Gleipnir von Flordelis ================================================================================ Kapitel 13: Jeder God Eater hat so einen ---------------------------------------- [LEFT]Um unsere Flucht zu planen, streifte ich am nächsten Tag durch das Gängesystem des Bunkers, soweit Erling es zuließ. Meine Erinnerung weigerte sich nach wie vor, mir den richtigen Weg zu weisen. Fast war es als ob mein Unterbewusstsein mich vor etwas bewahrte, was ich immer hatte vergessen wollen. Vielleicht sollte ich ihm dafür dankbar sein.[/LEFT] [LEFT]Die Wachen nickten mir stets zu, manche grüßten mich sogar mit »Hey Kara«, viele von ihnen schienen nichts davon zu ahnen, dass ich so anders wiedergekommen war – oder sie glaubten nicht daran. Bei zweien von ihnen hörte ich heraus, dass man glaubte, Erling habe mich wieder aus der Zelle entlassen, weil ich eben doch loyal war. Ein absolut abwegiger Gedanke, aber sie kannten mich eben nicht gut genug und glaubten wirklich an ein Schauspiel. Wie diese junge Frau, die ich während meines Streifzugs in einem Speisesaal traf und die mich zu sich an einen Metalltisch winkte, wo sie mit zwei Männern gerade am Essen war.[/LEFT] [LEFT]»Deine Idee war halt echt genial«, beteuerte sie. »Vorzugeben, ein treuer God Eater zu sein, um Soma Schicksal dazu zu bringen, dich hierher zu begleiten ... wow!«[/LEFT] [LEFT]Ihre braunen Augen leuchteten voller Begeisterung, in mir regte sich dabei Widerwillen.[/LEFT] [LEFT]»Ich habe nichts vorgegeben«, sagte ich genervt. »Ich bin eine Mitarbeiterin von Fenrir.«[/LEFT] [LEFT]Sie lachte. »Du spielst deine Rolle echt gut. Aber hier bist du doch wieder unter Freunden, da musst du nicht mehr so tun. Wir alle können die Verschlingung kaum erwarten!«[/LEFT] [LEFT]Ich konnte das nicht nachvollziehen, erinnerte mich auch noch nicht wirklich, woher meine Begeisterung dafür gekommen war. Mein Verdacht war ohnehin, dass ich nur Erling hatte gefallen wollen. Inzwischen war mir der Gedanke vollkommen fremd.[/LEFT] [LEFT]Die beiden Männer (die sich unfassbar ähnlich sahen) nickten und murmelten, dass ich den Scherz langsam zu weit triebe. Das brachte mich auf den Gedanken, dass es vielleicht helfen könnte, wenn ich einfach mitspielte.[/LEFT] [LEFT]Ich lächelte. »Tut mir leid, ich dachte, es wäre vielleicht lustig, wenn ich das weiter durchziehe. Aber ihr habt recht, das ist hier ja unnötig.«[/LEFT] [LEFT]Die Frau bedeutete mir, mich neben sie zu setzen, was ich auch tat.[/LEFT] [LEFT]»Also«, fragte sie, »wie ist es so bei Fenrir?«[/LEFT] [LEFT]Nach allem, was ich bislang hier gesehen hatte, wäre die Sicherheit und der Luxus, den wir bei Fenrir besaßen, viel zu viel für diese Leute. Deswegen setzte ich ein abwertendes Schmunzeln auf. »Ach, die sind alle total verwöhnt. Vor allem die God Eater. Einfach nur furchtbar, wie man sich da für ein paar Credits gegenseitig an die Gurgel geht.«[/LEFT] [LEFT]So schlimm war Karel auch wieder nicht, aber das musste man hier ja nicht wissen.[/LEFT] [LEFT]Der linke Mann schnaubte. »Als wäre Gier nicht schon immer ein Problem gewesen, kein Wunder, dass die Götter uns die Aragami geschickt haben.«[/LEFT] [LEFT]»Die Menschen innerhalb der Mauern«, sagte der andere, »sind bestimmt total faul.«[/LEFT] [LEFT]»Absolut«, bestätigte ich. »Immerhin bekommen sie ihr Essen ja auch von Fenrir geliefert, also warum sollten sie sich noch anstrengen?«[/LEFT] [LEFT]Dass die Rationen sehr gering waren und man besonders in den Äußeren Bereichen mit Armut kämpfte, ließ ich außen vor. Das hätte hier ohnehin niemanden interessiert.[/LEFT] [LEFT]Die Frau lachte. »Wir könnten uns diese Faulheit nicht erlauben. Aber ich bin froh, dass Baldur jetzt diese Flöte hat, das macht es ein bisschen einfacher, draußen Vorräte zu sammeln.«[/LEFT] [LEFT]»Und Aragami-Teile zusammenzukriegen«, fügte einer der Männer hinzu.[/LEFT] [LEFT]Der rechte Mann nickte. »Früher war das ein reines Selbstmordkommando. Aber wen wundert das? Immerhin ist es ein Sakrileg, diese Gottesboten auch nur anzugreifen.«[/LEFT] [LEFT]Alle drei nickten verständig. Dann sahen sie mich an. »Es muss echt schwer sein für dich, zu wissen, dass du wahrscheinlich keinen Platz in der neuen Welt haben wirst, weil du ja auch Hand an die Aragami gelegt hast. Auch wenn es für einen höheren Zweck war.«[/LEFT] [LEFT]So sah man das hier also. God Eater waren nicht nur die Feinde, sie waren auch gottlose Verräter, denen die Welt nach der Apokalypse verschlossen war. Ganz im Gegensatz zu Johannes' Plan, der immerhin vorgesehen hatte, dass jeder God Eater und seine Familie standardmäßig ein Ticket zur Rettung erhalten hatte.[/LEFT] [LEFT]»Oh, täuscht euch mal nicht«, erwiderte ich. »Ich besitze ein Ass im Ärmel ... oder besser am Ärmel.«[/LEFT] [LEFT]Damit deutete ich auf den roten Reif an meinem rechten Handgelenk. »Jeder God Eater hat so einen. Und irgendwann wird er mich auch in ein Aragami verwandeln.«[/LEFT] [LEFT]Ich bemühte mich, möglichst stolz zu klingen, obwohl mir der Gedanke nach wie vor Angst machte. Dabei hoffte ich außerdem, dass sie genauso reagieren würden wie Kei – und ich wurde nicht enttäuscht: Mit ehrfürchtig großen Augen betrachteten sie den Reif.[/LEFT] [LEFT]»Das ist es also, was die God Eater zu halben Aragami macht«, stellte die Frau fest. »Damit seid ihr Gott näher als den Menschen.«[/LEFT] [LEFT]»Richtig~. Und irgendwann wird es Zeit, diese menschliche Hülle abzustreifen und ein Aragami zu werden. Was ich mir dann auch verdient hätte, nachdem ich genug von ihnen verschlungen habe.«[/LEFT] [LEFT]Der linke Mann zog nachdenklich die Brauen zusammen. »In dem Moment sind dann bestimmt alle Sünden vergessen, sobald du eines von ihnen bist.«[/LEFT] [LEFT]Wirklich ausprobieren wollte ich das weiterhin nicht. Ich war froh, dass keiner von ihnen auch nur im Mindesten zu hinterfragen schien, ob ich das alles ernst meinte. Bevor sie doch noch auf die Idee kämen, mich genauer zu studieren und zu merken, dass ich log, änderte ich das Thema, indem ich etwas von vorhin wieder aufgriff: »Was für eine Flöte hat Baldur eigentlich?«[/LEFT] [LEFT]Die Frau tippte sich gegen die Stirn. »Stimmt, das ist während deiner Abwesenheit passiert. Baldur ist es gelungen, eine Flöte zu konstruieren, mit deren Hilfe er mit den Aragami kommunizieren kann. Deswegen helfen sie uns jetzt, weil sie wissen, dass wir auf ihrer Seite sind.«[/LEFT] [LEFT]Das hatte er ihnen vermutlich erzählt, aber in Wahrheit musste es ihm nur gelungen sein, eine Frequenz zu finden, mit der er Orakelzellen beeinflussen kann. Sakaki wäre vermutlich ganz aus dem Häuschen, wenn wir ihm diese Flöte besorgen könnten. Aber noch war ich mir ja nicht mal sicher, wie wir hier überhaupt herauskommen sollten, da war es unsinnig, schon darüber nachzudenken, noch mehr mit uns zu schleppen. Ganz zu schweigen davon, dass wir bestimmt nicht einfach in den Besitz dieser Flöte kämen.[/LEFT] [LEFT]Der rechte Mann nickte. »Seit Baldur diese Flöte hat, ist auch keiner mehr gefressen worden.«[/LEFT] [LEFT]»Außer Yoshi«, meinte der Linke. »Hab gehört, das Vieh hat nichts von ihm übriggelassen.«[/LEFT] [LEFT]»Der war selbst schuld. Wir haben ihm gesagt, er soll nicht dauernd rauchen gehen. Ernsthaft, nur weil er am Hinterausgang Wache geschoben hat, gibt ihm das keine Narrenfreiheit.«[/LEFT] [LEFT]»Wenigstens hat Erling jetzt eingesehen, dass wir da keinen mehr abstellen müssen. Wir sind so kurz vor dem Ziel, da wäre es doch idiotisch, hier jetzt noch wegzuwollen.«[/LEFT] [LEFT]Die Frau nickte zustimmend darauf.[/LEFT] [LEFT]Es gab also einen unbewachten Hinterausgang. Zu gern hätte ich die drei gefragt, wo genau ich danach suchen müsste, aber daraufhin wären sie wahrscheinlich wirklich nur misstrauisch geworden – und das konnte ich mir nicht leisten.[/LEFT] [LEFT]Plötzlich hob die Frau die Hand und winkte jemandem zu. »Sieh mal, wer sich auch hierher verirrt hat, Kara!«[/LEFT] [LEFT]Ich sah zur Tür und entdeckte Soma. Genau wie ich musste er sich beim Versuch, sich in diesem Labyrinth zurechtzufinden, hier in den Speisesaal verirrt haben. Seine Schultern waren angespannt, seine Hände zu Fäusten geballt, während sein Blick über die wenigen Anwesenden wanderte. So erinnerte er mich wieder an damals, wann immer er mit verschränkten Armen in der Lobby auf eine neue Mission gewartet hatte. An vielen Tagen hatte ich ihn dabei beobachtet und mich gefragt, warum er sich so unnahbar gab, wenn er doch scheinbar keine Probleme damit hatte, dass Kanon sich direkt neben ihm gerade wieder so wortreich bei Brandon entschuldigte, und Tatsumi wieder einmal versuchte, Hibari auf ein Date einzuladen. Inmitten dieser Lebhaftigkeit hatte er mit seinen verschränkten Armen stets wie ein falsches Puzzleteil gewirkt, das sein eigenes Motiv verloren hatte. Und genau wie damals wollte ich ihn auch an diesem Tag einfach nur umarmen.[/LEFT] [LEFT]Er bemerkte das Winken der Frau neben mir endlich und sah zu uns herüber. Als er mich entdeckte, verhärtete sich sein Blick. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen, aber ich wollte meine Tarnung erst einmal noch bewahren. Hoffentlich verstand er das, als er sich schließlich umdrehte und wieder hinausging.[/LEFT] [LEFT]Seufzend senkte die Frau ihre Hand wieder. »Er ist ganz schön unhöflich. Wie hast du ihn nur dazu gebracht, mit dir herzukommen?«[/LEFT] [LEFT]»Ich habe es ihm befohlen, natürlich. Immerhin bin ich sein Captain.«[/LEFT] [LEFT]Die bewundernden Blicke der drei fühlten sich absolut falsch an. Zum Glück musste ich mich damit nicht lange auseinandersetzen, da einem der Männer plötzlich auffiel, dass ich mir nicht einmal etwas zu essen geholt hatte. Dafür wurde der Frau die Schuld gegeben (»Sonia, du hast sie gerufen, bevor sie sich was holen konnte, also wirklich!«), worauf sie aufsprang, um mir etwas zu beschaffen. Ich blieb mit den beiden Männern zurück, die mich seltsam neugierig musterten.[/LEFT] [LEFT]»Weißt du«, sagte der Linke, als ich sie fragte, was los sei, »du wirkst ganz anders als letztes Jahr.«[/LEFT] [LEFT]»Ja, als Erling entschied, dich loszuschicken, dachten wir alle, er spinnt. Aber jetzt bist du so selbstbewusst, man könnte fast meinen, du wärst eine andere Person.«[/LEFT] [LEFT]Ich winkte direkt ab, bevor sie auf blöde Gedanken kamen. »Das macht nur das Wissen, dass ich mich bewiesen habe. Immerhin habe ich die Mission ja erfolgreich beendet, oder?«[/LEFT] [LEFT]Die beiden nickten, was mich zufrieden stimmte. Je mehr Leute glaubten, ich sei immer noch Kara, desto weniger Widerstand bekäme ich bei meiner Suche nach einem Ausgang – und nach diesem Gespräch plante ich, das auch voll auszunutzen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Das Essen hatte aus den Rationen bestanden, die wir bei Fenrir bekommen hatten, entsprechend geschmacklos war es also gewesen. Doch gleichzeitig hatte es Heimweh in mir geweckt. Ich wollte unbedingt wieder mit allen anderen essen, am liebsten früher als später.[/LEFT] [LEFT]Nach der Mahlzeit hatten Sonia und die Männer sich von mir verabschiedet und waren an ihre Arbeit gegangen. Ich wiederum verfolgte meinen eigenen Weg zurück in die Wohnung. Inzwischen wusste ich, dass die Tür immer offen war und Kei rein aus Höflichkeit geklopft hatte, deswegen hielt ich mich nicht daran auf, sondern ging direkt hinein.[/LEFT] [LEFT]Das Wohnzimmer war leer, aber aus der Küche hörte ich das Klappern von Geschirr. Ich nutzte die Gelegenheit und trat an das Bücherregal. Meine Erinnerung mochte nicht vollständig sein, aber ich wusste genau, dass zwischen all den Büchern auch etwas war, was mir helfen könnte. Schließlich stieß ich ein zufriedenes Schnauben aus, als ich eine Karte dieses Bunkers hervorzog. Wenn ich sie ausgiebig studierte, wüsste ich vielleicht, wo der Hinterausgang war und wie man dort hinkam. Vielleicht könnte ich dann sogar ableiten, wie man draußen schnellstens von hier verschwand.[/LEFT] [LEFT]Auf dem Weg in mein Zimmer erhaschte ich einen kurzen Blick in die Küche, wo ich Honoka beim Spülen entdeckte. Für einen kurzen Moment suchte mich der Gedanke heim, dass ich ihr helfen wollte, doch dann siegte mein Fluchtverlangen.[/LEFT] [LEFT]In meinem Zimmer faltete ich die Karte auseinander und breitete sie auf dem Boden aus. Schon auf den ersten Blick fiel mir auf, dass der Komplex noch größer war als ich gedacht hätte. Ich kniete mich hin, um alles besser in Augenschein nehmen zu können, aber ich war schon nach kurzer Zeit überfordert. Da der Bunker ursprünglich eine militärische Einrichtung gewesen war, hatten die Räume Bezeichnungen, die mir absolut unbekannt waren. Teilweise wurden vor allem Kanji genutzt, die ich nicht im Mindesten nachvollziehen konnte, weil ich sie noch nie gesehen hatte. So fand ich nicht einmal den Raum, in dem sich diese Wohnung befand.[/LEFT] [LEFT]Während ich, ausgehend vom Haupteingang, weitersuchte, öffnete sich die Tür hinter mir. Noch bevor ich hoffen konnte, dass es sich dabei um Soma handelte, hörte ich an den Schritten, dass es nicht er sein konnte. Als ich den Kopf drehte, entdeckte ich einen lächelnden Kei.[/LEFT] [LEFT]»Na, Kara?«, grüßte er mich. »Versuchst du immer noch auszubrechen?«[/LEFT] [LEFT]Seinem hintergründigen Tonfall entnahm ich, dass er mit Sonia gesprochen hatte. Vermutlich hatte sie ihm brühwarm erzählt, dass ich mich an alles erinnerte.[/LEFT] [LEFT]Ohne meine Antwort abzuwarten kniete er sich neben mich. Dann deutete er auf einen bestimmten Raum, der sich in mehrere kleinere unterteilte. »Hier sind wir gerade. Aber das weißt du ja sicher.«[/LEFT] [LEFT]Ich tadelte mich innerlich selbst, als ich sah, dass er auf der Karte sogar mit Kommandoposten betitelt war. Natürlich würde Erling diesen Ort als seine Wohnung wählen. Warum hatte ich nicht daran gedacht?[/LEFT] [LEFT]Kei konzentrierte sich auf mich. »Wann wolltest du mir sagen, dass du dich doch erinnerst?«[/LEFT] [LEFT]Ich konnte ihm nicht erklären, dass ich das nur behauptet hatte, um Sonia und die beiden Männer dazu zu bringen, mir Informationen zu geben. Also zuckte ich mit den Schultern. »Ich habe immer noch vor, wieder zu verschwinden, also sah ich keinen Grund, dir davon zu erzählen.«[/LEFT] [LEFT]»Warum bist du denn zurückgekommen, wenn du doch eh nur wieder wegwillst?«[/LEFT] [LEFT]»Das geht dich nichts an.«[/LEFT] [LEFT]Außerdem fiel mir keine Ausrede ein.[/LEFT] [LEFT]Offenbar missfiel Kei die Tatsache, dass ich weiterhin die Karte anstarrte und vom Kommandoposten einen Weg zum Hinterausgang – den ich immer noch nicht gefunden hatte – suchte. Er griff nach meinem linken Arm, ich wandte ihm den Blick zu. Seine Stirn war gerunzelt, auch darüber hinaus sah er wütend aus. Ich konnte mich nicht erinnern, ihn jemals so gesehen zu haben.[/LEFT] [LEFT]»Ist es wegen diesem Soma?«, knurrte er.[/LEFT] [LEFT]»Wovon redest du?«[/LEFT] [LEFT]»Früher warst du genauso erpicht auf die Verschlingung wie wir alle. Aber dann kommst du nach einem Jahr wieder mit Soma Schicksal zurück und tust so, als wäre allein die Vorstellung dieser Verschlingung etwas ganz Furchtbares für dich. Was hat dieser Soma mit dir getan?«[/LEFT] [LEFT]»Er hat gar nichts mit mir getan!« Ich versuchte, mich aus seinem Griff zu befreien, doch ähnlich wie ein Schraubstock schien er nur stärker zu werden.[/LEFT] [LEFT]»Und du wolltest ohne ihn nicht aus dem Kerker raus«, fuhr Kei fort, ohne mir wirklich zuzuhören. »Was läuft da zwischen euch beiden?!«[/LEFT] [LEFT]»Gar nichts!« Obwohl es mir anders lieber gewesen wäre, aber das musste Kei nicht wissen. »Ich bin nur sein Captain, ich trage Verantwortung für ihn!«[/LEFT] [LEFT]»Erzähl keinen Scheiß!« Speicheltropfen flogen mir entgegen. »Er beobachtet dich wie ein Adler und hat mich sogar angewiesen dir diese dämlichen Spritzen zu bringen! Der Nerv von diesem Kerl, mir Anweisungen zu geben!«[/LEFT] [LEFT]Ich hatte Kei noch nie so wütend erlebt, nicht einmal in einer Szene, die mir mein Gedächtnis vorenthielt, davon war ich überzeugt. Das jetzt zu überleben ließ Furcht in mir aufsteigen. Und gleichzeitig Wut darüber, wie abfällig er von Soma sprach und wie er mit mir redete.[/LEFT] [LEFT]»Lass mich los!« Ich riss meinen rechten Arm hoch.[/LEFT] [LEFT]Der Reif traf ihn an der Schläfe und riss ihm dort die Haut auf. Blut spritzte auf meine Hand. Im selben Moment tat es mir schon wieder leid – schon allein weil das seine Wut nur anzufachen schien. Er packte noch mein rechtes Handgelenk und nutzte meine Überraschung, um mich zu Boden zu drücken, sich auf mich zu setzen und sich über mich zu beugen. Blut tropfte von seiner Verletzung auf mein Gesicht, aber ich war gerade nicht in der Lage, mich von ihm zu lösen. Zu sehr war ich über seine wuterfüllte Fratze erschrocken, mit der er mich anstarrte.[/LEFT] [LEFT]»Was ist das mit dir und diesem Kerl, Kara?! Verrat mir einfach, was ihn so viel besser macht als mich!«[/LEFT] [LEFT]Langsam zweifelte ich daran, dass irgendjemand in diesem Bunker noch bei klarem Verstand war. Selbst Kei, der in meinen wenigen Erinnerungen immer vernünftig gewirkt hatte, drehte hier vor meinen Augen durch, und das noch dazu ohne jeden Grund.[/LEFT] [LEFT]Ich sagte nichts, sondern bereute nur erneut, Soma in diese Sache hineingezogen zu haben. Ich hätte all das ohne ihn machen sollen, egal, was er gewollt hatte. Vielleicht wäre Kei dann jetzt auch nicht derart wütend und ich hätte ihn nicht verletzt. Aus den Tiefen meines Unterbewusstseins tauchte tatsächlich Kara wieder auf, die sich nur zusammenrollen und in Selbstvorwürfen ertränken wollte.[/LEFT] [LEFT]»Antworte mir endlich!«, knurrte Kei. »Oder bist du vielleicht gar nicht Kara?!«[/LEFT] [LEFT]Seine Augen weiteten sich, weil ich nichts sagte. »Du bist wirklich nicht Kara! Du hast nur ihr Aussehen angenommen! Was bist du für eine Hexe?!«[/LEFT] [LEFT]Bevor ich darauf reagieren konnte, flog die Tür auf. Im nächsten Moment wurde Kei von mir fortgerissen und gegen die Wand geworfen. Einen kurzen Augenblick lang war ich mir nicht sicher, was passiert war, ich glaubte sogar, dass ein Aragami selbst hereingestürmt war, um Kei zu fressen. Doch dann hörte ich ihn Flüche und Verwünschungen gegen jemanden ausstoßen, also lebte er noch.[/LEFT] [LEFT]Ich setzte mich aufrecht hin.[/LEFT] [LEFT]Soma drückte Kei mühelos mit einem Arm gegen die Wand und ignorierte dessen Flüche. Stattdessen sah er über die Schulter zu mir. »Alles okay? Hat er dich verletzt?«[/LEFT] [LEFT]Im Gegensatz zu vorhin war sein Blick zwar immer noch verhärtet, aber gleichzeitig sah ich deutliche Besorgnis in seinen Augen, wie zuletzt, als ich von La Llorona schwer verletzt worden war. Wenigstens galt die Wut diesmal nicht mir.[/LEFT] [LEFT]»Das ist nicht mein Blut«, sagte ich rasch. »Er hat mir nichts getan.«[/LEFT] [LEFT]Im Grunde hatte er mich nur erschrocken, aber das war für mich gerade nicht weiter schlimm.[/LEFT] [LEFT]»Ihr spinnt doch beide!« Kei versuchte sich aus Somas Griff zu lösen. »Wir hätten euch hier nie hereinlassen sollen! Du siehst vielleicht aus wie Kara, aber du bist nur eine verdammte Hexe!«[/LEFT] [LEFT]»Halt endlich die Klappe!«, erwiderte Soma. »Keinen interessiert, was du denkst!«[/LEFT] [LEFT]Ich befürchtete schon, dass es zu einem Kampf zwischen den beiden käme, doch da erschien jemand in der offenen Tür, der sogar Kei zum Schweigen brachte.[/LEFT] [LEFT]Erlings Blick wanderte von mir zu Soma, bis hin zu Kei. »Was ist hier los, Seki?«[/LEFT] [LEFT]»Sir, ich habe Grund zur Annahme, dass diese God Eater nur hier sind, um unsere Pläne zu behindern!«[/LEFT] [LEFT]Erling runzelte die Stirn. »Behauptest du etwa, meine eigene Tochter würde sich gegen mich stellen?«[/LEFT] [LEFT]»Diese Frau ist nicht Kara! Sie sieht nur aus wie sie!«[/LEFT] [LEFT]»Und deswegen hast du sie angegriffen?«[/LEFT] [LEFT]Keis Miene wandelte sich plötzlich und löste sich in Verwirrung auf. »Nun, ich ...«[/LEFT] [LEFT]Erling gab Soma zu verstehen, dass er Kei loslassen sollte, was dieser sofort tat. Soma ging einige Schritte zurück, bis er zwischen mir und den anderen beiden stand.[/LEFT] [LEFT]»Seki, wir haben hier Regeln, nicht wahr?« Erlings Stimme war düster, und hatte Auswirkungen auf Kei, der tatsächlich blass wurde. »Und du kennst diese Regeln.«[/LEFT] [LEFT]»I-ich habe sie doch gar nicht angegriffen! Ich wollte nur, dass sie mir sagt, wer sie ist.« Kei deutete an seine Schläfe. »Sie hat außerdem mich angegriffen!«[/LEFT] [LEFT]Erling sah zu mir und musterte vor allem meine rechte Hand, die immer noch blutig war. Ich zuckte zusammen, gab sonst aber nicht zu verstehen, dass ich das als unangenehm empfand.[/LEFT] [LEFT]»Warum hast du das getan?«[/LEFT] [LEFT]Ich deutete auf meinen linken Arm. »Er hat mich festgehalten, ich wollte, dass er mich loslässt. Dass ich ihn verletzt habe, war nur ein Unfall.«[/LEFT] [LEFT]Offenbar war er damit zufrieden, denn er wandte sich wieder Kei zu. »Komm mit mir in mein Büro, Seki. Wir müssen über dein Vergehen reden.«[/LEFT] [LEFT]»A-aber, Sir ...«[/LEFT] [LEFT]»Keine Widerrede!« Er erhob seine Stimme nicht, aber die pure Authorität dröhnte in seinen Worten, deswegen verstummte Kei und ging mit gesenktem Kopf hinaus.[/LEFT] [LEFT]Als er an mir vorbeikam, funkelten mich seine Augen unter seinen Haaren hervor an. Glaubte er wirklich, dass ich eine Art Hexe war?[/LEFT] [LEFT]Erling griff nach der Türklinke, sah mich aber noch einmal an. »Nachher möchte ich auch noch mit dir reden. Geh also nicht zu weit weg.«[/LEFT] [LEFT]Er warf einen vielsagenden Blick zur Karte auf dem Boden, dann verließ er das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.[/LEFT] [LEFT]Mein Herz beruhigte sich sofort, als ich mit Soma zurückblieb. Die Anspannung fiel von ihm ab, so dass er sich mir nun weniger finster zuwandte. »Du bist wirklich nicht verletzt?«[/LEFT] [LEFT]Ich sah auf meine blutbefleckte Hand hinab und nickte. »Ja, alles gut. Das ist nur Keis Blut.«[/LEFT] [LEFT]»Was ist los mit dem Kerl?« Soma schnaubte.[/LEFT] [LEFT]»Ich glaube ... er ist nur eifersüchtig.«[/LEFT] [LEFT]Er hob eine Augenbraue. Ich winkte lächelnd ab. »Schon gut, vergiss es.«[/LEFT] [LEFT]Vielleicht war ihm ganz recht, dass ich nicht darüber reden wollte, denn er wendete sich nun auch der Karte zu. »Warst du erfolgreicher als ich?«[/LEFT] [LEFT]»Ein bisschen, nehme ich an.«[/LEFT] [LEFT]Während wir uns auf den Boden knieten, erzählte ich ihm von dem, was ich beim Mittagessen erfahren hatte. Er lauschte mir aufmerksam und nickte verständig.[/LEFT] [LEFT]»Und hast du den Hinterausgang schon gefunden?«[/LEFT] [LEFT]»Nein. Ich werde nicht so ganz schlau aus dieser Karte.«[/LEFT] [LEFT]Und nun war sie auch noch mit Blut von Kei befleckt, das würde es nicht einfacher machen. Doch als ich mir ansah, wo der größte Teil der Flüssigkeit gelandet war, weiteten sich meine Augen.[/LEFT] [LEFT]»Soma!« Ich zupfte aufgeregt an seinem Ärmel. »Siehst du das auch? Da, wo der große Fleck ist?«[/LEFT] [LEFT]Ich deutete darauf, damit er mir folgen konnte.[/LEFT] [LEFT]»Huh ...«, kam es von ihm. »Anscheinend war dieser Kerl doch zu etwas nütze.«[/LEFT] [LEFT]»Ja!« Ich nickte aufgeregt. »Jetzt müssen wir nur den Weg dorthin zurückverfolgen – und unsere God Arcs zurückbekommen.«[/LEFT] [LEFT]Dann hatten wir eine realistische Chance, von hier zu fliehen, bevor Soma geopfert werden sollte. Falls Erling mir da nicht auch noch einen großen Strich durch die Rechnung machen würde. Was auch immer er mit mir besprechen wollte, ich hoffte wirklich, dass es keine schlechten Nachrichten mit sich brächte – denn noch mehr könnte ich heute wirklich nicht mehr brauchen.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)