Animus captimente von yamimaru ================================================================================ Kapitel 3: [20. Juni] "Manchmal habe ich das Gefühl, bei euch zu sein." ----------------------------------------------------------------------- „Du ziehst eine Miene wie sieben Tage Regenwetter, was ist denn los?“ Gerade hatte er sich einen Parkplatz vor der Klinik gesucht, schaltete den Motor ab und drehte sich in seinem Sitz Aoi entgegen, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Mitfühlend legte er ihm eine Hand auf den Oberschenkel, streichelte mit dem Daumen über den rauen Stoff der Jeans und lächelte ihn an. „Noch müde?“   „Das auch“, seufzte so Angesprochener, umfasste seine Hand und drückte sie kurz. „Lass gut sein, ist nicht so wichtig. Sollen wir reingehen?“   „Aoi~“, mahnend zog er den Namen seines Liebsten in die Länge und fixierte ihn aus verengten Augen. „Hör auf, wieder alles mit dir selbst ausmachen zu wollen, und sag mir, was los ist. Wir haben eine Vereinbarung, schon vergessen?“   Als Aoi lediglich die Lippen aufeinanderpresste und starr aus der Windschutzscheibe nach draußen sah, rechnete Reita fast damit, der andere würde wie so oft schweigen und sich darauf verlassen, dass er früher oder später die Geduld mit ihm verlieren und das Thema auf sich beruhen lassen würde. Aber da hatte er sich gewaltig geschnitten. Er hatte es so satt, immer mitansehen zu müssen, wie sein Liebster Sorgen und Probleme in sich hineinfraß, ohne dass er sich helfen ließ. Uruha hatte ein Händchen dafür, Aoi freiwillig dazu zu bringen, sich zu öffnen, aber da ihm dieses Feingefühl gänzlich fehlte, hatte er ihm vor einer ganzen Weile schon das Versprechen abgerungen, ihm zu sagen, wenn ihm etwas auf der Seele lag. Mit mäßigem Erfolg, wie er auch jetzt wieder feststellen durfte. Es war so lange still im Auto gewesen, das er tatsächlich zusammenzuckte, als seinem Freund ein langes Seufzen über die Lippen kam und er sich müde wirkend gegen die Kopfstütze sinken ließ. Mit geschlossenen Augen saß er da und sah so unbehaglich aus, dass es Reita beinahe leidtat, ihn so unter Druck gesetzt zu haben.   „Ich weiß nicht“, begann Aoi schließlich und biss sich auf die Unterlippe. „Es fühlt sich alles so sinnlos an. Seit Tagen verbringen wir jede freie Minute hier, jagen geisterhaften Botschaften nach, die seither nie wieder aufgetaucht sind, und klammern uns an eine Hoffnung, die es vielleicht gar nicht gibt.“   „Wir bilden uns das nicht ein, Blue, sag so was nicht. Irgendwas passiert mit Uruha, mit uns.“ Er hatte Mühe, nicht aufbrausend zu reagieren oder Aois Worte als Kritik an dem zu sehen, was sie so verzweifelt zu tun versuchten. Er wusste, dass sein Freund schwer daran zu knabbern hatte, an irgendetwas Übernatürliches zu glauben, und das war auch sein gutes Recht, aber – sah er denn nicht, dass sie auf dem richtigen Weg waren? Natürlich hatten sie seit diesen beiden Botschaften dem Tagebuch keine weiteren entlocken können, aber das hieß doch nicht, dass es falsch war, es wieder und wieder zu versuchen. Und was war mit diesem unerklärlichen Verlangen, das sie in jeder freien Minute heimsuchte? Wie sollten sie sich sonst diese geisterhafte Präsenz erklären, die immer anwesend zu sein schien, wenn sie …? Eine Erinnerung schob sich vor sein geistiges Auge, ließ ihn sacht erschauern.   Die raue Wand ihres Flurs an seiner Wange, ein erhitzter Körper, der sich hinter ihm, in ihm bewegte. Aois Hände, die sich über seine schoben, ihn so effektiv an Ort und Stelle hielten, als hätte er ihm Fesseln angelegt. Erregende Küsse in seinem Nacken, die heisere Stimme seines Liebsten, die süße Nichtigkeiten in sein Ohr raunte. Ein kreisrunder Ring aus Hitze, der seine Brust zu versengen drohte, seine Lust dafür in neue Höhen katapultierte.   Er atmete schwer, als ihn die Bilder so plötzlich wieder losließen, wie sie aufgetaucht waren, und sah sich mit Aois dunklem blick konfrontiert. Er lächelte, leckte sich über die Lippen und erzitterte, als der andere ihm so nahe kam, dass er seinen Atem über sein Gesicht wispern fühlen konnte.   „Du hast gerade an dasselbe gedacht wie ich, oder?“, hauchte er nur eine Haaresbreite von Aois Mund entfernt, streifte mit jedem Wort die leicht spröden Lippen. „Wie kannst du nach diesen Erlebnissen noch glauben, dass wir nicht auf dem richtigen Weg sind? Wie erklärst du dir sonst diesen Kontrollverlust.“   „In deiner Gegenwart habe ich schon sehr oft die Kontrolle verloren.“   Noch bevor er seinen Liebsten darauf hätte hinweisen können, dass es ihm gerade sicherlich nicht darum gegangen war, pressten sich warme Lippen auf seinen Mund und verhinderten so effektiv jede Art von Protest. Er keuchte gedämpft, was Aois Zunge eindeutig als Einladung sah, ihn systematisch um den Verstand zu bringen. Aber nein, so sehr er seinen niederen Instinkten, die in den letzten Tagen eine wahre Renaissance zu erleben schienen, nachgeben wollte – sie hatten Wichtigeres zu tun.   „Aoi“, zischte er, als er sich endlich lösen konnte, presste beide Hände gegen die Brust seines Freundes und drückte ihn auf Abstand. Aois Augen glänzten fiebrig, die Pupillen derart geweitet, dass nur noch ein schmaler Rand der braunen Iris zu erkennen war. Die feine Röte, die seine Wangen überzog, machte seinen Anblick so unwiderstehlich, dass Reita für eine Sekunde die Augen schließen musste, um dieser menschgewordenen Versuchung nicht doch noch nachzugeben. „Siehst du, was ich meine? Wir können uns schon wieder kaum beherrschen, genau wie heute Morgen. Ach, was sag ich? Seit Uruhas Geburtstag verhalten sich unsere Hormone wie zu Teenager-Zeiten und da willst du mir sagen, dass das nicht alles irgendwie zusammenhängt?“   Aoi umfasste seine Hände, zog sie von seiner Brust und stattdessen gegen seinen Mund, um einen Kuss auf sie zu drücken. „Du hast mich falsch verstanden, Rei“, wisperte er und ein feines Lächeln spielte um seine geschwungenen Lippen, das ihn für Reita nur noch attraktiver machte. „Ich hab gar nicht vor, alles infrage zu stellen. Ich hab eine der Botschaften mit eigenen Augen gesehen und am eigenen Leib gespürt, dass irgendwas mit uns geschieht. Das ist ja nun wirklich nicht mehr von der Hand zu weisen.“ Oh, nein. Jetzt hob er auch noch eine Augenbraue und sah dadurch so verdammt überheblich aus, dass Reita am liebsten hier und jetzt vor ihm auf die Knie gegangen wäre, um alles für ihn zu tun, was er von ihm wollte. Tat Aoi das mit Absicht? „Ich denke nur, dass es an der Zeit ist, mehr zu tun.“   „Mehr?“, murmelte er, musste aber zugeben, dass er nicht wirklich zugehört hatte. Plötzlich schnippten Aois Finger vor seiner Nase und der eben noch so verführerische Ausdruck auf seinem Gesicht war einem besorgten gewichen.   „Reita? Alles in Ordnung?“   „J… ja.“ Reita räusperte sich und fuhr sich durchs Haar. „Wir sollten aussteigen, ich brauch frische Luft und eine Zigarette und …“ Er wartete nicht auf eine Reaktion, zog den Schlüssel ab und verließ den Wagen. Kaum wehte ihm der frische Wind eines sonnigen Sommermorgens um die Nase, schienen sich auch die letzten Nebelfetzen aus seinen Gedanken zu verziehen. Erleichtert atmete er durch, fand seine Zigaretten in der Innentasche seiner Jacke und steckte sich eine an. „Willst du auch eine?“   „Nein, ich passe fürs Erste.“ Aoi warf ihm einen forschenden Seitenblick zu, setzte sich jedoch ohne weiteren Kommentar in Bewegung.   „Also, was meintest du damit, dass wir mehr tun müssen?“   „Ich …“ Sein Liebster unterbrach sich selbst und schaute für einen langen Moment in die Ferne, als würde er scharf nachdenken. „Ich bin mir sicher, dass dir das nicht gefallen wird, aber vielleicht ist es an der Zeit, die Tagebücher zu lesen.“   „Was?“ Schockiert blieb er stehen, die brennende Zigarette auf halbem Weg zu seinen Lippen eingefroren und starrte Aoi ungläubig an. „Das ist nicht dein Ernst, oder? Das sind seine intimsten Gedanken, die können wir nicht lesen. Das wäre der ultimative Vertrauensbruch.“   „Aber … überleg doch mal …“ Aoi hatte beschwichtigend beide Hände gehoben, nur um sich jetzt bei ihm unterzuhaken und ihn weiter voran in Richtung der Klinik zu dirigieren. „Du sagst doch auch immer, dass die Tagebücher beinahe ein Teil von ihm sind. Vielleicht waren die Botschaften ein Zeichen, dass wir ihm seine Erinnerungen wiedergeben müssen. Ich weiß, wie verrückt sich das anhört, aber sollen wir weiterhin einfach nur warten, bis sich von allein wieder etwas tut? Wer weiß, ob das nicht schon alles gewesen ist, und Uruha zu mehr einfach die Kraft fehlt. Himmel, ich höre mich an wie einer dieser Esoterik-Spinner.“ Aoi verstummte abrupt und schüttelte den Kopf. „Ich will doch nur irgendwas tun können“, wisperte er.   Mitfühlend griff Reita nach der Hand seines Freundes, drückte sie leicht. „Es ist nicht so, dass ich deine Gedankengänge nicht nachvollziehen könnte“, entgegnete er leise, als sie die Schiebetüren durchquerten, und nickte der jungen Frau am Empfang grüßend zu. „Es sträubt sich nur alles in mir, ihn so zu hintergehen.“   „Das weiß ich doch. Ich denke seit Tagen schon darüber nach, hab aber nie etwas gesagt, weil ich wusste, dass du so reagieren würdest.“ Aoi hob den Blick und sah ihm bittend in die Augen. „Überleg es dir wenigstens, okay?“   „In Ordnung.“ Er nickte geschlagen und stopfte die Hände in die Hosentaschen, nachdem Aoi ihn losgelassen hatte, um die Tür zu Uruhas Krankenzimmer zu öffnen. Er hatte hinter ihm den Raum betreten wollen, aber der andere war wie angewurzelt mitten im Rahmen stehen geblieben.   „Ah, guten Morgen Herr Shiroyama“, hörte er die bekannte Stimme Doktor Fujidas und späte an Aoi vorbei ins Zimmer. Als er erkannte, was dort vor sich ging, verstand er, weshalb sein Freund sich noch immer nicht bewegt, geschweige denn den Gruß der Ärztin erwidert hatte. Drei Personen standen vor dem Bett, eine von ihnen Doktor Fujida, während Pfleger Takeshi ein netzartiges Geflecht aus Kabeln von Uruhas Kopf zog, an dem kleine, weiße Elektroden befestigt waren.   „Guten Morgen“, hatte schließlich auch Aoi seine Stimme wiedergefunden und er schloss sich dem Gruß an, während sie beide langsam in das Zimmer traten, das ihm plötzlich viel zu beengt erschien.   „Sollen wir später wiederkommen?“, fragte er, den Blick unverwandt auf Uruha gerichtet.   „Nein, nein, wir sind mit den Aufzeichnungen bereits fertig.“   „Darf ich fragen, was genau das für Aufzeichnungen sind?“, hakte Aoi ein und beobachtete den Pfleger skeptisch bei seinem Tun. Zwei der Ärzte verabschiedeten sich und schoben ein unhandliches Gerät vor sich her auf den Flur, nachdem Takeshi das Kabelnetz zu einem Knäuel geschlungen darauf abgelegt hatte. Doktor Fujida blickte von einem langen Streifen Endlospapier auf, faltete ihn zusammen und lächelte ihnen freundlich entgegen.   „Uns sind in den letzten Tagen Veränderungen an Herrn Takashima aufgefallen, denen wir nachgehen wollen. Wir haben ihn über Nacht an einen Elektroenzephalografen angeschlossen und erhoffen uns davon Rückschlüsse auf seinen derzeitigen Zustand.“   „Elektroenze… was für ein Graf?“ Aoi runzelte die Stirn und schaute erst die Ärztin, dann ihn fragend an.   „Ein Gerät, mit dem man die Gehirnströme messen kann“, murmelte Reita mit tauben Lippen und erhielt ein zustimmendes Nicken der Ärztin. „Heißt das …“ Sein schneller gewordener Herzschlag hämmerte in seinem Kopf und sein Mund wurde trocken, als Tausende Gedanken gleichzeitig auf ihn einstürmten. „Wacht er wieder auf?“   „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich ihnen nur sagen, dass sich sein Zustand verändert hat. Ob zum Positiven, werden uns weitere Untersuchungen hoffentlich bald zeigen. Ich werde das EEG mit meinen Kollegen auswerten. Sobald es Neuigkeiten gibt, werde …“   „Wir sind heute den ganzen Tag bei ihm“, unterbrach er Doktor Fujida aufgeregt, fand es jedoch nicht in sich, sich für diese Indiskretion schlecht zu fühlen. Uruha war womöglich im Begriff, aufzuwachen, was kümmerten ihn da Höflichkeitsfloskeln?   „In Ordnung.“ Die Ärztin lächelte noch immer. „Ich denke, heute Nachmittag wissen wir mehr. Ich melde mich bei Ihnen.“ Mit gemäßigten Schritten verließ sie das Zimmer und schloss leise die Tür. Die eingetretene Stille dröhnte in Reitas Ohren, schien sich exponentiell auszubreiten, bis er das Gefühl hatte, seine Trommelfelle würden dem Druck keine Sekunde länger standhalten.   „Mach dir nicht zu viele Hoffnungen, Rei“, schnitt Aois ruhige Stimme durch sein Unbehagen und Reita wäre ihm dankbar dafür gewesen, hätte ihm nicht so missfallen, was er zu sagen hatte.   „Bitte? Nicht zu viele Hoffnungen? Hast du gerade nicht gehört, was sie gesagt hat?“   „Doch, genau deswegen.“   „Aoi hat recht“, schaltete sich nun auch Takeshi ein, der sich derweilen darum gekümmert hatte, dass es Uruha in seinem Bett wieder bequem hatte. Gerade strich er die Bettdecke glatt, deren Muster heute aus vielen, kleinen Sonnenblumen bestand, und richtete sich auf. „Solche Phasen erhöhter Hirntätigkeit sind nichts Ungewöhnliches. Wir verstehen die Vorgänge in den Gehirnen von Wachkomapatienten noch zu wenig, um genau sagen zu können, wann und weshalb diese Aktivitäten auftreten, aber sie sind nicht immer ein Zeichen dafür, dass der Betroffene bald aufwacht. Ich will euch nicht entmutigen, aber das muss euch bewusst sein.“   Reita spürte, wie seine Mundwinkel ebenso wie seine Schultern herabsanken, als sich erneut das Gewicht der Ungewissheit über ihn legte. „Verstehe“, murmelte er und ging zum Fenster hinüber, um es zu öffnen. Er brauchte frische Luft.   „Wollt ihr später mit Uruha in den Park? Ich kann euch einen Rollstuhl vorbeibringen. Ein Tapetenwechsel und Sonnenschein würden ihm sicherlich guttun.“   Er hörte Aois zustimmenden Tonfall, hatte jedoch ausgeblendet, was genau sein Freund sagte und starrte stattdessen wie betäubt aus dem Fenster. Wie war es möglich, dass er in einer Sekunde vor lauter Hoffnung schier zu platzen schien, nur um sich nun erneut am Grund eines Sees aus Verzweiflung wiederzufinden? Verflucht, das war nicht fair.   „Rei.“ Er fühlte eine zögerliche Berührung an seiner Schulter und ohne näher darüber nachzudenken, wirbelte er herum, schlang die Arme um seinen Partner und vergrub sein Gesicht im weichen Stoff seines T-Shirts.   „Das ist nicht fair“, wisperte er immer wieder, während seine Augen verräterisch zu brennen begannen.   „Schsch.“ Sanft streichelte Aoi über seinen Rücken, küsste seine Schläfe, seinen Schopf und summte immer wieder beruhigend. „Er wird zu uns zurückkommen, Rei, wir müssen nur Geduld haben.“ Wieder spürte er die warmen Lippen auf seiner Haut und fühlte die nächsten Worte mehr, als dass er sie hörte. „Gib die Hoffnung nicht auf, für ihn … und für mich, bitte.“   ~*~   Es war surreal neben Aoi her über die Kieswege des Krankenhausparks zu gehen und sich die warme Sommersonne auf den Kopf scheinen zu lassen. Nicht, weil er sich bei seinem Freund untergehakt hatte und ihm die teilweise sehr neugierigen Blicke der anderen Patienten und ihrer Besucher gänzlich egal waren. Vielmehr lag es daran, dass Aoi einen Rollstuhl mit hoher Lehne langsam vor sich her schob, in dem Uruha saß. Sie hatten ihm eine Sonnenbrille aufgesetzt, um seine Augen vor der UV-Strahlung und den vielen Partikeln in der Luft zu schützen. Patienten im Wachkoma blinzelten deutlich seltener als üblich und die Gefahr einer Bindehautentzündung war allgegenwärtig. Reita schaute für einen Moment in den babyblauen Himmel, über den sich weiße Quellwolken zogen. Es war schon erstaunlich, wie viel man Lernen konnte, wenn man sich jede freie Minute mehr oder weniger freiwillig mit medizinischem Wissen umgab.   „Bleib mal kurz stehen, bitte“, bat er Aoi und ging um den Rollstuhl herum, nachdem er seiner Bitte nachgekommen war. Vorsichtiger, als es vermutlich nötig wäre, schob er die Decke, die über Uruhas Schoß lag, ein Stück beiseite und überprüfte zum unzähligen Mal den Sitz des Brust- und Beckengurts, die seinen Freund aufrecht hielten. „Wir wollen ja nicht, dass dir was weh tut, nicht wahr?“ Gewissenhaft deckte er Uruha wider zu, tastete mit den Fingern die Nackenfixierung ab, die an der Lehne des Rollstuhls angebracht war, und wischte einige freche Strähnen fort, die seinem Schatz in die Stirn gefallen waren. „So.“ Er hob den Blick und lächelte, als er bemerkte, das Aoi ihn die ganze Zeit über stumm gemustert hatte. „Tut mir leid, ich weiß, dass ich es etwas übertreibe, aber …“   „Alles gut, wir haben Zeit. Außerdem soll der Spaziergang nicht nur unserem Dornröschen guttun.“   „Dornröschen?“ Reitas Lächeln weitete sich. „Warum glaube ich, dass er diesen Spitznamen nie wieder losbekommt?“ Sein Gegenüber schenkte ihm eines seiner Mona-Lisa-Lächeln, sagte jedoch nichts darauf. Sanft streichelte er ein letztes Mal über Uruhas Schopf, bevor er Aoi einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte. Auf eine kuriose Art und Weise war es befreiend, wie sehr die Sorge um ihren Geliebten die um das Bekanntwerden ihrer Beziehung zueinander in den Hintergrund gerückt hatte. Nicht, dass hier im Park einer Privatklinik die ernsthafte Gefahr bestand, von Fans oder Personen ihrer Branche erkannt zu werden, dennoch hatte Uruhas Unfall so manches in ein vollkommen neues Licht gerückt. „Was täte ich nur ohne dich?“   „Hey, ihr drei!“   Er hatte gesehen, dass Aoi noch etwas hatte sagen wollen, aber das plötzliche Rufen hatte dies erfolgreich verhindert. Hatte er nicht eben noch gedacht, dass sie hier sowieso niemand erkennen würde? Verwundert drehte er sich um und sah Ruki mit schnellen Schritten auf sie zukommen. Unwillkürlich schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Einerseits, weil er sich über den unerwarteten Anblick ihres Sängers freute, andererseits, weil er sich fragte, ob Ruki bewusst war, dass er ein Händchen dafür hatte, in unpassenden Momenten zu stören. Aber bei dem strahlenden Lächeln, dass der Kleinste ihnen gerade schenkte, konnte er ihm nicht eine Sekunde lang böse sein.   „Ruki? Das ist ja eine Überraschung“, meinte er und hielt mit seiner Freude nicht hinterm Berg. „Was machst du denn hier?“   „Wir. Ich hab Kai auch gleich mitgebracht, aber der hat sich mal wieder festgequatscht, wie eigentlich immer.“   „Ach?“   „Ja. Wir waren zuerst in Uruhas Zimmer und als wir euch dort nicht gefunden haben, haben wir diesen netten Pfleger mit dem Pferdeschwanz gefragt, wo ihr seid. Ich befürchte, seine Hilfsbereitschaft ist ihm zum Verhängnis geworden, weil sich Kai von ihm gerade im Detail die Heilungsansätze und Therapien der Klinik hier erklären lässt.“   „Typisch“, stellten Aoi und er fast zeitgleich fest und grinsten sich an. „Vermutlich würde er auch Einsicht in Uruhas Krankenakte verlangen, wenn er das könnte“, murmelte Reita kopfschüttelnd und erntete ein zustimmendes Augenrollen ihres Sängers. Er war nicht zum ersten Mal froh darüber, dass sich Uruhas Eltern nicht quergestellt hatten, als es darum ging, dass Aoi und er sich vor Ort um ihren Son kümmern würden. Das hätte in Anbetracht des nicht immer einfachen Verhältnisses auch ganz anders ausgehen können.    „Schön, dass ihr gekommen seid“, redete sein Liebster weiter, während sich Reita eine Zigarette aus der Schachtel zog und sie anzündete.   „Ja“, nuschelte er, den Glimmstängel zwischen den Lippen und richtete seine Aufmerksamkeit erneut auf Ruki. „Ich dachte, ihr hättet heute Nachmittag das Interview?“   „Nein, das hatten wir schon. Manager-san hat gestern noch Bescheid gegeben, dass es vorverlegt wurde. Ist mir ganz recht, wer sagt schon Nein zu einem freien Nachmittag, mh?“ Ruki kam näher, ging vor Uruhas Rollstuhl in die Hocke und legte seine leicht verschränkten Arme auf seinem Schoß ab. „Und du? Wird Zeit, dass du wieder aufwachst, hörst du? Ich fange schon an, deine dummen Sprüche zu vermissen.“ Ruki grinste und stippte ihrem Gitarristen angedeutet in den Bauch, als würde er damit rechnen, dass er zusammenzucken und sich beschweren würde. Zwei Herzschläge lang verharrten sie alle regungslos, bis Ruki seufzte und sich wieder erhob. „Gibt es irgendwas Neues?“   „Möglich, wir wissen noch nichts Genaues“, antwortete Aoi, nachdem er selbst noch zu sehr damit beschäftigt war, den Kloß, der sich in den letzten Augenblicken in seiner Kehle gebildet hatte, wider herunterzuschlucken. „Sie hatten Uruha die Nacht über an irgendein Gerät angeschlossen, das seine Gehirnströme misst und werten gerade die Ergebnisse aus.“   „Hey, das hört sich doch großartig an.“   „Kann man so pauschal nicht sagen, sie …“   Reita blendete Aois Worte aus, zu sehr hatte ihn die Trauer in Beschlag genommen, die so plötzlich wieder aufgeflammt war. Seinem Liebsten dabei zuzusehen, wie zärtlich er mit Uruha umging, war an schwachen Tagen schon kaum auszuhalten, gerade jedoch das nahezu gleiche Verhalten an Ruki zu beobachten, war fast unerträglich gewesen. Verdammt, er war es gewohnt, dass sich die beiden regelmäßig gegenseitig auf die Palme brachten, aber doch nicht das hier. Verstohlen wischte er sich über den Augenwinkel und zog heftiger, als es nötig gewesen wäre, an seiner Kippe. Einige Momente gönnte er sich noch, in denen er bemüht ruhig und tief durchatmete, bevor er sich wieder in Bewegung setzte, um den anderen zu folgen, die inzwischen langsam vorangegangen waren. Diese beinahe lähmenden Episoden, in denen ihn bodenlose Traurigkeit übermannte, dauerten zwar mittlerweile wenigstens nicht mehr so lange an, aber sie kamen gefühlt viel zu regelmäßig. In einem Punkt konnte er Ruki wirklich nur zustimmen – es wurde höchste Zeit, dass Uruha wieder aufwachte.   Ihr Sänger berichtete gerade von dem Interview, als sich von hinten schnelle Schritte näherten. „Hallo zusammen“, erklang Kais Stimme gefolgt von einem langen Ausatmen, als wäre er den ganzen weg von der Klinik bis hierher gerannt.   „Na, kommst du auch mal“, stellte Ruki lapidar fest, runzelte jedoch die Stirn, als er Kai genauer musterte. „Ist was passiert?“   „Nein, ich dachte nur, ich muss mich mal wieder sportlich betätigen.“   „Dein Ernst?“   „Ja, warum denn nicht?“   „Ich hätte gern einen neuen Freund.“ Ruki rollte übertrieben mit den Augen, was Reitas Mundwinkel unwillkürlich zucken ließ. Ob den beiden schon mal jemand gesagt hatte, dass sie sich wie ein altes Ehepaar verhielten? „Na, Reita, wie wär’s? Willst du den Job?“   „Nee, lass mal. Ich bin mit meinen beiden Grazien genug ausgelastet.“   „Wer ist hier eine Grazie?“ Aoi funkelte ihn aus verengten Augen an und ohne es zu wollen, rann ihm bei diesem Anblick ein prickelnder Schauer über den Rücken.   „Also, wenn das kein Grund ist, weiß ich auch nicht.“ Ruki deutete mit dem Daumen seitlich nach hinten auf Aoi und zwinkerte frech. „Stell dir nur vor, wie entspannt dein Leben mit mir wäre.“   „Ach, Ruki.“ Er legte dem Kleinsten ihrer Runde einen Arm um die Schultern und schaute auf ihn herab. „Würden wir uns nicht schon so lange kennen, würde ich dir das vielleicht sogar abkaufen, aber so? Keine Chance.“   Kais gackerndes Lachen war in der friedlichen Ruhe des Parks mit einem Mal so laut, dass sich einige der Flanierenden verwundert nach ihnen umdrehten.   „Mann, Leader, mit dir fällt man echt überall auf“, tadelte Aoi gespielt und schob Uruha neben eine freie Bank, auf der sie alle mehr oder weniger bequem Platz fanden.   „Tschuldigung“, meinte Kai und rieb sich über den Nacken, sein Lächeln war jedoch ungebrochen und zauberte tiefe Grübchen auf seine Wangen. „Aber jetzt erst mal: Hallo, zusammen, ich hab euch was mitgebracht.“   Reita, der noch etwas abseits stand, um fertigrauchen zu können, ohne mit Rukis missbilligenden Seitenblicken konfrontiert zu werden, horchte auf und schaute interessiert dabei zu, wie Kai seinen übergroßen Rucksack von den Schultern nahm.   „Leader, Leader“, murmelte Aoi kopfschüttelnd, während Kai diverse Behältnisse hervorzog und den anderen in die Hände drückte. „Hat dein Tag mehr als vierundzwanzig Stunden?“   „Du weißt doch, dass ich koche, wenn ich nicht schlafen kann. Und so wie ihr zwei schon wieder ausseht, habt ihr sicher noch nichts Anständiges gegessen heute, oder?“   „Gott, wenn das nicht so gut aussehen würde, hätte ich dir das gerade echt übel genommen.“ Aoi klang abgelenkt, während er sein Lunchpaket entpackte und die Köstlichkeiten musterte, die sich förmlich zu stapeln schienen. Reita trat seine Kippe aus, entsorgte sie in einem nahe stehenden Abfalleimer und quetschte sich neben Ruki auf den Rand der Parkbank.   „Das sieht … wow aus“, lobte er, als auch er ein Bento im Schoß liegen hatte und nahm dankend die Stäbchen entgegen. „Danke, Kai.“   „Ach, nichts zu danken. Ich bin ja froh, wenn ich Abnehmer für das Essen finde.“   Ruki tat so, als würde er den etwas biestigen Seitenblick seines Freunds nicht bemerken, als er sich eine kleine Portion Reis mit Fisch in den Mund schob. Zu ihm gelehnt meinte er jedoch: „Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, auf seine Figur zu achten, wenn man ständig so was vorgesetzt bekommt?“   „Ich würde dich ja bedauern“, murmelte Reita leise zurück, „aber ich bin mit Essen beschäftigt.“ Den Rippenstoß hatte er sich verdient, störte sich aber nicht wirklich daran. Für den Moment wollte er sich der Illusion hingeben, dass alles in Ordnung war. Sie saßen hier, in einem Park bei schönstem Sommerwetter, genossen Kais selbst gemachtes Essen und Uruha war bei ihnen. Es war nicht optimal, aber mehr, als er von diesem Tag erwartet hatte. Außerdem, wie lange war es her, dass sie sich die Zeit genommen hatten, zusammen etwas zu unternehmen, das nicht in der einen oder anderen Form mit ihrer Arbeit in Zusammenhang stand? Vermutlich war das letzte Mal schon Jahre her.   Aoi und Ruki hatten begonnen, sich hinter Kais Rücken zu unterhalten. Es schien um irgendetwas zu gehen, was die Interviewerin zu ihrem Leader gesagt hatte, was diesen jetzt noch erröten ließ. So genau hörte er nicht zu, auch wenn Kais gesunde Gesichtsfarbe schon interessant war. Aber er war von seinem Liebsten abgelenkt, der mit einem Mal so voller Leben und Elan wirkte – beinahe als wäre wieder alles beim Alten. Es tat gut, ihn so zu sehen, obwohl er, wenn er genau hinsah, erkennen konnte, dass Aoi Uruhas Finger die ganze Zeit über fast zu fest umschlossen hielt. ‚Oh, Blue, du tust es schon wieder.‘   „Ach, da fällt mir noch was ein“, meldete sich Kai eine ganze Weile später zu Wort, während er die ersten, leeren Boxen wieder zurück in seinen Rucksack packte. "Takeshi-kun lässt euch beiden ausrichten, dass Frau Doktor Fujida euch gegen drei Uhr sehen will. Wir sollten also langsam zurückgehen, damit ihr nicht zu spät kommt.“   ~*~   Doktor Fujida bemühte sich seit über zwanzig Minuten redlich, ihnen die neuesten Erkenntnisse über Uruhas Zustand nahezubringen, doch in Aois Gesicht spiegelte sich dieselbe Frage wider, die auch ihn nicht losließ – Warum redete sie nicht endlich Klartext mit ihnen?   „Sehen Sie hier“, meinte sie nun und deutete auf eine Stelle des Endlospapiers, über das sich eine gezackte Linie mit minimalen Ausschlägen nach oben und unten zog. Eine sehr gleichmäßige Linie, bis auf die Stelle, auf die Doktor Fujida tippte, die mehrere deutliche Ausschläge nach oben aufwies. „Wir konnten eindeutige Aktivitäten im Bereich des Großhirns nachweisen.“   „Ja …“ Reita rieb sich über die Stirn und versuchte, sich weiterhin zu konzentrieren. Aber sein permanenter Schlafmangel schien gerade mit Nachdruck seinen Tribut zu fordern und die Helligkeit in Doktor Fujidas Büro ließ seine Augen tränen. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist das doch ein gutes Zeichen, oder? Uruha liegt doch nur deswegen im Wachkoma, weil die Funktionen seines Großhirns quasi ausgefallen sind.“   „Dann wacht er doch wieder auf, nicht?“, hakte nun auch Aoi ein und wirkte mit einem Mal ungeduldig. „Ich versteh nicht, wo das Problem liegt. Sollte uns das nicht freuen?“   „Herr Shiroyama.“ Frau Fujida lächelte und zog ihre Hand zurück, die bislang auf einer der Spitzen auf dem Ausdruck gelegen hatte. „Grundsätzlich ist eine Aktivität im Großhirn ein Zeichen dafür, dass der Patient wieder ein Bewusstsein entwickelt. Aber …“ Das Wort war mit Nachdruck über ihre Lippen gekommen und Aoi schloss den Mund, schluckte herunter, was er wohl hatte anmerken wollen. „In Herrn Takashimas Fall können wir uns diesen Anstieg an Aktivität noch nicht erklären.“   „Wie meinen sie das?“ Reita blickte stirnrunzelnd auf das weiße Papier herab.   „Es gab zum Zeitpunkt des Auftretens keinerlei Reize von außen. Wir hatten Herrn Takashima zwar über Nacht an das EEG angeschlossen, waren aber zum Zeitpunkt der Anomalien gerade erst dabei, die Tests vorzubereiten, von denen wir uns derartige Ausschläge erhofft hatten.“   Wie in Trance hatte Reita die Kette unter seinem T-Shirt hervorgezogen und damit begonnen, den Ring zwischen Zeige- und Mittelfinger zu drehen. Über das glänzende Metall hinweg suchte er Aois Blick, dessen Augen sich weiteten, als er den Gedanken, der ihm gerade durch den Kopf ging, wohl von seiner Mine ablesen konnte.   „Entschuldigen Sie, Doktor Fujida“, setzte sein Partner zögerlich an, als müsse er erst noch seine Gedanken sortieren. „Können Sie mir sagen, wann genau diese Spitzen aufgetreten sind? Also, ich meine, die genaue Uhrzeit?“   Frau Fujida schien diese Frage zu überraschen, aber sie war professionell genug, um es sich nur einen Sekundenbruchteil anmerken zu lassen. Im nächsten Moment hatte sie bereits lächelnd genickt und damit begonnen, etwas in ihrem Computer nachzusehen.   „Einen Augenblick, ich suche mir die Aufzeichnungsübersicht heraus … und~ hier ist es. Die Unregelmäßigkeiten begannen um 06.47 Uhr und die meiste Aktivität konnten wir gegen 07.08 Uhr verzeichnen.“   Reita spürte, wie ihm das Blut aus den Wangen rann, gleichzeitig begann sein Herz jedoch aufgeregt, ja, beinahe hoffnungsvoll zu schlagen.   Die raue Wand ihres Flurs an seiner Wange, ein erhitzter Körper, der sich hinter ihm, in ihm bewegte. Aois Hände, die sich über seine schoben, ihn so effektiv an Ort und Stelle hielten, als hätte er ihm Fesseln angelegt. Erregende Küsse in seinem Nacken, die heisere Stimme seines Liebsten, die süße Nichtigkeiten in sein Ohr raunte. Ein kreisrunder Ring aus Hitze, der seine Brust zu versengen drohte, seine Lust dafür in neue Höhen katapultierte Und eine Präsenz, die ihn von allen Seiten her einzuhüllen schien.   Sein Blick ging von Aois geweiteten Augen zu dem Ring und blieb letzten Endes erneut an dem Ausdruck hängen. Falls sie wirklich noch einen Beweis dafür gebraucht hatten, dass Uruhas Geist, seine Energie oder wie auch immer man es nennen wollte, zu ihnen gefunden hatte – hier lag er schwarz auf weiß.   Nach dieser Erkenntnis hatte er kaum noch etwas von ihrem Gespräch mit der Ärztin mitbekommen. Er fühlte sich wie betäubt und gleichzeitig so aufgekratzt, dass er die Wände hätte hochgehen können. Sie hatten sich verabschiedet, Doktor Fujida hatte ihnen versichert, dass sie Uruha noch weiter untersuchen und sie informieren würden, sobald es neue Erkenntnisse gab. Sie hatte ihnen Mut gemacht, sie aber auch davor gewarnt, sich zu große Hoffnungen zu machen. Reita hätte bei diesen Worten am liebsten gelacht. Sie hatte ja keine Ahnung.   Aoi und er waren zurück in das Krankenzimmer ihres Geliebten gegangen, hatten sich die beiden unbequemen Plastikstühle ans Bett gezogen und saßen nun hier, als würden sie auf etwas warten. Worauf genau, hätte Reita jedoch nicht sagen können. Mit rasenden Gedanken im Kopf streichelte er beständig über Uruhas Hand und starrte auf die kleinen Sonnenblumen, die sich in einem wirren Muster auf der Bettdecke tummelten.   „Reita, rede mit mir.“ Aois Worte waren kaum ein Flüstern, doch in der dröhnenden Stille des Zimmers so laut, dass sie ihn unsanft aus seinen Überlegungen rissen.   „Ich …“, begann er und verfluchte sich dafür, nicht einfach aussprechen zu können, was er längst entschieden hatte. „Ich glaube, du hast recht, Aoi.“ Es kostete ihn etwas, diesen Entschluss zu fassen, zuzulassen, dass sie tun würden, was vielleicht ihre einzige Chance war, ihren Geliebten zurückzuholen. Ob es Skrupel waren oder eine Grenze des Vertrauens, die er nie hatte überschreiten wollen, konnte er nicht sagen, aber allein der Gedanke schmerzte in dem Teil seines Herzens, der für Uruha und ihre tiefe Freundschaft reserviert war. „Wir sollten ihm seine Erinnerungen wiedergeben. Lass uns die Tagebücher lesen.“ Hosted by Animexx e.V. 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