Ich wollte niemals von euch fort von OmShantiOm ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ---------------------- Samtschwarze Dunkelheit umhüllte sie, ehe sich daraus langsam starre, weiße Gebäude hervor schoben. Kein Licht drang aus den Fenstern, der Mond war von dicken, regenschweren Wolken verdeckt. Jäh zuckte ein greller Blitz über den verhangenen Himmel und erleuchtete kurzzeitig die Straße auf der Kasumi stand. Rechts und links erhoben sich drohend die dunklen Häuser; kalt und abweisend. Der Wind rauschte in den mächtigen Bäumen, die die Straße säumten. Wachsam setzte sie einen Fuß vor den anderen, während sie sich zeitgleich dabei umschaute. Es schien, als ob das ganze Viertel ausgestorben wäre. Fröstelnd schlang sie die Arme um ihren Körper und rieb sich die zitternden Gliedmaßen, während sie flüchtig einen Blick hinter sich warf. Erstaunt drehte sie sich ganz herum. Ein heller, warmer Fleck wurde langsam immer größer. Breitete sich aus. Nahm gänzlich ihr gesamtes Blickfeld ein. Und schlagartig wurde ihr eines klar. Sie kannte diesen Ort. Das war Konoha! Wie es lebte, wie es pulsierte. Menschen waren auf den Straßen, die Sonne schien, der Himmel war strahlend blau, Kinder tobten über die Straße, die Läden waren gut besucht. Aber keiner sah zu ihr herüber. Zu ihr, die im Dunkeln stand. Kasumi wollte darauf zu gehen, dieses Viertel durch das Tor verlassen ... Aber sie konnte nicht, irgendetwas zwang sie, sich wieder umzudrehen und tiefer in die stillen, unheimlichen Gassen zu laufen. Ruckartig blieb Kasumi stehen. Da! Da vorne! Sie kannte dieses Geschäft! Rasch überbrückte sie die kurze Distanz und stieß die Tür auf. Kein Laut drang zu ihr, obwohl sich die kleine Glocke über der Eingangstür heftig bewegte. Verwundert starrte sie die Glocke an, ehe sie den Blick über die in der Auslage befindlichen Reiscracker schweifen ließ. „Onkel? Tante?“, zaghaft klang ihre Stimme in dieser Totenstille, die sie umgab. Sie machte einen Schritt und rutschte unerwartet mit dem Fuß weg. Kami sei Dank hatte sie noch die Türklinke in der Hand. Kasumi schaute zu Boden und keuchte entsetzt auf. Ein dunkler Fleck breitete sich immer schneller vor ihr auf dem Boden aus. Unvermittelt nahm sie einen dumpfen Schlag war. Ein eisiger Schauer rann ihr über den Rücken; ließ sie frösteln. Sie ahnte es. Sie ahnte, was hier geschah, verschloss aber die Augen vor der Realität. „Nein. Nein, das kann nicht sein!“, murmelte sie, ehe sie die Tür los ließ. Sie tastete sich blind vorwärts, bis sie im hinteren Teil des Ladens auf einmal stolperte und fiel. Blut saugte sich in ihre Hose, ihre Hände waren nass davon. Ein weiterer Blitz erhellte den Raum. Kasumi zuckte entsetzt zusammen, als sie schlagartig in die stumpfen Augen Teyakis blickte. Ein heißerer Schrei stieg in ihrer Kehle hoch, kam ihr aber nicht über die Lippen. „Onkel ...!“ Mit fahrigen Fingern tastete sie nach einem Puls. Hoffnungslos. Der Ausdruck in seinen Augen war eindeutig genug. Er war dahin gemeuchelt worden. „Nein!“, krächzte sie; gleichzeitig wiegte sie sich hin und her. Warum jetzt? Warum ausgerechnet jetzt wieder? Diesen Traum hatte sie doch schon seit Jahren nicht mehr gehabt. Warum also jetzt? Sie wusste was jetzt geschehen würde und ehe sie sich versah, hörte sie ein leises Geräusch. Einen fassungslosen Laut, ein Stöhnen und darauf einen dumpfen Schlag. Aus dem Nachbarshaus. Es kam immer aus dem Nachbarshaus. Hastig rappelte sie sich auf, rutschte dabei in dem langsam gerinnenden Blut aus, stemmte sich wieder hoch und rannte raus. Im Laufen wischte sie sich die Tränen vom Gesicht, die ihr schon eine ganze Weile stumm unter den geschlossenen Liedern hervor gequollen waren. Eine blutige Spur verschmierte dabei ihre blassen Wangen. Sie stieß das Tor zum Uchiha-Anwesen auf; schlitternd kam sie zum stehen. Die Pagode – die ihre Mutter ihr einst immer angezündet hatte, wenn sie zu spät vom Training nach Hause kam – lag zerbrochen auf dem Weg. Daneben eine regungslose Gestalt. Der Wind wehte die schwarzen Haaren nach oben; ließen sie in der bedrückenden Stille tanzen. „M ... Mu ... Mutter!“, schluchzte Kasumi, während ihr unaufhörlich Tränen über die Wangen rannen. Sie fiel neben ihrer Mutter auf die Knie. Vorsichtig griff sie an Mikotos Schulter und drehte sie langsam um. Ihre Augen waren im tot geschlossen, kein Schmerz lag auf ihrem Gesicht, dennoch klebten einige Blutspritzer auf ihren Wangen. „Mama!“ Kasumi presste den leblosen Körper ihrer Mutter an sich, strich ihr immer wieder über die Haare, während sie dabei hemmungslos weinte. Sie schrie ihren Schmerz hinaus, immer wieder, bis sie sich vorbeugte und ihr Gesicht in Mikotos Haare vergrub, um ihren Duft einzuatmen. Steinchen, die auf dem Weg lagen, knirschten unter einem Schritt in ihrer Nähe. Kasumi hob den Kopf und schaute mit Tränen verhangenen Augen in die Dunkelheit. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seitdem sie ihre Mutter gefunden hatte. Ein Blitz zuckte über den Himmel; Regentropfen fielen zur Erde. Aus der Dunkelheit schob sich eine dunkel gekleidete Gestalt. Abweisend war seine Körperhaltung. Kasumi schaute ihm ins Gesicht und schluckte. Jetzt endlich – nach so vielen Jahren – hatte der Mörder ihrer Familie aus ihren Träumen ein Gesicht. „Itachi!“ Zorn pochte stark in ihrem Herzen, als sie ihren kleinen Bruder ansah. Seine roten Mangekyo Sharingan Augen blickten herablassend und emotionslos zugleich auf sie herab. „ITACHI!!“, schrie Kasumi voller Zorn und sprang – nachdem sie Mikoto vorsichtig abgelegt hatte – auf. „WAS hast du getan?“ Die Hände ballte sie wütend zu Fäusten, während sie ihm zornentbrannt gegenüberstand. „WARUM hast du das getan?“ „Weil ich es konnte“, flüsterte er nahe an ihrem Ohr, nachdem sich sein Katana in ihren Körper gebohrt hatte. „Ita ...“, hauchte Kasumi schwach. Fassungslosigkeit stand in ihren weit aufgerissen Augen. hre Finger griffen kraftlos in seine Weste, bevor sie mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden aufkam. Ungerührt zog Itachi sein Katana aus ihrem leblosen Körper. Mit jedem langsam verklingenden Herzschlag in ihrer Brust, verlosch immer mehr der Glanz in ihren schwarzen Augen, wurden stumpf und leblos. Während Blut ihr den Mundwinkel hinab rann, verklang der letzte Herzschlag. Itachi stand regungslos neben ihrem toten Körper; an seinem Schwert tropfte blutrot Kasumis Lebenssaft unbeachtete auf die staubige Erde. Vermischte sich mit den Regentropfen die lautlos vom Himmel fielen. Sanft schwebten tausend einzelne Sakurablüten vom Himmel und bedeckten ihren Körper. ~. . . ~ Der laue Abendwind fuhr Sasuke durch die schwarzen Haare. Der Nukenin aus Konoha blickte über den sanft abfallenden Hang, einen See und das dahinter befindliche weite Tal. Das hier war ein guter Platz für sein Team die Nacht zu verbringen. Noch schien die Sonne warm vom blauen Himmel. Vögel zwitscherten vergnügt auf den Bäumen des nahen Waldes, ein Eichhörnchen rannte über einen Ast, bevor es ängstlich und keckernd verschwand, die Schmetterlinge tanzten in der sanften Briese, doch Sasuke hatte keinen Blick dafür. Ausdruckslos fixierte er einen Punkt, weit hinten am Horizont und blieb unbeweglich stehen. „Verdammt Suigetsu! Beweg deinen Arsch endlich aus dem See heraus!“, brüllte Karin ihn wütend vom Ufer aus an. Erbost schob sie sich etwas die Brille zu Recht und beobachtete den Hozuki, der unbeeindruckt von ihr im Wasser planschte. „Hör auf hier so rumzuzicken, Karin. Wenn Sasuke nichts dagegen sagt, bleiben wir heute Nacht eh hier. Es ist sowieso schon spät. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Siugetsu tauchte unter, damit er Karins nerviges Gemecker nicht mehr hören musste. Verärgert stapfte Karin über die Wiese und ließ sich neben Jugo nieder, den sie dabei beobachtet wie er mit den Tieren sprach, die sich auf seinen Schultern und seinem Knie gemütlich gemacht hatten. Kaum zu glaube, dass dieser sanfte Riese den Grundstein für das Juin gelegt hatte. Karin ließ den Blick über das Seeufer und den angrenzenden Wald schweifen. Siugetsu war in der Zwischenzeit bis in die Mitte des Sees geschwommen. Soll er doch ertrinken!, fluchte Karin innerlich. Sie konnte den Kerl einfach nicht leiden. Wenn Sasuke nicht so süß wäre, dann hätte sie sich niemals Team Hebi angeschlossen. Sie warf einen sehnsüchtigen Blick zu dem Uchiha rüber, der stumm und angespannt abseits von ihnen in den dämmrigen Himmel starrte. Verträumt beobachtete sie ihren Schwarm dabei, wie er sich in das hohe Gras legte und somit gänzlich vor ihren Blicken verborgen war. Enttäuscht seufzte sie auf. Sasuke stöhnte genervt auf. Karins Blicke, die immer an ihm klebten, störten ihn gewaltig. Er hatte es so satt dauernd angestarrt und beobachtete zu werden. Er wollte einfach nur seine Ruhe haben. Kurzerhand legte er sich in das hohe Gras, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und schloss die Augen. Nur einen Augenblick Ruhe. Einen winzigen Augenblick. Dann würde er sich wieder mit Karins und Siugetsus Streitereien auseinandersetzten. Der kleine sechsjährige Sasuke rannte über den Holzfußboden. Er hatte gehört, wie Itachi das Haus betreten hatte. Schlitternd kam er an der Schiebetür zum Flur an und riss sie schwungvoll auf. „Onii-chan! Du bist zu Hause.“ Sasuke warf sich auf den Rücken seines Bruders, der gerade dabei war sich die Schuhe auszuziehen und auf den zwei Stufen saß. „He, Sasuke. Was ist los? Du bist ja so aufgedreht?“ Itachi lächelte ihn leicht an, als er spürte wie Sasuke seine kleinen Arme um seinen Hals schlang. „Ich muss dir unbedingt etwas zeigen. Beeil dich doch!“ Sasuke hibbelte auf und ab. „Bring es doch einfach her“, schlug im Gegenzug Itachi vor, der gar nicht dabei war seine Schuhe auszuziehen, sondern an. „Ich treffe mich gleich mit Shisui am Naka-Fluss.“ Schmollend schob Sasuke die Unterlippe vor. Dabei wollte er doch auch noch Itachi von seinem Tag auf der Akademie erzählen. Abwartend sah Itachi seien kleinen Bruder an, bis dieser aufquiekte und in die Küche davon stob. Itachi nahm abwesend wahr, dass Sasuke in verschiedenen Schubladen suchte, bevor er erfreut aufjauchzte und die Schublade mit Schwung zu schob. Leicht lächelnd schloss er seine Sandale und schlüpfte in die andere hinein. „Hier, schau mal Itachi. Das habe ich gefunden.“ Sasuke hielt ihm einen alten, gesprungenen Bilderahmen hin. Geistesabwesend griff Itachi danach und erstarrte mitten in der Bewegung. „Wer ist das Mädchen da auf dem Bild, onii-chan?“ Itachi war wie paralysiert. Kasumis lachendes Gesicht strahlte ihm entgegen, wie sie zwischen ihren Eltern stand. Beide Arme hatte sie um Itachis Hals geschlungen und ihr Kinn auf seinen Kopf gelegt. Mikoto beugte sich gerade zu ihnen hinab, eine Hand ruhte auf Kasumis Schulter, die andere hatte sie vor ihren Mund gelegt, um ihr Lachen zu verbergen. Aber ihre Augen strahlten glücklich. Nur Fugaku stand mit verschränkten Armen und verdrossenem Gesichtsausdruck neben seiner Familie. Er selbst schaute kichernd zu seiner Schwester auf. „Itachi?“ Sasuke legte den Kopf schief. „Was hast du, onii-chan?“ Der Sechsjährige beugte sich etwas vor. Sein großer Bruder benahm sich sehr merkwürdig. Itachis Hände verkrampften sich um den Bilderrahmen; so stark, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten. Seine Hände zitterten und er hielt den Kopf abgewandt. „Leg es weg.“ Itachis Stimme klang brüchig, als er Sasuke die Fotografie reichte. Zögernd nahm der kleine Junge den Bilderahmen entgegen. „Sag schon, onii-chan. Wer ist das Mädchen da auf dem Foto?“, quengelte Sasuke. Itachi reagierte nicht, sondern zitterte am ganzen Körper und hielt den Kopf gesenkt, sodass sein Zopf ihm über die Schulter rutschte. Eine einzige Träne fiel auf seine – im Schoß – verkrampften Finger. „Onii-chan?“ Zaghaft berührte Sasuke seinen Bruder an der Schulter. „Ich sagte ... Leg. Es. Weg!“ Ausdruckslos starrte Itachi seinen kleinen Bruder mit stumpfen schwarzen Augen an, ehe er sich abwandte und aufstand. „Onii-chan?“ Sasuke war verunsichert. Was hatte er falsch gemach, dass sein großer Bruder so reagierte? „Onii-chan? Bist du böse?“ Sasukes Unterlippe bebte verdächtig. Itachi drehte sich nach einer Weile langsam zu ihm um. „Nein, kleiner Bruder. Bin ich nicht.“ Er lächelte verkrampft. „Trainierst du dann heute Nachmittag mit mir?“, quiekte Sasuke freudig – der zu jung war, um zu bemerken, was in seinem Bruder vorging – und drückte das Bild an sich. „Heute nicht, Sasuke. Ein anders Mal.“ Er tippe Sasuke auf die Stirn, anschließend trat er aus der Tür. Fugaku kam ihnen über den Kiesweg entgegen, aber Itachi lief stumm – ohne ihn zu beachten – an ihm vorbei. Sasuke schlug verwirrt die Augen auf, als über ihm der Wind die Wolken aufriss. Während er sich an die Stirn griff – an die Stelle, an der Itachi ihn immer angestupst hatte – richtete er sich langsam auf. Die Sterne leuchteten kalt und klar vom nachtschwarzen Himmel, der Wind zerrte an seinen Haaren und fegte über die Wiese. Was für ein seltsamer Traum. Wieso träumte er gerade davon? Er konnte sich fast gar nicht mehr an diesen Tag erinnern. ~. . . ~ „Ihr wisst, was eure Aufgabe ist?“, vergewisserte sich Pain noch mal kalt. „Ja.“ Kisame sah in die ausdruckslosen Rinnegan Augen. „Itachi und ich gehen nach Konoha und holen uns den Jinchuriki Bengel des Kyubi.“ „Sehr gut.“ Pain nickte knapp, bevor er mit den Schatten – welche die Felsenwand warf – verschmolz. „Lass und gehen, Kisame.“ Itachi blickte in den wolkenverhangen Himmel. Es würde bald anfangen zu regnen. Schweigend machten sie sich auf den Weg. Die Wolken am Himmel wurden dunkler, fast schwarz, eh einzelne Tropfen zur Erde fielen, die bald darauf dichter aufeinanderfolgten, bis eine graue Regenwand vor ihnen entstand. „Man, dass so eine Extraktion aber auch immer so lange dauern muss.“ Kisame streckte sich. Das Chakra des Yonbi aus Roshi zu entziehen hatte ganze drei Tage und Nächte gedauert. Was für eine verdammt langwierige Prozedur. Der Hoshigaki schulterte Samehada. „Was denkst du?“ Kisame seufzte nun genervt, da der Regen immer stetiger fiel und die Sicht erschwerte. Die Tropfen sammelte sich am Rand seines kegelförmigen Hutes oder rannen an dem Band – an dem die zwei Glöckchen befestigt waren – hinab. „Nichts.“ Itachis monotone Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Konoha“, sinnierte Kisame. „Da ist es jetzt bestimmt warm und trocken.“ Der Uchiha reagierte nicht auf diese Aussage. Konoha. Es gab dort nichts mehr, was ihn bewegte. Sasuke, dummer kleiner Bruder. Bist du endlich stark genug mich zu besiegen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)