DEATH IN PARADISE - 01 von ulimann644 (Doppelfehler) ================================================================================ Kapitel 6: Flirts und Versicherungen ------------------------------------ Umgezogen und sich dadurch wesentlich wohler fühlend, stieg Derrick Faulkner eine Stunde später, gemeinsam mit Sarah Dechiles die Treppen der Polizeistation hinauf. Der Sergeant sah Faulkner an und meinte feststellend: „Sie fahren also regelmäßig Fahrrad, um sich fit zu halten, Sir. Ich selbst bevorzuge es, zu laufen – und zu tanzen natürlich auch.“ „Tanzen?“ Sie betraten das Büro und erst dort antwortete Dechiles: „Ja, im bunten Nachtleben von Honoré, Inspector.“ „Honoré hat ein Nachtleben?“ Die Polizistin lachte vergnügt. „Nicht ganz so offensichtlich, wie in London, aber ja. Vielleicht möchten Sie heute Abend mitkommen, dann machen wir Honoré unsicher.“ Derrick Faulkner überlegte kurz und gab nachdenklich zurück: „Kein schlechter Gedanke, Sergeant. Obwohl wir, als Polizisten, das Gegenteil bewirken sollten.“ „Ach was, Sir“, zerstreute Dechiles die Bedenken ihres Vorgesetzten. „Etwas tanzen und ein oder zwei Cocktails – was soll da schon passieren. Sie können doch tanzen?“ „Ja, was das betrifft, gibt es keine Probleme. Also gut. Wann und wo treffen wir uns?“ Sarah Dechiles machte ein vergnügtes Gesicht. „Ich hole Sie um acht Uhr ab und wir fahren im Rover hierher, um ihn abzustellen. Von hier aus ist es nicht weit.“ „Ich erwarte Sie also etwa gegen halb neun“, stimmte Derrick Faulkner ironisch zu und schmunzelte fein, als die Frau ihre Stirn runzelte. Florence Cassell, die an ihrem Schreibtisch saß, warf dem Inspector einen langen Blick zu, kommentierte die Unterhaltung jedoch nicht weiter. Derrick Faulkner entging nicht, dass Florence etwas auf der Seele zu liegen schien, doch er beschloss darauf zu warten, dass sie von sich aus das Thema anschneiden würde. Gegenwärtig verfolgte er andere Gedanken. Er meinte schließlich: „Wir fahren nochmal zu den drei Hinterbliebenen, Florence. Momentan haben wir nicht wirklich etwas in der Hand. Vielleicht kriegen wir etwas heraus, wenn wir sie selbst mit einigen Details füttern.“ Florence nickte knapp und folgte ihm hinaus. Unterwegs blieb es zunächst still zwischen ihnen, bis die Polizistin geradeheraus fragte: „Halten Sie es für richtig, mit Sergeant Dechiles auszugehen?“ Die Überraschung im Blick des Inspectors war echt, als er fragte: „Wie meinen Sie das? Wir haben kein Date. Dechiles und ich sind Kollegen. Außerdem sind wir zwei auch schon essen gegangen. Ganz zu schweigen davon, dass man Ihnen nachsagen könnte, bereits eine Nacht bei mir verbracht zu haben. Doch wir beide wissen, dass das ganz harmlos war.“ „Schon richtig“, räumte Florence ein. „Dennoch…“ „Okay, warum denken Sie, dies wäre eine andere Situation?“ Florence Cassell suchte nach Worten. Erst nach einer Weile meinte sie: „Ich habe einfach den Eindruck, dass Sergeant Dechiles mehr darin sieht?“ Verwundert hob Derrick Faulkner seine Augenbrauen. „Und das gefällt Ihnen nicht?“ Die Frau sah Faulkner grüblerisch an, bis er seufzend meinte: „Sollte sich das bewahrheiten, dann werde ich Sarah Dechiles enttäuschen müssen, fürchte ich. Es wird nämlich so ablaufen, Florence: Wir werden gemeinsam etwas trinken, uns unterhalten und vielleicht sogar tanzen. Doch danach wird jeder zu sich nach Hause gehen. Allein!“ Etwas beruhigter wirkend meinte Florence: „Klingt vernünftig, Sir.“ „Nein, das klingt, als wäre ich vierzehn und würde ich mich bei meiner Mom rechtfertigen müssen. Falls es Ihnen entgangen sein sollte, das war kein Kompliment.“ Florence sparte sich einen Kommentar dazu und Faulkner wechselte das Thema: „Wie fanden Sie das Kostüm, das Natalie Lorrimer bei unserem ersten Besuch trug? Ich meine, dieses auffällige, bordeauxrote Kostüm.“ „Nicht mein Fall“, gab die Polizistin zurück. „Etwas zu auffällig, für meinen Geschmack, Sir.“ „Verstehe, Sie gehören zu den Frauen, die sich morgens vor den Spiegel stellen und dabei denken: Was könnte ich nur anziehen, damit mich nur bloß keiner ansieht?“ Florence Cassell sah Faulkner strafend an und dieser beschwichtigte rasch: „Das war nur ein Scherz, Florence. Wie verlief übrigens Ihr Wiedersehen mit Céline?“ „Sehr gut. Ich habe sie, bei dieser Gelegenheit, gleich zu meiner Geburtstagsfeier eingeladen. Morgen Abend, im LA KAZ, nach Feierabend. Ich hoffe, Sie kommen auch, Sir.“ „Sehr gerne, Florence.“ Sie erreichten die Villa. Nachdem das Tor hinter sich gelassen hatten, schritten sie, über den breiten Kiesweg auf die Villa zu und Florence erkundigte sich bei dem Inspector: „Ich nehme an, dass diesmal Sie die Befragung leiten möchten, Sir?“ „Richtig“, bestätigte Faulkner knapp. „Aber wundern Sie sich nicht, wenn ich erwähne, dass in der Nähe der Villa, am Tag des Unglücks, jemand gesehen wurde. Ich bin sehr gespannt, ob einer der drei Verdächtigen darauf anspringen wird. Im Grunde sind wir überhaupt nur deswegen hier.“ Es war die Schwester von Henderson Wayne, die sie am Eingang der Villa empfing. Ganz in Schwarz gekleidet, sah sie fragend zu den beiden Beamten. „Was wollen Sie?“ Faulkner wunderte sich nicht über diesen frostigen Empfang. Er selbst hatte, für mehrere Wochen, niemanden sehen wollen, nachdem man ihn, nachdem er damals aus dem Koma erwacht war, mit dem Tod seiner Familie konfrontiert hatte. „Wir sind nur hier, weil wir einen Hinweis erhalten haben, der etwas mit dem Tod Ihres Bruders zu tun haben könnte, Misses Watt.“ Neugier spiegelte sich auf dem Gesicht von Ann-Doreen Watt, als sie die Beamten hereinließ. „Was für Hinweise denn?“ Faulkner wartete, bis sie den Salon erreicht hatten, in dem sie auf Natalie Lorrimer und James Watt trafen. Er schritt etwas vor an und sagte: „Ich erklärte Misses Watt eben, dass wir, im Fall des Todes von Henderson Wayne, einem neuen Hinweis folgen.“ James Watt sah die beiden Polizisten fragend an. „Was für einen Hinweis? Ich dachte, der Tod meines Schwagers sei als Unfall klassifiziert worden.“ „Nun, das war er auch, bis zu dieser Zeugenaussage. Jemand will eine fremde Person in der Nähe dieser Villa gesehen haben, Mister Watt. Möglicherweise war es also fahrlässige Tötung, oder gar vorsätzlicher Mord.“ Zur gelinden Überraschung von Derrick Faulkner war es Ann-Doreen Watt, die daraufhin sagte: „Dieser Zeuge meinte vermutlich dieses junge, abgerissene Ding, das in den Tagen zuvor mehrmals um die Villa herumgeschlichen ist. Eine Einheimische, würde ich sagen, Inspector.“ Faulkner wandte sich nun interessiert an die blonde Frau. „Könnten Sie das besagte junge Ding genauer beschreiben, Misses Watt?“ Die Frau sah in Gedanken zum Fenster hinaus und erwiderte nachdenklich: „Eine junge Frau. Sie trug kurze, zerschlissene Jeans, dazu irgend so ein gemustertes Topp und schäbige Stoffturnschuhe, wenn ich mich recht erinnere. Sie war ziemlich mager. Schulterlange, schwarze Haare.“ Faulkner fing einen vielsagenden Blick seiner Kollegin auf. Er ging nicht darauf ein, sondern wandte sich zu James Watt und Natalie Lorrimer. „Hat einer von Ihnen diese junge Frau auch gesehen?“ Die beiden Angesprochenen verneinten. Es war James Watt, der sich erkundigte: „Glauben Sie, dass dieses Mädchen etwas mit dem Tod meines Schwagers zu tun hat?“ Es war Florence Cassell, die darauf antwortete: „Das werden wir herausfinden, Sir.“ Faulkner machte sich eine kurze Notiz in seinem Block und steckte ihn zurück in die Brusttasche seines Hemdes. „Ich danke Ihnen, dass Sie sich in dieser Zeit der Trauer Zeit für uns genommen haben. Das war es dann auch schon.“ Die beiden Beamten verabschiedeten sich von den Hinterbliebenen. Als sie das Tor des Grundstückes erreichten meinte Florence: „Sir, es gibt eine Person, auf die Misses Watts Beschreibung passt.“ Faulkner öffnete das Tor, ließ seiner Kollegin den Vortritt und folgte ihr dann. Erst, nachdem sie wieder im Rover saßen und nach Honoré fuhren, meinte er: „Für mich ergibt das keinen Sinn. Warum hat Misses Watt das Mädchen nicht bereits zuvor, von sich aus erwähnt. Ist doch seltsam.“ Florence widersprach energisch: „Sir, wir können eine Aussage nicht deswegen ignorieren, weil sie uns nicht gefällt. Sie wissen, dass ich Recht habe.“ Der Inspector fuhr den Rover auf den Seitenstreifen der Straße und hielt an. Danach stellte er den Motor aus und sah seine Kollegin eindringlich an. Beschwörend sagte er: „Florence, ich habe dieses Mädchen sehr genau beobachtet. Ich habe mit Dayana geredet und ihr dabei in die Augen gesehen. Dieses Mädchen ist von Zuhause weggelaufen, weil sie es bei ihren gewalttätigen Alkoholiker-Eltern nicht länger ertragen hat. Unabhängig davon, was mir das Mädchen erzählte, habe ich natürlich eigene Recherchen angestellt, denn ich bin alles andere, als naiv. Diese Recherchen ergaben, dass die Eltern des Mädchens einige Male auf Saint-Lucia, immer wegen häuslicher Gewalt, vor Gericht standen. Das Mädchen war verzweifelt und ich bin davon überzeugt, dass sie viel zu viel Angst gehabt hätte, sich auf das Grundstück zu schleichen. Noch dazu bei Tag, wenn alle Bewohner da sind.“ „Beurteilen Sie die Lage wirklich objektiv, Sir?“ Derrick Faulkner hielt dem fragenden Blick seiner Kollegin stand. Überzeugend gab er zurück: „Ja, das tue ich, Florence. Ich werde jedoch, im Laufe des morgigen Tages, mal mit Dayana reden. Falls sie am Tag des Mordes in der Nähe der Villa gewesen ist, dann könnte ihr etwas aufgefallen sein, das uns weiterhilft.“ Florence Cassell schien mit sich zu ringen, bevor sie sagte: „Also schön, Inspector. Ich habe versprochen, Ihnen den Rücken freizuhalten und das werde ich auch.“ Erleichtert erwiderte Faulkner: „Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen.“ Danach startete der Inspector den Motor des Rovers und setzte die Fahrt fort. * * * Am Abend fuhr Sarah Dechiles mit dem Land-Rover um kurz vor halb neun vor der Hütte des Inspectors vor, wo Faulkner bereits auf sie wartete. Als der Inspector zu Dechiles in den Wagen stieg, erlaubte er sich ein breites Grinsen und die Frau meinte warnend: „Sagen Sie nichts, Sir.“ Die Frau musternd, die nun statt ihrer Uniform ein schickes, eng anliegendes Röhrenkleid in schwarz und blau trug, nickte der Mann und erwiderte: „Wie könnte ich, bei diesem bezaubernden Anblick. Dann wollen wir mal, Sergeant.“ Sarah Dechiles, die ihrerseits den Inspector aufmerksam angesehen hatte, der nun statt Jeans eine dunkle Tuchhose, schwarze Schuhe und ein kurzärmeliges, dunkelblaues Hemd trug, nickte ihm zu. „Sie können sich aber auch sehen lassen, Sir. Ist Ihnen schon aufgefallen, dass wir quasi im Partnerlook unterwegs sind?“ „Sie haben Recht, Sergeant. Ist aber alles reiner Zufall, würde ich sagen.“ Die Frau grinste breit. „Na, ich weiß nicht.“ Nachdem Sie mit dem Rover zur Polizeistation gefahren waren, brauchten sie tatsächlich nur wenige Minuten, bis sie am Ende einer Seitengasse eine unscheinbare Holztür erreichten. Vor ihr stehenbleibend erklärte Sarah Dechiles dem Inspector: „Das hier ist der heißeste Schuppen auf der ganzen Insel, Sir.“ „Sieht eher aus, wie der Eingang zu einer Abstellkammer.“ Faulkners Untergebene warf ihm einen giftigen Blick zu und klopfte in einem bestimmten Rhythmus an der Tür. Gleich darauf öffnete sich die Tür und ein wuchtiger Insulaner musterte sie kritisch. Als er die Frau ansah, begann der Riese zu lächeln. „Hallo Sarah, du warst schon seit einiger Zeit nicht mehr hier. Wen hast du denn da bei dir?“ „Meinen Chef, also benimm dich gefälligst, Jaden.“ Der Türsteher nickte dem Inspector zu und gab den Weg für ihn und Sarah frei. Hinter seiner Untergebenen betrat Derrick Faulkner das Etablissement und blieb nach drei Schritten stehen. Auf einer Tanzfläche aus poliertem Edelholz tanzten mehrere Dutzend Männer und Frauen zu heißen Reggaeklängen. Die meisten von ihnen jünger als er und Dechiles. Nach einem raschen Rundumblick wandte sich der Inspector an Dechiles. „Der Laden ist wirklich toll, Sergeant.“ Die Frau lachte und begrüßte zwei gutaussehende Männer mit einer Umarmung und Küssen auf die Wangen, während sie sich zu zweit einen Weg zur Bar bahnten. Dort angekommen meinte die Polizistin vergnügt: „Das habe ich Ihnen doch gesagt. Möchten Sie lieber ein Bier oder einen Cocktail, Sir?“ „Lieber ein Bier. Cocktails kommen später an die Reihe.“ „Das ist ein Wort, Sir“, grinste die Frau und wandte sich dem Barkeeper zu. Derrick Faulkner nutzte inzwischen die Gelegenheit, um sich genauer in dem Lokal umzusehen. Etwa dreiviertel der Gäste schienen dunkelhäutig zu sein. Offensichtlich war diese Location eher ein Geheimtipp, als ein bekannter Touristentreff. Die meisten Frauen hier trugen ganz ähnliche, figurbetonte Kleider, wie Sarah Dechiles. Die ein oder andere warf ihm einen interessierten Blick zu und lächelnd stellte Faulkner fest, dass er sich hier wohlfühlte. Als er sich wieder seiner Kollegin zuwandte, reichte sie ihm eine Flasche ETENSEL und prostete ihm zu. Dabei fragte sie anzüglich: „Haben sie schon eine im Visier, Sir?“ „Nein - fünf“, erwiderte Faulkner spöttelnd. Sie nahmen einen Schluck und als sie die Flaschen auf dem Tresen der Bar abstellten, erkannte Faulkner ein bekanntes Gesicht. Fast gleichzeitig stieß ihn Sarah Dechiles an und forderte ihn auf: „Sie sollten die Freundin von Detective-Sergeant Cassell um einen Tanz bitten. Sehen Sie, wie sie ihnen zuwinkt?“ „Sie sind nicht sauer, deswegen?“ „Ach was, ich angel mir schon einen anderen netten Typ.“ Der Inspector schüttelte grinsend den Kopf. „Okay, dann werde ich mal. Aber es ist schon Jahre her, seit ich zuletzt Reggae getanzt habe, also entschuldige ich mich besser jetzt schon bei Ihnen dafür, was Sie gleich sehen werden.“ Damit stieß sich der Inspector vom Tresen ab und bahnte sich einen Weg, zwischen den Tanzenden hindurch, auf Céline zu. In dem tiefvioletten engen Minikleid, das sowohl handgroße, rautenförmige Aussparungen an den Hüften, als auch eine zwischen Brüsten und Bauchnabel aufwies, hatte er sie eben fast nicht wiedererkannt. Céline strahlte Faulkner an, als er sie erreichte. „Guten Abend, Derrick. Sarah hat Sie also dazu überredet das Tanzbein zu schwingen. Sie sehen chic aus.“ „Das Kompliment kann ich nur erwidern, Céline. Beinahe hätte ich Sie gar nicht erkannt, in diesem heißen Teil. Sie sehen toll aus.“ „Tanzen wir?“ „Dazu kam ich her.“ Derrick Faulkner mischte sich mit Céline zwischen die Tänzer und Tänzerinnen, wobei beide die Blicke der anwesenden Männer und Frauen auf sich zogen. Nachdem sie eine Weile miteinander getanzt hatten, spielte der DJ etwas langsamere Musik, zu der sich einige Paare in dem Lokal nun eng aneinandergeschmiegt bewegten. Bevor der Inspector wusste, wie ihm geschah, trat Céline näher an ihn heran und legte die Arme um seinen Nacken. Fast automatisch umarmte Faulkner die Frau, die sich an ihn schmiegte, wobei sie ihn nicht aus den Augen ließ. Nach einem Moment fragte Céline ihn: „Ist es Ihnen unangenehm so eng mit mir zu tanzen, Derrick?“ Faulkner sah Céline in die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein. Es ist nur das erste Mal, dass ich, nach dem Tod meiner Frau, mit einer anderen Frau tanze. Das ist für mich nur etwas ungewohnt, das ist alles.“ Céline sah den Mann überrascht an. „Davon hat mir Florence gar nichts erzählt.“ „Na ja, vermutlich war sie sich nicht sicher, ob mir das unangenehm wäre. Ich würde das auch nicht jedem Menschen anvertrauen.“ Die Frau nickte mitfühlend und schmiegte sich wieder an Faulkner. Aus den Augenwinkeln bemerkte der Inspector, dass Sarah Dechiles sich tatsächlich einen jungen und gutaussehenden Mann geangelt hatte, mit dem sie sich, dicht an dicht, über die Tanzfläche bewegte. Er selbst genoss für den Moment den Tanz mit Céline.“ Der Song war noch nicht zu Ende, als plötzlich Sarah Dechiles neben Faulkner auftauchte und drängend zu ihm sagte: „Ich fürchte, ich muss abklatschen, Sir!“ Derrick Faulkner öffnete seine Augen, die er für einen Moment geschlossen hatte und sah seine Kollegin unwillig an. „Sie müssen?“ Sarah Dechiles sah den Inspector ernst an und sagte scharf: „Unbedingt, Sir.“ Derrick Faulkner sah bedauernd zu Céline und sagte schnell: „Wir treffen uns später an der Bar, meine Kollegin muss offenbar etwas loswerden.“ Mit einem Augenzwinkern ließ Céline ihn und Sarah allein. Kaum war sie weg, zischte der Inspector: „Was soll denn das, Sergeant?“ Die Frau legte die Arme in seinen Nacken und verlangte verschwörerisch: „Spielen Sie mit, Sir. Und dabei sehen Sie dann unauffällig über meine linke Schulter.“ Faulkner legte locker die Arme um seine Kollegin und tat das, was Dechiles von ihm verlangt hatte. Nach einem Moment entdeckte er, in der Ecke der Location, James Watt. Zuerst dachte er, seine Frau wäre bei ihm, doch dann erkannte er, dass es sich um Natalie Lorrimer handelte, die er dort in seinen Armen hielt. Nach einem Moment küssten sich die beiden und Faulkner drehte den Kopf etwas zu Watt und seiner Begleiterin hin. Als sich James Watt von der Frau löste, wandte Faulkner schnell den Blick ab und sah Sarah Dechiles an. „Das sind ja ganz neue Erkenntnisse. Ich glaube, die beiden sind gerade im Begriff zu gehen, Sergeant.“ „Folgen wir ihnen?“ Der Polizist schüttelte unmerklich den Kopf. „Nein. Bis wir am Land-Rover sind, wären die beiden vermutlich über alle Berge und zu Fuß fallen wir doch sofort auf. Außerdem wissen wir ja jetzt, was es zu wissen gibt. Die beiden haben, oder hatten, ein Verhältnis.“ „Was machen wir dann?“ Die Musik wurde wieder schneller und Faulkner meinte entsagungsvoll: „Ich werde mich bei Céline für unser Verhalten entschuldigen. Das mache ich. Was machen Sie?“ Zur Antwort nahm Sarah Dechiles vergnügt die Arme über den Kopf und begann damit, lasziv die schlanken Hüften hin und her zu wiegen.“ Derrick Faulkner grinste schief. „Hätte mir klar sein müssen.“ Als der Inspector die Bar erreichte, gesellte sich Céline zu ihm. „Das sah aber eher nach einem Arbeitsgespräch aus, als nach einem Tanz.“ „Das war es auch“, stimmte Faulkner der Frau schmunzelnd zu. „Unser Verhalten tut mir leid, doch es ging um ein Detail in einer Mordermittlung.“ „Dann verzeihe ich Ihnen“, gurrte die Frau und gab dem Inspector einen Kuss auf die Wange. Ihm danach fragend in die Augen sehend, legte sie die rechte Hand auf seine Wange und küsste ihn sanft auf die Lippen.“ Etwas erstaunt blickte Faulkner die Frau an und sagte rau: „Jetzt bin ich sprachlos. Von Florence habe ich zufällig erfahren, dass Sie…“ Faulkner brachte den Satz nicht zu Ende und so sagte Céline feststellend: „Sie dachten, ich würde auf Frauen stehen? Nun ja, aber eben nicht nur auf Frauen. Ich lege mich weder auf ein bestimmtes Geschlecht fest, noch auf einen bestimmten Partner, Derrick. Das schockiert Sie hoffentlich nicht.“ „Natürlich nicht. Jeder soll sein Leben so gestalten, wie es ihm oder ihr gefällt.“ Das Lächeln der Frau vertiefte sich und sich wieder gegen den Mann drängend fragte sie: „Dann wären Sie nicht abgeneigt, mich nach Hause zu begleiten, damit ich im Dunkel der Nacht nicht überfallen werde? Und Sie kämen noch auf einen Kaffee mit zu mir? Ich meine, natürlich nur, falls da zwischen Ihnen und Ihrer Kollegin wirklich nichts läuft.“ Derrick Faulkner zögerte kurz. Dann erwiderte er: „Da wir gemeinsam herkamen, muss ich mich, wenn wir gehen, zumindest von ihr verabschieden und mich für die Unhöflichkeit entschuldigen, fürchte ich.“ Céline seufzte: „Dass ihr Briten so übergenau sein müsst.“ „Das ist wohl eher die deutsche Seite“, berichtigte der Inspector und sah zur Seite, als sich Sarah Dechiles mit einem Mann im Schlepptau, den sie beim Hereinkommen begrüßt hatte, zu ihnen gesellte. Sie stellte ihn schlicht als Ernesto vor. Sie verbrachten den Rest des Abends weitgehend zu viert und schließlich waren es Sarah Dechiles und Ernesto, die sich zuerst verabschiedeten. Grinsend sah Céline den Inspector an, mit dem zusammen sie mehrere Cocktails getrunken hatte. „Damit sind Sie aus dem Schneider. Gehen wir dann auch?“ Derrick Faulkner, der bereits vor einer Weile eine Entscheidung getroffen hatte, nickte zustimmend. „Wir gehen. Zu Ihnen, oder zu mir?“ „Zu mir ist es näher“, gab Céline zurück. In der schmalen Gasse, die zur Hauptstraße von Honoré führte, blieb Céline mit Faulkner an einer dunklen Stelle stehen und legte rasch beide Arme um seinen Nacken. „Da ist noch etwas, das ich bereits beim Tanzen tun wollte.“ Noch bevor Derrick Faulkner sich danach erkundigen konnte, was sie gemeint hatte, küsste Céline ihn sanft und der Inspector erwiderte den Kuss.“ Als sie sich nach geraumer Weile wieder voneinander lösten, sagte Céline ernsthaft: „Es ist aber, wie ich es dir im Lokal bereits sagte: Ich lasse mich nicht vereinnahmen.“ „Das sagtest du und ich akzeptiere das.“ „Dann lass uns gehen, Derrick.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)