Im Kopfe eines Käfers von nikasparkle (Die etwas andere Hollow Knight Geschichte) ================================================================================ Kapitel 2: Der Grünweg ---------------------- Wir strandeten in der vergessenen Wegkreuzung. Moment, sollte es nicht zum Grünweg gehen? Wollte sie hier noch etwas erledigen? Innerlich beschwerte ich mich, ich wollte doch so unbedingt die heiße Braut aus dem Grünweg wiedersehen. Doch bevor ich den Gedanken fortsetzen konnte, ließ sie mich wieder gegen die Glocke hauen. »Achso, der Hirschkäfer ist ja noch da«, sagte die mysteriöse Frauenstimme verwirrt. Ein lautes und wiederholtes Klappern war zu hören. Ein Geräusch, welches ich nicht zuordnen konnte, aber mittlerweile hatte ich mich daran gewöhnt. Na, das hatte sie ja gut erkannt. Und erneut ging es auf den Rücken des Hirschkäfers. Hurra. Diesmal landeten wir sogar an der richtigen Stelle. Der Geruch von Säure war zu vernehmen. Ich rümpfte meine Nase. Blubbernde Geräusche kamen aus verschiedenen Ecken und drangen in meine Ohren. Obwohl ich einerseits sehr angeekelt von dem Grünweg war, war ich andererseits auch sehr aufgeregt. Die elegante Käferdame im bordeauxroten Kleid konnte nicht mehr weit sein! Ich konnte die Hirschkäferstation und damit auch den komischen Käfer endlich hinter mir lassen und wurde ins Grüne geschoben. Ich holte mein Journal des Jägers raus. Ein Buch, das ich gestern vom Jäger höchstpersönlich bekommen hatte. Ich wusste vorher nur, dass er in Legenden vorkam, aber dass er wirklich existierte, freute mich ausnahmsweise. Aber bevor ich irgendwas genauer betrachten konnte, schloss ich das Buch wieder. »Ups, falscher Knopf«, hörte ich sie sagen. Was sollte das denn bedeuten? Manchmal wusste ich einfach nicht, was diese Stimme wollte. Ein Knopf war weit und breit wirklich nirgends zu sehen. Als ich weiterbewegt wurde und einen schmalen Gang entlang ging, blieb ich plötzlich stehen. Zu allem Überfluss war genau unter mir eine Venusfliegenfalle. Wenn ich nicht schnell weiterging, würde sie mich fressen! Ich versuchte, mich mit aller Macht zu bewegen, aber es ging nicht! – Und haps. Eine dünne Schicht aus Schleim umgab mich und die Pflanze verschwand wieder im Boden. »Oh, was? Wo kam die denn her?« »Du siehst die Teile anhand ihrer Zähne, guck mal hier«, ertönte nun eine Männerstimme. Endlich mal jemand, der Augen hatte. So blind konnte doch niemand sein? Wenn man den Kopf runter neigt, sieht man sie doch! »Achso! Wie gemein sind die denn platziert? Wie unhöflich!« So langsam wollte ich sie nicht mehr hören. Konnte man das irgendwie abstellen? Vielleicht waren das ja die Nebenwirkungen der Höhlen, von denen der alte Sack oben in Mistmund gesprochen hatte. Vielleicht werde ich ja bald komplett verrückt, dann müsste ich zumindest nichts mehr davon mitkriegen und würde auch nicht in Venusfliegenfallen enden. Nach einer gefühlten Ewigkeit standen wir nun vor einem großen, grün bewachsenen Raum in den Höhlen. Ich sah jemanden ganz weit in der Ferne. Es war ein Käfer. War er noch bei Verstand? Konnte ich mit ihm reden? Kurz vor dem kleinen Abgrund blieb ich stehen. Und dort stand sie. Die Dame meiner Träume. Sie sah von hinten bereits wunderschön aus. Ob sie sich umdrehen würde? Ich hörte die Frauenstimme irgendetwas erzählen und nach ewig langen Minuten sprang ich endlich herab. Doch bevor ich etwas sagen konnte, kam sie mir zuvor: »Komme nicht näher, Geist. Ich habe dich gesehen, als du mich im Gestrüpp verfolgt hast.« Das stimmt. Wirklich geschickt hatte ich mich nicht anstellen können, da ich keine Kontrolle über meinen Körper hatte. Sie musste mich also so oder so gesehen haben. Die ganzen Sprünge in Stacheln und Säure konnte auch niemand übersehen. Aber Moment, sie hat mich beobachtet? Heißt das, sie hat Interesse an mir? »Dieses alte Königreich... Etwas Schreckliches erwacht. Ich kann es förmlich riechen.« Sie - riecht etwas Schreckliches? Meint sie die Säure hier im Grünweg? Oder stinke ich etwa so sehr nach dieser Säure und Blut, dass sie mir aus dem Weg gehen möchte? Oh, bitte nicht! »Ich weiß, was du bist. Ich weiß, was du zu tun versuchst. Das kann ich nicht zulassen.« Bevor ich meine Gedanken dazu ordnen konnte, sprintete sie mit diesen Worten auf mich zu. Warum war es nur so schwer, ordentlich zu flirten? Wenn sie mir ein paar Sekunden Zeit gegeben hätte, hätte ich sicherlich gut darauf antworten können. Wie ein dummer Trottel wollte ich auf gar keinen Fall enden. Genauso wenig wollte ich jedoch von dieser Braut hier aufgespießt werden. Im letzten Moment flog mein Körper zur Seite. Zum Glück! »Hallo Hornet«, sagte die Frauenstimme. Moment, was? Hornet? Mein Traumkäfer hier heißt Hornet? Was für ein toller und ausdrucksstarker Name für diese energievolle Käferdame! Er passte perfekt zu ihr. Doch mit einem lauten »Hegaaaale!« ihrerseits wurde ich von ihren Fäden getroffen und befand mich im nächsten Moment auf der Bank in Mistmund wieder. Ich schaute mich um und sah in die schwarzen Augen des Käferältesten. »Mein Verständnis von Heilandsnest mag etwas vage sein, aber unter den grün-« Gott sei Dank stand ich genau in diesem Moment auf und bewegte mich erneut auf die Hirschkäferstation zu. Ich war mir unsicher, ob ich lieber den alten Sack oder den komischen Hirschkäfer ertragen wollte. Wahrscheinlich keinen von beiden. Als ich ankam, setzte ich mich auch an der Grünweg-Station auf eine Bank und stand direkt wieder auf. Ich kam einfach nicht mit diesen komischen Bewegungen klar. Niemand würde sich so bewegen! Alle Käfer, die mich sahen, mussten mich für verrückt halten. Bestimmt auch die tolle Käferdame, Hornet. Kurze Zeit später befand ich mich wieder vor ihr. Merkwürdigerweise erzählte sie genau dasselbe wie zuvor. Hatte sie vergessen, dass ich bereits hier war? »Ich weiß, was du bist. Ich weiß, was du zu tun versuchst. Das kann ich nicht zulassen.« Und wieder stürmte sie auf mich zu. Dieses Mal bewegte ich mich allerdings tatsächlich etwas flüssiger. Zum Glück war mein Körper anscheinend lernfähig. Ohne meinen Kontrollverlust hätte ich das bestimmt viel besser machen können. Nach etlichen Versuchen gab sich Hornet mit einem letzten »Sha!« endlich geschlagen. Dies war meine Chance, ihr etwas zu sagen! Endlich. Darauf wartete ich seit zu vielen Minuten. Doch bevor ich etwas sagen konnte, schwang die Käferdame ihre Nadel und verschwand im grünen Dickicht. Ich war sauer. So sauer wie noch nie. Nichts blieb mir erspart. Nicht nur, dass ich diese komischen Stimmen hörte, ich konnte weder mich selbst bewegen, noch etwas sagen. Wenn ich nur könnte, würde ich- Meine Gedanken wurden unterbrochen, als eine leuchtende Kugel von der Decke herabsegelte. »Was ist das?« Ja, das fragte ich mich auch. Endlich waren wir uns mal einig. Widerwillig ging ich auf diese Kugel zu und wurde in die Luft geschleudert. »Der Mottenflügel-Umhang?«, fragte die Stimme. »Was ist das?« »Mh, probiere es aus«, antwortete die Männerstimme. Ich wusste, was nun folgen würde. Was auch immer das war, ich durfte das Versuchskaninchen spielen. Und so war es auch. Ich wurde durch die Luft geschleudert. Hin und her und hin und her und- Plötzlich wurde alles um mich herum dunkel und ich wurde auf den Boden geschmissen. Der Aufprall tat weh. Meine Sicht wurde immer dunkler und dunkler, bis ich gar nichts mehr sehen konnte. Ich lag am Boden. Dort, wo Hornet mich zurückgelassen hatte. Und ehe ich mich versah, war mein Bewusstsein aus meinem Körper verschwunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)