Gleipnir von Flordelis ================================================================================ Kapitel 2: Hast du uns belauscht? --------------------------------- [LEFT]Soma blieb seinem Wort treu und tauchte nicht bei der kleinen Party auf. So waren es nur Lindow, Sakuya und ich – und Kota und Alisa. Es war Lindow (oder Sakuya) anscheinend ein Bedürfnis gewesen, sie auch einzuladen, da sie an meiner letzten Mission beteiligt gewesen waren. Mich störte das nicht, dadurch hatten wir noch ein wenig mehr Leben in Sakuyas Zimmer, das sie sich inzwischen mit ihrem Mann Lindow teilte – und es hinderte sie beide daran, mich wegen Soma oder sonstigen Dingen auszufragen. Während Sakuya und Alisa sich dem Essen widmeten, hatte Lindow meiner Erzählung gelauscht, dass ich Soma auf dem Weg in die Stadt begegnet war und zu meinem Schutz von ihm verfolgt worden war, und schmunzelte nun. »Ooooh~. Dann hat er dich also gesehen, wer hätte das gedacht?«[/LEFT] [LEFT]Anklagend deutete ich auf ihn. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er da ist? Dann hätte ich mich besser rausgeschlichen!«[/LEFT] [LEFT]Der neben Lindow sitzende Kota neigte den Kopf. »Glaubst du, das wäre möglich gewesen?«[/LEFT] [LEFT]Alisa und Sakuya standen an der kleinen Küchenzeile, um zu kochen (wobei Sakuya kochte, während Alisa danebenstand und ihr hochkonzentriert dabei zusah), so dass keine der beiden mich unterstützen konnte, ich musste meinen Kampf allein ausfechten.[/LEFT] [LEFT]»Wahrscheinlich nicht«, gab ich entmutigt zu. »Aber ich hätte es versuchen können.«[/LEFT] [LEFT]Vielleicht hätte ich gewartet, bis eine Gruppe von Besuchern oder Angestellten hinausgegangen wäre, um mich unter diese zu mischen. So wie ich ihn kannte, wäre Soma darauf aber nicht hereingefallen.[/LEFT] [LEFT]Lindow öffnete bereits seine zweite Dose Bier, trank aber noch nicht. »War es denn schlimm, dass du ihm begegnet bist?«[/LEFT] [LEFT]»Na ja …« Eigentlich war es sehr schön gewesen, Zeit mit Soma zu verbringen und ihm auch etwas von mir erzählen zu können, aber es ging ums Prinzip. »Nein, aber es wäre nett gewesen, wenn du mir zumindest einen kleinen Hinweis gegeben hättest, damit ich vorbereitet bin.«[/LEFT] [LEFT]»Ich dachte eben, ein wenig Spontanität kann nicht schaden.« Grinsend hob Lindow endlich seine Bierdose und trank davon.[/LEFT] [LEFT]Auf mein Schnauben hin übernahm Kota das Gespräch: »Warum solltest du vorbereitet sein wollen?Es ist eigenartig, dass Soma irgendwem aus der Basis hinaus folgt, aber es ist doch nicht schlimm.«[/LEFT] [LEFT]Ich wollte Kota nicht erklären, warum ich gern darauf vorbereitet war, Soma gegenüberzustehen, deswegen griff ich zur ersten Ausrede, die mir einfiel: »Ich habe die letzten Wochen viele Standpauken von ihm erhalten, da konnte ich auf weitere verzichten.«[/LEFT] [LEFT]Was in gewisser Weise stimmte, also war es nicht vollends gelogen.[/LEFT] [LEFT]»Du solltest dir Somas Vorwürfe nicht zu Herzen nehmen, Frea«, fuhr Kota fort. »Ich glaube, sein alter Spitzname hängt ihm noch nach. Natürlich will er da nicht, dass wieder jemand in seiner Gruppe stirbt.«[/LEFT] [LEFT]Das war verständlich, sogar für mich. Deswegen nahm ich ihm das auch nicht übel, außerdem entsprach es der Wahrheit, dass ich Soma ebenfalls einen Vortrag über Verantwortung gehalten hatte, als er einmal schwer verletzt worden war. Aber das war nicht der Punkt.[/LEFT] [LEFT]»Es stört mich auch nicht, dass er mir überhaupt Vorwürfe macht. Schließlich habe ich wirklich blöd gehandelt.« Und das vermutlich nur für ein verbessertes God Arc, statt die Menschheit voranzubringen.[/LEFT] [LEFT]Kota schien weiterhin verwirrt. »Worum geht es dann? Ich meine, Soma wäre sicher auch wütend geworden, wenn Alisa oder ich sich so verhalten hätten.«[/LEFT] [LEFT]Das besserte meine Laune nicht wirklich. Ich runzelte meine Stirn, sagte aber nichts mehr. Das übernahm Lindow aber auch für mich: »Das verstehst du einfach nicht, Kota.«[/LEFT] [LEFT]»Warum erklärst du es mir nicht, wenn du es so viel besser verstehst?«[/LEFT] [LEFT]Diesmal grinste Lindow so breit, dass seine Eckzähne hervorblitzten. »Wo bliebe da der Spaß?«[/LEFT] [LEFT]Bevor das Gespräch noch peinlicher werden konnte, kamen Alisa und Sakuya zu meiner Rettung und stellten sich neben den Tisch. Alisa schüttelte mit dem Kopf. »Müsst ihr wirklich über dieses Thema reden?«[/LEFT] [LEFT]»Ja«, bekräftigte Sakuya sie, »wir wollten doch feiern, dass unser Captain noch lebt, nicht irgendwelche Gerüchte in die Welt setzen.«[/LEFT] [LEFT]Bei diesen Worten bedachte sie Lindow mit einem vielsagenden Blick auf den er nur schmunzelnd die Schultern zuckte. Kota bemerkte das zwar, aber sein Gesicht blieb verwirrt, was mir nur recht war; ich konnte darauf verzichten, dass der Rest der Basis auch noch über mein Gefühlsleben theoretisierte.[/LEFT] [LEFT]»Dann sollten wir einen Toast auf Frea sprechen«, schlug Alisa vor, sie hob bereits ein Glas.[/LEFT] [LEFT]Wir machten es ihr nach, wobei Lindow seine Bierdose benutzte. Glücklicherweise übernahm Sakuya den Toast: »Auf unsere Captain Frea-«[/LEFT] [LEFT]»-die Aragami niedermetzelt und von ihnen niedergeknüppelt wird«, warf Lindow ein.[/LEFT] [LEFT]»-die Glück und Können vereint«, fuhr Sakuya unbeirrt fort, »und uns allen hoffentlich noch lange erhalten bleibt.«[/LEFT] [LEFT]»Auf Frea!«, stimmten Kota und Alisa zu.[/LEFT] [LEFT]Die Gläser klirrten leise, als wir zusammen anstießen – die Bierdose gab einen hohlen Ton von sich –, dann tranken wir alle einen Schluck. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie angenehm es war, Teil einer Gemeinschaft zu sein, selbst wenn es manchmal zu kleineren Reibereien führte. Dadurch kam ich nicht umhin, mich zu fragen, wie mein Leben damals gewesen war. Laut meinen Träumen hatte es auch an meinem alten Wohnort eine Gemeinschaft gegeben, aber wie war sie gewesen? Aus welchen Personen zusammengesetzt? Hatte ich mich dort auch so wohlgefühlt? Oder war ich wegen ihnen zur Fenrir-Fernost-Abteilung gekommen?[/LEFT] [LEFT]Es gab so viele Dinge, die ich nicht mehr wusste, mich aber dennoch interessierten. Nicht weil ich hier weg wollte (wie Soma vielleicht befürchtete), sondern um mehr über mich selbst und meine bisherige Entwicklung zu erfahren. Bei der nächsten Gelegenheit sollte ich ihm das erklären.[/LEFT] [LEFT]Sakuya riss mich schließlich aus meinen Überlegungen: »Okay, ich hoffe, ihr habt Hunger, Leute, das Essen ist nämlich so gut wie fertig.«[/LEFT] [LEFT]»Ich bin schon so gespannt, wie es schmecken wird«, sagte Kota. »Die Rationen von Fenrir sind jedenfalls nicht sehr lecker.«[/LEFT] [LEFT]»Aber glaub bloß nicht, du kannst dich hier jederzeit einladen«, drohte Lindow scherzhaft, »das hier ist kein Restaurant.«[/LEFT] [LEFT]Sakuya schlug ihm sacht gegen die Schulter. »Sagt gerade derjenige, der hier keinen Finger rührt.«[/LEFT] [LEFT]Die beiden lachten sich gegenseitig an, was so ansteckend war, dass auch Kota und Alisa miteinstimmten. Ich dagegen lächelte nur andächtig, während in meinem Inneren eine Sehnsucht nach genau dieser Art von Intimität erwachte. Eines Tages, so hoffte ich, würde ich auch eine solche Beziehung mit jemandem führen – und das würde, wenn es nach mir ginge, mit Soma sein, selbst wenn vorher erst noch ein Wunder geschehen müsste.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Nach dem – wie Lindow versprochen hatte – köstlichen Essen von Sakuya (wie auch immer es ihr gelang, aus den zugeteilten Lebensmitteln so gute Pasta zu kreieren, sie musste eine Zauberin sein) saßen wir alle einfach nur am Tisch und unterhielten uns über die unterschiedlichsten Themen. Angefangen mit dem alten Alltag von Lindow und Sakuya in ihrer Heimat, über Kotas Familie und Alisas Erzählungen über das Leben in Russland, kamen wir natürlich auch auf Aragami zu sprechen. Wir redeten über die Arten, die wir kannten, Arten, die vielleicht nur einige von uns gesehen hatten, und Arten, die es laut Berichten aus anderen Ländern ebenfalls gab.[/LEFT] [LEFT]So verflog die Zeit in der wir mehr und mehr tranken, auch Lindow, der um Mitternacht herum schließlich Probleme damit zeigte, sich wachzuhalten. Auch seine Zunge war, zu meiner Überraschung, immer träger geworden, so dass er irgendwann nur noch nickte, während jemand ihm etwas erzählte. Hauptsächlich übernahm Kota dies, der uns lebhaft Details über seine Lieblingsserie schilderte.[/LEFT] [LEFT]Um ein Uhr schlief Alisa fast vornübergebeugt auf dem Tisch ein, was Sakuya zu dem Entschluss führte, die kleine Feier zu beenden. Einerseits freute mich das, weil ich ebenfalls müde zu werden begann, andererseits fand ich es auch schade, denn selbst zu dieser Zeit genoss ich das Zusammensein mit den anderen.[/LEFT] [LEFT]Kota versprach, Alisa sicher in ihr Zimmer zu bringen, als Sakuya die beiden hinausscheuchte, mich aber davon abhielt, ebenfalls zu gehen. So saß ich noch immer am Tisch, als die Tür sich hinter den beiden schloss. Mit einem zufriedenen Seufzen ließ Sakuya sich auf den Platz mir gegenüber sinken. »Wir sind jetzt erst einmal allein.«[/LEFT] [LEFT]Lindow war seit über zehn Minuten im Bad, dem leise hallenden Schnarchen nach zu urteilen, das von dort erklang, war er wohl eingeschlafen. Da Sakuya sich keine Sorgen machte, ging ich davon aus, dass das öfter geschah.[/LEFT] [LEFT]Ich lächelte. »Willst du mich dazu überreden, mit dir durchzubrennen?«[/LEFT] [LEFT]»Awww, hättest du mich doch vor meiner Hochzeit gefragt, vielleicht wäre etwas daraus geworden.«[/LEFT] [LEFT]Wir lachten beide für einen kurzen Moment, dann wurden wir wieder ernst genug, damit sie weiterreden konnte: »Was hast du heute eigentlich in der Stadt gemacht?«[/LEFT] [LEFT]Es überraschte mich, dass sie mich erst jetzt danach fragte. Ihr wollte ich nicht die gesamte Geschichte in allen Details erzählen, deswegen blieb ich bei einer einfachen Version: »Ich habe nur ein paar Leute besucht, die ich kannte, bevor ich in die Basis kam. Das wurde einmal Zeit.«[/LEFT] [LEFT]»Und Soma war immer dabei?«[/LEFT] [LEFT]»Da er befürchtete, dass ich von einem Aragami gefressen werde, ja.«[/LEFT] [LEFT]Sakuya schüttelte lächelnd den Kopf über diese Aussage. »Lindow und ich kennen Soma schon ein wenig länger als ihr alle.«[/LEFT] [LEFT]»Kunststück«, murmelte ich.[/LEFT] [LEFT]Sie überging das galant: »Deswegen kann ich dir mit Sicherheit sagen, dass er sich nicht um jeden so sorgen würde wie um dich. Und schon gar nicht wäre er einfach so bereit, einen Nachmittag in der Stadt zu verbringen, statt sich seinen Forschungen zu widmen.«[/LEFT] [LEFT]Ich sagte darauf nichts. Dass Soma mich in irgendeiner Art und Weise mochte, war mir klar. Ich hatte beobachtet, wie er mit Shio umgegangen war, die für ihn einer kleinen Schwester gleichgekommen war. Und ein wenig befürchtete ich, dass er mich genauso sah – nur ein wenig nerviger vielleicht. Das war immer noch besser als seine ablehnende Haltung zu Beginn, aber nicht das, was ich wollte.[/LEFT] [LEFT]»Weißt du, Soma hat noch immer diese Einstellung, dass er nicht liebenswert sei.«[/LEFT] [LEFT]»Ist mir aufgefallen.« Deswegen wehrte er auch jegliches Kompliment ab, das ich ihm in meinem Delirium gemacht hatte, egal, wie ernst gemeint sie gewesen waren.[/LEFT] [LEFT]Ich machte ihm keine Vorwürfe deswegen; wenn man jahrelang im Glauben gewesen war, für den Tod der eigenen Mutter bei der Geburt verantwortlich zu sein, dann lernte man nicht zwingend, sich selbst zu lieben oder zuzulassen, dass andere einen liebten. Die unterkühlte Art seines Vaters musste ihr Übriges dazu getan haben. Soma war von klein auf kaputt gewesen, und gewohnt, so behandelt zu werden; ich konnte nicht erwarten, dass er mich ernst nahm.[/LEFT] [LEFT]»Aber das bedeutet nur, dass du ein wenig offensiver vorgehen musst.« Sakuya lächelte mich aufmunternd an. »Soma muss man zu seinem Glück zwingen.«[/LEFT] [LEFT]Es gab eine reelle Chance, dass er mir zwar glauben würde, aber er mich dann endgültig wissen ließ, dass ich das vergessen sollte, wenn ich einen Fehler machte. Darüber würde ich also erst eindringlich nachdenken müssen.[/LEFT] [LEFT]Sakuya bemerkte mein Zögern. »Denke dir immer, dass er dich einfach ignorieren würde, falls er kein Interesse an dir hätte. Also darfst du ihn auch ein wenig nerven, solange du es nicht übertreibst.«[/LEFT] [LEFT]»Ich werde mir das durch den Kopf gehen lassen«, sagte ich. »Aber ob ich das hinbekomme ist eine andere Sache. Abgesehen von den Kämpfen gegen Aragami bin ich keine wirkliche Draufgängerin.«[/LEFT] [LEFT]Sie klopfte mir auf die Schulter. »Dann wirst du das irgendwann ändern müssen. Wenn du darauf wartest, dass Soma den ersten Schritt macht, wirst du nämlich sehr lange warten. Sehr, sehr lange.«[/LEFT] [LEFT]»Das denke ich mir.«[/LEFT] [LEFT]»Ich bin sicher, dass du es schaffen wirst«, sagte Sakuya lächelnd. »Du hast schon ganz andere Dinge gemeistert, da wird das ein Kinderspiel.«[/LEFT] [LEFT]Daran zweifelte ich noch. Aragami ließen sich auf immer dieselbe Art und Weise erledigen, selbst wenn sie zäher waren als andere: man zerfetzt sie, bis sie nicht mehr atmen. So war es aber unmöglich, Liebe und Zuneigung zu gewinnen. Ich müsste das Problem also anders angehen und erst einmal den Mut dafür finden, Soma meine Gefühle zu gestehen, wenn ich ohnehin im Vorfeld fest damit rechnete, dass er sie abwies.[/LEFT] [LEFT]»So.« Sakuya stand auf. »Jetzt wird es erst einmal Zeit, ins Bett zu gehen.«[/LEFT] [LEFT]Ich erhob mich ebenfalls und nickte in Richtung Bad. »Soll ich dir mit Lindow helfen?«[/LEFT] [LEFT]»Das bekomme ich schon hin. Das ist nicht das erste Mal, dass ich ihn wecken muss.«[/LEFT] [LEFT]Es war eindrucksvoll, wie sie ihn derart verstehen und mit ihm umgehen konnte. Anderen wäre das vermutlich nicht einmal halb so elegant gelungen.[/LEFT] [LEFT]Da sie meine Hilfe wirklich nicht benötigte, verabschiedete ich mich von ihr und verließ den Raum. Mein Zimmer befand sich direkt links daneben, gähnend ging ich darauf zu – nur um innezuhalten, als sich plötzlich eine andere Tür öffnete.[/LEFT] [LEFT]Ich wandte den Kopf und entdeckte Soma, der gerade auf den Gang trat. Er trug seine Jacke nicht, was ein ungewohnter Anblick war, der mein Herz ein paar Schläge überspringen ließ.[/LEFT] [LEFT]»Du schläfst ja noch gar nicht«, entfuhr es mir, ehe ich darüber nachdenken konnte, ob das wirklich eine gute Wortwahl war.[/LEFT] [LEFT]»Du auch nicht«, erwiderte er trocken. »Ich wollte mir etwas zu trinken holen.«[/LEFT] [LEFT]»Und ich bin gerade auf dem Weg ins Bett.«[/LEFT] [LEFT]Sein Blick wanderte zu Sakuyas geschlossener Tür, dann zurück zu mir. »Ihr seid also fertig mit feiern?«[/LEFT] [LEFT]Ich nickte. Etwas in seinem Gesicht zuckte nervös, als wisse er nicht, welche Miene er aufsetzen oder wie er ein Thema anschneiden sollte. Bevor ich zu einem Ergebnis kam, wie ich ihm dabei helfen könnte, stellte er bereits eine Frage: »Warum habt ihr so viel über mich geredet?«[/LEFT] [LEFT]Seine Augenbrauen waren zusammengezogen, ich blinzelte dagegen. »Hast du uns belauscht?«[/LEFT] [LEFT]»Nein! Ich … wollte mir etwas zu trinken holen, da habe ich meinen Name gehört.«[/LEFT] [LEFT]Ich war mir nicht sicher, ob ich das glauben sollte. Sicher, wir waren schon am Anfang etwas lauter geworden, aber eigentlich waren die Wände und Türen dick genug, um es einem nicht zu ermöglichen, zufällig etwas mitanzuhören. Viel eher war ich überzeugt, dass er absichtlich gelauscht hatte – auch wenn mir nicht klar war, weswegen.[/LEFT] [LEFT]Er wartete immer noch auf eine Antwort, ich sah keinen Grund, sie ihm nicht zu liefern, also erklärte ich, dass ich den anderen nur erzählt hatte, dass wir zusammen in der Stadt gewesen waren. »Das war schon alles. Kota glaubte, ich sei wegen deinen Standpauken frustriert, deswegen wollte er mich aufmuntern, nur darum kam dein Name öfter vor.«[/LEFT] [LEFT]»Bist du deswegen frustriert?«[/LEFT] [LEFT]Toll, nun glaubte er auch noch, dass es mich störte, wenn er mich mahnte, Sicherheit walten zu lassen, dabei war gerade das doch das offensichtlichste Mittel seiner Fürsorge. Ich schüttelte rasch mit dem Kopf. »Nein, bin ich nicht. Immerhin hast du recht.«[/LEFT] [LEFT]»Okay.«[/LEFT] [LEFT]Wir sahen uns schweigend an, beide möglicherweise mit Dingen beschäftigt, die wir dem jeweils anderen sagen wollten und dann doch nicht taten – bei mir zumindest war das so. Und wenn ich seinen ausweichenden Blick korrekt deutete, ging es ihm ebenso.[/LEFT] [LEFT]Soma wandte sich gerade in Richtung des Getränkeautomats, als ich ihn noch einmal aufhielt: »Warum warst du eigentlich in der Stadt?«[/LEFT] [LEFT]Fragend sah er mich über die Schulter hinweg an. Ich führte den Gedanken weiter aus: »Durch diese Eingangshalle kommt man nur zur Siedlung, nicht zu den Helis oder Autos, nicht auf die andere Seite des Walls. Also musst du in der Stadt gewesen sein, bevor du mich gesehen hast.«[/LEFT] [LEFT]Ein Schmunzeln glitt über sein Gesicht. »Ich war tatsächlich dort.«[/LEFT] [LEFT]Warum erklärte er jedoch nicht. Ich wollte auch nicht zu sehr nachhaken, um ihn nicht doch noch zu verschrecken. Deswegen deutete ich über meine eigene Schulter. »Ich denke, ich gehe dann mal ins Bett. Wir sehen uns morgen.«[/LEFT] [LEFT]Er zögerte kurz, als wolle er noch etwas sagen, dann deutete er ein Nicken an. »Schlaf gut.«[/LEFT] [LEFT]Ohne jedes weitere Wort strebte er in Richtung Automat davon. Ich dagegen betrat mein Zimmer, nur um drinnen direkt leise zu seufzen. Warum war es so schwer, ihm einfach direkt zu sagen, was ich über ihn dachte oder für ihn empfand? Selbst der Kampf gegen einen Bahamut erschien mir da leichter – und erfolgversprechender.[/LEFT] [LEFT]Ich raufte mir die Haare und warf mich mit einem lauten Seufzen auf mein Bett. »Warum ist das alles so ein verdammter Mist?!«[/LEFT] [LEFT]Wenn es nur jeder andere God Eater gewesen wäre, hätte alles so unkompliziert sein können. Selbst bei Lindow wäre ein klärendes Gespräch – bei dem wir sehr viel gescherzt und gelacht hätten – als Abschluss in Frage gekommen. Aber nein, ich hatte mich ausgerechnet in Soma Schicksal, den früheren Todesengel und immer noch unterkühlten God Eater Veteranen verliebt – verflucht seien menschliche Gefühle, die einem immer in die Quere kommen mussten![/LEFT] [LEFT]Frustriert brummte ich in mein Kissen hinein.[/LEFT] [LEFT]Ob meine Eltern mir irgendeinen Rat hätten geben können? Hatte mein früheres Ich sich über so etwas je den Kopf zerbrechen müssen oder waren andere Probleme im Vordergrund gestanden?[/LEFT] [LEFT]Wenn ich mehr über mich wüsste, fände ich vielleicht auch den notwendigen Mut, mit Soma zu sprechen, direkt, ohne irgendwelche dämlichen Andeutungen oder Scherze. Immerhin war das ein weiterer Grund, mehr über meine Vergangenheit herauszufinden, noch dazu ein sehr guter. Irgendwann könnte ich Soma das auf seine Frage antworten, warum es jetzt wichtig geworden war.[/LEFT] [LEFT]Aber erst einmal wollte ich schlafen, um für den morgigen Tag fit zu sein und mein Bestes beim Training geben zu können. Deswegen stand ich wieder auf, um mich umzuziehen, während ich unwillkürlich leise jenes Lied summte, das diese Frau in meinem Traum immer sang.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)