Tian Guan Ci Fu von Naib_Subedar (Heaven Official's Blessing) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Die Schrottgottheit betritt das dritte Mal die himmlische Hauptstadt 2 Der Meister vergangener Tage, der so tief gesunken war, dass man ihn Gespött der drei Reiche nannte und nicht einmal Opfergaben, Tempel oder Gläubige besaß, stand nun seinen beiden ehemaligen Dienern gegenüber, die mittlerweile selbst ein Himmlisches Unglück überstanden hatten und als großartige Kriegsgottheiten über jeweils eine eigene Region herrschten. In so einer Situation gefangen, war es beinah unmöglich sich nicht zu viel dabei zu denken. Wenn Xie Lian zwischen Feng Xin und Mu Qing wählen müsste, wer von ihnen ihm mehr unbehagen bereitete, so hatte er nur eine Antwort. “Sie sind beide in Ordnung.” Aber für Zuschauer, die eine Entscheidung treffen müssten, hinge die Wahl wohl davon ab, ob sie Xie Lian mit Feng Xin sich lieber messen sehen wollten oder doch Xie Lian mit Mu Qing. Das lag rein am Geschmack der jeweiligen Person. Immerhin hatten alle drei genügend Gründe, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, von daher wäre die Wahl ohnehin schwer. Das war auch der Grund, wieso jeder so enttäuscht war, dass Feng Xin eine lange Zeit schwieg und keine Antwort gab, ehe er unsichtbar wurde und verschwand. Und so lag es an Xie Lian die Situation irgendwie zu retten. “Ich hatte nicht erwartet, dass die Dinge so außer Kontrolle geraten. Es war keine Absicht, aber ich Entschuldige mich bei jedem, dem ich Ärger bereitet habe.” Mu Quings Stimme tropfte vor Sarkasmus. “Oh? Na was ein Zufall.” Zufall. Xie Lian dachte auch, dass es ein außergewöhnlicher Zufall war. Denn wie sonst hätte er versehentlich Mu Qing mit der Glocke treffen und Feng Xin’s Palast einreißen können. Für alle Zuschauer musste es aussehen, als sei es eine absichtliche Racheaktion gewesen. Aber die Wahrheit war, dass er zu der Sorte gehörte, die mit aberwitziger Sicherheit das vergiftete Glas unter tausend Weingläsern auswählten. Es war nicht so, dass er etwas dagegen tun konnte, was andere dachten. Also war Xie Lians antwort einfach gehalten. “Ich werde mein möglichstes Geben, um für alle Schäden aufzukommen und bitte euch einfach nur darum, mir ein wenig Zeit zu geben.” Man brauchte nicht lange um den heißen Brei reden, um zu bemerken, dass Mu Qing definitiv seine schneidenden Bemerkungen fortsetzen wollte. Aber sein goldener Palast erlitt keine Schäden und die Glocke, die auf ihn nieder stürzte, war in zwei Hälften geschnitten, so dass er sein Gesicht verlor und etwas von seinem Ansehen einbüßte, wenn er weiter machte. Also hüllte er sich in schweigen und wurde Unsichtbar. Als er merkte, dass das Chaos, dass er zu verantworten hatte, sich langsam auflöste, nutzte auch Xie Lian die Chance und flüchtete. Noch immer waren seine Gedanken damit gefüllt, wie er die Acht Millionen Achthundert Achtundachtzig Tausend Verdienste zusammen kratzen sollte. Am nächsten Tag rief ihn Ling Wen zu sich in ihren Palast. Ling Wen übernahm die Verwaltung der himmlischen Beamten und war damit betraut die schnell und reibungslos ansteigenden Geschäfte der Menschen zu überwachen.Der ganze Palast war zum bersten gefüllt mit Dokumenten und Rollen, die Türme vom Boden bis zur Decke bildeten. Für Besucher, die das erste Mal ihren Weg hierher fanden, ein wirklich bizarrer und einschüchternder Anblick. Die Mitarbeiter des Ling Wen Palastes schleppten Berge an Dokumente mit sich herum, die ihre eigene Körpergröße überragten. Ihre Gesichter wirkten seltsam blass und sie machten den Eindruck, als brechen sie gleich zusammen, wenn ihr Ausdruck nicht abgestumpft war. Nachdem Xie Lian die Hallen betreten hatte, wandte Ling Wen sich ihm zu und kam direkt auf den Punkt. “Euer Hoheit, der Kaiser hat eine Bitte an euch geäußert, würdet ihr ihm die Güte erweisen und ihm eure Hilfe anbieten?” Es gab unzählige Lords und Ladys in den Himmlischen Gefilden, doch nur ein einziger unter allen wurde mit Kaiser angesprochen. Wenn diese Person irgendetwas wollte, so musste dieser eigentlich nicht mehr fragen. Daher war auch Xie Lian etwas überrascht, dass man diese Frage an ihn richtete. “Um was geht es?” Ling Wen übergab ihm eine Schriftrolle. “Kürzlich gab es im Norden einen hohen Anstieg an hingebungsvollen Gläubigern, was uns vermuten lässt, dass der Frieden dort gestört ist.” Mit einem ‘hingebungsvollen Gläubiger’ verband man meistens eine von drei Menschengruppen. Die erste waren die Reichen, welche hohe Summen in Weihrauch und Gottesdienste investierten, genauso wie jene es waren, die die Tempel bauen ließen. Die zweite Gruppe waren die Missionare, welche den Glauben verbreiteten und Predigten abhielten. Und die Dritten waren die Gläubigen die mit absoluter Inbrunst aus Körper und Herz beteten. Unter allen drei war die erste Gruppe jene, die am meisten Vertreten war. Je Reicher jemand war, um so mehr hatten sie zu befürchten und respektierten Götter und Geister. Es gab so viele Reiche, wie es Fische in einem See gab. Die dritte Kategorie hingegen, war am wenigsten vertreten, denn wenn jemand diese Stufe erreichte, musste er hingebungsvoll sein und meisten standen diese Menschen selbst kurz vor dem Aufstieg zu den Unsterblichen. Und hier hatten sie es offensichtlich mit der ersten Gruppe an hingebungsvollen Gläubigern zu tun. “Im Augenblick kann der Kaiser nicht in den Norden aufbrechen.” begann Ling Wen ihre Erklärung. “Wenn ihr bereit wärt, diese Reise auf euch zu nehmen, dann würden ab sofort und in Zukunft alle Verdienste, die diese hingebungsvollen Gläubigen tätigen auf euer Konto gutgeschrieben werden. Dabei spielt es keine Rolle, wie hoch die Opfergaben ausfallen, es fällt zu euren Gunsten. Was denkt ihr?” Ohne zu zögern nahm Xie Lian die Rolle entgegen. “Vielen Dank.” Es fiel ihm nicht schwer zu begreifen, dass das offensichtlich eine kleine Hilfe von Jun Wu war. Er hatte es einfach nur dem Protokoll wegen so klingen lassen, als sei er es, der um Xie Lians Hilfe bat. In diesem Augenblick konnte er sich keine treffenderen Phrasen vorstellen, die beschrieben wie er sich fühlte, außer diesen zwei kleinen Worten. “Ich bin nur dafür verantwortlich, dass die Dinge getan werden. Wenn ihr euren Dank aussprechen wollt, dann wartet, bis der Kaiser zurückgekehrt ist und sprecht ihm euren Dank persönlich aus. Nebenbei - braucht ihr irgendwelche magischen Hilfsmittel?” erwiderte Ling Wen, ehe sie ihn fragend musterte. Schnell schüttelte Xie Lian den Kopf. “Nein, selbst wenn ihr mir ein magisches Werkzeug geben würdet, habe ich nicht die Kraft, es zu benutzen, sobald ich unten bin. Also bringt es mir nichts.” Schon während seiner zweiten Verbannung waren Xie Lian alle spirituellen Kräfte genommen worden. Es war einfach, im Himmel zurecht zu kommen, dem Ort, an dem sich die Unsterblichen sammelten und das Qi, die Quelle der spirituellen Kraft regelrecht überquoll und endlos vorhanden war, so dass er nur eine Hand ausstrecken brauchte, um diese zu nutzen. Wie auch immer, in der Welt der Sterblichen war er eingeschränkt. Wenn er sich mit jemand einen Kampf auf geistiger Ebene liefern wollte, so musste er sich diese Kraft erst bei jemand anderen Leihen. Es konnte zu einer kleinen Unannehmlichkeit führen. Einen Moment lang dachte Ling Wen nach. “Dann wäre es das beste, wenn wir nach ein paar kampferfahrene Beamten rufen lassen, die euch helfen.” Die Kriegsgottheiten, die im moment anwesend waren kannten ihn entweder nicht, oder konnten ihn nicht ausstehen. Auch das war Xie Lian bewusst. “Spart euch die Mühe. Es wird keiner auftauchen.” Doch Ling Wen hatte ihre eigenen Ansichten und entschied anders. “Ich probiere etwas.” Für Xie Lian machte es keinen Unterschied, ob sie es versuchte oder es sein ließ, doch weder stimmte er ihr zu, noch protestierte er und ließ sie stattdessen ihre Idee in die Tat umsetzen. So betrat Ling Weng erneut den Kommunikations Zirkel und fragte laut und deutlich bei allen Anwesenden nach. “Alle mal bitte herhören. Der Kaiser hat ein unaufschiebbares Anliegen im Norden zu klären und sucht noch dringend fähige Hände. Ist ein Kriegsgott anwesend, der zwei Beamte von seinem Palast entbehren kann?” Beinah sofort, nachdem die Worte ausgesprochen waren, tauchte Mu Qing’s leichtfertige Stimme auf. “Ich habe gehört, der Kaiser ist im Augenblick nicht im Norden. Also kann es sein, dass ihr die Unterstützung für seine Hoheit den Kronprinzen einberuft? Lieg ich da richtig?” Eine Sache wunderte Xie Lian. ‘Sag bloß, du bewachst den Kommunikations Zirkel den ganzen Tag?’ Ling Wen dachte exakt das gleiche und hatte das starke Bedürfnis Mu Quing aus dem Zirkel zu werfen, weil er ihre Arbeit sabotierte und dennoch lächelte sie. “Xuan Zhen, wie kommt es, dass ich euch die letzten Tage so viel in diesem Zirkel antreffe. Habt ihr etwa so viel Zeit bei der Hand? Glückwunsch.” Die Stimme Mu Qing klang gelassen, als er ihr antworte. “Meine Hand wurde verletzt und ich schone meine Verletzung.” Einem jeden Anwesenden ging der gleiche Gedanke durch den Kopf. ‘Eure Hand kann einen Berg spalten und das Meer teilen, ohne ins Schwitzen zu kommen und nun wollt ihr uns erzählen, eine Glocke zu zweiteilen vermag sowas zu schaffen?’ Ling Wen hatte geplant zu warten, bis sich zwei Beamte freiwillig meldeten, ehe sie ihnen etwas genauere Instruktionen gab. Doch nicht nur hatte Mu Qing ihren Plan durchschaut, sondern ihn auch noch laut und deutlich offen gelegt. Jetzt würde sich mit Sicherheit niemand melden. Ganz wie sie erwartet hatte, antwortete keine Seele auf ihre Bitte und Xie Lian dachte sich nichts dabei. Stattdessen wandte er sich an Ling Wen. “Ich hab euch doch gesagt, niemand würde kommen.” “Wenn Xuan Zhen nichts gesagt hätte, wäre ich erfolgreich gewesen.” grummelte sie leise zurück. Xie Lian kicherte. “Ihr habt es wie eine Pipa-Spielerin formuliert, deren halbes Gesicht bedeckt ist und habt so die Blumen im Nebel dreimal schöner aussehen lassen, als sie tatsächlich ist. Die Anderen dachten, es sei eine Arbeit für den Kaiser, also hätten sie bestimmt jemanden entsendet. Aber sobald sie da gewesen wären und herausfinden, dass sie mit mir zusammen arbeiten, hätte es möglicherweise einen Aufschrei an Beschwerden gegeben. Wie könnten wir unter diesen Bedingungen gut zusammen arbeiten? Egal was wir tun, ich bin es gewohnt alleine zu sein. Es ist ja nicht so, als hätte ich in den Jahren irgendein Körperteil eingebüßt. Also belassen wir es dabei. Danke für die Umstände, aber ich mache mich nun auf den Weg.” Auch Ling Wen waren die Ideen ausgegangen. Also legte sie ihre Hände übereinander und verbeugte sich in einem Gruß zur Verabschiedung. “Wie ihr meint. Ich wünsche euch alles erdenklich Gute, wenn euer Hoheit dort hinab gehen werdet. Der Segen der himmlischen Beamten mögen euch begleiten.” “Mögen die Tabus zerbrechen.” ___________ Drei Tage später - im Norden im Reich der Sterblichen. Am Rande der Straße war ein Teeladen errichtet. Seine Ladenfront war nicht groß und die Besitzer einfache Leute, die sich bloß diese atemberaubende Aussicht zunutze machten. Man konnte Berge und Wasser sehen, genauso wie die Stadt und Menschen. Alles vereinigte sich in einem Bild ohne überladen zu wirken, sondern einfach genau richtig. Wenn Jemand die möglichkeit hatte, sich mit einem Anderen hier zu verabreden, konnten daraus nur schöne Erinnerungen entspringen. Der Tee Meister im inneren war träge, so lang keine Kundschaft versorgt werden wollte, weswegen er seinen Stuhl vor den Eingang getragen hatte und seinen Blick auf die Berge und das Wasser gerichtet hielt. Ein zufriedener Ausdruck lag dabei auf seinem Gesicht. Heute sah er einen in weiß gekleideten Kultivator über die Straße auf seinen Laden zukommen. Er wirkte abgekämpft, so als hätte er seit einer Weile keine Pause mehr eingelegt. Als der Mann mit ihm auf einer Höhe war, marschierte er erst an dem kleinen Laden vorbei, doch plötzlich stoppte er in seinen Schritten. Ganz langsam drehte er um. Die Kante seines Bambushut hatte er ein wenig nach oben geschoben und las das Schild am Eingang, ehe er lächelte. “Kleiner Laden der zufälligen Begegnungen. Was ein interessanter Name.” Während der Mann erschöpft wirkte, war sein Gesichtsausdruck heiter, so dass ein jeder, der ihn beobachtete, sich nicht anders zu helfen wusste, als selbst die Mundwinkel ein wenig zu heben. Erst dann wandte sich der Mann an den Besitzer. “Entschuldigt bitte, aber ist der Yujun Berg hier in der Nähe?” Der Teemeister deutete in die Richtung vor sich. “Dort entlang.” Der Mann in Weiß den Atem aus, während sich Erleichterung in ihm ausbreitete. “Ich habe es endlich geschafft.” Es handelte sich bei ihm um keinen geringeren als Xie Lian. Als er aus der himmlischen Hauptstadt abgereist war, hatte er bereits den Ort entschieden, an dem er auf der Erde ankommen wollte, welcher in der Nähe des Berg Yujun lag. Wer hätte ahnen können, dass er so viel Schwung nahm, um dann mit seinem Ärmel an eine Wolke zu stoßen. Ja, ihn hatte eine Wolke abgefangen. Er wusste nicht, wie ihm das passieren konnte, doch geriet sein hinabsteigen ins Straucheln und er stürzte ohne zu wissen, wohin auf die Erde hinab. Es brauchte drei Tage, ehe er endlich an seinem eigentlichen Landepunkt angekommen war. Xie Lian betrat den Shop und setzte sich an einen Tisch neben einem Fenster, bestellte währenddessen Tee und Snacks. Als er es sich endlich gemütlich gemacht hatte, ertönte von draußen plötzlich der Klang von Trommeln, begleitet von einem Klagen. Vorsichtig blickte er zur Straße und sah eine Gruppe von Männern und Frauen, jung wie alt, die eine leuchtend rote Hochzeits Sänfte trugen, während sie die Straße passierten. Die Atmosphäre die diese Prozession begleitete war ausgesprochen merkwürdig. Auf den ersten Blick wirkte es wie eine ganz gewöhnliche Hochzeitsgesellschaft, doch wenn man sich die Gesichtsausdrücke der Menschen näher betrachtete, erkannte man ernste Blicke, voll von Wut, Trauer und Angst. Das einzig nicht anwesende Gefühl war Freude. Sie wirkten auch nicht feierlich, obwohl sie alle Rote Kleidung trugen, die mit Blumen geschmückt war und ein großes tamtam machten. Der Teemeister hob den kupfernen Teekessel an, ehe er ihn leicht neigte und eine Tasse Tee eingoss. Auch er besah sich einen augenblick die Szene, ehe er nur den Kopf schüttelte und seine Arbeit weiter machte. Xie Lian beobachtete die bizarre Prozession in Gedanken vertieft, bis sie in der ferne Verschwand. Gerade als er dabei war, die Rolle, die ihm Ling Wen mitgegeben hatte, herauszuholen und zu studieren, bemerkte er etwas funkelndes, das vorbei flatterte. Als er aufsah, flog ein silberner Schmetterling vor seinen Augen entlang. Dieser Schmetterling war durchscheinend und glänzte. Während er durch die Luft schwebte, wirkte es, als hinterließen seine Flügelschläge einen hell glänzenden Schweif in der Luft. Trotz besseren Wissens, streckte Xie Lian seine Hand danach aus. Dieser silberne Schmetterling war unglaublich klug. Nicht nur, dass er nicht scheute, er landete sogar auf seiner Fingerspitze. Seine Flügel schimmerten, schön und ruhig und so unter dem Sonnenlicht betrachtet, wirkte das Wesen wie eine Illusion, die einem Traum entsprungen war, so dass es allein schon durch eine falsche Berührung zerbrechen könnte. Einen Augenblick später, flog er davon. Xie Lian winkte ihm nach und drehte seinen Kopf wieder zurück, als ihm zwei Personen auffielen, die mit ihm am Tisch saßen. Der Tisch besaß vier Seiten und diese zwei saßen an jeweils einem Ende. Der eine Links, der andere Rechts. Sie beide waren junge Männer im Alter von Achtzehn bis Neunzehn Jahren. Der Eine auf der linken seite war Größer, seine Brauen tief und elegant, seine Augen trugen eine Art ungezügelte Wildheit in sich. Der Andere auf der rechten Seite war sehr hell, elegant und beherrscht. Was dieses Bild nur ein wenig störte war sein Gesichtsausdruck, der übermäßig distanziert und kalt wirkte und die Vermutung erweckte, dass ihm etwas sehr missfallen musste. Genau Genommen, keiner der beiden schaute erfreut drein. Xie Lian blinzelte. “Ihr Zwei seid?” Der eine Links antwortete: “Nan Feng.” Der andere Rechts antwortete “Fu Yao.” “Ich hatte nicht eure Namen gemeint.” murmelte Xie Lian in Gedanken. Ausgerechnet dann kontaktierte ihn Ling Wen mit einer Nachricht. “Euer Hoheit, es sind zwei Junior Kriegsbeamte aus dem mittleren Hof auf dem Weg. Sie haben sich freiwillig gemeldet, um euch zu unterstützen. Die Beiden sind bereits hinab gestiegen, um euch zu suchen und sollten zeitnah eintreffen.” Der mittlere Hof war das Gegenstück zum oberen Hofstaat. Die himmlischen Beamten konnte man grob in zwei Gruppen aufteilen. Diese, die Aufstiegen und jene, die es nicht taten. Der obere Hof bestand aus Unsterblichen, die aus eigener Kraft und Fähigkeiten heraus in den Himmel aufgefahren wahren. Es mussten ungefähr um die Hundert im gesamten Himmel geben, die hoch bedeutend waren. Was den Mittelhof anging, so wurden sie als “ernannte Generäle” mitgenommen. Wenn man es genau nahm, müsste man sie als Angehöriger himmlischer Beamter ansprechen. Doch wenn sie sich untereinander unterhielten, ließen sie das Angehörig im Namen meistens weg. Aber wenn es einen Oberen und einen Mittleren Hof gab, gab es dann auch einen Unteren Hof? Nein. Es gab einst einen, als Xie Lian das erste Mal aufstieg. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Aufteilung noch aus “oberer Hof” und “unterer Hof”. Doch bald fiel ihnen ein Problem ins Auge. Wenn jemand sich vorstellte, so klang es negativ, wenn man sagte: “Ich bin xxx, vom unteren Hof”. Mit dem Wort ‘unten’ fühlte es sich gleichgestellten gegenüber nur zu oft an, als sei man dennoch unter ihnen in der Rangordnung. Man sollte dabei anmerken, dass auch unter ihnen, Genies und herausstechende Persönlichkeiten mit unglaublicher spiritueller Kraft lebten. Das einzige was ihnen fehlte war die Himmlische Katastrophe, damit sie ein wahrhaftiger Unsterblicher werden konnten. Wer wusste schon, wann dieser Tag eintraf. So wurde vorgeschlagen, dass man ein Wort ändert und es klang augenblicklich besser zu sagen “Ich bin xxx, vom mittleren Hof.” Selbst wenn sie das gleiche meinten. Dennoch konnte sich Xie Lian lange nicht an diese Änderung gewöhnen. Nun aber besah er sich die beiden jungen Beamten, von welchem der eine bestürzter schaute, als der Andere und das, obwohl sie “freiwillig” hergekommen waren. Er wusste sich nicht anders zu helfen und stellte seine offenen Fragen. “Ling Wen, sie sehen nicht wirklich aus, als wollten sie mir mit der Arbeit helfen, eher so, als seien sie hinter meinem Nichtsnutzigen Kopf her.” Leider konnte das, was er übermittelt hatte, nicht weitergeleitet werden und auch er hörte Ling Wen’s Stimme in seinem Ohr nicht mehr. Er vermutete, dass es daran lag, dass er zu viel Abstand zwischen sich und die Himmlische Hauptstadt gebracht hatte und zudem seine spirituelle Kraft fürs Erste aufgebraucht war. Ohne dass ihm eine andere Möglichkeit gelassen worden war, lächelte er die beiden Junior Beamten an. “Nan Feng und Fu Yao, richtig? Lasst mich euch zuerst dafür danken, dass ihr euch freiwillig gemeldet habt, um mir zu helfen.” Die beiden nickten nur, umgaben sich dabei mit einer gewissen Haltung, was ihn vermuten ließ, dass sie beide von einem berühmten Kriegsgott geschickt worden sein mussten. Beiläufig winkte Xie Lian den Teemeister herbei, um den beiden auch etwas zu bestellen, nur um dann nach seiner Tasse zu greifen und die Teeblätter beiseite zu kratzen. Nebenbei stellte er eine weitere Frage. “Von welcher Hoheit kommt ihr Beiden?” “Der Palast von Nan Yang.” erwiderte Nan feng. “Der Palast von Xuan Zhen.” erwiderte Fu Yao. “...” Nun, das war wirklich grauenhaft. Langsam schluckte Xie Lian, der Mund voller Tee hatte, hinunter. “Haben euch eure Generäle gesagt, dass ihr kommen sollt?” Die beiden Antworteten ihm wie aus einem Munde. “Mein General weiß nicht, dass ich hier bin.” Xie Lian dachte kurz nach, ehe er weitere Fragen stellte. “Ihr wisst aber schon wer ich bin, oder?” Falls diese beiden Beamten extra hier aufgetaucht waren, nachdem Ling Wen sie getäuscht hatte, um ihm zu helfen, so vermutete er, würden die Beiden von ihren Generälen, nach ihrer Rückkehr, gehörigen Ärger kassieren. Das war es nicht wert. “Ihr seid die königliche Hoheit, der Kronprinz” antwortete Nan Feng. “Ihr seid die Gerechtigkeit der sterblichen Ebene, das Zentrum der Welt.” erweiterte Fu Yao. Xie Lian verschluckte sich, ehe er sich an Nan Feng mit leichter Unsicherheit wandte. “Hat er eben seine Augen gerollt?” “Ja. Am besten ihr schickt ihn fort.” schlug dieser vor. Es war kein Geheimnis, dass Nan Yang und Xuan Zhen nicht miteinander zurecht kamen. Als Xie Lian das erste mal davon hörte, war er alles andere als überrascht, denn schon in der Vergangenheit teilten die beiden keine große Freundschaft. Das einzige was sie damals verband, war ihre Stellung als Untergebene und wenn der Kronprinz anordnete, dass sie nicht zu streiten hatten, sondern sich wie Freunde benehmen sollten, so hatte sich jeder zurück zu halten und nicht gegen sein Wort zu Protestieren. Waren sie wirklich erzürnt voneinander, gingen sie dennoch aufeinander los und stachen auf einander mit Worten ein. Doch mit der Stellung, die sie heute inne hatten, müssen sie niemandem mehr etwas vormachen. Selbst die Gläubigen der beiden himmlischen Beamten aus dem Südwesten und dem Südosten sahen einander mit Geringschätzung an. Über all die Jahre sahen sich die Paläste von Nan Yang und Xuan Zhen ständig als Feinde gegenüber. Selbst die Beiden vor ihm waren ein klassisches Beispiel dieses Zwists. Fu Yaos Stimme klang spöttisch. “Lady Ling Wen sagte, dass alle bereitwilligen Helfer willkommen wären, also auf welcher Grundlage schreibst du mir vor, dass ich gehen soll?” Das Wort bereitwillig zu verwenden, während man so einen genervten Gesichtsausdruck zur schau stellte, war nun wirklich nicht sehr überzeugend. Xie Lian fühlte sich gezwungen etwas zu sagen. “Lasst mich eines klarstellen. Ihr Beiden kamt wirklich als freiwillige Helfer? Wenn nicht, dann bitte wisst, dass euch niemand zwingt mir zu helfen.” Wieder antworteten beide wie aus einem Munde. “Ich bin bereitwillig hier.” Einen moment lang musterte er die grimmigen und entmutigten Gesichter, ehe ihm ein Gedanke durch den Kopf ging. “Was ihr eigentlich sagen wolltet war, ‘lieber bring ich mich um’, stimmt’s?” “Nun, wie dem auch sei. Lasst uns erstmal die Angelegenheit klären. Ich vermute ihr beide wisst, was wir hier im Norden machen, ja? Also brauche ich nicht ganz von vorne zu starten…” “Nope.” wieder die gleiche Antwort aus zwei Mündern. “...” Keine andere Wahl habend, zog Xie Lian die Schriftrolle hervor. “Ich schätze, dann sollte ich wohl doch für euch Zwei beim Anfang starten.” Es wurde sich erzählt, das einst vor vielen Jahren, ein junges Paar am Fuße des Berg Yujun lebte. Dieses Pärchen war schwer verliebt. Der Bräutigam wartete auf die Hochzeitsprozession, die bald erscheinen sollte, doch so lang er auch wartete, von seiner Braut war keine Spur zu sehen. Unruhig wanderte der Bräutigam zum Haus der Braut, doch sein Schwiegervater und seine Schwiegermutter sagten ihm, dass sich seine Zukünftige bereits vor Stunden auf den Weg gemacht hatte. Beide Familien setzten die Behörden in Kenntnis und sie suchten ohne Unterlass. Wenn sie von den Monstern auf dem Berg verspeist worden war, so würde man für gewöhnlich Überreste in Form eines Arms oder Beins finden. Doch sie verschwand spurlos? Das sorgte für Gerede unter den Bewohnern des Dorfes und die Ersten vermuteten, dass die Braut kalte Füße bekam und in der Nacht ihrer Hochzeitsprozession etwas mit ihren Begleitern ausgeheckt hatte, nur um dann davon zu laufen. Niemand hatte erwartet, dass sich viele Jahre später, als ein weiteres Paar den Bund der Ehe eingehen wollte, der gleiche Albtraum wiederholte. Wieder war die Braut verschwunden. Doch dieses Mal wurde etwas zurück gelassen. Auf einer schmalen Straße fanden die Suchenden einen Fuß, der noch nicht vollkommen verspeißt gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)