Die Wölfe 3 ~Der Pianist des Paten~ von Enrico (Teil III) ================================================================================ Kapitel 9: ~Ungestilltes Verlangen~ ----------------------------------- Als Judy und ich am nächsten Morgen Hand in Hand die Treppe hinunter kommen, sitzen im Wohnzimmer bereits zwei Männer. Im Sessel vor der Verandatür mein Bruder. Seine langen blonden Haare hat er in einen Pferdeschwanz gebunden. Er hält einen Fächer aus Spielkarten in der Hand. Eine legt er gerade auf dem Glastisch ab. Der Andere sitz mir mit dem Rücken zugewandt. Obwohl ich nur seinen Hinterkopf über der Sofalehne sehen kann, erkenne ich die schwarzen Locken sofort. Schuld frisst sich in mein Herz, ich bleibe auf halber Strecke stehen und flüstere seinen Namen: „Antonio.“ Judy geht die Treppe weiter hinunter, sie bemerkt mein Zögern erst, als sich unser Arme strecken und sie den Wiederstand spürt. Irritiert schaut sie zu mir zurück. Wie soll ich mich verhalten? Weiter auf verliebtes Pärchen machen, oder ihre Hand loslassen und so tun, als wäre nichts zwischen uns passiert. Ich betrachte unsere ineinander verschränkten Finger und kann spüren, wie sich eine unsichtbare Schlinge um meinen Hals zuzieht und mir den Atem nimmt. Judy legt den Kopf schief, sie lächelt vertrauensvoll. „Na komm, meine Schwester kennst du doch schon. Sie wird uns sicher nicht den Kopf abbeißen“, sagt sie. Wie gut, dass sie diese Schlussfolgerung aus meinem Verhalten zieht. Ich nicke und sehe mich nach Susen um. Sie steht direkt vor uns, doch erst jetzt nehme ich sie bewusst wahr. In der Hand hält sie eine Kanne, aus der es nach Kaffee duftet. Ihr Blick ist mahnend auf uns beide gerichtet, ihre Augenbrauen fragend erhoben. Kein Wunder. Judys Haare sind noch ganz wirr, ihr Gesicht vom wenigen Schlaf der letzten Nacht gezeichnet. Ich sehe sicher nicht viel besser aus und obwohl ich den Sand aus meiner Hose zu klopfen versucht habe, ist sie noch immer dreckig und nass. Meine Krawatte und das Jackett liegen sicher noch irgendwo am Strand herum, alles in allem gebe auch ich keine gute Figur ab. Ich senke den Blick, trotzdem spüre ich Susens Vorwurf auf mir lasten. Judy strahlt über beide Ohren, sie schmiegt sich eng an meinen Arm. Lachend sagt sie: „Schau, ich habe mir jetzt auch einen River geangelt.“ Einen kurzen Seitenblick wirft sie meinem Bruder zu. Beim Klang unserer Nachnahmen muss ich meinen Bruder ansehen. Er hat denselben mahnenden Blick im Gesicht wie Susen. Mir wird erst jetzt die seltsame Konstellation bewusst. Zwei Brüder und drei Schwestern – wer dann wohl noch Robin nimmt? Bei dem Gedanken an die Nacht mit ihr, muss ich schmunzeln. Während die Nächte mit beiden Frauen im meinen Erinnerungen ablaufen, trifft sich mein Blick mit dem Tonis. Seine Mimik ist emotionslos, ich kann weder in seinen Augen noch an seiner Haltung ablesen, was er denkt. Während er mich wortlos betrachtet, zieht er eine Karte aus seiner Hand und legt sie auf den Tisch. Bei dem allgemeinen Schweigen bekomme ich eine Gänsehaut, die Anspannung in der Luft meine ich beinah greifen zu können. „Wenn du das nur tust, um Vater eins auszuwischen, dann lass es!“, sagt Susen streng. Judy stemmt die Hände in die Hüften, sie plustert ihre Backen auf, bereit etwas zu sagen, doch ich komme ihr zuvor. „Aaron hat nichts gegen diese Verbindung. Er wollte, dass ich Judy kennenlerne.“ Tonis Blick sticht mir im Nacken, ich vermeide es ihn anzusehen. Susen stemmt die Arme in die Seite, nun sieht sie genau wie ihre kleine Schwester aus. „Das macht es nur noch schlimmer!“, schimpft sie. Judy streckt ihr die Zunge heraus und sagt: „Mir doch egal!“ Sie kommt die eine Stufe, die uns trennt, hinauf und umschlingt meinen Arm. Verträumt sieht sie mich an: „Er gehört jetzt mir!“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich heulen oder mich über ihre Worte freuen soll, vergeblich versuche ich mir ein Lächeln ins Gesicht zu zwingen. Meinen Arm fest umklammert zieht Judy mich durch das Wohnzimmer Richtung Tür. „Komm! Gehen wir wohin, wo wir keinen mit unserem Glück stören“, sagt sie besonders provokant. „Enrico!“, hallt uns eine tiefe und bis zum Zerreißen angespannte Stimme nach. Ich erschaudere bei ihrem Klang und bleibe stock steif stehen. Vorsichtig drehe ich mich nach Toni um. Er sieht mich nicht an, sein Blick ist auf den Tisch mit den Karten gerichtet. Wieder kann ich seine starre Mimik nicht deuten, nur seine Stimmlage ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass er sauer sein muss. Angespannt warte ich auf den Grund seines Rufens. „Aaron hat einen Job für uns. Ich bin hier um dich abzuholen. Euren Ausflug werdet ihr verschieben müssen.“ Noch immer schwingt Unheil in seiner Stimme. „Ist gut“, zwinge ich mich zu sagen, doch meine Lippen zittern vor Anspannung, ich klinge wie ein verschrecktes Kind. Judy schaut zwischen uns hin und her. „Wer ist der Kerl?“, fragt sie mich. „Mein Leibwächter!“, antworte ich auch wenn mir Verlobter im Kopf herumspuckt. „Aha…?“ Sie klingt nicht sehr überzeugt. „Also musst du jetzt gehen?“ Sie lässt mich los. „Scheint so“, sage ich mit Blick auf Toni. Er erhebt sich, mit festen Schritten hält er auf uns zu. Neben mir bleibt er stehen, seine Worte richtet er an Judy, doch sein durchbohrender Blick gilt mir: „Wenn du magst, bringe ich ihn dir heute Abend wohlbehalten zurück.“ Wir tauschen vielsagende Blicke. In seinen Augen glaube ich tiefe Verbitterung zu lesen. Wie schwer müssen ihm diese Worte wohl gefallen sein? Judy macht einen Schritt von uns weg, sie mustert uns beide eingehend, dann erst antwortet sie: „Ja gut, aber pass auch wirklich auf ihn auf. Mein Ex-Freund ist nicht gerade begeistert und ich weiß, welche Aufgaben mein Vater vergibt. Wenn er auch nur mit einer Narbe mehr zurückkommt, bekommst du es mit mir zu tun!“ Ob sie das wirklich ernst meint? Was wird sie dann tun? Meinen Leibwächter vermöbeln, wenn er seinen Job nicht richtig macht? Das Bild, das in meinem Geist entsteht, lässt mich schmunzeln. „Ist recht!“, sagt Toni und stößt mir in den Rücken. Das Schmunzeln vergeht mir. Das gibt sicher einen Streit, sobald wir das Haus verlassen haben und unter uns sind. Vergeblich suche ich nach einer Rechtfertigungsmöglichkeit, doch es gibt keine. Als wir das Haus verlassen und die Tür hinter uns ins Schloss fällt, suche ich verzweifelt nach Worten: „Toni, ich …“ „Ich will es nicht wissen! Ich will nicht darüber reden und von dir auch nichts darüber hören“, sagt er schroff und geht voraus. „Aber…“ Ist das sein Ernst? Ich folge ihm und muss mich anstrengen mit seinen schnellen Schritten mitzuhalten. Es gibt so vieles, was mir auf der Seele brennt, was wir unbedingt klären sollten und er will, dass ich schweige? Mir ist dabei, als müsste ich platzen. Endlich erreiche ich ihn, ich greife seine Hand und zwinge ihn anzuhalten. „Toni, bitte warte!“ Er dreht sich nach mir um. Sein Blick ist düster und irgendwie gierig. Ich kann nicht deuten, was er denkt. Toni erhebt den Zeigefinger, drohend hält er ihn mir ins Gesicht. „Kein einziges Wort!“ Ich halte den Atem an, versuche meine Gedanken zu stoppen, bevor sie mir über die Lippen kommen. Seinen Kopf legt er an mein Ohr und sagt leise und mit einer Bestimmtheit, die mir das Blut in den Adern gefrieren lässt: „Und nach unserem Auftrag, gehörst du mir, mir allein! Verstanden?“ Meine Furcht wandelt sich in Neugierde. Ist das eine Anspielung darauf, mir die Frauen aus dem Kopf zu vögeln? Eine harte schnelle Nummer irgendwo hinter verschlossenen Türen? Ich kann nichts gegen das breite Grinsen tun, dass sich mir ins Gesicht zwingt. Eifrig nicke ich und strahle vor Vorfreude. Tonis Wut dämpft das nicht, noch verbissener wird seine Mimik. „Was gibt es da so blöd zu grinsen?“ „Nichts! Ich freu mich einfach darauf“, sage ich und hebe die Schultern. Langsam gehe ich an ihm vorbei und laufe weiter. Er schaut mir irritiert nach. „Ich habe nicht vor, dich auch noch zu belohnen!“, schimpft er. Ich lache und schaue über die Schulter zurück. „Dann solltest du mich besser nicht überwältigen und dir zu willen machen, denn das liebe ich!“ Besonders provokant schwinge ich beim Weitergehen mit den Hüften. Tonis Blick wird zunehmend ratloser. „Was stimmt denn mit dir nicht?“, fragt er und eilt mir nach. …~*~… Die Beiden sind heute wieder verdammt spät dran, dabei freut sich Vincent schon seit dem Fest beim Paten darauf, den Knaben endlich wieder zu sehen. Aaron davon zu überzeugen, Enrico für ein Konzert zu Buchen, war ein leichtes gewesen. Der alte Mann ist so versessen darauf, den Jungen in den Clan einzuführen, er würde ihn auch an den Teufel verkaufen, wenn das hilft, seinen Ruf zu verbessern. Dummer alter Mann, wenn Vincent erst mit ihm fertig ist, wird Enrico für den Clan nicht mehr zu gebrauchen sein, dann wird auch Aaron einsehen, dass es keine gute Idee war, den in die Familie aufzunehmen. Wenn Aaron sein Interesse an ihm erst mal verloren hat, dann wird er Vincent gehören, bis sein kleiner Körper nicht mehr standhält und sein Herz aufhört zu schlagen. Angespannt fährt Vincent sich über die Lippen, während er aus dem geöffneten Tor seiner Fabrik hinaus schaut. Die Kisten für die Übergabe sind längst gepackt, sie türmen sich zu seiner Rechten. Geschäftig laufen seine Mitarbeiter um ihn herum und treffen letzte Vorbereitungen. Die erste Ladung wird bereits auf einen Handkarren verladen. Es ist schon immer hilfreich gewesen, Kinder mit seinen Drogenkurierfahrten zu beauftragen, bisher ist dabei noch keines von der Polizei angehalten worden, sicher wird auch jetzt alles gut gehen. Wieder sieht Vincent die nahe Straße hinunter. Die beiden Jungen sind noch nicht zu sehen, so langsam wird er ungeduldig. Ob Enrico sich wohl nicht traut zu ihm zu kommen? Dabei hat Vincent gerade ihn schicken lassen, um ihm mitzuteilen, wann das Konzert stattfinden wird, dass er in seinem Hause geben soll. Ein Vorwand natürlich, ebenso wie der Auftrag jetzt. Vincent zieht an seiner Zigarette, sie ist bereits bis zum Filter aufgeraucht. Genervt wirft er sie auf den Boden und tritt sie aus. Während er sich eine neue ansteckt, sieht er wieder die Straße hinunter. Die Vorfreude auf den Abend in zwei Wochen schwillt in ihm. Den Knaben an sein Klavier zu setzen, ist sein Geschenk an sich selbst. Niemanden hat er dafür eingeladen, auch wird er den Knaben keinem seiner Geschäftsfreunde vorstellen, das wäre ja noch schöner. Solche Straßenratten sind nur für eine Sache gut. Gedanklich wandert Vincent zu jenem Abend vor einem Jahr: So naiv und dumm wie Enrico war, ist er seiner Einladung auf einen Drink in sein Apartment gefolgt. Der Junge hat noch nie Alkohol getrunken und konnte gar nicht schmecken, was er ihm in das Glas gemischt hat. Es war so aufregend gewesen, als er umkippte und Vincent ihm in aller Ruhe die Fesseln anlegen und ihn auf dem Sofa fixieren konnte. Es war fantastisch darauf zu warten, dass er wieder aufwacht und in seinen Augen die nackte Angst erscheint. Vincent verzieht das Gesicht, angespannt inhaliert er den Qualm seiner Zigarette, während er den Abend im Geiste noch einmal passieren lässt: Als Enrico aufwachte und er sich über ihn hermachen wollte, war da keine Angst, keine Panik, nur ein wütendes Feuer. Wie der Teufel hat er sich gewehrt, hat um sich geschlagen und ihn von sich getreten, selbst seinen gekonnt geschnürten Beinfesseln hat er kurzfristig entkommen können. All seine Kraft hat nicht gereicht den Jungen zu bändigen. Er musste ihm zusätzliche Drogen spritzen, um ihn endlich ruhig zu stellen. Erst dann konnte Vincent dieses Glitzern sehen, die pure Angst vor ihm. Der Capo lächelt verschlagen. Es war eine solche Genugtuung ihm das Hemd vom Leib zuschneiden und dabei seine Verzweiflung zu sehen. Dieser sündige, junge Körper und diese runden Pobacken. Beinah meint er ihn noch einmal unter sich spüren zu können, wie er sich windet und um Gnade fleht. Vincent war so dicht dran gewesen dem Jungen die Hose von den Schenkeln zu reißen und sich anzusehen, was darin verborgen liegt. Vincents Zigarette ist abgebrannt, er lässt sie fallen. Seine Gesichtszüge verhärten sich, als ihm der Gedanke an den Leibwächter Enricos kommt. Dass es diese Missgeburt überhaupt gewagt hat, ihn anzugreifen, ihn KO zu schlagen. Es ist eine Schande, dass der Kerl immer noch am Leben ist. Verbissen fischt Vincent nach einer weiteren Zigarette. Dass Aaron diese Stück Dreck nicht entsorgt hat, kann er bis heute nicht verstehen, aber das wird er ändern. Ein süffisantes Lächeln schlägt sich in seine Mundwinkel. Für das schwarze Wölfchen hat er sich ebenfalls etwas überlegt, denn sicher werden die Beiden wie immer zusammen vorbei kommen. Dass sich dieser Bastard zwischen ihn und seine Beute gestellt hat, dass er auch noch auf ihn geschossen hat, das wird er teuer bezahlen. Zwei Jungen kommen die Einfahrt herauf, Vincent erkennt sie schon von weitem. Vorfreude ergreift von ihm Besitz, er leckt sich über die Lippen. Von oben bis unten fährt er die Gestalt Enricos mit den Augen ab. Er wollte ihn schon, als er ihn das erste Mal gesehen hat und er wird ihn haben, egal was dazu nötig ist, immerhin ist ihm bisher noch kein Kind entkommen. Er grinst breit. „Zumindest nicht lebend“, sagt er leise und verfolgt dabei jeden Schritt seiner Beute. Dieser selbstsichere Gang und diese Lebensfreude, das Lächeln, das Enrico seinem Freund schenkt. Das alles wird er auslöschen, wie den Docht einer Kerze zwischen seinen Fingern zerreiben. Den Willen dieses Knaben wird er brechen, und wenn es das Letzte ist das er tut! Unter ihm wird er sich winden und zappeln, schreien und heulen, ihn um Gnade anflehen und dann wird er ihn nehmen, hart und gewaltsam, so wie es sich für einen gestandenen Mann gehört, der seiner Lust freien Lauft lässt. Vincents Lächeln wird zu einer diabolischen Fratze. Wenn er doch nur schon Geburtstag hätte und der Junge an seinem Flügel sitzen würde. …~*~… Dass wir immer noch mit diesem Schwein zusammenarbeiten müssen, geht mir gehörig auf die Nerven. Toni hätte ihn doch umlegen sollen, als wir die Gelegenheit dazu hatten. Wenn der Kerl nur kein Capo wäre, als direkter Unterstellter Aarons, wird sein Fehlen sofort auffallen, trotzdem spinne ich jedes Mal, wenn ich ihn sehe einen neuen Plan, wie ich ihn aus dem Weg räumen könnte. Heute ist es der Hudson River und eine sehr, sehr hohe Brücke, von der ich ihn in die Tiefe fallen sehe. „Vincent!“, begrüße ich ihn mit düsterer Stimme, als ich vor ihm stehen bleibe. Er lächelt vergnügt. „Enrico mein Freund!“, erwidert er mit überschwänglicher Stimme. Ich schaue noch finsterer. „Ich bin nicht dein Freund!“, entgegne ich todernst. Sein Lächeln wird verschlagen und falsch, er legt mir seinen Arm über die Schulter. „Aber, aber, bei unserer wundervollen Vergangenheit, da sind wir doch schon längst dicke Kumpels.“ Er lacht mir ins Ohr, sein warmer Atem streift meinen Hals. Mir wird speiübel bei seinem Geruch und der unangebrachten Berührung. Ich brauche meine ganze Beherrschung ihn nicht von mir zu stoßen und vor seinen Mitarbeitern abzuknallen. Meine Hand wandert bereits an den Griff des Revolvers, den ich Toni auf dem Weg hier her abgeschwatzt habe. Wenn wir schon unbedingt diesem Schwein helfen müssen, dann nicht unbewaffnet und wenn er nicht augenblicklich loslässt, halte ich ihm den Lauf unter die Nase, mir egal, dass er ein Capo ist. Tonis Haltung spannt sich an. Er kommt einen Schritt auf uns zu, doch ich halte ihn mit einem leichten Kopfschütteln auf. Das hier kann und will ich allein klären. „Was willst du von uns Vincent? Warum hast du uns herbestellt?“, frage ich und hebe seinen Arm von meiner Schulter. Er entfernt sich einen Schritt von mir und deutet auf einige Kisten, die sich auf einem Handwagen türmen. „Eine neue Lieferung ist fertig. Die Adressen findet ihr wie immer auf den Päckchen.“ „Das ist alles?“ „Nicht ganz!“ Seine Augen bekommen einen diabolischen Glanz, sein falsches Lächeln wird breiter. „Was willst du noch?“ „Aaron hat zugestimmt. Am 14. September erwarte ich dich also in meinem Apartment, damit du mich und meine Gäste am Klavier unterhältst.“ Unruhe schleicht sich in mein Herz. Dieses Vorhaben hatte ich bereits erfolgreich verdrängt. Meine Nackenhaare stellen sich auf, alles in mir sträubt sich gegen die bloße Vorstellung. Nie wieder will ich dieses verdammte Apartment von innen sehen. Hat unsere Drohung von damals denn nicht ausgereicht, dass er uns endlich in Ruhe lässt? Muss ich sie wirklich wiederholen? „Punkt 18 Uhr, bei mir!“, sagt er. „Ganz bestimmt nicht!“, entfährt es mir. Er zuckt mit den Schultern. „Es ist bereits beschlossene Sache! Du weißt doch, was Aaron anordnet, wird so geschehen.“ Seine Stimme ist voller Zuversicht. Ich habe keine Zweifel, dass das stimmt. Aaron war sofort Feuer und Flamme für diesen Plan. So komme ich also nicht weiter. Ich gehe den Schritt, der mich von Vincent trennt. Ganz nah bei ihm stelle ich mich auf die Zehenspitzen, um auf selber Höhe mit ihm zu sein: „Ich weiß genau, was du vorhast und du solltest dir darüber im Klaren sein, was dir blüht, wenn du es versuchst!“ Ich spanne den Zeigefinger, als wenn er der Lauf einer Waffe wäre und lege ihn an Vincents Bauch. „Wir machen dich kalt, ich schwör‘s dir. Mir egal, dass du ein Capo bist. Toni trifft dich auch aus der Entfernung wie du weißt, notfalls können wir es wie einen Unfall aussehen lassen.“ …~*~… Da ist es wieder, dieses Feuer das Vincent so gern beherrschen und dann auslöschen will. Ja, es wird ihm ein Fest sein, den Jungen zu brechen und dann seinen kleinen Leibwächter umzulegen, am besten vor Enricos Augen. Mal sehen, wie mutig er dann noch ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)