachung aus kontrolliert und geleitet wurde. Der Navigator bestätigte eben die Startfreigabe und das Öffnen des Raumschotts in dreißig Sekunden. Als Thy´Var Dheran sich von dem faszinierenden Anblick löste und zur Seite sah, wandte sich Captain Sinemus gerade an den Steuermann des Raumschiffes. Eine noch sehr junge Bajoranerin im Rang eines Ensign. „Miss Larin: Das Lösen der Andockklammern vorbereiten. Ab jetzt noch dreißig Sekunden bis zum Ablegen der ASTRAL-VOYAGER.“ „Aye, Captain. In dreißig Sekunden Manövrierdüsen Achtern.“ Erst jetzt bemerkte Carmen Sinemus die Blicke des Andorianers an ihrer Seite und sie hob fragend die Augenbrauen. Beim fragenden Blick von Carmen Sinemus wurde Thy´Var Dheran bewusst, dass er sie auffallend lang gemustert hatte, und verlegen bogen sich seine Antennen nach hinten. „Ich wollte Sie nicht anstarren, Captain. Sie erinnern mich nur etwas an eine meiner Ur-Ahnen. Im vierundzwanzigsten Jahrhundert gab es eine Menschenfrau, die in die Familie Dheran einheiratete. Eine Irin, deren Bild ich einmal in einer alten Aufzeichnung meines Großvaters sah. Bis auf die dunklen Augen sah sie ihnen sehr ähnlich.“ „Vielleicht reden wir nach dem Start darüber“, wandte die Frau ein und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder nach vorne. „Ensign Larin: Andockklammern lösen. Manöverdüsen Achtern auf volle Leistung bringen.“ „Aye, Captain.“ Das leise Summen der Aggregate steigerte sich kaum hörbar um eine Nuance in der Tonhöhe. Auf dem Bildschirm verfolgte Thy´Var Dheran, wie das Raumschiff majestätisch langsam beschleunigte und seinen Liegeplatz verließ. Gleichzeitig flammten an den Rändern der beiden gewaltigen Panzerschott-Tore der Pilzsektion rote Lichter auf. Sie fuhren auseinander und gaben die Aussicht auf einen immer größeren Teil des Weltalls frei. Das Raumschiff der INFINITY-KLASSE glitt langsam auf die Öffnung zu, die auch deutlich breiteren Raumschiffen, als der ASTRAL-VOYAGER den Durchflug erlaubt hätte. Schneller als gedacht befand sich das Raumschiff im freien Raum über der Erde und unwillkürlich atmete Thy´Var Dheran etwas tiefer durch. Er war bisher nur selten auf Raumschiffen der Sternenflotte mitgeflogen. Ein solches Ausflugmanöver aus einer Sternenbasis erlebte er zum ersten Mal und entsprechend gefangen war er von dem Eindruck, den dieser Vorgang bei ihm hinterließ. Für einen langen Moment verschwammen seine Gedanken, bevor er sich wieder der Nähe von Carmen Sinemus bewusst war. Bei einem Blick zur Seite stellte der Andorianer fest, dass sie seinen Zustand mitbekommen hatte. Ein wissendes Lächeln überflog die roten Lippen der Frau. „Sie kommen nicht so oft raus, wie mir scheint, Senator? Selbst mich nimmt so ein Ausfliegen aus der Basis immer wieder gefangen.“ Die Antennen des Andorianers richteten sich auf die Frau. „Das wissen Sie aber gut zu verbergen, Captain.“ Carmen Sinemus erlaubte sich ein Schmunzeln, bevor sie unvermittelt fragte: „Wie war ihr Name? Ich meine, der Ihrer Vorfahrin.“ Thy´Var Dheran brauchte einen Moment, um so rasch von einem Thema in das andere zu stürzen. Dann erwiderte er: „Ihr Name war Christina Carey-Dheran. Sie und Ihr Mann dienten als Admirale in der damaligen Sternenflotte.“ Carmen Sinemus machte ein nachdenkliches Gesicht. Nach einer Weile fragte sie überlegend: „Sagten Sie Carey-Dheran? Hieß der Admiral, der ihr männlicher Vorfahr war, zufällig Tar'Kyren Dheran?“ Der Andorianer machte ein etwas ratloses Gesicht. „Ja, warum fragen Sie?“ „Ich bin mir nicht sicher“, wich die Frau in Gedanken aus. „Ich hatte nur den Eindruck, dass ich die Namen Carey und Dheran schon früher gehört habe. Das fiel mir aber erst eben wieder ein, als Sie den Namen Carey mit ins Spiel brachten.“ Bevor Thy´Var Dheran eine entsprechende Frage stellen konnte, sah ihn Carmen Sinemus entschlossen an und meinte: „Bitte begleiten Sie mich in meinen Bereitschaftsraum, Senator. Ich möchte etwas überprüfen und würde Sie gerne dabei haben.“ „Sehr gerne, Captain.“ Beide erhoben sich und Carmen Sinemus übergab das Kommando an den Ersten Offizier, indem sie sagte: „Mister Fisher, Sie haben die Brücke. Ich bin in einigen Minuten wieder hier.“ Die Kommandantin ging voran und der Andorianer folgte ihr dichtauf. Im Bereitschaftsraum angekommen begab sich Carmen Sinemus umgehend an ihren Arbeitstisch, aktivierte den Holo-Deskviewer und gab das Stimmenkommando: „Computer: Persönliche Ahnendatei CDS-001 aufrufen. Suche Einträge mit den Stichworten Dheran und Carey und blende sie auf dem Holoschirm ein.“ Es dauerte nur wenige Herzschläge, bis mehrere Textblöcke auf dem Holoschirm erschienen. Interessiert überflog Carmen Sinemus die Texte und deutete übergangslos mit dem rechten Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle. „Da! Wusste ich es doch. Diese beiden Namen habe ich schon einmal gelesen.“ Interessiert sah Thy´Var Dheran der Frau über die Schulter und las den Text der entsprechenden Stelle. Etwas enttäuscht fragte er schließlich: „Was ist denn nun so besonders daran? Da steht, dass ein Captain Pasqualina Mancharella die Trauzeugin meines Ahnen war. Ich fürchte, ich verstehe nicht.“ Carmen Sinemus deaktivierte den Holoschirm und erhob sich aus dem Sessel. Dem Andorianer direkt in die Augen sehend erklärte sie: „Pasqualina Mancharella war weit mehr, als nur seine Trauzeugin. Sie soll für mehrere Jahre mit Tar'Kyren Dheran liiert gewesen sein. Sie hieß, nachdem sie geheiratet hatte, Pasqualina Sinemus und lebte später mit ihrem Mann in Wien. Meine Heimatstadt.“ „Oh“, machte der Andorianer und erst einen Augenblick später hatte er realisiert, was diese Worte bedeuteten. „Ooooh! Dann sind Sie also die…“ „Die Ur-ur-ur-ur-Enkelin von Pasqualina Sinemus. Und Sie sind der…“ „Ur-ur-ur-Enkel von Tar'Kyren Dheran. Eine Generation weniger. Vermutlich, weil Andorianerinnen oft erst lange Zeit nach dem dreißigsten Geburtstag das erste Kind bekommen.“ Für eine ganze Weile blieb es still zwischen Ihnen, bevor sich Carmen Sinemus räusperte und den Andorianer fragte: „Möchten Sie etwas zu trinken, Thy´Var? Ich zumindest könnte jetzt einen Tee vertragen.“ „Nichts für mich, danke, Carmen.“ Der Andorianer beobachtete die Frau dabei, wie sie zum Replikator hinüberging und sich einen Tee bestellte. Sie bewegte sich auf eine ganz besondere Weise anmutig. Über die Schulter hinweg fragte Carmen Sinemus: „Finden Sie es nicht auch interessant, wie sich die Lebenslinien manchmal zu verfolgen scheinen? Ich meine, wie wahrscheinlich ist es, dass unsere Vorfahren so eng verbunden waren und wir beide, als Nachfahren dieser beiden Personen, nun gemeinsam nach Krendara reisen?“ Thy´Var Dheran legte die Hände auf den Rücken, während sich die Frau, mit dem Tee in den Händen, wieder zu ihm umwandte. „Das kommt wohl nicht allzu oft vor. Ich glaube nicht an Schicksal, doch manchmal stellt das Leben selbst diese Ansicht auf die Probe. Was ist mit Ihnen, Carmen? Glauben Sie an Schicksal?“ Die Frau trank von dem Tee. Etwas zögernd antwortete sie: „Ja, daran glaube ich. Das kommt Ihnen vielleicht befremdlich vor.“ Der Andorianer machte eine verneinende Geste. „Durchaus nicht, denn dass ich etwas Anderes glaube, beweist nicht die Richtigkeit dieses Glaubens.“ Die Kommandantin grinste schief, trank den Rest des Tees aus und stellte das kleine Glas in das Ausgabefach zurück, wo es sich auflöste. „Man merkt, dass Sie Politiker sind, Thy´Var. Gehen wir wieder auf die Brücke.“ * * * Nach sieben Tagen Flug mit zugeschaltetem Quantenslipstream-Antrieb näherte sich die ASTRAL-VOYAGER dem Zielsektor. Während des ersten Tages des Fluges hierher hatte sowohl Carmen Sinemus als auch Thy´Var Dheran das Thema Vorfahren ganz bewusst vermieden. Die Kommandantin hatte Thy´Var Dheran an seinem ersten Abend an Bord zum Essen eingeladen. Zusammen mit den Führungsoffizieren des Raumschiffs. Es hatte sich an den übrigen Abenden so eingespielt, dass sie ebenfalls gemeinsam zu Abend aßen. Allerdings ohne die übrigen Führungsoffiziere des Raumschiffs. An diesen Abenden hatten sie zunächst über die bevorstehenden Verhandlungen gesprochen. Im Zuge dieser Gespräche hatte der Andorianer die Kommandantin darum gebeten, ihn auf die Planetenoberfläche zu begleiten, sobald eine Einladung der Krendaraner an sie erging. Falls eine Einladung ergehen würde, hatte sich Dheran in Gedanken verbessert. Zur Freude des Andorianers hatte die Frau seiner Bitte zugestimmt. Wobei er nicht einmal genau sagen konnte, warum ihn das so sehr gefreut hatte. Erst an den letzten beiden Abenden hatten sie wieder über das Thema Vorfahren gesprochen. Dabei hatten sie beide gemeinsam herausfinden können, dass sich die Beziehung zwischen Tar'Kyren Dheran und Pasqualina Mancharella über mehrere Jahre dahingezogen hatte. Beim Austausch weiterer Informationen über ihre Familien hatte sich ebenfalls herausgestellt, dass das offensichtliche Auf und Ab in dieser Beziehung sowohl Christina Carey als auch Christian Sinemus zu schaffen gemacht haben musste. Woran die Beziehung letztlich scheiterte, hatten sie nicht herausfinden können. Doch sie hatten über die möglichen Gründe sehr emotional diskutiert während der letzten beiden Abende. Dabei fand Dheran zu seinem gelinden Erstaunen heraus, dass Carmen Sinemus kaum weniger Leidenschaft an den Tag gelegt hatte, als er selbst. Am ersten Tag hatte er sie als beherrscht und etwas kühl eingestuft. Diese Meinung hatte er an den vergangenen Abenden revidiert. Carmen Sinemus hatte echtes Mitgefühl an den Tag gelegt, als er ihr davon erzählte, dass Tar'Kyren Dheran und seine Frau später, im Jahr 2427, bei einem Flug mit ihrem privaten Runabout spurlos zwischen den Sternen verschwunden waren. Entsandte Suchkommandos hatten nicht die geringste Spur der Vermissten und des Runabouts DITHREABHAIGH gefunden. Also galten sie offiziell immer noch als vermisst, auch wenn Thy´Var nicht daran glaubte, dass beide noch leben könnten. Vermutlich waren sie einer unbekannten Katastrophe zum Opfer gefallen und schon seit langer Zeit tot. Seit einigen Minuten befand sich der Andorianer wieder auf der Brücke. Hier hatte er in den letzten Tagen viel Zeit verbracht. Neben Carmen Sinemus sitzend. Er hatte in den letzten Tagen ihre Nähe und die gemeinsamen Abendessen genossen. Jeden Tag etwas mehr. Eben hatte Carmen Sinemus den Befehl gegeben, den Austrittspunkt aus dem Slipstream-Kanal so zu wählen, dass die Krendaraner sie ortungstechnisch kommen sehen würden, bevor sie den Planeten erreichten. Sie wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und direkt und unangemeldet über Krendara auftauchen. Dheran ließ Carmen Sinemus vollkommen freie Hand bei dieser Entscheidung, obwohl er, in seiner Eigenschaft als Sonderbotschafter, hätte intervenieren können. Die Kommandantin ihrerseits hatte wohlwollend vermerkt, dass sich Dheran aus ihren Entscheidungen als Kommandantin dieses Raumschiffs heraushielt. Sie hatte vor zwei Jahren einmal etwas andere Erfahrungen gemacht. Damals hatte sie, noch neu im Kommando, beinahe die Fassung verloren. Doch dieser Andorianer war so ganz anders, als die irdische Frau, die sie seinerzeit am liebsten in den Hintern getreten hätte. Dabei war sie anfangs gar nicht begeistert gewesen, als sie erfahren hatte, dass ihr Passagier ein Andorianer sein sollte. Vertreter dieser Spezies galten bestenfalls als kompliziert. Inzwischen vermutete Carmen Sinemus, dass das entweder übertrieben war, oder dass dieser Vertreter seine Spezies eine große Ausnahme sein musste. Man würde sehen. Zudem fand die Frau, dass der Senator nicht ihrem Bild eines typischen Andorianers entsprach. Schon das schulterlange Haar hatte sie anfangs als etwas ungewöhnlich empfunden. Thy´Var Dheran war der erste Andorianer, den sie mit einer solchen Haartracht gesehen hatte. Alle die sie sonst kennengelernt hatte, trugen das Haar eher kurz bis sehr kurz. Sie stellte für sich persönlich fest, dass diesem Andorianer diese Haarlänge jedoch sehr gut stand. Überhaupt wirkte der Andorianer sehr anziehend auf sie. Das war ihr in den letzten Tagen immer deutlicher aufgefallen. Vielleicht lag das daran, dass sie während ihrer Kadettenzeit für einen Andorianer geschwärmt hatte. Er hatte sich jedoch nicht für sie interessiert und so hatte sie das Kapitel Andorianer abgeschlossen. Doch nun war dieser andorianische Senator an Bord gekommen und von Beginn an war da dieses seltsame Kribbeln im Magen gewesen. Es hatte sich noch verstärkt, in den letzten Tagen. Die Kommandantin rief sich innerlich zur Ordnung, als der Pilot die letzten fünf Sekunden herunterzählte, bevor er den Quantenslipstream-Antrieb deaktivierte. Die normale sternengesprenkelte Schwärze des Weltalls wurde sichtbar, als das Raumschiff auf Impulsgeschwindigkeit zurückfiel. Hier jedoch, am Rand des galaktischen Zentrums, standen die Sterne dichter und das Funkeln der Sterne wirkte noch beeindruckender als in den Randsektoren der Milchstraße. Es dauerte einige Minuten, bis der Taktische Offizier meldete: „Captain, wir kommen in Scanner-Reichweite der Krendaraner. Moment, wir werden gerufen. Nur Audio.“ „Auf die Lautsprecher, Lieutenant.“ Im nächsten Moment drang eine helle und gleichzeitig melodische Stimme aus den aktivierten Holo-Lautsprechern. „…ich wiederhole: Hier spricht der Kommandant der Raumüberwachung von Krendara. An unbekanntes Raumschiff: Bitte identifizieren Sie sich.“ Der Taktische Offizier meldete: „Ich habe einen Kanal geöffnet. Verbindung steht.“ Die Kommandantin der ASTRAL-VOYAGER nickte dem Untergebenen zu und sagte dann mit klarer Stimme: „Hier spricht Captain Carmen Sinemus, vom Föderationsraumschiff ASTRAL-VOYAGER. Wir sind hier um einen erneuten friedlichen Kontakt zu Ihrem Volk herzustellen. Ich habe einen Sonderbotschafter der Föderation an Bord, der für die Galaktische Föderation spricht. Sollten Sie keine Kontaktaufnahme wünschen, so werden wir das akzeptieren, und uns wieder zurückziehen.“ Thy´Var Dheran hatte sich ebenfalls erhoben. Als sich der Krendaraner erneut meldete und um etwas Geduld dafür bat, bis er eine Verbindung zu einem Regierungsbeamten hergestellt haben würde, sah Carmen Sinemus ihn an und meinte: „Das ist dann wohl Ihr Stichwort, Herr Sonderbotschafter.“ Ihr Zwinkern konnte Zufall gewesen sein. Doch daran glaubte der Andorianer nicht. Dazu hatte er sie etwas zu gut kennengelernt, während der vergangenen Woche. Thy´Var Dheran schenkte der Frau ein kaum sichtbares Lächeln. Einen Moment später klang eine andere Stimme auf und der Andorianer konzentrierte sich wieder auf den eigentlichen Grund seines Hierseins. „Hier spricht Cirell-Taan, die Falon´Koor des Volkes der Krendaraner. Wir haben gehofft, dass es irgendwann zu einem weiteren Kontakt mit der Föderation kommen wird. Darf ich fragen, was der Grund dafür ist?“ Dheran erklärte: „Das Ziel der Föderation war und ist es, jungen Spezies wie der Ihren, Unterstützung zu geben, bei der Erforschung des Weltalls. Die Prinzipien der Föderation basieren seit Jahrhunderten auf der freiwilligen Zusammenarbeit. Ich bin dazu befugt, mit den Vertretern Ihrer Regierung Gespräche über einen Beitritt Ihrer Spezies zur Föderation aufzunehmen. Natürlich nur, wenn sie das nicht strikt ablehnen.“ Die Falon´Koor der Krendaraner sagte nach einem kurzen Moment: „Wir haben nichts gegen eine Kontaktaufnahme um solche Verhandlungen zu führen. Zusagen machen können wir jedoch erst, wenn wir mehr Informationen von Ihnen bekommen haben.“ Dheran sah zufrieden zu Carmen Sinemus und gab zurück: „Wir verfügen über eine Transportertechnik, die es uns erlaubt, Personen in wenigen Sekunden von unserem Raumschiff auf die Oberfläche zu versetzen. Wenn es nicht Ihren Bestimmungen widerspricht, so würde ich mich gerne mit der Kommandantin des Raumschiffs auf diesem Wege zu Ihnen begeben. Bitte senden Sie uns im Fall einer Zustimmung Koordinaten, wo es uns erlaubt sein wird, zu erscheinen.“ „Wir sind einverstanden. Koordinaten werden Ihnen in diesem Moment übermittelt. Wir erwarten Ihr Erscheinen. Cirell-Taan, Ende.“ „Die Verbindung wurde unterbrochen“, meldete der Offizier von der NAV/OPS-Konsole. „Koordinaten wurden empfangen und entschlüsselt. Ich leite den Koordinaten-Satz weiter zu Transporterraum-1.“ „Die verlieren ja keine Zeit“, schmunzelte Carmen Sinemus bei dem etwas perplexen Gesichtsausdruck des Andorianers. „Wir wollen diese Krendaranerin nicht warten lassen.“ Dheran fand wieder zu seiner gewohnten Selbstsicherheit zurück. Mit einem schiefen Grinsen erwiderte er: „In Ordnung, Captain. Verzichte ich also auf die Festrobe. Dabei wollte ich doch unbedingt Eindruck bei dieser Mission auf Krendara schinden. Das hat mir diese Cirell-Taan jedenfalls schon einmal vermasselt.“ Die Kommandantin wirkte amüsiert, als sie dem Ersten Offizier das Kommando übergab und an Dheran vorbei zum Turbolift auf der Steuerbordseite schritt. Als sie in der Liftkabine zum Transporterraum fuhren, meinte Carmen Sinemus: „Ich danke Ihnen für die Gelegenheit, bei der ersten Verhandlung mit den Krendaranern dabei sein zu dürfen, Thy´Var.“ „Ich danke Ihnen, dass sie mich begleiten“, gab der Andorianer lächelnd zurück. Danach spannte sich seine Miene wieder leicht an. Er brannte darauf, die Krendaraner persönlich kennenzulernen. Bis jetzt entwickelten sich die Dinge positiv. * * * Als Thy´Var Dheran und Carmen Sinemus an den zuvor überlieferten Koordinaten rematerialisierten, wurden sie von den anwesenden Krendaranern stumm angestarrt. Keiner der Humanoiden, die wie Menschen mit violetter Haut aussahen, sagte ein Wort. Stattdessen starrten sie Dheran und seine Begleiterin einfach nur an. Etwas irritiert wechselte Thy´Var Dheran einen Blick mit Carmen Sinemus und flüsterte ihr zu: „Kommt nur mir dieses Verhalten der Krendaraner seltsam vor?“ Die Frau an Dherans Seite schüttelte nur stumm den Kopf, sagte aber nichts. Sie selbst musste diese Merkwürdigkeit erst einmal verarbeiten. Dabei nahm sie sich die Zeit, die Anwesenden etwas genauer anzusehen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass die hell- bis mittel-violette Haut der Krendaraner von einem Muster dunklerer Streifen durchzogen wurde. Wie bei irdischen Tigern, nur weit weniger auffällig. Die Pupillen der großen und leicht schrägstehenden Augen wiesen einen nachtblauen Ton auf. Die Färbung der Iris der Augen reichte von Dunkelrot bis Orange-Rot. Zwei der fünf Anwesenden wiesen eindeutig die Merkmale von weiblichen Humanoiden auf. Beide wirkten größer und kräftiger, als ihre offensichtlich männlichen Begleiter. Insgesamt wirkten die fünf Krendaraner schlanker und graziler als Menschen, auf Carmen Sinemus. Dabei fiel der Raumschiff-Kommandantin gleichzeitig auf, dass weniger Gravitation auf diesem Planeten herrschte, als an Bord der ASTRAL-VOYAGER. Als die fünf Krendaraner auch nach einigen weiteren Augenblicken kein Wort sagten, wandte sich Dheran an die Frau, die ihm am nächsten stand und erkundigte sich vorsichtig: „Bitte, können Sie mir sagen, ob etwas nicht stimmt? Oder gehört dieses Schweigen zu einer besonderen Form der Begrüßungszeremonie? In dem Fall bitte ich um Entschuldigung.“ Die angesprochene Krendaranerin besann sich und erwiderte melodisch: „Ich bin die Falon´Koor unserer Spezies, Cirell-Taan. Alles ist in Ordnung. Es ist nur so, dass Sie beide in geradezu unheimlicher Weise zwei Wesen gleichen, die auf diesem Planeten seit Generationen als die Retter des krendaranischen Volkes verehrt werden. Ohne sie wäre unsere Zivilisation vermutlich untergegangen.“ Thy´Var Dheran wechselte vielsagende Blicke mit Carmen Sinemus. Dann wandte er sich wieder an die Krendaranerin. „Ich bin Senator Thy´Var Dheran und meine Begleiterin ist Captain Carmen Sinemus, die Kommandantin des Raumschiffs, das uns hierher gebracht hat. Wollen Sie damit sagen, dass sie bereits einen Andorianer wie mich und einen Menschen, wie meine Begleiterin, gesehen haben?“ Die Wirkung seiner Worte übertraf noch die Erwartungen des Andorianers. Unter den anwesenden Krendaranern entstand Unruhe, bevor Cirell-Taan eine ausholende Geste mit der rechten Hand machte und sie damit ihre Begleiter zum Schweigen brachte. Mit einem besonders musternden Blick in Dherans Miene erklärte sie: „Ja, wir hatten bereits Kontakt zu einem Andorianer und einer Menschenfrau. Der Andorianer trug ebenfalls den Namen Dheran. Tar'Kyren Dheran. Sind Sie mit ihm verwandt?“ Für eine Weile sprachlos sahen sich Thy´Var Dheran und Carmen Sinemus erneut an, bevor der Andorianer bestätigte: „Tar'Kyren Dheran war einer meiner Vorfahren. Er und seine Frau verschwanden während einer privaten Forschungsreise spurlos zwischen den Sternen. Ihr Schicksal blieb ungeklärt. Seither gelten sie offiziell immer noch als vermisst. Sind das etwa die beiden Helden, von denen Sie sprachen?“ Die Falon´Koor verneigte sich leicht. „Ja. Die Namen Tar'Kyren und Christina Dheran sind untrennbar mit dem Schicksal meines Volkes verbunden. Seit deren Notlandung auf diesem Planeten. Doch dazu wird Ihnen eine unserer Historikerinnen später mehr erzählen, Senator Dheran. Zunächst möchte ich Sie und Ihre Begleiterin bitten, an dem offiziellen Empfang teilzunehmen, den wir vorbereitet haben.“ Dheran und seine Begleiterin verneigten sich in ähnlicher Weise, wie es zuvor die Krendaranerin getan hatte. „Natürlich gerne, Falon´Koor Cirell-Taan.“ * * * Bereits während des Empfangs und dem anschließenden Bankett hatte Thy´Var Dheran seine Ungeduld kaum bezähmen können. Carmen Denise Sinemus verstand den Andorianer nur zu gut. Erst vor wenigen Tagen hatte er ihr von diesen beiden Vorfahren von sich erzählt und nun schien es auf diesem Planeten eine Aufklärung ihres Schicksals zu geben. Auch, wenn sie persönlich das für eher unwahrscheinlich erachtete. Vielleicht hatten ihre Ausbilder an der Sternenflottenakademie jedoch Recht und das Universum steckte wirklich voller Mysterien und Wunder. Nach dem Bankett hatte sie eine Krendaranerin zu diesem Ort geflogen. Auf eine Insel eines Archipels. Ihr Name lautete Tra-Kelorn. Sie hielten sich nun in einem kleinen Park auf, zu dem eine Trasse für Bodengleiter führte. Im Zentrum des Parks, jenseits einer Schlucht, die von der Trasse überspannt wurde, erhob sich ein prächtiges Säulenrondell. Im Zentrum dieses halbrunden Rondells, auf welches Thy´Var Dheran und die Frau an seiner Seite nun zuschritten, erhob sich ein quadratisch geformter Podest. Auf ihm erkannten sie zwei humanoide Gestalten. Erst als sie auf etwa zwanzig Schritte heran waren, wurde offensichtlich, dass eine von ihnen einen Andorianer darstellte. Die andere war unverkennbar eine Frau. Beide hielten sich in den Armen und blickten, mit leicht angehobenen Köpfen, zum Himmel hinauf. „Da, sehen Sie das!“, rief Thy´Var aus und rannte die letzten Meter zu dem Denkmal. Er musste den Kopf in den Nacken legen, um in die Gesichter der beiden dargestellten Personen sehen zu können. Carmen Sinemus, die seine verständliche Aufregung verstand, lief ihm rasch nach. Als sie bei ihm stehenblieb, deutete der Andorianer hinauf und sagte: „Das sind unverkennbar meine Vorfahren. Sie sehen Tar'Kyren und Christina Dheran wirklich erstaunlich ähnlich.“ Die Kommandantin sagte sanft: „Erinnern Sie sich an Ihre Frage, ob ich an Schicksal glaube? Nun, im Augenblick stärker als je zuvor.“ „Ich fange an zu verstehen, warum das so ist“, murmelte der Andorianer abwesend, dabei immer noch in die Gesichter sehend. Erst nach einem Moment fiel sein Blick auf die fremdartigen Schriftzeichen, die in den Sockel getrieben waren. Zumindest vermutete der Andorianer, dass es sich um Schriftzeichen handelte. Carmen Sinemus folgte seinem Blick und meinte: „Ich wüsste gerne, was da steht.“ „Darum bin ich hier“, sagte die Krendaranerin, die sie hierhergeflogen hatte. Der Senator und der Captain wandten sich um. Sie bemerkten die Annäherung der hochgewachsenen Pilotin, die zunächst die Aggregate des Luftgleiters heruntergefahren hatte, erst jetzt. So sehr hatte sie dieses Denkmal gefangengenommen. Freundlich lächelnd erklärte sie: „Mein Name ist Harill-Koon. Ich bin nicht nur Pilotin, sondern auch Historikerin und lehre an der Universität der Hauptstadt. Zu meinen Fachgebieten zählt die Epoche, in der diese beiden Retter unseres Volkes zu uns kamen.“ An dieser Stelle gaben Tar'Kyren Dheran und Christina Carey-Dheran ihr Leben für unser Volk. Das Volk der Krendaraner wird ihrer stets gedenken und sie in dankbarer und bester Erinnerung behalten. Krendara im Krandec 14.473 Nachdem die Krendaranerin die Inschrift vorgelesen hatte, fügte sie hinzu: „In der letzten Zeile wird das Jahr des Todes erwähnt. In diesem Jahr landeten sie auf Krendara.“ „Um die Oberste Direktive haben sich Ihre Vorfahren wohl nicht sonderlich geschert“, mutmaßte Carmen Sinemus und sah kritisch zu dem Andorianer. „Zumindest klingt das hier so an, wenn ich nicht falsch liege. Ich vermute einmal, dass wir eine ziemlich interessante Geschichte zu hören bekommen werden.“ „Solange man den Namen Dheran auf einem ganzen Planeten in guter Erinnerung behält, ist mir herzlich egal, ob die Oberste Direktive etwas im Weg war“, gab Dheran mit leisem Spott zurück. „Ich vermute, es gab in diesem Fall gute Gründe für eine Missachtung.“ Ein beruhigendes Lächeln überflog die Lippen der Frau. „Ich hatte meine vorangegangenen Worte nicht so ernst gemeint, wie sie offensichtlich geklungen haben. Ich bin mir sicher, dass man Ihren Vorfahren ansonsten nicht dieses Denkmal gesetzt hätte.“ Die Antennen des Andorianers bogen sich leicht nach hinten, bevor er sich rasch an die Historikerin wandte. „Wir würden gerne hören was sich damals ereignet hat.“ Die Krendaranerin verneigte sich leicht und erklärte: „Vorausschicken möchte ich, dass ein Teil dessen, was ich zu berichten habe, erst nach dem Tod Ihrer Vorfahren bekannt wurde. Durch Aufzeichnungen eines Gerätes, dass sie bei sich trugen. Dazu mussten wir das Gerät erst reparieren, da es bei der Landung des Raumschiffs zu Bruch ging. Einige andere Ereignisse konnten wir nur ungenau rekonstruieren. Doch insgesamt ergab sich am Ende ein weitgehend klares Bild. Die Ereignisse begaben sich demnach etwa so…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)