Adventskalender 2020 von tobiiieee (All I Want For Christmas ...) ================================================================================ Kapitel 19: Türchen 19: Please Come Home! (Tifa) ------------------------------------------------ „Schöne Feiertage!“, rief Tifa den letzten Barbesuchern hinterher, die sie an diesem Abend bei Ladenschluss verabschiedete. Angestrengt seufzend schloss sie die Tür hinter ihnen und drehte den Schlüssel, den eisigen Hauch und die Schneeflocken unterbrechend, die in diesen wenigen Momenten hereingezogen waren. Erleichtert wandte sie sich um und sah ihre Kinder im spärlich beleuchteten Gastraum stehen. „Und ihr seid auch nur immer noch wach, weil Ferien sind, also geht’s jetzt ab ins Bett“, sagte sie und scheuchte die beiden die Treppe hoch. Es war den ganzen Tag nicht recht hell geworden, also hatten sie von früh bis spät alle mögliche Beleuchtung eingeschaltet gelassen: Die Treppe war geziert von vielen kleinen golden funkelnden Sternen, die ihr jedes Mal, wenn sie hinaufstieg, das Gefühl gaben, jemand ganz besonders Wichtiges zu sein. Oben im Flur hatten sie elektrische Kerzen und Laternen aufgestellt, die schimmernde Funken auf die Wände warfen wie ein Sternenhimmel; man roch auch die Orangen, die zu Hauf in der Küche lagen. Im Kinderzimmer leuchteten bunte Lichterketten in Grün, Blau, Rot, Orange, Pink ... Als die Kinder gewaschen und umgezogen waren, schaltete sie die Ketten allerdings trotz Protest aus, weil sie ahnte, dass die beiden nie einschlafen würden, wenn sie von so aufregenden bunten Lichtern umgeben waren. „Gute Nacht, Engelchen“, hauchte sie in die Dunkelheit und zog sanft die Tür hinter sich zu. Die Laternen im Flur musste sie auch ausschalten, weil das Licht sonst unter der Zimmertür durchdrang. Mit jedem Licht, das erlosch, wurde sie trauriger. In der Bar mochten sie diesen Abend auf die Feiertage angestoßen haben, aber Tifa fühlte sich überhaupt nicht festlich. Sondern allein. Die Feiertage waren in ihren ersten gemeinsamen Jahren schwierig gewesen; es war das erste Mal gewesen, dass sie sie in ihrer neuen kleinen Familie begingen, und trotzdem waren sie immer schön, sie waren zusammen, es gab gutes Essen, draußen war es kalt, drinnen warm, in der Dunkelheit machten sie hübsche Lichter an und es waren die einzigen Tage im gesamten Jahr, an denen sie viel Zeit am Stück miteinander verbrachten. Alle. Aber Cloud fehlte noch immer. Es war jedes Mal das Gleiche um diese Zeit im Jahr: Die Leute hatten plötzlich unzählbar viele Aufträge für ihn und weil sie knappe zwei Wochen einen kompletten Einnahmeausfall haben würden, nahm er sie alle bis zum Vortag an. Jedes Jahr wurden es mehr und Tifa befürchtete, dass Cloud sich dieses Jahr übernommen hatte; zusätzlich hatte sie von Überschwemmungen gehört, die vielleicht nicht zulassen würden, dass er rechtzeitig zurückkehrte. Oder überhaupt noch in diesem Jahr. Als Tifa die Sterne auf der Treppe ausschaltete, kamen ihr die ersten Tränen; sie hatte sie zurückhalten wollen, weiterbringen würden sie sie immerhin nicht, aber als sich ein Schluchzer aus ihrer Kehle stahl, konnte sie nicht mehr an sich halten. Alles war so schön gemacht, aber was sollte das bringen, wenn Cloud nicht da war? Stumm weinend schlich sie sich in ihr Zimmer, in dem ihr Bett verwaist dastand, beide Seiten ordentlich gemacht und wahrscheinlich würde diese Nacht nur eine von beiden berührt werden. Es kam ihr so albern vor, aber Tifa wünschte sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als nicht allein schlafen zu müssen, wenn alle anderen Familien jetzt zusammenrückten und sich auf ein paar schöne Festtage freuten. Cloud sollte da sein und sie halten; er sollte da sein und für sie das Licht ausschalten, weil sie es im dunklen Flur nicht mochte; er sollte da sein und ihr sagen, dass sie die Sterne doch auch einfach leuchten lassen konnten, was war schon dabei; er sollte da sein und die Kinder vor Ladenschluss ins Bett schicken, wenn sie zu beschäftigt war, um sich durchzusetzen; und nach Ladenschluss sollte er da sein und sich zusammen mit ihr in ein warmes Bett legen; und am nächsten Morgen sollte er da sein und früh mit ihr in Ruhe den ersten Kaffee trinken, bevor ein neuer Tag startete. Und vor allem an den Feiertagen sollte er da sein. Trotzdem wollte Tifa nicht mehr weinen, es war so schrecklich zu weinen, wenn sie allein war. Sie wischte sich über die Augen und versuchte, nicht mehr zu schluchzen. Da fiel ihr Blick auf einen dieser Kataloge, die unbestellt ins Haus flatterten und die sie einfach neben ihr Bett legte, um abends zum Einschlafen darin zu blättern. Sie nahm ihn interessiert zur Hand. Schlagartig verging ihr das Weinen. Stattdessen kam ihr eine Idee ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)