Teasing von stone0902 (is a sign of affection [DMxGW]) ================================================================================ Kapitel 1: Von Fahrstühlen, Feuerwhiskey und freundlichen Ratschlägen --------------------------------------------------------------------- Die Eingangshalle des Hotels war rappelvoll mit herumwuselnden Hexen und Zauberern. Gehetzt schaute Ginny auf ihre Armbanduhr. Bereits halb drei! Jetzt war sie auch noch zu spät! Und das nur, weil sich ihr Portschlüssel verzögert hatte. Dabei hatte sie ihn bereits vor Wochen gebucht! An der Sammelstelle war sie auch überpünktlich angekommen, doch die lange Warteschlange, die sich im Laufe des Tages angestaut hatte, hatte Ewigkeiten gebraucht, um sich wieder aufzulösen.   „Während der Quidditchliga kann es schon mal zu Verzögerungen kommen, Miss“, hatte der alte Zauberer schulterzuckend von sich gegeben, ohne sie dabei auch nur anzuschauen. „Jeder will heutzutage irgendwohin. Beim nächsten Mal planen Sie etwas mehr Zeit ein.“   Wäre sie doch mal lieber per Kamin gereist. Aber vermutlich war das Flohnetzwerk ebenfalls überlastet. Immerhin war nicht nur Ferienzeit sondern auch noch Quidditchsaison. Ginny versuchte den Ärger über ihre Verspätung herunterzuschlucken. Das änderte jetzt auch nichts mehr. Wenn sie sich so umsah war sie nicht die einzige, die verspätet eintraf. Sie schulterte ihre dunkle Sporttasche, in der sich mithilfe eines Ausdehnungszaubers ihre Quidditchausrüstung sowie ihr Gepäck für die nächsten Wochen befanden, und reihte sich in die Warteschlangen vor den Empfangsschaltern ein. Jetzt hieß es wieder warten.   An der Rezeption waren drei Schalter geöffnet, vor denen sich jeweils ein halbes Dutzend Gäste tummelten. Die Hotelangestellten des Onyx, dem luxuriösesten Hotels weit und breit, waren so fein herausgeputzt, als wären sie Gäste des weihnachtlichen Ministeriumsballs. Ginny sah sich verstohlen im Foyer um. Die Decke über ihr schien sich geradezu im Himmel zu befinden. Anmutige Tiergestalten aus Licht, einem Patronus nicht unähnlich, tanzten lautlos über ihren Köpfen hinweg. Ein dicker dunkelblauer Teppich bekleidete den Boden, der jeden ihrer Schritte dämpfte. Rechts von ihr befanden sich vier vergoldete Aufzüge, die sich in alle Himmelsrichtungen verteilten, sobald sich die Türen hinter den Gästen schlossen.   Die Reihe rückte auf und Ginny näherte sich ihrem Ziel ein paar Schritte, achtete dabei genauestens darauf dem Zauberer vor ihr nicht in die Hacken zu laufen. Er war groß, mit breiten Schultern und kurzgeschnittenem dunklem Haar. In seinem Nacken konnte sie einen leichten Sonnenbrand erkennen. Kein Wunder bei der Hitze, die draußen herrschte. Es war Anfang Juli und der Sommer zeigte sich von seiner besten Seite. Im Onyx jedoch herrschte durch einen Kühlungszauber eine angenehme Temperatur. Ginny sah sich weiter um. Hier und da bemerkte sie einige bekannte Gesichter, was nicht zu verwundern war. Das Onyx beherbergte für die nächsten Wochen lediglich die dreizehn Quidditchmannschaften, die an der diesjährigen Quidditchliga teilnahmen. Abgeschottet von der Außenwelt und in unmittelbarer Nähe zu den Stadien, in denen die Spiele ausgefochten wurden, würden es sich die Spieler in diesem Luxushotel gut gehen lassen. Die einundneunzig Spieler mussten schließlich auch irgendwo untergebracht werden. Immerhin kamen sie aus ganz Großbritannien angereist. Das Onyx war somit nicht nur Sponsor sondern auch Werbepartner und verbuchte dabei selbst ein paar Pluspunkte, wenn es in der Presse erwähnt wurde.   Somit war es auch Anlaufstelle für die Reporter. Jedesmal, wenn sich die Eingangstüren kurz öffneten, wenn ein Gast das Onyx betrat, drang das laute Stimmengewirr von der Straße hinein. Die Reporter standen sich wahrscheinlich schon seit Tagen die Beine in den Bauch, um einen guten Platz zu bekommen, nur um das Foto zu schießen. Ginny wusste schon, wieso der Portschlüssel sie ins Hotel bringen sollte und nicht davor. Zwei düster dreinblickende Sicherheitsmänner standen am Eingang und verweigerten jedem den Eintritt, der weder Quiditchspieler noch Angestellter des Hotels war. Die Presse musste draußen bleiben. Hin und wieder erhellte ein greller Lichtblitz eines Fotoapparates das Foyer, woraufhin sich Ginny ihren schwarzen Hut tiefer ins Gesicht zog, damit sie nicht Gefahr lief auf irgendwelchen peinlichen Fotos in der Hexenwoche zu landen.   Seitdem die jüngste Weasley offizielle Spielerin der Holyhead Harpies war, hatte sich ihr Leben dramatisch verändert. Bereits nach einigen Spielen war sie so berühmt, dass sie Menschen auf der Straße ansprachen, wenn sie durch die Winkelgasse schlenderte, und Kinder sie um ein Autogramm baten. Ihr erstes Interview war ein ganz besonderes Highlight für sie gewesen. Zwar hatte sich die Doppelseite des Quidditchreporters eher mit ihrer Mannschaft im Allgemeinen beschäftigt – Dritter Sieg in Folge, werden die Holyhead Harpies dieses Jahr den Quidditchpokal holen? – und Ginny nur am Rande als neues Mitglied in der Position der Jägerin erwähnt, dennoch war sie unheimlich stolz darauf gewesen. Ihre Mutter hatte den Bericht im weasley’schen Familienfotoalbum verewigt.   Die Schlange bewegte sich und Ginny trat wieder ein paar Schritte nach vorne in Richtung Empfang. Kurz atmete sie einmal tief durch. Mit ihren dreiundzwanzig Jahren konnte sie stolz behaupten, dass sie an einem Punkt in ihrem Leben angekommen war, an dem sie einfach nur glücklich war. Ein Traum hatte sich erfüllt. Quidditch war schon immer ein großer Teil ihres Lebens gewesen. Während ihrer Schulzeit war sie oft nicht ernst genommen worden. Man hatte an ihr und ihrem Talent gezweifelt, aber sie hatte es allen gezeigt und nicht nur in Hogwarts eine gute Figur auf dem Besen gemacht. Ginny hatte ihren ganzen Gryffindormut zusammen genommen und war zum Testspiel der Holyhead Harpies gegangen, der einzigen Quidditchmannschaft Großbritanniens, die nur aus weiblichen Mitgliedern bestand. Und nun ja, der Rest war Geschichte. Nur wenige Monate später stand sie hier und checkte in dem Hotel ein, in dem sie zusammen mit den anderen Teilnehmern der diesjährigen Quidditchliga übernachten würde. In zwei Tagen würden bereits das Eröffnungsspiel und somit die Gruppenspiele beginnen. All das, was sie jahrelang von den Zuschauertribünen aus mitverfolgt hatte, würde sie nun selbst erleben.   Aufregung und Stolz erfüllten sie zu gleichen Teilen. Dies könnte der Anfang einer langen Karriere sein. Erneut sah sich Ginny um, auf der Suche nach einer ihrer Mannschaftskolleginnen. Vermutlich waren sie alle schon längst auf ihren Zimmern. Sie bezweifelte, dass die anderen ebenfalls Probleme auf dem Weg hierher gehabt hatten. Im Foyer konnte sie zumindest niemanden aus ihrer Mannschaft erkennen. In der Schlange links neben ihr stand Lennox Campbell von den Montrose Magpies. Und in der rechten unterhielt sich gerade Gordon Horton von den Chudley Cannons mit der Empfangshexe. Ron würde vor Neid erblassen – die Cannons waren schließlich seit jeher seine Lieblingsmannschaft. Auch der Mann vor ihr musste irgendeiner Mannschaft angehören, allerdings konnte sie ihn aufgrund des bloßen Anblicks seiner Rückseite schlecht zuordnen.   Ginny versuchte ihren forschenden Blick unter ihrer Hutkrempe zu verstecken. Hier waren wirklich ein paar Sahneschnittchen dabei. Die meisten Quidditchspieler waren unheimlich attraktiv. Dieser Sport wurde größtenteils von jungen, durchtrainierten Männern ausgebübt, die in ihren engen Quidditchroben eine gute Figur machten. Für Singles wie Ginny war das hier das reinste Paradies. Ihre braunen Augen musterten interessiert ein paar muskulöse Oberarme und einige breite Schultern. Durch die sommerlichen Temperaturen waren die meisten Zauberer nur leicht gekleidet und ihre engen Shirts und luftigen Hemden boten nicht viel Platz für Fantasie.   Die Schlange bewegte sich erneut. Nur noch zwei Männer trennten sie von der Empfangshexe. Sie lugte über die Schulter des Dunkelhaarigen der vor ihr stand und betrachtete einen blonden Mann, der nun in sein Zimmer eincheckte. Ihr Blick glitt einmal an ihm runter und wieder rauf. Ihr gefiel, was sie sah. Dieser Hintern gehörte definitiv zur obersten Liga der Sahneschnittchen.   Ein leichtes Schmunzeln zierte ihr Gesicht. Oh ja, das würden ein paar sehr schöne Wochen werden …   Ginny warf einen erneuten Blick auf ihre Uhr. Viertel vor drei. Ungeduldig wippte sie mit ihrem Fuß und verschränkte die Arme vor der Brust. Ihre Sporttasche schien immer schwerer und schwerer zu werden. Dann war der Mann vor ihr an der Reihe. Gut. Sie wäre die nächste.   Als erstes würde sie einchecken und sich etwas frisch machen. Heute Abend würde es dann ein gemeinsames Essen mit ihrer Mannschaft geben, sowie eine kurze Besprechung. Trainiert hatten sie in den letzten Wochen bei Merlin genug. Was jetzt wichtig war, war die Strategie zu wiederholen und die gegnerischen Teams zu analysieren. Nicht zu vergessen noch einmal ordentlich Kraft zu tanken, bevor es so richtig los ging.   Endlich war Ginny an der Reihe. Die Empfangshexe schenkte ihr ein strahlendes Lächeln, das aussah, als würde es von Herzen kommen. Entweder meinte sie es wirklich so oder sie konnte sehr gut schauspielern. Ginny vermutete Letzteres, wenn man bedachte, in welchem kostspieligen Hotel sie sich ihre Brötchen verdiente. Die schwere Tasche ließ sie von der Schulter gleiten und stellte sie auf den Boden neben sich ab. Das Einchecken dauerte nicht lang. Ginny nannte ihren Namen, woraufhin die Seiten eines dicken Buches anfingen zu blättern, bis es ihren Eintrag fand. Die Empfangshexe hakte mit einer Feder ihren Namen ab und reichte ihr einen Zimmerschlüssel. Fünfte Etage. Check! Dann würde sie vom Balkon aus zumindest eine gute Aussicht haben. Nachdem Ginny einige Unterlagen unterzeichnet hatte verabschiedete sie sich höflich und wollte bereits Platz machen für den nächsten Gast, als sie über ihre Tasche stolperte, die sie kurzzeitig vergessen hatte. Irritiert – und ziemlich peinlich berührt – hob sie ihre Tasche auf und versuchte sich so schnell wie möglich aus dem Staub zu machen.   Sie eilte in Richtung der Aufzüge, wo sie gerade eine offene Kabine entdeckt. Genau in dem Moment begannen sich die Türen bereits zu schließen.   „Stopp!“, rief sie, während sie mit einer Hand versuchte ihre Tasche zu schultern, wobei sie abermals über ihre eigenen Füße stolperte. Sie wollte einfach nur noch in ihr Zimmer und wer wusste schon, wie lange diese dämlichen Aufzüge brauchen würden, bis sie wieder im Erdgeschoss ankamen. Sie sah, wie ein Mann in dem Aufzug stand. „Halt“, rief sie ihm im Laufen zu, in der Hoffnung, er würde die Türen für sie aufhalten.   Doch er tat genau das Gegenteil. Ginny sah wie er mehrmals auf den Knopf drückte, damit die Türen sich schlossen. Was zum–?! Aber nicht mit ihr! Sie beschleunigte ihren Gang und schaffte es gerade noch rechtzeitig zwischen den sich schließenden Türen hindurchzuschlüpfen. Hinter ihr schlossen sie sich mit einem leisen Pling und der Fahrstuhl setzte sich langsam in Bewegung.   Schnaufend ließ sie ihre Tasche fallen. Sie schob ihren Hut ein Stück zurück, denn sie musste ihren Kopf in den Nacken legen, um den großgewachsenen Mann vor ihr ansehen zu können. „Was sollte das, verdammt?“ Beinahe hätte sie ihn gepackt und angefangen zu schütteln. Da wo sie herkam war man so nett und hielt heranlaufenden Hexen schließlich die Tür auf. Das zeugte von Respekt und Höflichkeit. Doch dieser Mann war alles andere als höflich gewesen. Und als Ginny sich einen Moment die Zeit nahm und dem Mann vor ihr ins Gesicht sah, erkannte sie auch, wer da vor ihr stand.   „Sorry“, sagte Malfoy mit schleppender Stimme. Er sah alles andere aus, als dass es ihm wirklich leid tun würde. „Ich dachte nur du wärst wieder so ein aufdringlicher Fan, der nur ein Autogramm von mir will“, versuchte er sich rauszureden. Er drückte wieder mehrmals auf den Knopf, der sein Stockwerk anzeigte, als würde es ihm nicht schnell genug gehen.   Augenblicklich trat sie so weit wie möglich von ihm zurück, sodass sie mit dem Rücken gegen die verspiegelte Aufzugswand lehnte. „Ach ja, du bist ja auch hier. Hatte ich wohl bereits verdrängt.“ Nicht nur Ginny hatte den Sprung in die Sportwelt geschafft. Draco Malfoy spielte seit einigen Jahren für die Ballycastle Bats, die meistgefeierte Quidditchmannschaft Nordirlands. Wie zuvor in der Hausmannschaft von Slytherin besetzte er dort die Position des Suchers. Inzwischen besaß er anscheinend mehr Talent als damals, als er nur blöde Sprüche klopfen konnte. Bei dem Gedanken daran, dass jemand sein Autogramm haben wollte, musste sie abfällig schnauben. Seine grauen Augen wanderten zu ihr, sahen sie abschätzend an.   Währenddessen tat sie es ihm gleich und musterte ihn. Ebenso wie sie trug er eine dunkle Sporttasche über eine seiner breiten Schultern, in der sich seine Quidditchroben, sein Besen sowie Kleidung für den Aufenthalt befinden mussten. „Kein Wunder, dass ich dich nicht gleich erkannt habe. Du trägst ja Muggelkleidung!“, stellte Ginny überrascht fest. Und jetzt, da sie sein himmelblaues Shirt begutachtete, unter dem sich die Brustmuskeln überdeutlich abzeichneten, musste sie leicht schockiert feststellen, dass er das blonde Sahneschnittchen in der Warteschlange vor ihr gewesen war.   Sein Blick verfinsterte sich. „Das ist keine Muggelkleidung. Das ist von Cavendish.“ Mit dem Daumen deutete er auf das aufgestickte Logo auf seiner Brust. „Er ist ein bekannter Designer, den sich jemand wie du nicht leisten kann.“ Seine Stimme glich schon fast einem Zischen und sein überheblicher Tonfall erinnerte sie an ihre Schulzeit, als sie sich in den Gängen von Hogwarts gestritten und verflucht hatten. Er schien sich nicht groß verändert zu haben. Stolz hob er sein Kinn. „Cavendish bezahlt mich dafür, dass ich seine Sachen trage.“ Er zuckte lässig mit den Schultern, was Gleichgültigkeit vortäuschen sollte, doch es erreichte das völlige Gegenteil. Malfoy wirkte ungeheuer arrogant.   Ginny verdrehte genervt die Augen. „Dafür kann ich mir aussuchen, was ich anziehe“, meinte sie rechtfertigend und machte eine ausladende Handbewegung, um ihr hübsches Sommerkleid zu präsentieren. Es war knielang, mit einem V-Ausschnitt und breiten Trägern. Ein Traum in Apricot. So zumindest hatte Fleur es genannt, als sie es Ginny zu ihrem letzten Geburtstag geschenkt hatte.   Malfoys graue Augen wanderten an ihr herunter und wieder hinauf, bis sie letztendlich wieder ihre Augen trafen. „Dein Glück, dass Geschmacksverirrung nicht strafbar ist.“   Ginny atmete mehrmals tief durch, um die Wut zu unterdrücken, die durch seine Beleidigung hochkochte. Wenn sie sich jetzt duellierte würde das Gwenog bestimmt nicht glücklich machen, denn Zauberei war ihnen in diesem Hotel untersagt und sie wäre somit für die Spiele gesperrt. Doch statt Malfoy einfach eine reinzuhauen lächelte sie ihn nur mit aller Selbstbeherrschung, die sie aufbringen konnte, zuckersüß an und meinte selbstbewusst: „Ich habe immer noch mehr Geschmack als du, Malfoy.“ Sie reckte ihr Kinn und versuchte somit seine arrogante Geste nachzumachen.   Er jedoch drückte nur wieder mehrmals auf den Fahrstuhlknopf. „Wieso dauert das denn nur so lange?“, beschwerte er sich. „Das ist echt der langsamste Fahrstuhl der Welt!“   Da fiel Ginny auch endlich auf, dass sie noch gar nicht ihr Stockwerk ausgewählt hatte. „Drückst du bitte mal auf die Fünf?“, fragte sie betont freundlich. Immerhin stand er näher an den Knöpfen als sie, und sie wollte ihm auch nicht näher kommen, als sie unbedingt musste. Im Gegensatz zu ihm hatte sie noch Manieren.   „Du hast es ja anscheinend weit gebracht“, meinte er süffisant, während er auf den Knopf mit der Fünf drückte, der daraufhin rot aufleuchtete. „Mein Zimmer ist im siebten Stock“, prahlte er ungefragt. „Du weißt natürlich, was das bedeutet.“   Natürlich wusste sie das. Im obersten Stockwerk befanden sich die ganzen Luxussuiten. Umso höher die Etage, desto dekadenter die Zimmerausstattung. Ginnys Antwort war nur eine wegwerfende Handbewegung. „Und wenn schon. Du bekommst mal wieder eine Sonderbehandlung. Das ist schließlich nichts Neues.“ Malfoy stritt das noch nicht einmal ab, sondern grinste nur selbstgefällig.   Sie musterte den Blonden. Ihre letzte Begegnung war viele Jahre her. Sie konnte sich nicht daran erinnern ihn seit Hogwarts noch einmal zu Gesicht bekommen zu haben. Abgesehen natürlich von den Zeitungsberichten, denn die waren seitdem er bei den Bats spielte voll mit ihm. Er war der feuchte Traum einer jeden Hexe, zumindest behauptete Lavender das, aber Ginny hatte ihre Mitschülerin aus Gryffindor schon immer für nicht ganz dicht gehalten. Nichtsdestotrotz wurde Malfoy letztens erst von der Hexenwoche zum Sexiest Quidditchspieler alive gekürt und wenn Ginny ihn genauer betrachtete, wusste sie auch wieso. Sie zog ihren schwarzen Hut weiter ins Gesicht und wandte den Blick demonstrativ ab, um nicht beim Gaffen erwischt zu werden. Wer hätte das gedacht, aber Malfoy war inzwischen äußerst attraktiv geworden. Ein richtiges Sahneschnittchen eben. Aber letztendlich verbarg sich unter diesem Adoniskörper nur ein arroganter Charakter und weder sein Aussehen noch sein vieles Geld würden ihm weiterhelfen, wenn sie ihn im Quidditch erst einmal so richtig fertig machte!   Ein leises Pling verkündete das Erreichen des fünften Stockwerks. Hastig schritt Ginny durch die Tür und betrat den breiten Flur, der ebenfalls von einem dicken, diesmal grau-weiß-karierten Teppich gepolstert wurde. Einige schwebende Lichtkugeln sorgten für eine angenehme Beleuchtung in den Gängen. An beiden Seiten erstreckten sich die weiß gestrichenen Türen zu den zahlreichen Hotelzimmern. Kurz sah Ginny sich noch einmal um. Sie konnte einen kurzen Blick auf Malfoy werfen, der sie ebenfalls ansah, dann schlossen sich die Türen und er verschwand in Richtung seiner Luxussuite.   Ginny schulterte ihre Tasche und besah sich die Zimmernummern. Schnell hatte sie ihr Quartier für die nächsten Tage erreicht. Sie steckte den Schlüssel, der mit der Zahl 511 geprägt war, ins Türschloss, schloss auf, öffnete die Tür und betrat das Zimmer. Sie ging einige Schritte in das große, lichtgeflutete Zimmer, während die Tür hinter ihr langsam zufiel. Ophelia war wohl noch nicht eingecheckt, denn dieses Zimmer war nach dem ersten Anschein noch unbewohnt. Ihre Zimmerpartnerin würde sicher auch bald eintreffen. Ginny grinste und suchte sich schnell das Bett an der Glasfront aus. Sie warf ihre schwere Tasche auf die weiße Bettdecke und markierte es somit als ihres.   Sie besah sich das Zimmer. Die beiden Einzelbetten hätten auch gut als Doppelbetten durchgehen können, so breit wie sie waren. Und die Kissen und Decken sahen so unendlich einladend aus. Ginny setzte sich auf ihr Bett und sank sofort mehrere Zentimeter tief ein. Dabei nahm sie ihren Hut ab und warf ihn kurzerhand auf das Kissen. Ein üppiger Kronleuchter hing von der Zimmerdecke herab. Durch die gläserne Front hatte man einen schönen Anblick über Falmouth. Und siehe da, da war auch der Balkon. Ginny stand auf, öffnete die Glastür und betrat die äußere Plattform. Ein angenehm warmer Sommerwind wehte ihr ins Gesicht. Mit beiden Ellenbogen stützte sie sich am Geländer ab und genoss für einige Momente die schöne Aussicht.   In nur zwei Tagen würde die Liga starten und in drei Tagen war bereits ihr erstes Quidditchspiel. Ginny war ungeheuer aufgeregt. Dieses Gefühl war weniger vergleichbar mit der ungewissen Angst, die man vor einer schweren Prüfung verspürte, vielmehr mit der euphorischen Vorfreude, die ein Kind am Weihnachtsmorgen empfand. Natürlich strebte sie den Sieg an, doch letztendlich war die Platzierung ihrer Mannschaft nur zweitrangig. An erster Stelle standen der Spaß und die Freude daran, überhaupt dabei sein zu dürfen.   Es stand jetzt schon fest, dass die diesjährige Quidditchliga für sie unvergesslich werden würde …   ~   „Einen Feuerwhisky, bitte.“   Ginny machte es sich auf ihrem Barhocker bequem, während der Kellner mit einem Schwenker seines Zauberstabes ein Glas heraufbeschwor. Es war bereits mehr Nacht als Abend und wenn Gwenog sie hier erwischte würde sie sich eine Strafpredigt anhören müssen, die sogar dem Gezeter ihrer Mutter Konkurrenz machen konnte. Eigentlich sollte Ginny in ihrem weichen Hotelbett liegen und schlafen, damit sie am nächsten Morgen gut ausgeruht war – doch sie konnte nicht. Stundenlang hatte sie sich in ihrem Bett herumgewälzt, viel zu aufgeregt, um auch nur ein Auge zuzumachen, während Ophelia, ihre Zimmernachbarin friedlich schlummerte. Am morgigen Tag war ihr erstes Spiel und sie war so nervös wie Hermine damals vor ihren ZAGs. Nachdem sie eine gefühlte Ewigkeit in der Dunkelheit an die Zimmerdecke gestarrt hatte, während ihr im Kopf die schlimmsten Szenarien gekommen waren, die beim Spiel eintreten könnten, hatte sie beschlossen sich abzulenken und an der Hotelbar einen Drink zu bestellen. Vielleicht würde ein wenig Feuerwhisky ihre Nerven beruhigen.   Der Kellner stellte ihre Bestellung vor ihr auf dem Tresen ab und Ginny ließ den Drink auf ihr Zimmer schreiben. Mit beiden Händen umfasste sie das Glas, zögerte aber noch einen Schluck davon zu nehmen. Wenn ihre Mannschaftskapitänin sie jetzt hier sitzen sehen würde, dann würde sie mächtig Ärger bekommen. Alkohol vor dem Spiel war schließlich tabu.   Ginny seufzte. Scheiß drauf, dachte sie und hob das Glas in dem Moment an, als sie merkte, wie sich jemand auf den freien Barhocker neben sie setzte. Sie wandte den Kopf zur Seite und blickte in zwei graue Augen.   „Was machst du denn hier?“, fragte sie mehr skeptisch, als überrascht. Langsam ließ sie ihr Glas wieder sinken. Im Fahrstuhl vor einigen Tagen hatte er sie nicht schnell genug loswerden können und nun setzte er sich neben sie? Freiwillig? Ginny sah sich um, erkannte aber, dass noch zahlreiche Plätze um sie herum unbesetzt waren.   Gelassen sah Malfoy sie an. „Ich will etwas zu trinken bestellen oder ist das etwa nur Rotschöpfen vorbehalten?“ Er gab dem Kellner, der am anderen Ende des Tresens Gläser mithilfe von Magie polierte, ein Zeichen, um auf sich aufmerksam zu machen.   „Ich schätze, das ist ein freies Land“, murmelte Ginny und nippte an ihrem Drink, während Malfoy sich ein Wasser bestellte. Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte sie seine Getränkeauswahl.   „Was?“, fragte er unschuldig. Während er einen Schluck aus seinem Glas nahm sah er sie unentwegt an. „Alkohol ist Gift für den Körper, was du eigentlich wissen solltest. Findest du es klug dich vor dem Spiel zu betrinken?“   Ginny rollte mit den Augen. Das war doch nur ein Drink – keine große Sache. „Wer bist du, meine Mutter?“ Demonstrativ nahm sie einen großen Schluck und hüstelte daraufhin leicht, da ihr der Alkohol die Kehle verbrannte.   Malfoy zuckte mit den Schultern. „Mach was du willst. Mir ist das egal. Von mir aus kannst du dich morgen ruhig blamieren. Bei eurem Talent werdet ihr ohnehin bereits nach den Gruppenspielen rausfliegen.“   Energisch stellte sie ihr Glas ab und sah ihn mit einem wütenden Funkeln in den Augen an. „Bist du nur hergekommen um mich zu beleidigen?“ Hätte sie gewusst, was sie erwarten würde, dann würde sie doch lieber wieder in ihrem Bett liegen und in die Finsternis starren.   „Sieh dich mal um, Weasley.“ Mit einer Kopfbewegung deutete er auf den Raum hinter ihnen. „Du bist die einzige Frau in dieser Bar. Und die Idioten, die hier sitzen, sehen dich an, als wärest du Freiwild.“ Lässig zuckte er mit den Schultern. „Und es ist nur meine Pflicht, sie vor dem größten Fehler ihres Lebens zu bewahren.“   Ginny hatte gar nicht so schnell denken können, da hatte sie ihn bereits mit voller Wucht mit der Faust gegen seinen Oberarm geboxt.   „Autsch!“ Malfoy verzog schmerzhaft das Gesicht und rieb sich die getroffene Stelle. „Wofür war das denn?“   Ginny hielt immer noch drohend die Faust, bereit ihm noch einmal weh zu tun. „Du bist ein Arsch!“, zischte sie.   „Und du verhältst dich wie ein Muggel!“   „Ja“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen aus. „Weil wir uns nicht duellieren dürfen. Dafür mussten wir unterschreiben. Schon vergessen?“ In der Vergangenheit war es des Öfteren vorgekommen, dass Spieler unterschiedlicher Mannschaften versucht hatten sich gegenseitig zu verhexen, um sich einen Vorteil zu verschaffen. Immerhin gäbe es nichts Leichteres als einen Verwirrungszauber, sodass der Gegner keine große Gefahr mehr war. Im Onyx war es deshalb untersagt Magie zu verwenden, zumindest für die Hotelgäste, und sollte jemand dabei erwischt werden, wie er Mithilfe von Zauberei versuchte das Spiel zu manipulieren würde ihm der sofortige Ausschluss drohen.   Malfoy seufzte wehmütig. „Leider wahr“, sagte er und nippte wieder an seinem Wasser. Dann rieb er sich abermals die schmerzende Schulter. „Ich sag’s dir, Weasley, wenn das einen blauen Fleck gibt dann wirst du mich kennenlernen. Ich habe bald ein wichtiges Fotoshooting.“   Ginny rollte mit den Augen, was sie in seiner Gegenwart ziemlich oft tat. Wenn sie so weitermachte würde sie noch einen Muskelkater bekommen. „Glaub mir, nichts liegt mir ferner als dich kennenlernen zu wollen.“   „Ach, ist das so?“ Daraufhin schenkte er ihr einen lasziven Blick, als würde er genau das Gegenteil bei ihr provozieren wollen. Mancher Hexe wären dabei sicherlich die Knie weich geworden.   Ginny starrte mit einem winzigen Hauch von Rosa auf den Wangen in die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrem Glas. „In deinen Träumen, Malfoy“, murmelte sie. Jemand wie er bekam vermutlich nie einen Korb, dachte sie bitter. Verdammter Macho. Malfoy gluckste nur leise.   Daraufhin saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander. Hin und wieder nippte jemand an seinem Glas. Der Feuerwhisky war auf einmal viel zu schnell geleert. Einen Moment lang überlegt Ginny, ob sie noch einen zweiten bestellen sollte. Aber die Vernunft in ihr riet ihr davon ab. Sie sollte wirklich nicht übertreiben. Morgen brauchte sie einen klaren Kopf. Auch wenn das Spiel erst mittags stattfand – niemals würde sie es sich verzeihen, wenn sie ihr erstes Ligaspiel mit einem Kater eröffnete und sich vermutlich hoch oben in der Luft über den Zuschauertribünen übergab. So würde sie unbestreitbar auf dem Titelblatt landen.   Die Stille zwischen ihnen wurde so unangenehm, dass Ginny nicht länger schweigen wollte. Da er schließlich noch immer hier war konnte sie sich auch ebenso gut mit ihm unterhalten. Doch worüber sprach man mit Draco Malfoy? Sie warf ihm einen Seitenblick zu und musterte ihn, wie er neben ihr saß, in seinen teuren Designerklamotten und wie er selbst noch nach einem langen Tag zu so später Stunde immer noch perfekt aussah. Und sie saß hier im Gammellook, da sie sich nur schnell etwas Bequemes übergezogen hatte, immerhin hatte sie schon im Bett gelegen. Sie wollte gar nicht wissen, was sie für ein Bild abgaben.   Ihre Finger strichen zaghaft über den Rand des Whiskyglases. „Man sollte eigentlich meinen, dass wir inzwischen erwachsen genug wären, um vernünftig miteinander reden zu können. Findest du nicht auch?“ Sie wandte den Blick von ihrem Glas ab, um ihn anzusehen. Sein Blick war undefinierbar.   „Warum mit alten Traditionen brechen?“, fragte er.   Sie sah ihn an, versuchte aus ihm schlau zu werden und seine Gedanken zu erraten, aber es mochte ihr nicht gelingen. Malfoys Gesicht war ausdruckslos und unleserlich. Jahrelang kannte sie den blonden Slytherin bereits, doch genau in diesem Moment wurde ihr klar, dass er ihr eigentlich völlig fremd war. Viele Emotionen trug er offen zur Schau, wie seine Überheblichkeit oder seine Abneigung gegenüber seiner Meinung nach Minderwertigen. Aber alles in allem war er ein großes Mysterium.   „Wieso hast du dich zu mir gesetzt?“, fragte sie gerade heraus.   Eine Weile sah er sie schweigend an und sie dachte schon, er würde gar nicht mehr antworten. Doch dann zuckte er mit den Schultern und sagte: „Langeweile.“   Genervt – und auch ein wenig gekränkt – wandte sie den Blick ab. So eine Antwort wollte schließlich niemand gerne hören. Was hatte sie auch erwartet? Dass Draco Malfoy sich geändert hatte und inzwischen zu einem Menschen herangereift war, mit dem man …   Irritiert runzelte Ginny die Stirn. Ja, was genau wollte sie eigentlich mit ihm?   „Du bist ein Arsch“, wiederholte sie. Vielleicht sprach da der Feuerwhisky aus ihr, vielleicht auch ihr verletzter Stolz. „Das warst du schon immer und das wirst du auch immer sein.“ Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen stand sie von ihrem Hocker auf und verließ die Bar, um in ihr Zimmer zurückzukehren.   Wenigstens hatte er ihre Nervosität vertrieben …   ~   Die Holyhead Harpies feierten ihren ersten Sieg. Die Appleby Arrwos hatten sie vernichtend geschlagen. Das Stadium hatte getobt, als Violet, ihre Sucherin, den Schnatz gefangen hatte. Zur Feier des Tages gingen sie in einem Restaurant in Falmouth essen. Zwar hätten sie auch im Onyx essen gehen können, doch sie wollten lieber unter sich sein, als die Konkurrenz ständig im Nacken zu haben. Von daher hatte es sie in ein gehobenes Restaurant mit traditioneller Landesküche verschlagen. Das Essen war fabelhaft gewesen, doch die sieben Spielerinnern dachten gar nicht daran, den Tag schon so früh zu beenden, sondern feierten noch bis in den späten Abend hinein. Dabei erlaubte Gwenog sogar ein klitzekleines bisschen Alkohol. Ihr nächstes Spiel wäre schließlich erst wieder in drei Tagen.   Die Mannschaft war sich sicher: Auch die Kenmare Kestrals würden sie besiegen. Die anderen Mannschaften würden sich noch wundern. Die Harpies wurden stetig unterschätzt, aufgrund ihres zarten Geschlechts, aber sie würden den Männern schon noch beweisen, dass sie nicht nur genau so gut, sondern auch noch besser spielen konnten, als sie.   Ginny saß neben Ophelia, mit der sie sich während ihres Aufenthaltes im Onyx das Zimmer teilte. Jede Mannschaft erhielt drei Doppelzimmer, sowie ein Einzelzimmer für den Kapitän. Für Ginny und Ophelia hatte relativ schnell festgestanden, dass sie sich ein Zimmer teilen würden. Inzwischen waren die beiden Frauen nicht nur Teamkameradinnen, sondern auch gute Freundinnen. Ophelia war nur sechs Jahre älter als die Weasley, während sich Gwenog und die anderen bereits in ihren späten Dreißigern befanden. Und Ginny war als neuestes und jüngstes Mitglied das „Küken“.   Die spielfreien Tage verbrachte sie damit, sich die anderen Spiele anzuschauen, oder aber die zahlreichen Wellnessangebote des Luxushotels in Anspruch zu nehmen. Massagen, Sauna, Schwimmbad – Ginny konnte nicht leugnen, dass sie mehr Urlaub machte, als zu arbeiten. Kaum zu glauben, dass sie mit Quidditch ihren Lebensunterhalt bezahlte. Ihr Job als Jägerin finanzierte zumindest ihre dekadente Zweizimmerwohnung in London. Wer hätte das gedacht, wenn man bedachte, dass ihre Familie früher arm gewesen war. Vielleicht genoss sie es daher nur umso mehr. Sie wusste Geld zu schätzen, nicht wie die reichen Schnösel, die mit dem Goldlöffel im Mund aufgewachsen waren und nichts anderes kannten, als mit Geld jedes Problem zu lösen. Geld hin oder her – Ginny würde nie zu diesen arroganten reichen Snobs gehören.   Auch ihre Brüder hatten es geschafft. Fred und George führten ein sehr erfolgreiches Geschäft in der Winkelgasse, Percy war ein hohes Tier im Ministerium, Charlie war bereits international bekannt für seine Erforschung der Drachen – schon bald würde sein erstes Buch erscheinen –, Bill arbeitete für Gringotts und Ron befand sich mitten in seiner Ausbildung zum Auror. Inzwischen waren alle ihre Brüder verheiratet und Ron hatte sich erst vor kurzem mit Hermine verlobt. Nur Ginny fehlte noch der passende Deckel auf ihrem Topf.   „Du Ginny, kann ich kurz mit dir sprechen?“   Neben ihr saß Gwenog Jones, Kapitänin und Treiberin der Mannschaft. Obwohl die Position des Treibers vor allem Körperkraft verlangte konnte die dunkelhäutige Waliserin durchaus mit ihren männlichen Kollegen mithalten. Mit ihrem Schlagholz konnte sie wirklich gnadenlos sein.   Gwenog beugte sich ein wenig zu ihr rüber und sagte gedämpft, sodass es die anderen nicht hören konnten: „Es geht mich ja eigentlich nichts an, mit wem du dich triffst, aber während unseres Aufenthaltes bin ich für dich verantwortlich.“ Fragend sah Ginny sie an, da sie nicht verstand, worauf Gwenog hinaus wollte. „Man hat dich zusammen mit Malfoy in der Bar gesehen“, sagte sie dann. Ginny und Gwenog wechselten einen langen Blick. Woher ihre Kapitänin das wusste war ihr schleierhaft, immerhin waren in der Bar kaum Gäste anwesend gewesen. Hatte sich das tatsächlich so schnell herumgesprochen? Und wenn, was war schon so schlimm daran?   Diese Frage schien ihr ins Gesicht geschrieben zu stehen, denn Gwenog sagte: „Ich kann dir nur raten keine Liebschaft während der Quidditchsaison einzugehen. Wir brauchen deine volle Konzentration.“ Sie tippte ihr mit zwei Fingern gegen die Stirn. „Ich weiß, was er für einen Ruf hat. Lass dich also nicht ablenken, hörst du?“   Ginny konnte nicht anders als laut loszulachen, was ihr einige verwirrte Blicke am Tisch einbrachte. „Ach, Gwenog“, seufzte sie und legte ihr kameradschaftlich einen Arm um die Schulter, um sie näher an sich heranzuziehen. „Ich glaube, da brauchst du dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Wir hassen uns“, versprach sie lächelnd. „Das war schon immer so und wird auch immer so sein.“   Gwenog sah sie an und schien zu überlegen, ob sie ihr das abkaufen sollte. Ginny musste sich einen weiteren Lachanfall verkneifen. Sie und Malfoy? Da knutschte sie ja lieber mit einem Knallrümpfigen Kröter!   Letztendlich gab Gwenog sich geschlagen. „Alles klar. Dann habe ich nie etwas gesagt.“ Sie wollte sich gerade wieder abwenden, als ihr doch noch etwas in den Sinn kam. „Ach, und Ginny? Ich hoffe du hast in der Bar nur Kürbissaft getrunken. Ist doch so, oder?“   Forsch sah sie sie an und Ginny wäre beinahe unter ihrem Blick eingeknickt, wenn sie nicht bereits mit sechs Jahren von Fred und George gelernt hätte wie man log ohne rot zu werden. „Natürlich!“   Gwenog nickte, aber ihre dunklen Augen funkelten belustigt. Im nächsten Moment begann sie eine Diskussion mit Violet und ließ Ginny mit ihren Gedanken allein zurück. Die kreisten nun um einen blonden Slytherin, wie schon viel zu oft in den letzten Tagen.   Vehement schüttelte sie den Kopf – der Knallrümpfige Kröter war ihr eindeutig lieber … Kapitel 2: Über Badeanzüge, Beobachtungen und blinde Wut -------------------------------------------------------- Die Holyhead Harpies gewannen das Spiel gegen die Kenmare Kestrals. Allerdings war dieser Sieg nicht so leicht errungen, wie ihr erster. Erst nach langen acht Stunden war es dem Sucher des gegnerischen Teams gelungen den Schnatz zu fangen. Durch den enormen Punktevorsprung, für den mitunter Ginny verantwortlich war, entschieden die Harpies das Spiel letztendlich aber für sich. Die Gruppenspiele waren somit überstanden und die Frauenmannschaft eine Runde weiter. Als nächstes würden im Achtelfinale die K.O.-Spiele beginnen. Die ersten Mannschaften mussten nach der gescheiterten Gruppenrunde bereits ihre Koffer packen.   Nach dem langen und kräftezehrenden Spiel wollte sich Ginny nur noch entspannen, eine Runde schwimmen und dann früh schlafen gehen. Ihre Beine und Arme fühlten sich tonnenschwer an und die Sommersonne hatte ihr übriges dazu beigetragen, dass sie vollkommen fertig war. Unter dem dicken Leder hatte sie extrem geschwitzt.   Nach einigen Bahnen im hoteleigenen Pool fühlte sie sich schon viel besser. Es befanden sich nicht viele Personen im Wasser, sodass sie genug Platz für sich hatte. Ginny hatte Ophelia gefragt, ob sie sie begleiten wollte, doch die Hüterin hatte dankend abgelehnt und war erschöpft in ihr Bett gefallen. Nun lag Ginny auf einer der Liegen, auf ihrem grünen Badetuch mit dem Logo ihrer Mannschaft und dem dazu passenden dunkelgrünen Badeanzug. Mit geschlossenen Augen lauschte sie dem beruhigenden Schwappen des Wassers gegen den Beckenrand und dem dumpfen Gemurmel der anderen Badegäste, während die Wassertropfen auf ihrem Körper anfingen zu trocknen.   Sie war erschöpft, aber glücklich. Immerhin hatten sie gewonnen. Ihr zweiter Sieg. Von Fred und George hatte bereits ein Brief per Eulenpost in ihrem Hotelzimmer auf sie gewartet, mit einer – typisch für die Zwillinge – Beileidsbekundung, dass sie noch weiterhin in diesem, wie sie es nannten, Schicki-Micki-Hotel ausharren und es mit den anderen tölpelhaften Besenreitern aushalten musste. Dieser Brief hatte sie wirklich zum Schmunzeln gebracht. Nun machte sie es sich auf ihrer Liege gemütlich und döste mit verschränkten Armen hinterm Kopf vor sich hin.   Als sie irgendwann aufwachte musste sie erschrocken feststellen, dass sie tatsächlich eingenickt war. Es mussten nur Minuten vergangen sein, denn die blonde, ihr unbekannte Frau in dem aufreizenden roten Bikini lag immer noch im Whirlpool und Rod Cromwell von den Tutshill Tornados zog immer noch seine Bahnen im Becken. Erleichtert atmete Ginny aus. Das wäre auch echt peinlich geworden, wenn sie irgendwann mitten in der Nacht von den Reinigungskräften geweckt worden wäre.   Peinlich berührt sah Ginny erst nach rechts, um sich zu vergewissern, dass niemand etwas von ihrem Nickerchen mitbekommen hatte – nicht dass sie geschnarcht hatte und angestarrt wurde! – und dann nach links.   Vor Verblüffung klappte ihr der Mund auf. Ihr erster Gedanke war: Nicht der schon wieder! Aber beim Anblick seines halbnackten Körpers verschlug es ihr glatt die Sprache. Neben ihr lag Malfoy. Zwischen ihm und seiner Liege lag ein schwarzes Badetuch mit dem roten Logo der Ballycastle Bats darauf. Das einzige, das er trug, war eine dunkelgraue Badehose. Nur beiläufig bemerkte sie das Logo von Cavendish. Das noch feuchte, blonde Haar war vollkommen verstrubbelt und einige Strähnen hingen ihm verwegen in die Stirn. Die Arme hatte er wie sie zuvor lässig hinter dem Kopf verschränkt. Seine Haut war blass und makellos und auf seinem durchtrainierten Körper glänzten noch einige Wasserperlen. Ihre Augen konnten sich von seinem Anblick gar nicht mehr lösen. Verdammt! Ihr Mund wurde ganz trocken. Ginny war schon viel zu lange Single um davon unbeeindruckt zu bleiben. Leider konnte sie es nicht leugnen, aber Malfoy sah wirklich verboten gut aus.   Vor ihrem inneren Auge sah sie sich selbst, wie ihre Hände diesen Körper berührten und wie sie Dinge mit ihm anstellte, die –   „Hör auf zu sabbern“, riss sie seine Stimme zurück in die Realität. Ertappt sah sie ihn an. Seine grauen Augen funkelten belustigt. Augenblicklich lief sie knallrot an.   „D-d-d-das … äh …“ Sie schüttelte den Kopf, um die schändlichen Gedanken aus ihrem Kopf zu vertreiben. „Wieso zur Hölle musst du dich ausgerechnet neben mich legen?“, fuhr sie ihn aufgebracht an.   „Bild dir bloß nichts darauf ein. Das war die einzige freie Liege“, gab er gereizt zurück. Und als sie sich rasch umsah stellte sie fest, dass dies der Wahrheit entsprach. Wütend knirschte sie mit den Zähnen.   „Das gibt dir noch lange nicht das Recht mir den Tag zu versauen!“ Innerhalb von Sekunden schaffte Malfoy es, dass ihre gute Laune verschwand. Sich mit ihm ein Hotel zu teilen konnte sie ja noch verkraften, aber ein Schwimmbad? Pfui Teufel!   „Ich hatte gehofft, dass du nicht aufwachst“, meinte er leicht angesäuert. „Der Anblick von dir im Badeanzug war schon schwer zu verkraften. Aber wenn du wach bist, bist du echt unausstehlich. Deine Stimme ist eine Beleidigung für meine Ohren.“   Ginny wurde rot vor Wut. „Dann verzieh dich doch“, knurrte sie zwischen zusammengepressten Zähnen. Dabei vermied sie es ihn noch einmal anzusehen. Sein nackter Oberkörper in ihrer unmittelbaren Nähe schien geradezu nach ihrer Aufmerksamkeit zu schreien. Aber sie würde stark bleiben. Heißer Körper hin oder her.   Malfoy schnaubte bloß und starrte stur gerade aus. Ginny fühlte sich unwohl in seiner Gegenwart. Seine Worte hatten sie ganz unsicher gemacht. Betrübt sah sie an sich herab und musterte den Badeanzug in den Farben ihrer Mannschaft. Natürlich war ihr Outfit nicht so aufreizend wie der rote Bikini der blonden Hexe im Whirlpool, aber schließlich wollte sie hier keine Misswahl gewinnen sondern einfach nur schwimmen. Außerdem hatte Ginny eine gute Figur. Und dafür musste sie sich nicht einmal groß anstrengen. Es war schon immer so gewesen, dass sie essen konnte, was sie wollte, ohne großartig zuzunehmen. Sehr zum Leidwesen ihrer Zimmergenossinnen damals in Hogwarts, die sie dafür immer beneidet hatten. Vielleicht waren das einfach die Gene. Allerdings – ihre Mutter war auch alles andere als schlank. Das war nach sieben Kindern aber auch kein Wunder.   Ginny griff nach ihrem übergroßen Badetuch und wickelte es sich schützend um ihren Körper. Was hatte sie auch erwartet? Dass er sie tatsächlich ansprechend fand?   Eine leise Stimme in ihrem Kopf flüsterte: ja …   Es wäre doch auch mal schön gewesen von ihm mal keine Beleidigung an den Kopf geschmissen zu bekommen, sondern zur Abwechslung mal ein Kompliment. Aber darauf konnte sie vermutlich lange warten. Es war wohl so, wie sie es zu Gwenog gesagt hatte: sie hassten sich. Ende der Geschichte.   Ginny wandte den Kopf und sah zu ihm. Als sie seinem Blick folgte stellte sie fest, dass er zu der Blonden im Whirlpool sah, die ihm verführerisch zuzwinkerte. Aufgrund des blubbernden heißen Wassers war ihr Oberteil leicht verrutscht. Ginny wusste nicht wieso, aber in diesem Moment hasste sie diese unbekannte Hexe abgrundtief. Schneller als eigentlich gewollt stand sie von ihrer Liege auf, schlüpfte in ihre Badeschlappen und schickte sich an das Schwimmbad zu verlassen. Dabei trat sie noch einmal mit extra viel Kraft gegen seine Liege, wodurch er aus seinem Flirtversuch gerissen wurde und erschrocken zusammenzuckte.   „Sag mal, spinnst du?“   „Hör auf zu sabbern!“, wiederholte sie die Worte, die er zuvor an sie gerichtet hatte. Mit emporgerecktem Kinn marschierte sie an ihm vorbei. Die Badeschlappen machten schmatzende Geräusche auf dem nassen Fliesenboden und ruinierten somit ihren würdevollen Abgang.   „Eifersüchtig?“, rief er ihr nach und zwar so laut, dass es jeder im Schwimmbad hören konnte. Sie unterdrückte den Impuls sich umzudrehen und ihn wegen dieser Frechheit zu erwürgen. Das selbstgefällige Grinsen in seiner Stimme war kaum zu überhören gewesen.   Sie war wütend. Enorm wütend.   Denn er hatte tatsächlich Recht …   ~   Ginny starrte durch ihr Omniglas und folgte jeder seiner Bewegungen. Das Spiel der Ballycastle Bats gegen die Caerphilly Catapults lief nun schon seit drei Stunden. Das Publikum, das zu Beginn des Spiels einem explodierenden Feuerwerk glich war allmählich erschöpft und verteilte nur noch mäßigen Applaus, wenn eine der Mannschaften ein Tor erzielte. Die eine Hälfte der Zuschauer war in Schwarz-Rot gekleidet, die andere in Rot-Grün, je nach Zugehörigkeit ihrer Lieblingsmannschaft. Vereinzelt saßen auch unparteiische Zuschauer in den Tribünen, die einfach nur das Spiel genießen wollten. Die Tickets für die diesjährige Quidditchliga waren wieder einmal in kürzester Zeit ausverkauft gewesen. Hier irgendwo saß bestimmt auch Demelza Robbins, Ginnys ehemalige Quidditchkollegin aus der gryffindor’schen Hausmannschaft, die seit Jahren ein großer Fan der Ballycastle Bats war. Hin und wieder ertönten gesungene Hymnen, die kurz darauf von dem gehässigen Gejohle der gegnerischen Fans übertönt wurden.   Ginny war einzig und allein bei diesem Spiel dabei, um Malfoys Untergang live mitzuverfolgen. Nur aus diesem Grund beobachtete sie ihn unablässig, denn sie wollte jeden kleinsten Fehler von ihm miterleben und genießen. Es wurde nämlich langsam Zeit, dass die Bats verloren und die Spieler in den schwarzen Roben ihre Koffer packen mussten. Denn dann wäre sie ihn und sein selbstgefälliges Grinsen endlich los. Mehrmals hatte sie sich bereits dabei ertappt, wie sie tatsächlich nach ihm Ausschau hielt. Sei es beim Frühstück im Restaurant oder tagsüber im Foyer. Einmal war sie sogar mit dem Aufzug einfach in den siebten Stock gefahren, nur um zu sehen, was passierte.   Die Rothaarige knirschte mit den Zähnen. Das musste aufhören. Diese Ablenkung, wie sie es nannte, konnte sie nicht gebrauchen. Morgen wäre bereits das Spiel gegen die Tutshill Tornados und wenn sie ihretwegen verlieren würden wären nicht nur die Chancen auf den Pokal dahin, nein, Ginny würde dann auch nicht mehr in den Spiegel schauen können.   Aber vielleicht war das ja auch von Anfang an sein perfider Plan gewesen, sie zu manipulieren und auszutricksen, damit er sie als Konkurrentin los wurde. Vielleicht wartete er nur darauf ihr in einem unaufmerksamen Moment ein Bein zu stellen, damit sie sich verletzte, oder sie außerhalb des Hotels zu verhexen.   Ihr Blick haftete weiterhin an dem Sucher wie eine Hand an einem Portschlüssel. Momentan führte seine Mannschaft, wenn Malfoy also jetzt den Schnatz fangen würde, würden die Bats gewinnen und in die nächste Runde einziehen.   Einer der Jäger der Caerphilly Catapults erzielte einen Treffer und Ginny sprang gemeinsam mit den Fans auf, um laut zu jubeln.   „Ich wusste gar nicht, dass du Catapults-Fan bist“, meinte Ophelia, die neben ihr saß. Aber Ginny wank mit einem milden Lächeln ab. Es war ihr egal wer gewann, solange Malfoy verlor. Jetzt fehlten nur noch hundertneunzig Punkte und es käme zu einem Gleichstand.   Die beiden Harpyen saßen auf mittlerer Höhe der Tribünen und hatten somit eine gute Sicht auf das Geschehen. Das Spiel war leider nur mäßig spannend. Wer auch immer heute das Spiel gewann würde als nächstes gegen die Montrose Magpies antreten, die ihr Spiel gegen die Chudley Cannons am Tag zuvor gewonnen hatten und bereits im Viertelfinale standen. Und die Magpies waren ein harter Gegner. Nicht umsonst galten sie als die erfolgreichste Mannschaft der britischen und irischen Quidditchliga. Den Pokal hatten sie bisher dreiunddreißig Mal ergattern können und sogar zweimal den Europa-Pokal. Aber davon wollte sich Ginny ganz bestimmt nicht einschüchtern lassen.   Der Stadionsprecher verkündete einen weiteren Treffer für die Ballycastle Bats und während der Applaus daraufhin ertönte verzog Ginny nur missmutig das Gesicht. Zerknirscht starrte sie durch ihr Omniglas.   „Mit wem würdest du es tun?“, riss Ophelia sie aus ihren Gedanken.   Irritiert ließ die Rothaarige das Omniglas sinken und blinzelte ihre Sitznachbarin an. Was war das denn für ein verrückter Themenwechsel? Ganz überraschend kam es allerdings nicht, schließlich waren sie beide Frauen und Frauen taten nichts lieber als über Männer zu reden. Außerdem war Ophelia ebenso wie Ginny Single.   Die Schwarzhaarige grinste verschmitzt. „Also ich finde ja Clayton Lewis von den Falcons ganz niedlich. Was meinst du, Gin?“   Ginny musste erst einmal überlegen, wer Clayton Lewis überhaupt war. Sie erinnerte sich an einen braungebrannten Mann in Percys Alter mit einem langen Pferdeschwanz. „Nee“, meinte Ginny daraufhin. „Der erinnert mich zu sehr an meinen Bruder Bill.“   Nachdenklich tippte Ophelia sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. Ihr Interesse an dem Spiel schien sie verloren zu haben. „Hmm oder wie wär‘s mit Torrance Coombs von den Wimburger Wespen. Der ist wirklich schnuckelig. Leider sind die schon rausgeflogen. Sonst hätte ich ihm beim Frühstück mal Hallo gesagt.“   „Mhm“, machte Ginny zustimmend, während sie wieder Malfoy durch das Omniglas beobachtete. Sein langer schwarzer Quidditchumhang flatterte dramatisch im Wind, während er seine Runden übers Spielfeld zog, auf der Suche nach dem kleinen, goldenen Ball.   „Und du?“, fragte Ophelia, die Ginny mit dem Ellenbogen leicht anstupste.   „Keine Ahnung“, murmelte Ginny, während ihre Augen das Objekt ihrer Begierde betrachteten und ihr das Bild von ihm mit nichts weiter am Leib als einer knapp sitzenden Badehose in den Sinn kam. Dieser Anblick verfolgte sie bereits in ihren Träumen.   Dann ging ein Raunen durch die Menge, als der Sucher der Bats plötzlich die Richtung wechselte und hoch in die Lüfte flog. Offenbar hatte Malfoy den Schnatz gesichtet. Die Leinwände zeigten nun seine Jagd nach dem goldenen Ball und wie der Sucher der Catapults verzweifelt versuchte ihm zuvorzukommen.   Ophelia seufzte sehnsüchtig. „Malfoy ist aber auch echt heiß.“   Das erreichte nun Ginnys Aufmerksamkeit. Langsam ließ sie ihr Omniglas sinken und wandte den Kopf zu ihrer Freundin, um sie ungläubig anzusehen. Ophelia fächelte sich mit der Hand etwas Luft zu, um ihre Aussage zu unterstreichen. „Verrat’s nicht weiter, aber ich habe ein Foto von ihm in meiner Geldbörse. Der Typ ist ein echter Aufreißer, aber bei dem Aussehen ist das ja auch kein Wunder. Er soll ja was mit Aurora Moon gehabt haben, kannst du das glauben? Also ich würde ihn ja gerne mal–“   Das Ende des Satzes ging in tosendem Applaus unter. Auf der Leinwand war Malfoy zu sehen, mit erhobener Faust, aus der zwei goldene Flügel herausragten. Die Fans der Bats drehten vollkommen durch. Einige Zuschauer beschworen mit ihren Zauberstäben schwarz-rotes Konfetti herauf, das von den oberen Tribünen langsam herunter regnete. Malfoy sah direkt in die Kamera. Sein Gesicht war nun übergroß zu sehen. Ein stolzes und selbstsicheres Grinsen schmückte sein Gesicht. Ein Raunen ging durch die Menge. Alle weiblichen Fans schienen gleichzeitig zu seufzen. In Ginny machte sich wieder dieses eifersüchtige Gefühl breit. Allerdings musste sie zugeben, dass sein Grinsen wirklich sexy war, wenn er sich nicht gerade über jemanden lustig machte.   Verdammt, jetzt waren die Ballycastle Bats tatsächlich eine Runde weiter! Ginny konnte nur noch hoffen, dass sie gegen die Montrose Magpies verlieren würden. Resignierend sank sie in ihrem Sitz zusammen. Aufmunternd tätschelte Ophelia ihre Schulter. „Tut mir leid, dass die Catapults verloren haben. Bist du sehr traurig?“   „Geht schon“, presste Ginny hervor. Die Leinwand zeigte immer noch Malfoy, wie er von seinen Mannschaftskameraden umringt wurde.   „Vielleicht erwische ich ihn ja nach dem Spiel und bekomme ein Autogramm“, meinte Ophelia mit einem Funkeln in den Augen. „Damals in Hogwarts war er einige Jahrgangsstufen unter mir. Er war noch ganz jung und ein ziemliches Ekelpaket –“   „Das ist er immer noch.“   „– aber inzwischen hat er sich echt gemacht.“   Um sie herum begannen sich die Zuschauer zu erheben und ein leichtes Durcheinander brach aus. Ginny und Ophelia machten sich ebenfalls auf den Weg Richtung Ausgang. Gefühlte Ewigkeiten später standen sie vor dem Stadion in der Schlange der wartenden Fans, die sich ein Autogramm ihres Lieblingsspielers erhofften. Ginny wusste nicht, wie Ophelia es tatsächlich geschafft hatte sie zu überreden mitzukommen. Ihre Freundin hatte es sich in den Kopf gesetzt erst zu gehen wenn sie ein Autogramm des – ihrer Meinung nach – heißesten Quidditchspielers auf diesem Planeten ergattern konnte. Ginny fand es einfach nur peinlich, sich wie ein verliebter Teenager anzustellen, obwohl sie keine Fans waren, sondern ebenbürtige Konkurrentinnen. Sie beide gehörten zu der gefeiertsten Frauenmannschaft Großbritanniens und gaben selbst Autogramme.   „Du benimmst dich echt kindisch“, murmelte sie Ophelia missbilligend zu.   Diese sah sie nur grinsend an. „Lass mich doch. Vielleicht verrät er mir ja seine Zimmernummer.“ Demonstrativ wackelte sie mit den Augenbrauen und Ginny rollte übertrieben mit den Augen.   „Er ist ein Arsch“, stellte Ginny klar, weil sie fand, dass Ophelia das unbedingt wissen musste.   „Kennst du ihn oder ist das bloß eine Vermutung?“   Ginny warf ihr einen Blick zu, der ihr den Ernst der Lage verdeutlichen sollte. „Ja, ich kenne ihn. Und aus seinem Mund kam mir gegenüber noch nie etwas Nettes. Das wirst du sicher gleich sehen, wenn wir vor ihm stehen. Wir hassen uns.“ Ophelia musterte sie erstaunt, sagte aber nichts weiter zu diesem Thema.   Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie an den Anfang der Schlange gelangten und dem Sexiest Quidditchspieler alive endlich persönlich gegenüber standen. Malfoy wirkte arrogant wie eh und je und schien den Trubel um sich herum sichtlich zu genießen. Seine Mannschaftkollegen standen ebenfalls neben ihm, aber die Schlange, die sich vor ihm aufreihte, war mit Abstand die längste. Und mit einem umschauenden Blick stellte Ginny fest, dass die wartenden Fans zu hundert Prozent weiblich waren.   „Gut gespielt“, meinte Ophelia mit einem verführerischen Augenaufschlag, während Malfoy seine Unterschrift auf ein Foto kritzelte. Er steckte immer noch in seiner Quidditchrobe und Ginny fand, dass ihm schwarz unheimlich gut stand. Sein blondes Haar war vom Fliegen ganz zerzaust. Ophelia versuchte mit ihm zu flirten, doch er beachtete sie kaum. Er reichte ihr das Autogramm und dann bemerkte er Ginny. Für den Hauch einer Sekunde wirkte der Blick aus seinen grauen Augen überrascht. Dann kehrte wieder dieses überhebliche Grinsen auf sein Gesicht. Spöttisch hob er die Augenbrauen.   „Sieh an, sieh an. Wen haben wir denn da?“, meinte er gedehnt, während sein Blick an Ginny runter und wieder rauf wanderte. Dabei versuchte sie ihm ihren besten Killerblick entgegen zu schmettern. „Ich wusste doch, dass du mich eines Tages wegen eines Autogramms anbetteln würdest.“   Ginny schnaubte. Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Bilde dir bloß nichts ein. Ich begleite nur meine Freundin.“ Dabei deutete sie auf Ophelia, aber die schien Malfoy nicht einmal einen weiteren Blick wert zu sein.   Sein Ausdruck wurde noch eine Spur überheblicher. „Sicher“, schmunzelte er. Dann fing er an mit seiner Feder auf einem der Fotos herumzukritzeln. „Hat dir das Spiel gefallen?“, raunte er mit verführerischer Stimme, die sie vermutlich einlullen sollte, doch sie erreichte bei ihr genau das Gegenteil. Er machte sich über sie lustig. Ihre Finger zuckten bereits nach ihrem Zauberstab, den sie nur leider nicht benutzen durfte.   „Du hattest Glück, nichts weiter“, murmelte sie, wobei sie klang wie ein beleidigtes Kleinkind. Sein Grinsen wurde nur noch breiter. Sie spürte Ophelias neugierigen Blick auf sich ruhen.   „Manche Leute haben einfach Talent, Weasley. Ich weiß, dass das für dich ein Fremdwort ist.“   „Ophelia, wir gehen!“, entschied Ginny. Sie reckte das Kinn und packte ihre Freundin am Arm. „Du hast gekriegt was du wolltest, also lass uns nicht weiter unsere Zeit mit diesem schleimigen Frettchen verschwenden.“   Bevor sie den ersten Schritt gehen konnte hielt Malfoy sie am Handgelenk fest. Wütend sah sie ihn an. Seine grauen Augen hatten ihren Spott verloren und zeigten stattdessen das freudige Funkeln, wie sie es auf der Leinwand gesehen hatte, als er den Schnatz gefangen hatte. Es war das erste Mal, dass er sie berührte. Seine Hand war angenehm warm und die Berührung dauerte länger, als sie eigentlich sollte.   Dann lösten sich seine Finger von ihr und mit der anderen Hand hielt er ihr auffordernd das signierte Foto entgegen.   Am liebsten hätte sie frustriert mit dem Fuß auf den Boden gestampft. „Ich will dein scheiß Autogramm nicht!“ fuhr sie ihn an, bevor sie auf dem Absatz kehrt machte und zornig davon stürmte. Ophelia sah ihr verdattert hinterher, dann riss sie Malfoy das Autogramm aus der Hand, bedankte sich rasch und eilte Ginny nach.   Ginny verlor sich in einer schier endlosen Schimpftirade. Sie kochte vor Wut! Hätte sie Ophelia doch bloß alleine gehen lassen. Wieder einmal hatte er sich über sie lustig gemacht. Sie bedachte den Slytherin mit allen Beschimpfungen, die ihr in diesem Moment einfielen.   „Ginny, warte!“ Keuchend holte Ophelia sie ein, da sie offensichtlich die kurze Strecke gerannt war.   „Ich hasse ihn!“, brach es aus ihr heraus wie Lava aus einem Vulkan. Immer wieder schaffte er es die schlimmsten Seiten in ihr zum Vorschein zu bringen.   „Ginny!“   Sie blieb nicht stehen, sondern ging einfach weiter in Richtung Hotel. Sie würde weder einen Portschlüssel nehmen noch mit einem der bereitgestellten Busse fahren. Nein, sie würde den gesamten langen Weg zurück brauchen, um sich zu beruhigen und abzureagieren.   „Er ist so ein Idiot!“, schimpfte sie.   „Ginny!“ Ophelia fiel es sichtlich schwer mit der aufgewühlten Weasley mitzuhalten.   „Eingebildeter, selbstverliebter, arroganter Idiot!“   „Ginny!“   Endlich blieb Ginny stehen. „Was ist?“   Ophelia sah sie mit einem seltsamen Ausdruck an. Sie wirkte überrascht und verwirrt. „Hier“ Mit der rechten Hand reichte sie ihr Malfoys Autogramm, das sie mitgenommen hatte. In der linken hielt sie ihr eigenes.   Ginny stöhnte gequält auf und wandte sich bereits wieder zum Gehen. „Ich will sein Gekrakel nicht!“   Ophelia griff nach ihrer Hand, hinderte sie somit am Weitergehen. Ihre Finger hinterließen jedoch nicht das gleiche angenehme Gefühl auf ihrer Haut wie seine Berührung es getan hatte. Ihre dunklen Augen bohrten sich in ihre, sahen sie mit einer Autorität an, die der von McGonagall Konkurrenz machen könnte. „Lies“, befahl sie.   Verwirrt runzelte Ginny die Stirn. Zögernd hob sie das Autogramm, um es zu betrachten. Es hatte bereits einen leichten Knick in der oberen rechten Ecke. Auf dem sepiafarbenen Foto stand Malfoy in der Uniform der Ballycastle Bats mit seinem auf Hochglanz polierten Rennbesen in der Hand und starrte selbstbewusst und charmant dem Betrachter entgegen. Neben dem Foto standen einige Worte mit schwarzer Tinte geschrieben:   Für meinen größten Fan   Entsetzen packte sie. Wieder einmal machte er sich über sie lustig. Ginny war alles andere als sein Fan! Was dachte dieser Idiot sich eigentlich? Beinahe hätte sie das Foto von ihm in tausend Teile zerrissen, doch dann fiel ihr neben seiner Unterschrift noch etwas auf.   In filigraner, geschwungener Schrift stand sein Name und darunter lediglich drei Zahlen: 705   Für einen Moment war sie irritiert. Dann verschlug es Ginny geradezu die Sprache, als sie erkannte was diese Zahlen bedeuteten. Er hatte erwähnt, dass sich sein Zimmer im siebten Stock befindet.   Es waren die Zahlen seiner Zimmernummer.   ~   Ginny war fuchsteufelswild. Erzürnt hämmerte sie mit der Faust gegen seine Zimmertür. Stundenlang hatte sie überlegt, was sie machen sollte, und sich immer wieder ermahnt, ihn einfach zu ignorieren, aber sie wollte ihm diese Frechheit auch nicht so einfach durchgehen lassen. Erneut hämmerte sie gegen die Tür. Viel zu laut echote der Lärm durch den Flur und riss vermutlich diejenigen aus dem Schlaf, die bereits zu Bett gegangen waren. Kaum einen Bissen vom Abendessen hatte sie runter bekommen, so wütend war sie gewesen, und wenn sie diesen Frust, der sich nun schon über Stunden in ihr angestaut hatte, nicht schnellstens wieder los wurde, dann würden ihre Emotionen ihr morgiges Spiel beeinflussen. Und sie würde es mit Sicherheit nicht zulassen, dass sie wegen Malfoy schlecht spielte.   Gerade wollte sie zum dritten Mal die Tür malträtieren, als sie ruckartig geöffnet wurde. Malfoy sah sie ziemlich verstört an. „Was bei Merlin stimmt nicht mit dir?“, fuhr er sie an.   „Du!“, zischte sie. Anklagend zeigte sie mit dem Finger auf ihn. „Was erlaubst du dir eigentlich?“ Ginny war alles andere als leise und es wurden bereits die ersten Türen im Flur geöffnet. Empörtes Gemurmel verärgerter Hotelgäste drang an ihre Ohren.   Malfoy fluchte leise, packte sie grob am Oberarm und zerrte sie unsanft in sein Zimmer. Dann schloss er schnell die Tür. „Du weckst noch die ganze Etage!“   Aufgeregt wanderte sie durch seine Suite, da sie viel zu aufgekratzt war, um ruhig stehen zu bleiben. Unter anderen Umständen hätte sie sich sicher neugierig in seinem Luxuszimmer umgesehen, aber im Moment interessierte die teure Einrichtung sie keinen Knut.   „Wofür hältst du mich eigentlich?“, fuhr sie ihn zornig an. „Ich bin doch nicht irgend so ein Flittchen, das du einfach auf dein Zimmer bestellen kannst! Sag mal tickst du noch ganz richtig?“   Abwehrend hob er beide Handflächen. „Ich wollte nicht–“   „Du bist so arrogant, dass du denkst, jeder würde dir zu Füßen liegen, ja? Aber da hast du dich getäuscht! Ich bin nicht eins von deinen Groupies!“   „Weasley, ich–“   „Oder ist das irgend ein teuflischer Plan von dir? Wolltest du, dass ich hoffnungsvoll vor deiner Tür stehe, damit du mich abservieren und mich auslachen kannst?“   „Jetzt hör mir doch mal zu!“   Aber Ginny dachte ja gar nicht daran. Sie war noch lange nicht fertig. Frustriert warf sie die Arme in die Luft und gab einen laut der Empörung von sich. Ihr war es egal, dass sie gerade eine Szene machte und das halbe Stockwerk mit ihrem Gezeter nervte. Er hatte es nicht anders verdient.   „Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich da mitmachen würde?“, fragte sie ihn, ließ ihm aber keine Zeit um zu antworten. „Wir hassen uns, schon vergessen? Daran erinnerst du mich schließlich ständig!“   Letztendlich schien es ihm zu reichen. Nun zeigte sich auch auf seinem Gesicht eine Frustration, die sich langsam zur Wut weiterentwickelte. „Verdammt, jetzt sei mal–“ Er ging auf sie zu, kam jedoch nicht weiter als zwei Schritte, da sie den Zauberstab gezückt hatte und ihn auf ihn richtete.   „Keinen Schritt weiter, Malfoy!“   Aber wieder einmal hörte er nicht auf sie. Er war einfach zu schnell und überrumpelte sie völlig. In drei großen Schritten war er bei ihr, doch statt nach ihrem Zauberstab zu greifen umfassten seine Hände ihr Gesicht und das nächste, was sie spürte, waren seine Lippen auf ihren. Er küsste sie grob und verlangend und Ginny brauchte erst einmal einen Moment, um zu realisieren, was da gerade geschah. Instinktiv tat sie das einzige, was ihr richtig erschien. Achtlos ließ sie ihren Zauberstab fallen, der klackernd zu Boden fiel, schlang ihre Arme um seinen Nacken und erwiderte den Kuss.   Malfoy hatte es schon immer geschafft, die extremsten Gefühle in ihr hervorzurufen, allen voran war es blinde Wut, die sie all ihre Manieren vergessen ließ, sie zum Kochen brachte und so sehr ablenkte, dass sie an nichts anderes mehr denken konnte, als an ihn und sein überhebliches Grinsen, dass sie ihm nur zu gerne aus dem Gesicht prügeln würde. Manchmal war es auch Scham, weil er genau wusste, welche Knöpfe er bei ihr drücken musste, um ihre Gefühle zu verletzten, als würde er in ihr lesen können, wie in einem offenen Buch. Schon damals in der Schule hatte sie ihm nicht wiederstehen können und war auf seine Streitereien und Spötteleien eingegangen, statt sie einfach zu ignorieren, und hatte nur noch mehr Öl ins Feuer gekippt und ihn angestachelt. Wie in einer Abwärtsspirale zogen sie sich gegenseitig runter in den Abgrund.   Doch dieses Mal schaffte er es andere Gefühle in ihr zu wecken. Draco Malfoy zu küssen war vermutlich ein Fehler, doch Ginny konnte nicht leugnen, dass sie dies schon lange gewollt hatte. Der Mund, aus dem die schlimmsten Beleidigungen kamen, küsste sie beinahe um den Verstand. Sofort drängte sie sich ihm entgegen, mit dem Wunsch nach mehr. Und immer wenn sich ihre Lippen nur kurz voneinander lösten, konnte sie es gar nicht erwarten, dass sie wieder aufeinander trafen. Ein unstillbares Verlangen breitete sich in ihrem Körper aus. Alles andere wurde ausgeblendet – die Quidditchliga, die warnenden Worte von Gwenog, seine unausstehlicher Charakter. Für Ginny zählte nur noch dieser eine Moment, ganz egal, was darauf folgen würde.   Seine Hände wanderten ihren Körper hinab und legten sich auf ihre Hüften, zogen sie noch näher an ihn heran, sodass ihr Becken gegen seins stieß. Seine Lippen lösten sich von ihren, fanden den Weg zu ihrem Hals. Seufzend legte sie den Kopf zurück, während er ihre empfindliche Haut verwöhnte. Sie hielt sich an ihm fest, an seinen breiten Schultern, da sie fürchtete sonst den Boden unter den Füßen zu verlieren. In seinen Händen war sie wie Wachs.   „Bleibst du über Nacht?“, murmelte er leise. Mit einer Hand strich er ihr langes rotes Haar zurück und fuhr mit der Nasenspitze sanft über die zarte Haut ihres Halses, hinterließ dabei ein wohliges Prickeln.   Ginny biss sich auf die Unterlippe, bei der Vorstellung, was sie in dieser Nacht alles erwarten würde. Seine Einladung klang wirklich verlockend. Dieser Kuss sollte noch lange nicht alles gewesen sein. Sie wollte mehr von ihm. Viel mehr.   Gegen ihren Willen hauchte sie: „Nein.“   Langsam hob er den Kopf, um sie anzusehen. Sie blickte in seine grauen Augen. Dunkel und verlangend sah er sie an. Seine Lust konnte er genauso wenig verbergen wie sie. „Wieso nicht?“   Ginny senkte ihren Blick zu ihren Händen, die von seinen Schultern zu seiner Brust hinab wanderten. Ihre Finger fuhren sanft über den weißen Stoff seines Shirts und sie schmunzelte leicht, als sie das rote Logo von Cavendish auf der Höhe seines Herzens erkannte.   „Weil ich morgen ein wichtiges Spiel habe“, erklärte sie leise, während ihr Zeigefinger die einzelnen Buchstaben nachfuhr. Sie wagte es nicht ihm noch einmal in die Augen zu blicken, mit der Befürchtung, sie würde sonst nur einknicken. Aber sie musste stark bleiben. Denn sie bezweifelte, dass sie viel Schlaf bekommen würde, wenn sie hier bliebe und das konnte sie sich für das morgige Spiel nicht erlauben.   Mehrere Sekunden vergingen, ehe er antwortete. „Okay.“   Sie nickte abwesend, während sie immer noch über das Logo strich, als würden sich ihre Finger nicht von seinem Körper lösen wollen. Innerlich war sie hin- und hergerissen. Am besten wäre es, wenn sie jetzt ginge, denn wenn sie noch länger zögerte würde sie vermutlich doch noch nachgeben. Andererseits wollte sie nichts lieber als hier bei ihm zu bleiben, ihn zu berühren, zu küssen und dort weiterzumachen, wo sie aufgehört hatten.   Sie kratzte all ihre Selbstbeherrschung zusammen. „Dann geh ich jetzt mal lieber.“ Langsam hob sie den Blick und sah zu ihm auf.   Ruhig betrachtete er sie. „Deine Entscheidung.“   Wieso auch nur sah er so verboten gut aus? Ihre Augen wanderten zu seinen Lippen, diese weichen, unglaublichen Lippen …   Dann riss sie sich von ihm los und bückte sich, um ihren Zauberstab aufzuheben. Nun kam sie sich ziemlich dämlich vor, bei dem Gedanken daran, dass sie ihn vor einem Moment noch bedroht hatte. Hatte sie wirklich riskieren wollen aus der Liga ausgeschlossen zu werden, nur um ihn ins Jenseits zu hexen? Nervös und peinlich berührt fummelte sie an dem dünnen Stück Holz herum und ging auf die Tür zu. „Na dann“, meinte sie in der Hoffnung sie würde halbwegs selbstbewusst und gefasst klingen. „Schätze man sieht sich, Malfoy.“ Sie öffnete die Tür und drehte sich noch einmal zu ihm um. Er war ihr gefolgt, stand dicht neben ihr gegen die Wand gelehnt.   „Du weiß ja jetzt, wo mein Zimmer ist.“ Verwegen grinste er sie an, seine Augen funkelten herausfordernd.   Vielleicht gehörte sie ja doch zu seinen Groupies, denn den ganzen Weg zurück zu ihrem Hotelzimmer konnte sie nicht aufhören zu lächeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)