Die Wette von Mithril-chan ================================================================================ Kapitel 2: Die Malfoy Mission ----------------------------- In den nächsten Tagen versuchte ich Seamus davon zu überzeugen, die Wette rückgängig zu machen oder wenigstens den Wetteinsatz zu ändern. Leider bestand er weiterhin auf unserer Abmachung. Währenddessen schien Malfoy es sich zu seiner persönlichen Lebensaufgabe gemacht zu haben, mir das Leben zur Hölle zu machen. Wenn er mir begegnete, drückte er mir einen beleidigenden Spruch nach dem Anderen, versuchte mich ins Lächerliche zu ziehen und stellte mir Fallen. In Zaubertränke fiel ihm das ganz besonders leicht. Es war als hätte sich eine böse Allianz aus Malfoy und Snape gegen mich verschworen. Andauernd verlor ich Punkte für Gryffindor... weit mehr noch als sonst in Zaubertränke. Snape konnte mich noch nie leiden. Meine Hauskameraden schauten mich bereits missmutig an. Lavender Brown hatte mich gefragt, wieso ich gerade Snape so dermaßen gegen mich aufbrachte. Gryffindor wolle doch gerne wieder den Hauspokal gewinnen. Wieso erkannte niemand außer meinen Freunden, dass Malfoy dahintersteckte. Und ich verstand nicht, was ich getan hatte, dass er noch unausstehlicher geworden war. Ich hatte ihn doch bloß angelächelt. Irgendwie hatte ich doch einen Anlauf starten müssen, ihm etwas näherzukommen. Während des heutigen Zaubertrankunterrichts stand Malfoy von seinem Platz in der ersten Reihe auf und murmelte, er brauche noch Wermut für seinen Trank. Um an das hintere Regal zu gelangen, kam er auch an meinem Platz vorbei. Sein Umhang umwehte geschmeidig seinen Körper. Jeder Schritt und jede Handbewegung war mit Bedacht gewählt. Als er an meinem Platz vorbeikam, wischte er mit dem Handgelenk in einer, wie zufällig wirkenden, Bewegung nach rechts die Phiole meines fertig gebrauten Trankes von meinem Tisch. Die Phiole zerbrach zischend und ergoss sich auf dem Steinboden. Geschockt schaute ich auf den Boden. Das war die Arbeit von zwei vollen Stunden Zaubertränke gewesen. Das hieß ich musste heute und die nächste Stunde länger bleiben und noch mehr Zeit mit Snape verbringen. „Ach herrje. Potter, wie ungeschickt von dir.“, sagte Malfoy in einer Säuselstimme. „Beinahe hättest du mich sogar noch damit getroffen. Du solltest wirklich sorgfältiger mit Schuleigentum umgehen und mehr Acht auf deine Mitschüler geben.“ Ja, das sollte ich wohl… Wütend blickte ich ihn an. Alle Schüler beobachteten uns. Snape kam den Gang nach hinten stolziert und betrachtete die, am Boden zerbrochene, Phiole und den ausgelaufenen Trank. „Da muss ich Mister Malfoy Recht geben.“, meinte er mit schneidender Stimme. „Wischen Sie das auf. Sie werden den Trank im Anschluss an die Stunde erneut brauen.“ Er lief wieder nach vorne. „Fünf Punkte Abzug für Gryffindor.“ Malfoy grinste und begab sich nach Hinten um sich das Wermut zu holen. Am Liebsten wäre ich aufgestanden, zu seinem Platz nach vorne gegangen und hätte seine Phiole ebenfalls auf den Boden fallen lassen. Innerlich kochte ich vor Wut. Ron links neben mir hielt mich am Arm: „Du willst doch nicht noch mehr Punkte verlieren.“ Ron und ich versuchten uns dieses Schuljahr möglichst unauffällig in Zaubertränke zu verhalten. Aber das war nicht so einfach, wenn Malfoy mich am dauernd schickanierte und in Schwierigkeiten brachte. Hermine saß eine Reihe vor mir und hinter dem Platz von Malfoy. Mitleidig blickte sie mich an. Zwei Tage vergingen, in denen ich ein Stoßgebet zum Himmel schickte, Malfoy nicht zu begegnen und wir überaus glücklicherweise keinen Unterricht mit den Slytherins hatten. Donnerstags hatten wir dann allerdings wieder Kräuterkunde bei Professor Sprout zusammen. Mürrisch machte ich mich mit Ron und Hermine auf den Weg zu den Gewächshäusern hinter dem Schloss. Dort angekommen waren die Slytherins schon da. Aber ich atmete auf, als Malfoy mich ignorierte. Das war momentan die deutlich bessere Variante zu der, von ihm beachtet zu werden. Wegen Hedwig musste ich mir später etwas einfallen lassen … immerhin hatte ich ein Jahr Zeit dazu. „Bevor wir das Gewächshaus betreten, nimmt sich jeder ein paar der Handschuhe, die ich dort hingelegt habe.“, rief Professor Sprout. „Diese Handschuhe sind aus einem besonderen Material gefertigt, das Giftstoffe abhält. Wir behandeln heute eine ganz besondere Pflanze. Sie heißt Tentarosera. Wer kann mir etwas dazu sagen?“, frage die kleine Hexe. Hermines Hand schnellte in die Höhe. „Ja.“, forderte Professor Sprout Hermine auf, zu antworten. „Hierbei handelt es sich um eine Rankenpflanze.“, fing Hermine in belehrendem Tonfall an zu erläutern, „An ihr befinden sich giftige Dornen, die einen bei Hautkontakt in einen hundertjährigen Schlaf fallen lassen. Deshalb wird sie von Muggelstämmigen auch gerne Dornröschenranke genannt… bei sorgfältigem Umgang und richtiger Bepflanzung soll sie aber in den Wintermonaten ungefährlich sein und die Stacheln sollen zu wunderschönen, rosenartigen Blüten werden.“ Da sie das Atmen während ihres Monologs vernachlässigt hatte, musste Hermine erst einmal tief Luft holen. „Sehr richtig. Zwei Punkte für Gryffindor.“, sagte Professor Sprout. „Sie sehen, dass es sich hierbei um eine sehr gefährliche Pflanze handelt. Wir werden die Tentarosera heute umtopfen, solange sie noch so winzig sind, in Behältnisse, in denen sie dann bleiben können. Aufgrund ihrer momentanen Größe ist die Gefahr gering, sich an den Dornen zu verletzen. Die Handschuhe gehen den Arm hoch genug, als dass jeder Hautkontakt vermieden werden sollte. Wie Miss Granger schon sagte, werden wir uns für den Winter die schönsten Rosen züchten, die Sie sich vorstellen können.“ „Nichtsdestotrotz ist angesichts der Gefährlichkeit der Pflanze weiter Vorsicht geboten.“, dabei sah sie insbesondere Neville an. Hermine, Ron und ich nahmen uns jeweils ein paar Handschuhe und betraten hinter Pansy Parkinsson das Gewächshaus. Für Jeden stand ein kleiner Blumentopf mit einer kleinen Pflanze darin, bereit. Die Pflanze rankte nach oben und war Indigo blau, während die Dornen in einem hellen Kiwi hervorstachen. Um uns herum waren in größeren Behältnissen Beete angelegt, in denen wir die Tentarosera einpflanzen sollten. Hermine griff beherzt zu. Man konnte die Tentarosera in einem Rutsch auf die Hände laden, so klein waren sie noch. Die tentakelartigen Ranken streckten sich aus und suchten an Hermines Händen und Handgelenken nach einem unbedeckten Flecken Haut, in den sie einstechen konnten. Ich holte meine Pflanze ebenfalls aus dem Blumentopf heraus und lud sie mir auf die Hände. Professor Sprout hatte sich zu Neville begeben, um diesem beim Umtopfen über die Schulter zu schauen. Mit ihm war es dieses Schuljahr bereits wieder mehrmals zu Unfällen gekommen. Sie stand mit dem Rücken zu mir und den Anderen. Ich hatte das Gefühl, dass sich ein Blick in meinen Rücken bohrte. Als ich mich umdrehte, erkannte ich Malfoy, der ein paar Schritte von mir entfernt stand. Direkt schwante mir übles. „Engorgio“, murmelte Malfoy und zeigte mit seinem Zauberstab auf meine Pflanze. Erschrocken lies ich die Pflanze fallen, die anfing immer größer zu werden. Ich wich zurück und stieß dabei gegen Ron, der mit großen Augen auf meine Pflanze starrte, die immer noch größer wurde. Ihre Ranken wuchsen immer weiter in die Höhe und schossen plötzlich, als hätten sie Augen und wüssten genau wohin sie mussten, auf mein Gesicht zu. Manche Schüler waren wie erstarrt, andere schrien in Panik auf. „Reducio!“, rief Professor Sprout. Augenblicklich stoppte die Pflanze und wurde wieder kleiner, bis sie in ihrer ursprünglichen Größe auf dem Boden ihre Ranken nach allen Seiten ausstreckte. „Wer war das?“, fragte Professor Sprout zornig. Pansy lächelte böse. Von den Gryffindors hatte außer mir keiner mitbekommen, dass Malfoy den Zauberspruch gemurmelt hatte. Seine Augen blitzten vor Vergnügen. Meine Hände zitterten vor Zorn. Wenn ich nicht direkt gemerkt hätte, dass Malfoy hexte, wäre ich sicherlich gestochen worden. Es fiel mir ungeheuer schwer den Mund zu halten. Ich biss mir auf die Lippen. Verpetzen konnte ich ihn nicht, wenn ich die Wette noch gewinnen wollte. Und das wollte ich… Als sich keiner meldete beendete Professor Sprout den Unterricht vorzeitig und lief mit hochrotem Gesicht voraus zum Schloss. Beim Mittagessen erzählte ich meinen Freunden, dass es Malfoy gewesen war. „Ich hatte es befürchtet“, sagte Hermine. „Er wird immer unangenehmer… So schlimm war er seit dem 3. Schuljahr nicht mehr.“ „Vielleicht solltest du ihm mal wieder eine verpassen.“, schlug Ron Hermine vor. Hermine und ich lachten. „Könnte er von der Wette wissen? Sowas macht ja eigentlich immer schnell die Runde.“, fragte Hermine. Ich schüttelte den Kopf, „Wenn die Slytherins davon wüssten, hätten wir das mitbekommen.“ Ich war davon überzeugt, dass die Wette in Slytherin nicht bekannt war. Auch sonst war ich noch von niemandem auf die Wette angesprochen worden. Seamus und Dean hielten wohl dicht. Und ich wusste nicht, wie es kam, dass ich scheinbar jeden Tag ein Stückchen mehr in Draco Malfoys Hass wuchs. *************************************************************** Meine heftige Reaktion auf das Lächeln Potters während des Frühstücks überraschte mich selbst. Natürlich war ich keins von Harry Potters kleinen Fangirls, die ihn anschmachteten, wann immer er ihnen auch nur einen Blick oder ein Lächeln zuwarf. Wieso also hatte er mich dann wie eines davon angelächelt? Und wieso verstimmte mich das so? Seitdem triezte ich ihn, wann immer sich mir die Gelegenheit bot. Und langsam fand ich Gefallen an dieser neuen Situation. Ja, ein paar meiner Streiche waren eventuell auch etwas kindischer. Aber Harry Potter ärgerte sich … und wie er sich ärgerte. Und Gryffindor verlor haufenweise Punkte. Das kam auch noch hinzu. Ich grinste. Mich wunderte nur, dass er sich momentan so gar nicht wehrte. Potter und das Wiesel waren doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Sie bekamen einen hochroten Kopf, zitterten vor Wut, aber es kam kein Ton über ihre Lippen. Es störte mich nicht im Geringsten auf einmal eine solche Macht über Harry Potter zu haben. Was mich aber störte war, dass ich nicht wusste worin diese Macht bestand. Wenn ich es doch nur wüsste… dann könnte ich sie noch viel besser gegen ihn einsetzen. Heute in Kräuterkunde hatte ich eigentlich vor, Potter in Ruhe zu lassen. Ich musste nämlich zu meinem Entsetzen feststellen, dass mir meine Streiche zwar Genugtuung verschafften, aber auch einen großen Nachteil mit sich brachten. Ich beschäftigte mich mittlerweile nur noch mit zwei Dingen. Den Schularbeiten bzw. dem Lernen für die Prüfungen auf der einen Seite und auf der anderen Seite mit Harry Potter. Meine Gedanken kreisten fast ausschließlich um ihn… und das war etwas, was ich unbedingt vermeiden wollte. Ich wollte ihm eigentlich keinen einzigen Gedanken mehr widmen als es unbedingt nötig war. Als Professor Sprout dann erzählte, wie gefährlich die Tentarosera waren, juckte es mich aber bereits in den Fingern. Ich betrat vor Pansy das Gewächshaus und betrachtete meine Pflanze genau. Was für ein schönes Blau, dachte ich … und was für spitze Dornen … Meine Mundwinkel hoben sich. Wie einfach es doch wäre Potter damit zu vergiften. Wenn er erst einmal hundert Jahre schlief, konnte er mich so schnell nichtmehr mit einem seiner Fangirls verwechseln. … der Junge, der auf ewig schlief … das hatte doch was. Ich beobachtete Potter, während er seine Pflanze vorsichtig in die Hände nahm. „Was hast du vor, Draco? Ich kenne diesen Blick.“, fragte Pansy neugierig. „Das wirst du gleich sehen…“, ich löste meinen Blick keine Sekunde von der Gestalt Harry Potters. Als hätte er gemerkt, dass ich ihn anschaute, drehte er sich in meine Richtung. In diesem Moment murmelte ich „Engorgio“ und richtete meinen Zauberstab auf Potters Tentarosera. Augenblicklich wurde diese immer größer. Erschrocken darüber, lies Potter die Pflanze fallen. Aber es war bereits zu spät. Sie wuchs immer weiter und ihre Ranken schossen in die Höhe und tasteten nach Potters Gesicht. In wenigen Sekunden würde ich von uns Beiden der Letzte sein, der lachte. … Zu meinem Bedauern musste ich aber feststellen, dass Professor Sprout doch noch rechtzeitig den Gegenzauber sprach. Wie konnte Potter nur immer wieder so ein unverschämtes Glück haben. Keiner kam so oft mit einem blauen Auge davon wie er. Professor Sprout fragte dann nach dem Schuldigen, aber keiner antwortete ihr. Pansy hatte es gesehen, würde mir aber niemals in den Rücken fallen. Und Potter hatte es gesehen. Aber er behielt es, wie so oft in letzter Zeit, für sich. Ich sah, wie er mich fassungslos anstarrte und sich dann auf die Lippen biss. Ich selbst genoss meine neue Macht über den Jungen, der von Glück sagen konnte, dass er jetzt nicht hundert Jahre schlief. *************************************************************** Es war Sonntag Abend der gleichen Woche. Ich saß mit meinen Freunden beim Abendessen. Ron und ich frohlockten, als das Essen in der großen Halle erschien. Es gab Spaghetti mit einer Kürbis-Ingwer Soße. Das gehörte momentan zu meinen absoluten Lieblingsgerichten. Ich schob mir genüsslich die erste Gabel in den Mund, während Hermine uns ungefragt die Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste erklärte. Verteidigung gegen die dunklen Künste fand dieses Jahr wieder bei Professor Remus Lupin statt. Dumbledore hatte sich für ihn eingesetzt, sodass er zurückgekehrt war. Aber angesichts der Umstände tat er uns auch etwas leid. Er stand praktisch unter ständiger Beobachtung durch Snape, der wohl wieder die Aufgabe hatte, den Werwolf in ihm im Zaun zu halten. Mal abgesehen von Malfoy, gab es kaum jemanden, den Snape augenscheinlich mochte. Aber dass er jemanden so wenig leiden konnte wie mich, war eher selten. Lupin aber gehörte auch zu diesem auserkorenen Kreis. Dementsprechend hatte ich Mitleid mit ihm. Die Kürbis-Ingwer Soße war köstlich. Ich wollte gerade anfangen zu kauen, als ich zufällig zum Slytherintisch schaute. Malfoy schaute mich an. Und er grinste schon wieder böse. Mir schwante übles. Ich stieß Ron in der Befürchtung, vielleicht gleich Hilfe brauchen zu können, in die Seite. Er murrte unwillig und schaute mich fragend an. Während ich in Richtung Slytherintisch deutete, fingen Malfoys Lippen an, sich zu bewegen. Er hob den rechten Arm und deutete diese Woche zum wiederholten Mal mit dem Zauberstab auf mich. Nichts passierte. Ich atmete auf. Hermine deutete auf einmal mit aufgerissenen Augen auf meinen Teller. Ihrem Blick folgend starrte ich auf die Kürbis-Ingwer Soße und das, was Spaghetti hätten sein sollen. Stattdessen wanden sich dort jetzt bräunliche Flubberwürmer in meiner Soße. Ron und ich wichen angesichts der Würmer überrascht zurück. Malfoy machte seine Freunde am Slytherintisch auf meine Situation aufmerksam. Die Slytherins lachten. Allen voran Draco Malfoy. In diesem Moment wurde mir bewusst, dass sich auch in meinem Mund etwas bewegte. Ich hatte ja bereits eine Gabel des Essens genommen. Angewidert spie ich die Tiere auf den Teller vor mir „Bäh, igitt!“. Hermine reichte mir ein Glas Wasser. Ich beeilte mich zu trinken, um den Geschmack des Schleims loszuwerden. „So eine Sauerei!“, schimpfte Ron. Hermine schüttelte nur den Kopf. Die anderen Gryffindors sahen verwundert zu uns herüber. Wut und Ekel machten sich in mir breit. Wenn Malfoy gerade neben mir gestanden hätte, wäre das schlecht für ihn ausgegangen. Am Liebsten hätte ich ihn geschlagen. Ich suchte mit meinen vor Wut funkelnden Augen meinen Peiniger am Slytherintisch. Augenblicklich hielt ich inne. Ich sah, dass Draco Malfoy immer noch lachte. Er krümmte sich vor Lachen über den Tisch. Tränen sammelten sich bereits in seinen Augen. Aber es war nicht das, für ihn typische, gehässige und herablassende Lachen. Ich sah ihn in diesem Moment vielleicht das erste Mal aus vollem Herzen ausgiebig über etwas lachen, was er wirklich lustig fand. Ich hatte gar nicht gewusst, dass Malfoy auch einfach ehrlich lachen konnte. Und zu meinem Erstaunen sah dieses Lachen wunderschön aus. Ich hätte nie gedacht, dass ein echtes Lachen in dieses Gesicht passen konnte. Aber das tat es. Um ganz ehrlich zu sein, es war das schönste Lachen, das ich je gesehen hatte. Eigentlich sollte ich wütend auf ihn sein, dachte ich. Aber ich konnte ihn nur fasziniert anschauen. So sehr ich es auch versuchte, ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. *************************************************************** Heute hatte ich mir für Potter etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Ich wusste aus sicherer Quelle, dass es zum Abendessen Spaghetti geben würde. Es gab da ein langweiliges, ekliges Tier. Ganz passend zu Potter. Und diese Tiere sahen Spaghetti nicht unähnlich… Ich saß beim Abendessen mit meinen Freunden am Slytherintisch. Pansy schwärmte immer noch über den Slytherin vom Hogsmeade Wochenende. Kurioserweise hatte er sich wohl seitdem nicht mehr gemeldet. Und das machte ihn wohl in Pansys Augen interessant. Bisher hatte es keinen gegeben, der Pansy derart fallen gelassen hatte. Pansy war sehr hübsch. In Hogwarts gab es kaum einen Jungen, der sie abweisen würde. Mittlerweile war ich deshalb recht neugierig geworden, von wem sie sprach. Aber Pansy verriet seinen Namen nicht. Sie meinte, das würde ihr kleines, süßes Geheimnis bleiben. Das sollte sie ruhig noch ein wenig glauben. Ich war mir sicher, dass ich es bald herausbekommen würde. Ewig konnte sie es sicher nicht für sich behalten. Obwohl ich anerkennen musste, dass sie sich gerade alle Mühe gab. Die Spaghetti erschienen auf den Tischen und meine Augen fingen voller Vorfreude an zu leuchten. Ich schaute zu den Griffindors hinüber. Potter und das Wiesel schienen sich wirklich über dieses Essen zu freuen. Umso interessanter würde es jetzt gleich werden. Er bemerkte meinen Blick. Ich freute mich, dass Potter seit Neuestem direkt unsicher wurde, sobald ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte. Zu recht! Ich würde dafür sorgen, dass ihm das heutige Essen in Erinnerung blieb. Oh nein, Potter. Das Wiesel wird dir da auch nicht helfen können, dachte ich. Ich richtete meine Zauberstab auf sein Essen und murmelte den Zauberspruch. Erst bemerkte Potter die Verwandlung gar nicht. Zu meinem Vergnügen wichen Potter und das Wiesel dann aber schlagartig vor dem Teller mit den Flubberwürmern zurück. Und dann hatte Potter sogar bereits eine Gabel davon im Mund! Ohne aufhören zu können, lachte und lachte ich. Tränen sammelten sich bereits in meinen Augenwinkeln. Das Bild welches sich mir bot war einfach unbezahlbar. So herzhaft hatte ich lange nicht gelacht. Potter war also irgendwie doch zu irgendetwas gut. Ich schaute ihn an, um mich auch noch über seine Wut zu amüsieren … aber da war nichts. Keine Wut, kein Hass, nichts davon. Nicht einmal mehr Ekel. Trotzdem schaute er mich unentwegt an. Und da war etwas in seinem Blick. Ich hätte nicht sagen können, was es war, aber es machte mich unruhig. Ich blinzelte. Das hatte ich mir eindeutig anders vorgestellt. Bereits am nächsten Tag hatte ich meine nächste Chance Potter eine reinzuwürgen. Ich sah ihn und seine Freunde eine Treppe aus dem zweiten Stock herunterlaufen. Eine Stufe in der Mitte der Treppe verschwand manchmal. Deshalb musste man sie überspringen. Um nicht bemerkt zu werden, stellte ich mich in den Schatten einer Statue am Fuß der Treppe. Potter unterhielt sich, wie immer, angeregt mit dem Schlammblut und dem Wiesel. Als ob die Beiden Interessantes zu erzählen hätten. Die Weasleys hatten zu wenig Geld um sich etwas leisten zu können und das Schlammblut kam ja nicht einmal aus einer Zaubererfamilie. Ich hätte mich zu Tode gelangweilt. Das Wiesel und das Schlammblut liefen zwei Schritte vor Potter. Potter schien sich suchend nach allen Seiten umzublicken. Ob er mich bemerkt hatte? Potter kam an der Stufe an, die manchmal, wie auch gerade jetzt, verschwand. Als er sie gerade überspringen wollte, sagte ich „Evanesco.“ Ich deutete mit meinem Zauberstab auf die darauffolgende Treppenstufe. Diese verschwand ebenfalls. Ich musste mir ein Lachen verkneifen, als Potter das Fehlen der nächsten Stufe bemerkte. Er ruderte wie wild mit den Armen und kämpfte um sein Gleichgewicht. Lächerlich sah er aus in seinem irrwitzigen Tanz. Seine Augen weiteten sich, als er bemerkte, dass er sein Gleichgewicht nicht länger halten konnte und vornüber die Treppe fünf Meter nach unten fiel. Dabei riss er das Schlammblut und das Wiesel mit sich. Während sich die anderen Beiden abfangen konnten, flog Potter immer weiter nach unten. Komisch, so hoch hatte ich diese Treppe gar nicht in Erinnerung … mir wurde etwas mulmig zumute. Er versuchte sich schließlich am Fuß der Treppe abzurollen, aber es gelang ihm nur halbwegs. Seine Arme hatte er schützend über seinen Kopf erhoben, als er schließlich mit dem rechten Unterarm gegen den Sockel einer Statue stieß und zum Liegen kam. Er stöhnte vor Schmerz auf. „Harry, ist dir was passiert?“, fragte Granger. Sie und das Wiesel stürzten auf Potter zu. Als sie seinen Arm sah, seufzte sie. „Der dürfte gebrochen sein.“ „Wieso bist du gefallen?“, fragte Weasley. Er half Potter aufzustehen. Dieser hielt sich den Arm, hatte das Gesicht schmerzhaft verzogen und biss die Zähne zusammen. „Du warst das!“, hörte ich plötzlich Granger rufen. Sie hatte mich entdeckt. Ich kam aus meinem Versteck hervor und versuchte sie anzugrinsen. Dabei wurde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass mir das nicht so recht gelang. „Was denkst du dir eigentlich.“ sagte sie. „Harry hätte sich das Knick brechen können! Das ist kein Spaß mehr.“ Das Wiesel stützte Potter. Er sah aus, als ob allein Potter, der sich auf ihn stützte, davon abhalten würden auf mich loszugehen. Granger funkelte mich wütend an. Potter schaute mich aus, vor Schmerzen verschleierten Augen, hinweg an und klammerte sich mit seinem gesunden Arm an Weasley. Er sah fassungslos aus. Wieso nur regten sich alle jetzt so auf. Das war doch nicht meine erste Aktion in dieser Richtung. Obwohl ich zugeben musste, natürlich nur vor mir selbst, dass die Treppe wirklich viel höher und steiler war, als in meiner Erinnerung. Vermutlich konnte Potter froh sein, dass es nur seinen Arm erwischt hatte. Er hätte sich wirklich ernsthaft verletzen können. Mit einem verächtlichen Schauben wendete ich mich ab und lies die Drei stehen. Warum sollte es mir etwas ausmachen, wenn Potter sich verletzte. Je schlimmer die Verletzungen desto besser. Verdient hatte er das. Ein schaler Nachgeschmack blieb. War ich zu weit gegangen? Wollte ich wirklich, dass Potter sich so schwer verletzte, dass er außer Gefecht war oder gar sterben würde? Dass Potter Schaden nahm, klar. Dass Potter Punkte für Gryffindor verlor, klar. Dass Potter der Schule verwiesen wurde, klar. Aber dass er sich schwer verletzte? … Nein. Wissen durfte das niemand. Insgeheim legte ich meine Hoffnungen auf Potter. Ich wollte weiterhin ein normales Leben führen können. Ich wollte, dass er die Zaubererwelt beschützte. Meine Sorge galt vor allem meinen Eltern. Und auch ich wollte kein Todesser werden müssen. Ich wollte, dass er mich schützte. Nur, warum sollte er? Von allen, mal abgesehen von Voldemort vielleicht, war ich Derjenige, den er am wenigsten leiden konnte. Also blieb mir nur zu hoffen, dass er alle retten würde. Und in seiner großen Güte … bei dem Gedanken wurde mir leicht schlecht … auch meine Eltern und mich schützen würde. *************************************************************** Ungläubig schaute ich zu dem weißblonden Jungen, der hinter einer Statue erschien. Ich konnte vor Schmerzen kaum einen klaren Gedanken fassen. Meine Verletzung trieb mir die Tränen in die Augen. Aber ich wollte mir vor ihm jetzt nicht noch mehr die Blöße geben. Keine Träne würde meine Augen verlassen. Dieses Biest. Er schreckte wohl vor gar nichts zurück. Wenn das so weiter ging, würde Malfoy Voldemort seine Arbeit abnehmen. Und dazu musste Voldemort ihn nicht mal bringen. Malfoy machte das freiwillig. Und besser als so mancher Knecht Voldemorts in den vergangenen Jahren. Die Wette konnte ich vergessen. Wahrscheinich konnte ich froh sein, wenn ich dieses Schuljahr mit Malfoy als Schulkameraden überlebte. Ich blickte ihn aus einem Schleier aus Schmerzen heraus an. Meine Sinne waren vernebelt und ich halluzinierte. Anders konnte ich mir nicht erklären, dass Malfoy noch blasser wirkte als sonst und mich … besorgt ansah. Ich sollte besser schnell auf die Krankenstation. Mein Kopf hatte wohl mehr abbekommen, als ich zuerst angenommen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)