Mata anata no koto wo kangaeteta von Rizumu ([Sakura x Hinata | Sommerwichteln '20]) ================================================================================ ◊ Kapitel eins -------------- Der letzte Schultag vor den Ferien und die Sonne brütete im Klassenzimmer. Genau so wie die Schüler hier musste sich ein Kuchen im Backofen fühlen. Es war schrecklich heiß und unerträglich. Sakura freute sich auf das Schwimmtraining nach dem Unterricht und auf die freie Zeit. Sie blickte zur Seite. Zwei Reihen weiter saß ihre beste und längste Freundin, Hinata Hyuuga, mit der sie sich quasi für die komplette Ferienzeit verabredet hatte. Sie wollten endlich einmal „The Witcher III: The wild Hunt“ durchspielen. Zumindest, wenn es nicht zu unerträglich war in ihrem Zimmer zu sein. Ansonsten würden sie wohl so viel Zeit wie möglich im Wasser verbringen. Ob im Schwimmbad, oder in einem See, das war ihnen bei der Hitze egal. Nur einmal, das hatten sie sich fest vorgenommen, wollten sie ans Meer fahren. Aber das wichtigste, was Sakura für diesen Sommer sich vorgenommen hatte, war, Hinata endlich ihre Gefühle zu gestehen. Egal wie, sie wollte nicht mehr länger verschweigen was sie empfand, in der Hoffnung, dass Hinata genauso empfand. »Haruno«, herrschte die Stimme ihrer Lehrerin Tsunade Senju durch den Klassenraum. »Ich weiß es sind die letzten Stunden vor den Ferien und es ist heiß, aber bitte reiß dich zusammen und konzentriere dich!« Sakura zuckte zusammen. Während die komplette Klasse in schallendem Gelächter ausbracht – außer Hinata – lief sie rot an und schämte sich. »Weil du eigentlich eine tadellose Schülerin bist, belasse ich es erst einmal bei einer Ermahnung. Aber bitte, bitte konzentriere dich auf den Unterricht.« Beschämt nickte Sakura und suchte kurz den Blickkontakt mit Hinata, die ihr ein besorgtes Lächeln schenkte. Sie erwiderte dieses und versuchte sich, wieder dem Unterricht aufmerksam zu folgen. »Nach der Schule«, dachte Sakura und lächelte, hinter ihrem Schulbuch. »Nach der Schule gehen wir zusammen zum Schwimmtraining.« Sakura musste aufpassen, das sie nicht wieder in die für sie vollkommen untypischen tagträume, abdriftete, also wendete sie ihren Blick wieder ihrer Lehrerin zu, die dabei war einen Fachtext über die Anatomie des Menschen vorzulesen.   »Hinata«, sagte Sakura mit einem leichten summen in der Stimme. Sie stand vor der Kabine ihrer Freundin und freute sich darauf ins kühle Nass zu springen. Die anderen Mädchen waren schon fertig und im schuleigenem Schwimmbecken und zogen ihre Bahnen. Hinata brauchte immer etwas länger, weil sie sich zierte, anderen in einem Badeanzug gegenüberzutreten. Auch, wenn sie schon das zweite Jahr im Schwimmclub ihrer Schule war. Es war Sakuras Idee damals gewesen Sport zu machen und Schwimmen schien ihr perfekt zu sein. »Hinata, bitte«, flehte Sakura. »du weißt, das geht von unserer Schwimmzeit ab.« »Ich komme ja gleich«, rief Hinata mit unsicherer Stimme aus ihrer Kabine. Sakura seufzte. Es war jedes Mal das Gleiche. Hinata brauchte immer besonders viel Zuspruch, ehe sie sich aus der Umkleidekabine traute und diese Aufmerksamkeit gab sie ihr gerne. Als das Geräusch der aufschwingenden Kabinentüren erklang, lächelte Sakura. Hinata trat aus der Kabine heraus und versuchte mit ihren Armen so viel von ihrem Körper zu verbergen, wie es nur ging. Natürlich scheiterte sie rigoros darin. »Es … tut mir Leid, dass du warten musstest«, murmelte Hinata. Ihre Wangen waren rot verfärbt und sie verschenkte ihre Arme vor ihrer üppigen Oberweite. »Ich fühle mich einfach nur unwohl.« Abschätzend begutachtete Sakura ihre Freundin und umrundete sie um sie von allen Seiten ansehen zu können. Hinatas Blick folgte ihr dabei. Als Sakura das zweite Mal hinter ihr stand, blieb sie stehen und lächelte. Ihre Freundin war kaum merkbar kleiner als sie selbst. Höchstens einen Zentimeter, dafür war sie mit einer gesegneten Oberweite beglückt, welche mittlerweile in Sakura keine Komplexe mehr hervorriefen. »Also ich finde«, fing sie an und klang gespielt streng und dann, ganz plötzlich und ohne jeglicher Vorwarnung, schmiegte sie sich von hinten an ihre Freundin. Sie legte ihre Arme um sie, direkt unter Hinatas Oberweite. »du brauchst dich gar nicht zu verstecken. Du siehst einfach nur gut aus, von unten bis oben.« Hinata gab einen recht unverständlichen Laut von sich. Es war unmöglich daraus zu entnehmen, ob sie sich unwohl fühlte, oder sie einfach nur schüchtern war. »Sakura«, flüsterte sie leise. Sakura drückte ihre Freundin liebevoll. »Kommst du jetzt mit? Wenn wir noch länger trödeln, werden die anderen sich fragen, wo wir bleiben und sich ihre eigenen Vorstellungen machen, was wir hier zu zweit allein treiben.« »J-ja ...« Lächelnd entließ Sakura ihre Freundin aus ihrer Umarmung und griff stattdessen nach ihrer Hand um mit Hinata zusammen zum Schwimmbecken zu gehen. »Ich freue mich wirklich schon darauf mit dir Zeit zu verbringen.« Hinata nickte zustimmend. »Das wird großartig!« »Aber wir müssen auch an unsere Schulsachen denken.« Sakuras Laune wurde zu ihrem Glück nur wenig gedrückt. Hinata meinte ihre Sommerhausaufgaben, die sie zu genügend von ihren Lehrern bekommen hatten. Es wirkte dieses Jahr fast schon, als würden sie nie wieder zur Schule gehen, sondern auf ewig Sommerferien haben. Ewige Sommerferien. Ewig viel Zeit mit Hinata verbringen können. Ein wirklich verlockender Gedanke. »Sakura?«, fragte Hinata besorgt. »Sakura? Passt du auf wo du- Sakura-aaaaah!« Sakura war vollkommen in Gedanken und Tagträumereien versunken, sodass sie gar nicht mehr darauf achtete, wo sie hintrat und stürzte in das Schwimmbecken. Hinata, die sie nicht losgelassen hatte, zog sie mit sich. Mit einem lauten Platschen landeten beide Mädchen im Wasser und als beide wieder an der Oberfläche waren, hatten sich bereits die Kursleiterin Anko Mitarashi und alle Kursteilnehmer, die sich nicht im Wasser befanden, am Beckenrand versammelt um herauszufinden, ob etwas Schlimmes passiert war. »Haruno, Hyuuga, ist alles in Ordnung?«, wollte ihre Lehrerin wissen. »Ja«, murmelte Sakura. Hinata griff nach dem Beckenrand und ließ sich kurz darauf aus dem Wasser helfen. »Ich habe einfach nicht aufgepasst.« »Ist wirklich alles gut Haruno?« Sakura nickte. »Ja, Mitarashi-sensei.« Mitarashi-sensei war es anzusehen, dass sie nicht vollkommen überzeugt von der Aussage ihrer Schülerin war, jedoch wollte sie ihr erst einmal glauben. »Okay. Wenn du schon mal im Wasser bist, kannst du auch gleich deine Bahnen schwimmen, Haruno.« Erneut nickte die Schülerin und machte sich gleich an die Arbeit. Anko Mitarashi hingegen widmete sich hingegen dem Kurs. Sie klatschte in ihre Hände, um die volle Aufmerksamkeit zu erlangen. »Nur weil jetzt Ferien anstehen, heißt das noch lange nicht, das ihr euch auf die faule Haut legen könnt. Es steht das große Sommer-Schwimm-Turnier an und ich will das ihr in Top-Form dafür seid! Haruno, Inuzuka, Uchiha, Ama – ihr werdet auf jeden Fall schwimmen. Hyuuga, ich würde mich freuen, wenn du dich uns anschließt.« Hinata zuckte zusammen. Seitdem sie im Schwimm-Club war, hatte sie noch an keinem Wettbewerb oder Turnier teilgenommen. Sakura wusste auch warum: Es war ihr unangenehm mit anderen verglichen zu werden, oder sich mit ihnen in einem Wettbewerb zu messen. Dabei war sie keine schlechte Schwimmerin. Sakura hatte sich schon lange gewünscht mit ihr an einem Turnier teilzunehmen. »Ich möchte euch also so oft wie es nur geht hier im Schwimmbecken sehen! Es ist Sommer, es wird heiß sein, also geht schwimmen!« Sakura hörte wie die Kursmitglieder in einem begeisterten Ruf einstimmten, während sie ihre Bahnen schwamm. Dabei hatte sie doch nicht nur vor mit Hinata schwimmen zu gehen. Auf der anderen Seite musste sie ihre Freundin unbedingt dazu überreden, mit ihr am Turnier teilzunehmen. So langsam befürchtete Sakura, dass sie sich für diesen Sommer viel zu viel vorgenommen hatte und gar nicht alles so einhalten konnte, wie sie es sich vorgenommen hatte. Das wichtigste war, dass sie Hinata ihre Gefühle gestehen konnte, alles andere war nebensächlich. ◊ Kapitel zwei -------------- Nachdem der vergangene Tag wie aus einem Bilderbuch über perfekte Sommertage entsprungen war, hatte sich der darauffolgende dazu entschieden das genaue Gegenteil zu sein. Der Wetterbericht hatte zwar von einer höheren Regenwahrscheinlichkeit gesprochen, aber das Gewitter sollte definitiv am Abend erst aufziehen. Sakura saß auf ihrer Couch und blickte zum Fenster hinaus. Statt eines strahlend blauen Himmels, konnte sie nur graue Wolken sehen, die miteinander konkurrierten, welche von ihnen die trübseligere war. Untermalt wurde das ganze mit dem Prélude der Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prasselte. Ihr Plan war es gewesen, heute mit Hinata in ein Eiscafé zu gehen und danach gemütlich durch die Stadt zu bummeln. Außerdem wollte sie mit ihr zusammen einen neuen Badeanzug kaufen gehen, in der Hoffnung, dass Hinata auch den ein oder anderen anprobieren würde. Vielleicht, hätte sie das schüchterne Mädchen auch dazu bewegen können einfach mal einen Bikini anzuprobieren. Einen niedlichen mit Rüschen und Schleifen, oder einen eleganten, schlichten, der sie erwachsen wirken ließ. Die Oberweite hatte Hinata zumindest dafür. Aber dieser Plan fiel ganz offensichtlich und im wahrsten Sinne des Wortes, vorerst einmal ins Wasser. Bei dem Regen wollte Sakura weder ein Eis essen, noch in der Stadt bummeln gehen. Zum Glück hatten sie von vornherein schon einen Plan B ausgeheckt, sollte das Wetter sie so im Stich lassen wie heute. Das es so schnell passieren würde, war das reinste Trauerspiel, aber was sollte man dagegen machen? Sakura nahm ihr Smartphone und betrachtete ihren Bildschirmhintergrund. Ein Foto von Hinata und ihr, wie sie beiden sich umarmend unter einem Kirschbaum standen. Das Foto stammte noch aus der Mittelstufe und war eigentlich schon alt, aber Sakura wollte es nicht ersetzen. Als sie das Bild gemacht hatten, war ihr klar geworden, dass sie mehr für Hinata empfand, als nur eine reine Freundschaft unter Mädchen. Bis Hinata hier eintraf, sollte es nicht mehr lange dauern. Wenn sie sich nicht einen Badeanzug anziehen musste, war sie eine äußerst zuverlässige Person und erschien eher zu früh als zu spät zu einer Verabredung, oder einem Termin. Solange wollte sie in The Witcher schon mal ein paar Sidequests machen und Geld* sammeln. Die Mainquest würde sie ohne Hinata nicht anfassen. Es war ein reiner Zufall gewesen, als Sakura davon erfuhr, dass Hinata selbst in ihrer Freizeit gerne Computer spiele zockte. Sie war krank gewesen und ihre Freundin war so lieb gewesen, ihr die Mitschriften aus der Schule zu bringen. Sakura hatte ihre Zeit zu Hause ausgenutzt und The Witcher III: The wild Hunt angefangen und war dabei an einem Gegner einer Hexerquest zu verzweifeln, als Hinata ihr Zimmer betreten hatte. Erst hatte Sakura im Scham versinken wollen. Ihr waren 1.000 Dinge durch den Kopf gegangen, was ein so wohlerzogenes und schlaues Mädchen wie Hinata von ihr denken würde und natürlich waren alle Möglichkeiten negativ gewesen. Aber stattdessen hatte sie einen hilfreichen Tipp und kurz darauf saß sie neben ihr auf der Couch und half ihr durch den Auftrag. Von da an saßen sie immer mal wieder zusammen in Sakuras Zimmer und spielten ein oder zwei Stunden an dem Spiel weiter. Weil das Spiel so umfangreich und detailreich war, verfingen sie sich regelmäßig in Nebengeschichten und wurden vor allem Emotional so durchgerüttelt, dass sie keine regelmäßigen Fortschritte zu verzeichnen hatten. Nach der Story mit dem Roten Baron und seiner wiedergefundenen Frau, waren die beiden Mädchen so aufgewühlt, dass sie fast einen kompletten Monat lang nicht hatten weiterspielen können. Immer dann, wenn sie sich zum Spielen verabredet hatten, hatten sie das Spiel gestartet und standen auf der Burg des roten Barons, die sie schmerzlichst daran erinnerte, was passiert war und dann machten sie das Spiel auch wieder aus. Es hatte sie viel Überwindung gekostet, weiterzumachen. Schlussendlich hatten sie es geschafft sich gemeinsam hinzusetzen und weiterzuspielen. Beide wollten schließlich wissen, was noch passierte. »Sakura?« Als sie ihren Namen hörte, drehte sie sich um. Ihre Zimmertür befand sich hinter ihrer gemütlichen Couch, die mitten im Raum als zentraler Punkt des Raumes stand. Ihre Mutter stand da und neben ihr Hinata. »Steht ihr schon lange da?« Hinata schüttelte den Kopf. Natürlich verneinte sie. Sie war einfach zu höflich um es zuzugeben. »Du warst so in Gedanken versunken. Als es geklingelt hat, habe ich dich sofort gerufen, damit du an die Tür gehst, aber du hast einfach nicht reagiert. Sonst eilst du immer wie ein kleiner Hund los, um deine Freundin selbst hereinzubitten.« Sakura war mit einem Mal auf den Beinen. Der Vergleich ihrer Mutter war ihr unglaublich peinlich und am liebsten hätte sie sich laut stark darüber beschwert, aber das hätte ihre Situation nur noch unangenehmer gestaltet. Stattdessen ignorierte sie die erwachsene Frau und wand sich lächelnd an Hinata. »Schön, dass du hier bist. Ich hoffe doch du bist nicht zu sehr nass geworden.« Hinata schüttelte den Kopf. »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie und lächelte. »Ich bin hier hergefahren worden.« »Aber natürlich.« »Ich lasse euch Mädchen mal alleine. Ihr habt sicherlich genug Schulaufgaben über die Ferien zu tun.« »Ka-chan!«, gab ihre Tochter empört von sich. »Wir haben noch die kompletten Ferien vor uns. Genug Zeit. Jetzt lass uns erst noch unsere Ferien genießen.« Mebuki Haruno lachte. »Schon gut, schon gut. Ihr werdet euch schon darum kümmern.« »Jaaa«, gab Sakura von sich. Sie konnte es kaum verbergen, dass sie von ihrer Mutter genervt war. »Kannst du jetzt gehen?« »Natürlich. Ich rufe euch dann, wenn das Essen fertig ist«, sagte die Frau und drehte sich im Türrahmen um. Ehe sie jedoch wieder gehen konnte, hielt sie inne und wand sich noch einmal an Hinata. »Du bist doch noch zum Essen hier, oder?« Erst suchte Hinata den Blickkontakt mit Sakura, dann nickte sie ihrer Gastgeberin zu. »Gerne, wenn es keine Umstände macht.« »Natürlich nicht. Du machst doch keine Umstände, ich rufe euch dann, wenn das Essen fertig ist.« Dann ließ Mebuki Haruno die beiden Mädchen endlich alleine. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ sich Sakura erleichtert auf ihre Couch sinken. »Na endlich«, gab sie seufzend von sich. »Sie kann so anhänglich sein.« »Sie ist lieb und kümmert sich um dich«, sagte Hinata beschwichtigend. Sakura reagierte darauf jedoch nicht mehr, sondern klopfte nur mit ihrer Hand neben sich auf den freien Couchplatz. »Es ist nur so unglaublich lästig. Wenn sie erst einmal anfängt, lustig sein zu wollen, wird es ober peinlich.« Hinata ließ sich auf ihren Platz sinken und nahm sich von ihrer Freundin den Controller, Sakura hinderte sie auch nicht daran, sondern lehnte sich auf der Couch zurück. Es war für sie so unglaublich entspannend ihre Freundin beim Spielen zu beobachten, auch wenn es so ein unglaublichen Kontrast bildete. Die in allen Perspektiven – ob im Verhalten, der Erziehung oder in den Sachen die sie an und bei sich trug – beispiellos feine und vornehme Hinata Hyuuga schaute gebannt auf den Bildschirm und konnte Geralt so galant durch den Kampf führen, ohne darauf zu achten, welche Knöpfe sie drücken musste, während Sakura schon bei dem kleinsten Stress nicht mehr wusste, was welche Taste nun machte. Sie seufzte und lehnte sich unangekündigt an Hinata. Das schreckhafte Mädchen zuckte zusammen, blickte nur kurz zu Sakura und dann wieder zum Fernseher. »Ich beneide dich darum, Sakura-chan«, sagte Hinata, als würde sie mit dem Fernsehgerät sprechen. »Deine Eltern kümmern sich um dich und interessieren sich dafür, wie es dir geht und was du machst.« »Das machen deine Eltern auch«, konterte sie und verschränkte die Arme vor ihrer Brust. »Mein Vater schickt einen der Bediensteten, oder höchstens meinen Cousin, aber deine Eltern würden dich persönlich abholen.« Sakura sah zu ihrer Freundin, die immer noch den Bildschirm vor sich fixierte. Man konnte es Hinata zwar nicht ansehen, aber sie wusste, dass ihre Freundin unter dem Gewicht ihres Namens und ihren Vater litt. Natürlich verbarg sie es vor anderen, aber Sakura meinte hinter ihre Fassade blicken zu können. Statt weiter über das Thema zu sprechen, wand sie sich dem Bildschirm zu und beobachtete wie Hinata den Spielecharakter durch die düstere Welt lenkte und spawnende Monster mit dem Silberschwert niederstreckte. Hinata war dabei immer so konzentriert, dass Sakura sich nicht sicher war, ob sie sich wirklich auf das Spiel fixierte, oder in ihren Gedanken etwas ganz anderem nachhing. Kurzerhand drehte sich Sakura auf den Bauch, legte ihre Arme um Hinatas Hüfte und vergrub ihr Gesicht in ihre Hüfte. Sie atmete Hinatas Duft ein und schloss die Augen. Wie gerne würde Sakura sie umarmen und an sich drücken würde. Sie würde Hinata trösten und für sie da sein, sie stützen. Und so gerne, würde sie ihre Freundin küssen, aber sie wusste nicht, wie Hinata fühlte. Sie musste sie fragen: »Hinata?« »Ja?« »Frag sie, frag sie. Trau dich«, dachte Sakura, aber egal wie sehr sie es wollte, sie fand einfach nicht den Mut dazu, diese alles entscheidende Frage zu stellen und plante um, um die Situation nicht merkwürdiger zu machen. »Bleibst du zum Essen?« Hinata legte ihre Hand auf Sakuras Kopf und strich sanft durch ihr Haar. »Gerne doch. Wenn du es dir wünschst.« Sakura konnte nicht anders als zu schmunzeln. Jede noch so kleine und kurze Berührung von Hinata genoss sie in vollen Zügen. »Danke.« ◊ Kapitel drei -------------- Es war nicht wirklich warm, aber auch nicht kalt und Sakura hatte darauf bestanden, dass sie ihren geplatzten Plan nachholten und ein Eis essen gehen. Zudem hatte ihre Mutter zu ihrem Leidwesen den Drang, im Minutentakt nach ihrer Nähe zu suchen. Deswegen war sie lieber mit Hinata über all anders, als bei sich zu Hause. Und vielleicht hatte sie ja endlich die Chance Hinata ihre Gefühle zu gestehen. Nachdem sich Hinata am vergangenem Tag auf den Heimweg gemacht hatte, hatte Sakura sich noch stundenlang darüber geärgert, weil sie sich nicht getraut hatte ihr ihre Gefühle zu gestehen. Das war soweit gegangen, dass sie sich in ihrem Kopf in die verschiedensten Szenarien hineingesteigert hatte. Was, wenn Hinata etwas gegen die Gefühle zwischen zweier Mädchen hatte? Was, wenn sie Sakura danach verachten würde? Dann wären nicht nur die Sommerferien in Eimer und ihre langjährige, wundervolle Freundschaft zerstören. Das war das schlimmste Szenario, das ihr Kopf ihr hatte vorgaukeln können und was sie zum zweifeln brachte. War es das wirklich wert? Was war ihr wichtiger? Ihre Gefühle, oder die bestehende Freundschaft, die so funktionierte, wie sie war? »Sa-ku-ra!« Die Angesprochene schreckte aus ihren Gedanken auf. Hinata stand vor ihr und lächelte sie freundlich an. Um ihrer Mutter früher zu entkommen, hatte Sakura ihre Freundin darum gebeten, dass sie sich im park trafen. Sie hatten eine Parkbank am südlichen Eingang verabredet. Hier saß Sakura und hatte auf ihre Freundin gewartet, weil sie es zu Hause nicht mehr ausgehalten hatte. »Wartest du schon lange auf mich?« Sakura stand auf und zog Hinata in eine Umarmung. »Nicht wirklich. Außerdem würde ich eine Ewigkeit auf dich warten.« »Nicht doch«, sagte Hinata. »Ich hoffe nicht, dass das jemals passieren wird.« Mit einem Lächeln entließ Sakura ihre Freundin aus der Umarmung und nahm stattdessen ihre Hand. Sanft drückte sie diese. »Sollen wir los?« Hinata nickte als Antwort. »Ist es nicht faszinierend, wie launenhaft das Wetter sein kann?«, stellte Sakura die Frage, während sie sich auf den Weg in die Stadt machten. »Erst ist es wunderschön, dann gießt es in strömen, dass man denkt die Welt geht unter und heute haben wir wieder Sommer.« »Wenigstens ist es nicht zu warm.« Sakura nickte zustimmend. »Vielleicht sind dann auch nicht so voll in der Stadt.« Hand in Hand gehend, verließen die beiden Mädchen den Park. Sakura war überglücklich Hinata halten zu können und mit ihr durch die Stadt zu schlendern. Manchmal fragte sie sich, ob sie so nicht wie ein Pärchen auf andere wirkten und wenn ja, waren sie ein Süßes? Die Leute die sich nach ihnen umdrehten, hofften sie, dass sie selbst auch ein so süßes Pärchen sein würden wie Hinata und Sakura es waren? »Sakura?« Erneut wurde Sakura aus ihren Gedanken gerissen. »Was?« »Ist alles in Ordnung?« »J-ja … Natürlich. Warum fragst du?« Hinata schenkte ihrer Freundin einen besorgten Blick. Dann schüttelte sie den Kopf und sagte: »Schon gut. Ich habe mir nur Sorgen gemacht, weil du so abwesend bist.« Also hatte Hinata etwas bemerkt. Zu ihrem Glück nicht, weswegen sie so in Gedanken versunken gewesen war. Aber vielleicht war das die Chance die sie ergreifen sollte. Sie schlenderten Hand in Hand die Straße entlang und waren ungestört. »Du, Hinata … Ich ...«, fing sie an, verstummte dann jedoch. Auf der Stelle verließ sie der Mut, als wäre er nie da gewesen. »Was ist, Sakura?«, fragte Hinata mit einem Lächeln. In ihrer Körpersprache, ihrer Mimik und Stimme war nichts negatives wahrzunehmen und doch konnte Sakura keinen Mut finden um Hinata ihre Gefühle zu gestehen. Mit gesenktem Kopf blieb sie plötzlich stehen. Hinata tat es ihr gleich und sah sie besorgt an. »Ist etwas los?«, fragte sie besorgt. Sakura biss sich auf die Unterlippe. »Jetzt mach schon, frag sie. Sag es ihr.« »Sakura?« Sie schüttelte den Kopf. »Nichts. Ich dachte nur … Ich wollte dir … Ich meine«, Sakura seufzte. Das Gestammel das sie da von sich gab, war ja nicht auszuhalten. Sie musste dem ganzen ein Ende setzen und sich am Riemen reißen. »Ich dachte nur … Vielleicht ist es besser, wenn wir erst in die Stadt gehen und als letztes ein Eis essen.« »Hm«, gab Hinata zu nächst nur von sich. »Du musst etwas besorgen, oder?« Sakura nickte und sah von ihrer Freundin weg. »Ja, ich brauche … Dringend einen neuen Badeanzug. Meiner ist ein wenig … zu klein mittlerweile und … alt.« Hinata lächelte und stimmte dann mit einem nicken zu. »Dann lass uns das so machen.« Sakura war erleichtert und gleichzeitig schämte sie sich für ihre Hintergedanken, die sich seit dem sie sich für diesen Ausflug verabredet hatten, in ihrem Kopf eingenistet hatten. »Okay, wir sind sicherlich auch schnell fertig.« Das Mädchen lächelte nur. »So unschuldig und rein«, dachte ihre Freundin. Sakura fragte sich, was mit ihr nur los war, dass sie Hinata unbedingt dazu bringen wollte einen Bikini anzuprobieren, wo sie doch wusste, dass sie sich schon zierte, einen Badeanzug anzuziehen. Sakura bemühte sich um ein aufrichtiges Lächeln. Sie wollte Hinata zu nichts zwingen, sondern einfach nur ein wenig Spaß mit ihr haben. Was Freundinnen eben so tun im Sommer. Es war doch nichts dabei, wenn sie ein paar Sachen aus- und vor allem anprobierten. »Dann lass uns gehen. Das wird sicherlich lustig.« Hinata schenkte ihr einen fragenden Blick, ehe sie jedoch genauer nachfragen konnte, wurde sie von Sakura mit sich gezogen, die eine genaue Vorstellung davon hatte, wo sie hin wollte. Sie war schon oft da gewesen und hatte sich das Sortiment an Badebekleidung angesehen. Außerdem gab es dort einen eigenen Umkleidebereich, wo sie ungestört waren. Wenn nicht zu viele dort waren, würden sie niemanden belästigen und keiner konnte sie stören. Das Geschäft das Sakura mit Hinata betrat, war eines der größten in der ganzen Stadt. Wer etwas zu Anziehen, für akzeptable Preise suchte, ging hier hin. Deswegen war es immer gut besucht. Heute hielt es sich in Grenzen. Der Andrang hielt sich in Grenzen. Wahrscheinlich weil es Sommerferien waren und wegen des schrecklichen Wetters am gestrigen Tag, lieber draußen unterwegs, als einkaufen zu gehen. Ein paar Mädchen waren in der Abteilung für Bademode unterwegs. Sie schauten sich die Bikinis an und kicherten zusammen. Sie schauten kurz auf, als Sakura und Hinata ebenfalls an die Kleiderständer traten, interessierten sich jedoch nicht weiter für sie und kicherten wieder. »Schau mal«, sagte Sakura kurz nachdem sie angefangen hatte sich die Badeanzüge anzuschauen. Sie hatte ein weißes Exemplar mit Kirschblütenmotiv herausgesucht. »Was sagst du zu den?« »Für die Schule?«, fragte Hinata und begutachtete den Badeanzug skeptisch. »Mein du nicht, dass etwas dezenteres angebrachter wäre? Etwas Einfarbiges?« Enttäuscht seufzte Sakura und hängte den Badeanzug wieder weg. »Natürlich hast du recht«, stimmte sie ihrer Freundin zu. »Aber was wenn er nicht für die Schule wäre, sondern für die Freizeit wäre?« »Das wäre etwas anderes, denke ich.« Sakura zog einen weiteren Badeanzug heraus. Dieser war gelb und hatte weiße Punkte. Zwei unterschiedlich lange Rüschen um den Hüftbereich deuteten einen Rock an. Er war recht Figur betont und hatte einen tiefen Ausschnitt. »Und was sagst du zu diesem?« Es war deutlich sichtbar, dass Hinata das Thema nicht wirklich behagte. »Er ist … niedlich«, sagte sie und wendete sich ab. »Was sagst du zu diesem hier?« Hinata zeigte ihr einen schlichten, dunkelblauen Badeanzug, ein identisches Exemplar mit denen, die sie für den Schwimm-Club in der Schule trugen. »Der sollte reichen«, sagte sie und nahm ihrer Freundin den Badeanzug ab. »Die Größe stimmt nur nicht, ich brauche einen zwei Nummern größer.« »Okay«, Hinata hing den Badeanzug wieder an seinen Platz und suchte die richtige Größe heraus und reichte ihn Sakura. Diese verkündete nach einer kurzen Überprüfung ihre Begeisterung: »Perfekt. Kommst du mit zur Umkleide?« »Du möchtest ihn anprobieren?« »Ja natürlich«, sagte Sakura und ging zu eben jenen Bereich. Hinata folgte ihr skeptisch. »Es gibt genaue Regeln, wie man damit umzugehen hat. Anprobierte Stücke, dürfen nicht zurück gehängt werden, sondern müssen unbedingt an der Information abgegeben werden, damit sie gereinigt werden können.« Hinata nickte und Sakura verschwand in der Ankleide. Sakura merkte wie ihr Plan zu bröckeln anfing. Es würde schwer sein, Hinata dazu zu bewegen, für sie einen Bikini anzuprobieren. Selbst wenn es nur zum Spaß war. Ganz in Gedanken versunken probierte sie den Badeanzug an. Wie es zu erwarten war, passte er ihr. Sakura hatte schon immer ein gutes Auge für die Größen gehabt, die sie, oder andere trugen. Voller Selbstbewusstsein und vor allem weil es still war, trat Sakura einen Schritt aus der Kabine. Sie schob den Vorhang bei Seite und entdeckte gleich Hinata. »Und? Was sagst du dazu?« Fast schon panisch fuchtelte Hinata mit ihren Armen und bemühte sich sie vor den Blicken Anderer abzuschirmen. Jedoch war weit und breit keiner, der sie hätte sehen können. Die Mädchen die sich Bikinis angesehen hatten, waren nicht mehr zu hören und wahrscheinlich weiter gegangen. »Aber Sakura«, stammelte das schüchterne Mädchen. Sakura hingegen drehte sich unbekümmert auf er Stelle, wie ein Model auf dem Laufsteg. »Hier ist doch keiner.« »Aber trotzdem.« »Den nehme ich. Was meinst du?«, fragte Sakura und grinste ihre Freundin an. Hinatas Gesicht war leuchtend rot. Es würde sie nicht wundern, wenn sie selbst im dunkeln zu sehen sein würde. »E-es sieht gut aus«, murmelte Hinata und bemühte sich nicht zu Sakura zu schauen. »Gut, dann nehme ich ihn«, verkündete das Mädchen und verschwand wieder in der Umkleidekabine. Das sie sich eh schon für diesen entschieden hatte, musste sie ja nicht sagen. Schnell hatte sie sich angezogen und verließ ihre Kabine. Badeanzug und Handtasche, ließ sie darin liegen, denn sie machte sich keine Sorgen, dass irgendetwas abhanden kam. »Und jetzt«, fing sie an, als Hinata ihr einen verwirrten und gleichzeitig fragenden Blick schenkte. Sie nahm ihre Freundin an die Hand und zog sie mit sich. »Möchte ich etwas Spaß haben.« »Spaß?« Bei den Kleiderstangen mit den Bikinis ließ sie Hinata los und tauchte gleich in die Auswahl ein. Nach kurzem Gestöber zog sie einen Bikini in rosa heraus, der aussah, als wäre er lediglich zusammengeknotet. »Schick, oder?« »J-ja … Aber … Wozu?«, wollte die verunsicherte Hinata wissen. »Einfach so. Warum sollten wir nicht einfach ein wenig Spaß haben?«, antwortete Sakura und ging wieder zurück zu den Umkleiden. Hinata folgte ihr zögerlich. Nachdem sie wieder in ihrer Kabine verschwunden war, dauerte es ein paar Augenblicke, bis sie wie zuvor wieder heraustrat und sich ihrer Freundin präsentierte. »Sakura-chan!«, gab Hinata erschrocken von sich und drehte sich beschämt um. »Wenn dich jemand sieht.« »Und wenn … Wir sind komplett alleine und außerdem...« Sakura lehnte sich an den Rahmen ihrer Kabine, als würde sie für ein Fotoshooting posieren. »Wenn ich schwimmen gehe, würde mich auch jeder in einem Bikini sehen.« »A-aber«, nur zögerlich drehte sich Hinata wieder zu ihrer Freundin um. »Wir … Sind doch ein, sind wir nicht zu jung dafür?« Sakura sah an sich herunter. Gewiss, Hinata hatte in einem Punkt recht: Sakura war durchaus zu jung dafür. Ihr fehlte einfach noch die Oberweite um einen Bikini wirklich tragen zu können. Das galt jedoch nicht für Hinata. In einer Kurzschlussreaktion eilte Sakura an ihrer Freundin vorbei, so wie sie war und ließ die verwirrte und besorgte Hinata einfach stehen. Jedoch nicht für lange. Schnell hatte Sakura einen Bikini herausgesucht und war wieder bei Hinata zurück. »Tadaaaa« Sakura präsentierte ihrer Freundin einen eleganten, dunkelblauen Bikini, der mit goldenen, dezenten Punkten übersehen war. Man konnte meinen, dass es sich dabei um Sterne handelte. Das Höschen, als mehr konnte man dieses nicht bezeichnen, wurde seitlich von zwei goldenen Ringen zusammengehalten. Sakura lächelte ihre Freundin an, während sie ihr den Bikini entgegen hielt. »Was ?« »Probier ihn an.« Hinata schüttelte ihren hochroten Kopf. »Nein!« »Nur zum Spaß. Da ist doch nichts bei.« »A-aber ...« »Wir sind doch unter uns. Ich habe doch auch einen anprobiert.« Hinata betrachtete den Bikini und dann Sakura. Dann wieder den Bikini. »So etwas steht mir doch gar nicht.« »Das weißt du doch gar nicht, ehe du es nicht ausprobiert hast«, versuchte Sakura ihre Freundin zu ermutigen. Hinata biss sich auf die Unterlippe. Sie haderte mit sich, das konnte man ihr genau ansehen und als Sakura gerade aufgeben wollte, nahm sie den Bikini entgegen. »Aber nur kurz«, murmelte sie und ging in die Umkleide die Sakura zuvor schon genutzt hatte. Sakura blieb davor stehen und wartete geduldig ab, bis ihre Freundin wieder heraus kam. Sie war es ja schon gewohnt auf sie zu warten. Deswegen hatte sie auch ein Gefühl dafür, wie lange Hinata brauchte um sich umzuziehen. »Hinata?« Es kam keine Reaktion aus der Umkleidekabine. »Bist du fertig?« Wieder kam keine Reaktion von ihrer Freundin. Also entschied Sakura sich dazu, den nächsten Schritt zu machen: »Ich komm rein, ja? Dann musst du dich nicht hier draußen zeigen.« »Was?«, fragte Hinata, doch da war es schon zu spät. Sakura war durch den Vorhand gerutscht und stand vor ihr. Hinata versuchte mit hochrotem Kopf den Bikini mit ihren Armen zu verdecken, aber das gelang ihr nicht wirklich. »Schau doch nicht.« Sakura – selbst mit rötlich gefärbten Wangen – konnte jedoch nicht anders als sie anzusehen. »Es ist … Alles in Ordnung.« »Das sieht schrecklich aus an mir«, murmelte Hinata. Unsicher schielte sie zum Spiegel hinter ihr und ihre Freundin schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf. Sakura nahm ihre Hände und zog sie von ihrem Körper weg, sodass sie Hinata im ganzen betrachten konnte. Der Bikini schmeichelte ihrem Körper. Die dunkle Farbe bildete einen wundervollen Kontrast zu Hinatas ungewöhnlich hellen Haut und ihre Oberweite kam noch besser zur Geltung. Im Gegensatz zu ihr, kam sich Sakura wirklich wie ein kleines Mädchen vor, dass den Bikini ihrer älteren Schwester heimlich angezogen hatte. Sie biss sich auf die Lippen. Hinata war wirklich wunderschön und daran konnte nicht einmal die beschämte Röte in ihrem Gesicht etwas ändern. Wenn sie es nicht schon wäre, hätte sie sich auf der Stelle in sie verliebt. Sakura lächelte. »Du hast keinen Grund dich zu schämen.« Sie legte ihre Hände auf Hinatas Schultern und drehte sie sanft zu dem Spiegel um. »Du bist eine wunderschöne, junge Frau.« Das schüchterne Mädchen vermied es, ihr Spiegelbild anzuschauen. »Sakura-chan.« »Schau.« Mit einem leichten streichen über Hinatas Wange, brachte sie das Mädchen dazu, sich zu betrachten. Ihre Hände lagen wieder auf ihren Schultern. »Sicher ist jedes Mädchen neidisch auf dich.« Hinata schüttelte schüchtern den Kopf. »Bestimmt nicht.« »Doch. Denn ich bin es«, gestand Sakura. Dabei würde es ihr reichen, wenn Hinata ihre Gefühle erwidern würde. Aber nun musste sie ihre Freundin erst einmal aufbauen. Sakura ließ ihre Hände an Hinatas Armen entlang gleiten. »Eine so weiche Haut und seidig langes Haar«, sagte sie und man konnte zusehen wie das Rot auf ihren Wangen dunkler und kräftiger wurde. Sie legte ihre Hände auf ihre Hüften. »Du musst dich echt nicht verstecken. Das steht dir.« »Sakura-chan«, murmelte sie verlegen. Mit einem Lächeln umarmte Sakura ihre Freundin von hinten und drückte sie an sich. »Mir gefällt es auf jeden Fall.« »Danke«, murmelte Hinata und Sakura spürte eine angenehme Wärme in ihrer Brust aufkommen.   ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・   Das Eiscafé, das sie aufgesucht haben, war gut besucht. Hinata und Sakura haben lediglich einen Tisch drinnen bekommen, weil draußen alles gefühlt doppelt belegt war. Sie hatten dafür ein relativ ruhiges Eckchen erwischt. Ganz in ihrer Nähe saß eine Gruppe von Freunden, die stellenweise etwas lauter miteinander redeten, aber ansonsten war es recht ruhig. Sie konnten sogar die Musik hören, die aus den Boxen drang. »Ich hoffe du bist mir nicht böse«, sagte Sakura, während sie in ihrem Pralineneisbecher herumstocherte. Seit sie das Geschäft verlassen hatten, plagte sie die Angst, dass sie es übertrieben hatte. Hinata schüttelte den Kopf. Vor ihr stand ein Erdbeereisbecher auf dem Tisch. »Es ist schon in Ordnung.« »Wirklich?« Ein Nicken. »Was ich gesagt habe, meine ich ernst. Du siehst wirklich gut aus und du hast keinen Grund dich für irgendetwas zu schämen.« »Es ist wirklich alles in Ordnung«, versicherte Hinata erneut. Ihr schien das Thema immer noch unangenehm zu sein. Doch Sakura war es einfach zu wichtig um damit aufzuhören: »Ich will nur nicht, dass das zwischen uns steht und unsere Freundschaft beeinträchtigt.« Nun sah Hinata auf. »Wie meinst du das?« »Ich habe einfach Angst, das du nun wütend auf mich bist und mich hasst, aber es nicht zugeben möchtest, weil du zu höflich bist.« Hinata schüttelte den Kopf. »Nicht doch ...« »Ich wollte wirklich nur ein wenig Spaß mit dir haben und dich nicht verletzen. Dazu wäre ich gar nicht in der Lage, weil ich … weil du … ich … du ...« Sakura verstummte und blickte zur Seite. Sie schaffte es einfach nicht ihr ihre Gefühle zu gestehen. Sie zweifelte auch daran, dass es eine gute Idee wäre, ihr von ihrer Liebe für sie zu erzählen, während sie sich für die Aktion mit dem Bikini entschuldigte. Aber sie musste es tun. Sakura sah die besorgte Hinata an und wollte all ihren Mut zusammen nehmen. »Du bist mir einfach als Freundin zu wichtig, als das ich dich verlieren will.« Hinata legte ihre Hand auf die von Sakura. »Ich kann dir versichern, dass es nichts an unserer Freundschaft ändern wird. Ich bin dir nicht böse und es war schließlich meine eigene Entscheidung zuzustimmen, oder?« Sakura spürte wie ihre Wangen sich rötlich verfärbte. Sie fühlte sich in Hinatas Haut versetzt. Sonst war sie immer diejenige, die errötete. »Danke. Das bedeutet mir wirklich viel, Hinata-chan.« Ihre Unterhaltung wurde von einem lauten Schrei unterbrochen. Plötzlich stürmten Leute in das Café und kurz darauf erklang ein lauer Donner von draußen. Anscheinend war in der Zeit, in der die beiden Mädchen hier gesessen haben, war anscheinend ein starkes Gewitter aufgezogen. In Sekundenschnelle war das Eiscafé vollkommen überfüllt und laut. »Ich denke wir haben die Gewinnerwolke«, murmelte Sakura und rutschte näher an Hinata heran. Gleichzeitig rutschte Hinata an sie heran. »Was hast du gesagt?«, wollte Hinata wissen. »Ah«, Sakura winkte ab. »Nur ein Gedanke den ich gestern während des ganzen Regens hatte. Also komplett unwichtig.Viel wichtiger ist, dass wir wahrscheinlich erst einmal nicht nach hause kommen, wenn da draußen die Welt untergeht.« ◊ Kapitel vier -------------- Das Gewitter hatte sich über Nacht gelegt. Was geblieben war, waren der Regen und der starke Wind. Dabei hatten sie eigentlich geplant gehabt schwimmen zu gehen. Also verschob sich ihr Plan erneut. Zu ihrem Leidwesen konnte Hinata dieses Mal jedoch nicht zu ihr kommen. Hinata gehörte zu den Schülern, die auch in ihren Ferien Unterricht hatten. Prüfungsvorbereitend für die Aufnahme auf einer Universität, wobei sie davon noch Meilen weit entfernt waren. Die Nachricht von Hinata am Morgen zum Frühstück, hatte Sakura einen kleinen Stich versetzt. Der erste Tag in den Sommerferien, den sie nicht zusammen verbrachten und auch wenn es gerade mal der dritte Tag ihrer Ferienzeit war, kam es ihr bereits wie eine Ewigkeit vor. Wahrscheinlich weil sie auch während der Schulzeit jeden möglichen Moment zusammen verbrachten. Ob in-, oder außerhalb der Schulzeit. Deswegen hatten sie sich auch auf den Schwimmclub der Schule geeinigt und waren ihm beigetreten und das obwohl Hinata alles andere als sportlich war und sich nicht wirklich traue, sich den anderen im Badeanzug zu zeigen. Nein, Hinata war ein eher intellektueller Mensch, während Sakura eine Mischung aus beidem war, sportlich und klug, war Hinata diejenige, die sich in Bücher versinken lassen und ihr Wissen aufnehmen konnte, als wäre es etwas zu trinken, oder etwas zu essen und sie konnte so anmutig Ballett tanzte und Violine spielten, als wäre sie nicht von hier. Sakura hingegen konnte Auswendig lernen. Sie war gut in der Theorie, nicht dumm, aber die Praxis fiel ihr ihn einigen Bereichen schwer. Sie war in der Lage zu lernen, für Prüfungen, aber wenn sie das Wissen nicht pflegte, verschwand es. Dafür war sie sportlich. Sakura konnte den Kopf abschalten und sich am besten konzentrieren, wenn sie sich sportlich betätigte. Sie half aus, in diversen Sport-clubs auf ihrer Schule und jede war traurig gewesen, als sie sich für ihre Freundin für den Schwimm-Club entschieden hatte. Einmal hatte sie sogar im Fußball-Club der Jungen ausgeholfen, als ihnen während eines Turniers, einer der besten Spieler ausgefallen waren. Der Sieg war ihr der liebste, an den sie sich erinnerte. Hinata und sie waren so unterschiedlich wie sie es nur sein konnten und dennoch hingen sie so viel zusammen und nahmen so vieles gemeinsam. Zum Beispiel spielten sie zusammen das Spiel „The Witcher III – The wild Hunt“ und das obwohl niemand es von Hinata erwartet hatte. Aber Sakura war nicht danach weiter zu spielen. Ohne ihre beste Freundin fehlte ihr der Antrieb und der schreckliche Regen da draußen hielt sie davon ab, überhaupt irgendetwas zu machen. Also lag sie auf ihrer Couch, den Fernseher ausgeschaltet und aus ihrer alten Musikanlage schallte leise Pop Musik, der sie nicht einmal zuhörte. Sie stieß ein Seufzen aus und ließ ihre rechte Hand von ihrer hängen, während sie an die Zimmerdecke blickte. Ihre Gedanken verstreuten sich in die Leere und ihre Glieder entspannten, als würde sie schlafen. Das Smartphone, das sie in der hinabhängenden Hand gehalten hatte, fiel zu Boden und riss sie wieder in die Wirklichkeit. Eine Angst machte sich in ihr Breit, so ganz plötzlich, wie ein herabfahrender Blitz bei einem Gewitter und sie saß Kerzen gerade auf ihrer Couch. Zu ihren Füßen rutschte ein Kissen zu Boden, doch darauf achtete Sakura nicht, sie hatte lediglich nur einen Gedanken im Kopf: Ihr Vorhaben war gefährdet! Bisher hatte sie nicht die Möglichkeit gehabt mit Hinata über ihre Gefühle zu sprechen und was war, wenn dies so blieb? Wenn es immer wieder so regnete und sie in Sakuras Zimmer vor der Konsole saßen, oder Hinata ans Lernen gebunden waren. Ihr Zimmer erschien ihr nicht im geringsten der richtige Ort für ein solches Geständnis, es fühlte sich in Gedanken nicht richtig an. Außerdem hatte sie – tief in ihrem Inneren – Angst vor einer Absage Hinatas und an diese, würde Sakura sich wohl immer und immer wieder daran erinnern und es nicht mehr in ihrem eigenen Zimmer aushalten würde, ohne sich das Herz auszuweinen. Nein, Sakura hatte sich vorgenommen ihrer langjährigen und wichtigen Freundin an einem schöneren Ort ihre Gefühlen zu gestehen. Aber nun machte sich die Angst in ihr breit, dass sie niemals dazu kommen würde, wenn das Wetter sich gegen sie wandte. Sie brauchte eine Sicherheit, sie brauchte die Sicherheit, dass sie Hinata ihre Liebe gestehen konnte, ganz egal was diese ihr antworten würde, aber nur wie? Sakuras Blick schweifte Ängstlich durch ihr Zimmer, als würde sie von irgendeiner Ecke beobachtet werden und blieb an ihrem Schreibtisch hängen. An der Wand dahinter hingen neben Fotos mit ihren Freunden – die meisten natürlich von ihr und Hinata – Postkarten und eine Idee nistete sich in ihr ein: Ein Brief! Es war altmodisch und sie hatte noch nie einen Liebesbrief geschrieben, wenn man den an einen Jungen in der Grundschule ignorierte, aber er war so viel persönlicher, als eine Nachricht via Handy, oder eine E-Mail. Sie musste sich nur dran setzen. Mit einem Schwung war Sakura auf den Beinen und ging auf ihren Schreibtisch zu. Doch gerade als sie sich auf den alten Stuhl setzen wollte, verließ sie der Mut und sie zweifelte an ihrer Idee. War sie überhaupt in der Lage dazu, einen solchen Liebesbrief zu schreiben? Sie erinnerte sich nur ungern an den Brief, den sie damals als Grundschülerin geschrieben hatte. Zwar hatte sie dem Jungen all ihre Gefühle hineingeschrieben, aber er war genauso gescheitert, wie er schlecht gewesen war. Sakura schüttelte den Kopf um die beschämenden Erinnerungen daran wieder los zu werden. Damals war sie ein Kind gewesen, ohne Erfahrungen, oder Wissen über die Liebe. Heute war es anders. Die Gefühle die sie für Hinata hegte, waren nicht nur kindliche Schwärmerei, sondern aufrichtig und echt. Auch wenn sie immer noch nicht alles über die Liebe wusste, wusste sie, dass sie Hinata liebte, so aufrichtig wie es einem Menschen nur möglich war. Nur deswegen war sie in der Lage neuen Mut zu fassen und sich an den Tisch zu setzen. Sie nahm aus einer der Schubladen ihr schönstes Briefpapier und breitete es vor sich aus. In ihrer schönsten Handschrift, schrieb sie den Namen ihrer Freundin auf das Blatt und betrachtete es. Erneut zweifelte sie. Ob es eine gute Idee war direkt auf dem teurem Briefpapier zu schreiben, dass ihr Vater ihr von einer Reise ins Ausland mitgebracht hatte? Innerlich schüttelte Sakura den Kopf und zog einen einfachen Schreibblock aus einer anderen Schublade heraus. Für den Anfang und zum üben würde das ausreichen und sie fing an, erste Worte auf das Blatt zu schreiben.   [Liebe Hinata]   Sakura betrachtete die beiden Worte und atmete einmal tief ein.   [Geliebte Hinata]   Schrieb sie und legte den Kopf schief. Das war zu viel, oder? Außerdem klang das schrecklich merkwürdig.   [Hallo Hinata]   Der Brief sollte etwas besonderes werden, da konnte Sakura doch nicht so etwas lapidares wie „Hallo Hinata“ benutzen.   [Sehr geehrte Frau Hyuuga]   schrieb Sakura und strich die Worte gefrustet wieder durch. Sie ließ ihren Kopf auf den Block sinken und seufzte genervt. Wenn sie schon an so etwas einfachem, wie der Anrede verzweifelte, wie sollte sie es dann schaffen, den Brief schreiben? Das war schließlich der wichtigste teil an dem Ganzen, von dem so viel abhing und sie scheiterte an einer Begrüßung. »Hi«, murmelte Sakura gegen das Blatt unter ihr. »Hallo, geliebte Hinata.« Sie spürte sofort wie sich ihre Wangen rot verfärbten. »geliebte Hinata«, dachte sie. Es stimmte zwar, aber sie wusste nicht, ob es der richtige Anfang war, oder sie ihre Freundin verschrecken würde, ehe sie wusste, was Sakura ihr in diesem Brief schrieb. »Liebste Hinata«, flüsterte Sakura dann. Sie schloss die Augen. »weißt du eigentlich, wie schwer es mir fällt, dich anzusprechen?« Plötzlich öffnete sie wieder ihre Augen. Das ihre Stirn nun voll mit Tintenklecksen war, weil sie ihren Kopf auf ihre ersten Schreibversuchen abgelegt hatte, wusste sie nicht. Es wäre ihr auch schlicht und einfach egal gewesen. Stattdessen schrieb sie ihre neue Idee auf ihr Probierblatt.   [Liebste Hinata]   Ja, das klang gut. Nicht zu hochgestochen, aber auch nicht zu kitschig. Das war genau das, was sie sagen wollte. „Liebste Hinata.“ Als wenn sie noch mehr Hinatas hatte. Nein, es gab nur diese eine für sie und es gab auch keinen weiteren Menschen, für den sie so empfand wie für ihre Freundin und genau das wollte sie mit ihrem Brief sagen. Zufrieden lächelte Sakura und betrachtete die beiden Wörter. Leider war dies noch lang nicht alles. Der wichtigste Inhalt des ganzen Briefes hatte sie noch vor sich und das – so versprach sie es sich – war das schwerste von allem. Aber die erste Hürde, hatte sie zumindest genommen. »Was machst du da, Sakura?« Das plötzliche Erklingen der Stimme ihrer Mutter ließ sie zusammen zucken. Panisch verbarg Sakura das geschriebene unter ihrem Oberkörper und sah Mebuki so feindselig an, wie sie es als ihre Tochter nur konnte. Ihre Mutter stand hinter ihr und hatte ihr über die Schulter geschaut. Nun wo Sakura in ihre Abwehrstellung gegangen war, schaute sie ihre Tochter fragend und verwirrt an. »Kannst du nicht klopfen?«, wollte Sakura abweisend wissen. Was wenn ihre Mutter verstanden hatte, was sie da geübt hatte? Wie würde sie darauf reagieren, dass ihre Tochter sich für eine junge Frau interessierte? »Habe ich«, erwiderte Mebuki in einem fast schon beleidigten Ton. Sie verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust, ehe sie weitersprach: »Ich habe mehrmals geklopft, aber du hast einfach nicht reagiert! Dabei ist deine Musik gar nicht so laut!« Erst jetzt bemerkte Sakura, dass ihre Musikanlage noch an war. Ein Lied von Mayumi Gojo wurde abgespielt, aber sie erkannte er beim besten Willen nicht. »Nach ein paar Augenblicken habe ich befürchtet, dass du dich einfach aus dem Haus geschlichen hast, ohne etwas zu sagen. Und das bei dem Wetter!« Sakura sah zu ihrem Fenster hinaus. Es regnete unverändert in Strömen. »Bist du verrückt?«, wollte sie von ihrer Mutter wissen. »Wo sollte ich bei dem Wetter hin?« Mebuki zuckte mit den Schultern. »Was weiß ich? Zum Sport? Du wolltest heute schwimmen gehen.« »Ja, mit Hinata«, gab Sakura murrend von sich und versuchte den Block und das Briefpapier so unauffällig wie möglich in der obersten Schublade verschwinden zu lassen. Der Ton mit dem sie sprach, klang so vorwurfsvoll, als müsste ihre Mutter Bescheid wissen: »Aber die kann nicht.« »Das weiß ich.« Sakura hatte ihre Enttäuschung nach dem Erhalt der Absage nicht verbergen können. Natürlich hatte ihre Mutter davon gewusst. »Aber bisher hat dich nichts davon abgehalten Sport zu machen.« Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich wollte mit Hinata schwimmen gehen, aber das geht heute nicht, also gehen wir ein anderes Mal.« »Und deswegen reagierst du nicht auf mein Klopfen?« Sorge klang aus der Stimme ihrer Mutter hervor und Sakura hatte sofort ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Mutter so abweisend behandelt hatte. »Ich war … Einfach zu beschäftigt.« »Womit?« Die Neugierde ihrer Mutter trieb die Wut in Sakura an. Warum wollte sie sich in Dinge einmischen, die sie eigentlich nichts angingen? Sie wollte ihr nichts von dem Brief erzählen. »Ich sehe, du hast etwas geschrieben«, sagte Mebuki und deutete auf Sakura. »Deine Stirn ist voll mit Tinte.« Erschrocken stand Sakura von ihrem Stuhl auf »Was?«, murmelte sie und eilte zu dem kleinen Wandspiegel den sie in ihrem Zimmer hängen hatte. Sie befürchtete, dass man die Worte die sie geschrieben hatte darauf lesen konnte, aber es waren nur nicht deutbare Flecken. Prüfend wischte sie mit ihren Fingern über ihre Stirn, aber die Tinte ging nicht weg. Also musste sie ihre Stirn im Badezimmer säubern. Ihre Mutter bedachte sie mit einem besorgtem Blick. »Du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst, oder?« Sakura wand sich zu ihr um und sah verwundert an. »Warum meinst du das?« Mebuki schüttelte den Kopf. »Ich bin deine Mutter, ich sehe doch, dass dich etwas beschäftigt. Wir Mütter haben da quasi einen Sinn für. Also«, sie schritt auf ihre Tochter zu und zog sie in ihre Arme ehe sie weitersprach: »kannst du immer zu mir kommen, wenn dich etwas bedrückt.« Sakura seufzte innerlich. Seit wann war ihre Mutter so anhänglich? Sonst war sie nie so sentimental gewesen. Ganz im Gegenteil: Ihre Eltern gehörten zu denen, die zu keinem Scherz nein sagten und auch über all eine Chance dafür sahen. Aber nun war ihre Mutter so besorgt. Sakura war sich gar nicht bewusst, wie sie nach außen hin gewirkt haben musste. »Du musst dir keine Sorgen um mich machen«, sagte Sakura und erwiderte die Umarmung ihrer Mutter. »Ich war einfach nur ein wenig Enttäuscht, weil Hinata abgesagt hat.« »Du hattest dich so darauf gefreut, stimmt‘s?« Sakura nickte nur stumm. »Ihr habt noch genug Zeit um das Schwimmen nachzuholen.« »Ja«, murrte sie als Antwort. Natürlich hatten sie dafür noch genügend Zeit, schließlich hatten ihre Ferien gerade erst angefangen. Das ausgefallene Schwimmen war auch nicht das, was sie so sehr störte. Aber von ihren Gefühlen für Hinata wollte und konnte sie ihrer Mutter einfach nichts erzählen. »Du siehst Hinata so oft«, sagte Mebuki dann plötzlich. »Du machst gar nichts mehr mit Ino.« Erschrocken drückte sich Sakura von ihrer Mutter weg. »Wie kommst du denn jetzt darauf?« Mebuki lächelte. »Ich habe sie gestern getroffen, als ich in der Stadt einkaufen war. Wir haben uns ein wenig unterhalten.« Sakura wandte den Blick ab. Ino Yamanaka war seit dem Kindergarten ihre beste und dickste Freundin. Sie hatten immer alles zusammen gemacht. Ob Spielen, Sport, oder in den gleichen Jungen verliebt sein. Sie hatten sich oft gestritten und wieder vertragen. »Was ist passiert? Habt ihr euch gestritten?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, haben wir nicht.« »Was dann?« Warum wollte ihre Mutter eigentlich so penetrant eine Antwort von ihr haben? Als Sakura sich ihrer Gefühle für Hinata bewusst wurde, hatte sie angefangen sich von Ino zu distanzieren, aus Angst sie würde hinter ihre verheimlichten Gefühle kommen und sie dafür verurteilen, weil sie in ein Mädchen verliebt war. »Wir gehen einfach in unterschiedliche Klassen«, sagte Sakura. Es war die halbe Wahrheit. Tatsächlich waren sie seit der Mittelstufe in unterschiedlichen Klassen und sahen sich in der Schule weniger. »Wir sehen uns weniger. Das ist alles.« »Hmmm«, gab Mebuki von sich und schien zu überlegen. »Was hältst du davon, wenn wir Ino zum Essen einladen? Wie früher.« Zurückhaltend nickte Sakura. Was sollte sie dazu sagen? Sie mochte Ino immer noch als Freundin war sie ihr wichtig, aber sie kannte Sakura zu gut. Was wenn sie etwas bemerkte? Aber was sollte sie schon bemerken, wenn sie zum Essen kam? Da war gar nichts bei. »Gut«, sagte ihre Mutter begeistert. »Dann verabrede dich mit ihr und sag mir einfach Bescheid.« »Warum?« »Was meinst du?« Sakura zuckte mit den Schultern. »Ich meine … Warum ist dir das so wichtig?« »Ich mache mir eben Sorgen um dich. Du bist den ganzen Tag schon so still und das nur weil Hinata dir abgesagt hat. Vielleicht klammerst du dich ein wenig zu sehr an sie. Du solltest dich auch mal mit deinen anderen Freunden treffen, nicht immer nur mit einer.« Sie wusste nicht ob sie wirklich das hörte, was ihre Mutter da sagten. Vielleicht verstand sie die Worte auch einfach nur falsch, aber plötzlich spürte sie eine aufkommende Wut und schob ihre Mutter eben so wütend aus ihrem Zimmer. »Lass mich in Ruhe mit deiner angeblichen Sorge um mich«, keifte sie ihre Mutter an und schmiss regelrecht die Türe zu. Schlecht gelaunt lehnte sie sich an die verschlossene Tür, hinter der ihre Mutter besorgt nach ihr rief, aber Sakura ignorierte sie einfach und ließ sich zu Boden rutschen. Was fiel ihr eigentlich ein? Sakuras schlechte Laune hielt nicht lange an, dann tat es ihr auch wieder Leid, wie sie sich ihrer Mutter gegenüber verhalten hatte. Ihrer Mutter gegenüber wollte sie das jedoch nicht, dafür war sie noch viel zu beleidigt. Mebuki hingegen wurde nicht müde nach ihrer Tochter zu rufen und um Einlass zu bitten. »Geh eich fach weg«, flehte Sakura sie an. »Aber Sakura, Schatz ...« »Lass mich einfach alleine!«, verlangte Sakura und es wurde still. Sie hörte ihre Mutter seufzen und dann ihre Schritte, die sich von ihrem Zimmer entfernten. Endlich hatte sie wieder ihre Ruhe. Sie seufzte und legte ihren Kopf auf ihren Knien ab. Ihr war bewusst, dass sie ihre Mutter ungerecht behandelt hatte und das sie sich bei ihr entschuldigen musste, aber nicht jetzt. Später. Jetzt wollte sie erst einmal ihre Ruhe haben. Dabei hatte sie nun beim besten Willen nicht mehr den Kopf dafür um sich an den Brief für Hinata zu setzen. Den restlichen Tag auf dem Boden vor der Tür sitzen, nur damit ihre Mutter nicht wieder in ihr Zimmer kommen konnte, wollte sie nun auch nicht sitzen. Außerdem war sie sich sicher, dass ihre Mutter sie nicht mehr besuchen und sie in Ruhe lassen würde. Sakura hob den Kopf und sah aus dem Fenster hinaus. Es regnete immer noch. Aus ihrer Musikanlage drang das Lied „Manatsu no Sounds Good!“ Von AKB48, als wolle wollte irgendjemand Sakura verhöhnen. »Hochsommer«, murmelte Sakura und stand auf. »Paaah, das ich nicht lache. Meine Sommerferien sind bisher ein Witz.« Sie musste sich in Erinnerung rufen, dass sie gerade mal drei Tage der sechs Wochen Sommerferien gehabt und noch massig viel Zeit um etliche Dinge zu erledigen. So viele Sachen fielen ihr gar nicht ein, die sie unternehmen konnte. Es frustete sie einfach nur so ungemein, dass nichts nach Plan lief. Das Wetter vor den Ferien war grandios gewesen. Sie hatten es kaum ausgehalten, so warm war es gewesen, aber jetzt, wo sie nicht mehr zur Schule gehen mussten, war es andauernd am regnen und das Wetter war schlecht. Aber was brachte es, sich über das schlechte Wetter zu beschweren? Genauso wenig wie ihre miserable Laune an ihrer Mutter auszulassen. Ihre Mutter. Sie hatte tatsächlich schon lange nichts mit Ino unternommen und wenn sie tief in sich hineinhorchte, vermisste sie ihre langjährige Freundin wohl auch. Nicht das sie es bereute, jede mögliche Zeit mit Hinata zu verbringen, aber eine so langjährige Freundschaft wie sie sie mit Ino pflegte, hinterließ ihre Spuren. Vielleicht war es gar keine so doofe Idee ihre beste Freundin zum Essen einzuladen, auch wenn das vielleicht auch merkwürdig war. Sie sprachen in letzter zeit kaum ein Wort mehr miteinander und dann wollte sie Ino aus heiterem Himmel zum essen einladen? Das war vielleicht etwas sehr merkwürdig. Sie sollte sich wohl noch etwas anderes einfallen lassen. Sie waren immer zusammen ins Kino gegangen, in die Stadt zum bummeln, oder sie hatten zusammen in Zeitschriften geblättert und gelacht. Sie hatten sogar eine Zeitlang zusammen Sport gemacht, aber das war in ihrer Grundschulzeit. Ab der Mittelschule hatte sich Ino nicht mehr für Sport erwärmen können, sondern mehr und mehr im Blumengeschäft ihrer Eltern ausgeholfen und sich für eben diese interessiert. Sakura kannte niemanden, der sich besser mit Blumen und ihrer Bedeutung auskannte. Ino arrangierte zudem die besten Blumensträuße weit und breit. Aber ihr fiel beim besten Willen nichts ein, was sie mit Ino unternehmen könnte. Sakura ging zu ihrer Couch und ließ sich genervt auf diese sinken. Sie schob die ganze Situation auf das bedrückende Wetter. Ihre Lustlosigkeit, ihren Streit mit ihrer Mutter. Nur die Tatsache, dass sie unfähig war diesen Brief zu schreiben, kam nicht von dem schlechten Wetter. Den könnte sie auch bei strahlendem Sonnenschein nicht schreiben. Ganz davon zu schweigen, dass sie dann etwas mit Hinata unternehmen würde. »Habe ich denn überhaupt Zeit um etwas mit Ino zu unternehmen?«, murmelte Sakura vor sich hin und blickte zur Zimmerdecke hinauf. Sie seufzte. Gerade in diesem Moment hatte sie keine Verabredung mit Hinata und somit Zeit für Ino, aber ob diese auch gerade nichts zu tun hatte? Es gab nur eine Möglichkeit um das heraus zu finden und zwar Ino direkt zu fragen! Sie suchte nach ihren Smartphone, konnte es aber nicht auf dem ersten Blick finden. Erst nach wenigen Augenblicken und genauerem hinsehen entdeckte sie es auf dem Boden liegend. Sie konnte sich nur nicht daran erinnern, wann es da hingekommen sein könnte. Sie griff umständlich danach, weil sie einfach zu wenig Motivation hatte, um sich richtig zu bewegen. Mit schnellen Fingerbewegungen war das gerät entsperrt und sie schaute ihn ihren Kontakten nach Inos Nummer. Sie hatte sie tatsächlich noch gespeichert, auch wenn sie sich nicht sicher sein konnte ob die unter „Ino-Pig“ hinterlegte Nummer noch aktuell war. »Probieren wir es aus«, murmelte Sakura und öffnete den Massenger Line. Mit geübten, schnellen Fingern fing sie an zu tippen:   Hey Ino! Was machst du so?   Sakura ließ ihr Smartphone wieder auf die Couch sinken. Sie erwartete keine all zu schnelle Reaktion von ihr. Ino war immer viel Beschäftigte junge Frau. Wenn sie nicht im Geschäft ihrer Eltern aushalf, war sie mit anderen unterwegs. Entsprechend verwundert war Sakura, als ihr Smartphone klingelte.   Hallo Sakura. Hier ist nichts los. Ich bin im Geschäft und überlege ob ich zum fünften Mal das Wasser der Blumen wechseln soll. Das Wetter ist schrecklich! Was machst du? Klappt es mit Schwimmtraining bei dem Wetter?   Sakura schmunzelte und tippte so gleich eine Antwort an ihre Freundin.   Also schlägt auch bei dir das Wetter zu. Wie soll mein Training laufen? Bei dem Regen katastrophal!   Die Antwort kam auch prompt.   Bei dem Wetter geht doch keiner freiwillig vor die Tür! Und schon gar nicht zum Blumen kaufen!   Verständlich   Aber du! Du könntest ins Hallenbad gehen und da trainieren!   Bei dem Wetter? Bist du denn verrückt? Außerdem hast selbst geschrieben, dass keiner bei dem Wetter freiwillig vor die Tür geht. Warum sollte ich es dann tun?   Sakura musste kichern. Natürlich hatte Ino recht. Aber selbst im Hallenbad fehlte dann immer noch Hinata um zusammen trainieren zu können.   Ausreden! Alles nur faule Ausreden!   »Wahrscheinlich«, dachte sich Sakura und seufzte.   Das Wetter ist einfach viel zu deprimierend. Man kann sich einfach zu nichts aufraffen.   Wem sagst du das? *sfz* Und wenn man sich dann die Beine in den Bauch steht, weil nichts zu tun ist, dann fühlt man sich gleich noch schrecklicher!   Wie lange musst du noch?   Sakura sah zur Uhr. Vielleicht war dies der Wink des Schicksals? Das war doch die Gelegenheit! Sie sah auf die Uhr. Je nachdem wie lange Ino sich noch für die Arbeit im Blumengeschäft ihrer Eltern verpflichtet hatte, könnte sie noch vorbei kommen. Sie könnten sich auf die Couch setzen und zusammen über dies und das reden und dann zusammen essen. Aber das hing davon wann Ino Zeit hatte.   Eigentlich bis zum Ladenschluss.   Was heißt eigentlich? Das du vielleicht früher wegkommen könntest?   [LEFT]Vielleicht, ja.[/LEFT] [LEFT]Warum fragst du?[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Was hältst du davon, wenn du zu mir kommst und wir mal wieder zusammen sitzen? Du könntest mir erzählen wie es mit Shikamaru läuft.   Sai   Sakura kam ins Stottern, als Inos plötzlich den unerwarteten Namen abschickte und musste überlegen was sie überhaupt vorgehabt hatte.   Es ist anscheinend wirklich an der Zeit, das wir uns mal wieder treffen. Ich habe einiges zu erzählen.   Sakura würde ihr da niemals widersprechen. Ihre letzte Information, war das Ino und Shikamaru auf Dates gingen. Zugegebener Maßen war das auch schon ein wenig her – 2, oder 3 Jahre – aber so wie Ino damals von ihrem Sandkastenfreund geschwärmt hatte, hätte sie es sich nie vorstellen können, dass sie sich mal für einen anderen Jungen interessieren würde. Und dann auch noch für Sai?   Sie brauchen mich hier nicht mehr. Ich mach mich dann direkt auf den Weg zu dir. Bei dem Regen weiß ich aber nicht wie lange ich brauchen werde.   Nimm dir einen guten Regenschirm mit.   [LEFT]Mach ich.[/LEFT] [LEFT]Bis gleich![/LEFT] [LEFT] [/LEFT] Bis gleich.   Sakura konnte es gar nicht glauben. Vor wenigen Augenblicken hatte sie noch keine Ahnung gehabt wann und vor allem was sie mit Ino unternehmen könnte und nun war sie nach ein paar Nachrichten auf den weg zu ihr und sie würden den restlichen Nachmittag bis zum Abendessen miteinander verbringen. Abendessen! Wie durch einen Schlag wurde Sakura bewusst, dass ihre Mutter bescheid bekommen musste, dass Ino sie direkt heute schon besuchte! Sie erhob sich von der Couch und wand sich der Zimmertür zu, blieb jedoch stehen. Dann musste sie sich für ihr Benehmen entschuldigen. Sakura biss sich auf die Unterlippe. Sie schämte sich so unglaublich dafür, was es ihr nicht wirklich einfach machte zu ihrer Mutter herunter zu gehen und ihr von der Verabredung mit Ino zu erzählen. Auch wenn es ihr Vorschlag gewesen war. Sie seufzte und versuchte all ihren Mut zusammen zu nehmen. Langsam und mit gesenktem Kopf verließ sie das Zimmer und ging hinunter. Ihre Mutter befand sich im Wohnzimmer, wo sie dabei war die getrocknete Wäsche zu bügeln. Gerade war sie mit dem Jackett ihrer Schuluniform beschäftigt. Stumm blieb Sakura in der Tür stehen. Der Fernseher lief und sie traute sich nicht, sich bemerkbar zu machen. Wie sollte sie sich für ihr unglaublich schlechtes Benehmen entschuldigen? »Kann ich etwas für dich tun, Sakura?« Sakura zuckte zusammen. Wir konnte es sein, dass ihre Mutter sie bemerkt hatte? Sie schien so sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt zu sein. »Ich ...« »Es ist schon gut. Ich bin dir nicht böse. Jeder hat mal einen schlechten Tag. Auch wenn ich ein wenig Enttäuscht von dir bin«, nahm Mebuki ihrer Tochter die Worte vorweg. Sie setzte das Bügeleisen ab und wand sich lächelnd ihrer Tochter zu: »Du kannst mit allem was dich bedrückt zu mir kommen.« Beschämt nickte Sakura. Sie war ihrer Mutter so unsagbar dankbar dafür, dass sie ihr nicht wirklich böse darüber war. Dennoch blieb das schlechte gewissen. »Aber du bist doch nicht nur hier um dich bei mir zu entschuldigen, oder?« Sakura schüttelte den Kopf. »Ich habe nachgedacht«, fing sie an. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind das Mist gebaut hatte. »Wegen Ino. Es ist wirklich unglaublich lange her, dass wir etwas zusammen unternommen haben. Also habe ich mit ihr geschrieben und sie ist der gleichen Meinung wie ich.« »Das habe ich dir ja schon gesagt. Und? Für wann habt ihr euch verabredet?« Verlegen lächelte Sakura. »Sie ist auf dem Weg hier her.« Sie sah auf die Uhr. Es war 15:45 Uhr. »Sie wird in ca. 20 Minuten hier sein. Es könnte auch länger dauern bei dem Regen.« »Jetzt gleich schon?«, fragte Mebuki überrascht und fast schon panisch. »Damit habe ich gar nicht gerechnet.« »Ist das nicht in Ordnung?« Ihre Mutter schüttelte den Kopf. »Schon gut … Ich … war nur nicht darauf vorbereitet, dass ihr euch so schnell verabredet. Dann muss ich nur das Essen umplanen«, sagte sie und fing an laut zu denken: »Vielleicht mach ich ein Curry … Das ist schnell gemacht und ich sollte alles im haus haben. Vielleicht gehe ich noch etwas Fisch kaufen ...« »Bitte mach dir nicht zu viele Umstände, Ka-chan.« »Keine Sorge Liebling. Ich werde das schon hinkriegen. Mach dir nur keinen Kopf.« Sakura war gerührt davon, wie gelassen ihre Mutter das aufnahm, dass spontan Ino zu Besuch kam, obwohl sie schon alles vorbereitet hatte und beschäftigt war. Wenn sie genau nachdachte, war ihre Mutter schon immer so gewesen. Für ihre Tochter ließ Mebuki Haruno gerne alles stehen und liegen. Das gleiche galt für ihren Vater. »Kann ich dir denn bei irgendetwas helfen?« Mebuki sah auf. Es schien fast schon so als als hätte Sakura sie auf brutaler Art und Weise aus ihren Gedanken gerissen. »Was? Hast du etwas gesagt?« Sakura runzelte die Stirn. Wie konnte sie so abwesend sein, obwohl es nur um das Essen ging? »Ich habe gefragt ob ich dir bei irgendetwas helfen kann.« Mebuki schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Ich schaffe das schon.« »Okay«, murmelte Sakura und wandte sich ab. »Ich bin dann wieder auf meinem Zimmer.« »Ich schicke Ino dann zu dir hoch, sobald sie ankommt, ja?« »Danke.« Mit einem Lächeln verließ Sakura wieder das Wohnzimmer und ging zurück auf ihr eigenes. Ein Glück war ihr Raum nicht sonderlich unordentlich und somit musste sich nicht mehr beeilen, Ordnung zu Schulzeiten gerne mal war. Lediglich den Tintenflecken musste sie sich noch widmen. Sie blickte kurz in den Spiegel, versuchte es mit etwas Spucke weg zu wischen und musste realisieren, dass sie dafür doch ins Bad gehen musste.   ・ ・ ・ ❈ ・ ・ ・   Auf Sakuras Couch hatten zwei Personen Platz. Das war ihr damals als sie mit ihren Eltern eine ausgesucht hatten, wichtig gewesen. So konnte sie nun mit angewinkelten Beinen ihrer Freundin gegenübersitzen und sich mit ihr unterhalten. Sie lachten viel, als wären sie immer zusammen, so wie es früher gewesen war. Nur das sie sich eine Menge zu erzählen hatten. Besonders Ino. Si-e war schon immer diejenige gewesen, die einem einen ganzen Roman erzählen konnte. »Du kennst ihn«, sagte Ino lachend. Ihr Körper bebte regelrecht. »Er sagte nur „Das ist mir zu mühseelig“« Sie imitierte Shikamaru fast schon Charaktergebende Gestik so perfekt, Sakura hatte das Gefühl ihm gegenüber zu sitzen und nicht ihrer Freundin. »Und dann hat er einfach Schluss mit dir gemacht?« Ino machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das war ihm auch zu mühselig. Ich denke der hätte das mit mir auf ewig weiterlaufen lassen, nur im einer Konfrontation und um Stress zu entgehen. Nein, ich habe mit ihm Schluss gemacht. Das war nämlich mir zu mühselig.« »Dabei hätte ich nie gedacht, dass ihr mal nicht ein Paar seid.« Ino zuckte mit den Schultern. »Wir waren eigentlich nur gute Freunde. Wann und warum wir entschieden haben es als Paar zu versuchen, weiß ich gar nicht. Mehr«, sagte sie, während sie mit ihren Schultern zuckte. »Wir haben auf die Ratschläge der anderen gehört und unsere Freundschaft eine Beziehung genannt. Dabei war es nie mehr als eine sehr gute und enge Freundschaft durch unsere Väter.« »Ino-Shika-Cho«, murmelte Sakura. »Genau. Eine unglaublich peinliche Tradition. Wenn man es überhaupt so nennen kann.« »Und wie kommt es nun, dass du mit Sai zusammen bist?« Ino schüttelte etwas verlegend den Kopf. »Es wäre übertrieben, zu sagen wir wären zusammen. Wir … sagen wir … wir gehen irgendwie miteinander aus. Wir daten nur. Aber ich bin mir sicher, dass aus uns etwas werden kann und wird.« Sakura schenkte ihr einen neugierigen Blick. »Und wie kommt es dazu?« »Ich weiß es gar nicht mehr so genau. Er hat mir Komplimente gemacht und … Naja …«, sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht wie ich es genau erklären soll. Es hat sich einfach entwickelt.« Schweigen trat ein. Was sollte Sakura da auch noch weiter bohren, wenn ihre Freundin schon sagte, dass sie es nicht wirklich erklären konnte. »Und«, fing sie deswegen an das Thema zu wechseln. Es fühlte sich jetzt schon unangenehm an. »Was wirst du nach der Oberschule machen? Studieren, oder ...« »Im Blumengeschäft arbeiten?«, beendete Ino die Frage. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir noch unsicher. Zum einem möchte ich immer noch gerne Ärztin werden, aber als einziges Kind meiner Eltern, werde ich das Geschäft irgendwann übernehmen ...« »Du möchtest immer noch Ärztin werden? War das nicht mal dein Kindertraum?« Ino lief im Gesicht rot an. »Das ist nicht nur irgendein Kindertraum, Sakura«, wehrte sie sich gegen die Scharm. »Außerdem … Was willst du machen? Du wirst sicherlich auf jeden Fall Medizin studieren, oder?« Sakura fing an zu lächeln. »Natürlich.« »Dann tu es.« »Ich weiß nicht.« Ino sah ihre Freundin fragend an. »Warum weißt du es nicht? Arbeitest du dafür nicht schon seit Jahren hart? Seit dem Tag der Berufe in der Grundschule, als wir Tsunade Senju kennengelernt haben.« »Ja.« »Hast du immer noch Kontakt zu Tsunade-sama?« »Ja«, sagte Sakura zögerlich. »Hin und wieder, ja.« »Und du hast mal in den Sommerferien bei ihr im Büro arbeiten dürfen, nicht?« »Das war in den ersten Sommerferien der Oberschule«, wehrte Sakura ab, doch Ino schien sich davon nicht im geringsten stören zu lassen. »Das würde sie sicherlich nicht mit jeder Schülerin machen. Das macht sie nur, weil sie Talent sieht.« Sakura zuckte mit den Schultern. Sie zweifelte daran, ob sie die Kosten für das Studium tragen konnte. »Ein Medizinstudium ist teuer.« Verständnislos schüttelte Ino den Kopf. »Das sollte dein geringstes Problem sein, Sakura! Sprich mit Tsunade, sie kann dir sicherlich irgendwie helfen und wenn sie dich bei sich im Krankenhaus arbeiten lässt.« »Was soll sie da mit mir machen?« »Sie ist eine angesehene Ärztin, sie kann sicherlich einige Assistentinnen gebrauchen. Außerdem hat sie sicherlich einiges an Einfluss. Vielleicht hat sie eine Möglichkeit, damit du an ein Stipendium oder so kommst.« Sakura zweifelte nicht daran, dass ihre Freundin ihr helfen wollte. Doch bei dem Gedanken daran um Hilfe zu bitten, fühlte sie sich unwohl. »So etwas kann ich doch nicht machen.« »Fragen kostet nichts«, sagte Ino. Worauf Sakura schwer etwas erwidern konnte. »Sie kann am Ende immer noch nein sagen. Es ist dein Traum und wenn jemand das Potential hat um das zu schaffen, dann du. Außerdem-«, In zwinkerte als sie weitersprach: »Denk doch mal an Hinata. Sie wird sicherlich eine erfolgreiche Anwältin, da kannst du doch nicht zurück stehen.« Mit einem Schlag lief Sakura im Gesicht rot an. »W-wie meinst du das?«, wollte sie wissen. Ino konnte unmöglich das meinen, was sie verstanden hatte. Woher auch? »Denkst du das ich blind bin? Ich mein, jeder sieht es.« »Was sieht jeder?«, fragte sie mit zitternder Stimme. »Naja, Hinata wird es wohl noch nicht gesehen haben. Das Mädchen ist einfach zu unschuldig.« »Was?«, wollte Sakura wissen. Sie spürte Panik in sich aufkommen. Konnte es sein, dass ihre geheimen Gefühle gar nicht mehr so geheim waren, wie Sakura sie halten wollte? Ino fing an zu grinsen. »Na, so wie du sie anschaust … Jeder merkt das da etwas ist. Hast du es Hinata erzählt? Seit ihr ein offizielles Paar? Wann dachtest du daran, es mir zu erzählen?« Sakura sah zur Seite. All ihre Geheimniskrämerei war umsonst gewesen. Deswegen hatte sie Ino doch gemieden. »Wer weiß noch davon?« Ihre Freundin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich mein, ich habe zwar gesagt, dass es jeder sieht, aber eigentlich weiß ich es nicht. Ich habe es gesehen. Wahrscheinlich weil wir uns schon so lange kennen, aber ob es noch wer bemerkt hat, weiß ich nicht.« Sakura nickte nur. Dann war vielleicht noch nicht alles verloren. »Dann weiß Hinata nichts davon?« Sie schüttelte nur mit dem Kopf, statt zu antworten. »Möchtest du mit mir darüber reden? Du weißt, ich bin deine beste Freundin.« Erst hatte Sakura vor es einfach zu ignorieren, aber dann musste sie doch diese eine Frage stellen: »Du verurteilst mich nicht?« »Verurteilen? Warum sollte ich? Weil du ein Mädchen liebst?«, Ino zuckte mit den Schultern. »Natürlich war das mein erster Gedanke und ich war froh, dass du dich mehr und mehr von mir distanziert hast, aber dann habe ich nachgedacht und mich gefragt, was es ändert.« »Was ändert es den?« »Nichts«, antwortete Ino entschieden. »Nur, dass ich dann eine Konkurrentin weniger habe, was die Jungs angeht.« Sakura versuchte sich an einem Lächeln. Sie wusste jedoch nicht ob es ihr gelang, dafür fühlte es sich zu merkwürdig an. »Jetzt komm schon. Ich habe in allen Dingen ein offenes Ohr für dich. Besonders jetzt, wo wir endlich mal wieder zusammensitzen.« Sakura nickte zögerlich und dann fing sie an zu erzählen. Davon wie sie es herausgefunden hatte, dass sie für Hinata etwas empfand, welche Ängste sie hatte, von ihrem Plan in diesem Sommer und von dem Brief den sie begonnen hatte. Ino war eine geduldige Zuhörerin. Sie unterbrach Sakura nicht ein einziges Mal und auch ihre Mimik zeigte keinerlei Verachtung, was es der Erzählenden einfacher machte, ihr ihr Herz aus zu schütten. »Ich kann verstehen, das dir das nicht leicht fällt«, sagte Ino mit mitfühlenden Stimmlage. »Du warst da ja schon immer etwas schüchterner, wenn es um deine Gefühle geht. Wie lange hast du gebraucht, bist du dich getraut hast Sasuke einen Brief zu schreiben?« Sakura wand beschämt den Kopf ab. »Das kann man doch nicht damit vergleichen.« »Ich musste dir immer helfen, wenn die anderen Kinder in der Grundschule dich gehänselt haben.« »Ino bitte.« Ino lächelte. »Ich will dich ja nicht ärgern. Damit wollte ich einfach nur sagen, dass ich dich verstehe. Du bist nicht die Person die einfach darauf los redet, was so etwas angeht. Weißt du eigentlich, ob sie auch an Frauen Interesse hat?« Sakura zuckte mit den Schultern. »Als wenn ich mich trauen würde das zu fragen.« »Könnte ja sein, je mehr zeit man miteinander verbringt, desto privater werden die Themen. Habt ihr denn nicht mal über Jungs geredet?« Ein Kopfnicken war die Antwort. »Sie hat immer noch Hemmungen sich den anderen Mitglieder des Schwimmteams im Badeanzug zu zeigen.« »Und das obwohl jeder einen trägt. Okay, ich wäre dann wohl auch etwas verunsichert. Aber trotzdem hätte ich ihr wohl schon lange meine Gefühle gestanden.« Sakura schenkte ihrer Freundin einen fast schon vorwurfsvollen Blick. »Schon gut, schon gut«, wehrte sich Ino dagegen. »Ich verstehe, du hast Angst die Freundschaft zu verlieren und gleichzeitig willst du ihr deine Gefühle offenbaren. Das hat jeder. Wirklich. Wenn ich einem Jungen meine Liebe gestanden habe, hatte ich auch immer Angst davor abgewiesen zu werden, selbst wenn ich Selbstsicher gewirkt habe. Bei dir«, Ino abwesend strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und klemmte sie sich hinter ihr Ohr, während wie weitersprach: »Ist es noch einmal etwas schwerer. Wenn sie deine Gefühle nicht erwidert … Wird sie dann dennoch mit dir befreundet sein wollen?« Erst als Ino wieder Sakura ansah, bemerkte sie was ihre Worte angerichtet hatten: Sakura weinte. Einzelne Tränen hingen in ihren Augenwinkeln. Sofort bereute sie ihr unüberlegtes Reden. »Es tut mir Leid. Ich wollte dich nicht verletzen.« Sie beugte sich vor und strich Sakura eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich denke, du bist mit einem Brief auf dem richtigen Weg.« »Meinst du?« Ino nickte. »Du kannst dir damit Zeit lassen und dir gut überlegen, was du ihr schreibst. Und du übergibst ihr den Brief wenn du dir Sicher bist, das die Zeit dafür reif ist. Außerdem«, sie lehnte sich wieder zurück. »Musst du dich auch nicht vor einer direkten Reaktion fürchten.« »Aber ich will doch eine Antwort.« »Ich bin mir sehr sicher, du wirst eine bekommen.« Sakura nickte. »Wenn du möchtest, helfe ich dir beim schreiben des Briefes. Ich kann ihn ja gegenlesen, oder so. Oder dir einen Tipp geben, wie du ihn am besten schreibst.« »Ich weiß nicht.« »Einen Tipp habe ich schon mal für dich.« »Aha?«, gab Sakura skeptisch von sich. »Schreib ihn nicht so, wie den an Sasuke, der war schrecklich.« Erst wollte Sakura ihrer Freundin böse sein, doch dann verfielen beide in schallendem Gelächter. Der Brief an Sasuke war wirklich schrecklich gewesen, sodass es kein Wunder war, dass er sie so kalt abgewiesen hatte. Sie schämte sich noch heute dafür. Sakura schüttelte den Kopf, während sie versuchte sie die Tränen wegzuwischen. »Nein, dieser Brief wird besser, viel besser.« Ino nickte anerkennend. »Ich denke … Es ist besser wenn ich ihn alleine schreibe. Danke für dein Angebot.« »Ich verstehe das schon. Das ist etwas sehr, sehr persönliches. Wenn du aber dennoch Hilfe brauchst, hast du ja meine Nummer.« Sakura nickte. »Danke. Ich weiß das sehr zu schätzen.« »Aber jetzt was anderes. Der neue Referendar an unserer Schule, findest du den nicht heiß?«, wollte Ino wissen. ◊ Kapitel fünf -------------- Während man die vergangenen Tage sich noch Schutz in den Häusern gesucht hatte, suchte man nun Schutz vor der Sonne in den Schatten aller möglichen Stellen: an Häusern, unter Bäumen, ja selbst unter den Bushäuschen tummelten sich Leute, auch wenn sie nicht vor hatten mit dem Bus irgendwo hin zu fahren. Hinata stand im Halbschatten. Sie trug einen Sonnenhut, der seinen Schatten in ihr Gesicht warf und ihren Kopf vor der Sonne schützte. Als Sakura auf sie zu eilte, versuchte sie ihren eigenen, alten Hut auf ihrem Kopf zu halten und gleichzeitig die Picknicktasche und die Stranddecke festzuhalten. Sie war bereits einmal in ihrer Hast gefallen und hatte ein leicht aufgekratztes Knie, aber zum Glück war ihr Kleid nicht beschädigt worden. »E-es tut mir Leid ...«, jappste Sakura als sie bei ihrer Freundin angekommen war. Sie war vollkommen aus der Puste, was bei der Hitze nicht verwunderlich war. Nach all dem Regen, war plötzlich wieder Hochsommer. Eigentlich wollten sie heute an ihren Ferienhausaufgaben arbeiten, aber da das Wetter so launisch war, hatten sie entschieden an den Strand zu gehen, der zu ihrem Glück nicht weit entfernt war, sodass sie mit dem Bus fahren konnten. Hinata hatte das Glück über eine Busverbindung direkt zum Strand, während Sakura ein Stück hatte laufen müssen, weil ihr Bus nicht am Strand entlang fuhr. Aber das war nicht wirklich das Problem gewesen, sondern die Tatsache, dass sie immer wenn sie alleine war, an dem Brief für Hinata schrieb. So auch kurz vor ihrer Verabredung, sodass sie den Bus zu Hinata verpasst hatte und einen anderen Bus hatte nehmen müssen. »Nicht schlimm«, sagte Hinata mit einem Lächeln. »Wartest du schon lange hier?« Hinata schüttelte den Kopf. Sakura wusste, dass sie log, schließlich kannte sie den Fahrplan. Aber so war Hinata halt. »Soll ich dir etwas abnehmen?« Hinata trug lediglich eine große Tragetasche bei sich, in der sie wohl alles zum schwimmen aufbewahrte, das sie brauchte, während Sakura neben ihrem Rucksack noch die Liegedecke und die Picknicktasche mit sich trug. »Eigentlich nicht. Es geht schon«, sagte sie. So weit war es auch gar nicht mehr bis zum Strand. »Sicher?« Das sieht nach sehr viel aus. Sakura seufzte und reichte Hinata dann die Liegedecke. Mehr würde sie ihr aber nicht zumuten. »Danke«, murmelte sie. »Nichts zu danken. Das mache ich doch gerne.« Zusammen gingen sie den Weg entlang, gefolgt von einigen anderen, die das selbe Ziel hatten wie sie. Lang konnten sie den gepflasterten Weg nicht folgen, denn dann mussten sie einem alten und abgelaufenen Pfad folgen, der sie an den Strand brachte. Möwen kreischten und vom nahegelegenem Parkplatz strömten noch mehr Menschen auf den engen Pfad. Kinder liefen durch die wandernde Menschen hindurch und stießen den ein oder anderen Strandbesucher an. Laute Beschwerderufe waren zu hören. »Wir sind wohl nicht die einzigen, die zum Strand wollen«, stellte Sakura fest. Sie war sichtbar genervt davon, dass so viele an den Strand gehen wollten. Sie hatte die Hoffnung gehabt mit Hinata ein wenig allein sein zu können. »Wundert dich das wirklich?« Sakura zuckte lediglich mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Nur gehofft.« »Bei dem Wetter?« »Ja natürlich. Da scheint die Sonne und alle wollen schwimmen gehen«, brummte Sakura. »Und die letzten Tage war das Wetter eher mäßig«, merkte Hinata an. »Alle waren in den letzten Tagen im Haus ausgesperrt und konnten kaum raus gehen und den Sommer genießen.« »Ich weiß«, sagte Sakura und flehte mit einem Blick, dass Hinata aufhörte. Sie wusste nicht, ob ihre Freundin ihren Blick verstanden hatte, aber Hinata lächelte lediglich. Stumm folgten sie weiter den Weg. Sakura gefiel es nicht, dass sie sich anschwiegen. Sie hatte gleich das Gefühl, dass sie sich gestritten hatten und die ganzen Gespräche um sie herum machte es nicht besser. »Es tut mir Leid«, murmelte sie und nahm Hinatas Hand in die ihre. »Ich wollte dich nickt an meckern, nur etwas Zeit mit dir verbringen und schwimmen gehen.« »Schon gut«, erwiderte Hinata. »Das schrecklich wechselhafte Wetter schlägt uns allen übel auf.« Wieder schweigen. Sakura hasste es. Diese bedrückte Stimmung. Davon hatte sie die letzten Tage schon genug gehabt. Heute wollte sie eigentlich mit Hinata Spaß haben und nicht mit grauen Wolken im Kopf den Tag verbringen. Sie musste es schaffen, dieses unschöne Gefühl zu verbannen. Nur wie? »Schau«, sagte Hinata und riss ihre Freundin aus ihren Gedanken. Sie zeigte nach vorne und an den Menschen vor sich vorbei zu einem bewachsenen Wall. Dahinter schien das Blau des Himmels noch viel blauer zu sein, als über Sakura und Hinata. Noch viel mehr Möwen kreisten am Himmel und am Horizont waren Segel zu sehen. »Wir sind gleich da!« Hinatas Stimme hatte Ähnlichkeiten mit denen der Kinder, die voreilten und die Rufe ihrer Eltern ignorierten. Sakura spürte wie ihre Freundin ihre Hand hielt und der Griff etwas stärker wurde. So kannte sie Hinata gar nicht. Es war eine wundervolle, neue Seite an ihr. »Komm schon«, sagte Hinata und zog plötzlich an Sakura. Diese konnte nicht anders als dem Wunsch ihrer Freundin statt zu geben und ließ sich von Hinata vorbei an den gemächlich laufenden Menschen ziehen, immer weiter in die Richtung des strahlend blauen Himmels und der Möwen. Und nur wenige Augenblicke später, konnten sie das strahlend blaue Meer sehen. »Schau, schau«, sagte Hinata und Sakura ergriff ein wohlig warmes Gefühl. Das war für sie die Sicherheit, dass Hinata sich genauso auf diesen Ausflug gefreut hatte, wie sie selbst. Das Meer erstreckte sich vor ihnen und der Strand war gespickt von bunten Decken und Handtücher, wie eine Blumenwiese. Er war noch nicht zu gut besucht, sodass Sakura zuversichtlich war, dass sie schnell einen Platz für sich finden würden. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis sie eine freie Stelle gefunden hatten um die von Sakura mitgebrachte Decke auszubreiten und gleich darauf, entledigte sich Sakura ganz ungeniert ihres Rocks und ihres T-Shirts und stand nur noch ihrem Badeanzug da. Hinata geriet mit hochrotem Kopf in leichte Panik. »Sa-sakura-chan.« Doch Sakura schüttelte den Kopf. »Jetzt hab dich doch nicht so.« »A-aber wenn … Du ...« Sakura seufzte und setzte sich vor ihre Freundin, die gerade dabei war sich mit Sonnenmilch einzucremen. Hinata war kaum in der Lage sich auf ihre Tätigkeit zu konzentrieren. »Ich habe doch meinen Badeanzug drunter an gehabt. Du doch auch, oder?« Ein Nicken war die Antwort, gefolgt von einem leisen »Ja.« Es war für Sakura wie eine Einladung, oder eine Aufforderung. Sie konnte zwar nicht sagen warum, aber sie hob ihre Arme an und legte ihre Finger sanft an Hinatas Blusenkragen. Sie trug eine sehr feine und teure Bluse, wie sie es von einem Mädchen aus gutem Hause auch erwarteten. Vorsichtig und fast schon ehrfürchtig, glitten ihre Hände ihren Oberkörper hinab und ertasteten gierig wie ein durstiger Wanderer alles, was sie zu spüren bekamen, ehe sie sich dem ersten Knopf oben am Kragen widmete und ihn langsam und andächtig öffnete. Dabei war Hinata so leise, als würde sie die Luft anhalten. Kurz versicherte sich Sakura, das ihre Freundin nicht vor Schreck starr war, doch Hinata beobachtete sie nur mit großen Augen. Anscheinend wusste sie selbst nicht was sie davon halten und ob sie ihre Freundin aufhalten sollte. Solange Hinata jedoch kein Zeichen gab, das Sakura aufhören sollte, machte sie weiter. Sie knöpfte den nächsten auf. Immer auf Hinatas Regungen achten. Nach einem kurzen Warten öffnete sie den nächsten Knopf, und den nächsten, bis sie alle Knöpfe geöffnet hatte. Kurz schenkte sie der erröteten Hinata ein Lächeln. Ihre Freundin trug ebenfalls einen Badeanzug drunter. Sie konnte den dezent fliederfarbenen Stoff zwischen der offenen Bluse sehen. Eine Farbe die Hinata oft trug. Sakura nickte und öffnete das Kleidungsstück weiter, bis sie es ihrer Freundin von den Schultern schieben konnte. Dabei blickten sich die beiden Mädchen wie aneinandergebunden an. Es schien als wäre jeder der Beiden in den Augen der Anderen gefangen, ohne das sie sich von ihnen lösen konnten. »Wenn du aufstehst, kann ich dir noch weiter helfen«, flüsterte Sakura. Hinata hob sich, wie an Fäden geführt und Sakura legte ihre Hände an den Saum ihres Rockes, den sie langsam hinabzog, während sie vor ihr auf der Decke kniete. Auch ihre Wangen hatten sich rötlich verfärbt, schließlich war sie dabei ihre Freundin auszuziehen. Auch wenn es nur bis zum Badeanzug war. »Widerlich!«, schallte es zu den beiden jungen Frauen herüber und riss sie aus ihren Gedanken und ihrer starre. Sie waren nicht einmal in der Lage auszumachen woher der Ruf kam, oder ob die Stimme einem Jungen, einem Mann, einem Mädchen oder einer Frau gehörte. Peinlich berührt ließ sich Hinata auf die Decke sinken und beide machten sich so klein, als wollten sie im Sand verschwinden. Sie warteten ob da noch mehr kam, aber es blieb still, bis auf die normalen Gespräche, die immer um einen Herum geführt wurden. Irgendwann traute sich Sakura das Wort zu erheben: »Es tut mir leid«, flüsterte sie ihrer Freundin zu. »Ich wollte dir garantiert keinen Ärger bereiten.« Sie hatte einfach nur komplett vergessen, das sie sich an einem öffentlichen Strand aufhielten. »Schon gut«, flüsterte Hinata zurück. Ihre Stimme zitterte. Anscheinend nahm sie das ganze mehr mit, als Sakura. Wie gerne würde sie ihre Freundin in die Arme nehmen und sie trösten und beruhigen, jedoch musste sie befürchten, dass es nur noch mehr Rufe heraufbeschwören würde. »Geh du ...«, fing Hinata an. Sie schluckte. »Geh doch einfach schon mal schwimmen. Ich … Komme gleich nach.« »Sicher?«, wollte Sakura wissen. Sie wollte ihre Freundin auf keinen Fall alleine lassen, nachdem sie ihr so viel Ärger bereitet hatte. Vor allem weil sie Angst um ihre Freundin hatte. »Ja«, sagte sie und senkte ihren Blick hinab. Ihre Hände zitterten. »Okay«, erwiderte Sakura zögerlich und stand auf. »Aber wenn etwas ist, sag mir Bescheid, ja?« Sie bekam nur ein Nicken, doch keinen Blickkontakt. Es fiel ihr schwer der Bitte ihrer Freundin nach zu gehen, weswegen Sakura nur zögerlich und vor allem langsam zum Wasser hin ging. Mit einem Mal konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, warum sie sich so sehr auf diesen Ausflug gefreut hatte. Als die ersten Wellen ihre nackten Füße berührten, blieb Sakura stehen und sah noch mal nach Hinata. Diese saß immer noch mit gesenktem Blick da, nur das sie sich ihre Bluse über die Schultern gezogen hatte, als würde sie so weniger auffallen. Sofort schlich sich ein Gedanke in ihr ein: »Sie war zu weit gegangen.« Sakura wollte sich sofort wieder zu ihr auf den Weg machen, doch sie hielt inne. Vielleicht war es besser sie erst einmal alleine zu lassen und sich dann bei ihr für ihr Verhalten zu entschuldigen. Zögerlich wand sich Sakura wieder um und versuche entschlossen ins Wasser zu gehen um ein wenig zu schwimmen und ihren Kopf zu beruhigen. Nichts half besser als sich zu bewegen. Sie atmete einmal tief ein und rannte los um nicht noch einmal stehen zu bleiben und zu zögern. Das salzige Wasser spritzte ihr entgegen und gleich darauf tauchte sie in die Wellen hinein. Wenn sie wirklich alles kaputt gemacht und Hinata verletzt hätte, würde sie sich das nie wieder verzeihen, geschweige denn, dass sie es wieder gut machen könnte. Sakura tauchte so weit und so lange es ihr möglich war, ehe sie wieder auftauchte um nach Luft zu schnappen, nur um wieder unter zu tauchen und weiter zu schwimmen. Das tat sie noch einmal, ehe sie sich nach Hinata umdrehte. Sie konnte ihre Freundin nur schwer erkennen, so weit war sie getaucht, aber Hinata saß immer noch auf ihrer Decke und schien den Kopf gesenkt zu haben. Ein Seufzten entglitt Sakuras Lippen und sie tauchte noch einmal unter, bis ihre Beine den sandigen Meeresboden berührten, von dem sie sich abstieß und an die Oberfläche gelangte. Noch einmal und noch einmal und ein weiteres Mal. In der Hoffnung, dass dies ihren Kopf leer wusch. Sie tauchte erneut, diesmal tastete sie mit ihren Händen nach dem Boden und bekam etwas zu packen. Sie tauchte wieder auf und entdeckte eine Muschel in ihrer Hand. Eine rosafarbene, mit weißen Flecken. Sie war gefächert und das besondere war: durch Beschädigungen, sah sie aus wie ein Herz. Sakuras Herz machte einen Sprung. Das war das perfekte Entschuldigungsgeschenk für Hinata. Aufgeregt vor Freude sah sie zum Strand hin und suchte ihre Freundin. Weil sie ein einzelnes Mädchen gesucht hatte, hatte sie Hinata nicht gleich entdeckt, denn sie war nicht allein. Eine männliche Person war bei ihr und hatte sie zu ihr vorgebeugt. Sie begann zu schwimmen, während sie die Muschel fest hielt und als sie Bewegungen erkannte, die sie vermuten ließ, dass Hinata sich gegen den Unbekannten wehrte, kam Panik in ihr auf. Sakura schwamm schneller. Die Wellen halfen ihr und so war sie in nur wenigen Augenblicken wieder im seichten Wasser, so dass sie laufen konnte und zwar auf Hinata zu. Hinata bat ängstlich, aber mit ihrer üblichen Höflichkeit darum, dass der Fremde sie in Ruhe ließ, doch dieser ließ nicht von ihr ab. »Lass sie in Ruhe!«, verlange Sakura vollkommen außer Atem, aber mit deutlicher Stimme. Sie sah den fremden, jungen Mann warnend an. »Was willst du denn?« »Das du meine Freundin in Frieden lässt.« Der Fremde ließ tatsächlich von Hinata ab, aber nur um sich vor Sakura aufzubauen. Er war nur wenige Zentimeter größer als sie, weswegen Sakura vermutete, dass so in etwa in ihrem Alter war. »Und warum hast du mir zu sagen was ich zu tun und lassen habe?« Seine Stimme klang scharf und drohend, aber Sakura ließ sich nicht im geringsten davon beeinflussen. »Sie hat gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen.« »Ach«, gab der Fremde spöttisch von sich und schenkte Hinata einen kurzen Blick, ehe er sich wieder Sakura widmete. »Du wolltest dich doch genauso an ihr vergreifen, oder nicht?« Sakura zuckte kurz zusammen und sah entschuldigend zu Hinata, doch die saß mit gesenktem Kopf da und versuchte sich anscheinen weg zu wünschen. »Ha! Ich habe also Recht.« »Nein!«, herrschte Sakura ihn wütend an. »Hast du nicht! Und nun geh!« »Und wenn nicht?« Sakura sah ihn wütend an. »Dann ...«, doch sie wusste nicht womit sie ihm drohen sollte. Der Fremde hob seine Hand und nahm eine ihrer nassen Haarsträhnen in die Hand. »Solltest du eifersüchtig sein, ich kann mich auch gerne ebenfalls um dich kümmern wenn du willst.« Ihr wurde schlecht und sie schlug ihm die Hand weg. »Ich habe gesagt, du sollst verschwinden.« »Mit welchem Recht?«, wollte er wissen. »Du gehst jetzt«, sagte eine fremde, männliche Stimme. Sakura und der Fremde sahen zu der Person: Ein Mann, allen Anschein nach der Bademeister stand mit verschränkten Armen bei ihnen. »Tzzz, wir wollten nur etwas Spaß haben.« »Die Mädchen haben dich darum gebeten zu gehen, also geh jetzt, ehe ich die Polizei rufe.« »Tzzz«, gab der junge Mann erneut von sich und schenkte Sakura noch mal einen wütenden Blick ehe er ging. Sakura wartete noch ein paar Augenblicke, ehe sie erleichtert aufatmete und sich zu dem Bademeister wand: »Vielen Dank für Ihre Hilfe.« »Kein Problem, aber ich denke es ist besser wenn deine Freundin und du für heute erst einmal nach Hause gehen. Kommt ein anderes Mal wieder wenn ...«, er seufzte. »Kommt einfach ein anderes Mal wieder.« Sakura nickte und er ließ sie wieder allein. Sie ließ sich auf die Decke sinken, als wären ihre Beine Pudding und traute sich kein Wort zu sagen. Hinata jedoch zog sich wieder an. Dabei war sie nicht einmal im Wasser gewesen. Stumm stand sie auf und sah Sakura an. Es war ihr nicht möglich in den Augen ihrer Freundin zu lesen. War es Angst in Hinatas Augen? Sie wusste es nicht. »I-ich gehe schon mal. Es tut mir Leid«, sagte Hinata hektisch und eilte davon, ehe Sakura etwas sagen konnte. Sie musste ihrer Freundin wirklich sehr, sehr weh getan haben. Und sie hatte ihr nicht einmal die Muschel schenken können. ◊ Kapitel sechs --------------- Seit dem Ausflug zum Strand vor ein paar Tagen, den Sakura und Hinata unternommen hatten, regnete es fast schon durchgehend und Sakura hatte bis auf für kleinere Einkäufe kaum das Haus verlassen. Auch von Hinata hatte sie nur eine Nachricht erhalten. Als sie sich noch einmal für das was am Strand passiert war mit einer Nachricht entschuldigen, hatte sie von Hinata nur ein »Es ist nicht deine Schuld« erhalten und sonst nichts mehr von ihr gehört. Egal wie oft sie ihr Nachrichten geschrieben hatte um sich mit ihr verabredet hatte. Das machte Sakura so nervös, dass sie sich auf nichts hatte konzentrieren können. Sie hatte nicht einmal einen Kopf dafür gehabt um mit Ino zusammen ins Kino zu gehen, oder einen Fernsehabend zu machen. Das einzige woran sie dachte war Hinata und wie sie sich entschuldigen könnte. Die Muschel, die sie gefunden hatte, lag auf ihrem Schreibtisch und wartete darauf übergeben zu werden. Doch dafür musste sie Hinata erst einmal wieder sehen. Ihr Lichtblick war das Training für das Sommer-Schwimm-Turnier und das stand kurz bevor. Hinata würde da sein, weil Mitarashi-Sensei sie aufstellen würde. Zumindest hoffte Sakura das und das war der Moment um sich zu entschuldigen, oder den Brief abzugeben. Dort konnte sie ihn schnell übergeben, ohne viel Aufsehen zu erregen. Vielleicht hatte sie dann auch noch eine Möglichkeit mit ihr zu sprechen, aber darauf wollte sie nicht hoffen. Der Brief war am wichtigsten und um den überreichen zu können, musste er erst einmal geschrieben werden und das war das eigentliche Problem. Bis auf die Ansprache hatte sie nichts, außer durchgestrichene Sätze. Sakura saß an ihrem Schreibtisch, das Gesicht in ihren Händen vergraben und im Hintergrund lief das Lied „Mata Anata no koto wo Kangaeteta“ von AKB48 immer und immer wieder in Dauerschleife. Ihre Mutter war sogar schon in ihr Zimmer gekommen um zu fragen, ob ihre Tochter auch noch andere Lieder kannte, aber Sakura hatte sie einfach nur weg geschickt und nichts geändert. Sie konnte nicht einmal sagen warum sie es nicht änderte, oder warum es ausgerechnet dieses Lied sein musste. Sakura seufzte und ihre Handinnenflächen knallten auf ihren Tisch, so sehr dass sie sich selbst erschreckte. Genervt schüttelte sie den Kopf. »Konzentriere dich«, murmelte sie genervt und raufte sich die Haare, während sie weiter sprach: »Kann doch nicht so schwer sein.« Aber die Worte wollten einfach fließen. »Ist doch ganz einfach«, hatte Ino gesagt, als Sakura sie um Hilfe gebeten hat. »Schreib einfach das was du fühlst. Etwas anderes kann gar nicht richtig sein.« »Du hast leicht reden«, brummte Sakura vor sich hin. »Und wenn meine Gefühle genau das Problem ist?« »Das Problem ist, dass du unbedingt willst, dass Hinata deine Gefühle erwidert.«, hörte sie Ino sagen. »Du wirst nicht wissen, ob sie genauso empfindet wie du, wenn du nicht mit ihr darüber sprichst.« »Aber ich weiß nicht wie!«, sagte Sakura und gleich darauf knallte ihre Stirn schmerzhaft auf ihren Schreibtisch, wo sie ihn einfach ruhen ließ. »Jetzt führe ich schon Selbstgespräche«, murmelte sie gegen die Tischplatte. »Vielleicht sollte ich einfach anfangen?«, brummte sie. »Besser als das Blatt nur anzusehen, oder?« Sakura seufzte genervt als sie realisierte, das keiner ihr antworten konnte und sie erneut mit sich selbst sprach. Sie erhob sich und streckte sich, ehe sie ihren Stift in die Hand nahm um endlich irgendetwas zu Papier zu bringen:     [Liebste Hinata,   es tut mir Leid, weil mir diese Worte wirklich schwer fallen, weiß ich nicht wie gut dieser Brief sein wird, aber ich hoffe, dass er dir gefallen wird. mit diesem Brief möchte ich dir die Gefühle überbringen, die ich mich nicht auszusprechen traue. Sie wiegen seit einiger Zeit wie eine Last auf mir und ich will sie unbedingt los werden. Ich weiß nicht wie lange ich sie schon in meinem Herzen trage, ohne sie dir zu sagen, ohne den Mut aufbringen zu können, mit dir darüber zu sprechen. Dieser Brief soll das ändern. Dieser Brief soll dir meine gut behüteten Gefühle überbringen. Ich liebe dich. Ich liebe dich aufrichtig. Auch wenn es schwer ist, die richtigen Worte zu finden. Auch wenn das nicht so leicht zu sein erscheint, dafür die angemessenen Worte zu finden, denn ein einfaches „Ich liebe dich“ erscheint mir viel zu plump im Anbetracht zu dem, was du mir bedeutest. das was du mit bedeutest in Worte zu fassen. Du bist schon so lange eine wichtige und enge Freundin und mit jedem Augenblick den wir zusammen verbringen, wirst du mir immer wichtiger. wird mir klar, dass ich dich nie wieder missen will. Meine Gefühle für dich sind aufrichtig und ehrlich und ich würde dir die Welt zu Füßen legen, wenn du es dir wünschst. Wenn ich könnte, würde ich dir die Sterne zu Füßen legen. Ich baue dir ein Schloss, wenn es sein muss auch in den Wolken. Oder ich baue dir ein Schloss aus Sternen. Das wird langsam zu dämlich. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich l i e b e dich. Wie oft schreibe ich noch Ich liebe dich? Das nennt man Blattverschwendung, Sakura. Idiotisch. Was schreibe ich hier eigentlich? Ich muss den Brief an Hinata weiterschreiben. Reiß dich zusammen Sakura! Aber auch wenn ich mir meinen Gefühlen bewusst bin, fällt es mir schwer die richtigen Worte zu finden. Nichts was mir einfällt, scheint dafür geeignet zu sein. Vielleicht steigere ich mich zu sehr hinein und behindere mich selbst. Vielleicht gibt es keine passendere Worte, als die, die mir in den Kopf geht und ich sollte sie einfach hinschreiben? In der schönsten Schrift die ich besitze? Vielleicht sind die einfachsten Worte, die machtvollsten? passendsten? die ich suche und ich brauche sie einfach nur niederschreiben?   Das was ich dir so unbedingt sagen will ist:   Liebste Hinata, ich liebe dich. Ich will dir das schon so lange sagen und ich hoffe du verzeihst mir, dass ich nicht in der Lage war dir das persönlich zu sagen. Du musst mir auch keine Antwort schreiben, oder meine Gefühle erwidern. Mir reicht es, dass du meine Gefühle kennst. Ich wollte dir lediglich meine Gefühle mitteilen. Ich möchte dir nur meine Gefühle überbringen.   In Liebe, Sakura.]     Sakura lehnte sich zurück. Sie seufzte, ehe sie sich traute das wirre Gekritzel zu lesen. Ganz davon ab, dass die durchgestrichenen Worte störend waren, hatte sie auch nicht in ihrer besten Handschrift geschrieben, aber sie war zufrieden mit dem, was sie da zu Papier gebracht hatte. Nun musste sie den Brief nur in einer ordentlichen Handschrift auf ihr hochwertiges Briefpapier übertragen:     [Liebste Hinata,   mit diesem Brief möchte ich dir die Gefühle überbringen, die ich mich nicht auszusprechen traue. Ich weiß nicht wie lange ich sie schon in meinem Herzen trage, ohne den Mut aufbringen zu können, mit dir darüber zu sprechen. Dieser Brief soll dir meine gut behüteten Gefühle überbringen. Auch wenn das nicht so leicht zu sein erscheint, das was du mit bedeutest in Worte zu fassen. Du bist schon so lange eine wichtige und enge Freundin und mit jedem Augenblick den wir zusammen verbringen. Aber auch wenn ich mir meinen Gefühlen bewusst bin, fällt es mir schwer die richtigen Worte zu finden. Nichts was mir einfällt, scheint dafür geeignet zu sein. Vielleicht sind die einfachsten Worte, die die ich suche und ich brauche sie einfach nur niederschreiben?   Das was ich dir so unbedingt sagen will ist:   Liebste Hinata, ich liebe dich. Ich will dir das schon so lange sagen und ich hoffe du verzeihst mir, dass ich nicht in der Lage war dir das persönlich zu sagen. Du musst mir auch keine Antwort schreiben, oder meine Gefühle erwidern. Ich möchte dir nur meine Gefühle überbringen.   In Liebe, Sakura]     Der Brief wurde vorsichtig gefaltet und ebenso in einen Umschlag geschoben. Zusammen mit der Muschel. Dann wurde der Umschlag verschlossen, auf dem sie zuvor schon Hinatas Namen geschrieben hatte. Zum Training durfte sie ihn nur nicht vergessen, oder verlieren, oder gar schmutzig machen. Das Schmierblatt hingegen konnte sie achtlos im Mülleimer entsorgen. Es hatte ihr gute Dienste erwiesen und wurde nicht mehr gebraucht. Zufrieden, aber irgendwie auch ängstlich sah Sakura den Umschlag an. Sie hatte es geschafft. Alles weitere hing nun von diesem unscheinbaren Brief ab. Vielleicht war es jetzt an der Zeit, sich noch einmal mit Ino zu verabreden, nur um auf andere Gedanken zu kommen und um Zeit tot zuschlagen. Ein Kinobesuch klang plötzlich so schrecklich verlockend und wie das Paradies. ◊ Kapitel sieben ---------------- In der Nacht vor dem letzten Training vor dem Turnier, hatte Sakura kaum ein Auge zugetan. Sie sah schrecklich aus und fühlte sich auch genau so. Sie hatte gewusste, dass Mitarashi-Sensei sie wieder umgehend nach Hause schicken würde, aber das war ihr egal gewesen. Sie wollte nur den Brief n Hinata übergeben und das hatte geklappt. Irgendwie. Sie hatte sich nicht getraut Hinata gegenüber zu treten, also hatte sie ihr den Brief in ihr Schließfach geschoben und war dann zu Mitarashi-Sensei gegangen. Wie erwartet, war sie nach Hause geschickt worden. »Ich hoffe du bist beim Turnier wieder fit. Ich möchte nur ungern auf dich verzichten«, hatte die Lehrerin gesagt, ehe Sakura gegangen war. Sie war auf dem Heimweg niemandem aus dem Schwimmclub begegnet, auch nicht Hinata, was wahrscheinlich auch besser war. Nun, drei tage später saß Sakura auf ihrer Couch und spielte The Witcher III the wild hunt weiter, auch wenn Hinata nicht dabei war. Sie hatte von ihrer Freundin nichts mehr gehört, dabei hatte sie fast damit gerechnet und wenn es nur eine wütende Nachricht gewesen wäre, dass sie nichts mehr mit Sakura zu tun haben wollte. Aber da war nichts. Sakura schlief schlecht und war glücklich darüber, dass Sommerferien waren. Wenn sie so müde auch noch zur Schule gehen müsste, wäre sie aufgeschmissen. Außerdem müsste sie dann jeden Tag Hinata gegenüber treten. Allein das Turnier machte ihr Sorgen. Denn spätestens da müsste sie Hinata gegenüber treten. Sollte sie nach dem Brief noch ein Teil des Clubs sein wollen. Sakura machte sich viel, zu viele Gedanken. Ihrer Mutter war schnell ihre schlechte Verfassung aufgefallen, aber als sie besorgt nachgefragt hatte, hatte Sakura das Spiel als Ausrede genutzt. Deswegen spielte sie auch so viel, auch wenn sie eigentlich längst im Bett liegen und schlafen müsste. Nur, wenn sie einfach nicht schlafen konnte, dann konnte sie genauso gut an der Konsole hängen. Alles war besser als in die Dunkelheit zu starren. Ihre Spielfähigkeiten litten unter ihrem Schlafmangel und Geralt starb öfters als ihr lieb war. Sie hing an den – ihrer Meinung nach – einfachsten Aufträgen länger als sie sollte und das frustrierte sie. Aber dieser Frust war ihr immer noch lieber, als einfach nur auf eine Nachricht von Hinata zu warten. Alles war besser. Und dennoch starrte sie trotzdem hin und wieder Minuten lang auf ihr Smartphone, das immer neben ihr auf der Couch lag. Sie verfluchte jede Nachricht von Ino, die ihr falsche Hoffnungen gab und fühlte sich schlecht. Ihre Freundin machte sich schließlich nur Sorgen um sie. »Sie wird sich schon melden«, hatte Ino ihr tröstend gesagt, als sie am Vortag für ein paar Minuten dagewesen war und ihr beim Spielen zugesehen hatte. »Machst du eigentlich auch noch etwas andere?« Ino hatte nie etwas von den ganzen Videospielen gehalten. Sie hatten andere Dinge, die sie zusammen machten. Das zocken war eben etwas, dass sie mit Hinata unternahm. »Lass mich«, hatte sie zu ihrer Freundin und auch schon zu ihrer Mutter gesagt. Nur in der Begründung gab es Unterschiede: Ihrer Mutter sagte sie, dass sie eben nicht schlafen konnte, während sie zu Ino ehrlicher war: »Ich will nicht einfach nur warten. Ich brauch Beschäftigung.« »Dann mach etwas mit mir. Wir gehen aus. Fragen wir die alte Clique. Die kommen sicher sofort. Shikamaru, Choji, Naruto und Sasuke.« Sie hatte mit den Schultern gezuckt und schon das Smartphone in den Händen gehalten. »Sai ist sicherlich auch dabei. Wir machen irgendetwas. Karaoke, Essen, egal was.« »Und warum?« »Weil alles besser ist, als nur hier zu sitzen und darauf zu warten, dass dein Smartphone klingelt«, hatte Ino ihr vorgeworfen. »Du verendest hier noch! Isst du überhaupt etwas?« Sakura hatte die Augen verdreht. »Du klingst schlimmer wie meine Mutter.« »Dann scheint wirklich etwas nicht zu stimmen.« Sie hatten sich angeschwiegen, während Ino sie stur angestarrt hatte. »Bitte«, hatte Sakura dann angefangen. »Lass mich noch ein wenig warten. Nicht mehr lange. Gib mir die Zeit. Dann machen wir etwas zusammen. Egal was, ja?« Zuerst hatte es so ausgesehen, als würde Ino nicht darauf eingehen, aber dann hatte sie geseufzt. »Okay. Ich gebe dir zwei Tage noch, dann hol ich dich hier raus. Du sollst doch bei dem Turnier mitschwimmen, oder? Da brauchen wir dich in Top Form!« Ein kompletter Tag war noch über. Zwar war klar, dass Sakura noch weiter auf ihre Freundin warten würde, aber dann musste sie ihr Wort gegenüber Ino halten und ihr Zimmer verlassen. Egal wohin. Irgendetwas in ihr, flüsterte schon seit einer gefühlten Ewigkeit, dass das Warten eh vollkommen Zwecklos war. Hinata hätte sich schließlich direkt gemeldet. Das gebot ihr ihre Höflichkeit schon. Aber sie wollte dieser leisen Stimme kein Gehör schenken. Sie wollte immer noch Hoffnung spüren. Sakura hörte das Klingeln der Tür, jedoch reagierte sie nicht darauf, sondern konzentrierte sich weiter auf ihr Spiel. Sie kämpfte gerade gegen ein äußerst hartnäckiges Biest, dass sich in den Sümpfen herumtrieb, doch vor Müdigkeit konnte sie nicht so schnell reagieren, wie es von den Spielern erwartet wurde. »Sakura!«, hörte sie ihre Mutter rufen, doch sie reagierte nicht. Es war Sakura egal was ihre Mutter in diesem Moment von ihr wollte. »Sakura!«, hörte sie erneut, diesmal lauter. »Nein!«, rief Sakura zurück, ohne den Blick von dem Bildschirm zu nehmen. »Ich kann jetzt nicht!« »Das ist mir egal, jetzt komm runter!« »Nein!« Damit war die Debatte für Sakura beendet. Sie hatte ihren Stand klar gemacht und ihre Aufgaben im Haushalt schon lange erledigt. Warum sollte sie also hinunter gehen? »Verdammt!«, murrte sie, als Geralt einen heftigen Prankenhieb einstecken musste. Sie heilte mit einem Brot gegen, doch das reichte nicht wirklich aus. Sie konnte den Charakter gar nicht so viel Brot essen lassen, wie sie Heilung benötigt. Während Sakura über ihren Kampf schimpfte, peitschte Regen gegen ihr Fenster und ihre Mutter rief immer noch nach ihr. Sakura zuckte zusammen. Nicht wegen dem Spiel, sondern weil plötzlich die Tür geöffnet wurde und das mit einer solchen Wucht, dass die Tür gegen die Wand prallte. Sie drehte sich um, ignorierend was gerade auf dem Bildschirm passierte und blickte in das zornige Gesicht ihrer Mutter. »Wofür hältst du mich?!«, donnerte Mebuki Haruno ihre Tochter entgegen und fügte ein: »Du hast Besuch« hinzu, ehe sie sich umdrehte und wieder ging. Sakuras Herz machte einen Sprung und schien auszusetzen und dann schlug es so schnell und Heftig, als wolle aus ihrer Brust springen, als sie den Besuch entdeckte. Der Regen hing noch in Hinatas Haaren, sie war von Kopf bis Fuß durchnässt. Sie sah aus, als wäre sie den ganzen Weg hier her weinend und zu Fuß gelaufen. Sie stand da in der Tür zu Sakuras Zimmer und brachte kein Wort über die Lippen. Sakura hatte sich zu ihrer Besucherin gedreht. In ihrer Hand der Controller und hinter ihr flackerte der Fernseher. Mit einem Schmerzensschrei ging Geralt zu Boden und auf dem schwarzen Bildschirm* stand in roten Lettern „You died“, aber das ignorierte sie. Viel wichtiger war ihre Freundin. »Hinata«, flüsterte Sakura. Als ihre Freundin ein Schluchzen von sich gab, glitt Sakura der Controller aus der Hand und sie sprang von der Couch auf um sich Hinata gegenüber zu stellen. Das Mädchen mit dem Mitternachtsblauem Haar schluchzte erneut und fing an zu weinen. »Was ist nur los?«, fragte Sakura und wusste nicht was sie tun sollte. Sie hatte nicht einmal eine Ahnung, was Hinata auf dem Herzen lag, sodass sie so schrecklich weinen musste. Hinata fiel ihrer Freundin weinend um den Hals. »Ach Sakura«, gab sie schluchzend von sich. »Dein Brief, dein Brief.« Sakura schluckte und erstarrte. Nie hatte sie gedacht, dass ihr Brief Hinata so sehr verletzen würde. Sie hatte damit gerechnet, dass ihr schriftliches Liebesgeständnis eine Reaktion in Hinata heraufbeschwörte, aber keine so heftige. Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. »Es tut mir so Leid«, stammelte Hinata unter Tränen. »Es muss dir nicht Leid tun, ich wollte dir nicht zu nahe treten … Ich wollte … Ich dachte ...«, Sakura konnte ihre Gedanken nicht ordnen. Alles in ihrem Kopf drehte sich und ihr wurde plötzlich so schrecklich schlecht, so schrecklich, schrecklich … Sie hatte ihr doch nur ihre Gefühle gestehen wollen, weil sie dachte Hinata würde ähnlich für sie empfinden. All die Zeichen … Hatte sie die Zeichen falsch gedeutet? »Ich … Ich wollte dich nicht verletzen«, sagte Sakura. »Ich wollte dir doch nur … ich wollte doch nur … Du sollst … Ich dachte ...« Sakura holte tief Luft und versuchte noch einmal all ihren Mut zusammen zu nehmen, mit dem sie auch den Brief geschrieben hatte. Nur war dieses um so vieles leichter und angenehmer gewesen wie diese augenscheinlich offensichtliche Abfuhr ihrer Freundin. »Ich wollte dir doch nur … Ich wollte … Du solltest … Wissen … Ich … Weißt du … Ich liebe dich doch … ich wollte dich nicht verletzen.« Hinata schüttelte den Kopf. Sie löste sich von Sakura und strich sich die Tränen aus dem Gesicht. »Dich … Trifft keine Schuld«, sagte sie und versuchte zu lächeln. Es gelang ihr nicht wirklich. Ihre Augen waren zu gerötet und ihre Atmung ging schwer. »Ich … war unvorsichtig. Mein Vater …« Sie stoppte plötzlich und schnappte nach Luft. »Mein Vater hat deinen Brief in meinem Zimmer gefunden und gelesen. Er wurde … schrecklich … schrecklich wütend.« Hinata zitterte am ganzen Körper. Sakura nahm ihre Hände, in der Hoffnung ihr auch nur ein wenig Mut geben zu können. Dabei fehlte er ihr selbst, schließlich hatte sie immer noch keine Antwort auf ihren Brief bekommen und wahnsinnige Angst davor. Andersherum wollte sie unbedingt eine Reaktion von Hinata und zeitgleich, wollte sie ihre Freundin nicht dazu drängen, vor allem weil sie Angst davor hatte, sie zu verlieren. »So wütend.« »Es ist alles gut«, versuchte Sakura ihre Freundin zu trösten. Sie biss sich auf die Unterlippe. Es war alles andere als angebracht sie zu einer Antwort zu drängen. Nicht jetzt. Hinata sah sie an, mit großen, verweinten Augen und irgendetwas schien in ihnen zu leuchten. Sakura traute sich nicht im geringsten sich nur eine kleine Möglichkeit darin zu erkennen. Stattdessen hielt sie die Luft an, während ihre Freundin mit zitternder Stimme zu sprechen begann: »Dabei ist doch nichts dabei … Wir … Du … Ich … Wir lieben uns doch nur …«, sie war immer leiser geworden und doch meinte Sakura sie verstanden zu haben. »Was hast du gesagt?«, fragte sie, ob wohl sie es doch verstanden hatte. Sie hoffte so sehr, ihre Worte richtig verstanden zu haben. »Ich liebe dich … Auch«, sagte Hinata. Sekunden vergingen. Es war als würde bei Sakura etwas aussetzen. Ohne das sie es realisierte, ließ sie Hinatas Hände los und umfasste ihr Gesicht sanft. Sie wartete nicht auf ein Zeichen ihrer Freundin und küsste sie. Wie oft hatte sie davon geträumt? Wie viele Nächte hatte sie im Bett gelegen und von Hinata Fantasiert? Und nun stand sie hier, mit geröteten Wangen und Sakura konnte sie küssen. Sie war so glücklich darüber, dass ihre Gefühle erwidert wurden, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. »Du-du weinst ja«, flüsterte Hinata besorgt. »Vor Glück«, erklärte Sakura mit einem Lächeln und küsste ihre Freundin erneut. Es wirkte alles so unwirklich, Sakura konnte es nicht fassen. Die Gefühle die sie verspürte überfluteten sie und es war ein unbeschreibliches Kribbeln, das sich in ihrem Körper breit machte. Sakura küsste Hinatas Stirn, ihre Wange, ihre Augenlider, ihre Nase und ihre Lippen, ehe sie ihre Stirn an die ihrer Freundin legte. Sie lachte kurz, was in einem Schluchzen über ging. »ich möchte-«, fing Sakura an. Sie konnte ihre Gedanken nicht einmal ordnen, wie sollte sie da einen klaren Satz aussprechen? »Es tut mir Leid … Ich meine … wenn ich dir zu nahe getreten sein sollte … dann … Es tut mir leid.« Hinata schüttelte leicht den Kopf. Sie lächelte. Dieses wunderschöne Lächeln, das Sakura so an ihr liebte und das für immer ihr gehören sollte. Vielleicht nicht für immer, oder nur für sie ganz allein, aber zumindest dieser Moment sollte ganz alleine Sakura gehören. »Schon gut«, sagte Hinata. Sie sprach leise, als wolle sie nicht, dass irgendjemand sie hörte, obwohl sie allein in dem kleinen Zimmer waren. »Ich kann dich … Verstehen.« Sakura hob ihren Kopf wieder an und schenkte ihrer Freundin an. Hinatas Mine wurde jedoch trauriger und sie wich dem Blick ihrer Freundin aus. Sakura ahnte, dass sie etwas ansprechen würde, was Hinata schwer fiel und ihr nicht gefallen würde und eine dunkle Ahnung, sagte ihr, dass es etwas mit ihrem Brief zu tun hatte. »Ich weiß nicht … Mein … Dein … Brief«, fing Hinata an. Sie stotterte ein wenig und schien sich in der Situation unglaublich unwohl zu sein. »Es ist … Okay … Egal … Was du sagen willst, oder musst«, versuchte Sakura ihre Freundin aufzumuntern und ihr Mut zu machen, auch wenn sie selbst Angst vor den Worten hatte. »Ich habe doch gesagt, dass mein Vater … Deinen … Er hat ...«, Hinata schien kaum in der Lage zu sein einen klaren Gedanken zu fassen und ihre Atmung beschleunigte sich. Sie war kurz davor zu hyperventilieren. Sakura spürte einen Schmerz in ihrer Brust, als würde sich ihr Herz zusammenziehen. Sie musste ihr helfen sich zu beruhigen. Sie legte ihre Hände auf ihren Schultern. »Ganz ruhig. Alles ist in Ordnung.« Zitternd nickte Hinata. »Atme ganz ruhig. Ein und aus.« Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis Hinata Sakuras Beispiel folgte und sie ganz ruhig ein- und wieder ausatmete. Es dauerte noch ein paar weitere Augenblicke, bis sie sich wieder beruhigt hatte und erleichtert seufzte und wieder klar sprechen konnte: »Ich hatte deinen Brief auf meinen Nachtschrank gelegt, weil ich ihn immer und immer wieder gelesen habe und dann hat mein Vater ihn am nächsten Tag gefunden und gelesen.« Sakura lief leuchtend rot an. Neben dem Punkt, dass Hinatas Vater einfach in ihrer Post schnüffelte und sie deswegen allein schon an die Decke gehen könnte, war es ihr unglaublich peinlich, dass jemand anderes ihren Brief gelesen hatte. Das war jedoch nicht der Punkt. Hinatas Familie war eine regelrecht alteingesessene Familie, mit einer wirklich langen Tradition. Das ihre Freundin eine strenge und fast schon altmodische Erziehung genoss, wusste Sakura. Es sollte sie nicht wirklich überraschen, es verletzte sie dennoch. Und es beängstigte sie. Keiner konnte sagen, was das für sie bedeutete und was auf sie zukommen würde. Das einzige, was Sakura wusste, war das sie sich nicht davon abhalten ließ ihrer Freundin nahe zu sein. Sie nahm Hinatas Hände in die ihre und lächelte. »Er ist nicht begeistert, oder?« Hinata ließ ein fast schon trauriges Lachen von sich hören. »Nein, war er nicht. Ganz und gar nicht.« »Ich kann verstehen, wenn du Angst hast und du nicht mehr-« »Nein!«, unterbrach Hinata ihre Freundin. Die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Ich bin nicht hier um mich zu verabschieden. Ich bin hier … weil ich bei dir sein will. Auch wenn … Mein Vater … Es tut mir so Leid!« Sakura zog ihre Freundin in die Arme und strich ihr beruhigend über den Rücken. »Es muss dir nicht Leid tun. Du kannst nichts dafür.« Hinata schluchzte. »Wir schaffen das. Gemeinsam. Ich bleibe bei dir«, sagte sie leise und küsste ihre Freundin. ◊ Kapitel acht -------------- Es regnete, wie viel zu Oft in diesem Sommer, der sich nicht wie einer anfühlte. Sakura trocknete ihre Haare ab, während die letzte Runde des Schwimmturnier stattfand. Hinata hatte sich durchgerungen daran teil zu nehmen und war die letzte ihres Schulteams, die ihre Bahnen gegen die anderen Schülerinnen schwimmen sollte. Es sah gut für sie aus. Auch wenn Hinata nicht die sportlichste Schülerin war, hatte sie ein gewisses Talent was das Schwimmen anging. Sakura konnte es gar nicht glauben mit wie viel Hingabe Hinata bei diesem Schwimmturnier dabei war, obwohl sie sonst eigentlich nicht die Person war, die gegen andere antrat. Die Schwimmhalle in die das Turnier aufgrund des Wetters verlegt worden war, war voll mit Schülern aller Schulen und die Stimmung war feurig, aufgrund des Wettkampfes. Für Sakuras Schule brauchten sie lediglich diesen einen Sieg um erfolgreich nach Hause gehen zu können und das, war Hinatas Aufgabe. Sakura traute sich gar nicht weg zu sehen, geschweige denn sich die Haare wirklich abzutrocknen. Sie hatte nur Augen für ihre Freundin. Ihre Mitschüler riefen euphorisch den Namen ihrer letzten Wettschwimmerin: »Hi-Na-Ta! Hi-Na-Ta! Hinata!« Sakura wusste wie sich Hinata fühlte. Sie konzentrierte sich voll und ganz auf den Wettbewerb und war nicht einmal in der Lage um die Rufe um sie herum zu hören. Das brauchte sie auch um sich nicht ablenken zu können. Sakura konnte nicht einmal sagen wie stolz sie auf ihre Freundin war, die zuvor immer Angst davor hatte sich den anderen Mitgliedern des Clubs im Badeanzug zu zeigen. Sie stand in ihrem Teambereich und beobachtete Hinata dabei, wie sie am Ende des Beckens angekommen war und sich abstieß um die letzte Bahn vor dem Ende zu schwimmen. »Sie kann es schaffen«, hörte Sakura eine Mitschülerin aufgeregt flüstern. Sie traute sich nicht zu ihr hinzugehen, aus Angst sie könnte nur eine Sekunde von Hinatas Moment verpassen. Alles ging so schnell. Und dann, erklang der Gong in der Halle und alle verstummten. »Dieses Wettschwimmen, hat Hinata Hyuuga, von der Konoha High für sich entschieden!«, dröhnte es aus den Lautsprechern und tosender Applaus drang durch die Schwimmhalle. »Wenn ich die Punkte richtig zusammen rechne, geht damit der Sieg mit Abstand an die Konoha High!« Jubelnde Begeisterung übertönte die Kommentation aus den Lautsprechern und wirklich kein Schüler der Konoha High konnte sich auf seinen Platz hallten. Sie alle standen und applaudierten. Sie feierten Hinata Hyuuga, die ihnen den Sieg gebracht hatte. »Du weinst ja«, sagte das Mädchen neben ihr. Es war Tenten, die auch an dem Turnier teilgenommen hatte. »Ich hoffe es sind Freudentränen.« Nickend wischte sich Sakura die Tränen aus den Augen. »Ja, ich freue mich einfach so sehr. So-so sehr.« »Ihr könnt echt stolz auf euch sein. Ihr alle«, sagte Mitarashi-Sensei. Sie hatte während des ganzen Wettstreits immer wieder das Programmheft bearbeitet, dass nun vollkommen zerknittert und an einigen Stellen eingerissen war. »Ich bin so stolz auf euch. Auf euch alle.« Sakura nickte anerkennend. Besonders Hinata hatte sich gemacht. »Los, gehen wir zu Hyuuga«, sagte die Lehrerin und Sakura ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Sie lief los – das Rennverbot vollkommen ignorierend – und fiel Hinata um die Arme, die gerade erst aus dem Wasser gestiegen war. Die Wucht mit der ihre Freundin sie umarmte, drückte die erschöpfte Schwimmerin nach hinten und zusammen landeten sie Kopfüber und Rückwärts im Wasser. Für Sakura eine willkommene Gelegenheit, denn nur so konnte sie ihre Freundin unbemerkt küssen. Sie war zwar nicht in der Lage ihr zu sagen, wie sehr sie sich für sie freute und wie stolz sie auf sie war, doch das konnte warten. Als sie wieder an die Oberfläche gelangten, schnappten beide nach Luft und wurden von den besorgten Stimmen ihrer Mitschüler begrüßt. Sie wurden gepackt und aus dem Wasser gezogen. Sakura und Hinata setzten sich nebeneinander an den Rand des Beckens und sahen sich erschöpft und nach Luft japsend an. »Also ehrlich«, sagte Mitarashi. »Wo soll das noch mal hinführen? Wenn ihr ständig ins Wasser fallt, muss ich anzweifeln, ob ihr überhaupt schwimmen könnt. Außerdem rennt man nicht in einer Schwimmhalle, Haruno, wie oft soll ich dir das noch sagen?« »Sie hat sich doch nur so sehr über den Sieg gefreut«, verteidigte Tenten ihre Mitschülerinnen. »Ich hoffe doch! Das darf nicht zur Gewohnheit werden.« »Nein«, sagte Sakura. »Ganz sicher nicht. Nur das gewinnen.« Hinata stimmte ihr wortlos zu, nur indem sie lächelte. Auch wenn ihre Sommerferien bisher nicht so Sonnenreich waren, wie Sakura es sich erhofft hatte, waren sie mehr als nur Erfolgreich gewesen. Hinata und sie waren ein Paar, auch wenn sie es geheim hielten und das Schwimmturnier, hatten sie auch noch gewonnen und das nachdem sie bei Hinata so viel Überzeugungsarbeit hatte leisten müssen. Das einzige was auf ihrer To-do-Liste noch fehlte, waren ihre Hausaufgaben und The Witcher III, war noch beendet werden musste. Aber dafür – da war Sakura sich sicher – würde das Wetter sich noch passend einstellen. »Ich bin dafür, dass wir den Sieg gebührend feiern«, schlug Tenten vor, während Sakura heimlich Hinatas Hand nahm. »Was haltet ihr von Eis? Oder von Ramen?« Ihre Mitschüler unterhielten und diskutierten Tentens Vorschlag, während Sakura und Hinata versuchten aufzustehen, ohne sich los zu lassen. »Bevor wir hier irgendetwas machen«, sagte Mitarashi-Sensei streng. »Geht ihr euch erst einmal umziehen! Wir treffen und dann vor der Schwimmhalle. Ich bin mir sicher, dass all eure Mitschüler euch gratulieren wollen.« »Kommst du mit mir?«, hauchte Sakura ihrer Freundin in die Ohren. »Gerne«, war die Antwort und gleich darauf zog Sakura ihre gefeierte Freundin mit sich zu den Umkleidekabinen, wo sie ganz weit hinten in einer verschwanden. Sakura schloss die Tür zu und zog Hinata an sich. Sie küsste ihre Freundin, während diese sich gegen die Wand lehnte. Seit Hinata zu ihr gekommen war, hatten die beiden Mädchen sich zeit gelassen um ihre neue Beziehung zueinander und ihre Gefühle kennenzulernen. Dabei hatten sie herausgefunden, wie durstig sie nach der jeweils Anderen waren. Sakura schloss die Augen und küsste sie verlangend, während ihre Hände Hinatas Seiten entlangstrichen und den feuchten Stoff des Badeanzuges erkundeten. Jedes Mal, wenn sie sich näher kamen, war es ein neuer Glücksmoment für sie, der Sakura mit solch einer Wärme ausfüllte, dass sie Hinata nie wieder in ihrem Leben missen wollte. Sie strich ihr durch das lange, dunkle Haar, dass sie sich für das Wettschwimmen zu einem Zopf zusammengebunden hatte und legte ihre Hand auf eine ihrer üppigen Brüste. Hinatas Lippen bebten, jedoch nicht vor Angst oder Abneigung. Sakura wusste wie empfindlich ihre Freundin auf Berührungen reagierte und lächelte. Sie löste sich von ihrer Freundin und legte ihre Lippen an ihren Hals. »Sakura«, flüsterte Hinata, als ihre Freundin über die Haut leckte. »Bitte ...« Sakura schmeckte das Chlorwasser und am liebsten wäre sie mit ihr zusammen unter die Dusche gegangen, aber da würden sie auf die anderen Mädchen treffen und das wollte sie nicht. Sie ließ von ihrer Freundin ab und schenkte ihr ein Lächeln. Hinatas Wangen waren rot gefärbt. »Keine Sorge. Keiner wird was sehen«, sagte sie und küsste Hinata. »Ich will dich nicht verlieren.« »Ich dich auch nicht.« »Ich bin stolz auf dich. Den Sieg haben wir dir zu verdanken.« Hinata schüttelte den Kopf. »Das waren wir alle gemeinsam«, sagte sie und nahm Sakuras Hand in die Ihre. »Wir haben gewonnen.« »Okay.« Sakura strich ihrer Freundin eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich gehe zuerst raus. Komm du nach ein paar Minuten nach.« »Ja.« Sakura küsste ihre Freundin noch mal und verließ dann die Kabine. Sie verbargen ihre Beziehung vor allen Anderen. Nur Ino wusste davon, schließlich hatte sie die ganze Zeit etwas geahnt gehabt und auch wenn sie eigentlich kaum ein Geheimnis für sich behalten konnte, half sie den zwei Mädchen, ihres zu bewahren. Es war ihr Glück, dass sie seit einer Ewigkeit schon immer zusammen hingen und nichts ohne die Andere machten. Somit änderte sich nach Außen nichts für sie. Sie verhielten sich wie immer und dann, wenn sie alleine waren, konnten sie die Nähe der Anderen voll und ganz genießen. »Hey«, sagte sie, als sie die Dusche betrat. Tenten war da und auch einige Mädchen der anderen Schulen. »Hey Haruno. Schreckliches Wetter, oder?«, fragte ihre Mitschülerin. »Dieses Jahr haben wir nicht wirklich einen guten Sommer, oder?« Sakura zuckte mit den Schultern. »Egal. Die Ferien genieße ich trotzdem.« Und diese Ferien, waren die schönsten, die sie je gehabt hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)