Einzigartig von Kerstin-san ================================================================================ Kapitel 1: Einzigartig ---------------------- Mit dem Doctor zu reisen ist fantastisch. Er zeigt dir fremde Planeten, neue Kulturen und dir unbekannte Aliens. Mal geht es in die Zukunft, dann wieder zurück in die Vergangenheit. Ihr seit immer in Bewegung, rennt gemeinsam auf neue Abenteuer zu, blickt nur selten zurück. Es ist die beste Zeit deines Lebens, nahezu perfekt, denn ab und an geschieht etwas, dass deine Begeisterung trübt. Es passiert ganz plötzlich. Du sagst oder tust etwas und daraufhin schaut der Doctor dich an. Blickt dich einfach nur an und seine grünen Augen sind auf einmal so kummervoll. So, als wäre das nicht ganz der Satz oder die Reaktion, die er von dir erwartet hat. Mit einem Mal sieht er dann so alt aus. Nichts erinnert mehr an den jungen, übermütigen und verrückten Kerl, der dich so leicht zum Lachen bringen kann und dem du, ohne groß zu zögern, überall hin folgen würdest. Nein, in diesen Augenblicken wirkt er auf dich einfach nur wie ein alter und gebrochener Mann. Obwohl er sich große Mühe gibt, sein seltsames Verhalten zu überspielen, hast du trotzdem unweigerlich das Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben. Allerdings hast du dabei nicht die geringste Ahnung, was genau es war, dass diese Reaktion ausgelöst hat und wie du es zukünftig verhindern kannst. Du weißt nicht einmal, ob du es zukünftig verhindern willst, schließlich bist du nur du selbst und du findest die Vorstellung, dass du dich verstellen musst, nur um zu vermeiden, dass der Doctor dich so ansieht, wie er es in diesen kurzen Momenten tut, einfach nur schrecklich. Wenn er dich nur um sich haben kann, wenn du auf Zehenspitzen um ihn herum schleichst und sorgsam darauf achtest, was du sagst oder tust, machen all die Reisen mit ihm nur noch halb so viel Spaß. Er hat dir zwar versichert, dass er dich nicht als Ersatz für seine verstorbene Freundin betrachtet, an die du ihn erinnerst, aber in solchen Momenten zweifelst du an seinen Worten. Instinktiv verschränkst du dann deine Arme. Du versucht automatisch eine diffuse Gefahr abzuwehren. Aber wie stellt man das an? Wie kann man gegen etwas nicht greifbares ankämpfen? Wie wehrt man den Geist einer Erinnerung ab? Du schwankst in diesen Momenten zwischen Neugierde und Wut auf diese unbekannte Fremde. Wie sehr ähnelst du ihr wirklich? Was genau an dir erinnert den Doctor an seine verstorbene Bekannte und warum besteht er trotzdem darauf, mit dir zu reisen, wenn es ihm solchen Kummer bereitet, dich um ihn zu haben? Nach einem deiner erfolglosen Backversuche, als du über dein misslungenes Soufflé gemurrt hast und er wieder einmal so in sich gekehrt wirkte, hast du ihn sogar einmal gefragt was los ist, ob er keine Soufflés mag. Du hast dabei nervös gelacht, weil er so ernst schaute, aber er hat nur schweigend den Kopf geschüttelt und sich ein gequältes Lächeln abgerungen. Eines, das seine Augen nicht erreicht hat. Und da wusstest du, dass er gerade nicht dich sieht, sondern sie. Manchmal kommt es aber auch vor, dass der Doctor dich einfach so eindringlich beobachtet, ohne dass du etwas bestimmtes tust oder gar sagst. Während zu zum Beispiel in einem Buch schmökerst oder versonnen den Anblick eines neuen Planeten in dich aufsaugst und er glaubt, dass du deshalb nicht bemerkst, wie er dich mustert. Er starrt dich dann konzentriert an, als wärst du ein besonders schwieriges Puzzle, das er versucht zusammen zu setzen, nur um immer wieder aufs Neue zu scheitern. In diesen Augenblicken hast du das Gefühl, dass er nur an dem Rätsel, das du anscheinend für ihn darstellst, interessiert ist und nicht an dir selbst. Du bist dir auch ziemlich sicher, dass die Ähnlichkeit zwischen dir und der verstorbenen Bekannten des Doctors nicht nur auf übereinstimmenden Verhaltensweisen oder einem gleichartigen Charakter beruhen, sondern ihr auch äußerlich einige Überschneidungen haben müsst. Nachdem du einmal im Kleiderfundus der TARDIS gestöbert hast und dabei ein wundervolles viktorianisches Kleid samt passender Kopfbedeckung gefunden hast, hat der Doctor fast seinen Tee verschüttet, als er dich gesehen hat. Du hättest gerne geglaubt, dass das ein Kompliment sein sollte und dass dir dieses ungewohnte Outfit einfach nur gut stand, aber da war wieder dieser spezielle Gesichtsausdruck von ihm, als er den mit Federn geschmückten Hut und auch deine Haare angestarrt hat und dir war sofort klar, dass er sich gerade wieder an sie erinnert. Du hast daraufhin wütend beschlossen, nie wieder so einen Hut zu tragen und auch kurz mit dem Gedanken gespielt, deine Haare in der nächsten Zeit nicht mehr zu einem Knoten hochzustecken, was doppelt schade war, weil du die Frisur gar nicht so schlecht fandest. Am selben Abend hat sich allerdings dein Kampfgeist gemeldet und du hast trotzig entschieden, dass du nicht einfach kapitulieren wirst. Am nächsten Tag bist du daher mit der gleichen Frisur aufgetaucht, obwohl du dich mit offenen Haaren eigentlich viel wohler fühlst. Der Doctor hat deinem Haarknoten nicht mal einen zweiten Blick geschenkt, während er dir begeistert von dem Planten Florana und dem wahren Blumenmeer, das euch dort erwarten würde, vorgeschwärmt hat, was sich für dich wie ein triumphaler Sieg angefühlt hat. Denn es sind gerade diese unscheinbaren Momente, die dich darin bestärken, weiter mit dem Doctor zu reisen und die dir neues Selbstvertrauen verleihen. Wenn er wieder sein übliches, gut gelauntes und euphorisches Selbst ist und sich Hals über Kopf mit dir in ein neues Abenteuer stürzt, kannst du alle Zweifel bei Seite schieben. Du glaubst ihm dann, dass er mehr in dir sieht, als nur eine junge Frau, die zufälligerweise jemandem ähnelt, den er einmal kannte und offensichtlich sehr mochte und bist mehr denn je entschlossen, ihm zu beweisen, wie einzigartig du bist. Egal, wie lange es dauert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)