I know you from somewhere von _Natsumi_Ann_ (… something about you drives me crazy (Mine x Loony)) ================================================================================ Kapitel 1: Hogwarts ist zum Träumen da... ----------------------------------------- Harry Potter: Hermine/Luna [Modern AU // Postapokalyptische AU] * * * […] Manchmal nachts fällt Gold von den Sternen Du kannst es finden, Da draußen wo noch keiner war. […] Wenn du das Gold von den Sternen suchst Musst du allein hinaus In die Gefahr. […] Am Rand der Welt fällt Gold von den Sternen. Und wer es findet, erreicht was unerreichbar war. […] Wenn du das Gold von den Sternen suchst, Musst du fort von zuhaus, Und nur auf dich gestellt, Allein hinaus in die Welt voll Gefahr. Mozart – Gold von den Sternen Hermine summte das Lied leise vor sich hin. Zumindest versuchte sie es, denn längst vergessen waren die alten Gesänge ihrer Kindertage und Jugendzeiten. Doch an eines erinnerte sie sich noch genau – sie mochte Mozart und sie liebe klassische Musik. Ungewöhnlich für einen Teenager, hatte ihre Mutter stets gesagt. Jedoch hatte sie schnell mitbekommen, dass sie nicht wie andere Jugendlichen war in ihrem Alter. Hermine seufzte bei den Erinnerungen an vergangene Tage und blätterte weiter in dem Notenbuch umher. Sie verbrachte die meiste Zeit hier in der Bibliothek. Hier schien die Zeit genauso stehen geblieben zu sein wie da draußen, doch auf angenehme Art und Weise. Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe und sah hinaus aus dem Fenster. Schmerzlich erinnerte sie an jenen Tag, als der Schneesturm kam. Es war der sechste Februar im Jahre 2021 gewesen als die ganze Welt sich verändert hatte. Niemand hätte damit gerechnet. Hieß es nicht immer die Winter werden milder durch den Treibhauseffekt? Ein fataler Fehler. Die Wissenschaft hatte schon so einige Eiszeiten im Lauf der Geschichte markiert. Sie standen in fast jedem Geschichtsbuch. Paläoproterozoische Vereisung, ein Eiszeitalter, dass vor circa 2,3 Millionen Jahren zwischen Archaikum und Proterozoikum begann und etwa 300 Millionen Jahre andauerte. Die Sturtische Eiszeit war ein Eiszeitalter des Cryogeniums. Sie war eines von mindestens drei größeren Eiszeitaltern in der Ära des Neoproterozoikums. Ebenso die Marinoische Eiszeit. Die Karoo-Eiszeit (vor 360 bis 260 Millionen Jahren) fand Hermine immer sehr faszinierend, denn bekannt ist, dass in Karoo (Südafrika) glaziale Ablagerungen gefunden wurden, die den ersten klaren Beweis für dieses Eiszeitalter darstellten. Hermine lachte leicht auf, als sie sich ertappte wieder mit sich selbst zu sprechen. Aber diese Fakten hatte sie als Studentin einst auswendig gelernt und sie waren immer noch in ihrem Kopf. Vermutlich hätten die meisten Menschen diese Informationen schon längst aus ihrem Gedächtnis verbannt. Dennoch, welche Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet sie, Hermine Granger, ehemalige Geschichtsstudentin, solch eine Eiszeit miterleben würde. Niemals hätte sie auch nur im Traum daran gedacht. Es passierte alles zu schnell. Die Städte vereisten, die Autos kamen nicht mehr von der Stelle, Menschen erfroren. Zu viele Menschen starben. Menschen, die die Wissenschaft hätte gebrauchen können, um diese Katastrophe wieder in den Griff zu bekommen. Der schlagartige Wetterumschwung kam zu plötzlich und nahm ein Ausmaß an, den niemand hätte weiter verhindern können. So versuchte man die Menschheit zu retten, indem man Heizanlagen baute, über der Erde, unter der Erde. In großen leerstehenden Gebäuden, in alten Museen, sogar in Höhlen. Denn die meisten Tiere überlebten diesen Winter nicht. Bis auf Pinguine, Eisbären, Polarwölfe und Füchse hatte Hermine lange nichts mehr gesichtet. Die Tierwesen, die geeignet waren für solche Temperaturen, verteilten sich auf der ganzen Welt. Die Jagd begann. Mensch gegen Tier. Denn der Hunger wurde immer größer. Und wenn es noch Jahre so weiter gehen würde, würde sich diese Erde nicht mehr erholen. Auch die restlichen Rassen würden aussterben … irgendwann. War man vor ein paar Jahren nicht fest der Überzeugung davon, dass die Technik und Wissenschaft soweit entwickelt waren, dass man eine Apokalypse in diesem Ausmaß hätte verhindern können? Wie naiv die ganze Welt doch gewesen war … Sie konnte froh sein, dass sie zuletzt in Alaska studiert hatte und dort schon niedrige Temperaturen gewöhnt war. Das Land war vorbereitet gewesen, besser als manch ein Sonnenstaat. Diese trugen viel Hoffnung in sich, dass ein gewaltiger Sommer die Eisberge schmelzen würde. Doch selbst Regionen wie Mahschahr (Iran), Ghadames (Libyen), Kebili (Tunesien), Dellol (Ägypten) oder Death Valley (Kalifornien), die schon Temperaturen zwischen 40 und 58 Grad erreichten (und dessen Sandpartien bis zu 70 Grad heiß werden konnten), blieb das Eis, fest über Land und Täler verteilt, hängen. Die Länder, die sonst von der Sonne geküsst worden waren, hatten es mit am schwersten. Ihnen Hilfe zu schicken war durch die Eislandschaft mehr als schwierig geworden, obgleich sich scharrenweise Husky-Besitzer zusammengetan hatten, um noch mehr dieser Hunderasse zu züchten. Denn diese Tiere waren überlebensfähig und äußerst nützlich (zumindest für die Menschheit) in Zeiten wie diesen. Aber wenn die Nahrung immer knapper werden würde – und das würde sie definitiv werden, in den nächsten Jahren –, würden auch die Hunde langsam aber sicher verhungern. Und somit waren sie nicht mehr stark genug ihre Welpen auszutragen. Ein Teufelskreis. Hermine schüttelte ihren Kopf. Was sagte Mrs. Prewett immer zu ihr? Zuviel nachdenken zerbricht die Psyche und auf die kommt es in Zeiten wie diesen ebenso an, wie ein robuster Körper. Molly Prewett war die Herrin einer kleinen Pension, die Hermine sich für ihre Studienpraxis-Zeit ausgesucht hatte. Sie war relativ preiswert und gut gelegen, obgleich dies keine Rolle mehr spielte. Nah der Pension lag dieses Bücherreich und dafür war Hermine mehr als dankbar. Das Gebäude schien robust und aus Stein, weswegen die Räume relativ gut Wärme speichern konnten. Ein Kaminfeuer brannte stets in der Wand, welches der Bibliotheksbesitzer immer neu aufsetze. Hermine half ab und an Holz hineinzutragen. Tagsüber konnte man es, gut eingepackt natürlich, draußen aushalten. Nachts sanken die Temperaturen, im schlimmsten Fall, bis runter auf minus 80 Grad. Wenn man bedachte, dass es Orte in Sibirien und Russland gab, die im Laufe der Geschichte auch schon auf minus 70 Grad gesunken waren, klang minus 80 Grad gar nicht mal so schlimm. Doch laut Prognose würde es noch kälter werden … Und zum Teil war es in anderen Regionen schon kälter, wodurch viele Menschen bereits erfroren waren. Tagsüber stiegen die Temperaturen auf minus 40 bis minus 20 Grad. Hermine hatte Glück, dass Alaska nicht so sehr betroffen war wie die wärmeren Regionen. Warum gerade diese solch einen Temperaturunterschied erlitten hatten, wusste bis jetzt niemand. Es grenzte fast an Magie – aber Hermine glaubte nicht an Zauberei. Zumindest wollte sie sich das immer einreden. Ihr Magen verengte sich allein bei dem Wort. Sie konnte es nicht beschreiben, es war ein merkwürdiges Gefühl, das sie glaubte zu kennen und wiederum auch nicht. Etwas Fremdes und dennoch so Vertrautes … Als Hermine unbewusst eine Seite weiter in dem Musikbuch blätterte, fiel plötzlich ein Foto auf ihren Schoß. Es musste zwischen den Seiten versteckt gewesen sein. Überrascht unterbrach die junge Frau ihre restlichen Gedanken und betrachtete das Bild. Ein Stich riss durch ihr Herz, als sie es ansah. Es zeigte eine junge Frau, in einer Art Kostüm. Sie stand mitten im Schnee und auf ihrer Schulter hatte sich eine Eule platziert. Das Foto war nur schwarz-weiß und das Gesicht der Frau war kaum zu erkennen. Staub und Dreck hatten das Bild vermutlich über die Jahre unscharf werden lassen. Hermines Magen drehte sich. Als sie das Bild nochmals umdrehte konnte sie eine Innschrift erkennen: „Hogwarts ist zum Träumen da“ Hermine hob eine Augenbraue und legte den Kopf schief. Was hatte dieser Satz zu bedeuten? Und wer war diese junge Frau? Obgleich sie schwer zu erkennen war … Sie kam ihr dennoch so bekannt vor. Als hätte sie sie schon einmal irgendwo gesehen. Wo wusste sie jedoch nicht … Nicht mehr? Vielleicht zu einer anderen Zeit, an einem anderen Ort? Welch kitschiger Gedanke. Neugierig blätterte Hermine zurück und untersuchte den Umschlag des Buches nach einem Namen, denn viele Bücher waren aus einer ehemaligen Universität. Zumindest die Sachbücher. Es war nur ganz klein und kaum erkennbar, da es mit Blumen oder derartigem verziert war. Ein Wort – oder eher ein Name? – Loony. Hermines Herz fing an wie wild zu klopfen und sie wusste beim besten Willen nicht wieso. Als sie über das Papier strich wurde ihr heiß und kalt zugleich. Ein seltsames Gefühl. So sonderbar und dennoch vertraut. Auch dieses Wort „Hogwarts“ kam ihr bekannt vor. Loony und Hogwarts … „Liebes Kind, du bist ja schon wieder hier“, durchriss ihre Gedankenwelt eine ihr bekannte Stimme und kurz zuckte Hermine erschrocken zusammen. Ihr Kopf drehte sich und sie erkannte das Gesicht von Molly Prewett, die ihr besorgt über die Schulter schaute. „Lesen ist deine Leidenschaft, nicht wahr mein Kind?“ Sie grinste frech und zückte dann ein paar Kochbücher hervor, die sie in den Regalen wohl gefunden haben musste. „Solche leichte Kost interessiert dich aber nicht, schätze ich.“ Hermine lachte verlegen. „Nein, Sie wissen doch, ich bin nicht die typische Hausfrau. Nie gewesen und werde ich vermutlich auch nie sein.“ Molly leckte sich über die Lippen. „Unter diesen apokalyptischen Umständen vermutlich auch nicht mehr sonderlich relevant. Du musst Überlebenskünstlerin sein, das ist das Wichtigste.“ Hermine nickte zustimmend und starrte wieder zurück auf ihr Buch. Es kam wie ein Blitz aus ihr geschossen, fast untypisch unüberlegt. „Wissen Sie etwas über Hogwarts oder jemanden namens Loony?“ Sie hatte so schnell gesprochen, dass ihr Herz wieder einen Sprung machte, als sie die Namen aussprach. Ein wirklich sehr ungewöhnliches Gefühl … Molly legte ihre Stirn in Falten und schien zu überlegen. Es dauerte nicht lange, als sie den Finger erhob. „Ich werde wirklich alt. Wie konnte ich überhaupt eine Sekunde überlegen?“, begann sie seufzend. „Hogwarts ist das Waldgebiet hier ganz in der Nähe. Früher stand dort wohl mal ein prachtvolles Schloss. Welches aber angeblich nicht mehr zu finden ist, da es zu tief im Wald liegt oder von Bäumen verwildert wurde. Niemand weiß es genau … Aber keiner traut sich auch so weit in den Wald hinein. Immerhin wird es schnell dunkel und dann stirbt man vor Hunger und Kälte.“ Hermine legte den Kopf schief, während sie lauschte. „Loony …“, wisperte Mrs.Prewett und lachte laut. „Luna Lovegood, natürlich! Die seltsame Frau, die im Wald lebt. Ich habe sie nur ein bis zwei Mal gesehen, aber die meisten munkeln sie sei verrückt. Sie lebt in einer Hütte in völliger Einsamkeit und mit den Tieren des Waldes. Sie hat ihren Vater bis zum Tod gepflegt und ihn im Wald vergraben. Seitdem wacht sie über sein Grab und den Rest der übrig gebliebenen Natur. Das flüstert man sich zumindest zu. Mir scheint dies wahrlich ein wenig verrückt, aber zugleich auch beindruckend so ein Lebensstil … Zumindest in Zeiten wie diesen.“ Hermine hörte Molly beeindruckt zu. Es klang für sie wie eine spannende Geschichte, die so unwirklich schien, dass sie fast klang wie ein Märchen. Das Mädchen, das abgeschieden im Wald lebte. Vielleicht konnte sie auch noch mit Tieren sprechen? Hermine musste leicht lächeln und schüttelte dann den Kopf. Ohne dass sie es wirklich steuerte formte ihr Mund eine weitere Frage: „Können Sie mir den Weg zur Waldlichtung beschreiben? An den wenigen Tagen, wo die Sonne den Schnee glitzern lässt, würde mir ein Spaziergang sicher guttun. Und ich würde so gerne mal etwas anderes sehen.“ „Wenn es wirklich nur bei gutem Wetter ist und bereits zu frühen Morgenstunden losgeht, wo es noch hell ist, befürworte ich deine Wanderrute. Meine Knochen sind leider zu alt dafür, sonst hätte ich dich natürlich begleitet. Ich glaube sogar hier liegt irgendwo noch eine Karte herum …“ Wieder nachdenklich schaute sich die ältere Dame um und lief dann zu mehreren Regalen. Es dauerte gut zehn Minuten und drei Runden um jedes Bücherregal, bis sie zurückkehrte. Strahlend und fast etwas stolz hielt sie einen alten verstaubten Haufen Zettel unter Hermines Nase. „Die Karte müsstest du wieder zusammenkleben, aber die müsste es sein, da bin ich mir zu neunzig Prozent sicher.“ Hermine hob eine Augenbraue. „Also besteht eine zehn prozentige Chance, dass ich irgendwo bei einem Yeti lande und zum Mittagessen verspeist werde.“ Sie hatte es so trocken gesagt, dass Molly fast ein schlechtes Gewissen bekam. Doch dann lachte Hermine. „Entschuldigen Sie, ich kann nicht sonderlich gut ironisch sprechen.“ Humor war wirklich nicht ihr Steckenpferd. Wenn sie daran zurückdachte, wie oft Männer deswegen gemeint hatten, sie hätte einen „Stock im Arsch“, tat ihr Herz wieder ein wenig weh. Sie hatte nie wirklich Glück gehabt in der Liebe. Auch wenn ihre Beziehung zu Ron Weasley schön begonnen hatte, so hatte sie in einem ewigen Hin und Her geendet. Und am Ende stand sie wieder allein da und er mit Padma Patil. Es folgte eine On and Off Affäre mit ihrem ehemaligen Rivalen zu Schulzeiten Draco Malfoy, den sie durch Zufall auf einer Feier wieder getroffen hatte. Sie hatte sich geschworen es langsam angehen zu lassen und einfach nur die Zeit (und den Sex) zu genießen, aber natürlich war sie es, die schnell mehr wollte, doch er verlobte sich mit Astoria Greengrass. Und da stand sie Mitte dreißig, unverheiratet und kinderlos. In der „alten Welt“ war das fast ein Skandal gewesen. Wie oft wurde sie gefragt: „Du bist schon über 30, dann wird es aber Zeit!“ – Wie sehr sie diese Aussage gehasst hatte. Zudem hatte sie sowieso nie gewusst, ob sie das typische Klischee einer Ehe inklusive Kinder überhaupt wollte. Sie konnte sich immer gut vorstellen eine „hilfreiche“ Tante zu werden, als eine „liebevolle“ Mutter. Auch wenn sie keine Geschwister hatte, aber Patentante konnte man schließlich auch von Freunden und guten Bekannten werden. Somit gab es meistens nur zwei Optionen: entweder sie geriet an die Männer, die ihr direkt einen „Braten in die Röhre“ schieben wollten, wozu sie innerlich eigentlich nie wirklich bereit war, oder die, in die sie sich leider immer verliebte, die am Ende allerdings eine andere heirateten. Ein Teufelskreis. Dann überkam sie plötzlich ein anderer Gedanke … „Mmh, Luna Lovegood“, murmelte Hermine vor sich hin und strich noch einmal über die Ecke, wo ihr Name stand. Warum fühlt sich das so seltsam an, wenn sie sich vorstellte ihr gegenüber zu stehen? Sie wusste nicht mal wie diese Loony aussah und dennoch erkannte sie einen Umriss, wenn sie die Augen schloss und genau überlegte … Sie sah blondes langes, leicht gewelltes Jahr. Ein freches Grinsen und helle Augen, die einen wunderbaren Kontrast zu ihren dunklen ergaben. Aber vielleicht war das alles auch nur reine Einbildung, denn es gab da etwas was Hermine immer versucht hatte zu verdrängen – noch mehr als eines ihrer anderen Liebesdramen. Mit Bauchschmerzen erinnerte sie sich an Fleur Delacour. Sie war die Ex-Verlobte von Rons Bruder Bill gewesen. Eine waschechte Französin, ebenfalls mit leicht gewellten blonden Haaren und himmelblauen Augen. Wenn sie zurück an ihr Lächeln dachte, kribbelte es immer noch überall in ihrer Brust. Eine schwache Erinnerung, schon Jahre verblasst. Schon länger in den Tiefen ihrer Gedanken verborgen, als die Vergangenheit mit Ron oder Draco. Es war nur ein unüberlegter Kuss gewesen – beide hatten Liebeskummer gehabt, als die Brüder sie für eine andere Frau verlassen hatten. Und dann war es einfach passiert. Zuerst war es nur eine Ablenkung gewesen, dann eine kleine Freude nach Monaten des Leidens mal wieder etwas anderes zu fühlen, für eine andere Person außer Ron. Für sie wäre es der Anfang eines neuen Glücks gewesen, doch für Fleur war es nur ein Moment der Schwäche gewesen. Ein Ausrutscher. Ein Fehler? So genau wusste Hermine es nicht einmal, denn sie hatten nie wieder darüber gesprochen und irgendwann hatte sich Fleur entfernt, bis sie plötzlich ganz aus ihrem Leben verschwunden war. Als wäre es so einfach eine vertraute Person einfach zurück zu lassen … Für manche schien es zu einfach. Seufzend öffnete Hermine wieder die Augen und sie starrte auf den Boden. Sie hatte völlig vergessen, dass Molly auch noch anwesend war. Etwas besorgt blickte Mrs. Prewett auf sie hinab und stemmte die Hände in die Hüften. „Egal welcher Gedanke dich grad begleitet, vertreibe ihn aus deinem Kopf, er scheint dich nicht glücklich zu machen, mein Kind.“ Hermine versuchte zu lächeln, aber es fiel ihr schwer. Immerhin war der Gedanke, dass sie ihr Leben lang verlassen wurde und gegen die Einsamkeit kämpfen musste, nicht gerade leicht abzuschütteln. „Wenn die Sonne wieder scheint und ich den Spaziergang zur Waldsiedlung endlich machen kann, werde ich sicher wieder ein Lächeln auf den Lippen tragen.“ Hermine versuchte überzeugend zu klingen, aber sie konnte in Mollys Augen lesen, dass sie es nicht war. Dennoch bohrte Mrs. Prewett nicht weiter nach, sondern zückte etwas hervor, was sie geholt haben musste, als Hermine in ihren vergangenen Gedanken gefangen gewesen sein musste. „Das hoffe ich, mein Kind.“ Dann lächelte Mrs. Prewett und reichte ihr einen Kleber, um die Karte wieder zusammen setzen zu können. ~*~ Obwohl der Himmel recht blau war, peitschte der Wind ab und an kräftig gegen ihre Wangen. Vielleicht hätte sie doch noch einen Tag warten sollen … Aber sie hatte es einfach nicht mehr aushalten können. Denn Hermine hatte jede Nacht von ihr geträumt. Seit jenem Tag in der Bibliothek hatte sie Luna Lovegood jede Nacht in ihren Träumen gesehen. Natürlich, Träume waren Ängste, Wünsche und Erlebnisse, die man im Schlaf verarbeitete. Vielleicht hatte sie sich unbewusst einen Narren daran gefressen diese geheimnisvolle Person einmal kennenzulernen. Alles andere ergab schließlich keinen Sinn. Gott sei Dank war der Weg bis zur Siedlung nicht sonderlich weit, zumindest für die dementsprechenden Umstände. Hermine hielt die zusammengeflickte Karte in den Händen, die ziemlich simpel, aber verständlich gezeichnet war und hielt nach einem Schild Ausschau. Oder irgendetwas in der Art, was mit Sicherheit halbwegs zugeschneit war. Die Technik war zwar nicht komplett ausgestorben, aber durch die Kälte und immer wieder anstehende Schneestürme waren die Funknetze begrenzt. Selbst etwas wie Strommaste zu reparieren war zeitaufwendig und niemand konnte Tage lang daran arbeiten, ohne dass die Mäste wieder umkippen würden, durch einen Wetterumschwung oder weil jemand erfroren wäre, bevor er seine komplette Arbeit erledigt hätte. Man hätte meinen können die Menschheit war mittlerweile so weit vorangeschritten, dass es eine Leichtigkeit wäre mit diesen Bedingungen umzugehen – aber Fehlanzeige. Täglich schien man sich von jenem bekannten Fortschritt wieder zu entfernen … Dann musste man halt wieder die altmodische Landkarte heraus kramen … Aber immerhin war weder Schnee noch Kälte für diese ein Problem. Hermine lachte leicht auf bei diesem Gedanken. Sie mochte schon immer „alte Dinge“. Denn die moderne Zeit kannte keine „wahren Schätze“ mehr … Hermine war sich bewusst, dass sie vermutlich schon lange nicht mehr leben würde, wenn diese Naturkatstrophe eine völlig neue Welt erschaffen würde mit einer Menschheit, die sich neu orientiert hatte … In ein paar Jahrhunderten würde hier vermutlich wieder alles ganz anders aussehen … Manchmal versuchte sich Hermine vorzustellen, wie es sein würde … Vielleicht wieder ein paar mehr Blumen … und grüne Wiesen. Die Vegetation fand immer einen Weg zurück. Natur war eine Kraft, die man nicht unterschätzen sollte, auch wenn man sie noch nie zu hundert Prozent genau erforschen konnte. Eventuell war das auch Teil des Plans gewesen … der Erde wieder einen Neuanfang zu bieten? Ohne die ganzen giftigen Gase und Umweltverschmutzungen, die die Menschen dieser Welt antaten? Jetzt klang sie schon wie ein spiritueller Verschwörungstheoretiker. Sie schüttelte sich und entdeckte dann ein umgekipptes Schild, welches im Schnee lag. Sie drehte ihren Kopf schief und las. „Hogwarts 2km“ Ein Lächeln stahl sich auf Hermines Gesicht. Diese alte Karte hatte also tatsächlich ihren Zweck erfüllt. Einfach großartig, sie war auf dem richtigen Weg. Es war als würden ihre Füße sie von alleine tragen seitdem sie wusste, dass sie auf dem korrekten Kurs Richtung Loony Lovegood war. Es schien, als ob ihr Herz immer einen Takt schneller schlagen würde, je näher sie ihr kam. Hermine schimpfte innerlich ihr Herz aus und ihren Verstand, der sie wohl in die Irre führen wollte. Aber je öfter sie sich ermahnte je schneller schlug es Purzelbäume … Ihre innere Hitze ließ sie fast die eisige Kälte vergessen. Obgleich sie dick eingepackt war, hätte sie die Eiszapfen an ihren Handschuhen bemerken müssen. Doch das tat sie nicht – äußerst ungewöhnlich für die junge Granger. Dann entdeckte sie Fußspuren. Ihre Augen weiteten sich und sie folgte ihnen. Sie hatte ihr Ziel fast erreicht, sie hatte dieses einnehmende Bauchgefühl … Schweiß bildete sich unter ihrem Nacken und ihr Herz wollte sich gar nicht mehr beruhigen … Und dann … … erstarrte sie in ihrer Bewegung. Selbst ihre Wimpern zuckten keinen Millimeter. Ihr Herz setzte aus, genauso wie ihr Atem. Da stand sie. Fast wie auf der Fotografie. Nur mit einem Gesicht. Ganz deutlich zu erkennen. Schneeflocken kreuzten immer wieder ihre Wangen und Lieder. Hermine wischte sie sich schnell beiseite aus Angst das wundervolle Gesicht vor ihr nicht mehr erkennen zu können. Genau wie sie vermutetet hatte … lange blonde wellige Haare … sie wehten im Wind. Das war sie: Luna Lovegood. Es gab keinen Zweifel. Sie hatte die Augen geschlossen und hielt ihr Gesicht Richtung Himmel. Hermine hatte keine Ahnung, was Luna machte, ob sie einfach nur entspannte oder im Stehen meditierte … Aber eigentlich war es auch gleichgültig … Denn das Einzige was zählte war sie. Sie in ihrer völligen Gestalt. Hermine fühlte sich magisch von dieser Frau angezogen, sie wollte zu ihr, doch etwas hielt sie auf. Sie konnte sich nicht bewegen. Es dauerte eine Weile, bis Luna Lovegood ihre Augen öffnete und die andere junge Frau vor ihr bemerkte. Blau traf auf Braun. Hermines Hals war so trocken, ihr Kopf so leer … Keine Worte konnten beschreiben, was sie in diesem Moment fühlte … Sie schluckte, wollte etwas erwidern, doch es kam einfach nichts aus ihrem Mund … Dann lächelte Luna Lovegood und ihr Mund formte sich zu Worten, die Hermine verwirrten: „Da bist du ja endlich. Ich habe schon auf dich gewartet.“ Hermine hob ihre Augenbraue, all ihre Gesichtsmuskeln zuckten … „Du wusstest, dass ich komme?“, war das Einzige, was sie herausbrachte. Just im nächsten Moment schämte sie sich für ihre Frage, denn hier musste definitiv eine Verwechselung vorliegen. Anders konnte es nicht sein … Doch Loony blieb bei ihrem Lächeln und erwiderte: „Natürlich. Ich habe geträumt, dass du kommen wirst.“ Und ihre Worte klangen einfach magisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)