Herzenswunsch! von Miyu94 ================================================================================ Kapitel 39: Scherbenhaufen! --------------------------- Scherbenhaufen! Fassungslos sah Kagome auf Kikyo. Immer noch stand sie wütend vor Inuyasha und ihr. Keiner traute sich auch nur ein Wort zu sagen. „Kikyo“, hauchte Kagome. Sie schüttelte kurz ihren Kopf und musste unbedingt ihre Gedanken sortieren. „Hör auf damit. Das ist doch quatsch. Inuyasha liebt dich. Ihn vor eine Wahl zu stellen, würde doch daran nichts ändern“, versuchte Kagome so ruhig wie möglich auf Kikyo einzureden. Dabei löste sie sich langsam und mit Bedacht aus Inuyashas Armen. „Natürlich tut er das. Du hast keine Ahnung. Du bist wie immer an allem schuld“, fuhr Kikyo wütend fort und holte mit ihrer Hand aus. Kagome hatte schon Angst, dass es sie treffen würde, doch dazu kam es nicht, dass diese ihren Körper berühren konnte. Inuyasha hatte sich ruckartig erhoben und einfach nach Kikyos Hand gegriffen. „Du solltest jetzt gehen“, sagte er ohne sie auch nur eines richtigen Blickes zu würdigen. „Ich will das du verschwindest ein für alle Mal“, verdeutlichte er es noch mit Nachdruck und ließ ihre Hand schlagartig los, als ob diese ihn verbrennen würde. „Du entscheidest dich also für sie“, lachte Kikyo bitter auf. Sie schien darüber jedoch wenig überrascht zu sein. Anders als Kagome. „Ich entscheide mich für gar nichts. Du hast mir heute nur gezeigt, dass es mit dir ein sinnloses Unterfangen ist, eine Beziehung zu führen. Du bist kalt, herzlos und warum ich mich damals in dich verliebt habe, ist mir heute ganz schleierhaft“, fuhr Inuyasha sie an, denn er war gerade vollkommen aufgebracht. „Das gleiche könnte ich von dir behaupten. All die Monate hast du mir nur etwas vorgemacht. Du hast mich belogen, betrogen und bloßgestellt. Für deinen Traum hast du alles getan. Sogar mit einer Hure wie Kagome geschlafen...“ „Das reicht. Hier in meinem Haus werden weder Drohungen noch irgendwelche Beleidigungen ausgesprochen. Ich will sofort, dass du gehst Kikyo“, unterbrach Inuyashas Mutter die Diskussion. Vor ihnen baute sie sich auf. Ihre Hand zeigte allzu deutlich, wohin Kikyo gehen sollte. Diese schien auch keine Widerworte zu haben und lief einfach zur Couch, um ihre Tasche zu holen. „Zwischen dir und mir ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Dafür bezahlst du noch“, kam es wütend von Kikyo, während sie Kagome noch anrempelte, bevor sie das Haus verließ. Kagome hatte keinen Ton herausgebracht und fühlte sich so verdammt schlecht. Sie hatte nur einen einzigen Gedanken: Sie hatte den Heiligabend für Inuyasha und seine Familie zerstört. „Kagome ist...“ „Ich muss gehen. Es tut mir leid. Aber ich muss hier weg“, sagte sie schnell und begann wieder zu schluchzen. Eilig lief sie in den Flur, um sich ihren Mantel zu schnappen. Inuyasha versuchte sie zu stoppen, rief immer wieder ihren Namen und lief ihr hinterher. „Kagome... bitte...“ Endlich konnte er ihren Arm packen und zwang sie so, stehen zu bleiben. „Lass mich los. Es tut mir so leid. Ich hätte diesen Deal niemals machen sollen. Ich hätte mich von dir fern halten sollen. Es wäre besser gewesen, wenn du mich niemals getroffen hättest“, sprach sie weinend aus. Sie stand mit ihm auf dem Gehweg vor seinem Elternhaus. Es fing langsam an zu schneien. Alles hätte so schön sein können, doch sie hatte es zerstört. Langsam ließ Inuyasha ihren Arm los, da er für einige Sekunden scheinbar nicht wusste, was er ihr Antworten sollte. „Es tut mir so unendlich leid Inuyasha“, entschuldigte sie sich nochmal. Jedoch löste sie sich eilig von seinem Anblick. So schnell sie konnte, lief sie los ohne dass Inuyasha überhaut den Versuch machen konnte, sie auf zu halten. „Du wirst dir den Tod holen“, hörte Inuyasha die Stimme seiner Mutter. Er war nach den Worten von Kagome nicht wieder ins Haus gegangen. Er hatte sich einfach an den Zaun vor seinem Elternhaus gesetzt und versucht seine Gedanken zu sortieren. „Den habe ich mir gerade geholt“, flüsterte er und fühlte sich furchtbar. „Rede doch nicht so einen Unsinn. Wir kriegen das schon wieder hin. Du kommst jetzt wieder mit rein und wir reden mal in Ruhe darüber“, schlug seine Mutter ihm vor und fing an fordernd an seinem Arm zu ziehen. „Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, kam es genervt über seine Lippen. Er hatte nicht das Bedürfnis, sich zu erklären. Lieber wollte er alleine hier seinen Gedanken nachgehen. „Nein kann ich nicht. Dir geht es nicht gut und ich möchte dir helfen“, erklärte sie und atmete schwer. Sie war schon immer fürsorglich und besorgt um ihre Kinder. „Lässt du mich in Ruhe, wenn ich dir die Wahrheit erzähle?“, fragte Inuyasha seine Mutter, obwohl er die Antwort schon kannte. „Ja. Aber erst wirst du meine Fragen beantworten. Und die deiner Familie“, klärte sie ihn auf und erwartete dies auch von ihm. Natürlich wusste Inuyasha, dass sie Antworten verdient hatten. Sie waren bestimmt verwirrt. Sie hatten ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren. Deshalb erhob sich Inuyasha schwerfällig. Noch einmal atmete er tief durch. Schließlich musste er jetzt seiner Familie erklären, warum er sie all die Monate belogen hatte. „Was machst du denn hier?“, fragte Sango und drückte ruckartig Miroku weg. „Entschuldigung, ich wollte nicht stören“, kam es Kagome eilig von den Lippen. Sie lief einfach in ihr Zimmer. Da Kagome eigentlich Pläne für den Abend hatte, hatte Sango sich mit Miroku verabredet. Kagome hatte die beiden tatsächlich nicht stören wollen. Sie wollte einfach nur nach Hause. Doch egal, was sie machte, sie ruinierte jedem das Leben. Sie hatte nur an sich gedacht. Sie hatte von Sango gefordert, dass sie bei ihr wohnen konnte und sogar ein Kind mit ihr groß zu ziehen. Sie hatte alles gefordert, ohne auch nur an die Gefühle der anderen Personen zu denken. „Kagome was ist passiert?“, wollte Sango von ihr wissen. Scheinbar hatte sie wie immer nur sie im Kopf. Dass der Mann, für den sie Gefühle empfand, auf der Couch in ihrer Wohnung auf sie wartete, hatte sie wohl schon vergessen. „Ich habe Weihnachten ruiniert... das ist passiert.“ Kagome setzte sich auf ihr Bett und sah stur auf ihre Hände. „Süße, das stimmt doch nicht. Du erzählst mir jetzt in Ruhe, was passiert ist und dann überlegen wir gemeinsam, wie wir das wieder gerade biegen können“, versuchte Sango so einfühlsam wie möglich zu sein. Doch für Kagome fühlte sich diese Fürsorge vollkommen falsch an. Sie war nicht ihre Schwester, noch nicht einmal blutsverwandt mit ihr. Und dennoch richtete Sango ihr Leben nach ihr aus. „Nein... Nein, du hast schon viel zu viel für mich getan. Ich will nicht noch mehr in deinem oder sonst irgendeinem Leben herumpfuschen“, erklärte Kagome und hob kurz ihren Blick. Sie sah Sango kurz in die Augen und setzte dabei ein bitteres Lächeln auf. Sango sah überfordert und unsicher aus. „Ich werde gehen. Ich ziehe erstmal ins Hotel und suche mir dann was Eigenes. Ich werde nicht mehr euer Leben auf den Kopf stellen. Ihr habt alle verdient glücklich zu sein und ich bin dafür vorgemerkt, jeden in meinem Leben Unglück zu bringen.“ Seit Wochen hatte sie schon immer wieder mit diesem Gedanken gespielt, etwas Eigenes zu suchen. Gerade das Ergebnis dieses ruinierten Festes gab ihr nun den ausschlaggebenden Punkt, ihre Entscheidung zu besiegeln. „Du kannst nicht einfach abhauen... wir wollten das zusammen durchziehen. Du bist meine beste Freundin. Ich werde dir immer wieder helfen. Also bleibst du hier und wir klären das zusammen. Du wirst nicht einfach so verschwinden. Nicht wie bei deiner Familie, weil du Angst hast, etwas Falsches zu machen.“ Obwohl Kagome wusste, dass sie recht damit hatte, sie würde wieder davon laufen, konnte sie nicht anders. „Ich laufe nicht davon. Ich werde nicht die Stadt verlassen, sondern deine Wohnung. Ich brauche eine Pause und die bekomm ich nicht, wenn ich hier bei dir bleibe“, versuchte sie überzeugend zu klingen und lächelte kurz Sango an. „Du solltest jetzt zu Miroku gehen. Genieße den Abend und ich packe zeitgleich meine Sachen. Ich verspreche dir, ich haue nicht ab. Aber ich werde gehen und du wirst mich nicht aufhalten“, kam es entschlossen von Kagome und sie stand bereits auf. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen, sie würde sich nicht umstimmen lassen. Egal was Sango tun und sagen würde. „Wieso habt ihr uns nicht die Wahrheit gesagt?“, wollte seine Mutter von ihm wissen, nachdem er ihnen die ganze Wahrheit gesagt hatte. „Weil Kikyo unbedingt ein Kind wollte. Ein eigenes. Als sie Kagome getroffen hatte, war sie wie ausgewechselt. Sie wollte ein Kind von ihr. Kagome hat zugestimmt. Alles lief nach Plan, bis ich mich verliebt habe“, gestand Inuyasha. Sein Vater und Bruder waren natürlich nur bedingt überrascht. Sie kannten mittlerweile seine Gefühle. „Aber warum bist du bei Kikyo geblieben? Ich meine, ein Blinder konnte sehen, dass ihr Gefühle für einander habt“, kam nun die Frage von Rin. „Weil es einfach war. Kagome ist abgehauen, bevor ich mir klar wurde, dass ich sie wirklich liebe. Als sie wiederkam, hatte sie mir die Schwangerschaft verheimlicht. Ich war verletzt und enttäuscht. Ich habe es nie geschafft, ihr zu sagen, dass ich mich in sie verliebt habe. Ich dachte, wenn ich bei Kikyo bleibe, kann ich irgendwann wieder glücklich sein. Ziemlich naiv was?“, fragte Inuyasha seine Familie. Gerade als er so offen darüber sprach, wurde ihm klar, was für ein ziemlich dummer Gedanke das doch war. Er hatte gehofft, dass alles gut werden würde. Und nicht auf sein Herz gehört. „Also… ist Kagome von dir schwanger? Sie bekommt meinen Enkel?“, brachte seine Mutter hervor und schien erst jetzt zu verstehen. „Ja... ja, Kagome bekommt meinen Sohn. In sechs Wochen werden wir Eltern sein. Aber ich glaube ich habe total versagt.“ „Du hast nicht versagt. Du hast sicher ein paar Fehler gemacht, falsche Entscheidungen getroffen, aber deshalb hast du nicht versagt. Ruf sie an. Sag ihr das, was du uns gerade gesagt hast. Und dann wird alles wieder gut.“ Bei der Aussage seines Bruders musste Inuyasha sogar lachen. Noch nie hatte er ihm solche Worte gesagt. Und ausgerechnet in der schlimmsten Zeit seines Lebens versuchte er ihm Mut zu machen. „Kagome ist nicht so eine Person. Sie ist offen und herzlich, aber auch ein Angsthase. Sie läuft weg, wenn es schwierig wird. Sie wird nicht rangehen“, seufzte Inuyaha, da er sie mittlerweile sehr gut kannte. Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht ans Telefon gehen würde. „Dann fahr zu ihr. Du liebst sie, also zeig ihr, dass sie dir wichtig ist. Jede Frau steht darauf, wenn ein Mann um sie kämpft“, schmunzelte nun Rin. Sodass Inuyasha kurz mit seinen Augen rollte. Seine Familie hatte wirklich keine Ahnung, wie schwer es für ihn werden würde. Kräftig und laut klopfte Inuyasha immer wieder gegen die Wohnungstür. Nachdem er sich noch einige Zeit mit seiner Familie unterhalten hatte, war er wirklich aufgebrochen und zu Kagome gefahren. Er wollte ihr seine Gefühle erklären. Sie um Verzeihung bitten. Er hoffte, dass sie ihn wenigstens anhören würde. „Sie ist weg. Du bist zu spät“, wurde er bereits begrüßt, als Sango die Tür aufgemacht hatte. Sie hatte ein tränenüberströmtes Gesicht. Inuyasha brauchte einige Minuten, um ihre Worte zu verstehen. „Wie?! Sie ist weg? Wohin?“, wollte er schockiert wissen. „Sie kam von dir wieder. Hat ihre Sachen gepackt und ist gegangen. Sie wollte in ein Hotel. Wohin weiß ich nicht. Sie meinte, sie braucht eine Pause und dass sie wiederkommen würde. Aber ich bin mir sehr sicher, dass sie nicht zurück kommen wird. Sie kommt nicht wieder.“ Verstehend nickte Inuyasha und hatte jedes ihrer Worte genau verfolgt. „Ich bin zu spät. Ich bin zu spät... wie immer“, murmelte er vor sich hin und drehte sich wieder um. Er fühlte sich leer. Hilflos und nutzlos. Inuyasha hatte soeben den Scherbenhaufen seines Lebens vor sich und wusste noch nicht, wie er diesen wieder zusammenfügen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)