Adventskalender 2020 von tobiiieee (All I Want For Christmas ...) ================================================================================ Kapitel 7: Türchen 7: Love & Snow (Seph) ---------------------------------------- Sephiroth hätte es eigentlich ahnen sollen. Eine Woche lang gab es im Dorf nur noch ein Thema, das von schnell Vorbeieilenden verschwörerisch besprochen wurde; niemand blieb mehr für einen kurzen Plausch stehen (was ihm besonders übel aufstieß, weil er es liebte, für einen mehr oder weniger kurzen Plausch stehen zu bleiben) und die Spannung war auf diesem Höhepunkt, den sie eben erreicht hatte, schon beinahe greifbar. Sogar Genesis hatte ihn schon darauf hingewiesen. Wenige Tage zuvor, während Sephiroth gerade das Abendessen vorbereitete, war seine wunderbarer Gatte – ganz unüblich – zu ihm in die Küche gekommen und hatte leicht verträumt vier völlig harmlos wirkende Worte zu ihm gesagt: „Es wird bald schneien.“ Dabei hatte Sephiroth sich nichts weiter gedacht. In Midgar schneite es immerhin auch jedes Jahr und das Leben lief ungehindert weiter. Schnee war nicht unbedingt sein Lieblingsniederschlag, das war sein erster Gedanke dazu gewesen. Aber ansonsten hatte ihn die Nachricht, dass es schneien würde, nicht wirklich berührt. Auch als es schließlich tatsächlich zu schneien begann, nahm Sephiroth diesen Umstand höchstens zur Kenntnis. Er war kurz vor der Mittagsstunde nach einigen Besorgungen aus Banora zu seinem Haus auf den Hügeln zurückgekehrt, da erspähte er sie: die ersten Schneeflocken. Er sah allerdings bloß zu, dass er schnell ins Warme kam und ging sorglos zu seinem normalen Alltag über. Der Schock kam erst am nächsten Morgen: Eben erst aufgestanden, streckte er sich etwas und ging leicht gähnend am Bett mit dem noch schlafenden Genesis darin vorbei zum Fenster hinüber, warf einen Blick hinaus und erstarrte. Draußen lag der Schnee einen unglaublichen halben Meter hoch – und es schneite immer noch! Wie festgefroren schaute er minutenlang nach draußen, gebannt von dem kontinuierlichen Geriesel, bevor er sich endlich fangen konnte und versuchte, seinen Morgen wie üblich fortzuführen: duschen, eine Kleinigkeit essen, anziehen … Trotzdem musste er sich dem Schnee am Ende geschlagen geben: Auch für einen General Sephiroth war es nicht möglich, seine übliche Route durch beinahe knietiefen Schnee zu joggen. Betrübt machte er sich dennoch zu einem kurzen Spaziergang auf, von dem er bereits nach etwa fünfzehn Minuten zurückkehrte. Seufzend stand er an der Tür und wusste nicht recht, was er mit sich anfangen sollte. Kurz ging sein Blick zur Treppe, die nach oben zum Schlafzimmer führte, in dem Langschläfer Genesis noch immer im Bett lag. Der Gang zu seiner Rechten endete an einem Bibliothekarbeitszimmer, das mit Genesis’ vielen Büchern randvoll war. Und vor ihm erstreckte sich der Wohnbereich, der den Großteil des Erdgeschosses einnahm. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es noch lange nicht Zeit für ein ausgedehntes Frühstück mit seinem Ehegatten war. Also konnte er sich nur widerwillig murrend an andere Haushaltsaufgaben machen. Kurze Zeit später landete Sephiroth allerdings wieder am Schlafzimmerfenster, von wo aus er resigniert seufzend den noch immer fallenden Schnee beobachtete. Leises Rascheln hinter ihm ließ ihn wissen, dass Genesis mittlerweile auch aufgewacht war, allerdings war er vom Anblick des sich weiter anhäufenden Schnees zu gebannt, als dass er sich umgedreht hätte. „Ich hab dir gesagt, dass es schneien würde“, sprach Genesis ihn an. „Woher sollte ich wissen, welche Ausmaße das annehmen würde?“, fragte Sephiroth leise. „Du bist so ein Stadtkind“, gähnte Genesis, bevor er aufstand und ins Bad ging. Sephiroth begab sich in der Zeit nach unten und richtete das Frühstück her. Gerade als er Genesis nach unten kommen hörte, stellte er diesem eine Tasse Kaffee auf den Platz. Genesis setzte sich telephonierend an den gedeckten Tisch, und Sephiroth konnte nur raten, dass es sich beim Gesprächspartner um Genesis‘ Mutter handelte, da die beiden gerne Dialekt sprachen – und zwar einen, den Sephiroth beim besten Willen nicht im Geringsten verstand. Und von den wenigen Dingen, die Genesis, der überwiegend zuhörte, überhaupt sagte, verstand er kein Wort. Leicht genervt beendete Genesis das Telephonat und trank einen Schluck Kaffee. Auf Sephiroths fragenden Blick hin sagte er: „Meine Mutter. Tut so, als wäre das mein erster Winter in Banora.“ Ein weiterer Schluck Kaffee. „Wobei, eigentlich macht sie sich ja eher Sorgen um dich, weil du so was vorher noch nie erlebt hast. Da kennen wir uns jetzt schon so lange und du warst noch nie im Winter in Banora.“ „Aus dem einfachen Grund, dass man im Winter nicht nach Banora durchkommt“, entgegnete Sephiroth. „Wohl wahr …“, seufzte Genesis. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie in einer angenehmen schläfrigen Stille. Wenn Sephiroth danach überrascht war, dass Genesis sich bereiterklärte, ihm beim Abräumen zu helfen, so war er höchst erstaunt, als sein Mann sich auch noch an ihn schmiegte, ihm über die Brust strich und liebevoll auf die Wange küsste. „Ich verabschiede mich dann jetzt in den Winterschlaf“, verkündete er dann und wandte sich zum Gehen. „Und was genau hast du vorher gemacht?“, fragte Sephiroth ihn noch. „Wirklich aktiv warst du da ja auch nicht.“ In einer geschmeidigen Bewegung drehte Genesis sich noch einmal um und setzte einen koketten Blick auf, der Sephiroths Herz zum Stillstand brachte. „Das war mein normaler Tagesablauf.“ Gespielt verletzt sah er erst zu Boden und setzte dann seinen Weg zurück ins Bett fort. Da Sephiroth sonst nichts mehr zu tun hatte, folgte er seinem Mann kurz darauf ins Schlafzimmer, wo er Genesis mit Lesebrille und Buch im Bett liegend vorfand. Eigentlich war Sephiroth kein Freund von sinnlosem Faulenzen am Tage, aber in seiner Lage sah er keine andere Lösung mehr, als sich zu Genesis unter die Decke zu gesellen. Er legte seinen Kopf an dessen Schulter und strich ihm sanft über den Bauch. Doch bald merkte er, dass Genesis unruhig wurde: Immer wieder seufzte er und rückte hin und her, ständig blieb sein Blick auf der Buchseite stehen, anstatt weiterzulesen. Und Sephiroth wusste auch, woran das lag. Langsam weitete er seine Streicheleinheiten aus, bis Genesis sein Buch unachtsam zu Boden fallen ließ und sich die beiden nur noch aufeinander konzentrierten. Wenn das die kalte Jahreszeit war, überlegte Sephiroth, als er sich mit Genesis im Arm in die Laken schmiegte, konnte er sich dem absoluten Winterblues gerne völlig hingeben. ~ And now that we're snowbound Aw, what's to do but love on you Cuddle up and cozy down ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)