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Liebe Widerwillen

von

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Kapitel 2

Robin betrat das alte, mehrstöckige Gebäude der OharaDaily. Die Aufregung war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben und unruhig spielte sie mit der braunen Ledermappe unter ihrem Arm. Mit dem Aufzug fuhr sie in den fünften Stock, wo sich ihr Schreibplatz in einem Großraumbüro befinden würde. "Ms. Nico, Sie werden schon erwartet", wurde sie von Kalifa, der Sekretärin ihres neuen Vorgesetzten, begrüßt. Wie auch schon beim Vorstellungsgespräch fand Robin sie ziemlich unfreundlich und arrogant. Sie wirkte streng und auf ihrem Gesicht schien nie ein Lächeln zu liegen. "Danke sehr", erwiderte Robin und betrat, nachdem Kalifa bei Mr. Zero angeklopft hatte, den Raum. "Ms. Nico! Gut, dass Sie da sind! Wir haben auch direkt die erste Aufgabe für Sie". Er deutete auf den leeren Platz vor seinem chaotischen Schreibtisch und Robin setzte sich.
 

"Was für eine Aufgabe haben Sie denn für mich?". Robin blickte Mr. Zero neugierig an. "In einer halben Stunde findet eine Pressekonferenz statt. In dieser werden die neusten Spieler der Fußballmannschaft von Ohara vorgestellt", erklärte er beiläufig und wühlte sich durch einen Stapel Blätter, der auf seinem Tisch lag. "Und was genau soll ich dort tun?". Gut, die Frage war vielleicht nicht ganz passend formuliert, doch wenigstens sah Mr. Zero sie nun an. Sie war nervös und wollte doch nur ihren Boss zufriedenstellen. Dass sie mit ihrer Aussage genau das Gegenteil bewirkt hatte, wurde ihr spätestens in diesem Augenblick klar. Sein Gesichtsausdruck sprach für sich, denn er blickte Robin an, als hätte sie den Verstand verloren.
 

"Sie sind Reporterin. Ich muss Ihnen doch nicht erklären, was Sie auf einer Pressekonferenz zu tun haben?! Bringen Sie mir einen guten Artikel, so schwer kann das doch wohl nicht sein." Dabei schaute er auf seine Uhr und schob Robin mit der anderen Hand einen Zettel mit der Adresse der Pressekonferenz zu. "Lassen Sie sich noch eine Fotokamera geben. Unsere Fotografin, die für diesen Auftrag zuständig gewesen wäre, ist krank. Versauen Sie es nicht!" Robin spürte, wie ihre Beine nervös zitterten und ihr ganz heiß wurde. Noch nie hatte sie zusätzlich auch Fotos machen müssen. Sie zwang sich innerlich zur Ruhe und versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, wie überfordert sie sich gerade fühlte. Unter keinen Umständen würde sie es pünktlich zu dieser Pressekonferenz schaffen. Doch sie wollte nicht gleich ihren ersten Arbeitstag versauen, also erhob sie sich aus dem Stuhl, klemmte sich ihre Tasche unter den Arm und eilte aus dem Büro. Nur gut, dass sie heute bequeme Schuhe trug.
 

Völlig außer Atem musste sich Robin erst einmal an der Wand abstützen, bevor sie das Gebäude, in dem die Pressekonferenz stattfand, betreten konnte. Wie nicht anders zu erwarten, hatte ihr Taxi im Stau gestanden und Robin hatte die restliche Strecke zu Fuß laufen müssen. Sie war eh schon spät dran und konnte von Glück sprechen, wenn man sie überhaupt noch zur Konferenz zuließ. Doch zuvor musste sie erst einmal ihre Atmung kontrollieren, die sich im Moment noch anhörte, als ob sie kurz vorm Ersticken wäre. >Jetzt reiß dich zusammen und geh da rein<, befahl sie sich und schob anschließend die große Schwingtür auf. Schnellen Schrittes lief sie ins Gebäude und sah sich suchend um. Ihr blieb wohl nichts anderes übrig, als durch den langen schmalen Gang zu eilen und dabei nicht panisch auf ihre Uhr zu starren. Dann sah sie endlich jemanden. Vor einer großen, verschlossenen Tür hatten sich zwei Sicherheitsbeamte aufgebaut und blickten sie fragend an. "Mein Name ist Nico Robin. Ich bin von der OharaDaily und muss dringend da rein", sagte sie höflich, aber bestimmt. "Und wenn du von Gott höchstpersönlich geschickt worden wärst, du bist eine Viertelstunde zu spät", antwortete einer der beiden Männer. "Aber... aber … Ich muss da rein!", gab sie verzweifelt von sich. "Heute ist mein erster Arbeitstag und wenn ich nichts abliefere, werde ich gefeuert!". Es herrschte kurz Stille und die zwei Männer tauschten einen Blick aus. "Keine Chance, tut mir leid! Du kannst allerdings am Hinterausgang warten und hoffen, dass du dort noch jemanden beim Rausgehen erwischst. Und beim nächsten Mal solltest du einfach pünktlich sein", erwiderte der zweite Sicherheitsbeamte. Resigniert ließ Robin die Schultern hängen und nickte kurz. Dann musste sie halt draußen warten und hoffen, wenigstens ein paar Fotos abzubekommen.
 

~~
 

Obwohl Zorro seiner Meinung nach gar nichts bei dieser Pressekonferenz zu suchen hatte, musste er doch den Anweisungen von Genzo, seinem Manager, Folge leisten. Er war zwar der Kapitän des Teams, allerdings ging es bei der Pressekonferenz nicht einmal um ihn, sondern um die neuen Spieler. Eilig parkte er seinen Sportwagen und riss die Tür des Hintereingangs auf. Genzo würde sicherlich nicht begeistert sein, dass er erst jetzt auftauchte. Mit einem Blick auf die Uhr lief er den Gang entlang und überlegte, was er Genzo wohl für eine Lüge auftischen konnte. Noch bevor er sich etwas einfallen lassen konnte, krachte er mit etwas Warmen, Weichem zusammen. Er wankte leicht zur Seite und konnte sich gerade noch an der Wand abstützen. Angepisst sah er auf den Boden und gleichzeitig eine Frau, die dort auf ihrem Hintern saß und wütend zu ihm hochblickte. Ihr langes schwarzes Haar reichte ihr locker bis zu ihrem Po und in ihren meerblauen Augen lag ein angriffslustiges Funkeln. Er streckte ihr die Hand entgegen, um ihr hoch zu helfen, doch die Schwarzhaarige schlug diese zur Seite und rappelte sich alleine auf.
 

Er wollte schon an ihr vorbeigehen, als er ihr Profil noch einmal in Augenschein nahm; ein bildhübsches Gesicht mit einem schön geschwungenen Mund und einer perfekten kleinen Nase. Ihr Körper war auch nicht von schlechten Eltern, obwohl sie in der Jeans und der etwas zu großen Bluse nicht viel davon preis gab. Doch Zorro hatte ein Auge dafür. Schade, dass er so spät dran war, sonst hätte er die Kleine auf einen Kaffee eingeladen - als Wiedergutmachung. Doch sie hatte ihm schon den Rücken zugedreht und marschierte mit schnellen Schritten durch den Hintereingang.
 

~~
 

Mit einem lauten Knall fiel die Tür hinter Robin ins Schloss. Die Begegnung mit Lorenor Zorro hatte sie nicht nur auf den harten Flurboden geworfen, nein, sie hatte Robin auch leicht aus dem Konzept gebracht. Dass sie ausgerechnet mit dem Mann zusammenstieß, der für seine schnellwechselnden Liebhaberinnen bekannt war und als einer der größten Playboys in ganz Ohara galt, machte ihren Tag nicht besser. Ganz im Gegenteil. Sie kannte Lorenor Zorro. Gut, vielleicht nicht persönlich, aber sie wusste, dass er jedes Jahr zum heißbegehrtesten Fußballspieler gewählt wurde. Mit seinem kurzen, grünen Haar und den smaragdgrünen Augen sah er auch einfach verdammt gut aus. Da Lorenor Zorro nebenbei auch noch für Unterwäsche und diverse andere Sachen modelte, durften Robin und der Rest der Frauenwelt seinen perfekten Körper regelmäßig auf Plakaten und im TV begutachten. Jede andere Frau hätte vermutlich alles getan, um von diesem Mann einmal berührt oder -wie in ihrem Fall- einfach umgerannt zu werden, doch Robin konnte ihn nicht ausstehen. Seine überhebliche, selbstverliebte Art ging ihr bei jedem Zeitungsartikel oder Fernsehinterview dermaßen auf den Keks, dass sie innerlich eine Abneigung gegen diesen Typen aufbaute. Lorenor Zorro gehörte zu den Männern, um die jede halbwegs vernünftige Frau einen großen Bogen machte. >Nico Robin, du hast jetzt ganz andere Sorgen, als dir über Zorro Gedanken zu machen<, schalte sie sich leise und stellte sich vor die Ausgangstür. Wenn sie ihren Job nicht gleich am ersten Tag vermasseln wollte, musste sie sich nun schnell etwas einfallen lassen, oder zumindest warten, bis ein paar neue Spieler das Gebäude verließen.
 

Die Minuten vergingen und nichts geschah. Genervt tippte sie mit dem Fuß auf dem Boden. Was, wenn sie weder Fotos noch eine Story bekamt? Sollte sie sich dann etwas aus den Fingern saugen? Im selben Moment wurde die Tür aufgerissen und ein paar Reporter drängelten sich nach draußen. Robin griff nach ihrer Kamera und ließ sich von den Anderen zur Seite schieben. Dabei lauschte sie, während sich zwei Journalisten miteinander unterhielten, und schrieb ein paar Spielernamen und die Vereine, zu denen sie wechselten, in ihr Notizbuch. Zumindest hatte sie schon mal 'etwas'. Dann sah sie, wie Lorenor Zorro mit ein paar anderen Spielern und seinem Manager aus dem Gebäude trat. Sofort wurden diese von den anderen Reportern mit Fragen bedrängt und Robin schrieb, so gut wie es ihr möglich war, alles Gesagte mit. Nun brauchte sie nur noch ein Foto und aus ihren Notizen könnte vielleicht doch noch eine Story werden. Auch wenn sie nichts von dieser Art Recherche hielt, hatte sie gerade keine andere Wahl und musste ihre Ansprüche an sich selbst etwas runterschrauben. Sie hielt ihre Kamera fest umklammert. Noch bevor die Spieler in ihre Autos steigen konnten, bahnte sich Robin einen Weg nach vorne. Sie musste unbedingt noch ein Foto schießen, auch wenn es nur von der Seite war. Ein paar der Reporter, die ihre Story schon hatten, drehten sich um und verschwanden. Dabei wurde Robin leicht nach vorne gestoßen und stolperte plötzlich direkt vor die Spieler.
 

Sechs Augenpaare richteten sich nun auf sie und sahen sie teilweise fragend, teilweise ärgerlich an. Nur ein Augenpaar musterte sie belustigt. "Na, wen haben wir denn da? Du scheinst Probleme mit deiner Koordination zu haben", spöttelte Zorro und verschränkte die Arme vor seinen Körper, während er Robin angrinste. Die anderen Spieler um Zorro herum grinsten amüsiert, verkniffen sich aber einen Kommentar. Sie hörte einen Reporter sagen: "Vielleicht ist das auch die neuste Masche der Konkurrenz, ein Interview zu bekommen." Zorro, der das ebenfalls gehört hatte, blickte Robin auffordernd an. "Na, wenn das so ist. Mir gefällt es, wenn Frauen mir zu Füßen liegen.". "Du meinst wohl eher, wenn du auf ihnen liegst!", lachte ein anderer Spieler und stieß Zorro dabei in die Rippen. Zorro lachte und auch die Reporter, die schon gehen wollten, kehrten wieder zurück und gafften Robin an. Zorro, der noch immer grinste, reichte ihr die Hand. "Darf ich mich vorstellen?". >Ganz sicher nicht<, dachte sie sich und bemerkte dabei, wie ihr Gesicht rot anlief. Das alles war einfach nur peinlich und wenn Robin könnte, würde sie die Zeit bis zu dem Moment, als sie heute Morgen aus dem Bett gestiegen war, zurückdrehen.
 

Ohne etwas zu sagen, knipste sie ihr Foto und eilte dann an den restlichen Reportern vorbei. >Was für ein Arsch!<, schoss es ihr wütend durch den Kopf, als sie zur U-Bahn-Station schlenderte. Doch die Hauptsache war, dass sie ihr Foto hatte. Und dieses war gar nicht mal so schlecht. Nur die Wenigsten hatten die Möglichkeit, so eine Nahaufnahme von gleich sechs Spielern auf einmal zu schießen.
 

~~
 

Die Kleine, die er umgerannt hatte, war also Reporterin. Zorro drehte die Lautstärke seines Autoradios auf. Er lauschte der Musik. Der Vorwurf von Genzo war schon wieder vergessen. Dass dieser von seinem Zuspätkommen nicht begeistert gewesen war, war Zorro klar, und dass Genzo ihm deswegen Vorhaltungen machte, auch. Doch wie immer hatte Zorro ihn besänftigen können. Noch nie hatte Genzo ihm etwas lange übel genommen. Zorros Bruder Law meinte, dass Zorro genau wusste, wie man jemanden um den Finger wickeln konnte. Law behauptet oft, sein kleiner Bruder wäre als Baby bereits in den Glücksbrunnen gefallen. Alles fiel Zorro zu und noch nie hatte er um etwas kämpfen müssen. Sein Leben war perfekt und um nichts in der Welt wollte er dieses mit jemanden tauschen. Seine Gedanken wanderten wieder zu dem heutigen Tag. "Die Kleine ist Reporterin!", schüttelte er lächelnd den Kopf. Bis jetzt hatte er noch nie etwas mit einer Journalistin gehabt...
 

~~
 

"Was soll das?". Mr. Zero baute sich vor Robin auf und knallte einen Stapel zusammengehefteter Blätter auf den Schreibtisch. Sie musste nicht nachsehen, um zu wissen, dass es sich dabei um ihren Artikel handelte. Robin war den halben Tag damit beschäftigt gewesen, im Internet zu recherchieren, um etwas über die jeweiligen Neuzugänge zu erfahren. Danach hatte sie sich an einen ersten Entwurf für ihren Debütartikel bei der OharaDaily gemacht. Jetzt war es schon kurz nach siebzehn Uhr und eigentlich hätte sie nun Feierabend. Robin wusste selbst, dass ihr Bericht nicht besonders aussagekräftig war, schließlich war es nur die Rohfassung. "Nun, ich hatte nicht genug Zeit, um...", begann sie vorsichtig, sich zu verteidigen, doch Mr. Zero schnitt ihr das Wort ab. "Ms. Nico, ich möchte keine Ausreden hören. Sie sind hier, um eine gute Arbeit zu leisten, und wenn Sie das nicht können, dürfen Sie sofort wieder gehen!". Robin verschränkte abwehrend ihre Hände vor der Brust, sah ihren Chef dabei aber nicht an. Stattdessen blickte sie sich in seinem ungemütlichen, unaufgeräumten Büro um. Es war ihr erster Tag, sie war nicht einmal richtig eingearbeitet worden und trotzdem verlangte Mr. Zero, dass sie gleich einen Mega-Bericht ablieferte. "Vielleicht habe ich mich einfach in Ihnen getäuscht. Ihre Referenzen waren so vielversprechend, dass ich nicht verstehe, warum Sie mir -das hier-", er hob ihren Artikel hoch, um ihn gleich darauf wieder fallen zu lassen, "vorlegen...".
 

"Nun, Mr. Zero, was ich Ihnen vorher schon erklären wollte, war, dass ich zur Pressekonferenz nicht mehr zugelassen wurde, da ich zu spät gekommen bin. Und das lag daran, dass Sie gesagt haben, meine Arbeitszeit würde um neun Uhr beginnen. Dass ich um halb zehn schon am anderen Ende der Stadt sein müsste, hat mir niemand gesagt. Beim nächsten Mal sollten Sie mir vielleicht einfach früher Bescheid geben, wo Sie mich hinschicken, damit ich pünktlich sein kann", platzte es aus ihr heraus. Mr. Zero starrte sie mit offenem Mund an, nickte, reichte ihr den Artikel und schrie: "Raus hier!". Robin seufzte. Langsam erhob sie sich und hatte schon die Türklinke in der Hand, als er noch sagte: "Ich gebe den Artikel an einen erfahreneren Reporter weiter, der ihn überarbeiten soll. Sie bekommen noch eine Chance, weil es Ihr erster Tag ist, aber beim nächsten Mal sollten Sie daran denken, dass ich Ihr Vorgesetzter bin und solch ein Benehmen wie eben nicht dulde. Verstanden?". Robin nickte und verließ mit ihrer Tasche unter dem Arm das Gebäude.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Stoechbiene
2021-12-05T14:11:28+00:00 05.12.2021 15:11
Der Wildlederstiefeltyp ist also Zorro's großer Bruder. Das scheint heikel zu werden.


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