You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 13: Ein neues Leben --------------------------- Seiya Wir brechen noch am gleichen Abend nach Kinmoku auf. Als wir uns auf der Terrasse unseres Penthouses für die Abreise bereit machen, kommt es mir wie eine Ewigkeit vor, dass ich hier gelandet bin. In Wirklichkeit sind seitdem nur ein paar Tage vergangen. Trotzdem kommt es mir vor, als wäre es damals und ich ein anderer gewesen. Und vielleicht ist das auch wirklich so. Ich erinnere mich an den Enthusiasmus und die Vorfreude. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, muss ich wieder mit mir kämpfen. Gegen das Gefühl es als eine Niederlage anzusehen. Als hätte ich aufgegeben. Sie aufgegeben. Auch wenn ich weiß, dass es so nicht ist und nie sein wird. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass es die richtige Entscheidung ist. Ein ganzes Jahr lang war es mein größter Wunsch zurück zu kommen. Aber was ich mir wirklich wünsche, war nie Realität und wird es auch nie sein. Jetzt verstehe auch die Notwendigkeit herzukommen, um es selbst zu sehen. Ich bin froh, zu wissen, dass es ihr gut geht. Wie Kakyuu gesagt hatte… Sie wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Genauso wie meine Erinnerung an unser Traumland. Aber es ist ein Traum der größer ist als ich. Und ich habe lange genug in einer Traumwelt gelebt. Als wir dieses Mal abheben ist niemand da, um uns zu verabschieden. Wir gehen, wie wir gekommen sind: in aller Stille. Während unser Gebäude und die Stadt unter uns immer kleiner werden, sehe ich bewusst zurück. Ich erhasche einen Blick auf unsere Schule und die Lichter des Riesenrads funkeln aus der Ferne. Ich kann nicht sagen, dass es dieses Mal nicht weh tut. Aber es ist leichter, weil ich weiß, dass ich zu Hause meine Familie haben werde. Auf der Reise habe ich sehr viel Zeit nachzudenken. Über das Gefühlschaos der letzten Tage, Wochen und Monaten. Dass ich nach vorne blicken möchte und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kristallisiert sich eine Idee heraus. Als wir endlich auf Kinmoku ankommen, sehe ich meine Heimat diesmal mit anderen Augen. Jetzt fühlt es sich tatsächlich wie nach Hause kommen an. Als hätte ein Teil von mir im Jahr davor die Reise nicht mitgemacht. Bei meinem Abschied vor einem Jahr habe ich noch gedacht, dass dies auch das Ende meines Lebens als Seiya sein würde. Mittlerweile bin ich mir nicht sicher, ob es nicht Fighter war, die in all der Zeit gefehlt hat. Jetzt wird mir bewusst, dass es kein entweder oder ist. Nicht sein soll. Und auch nicht sein kann. Diese Zeit hat in so vieler Hinsicht Spuren hinterlassen, dass keiner von uns als derselbe zurückgekehrt ist. Wir kamen damals auf die Erde als Sailor Starlights mit einer Mission. Gleichzeitig war es das erste Mal in unserem Leben, dass wir ein Leben abseits unseres Schicksals hatten, auch wenn es anfangs nur zum Schein war. Ein Leben in dem wir selbst frei bestimmen konnten, was wir tun möchten. Ich weiß nicht, wann aus Seiya mehr wurde als eine Tarnung. Im letzten Jahr habe ich mich so in meine Trauer verrannt, dass ich diese Perspektive nie gesehen habe. Denn ich habe es sorgsam vermieden Erinnerungen an dieses Leben zu nahe an mich heranzulassen. Aber unsere Rückkehr auf der Erde hat mir eines bewusst gemacht: es war die ganze Zeit das Größte für mich Musik zu machen. Jedes Mal, wenn ich nicht mehr weiter wusste; wenn ich einsam oder wütend war, war die Musik mein Zufluchtsort. Alleine die Aussicht darauf, wieder Three Lights sein zu können, hat fast freudige Ekstase in mir ausgelöst. Als ich den anderen beim Abendessen von meiner Idee erzähle, wieder spielen zu wollen, kann ich die Aufregung darüber in ihren Gesichtern ablesen. Ich weiß nicht, ob sie insgeheim die ganze Zeit darauf gehofft haben. Es wird nicht so sein wie Three Lights. Wir werden keine Stars sein oder davon Leben können. Aber im Grunde ging es auch nie um die vollen Konzerthallen. Es ging darum, in der Musik aufzugehen. Ich möchte singen. Es ist etwas, auf das ich mich freue. Und das ist ein Anfang. Von dort werde ich weitersehen. *** Wir sitzen noch lange zusammen, trinken Sirese und erzählen Yuuiren und Kakyuu unsere Erlebnisse von der Erde und irgendwann schlafe ich mit Yuuiren in meinen Armen ein.   Als ich aufwache geht gerade erst die Sonne auf und taucht den Himmel in tausend verschiedene Rottöne. Es wird noch Stunden dauern, bis die anderen ebenfalls aufwachen. Ohne lange nachzudenken schnappe ich mir meine Gitarre und verlasse so lautlos wie möglich das Haus. Hinter den Festungsmauern taucht die aufgehende Sonne den Horizont in ein Meer an Farben und lässt die Grenze zwischen Ozean und Himmel verschwimmen. Ich lasse mich auf meinem üblichen Platz nieder. Anfangs zupfe ich nur gedankenlos die Saiten. Irgendwann bemerke ich, dass ich selbst eine Melodie im Kopf habe und diese vor mich her summe. Als es mir bewusst wird, probiere ich verschiedene Akkorde aus. Es kostet mich fast ein wenig Überwindung aber irgendwann fange ich an zu singen. Anfangs ist es kaum mehr als ein krächzendes Murmeln. Aber ich schließe die Augen und mache weiter. Es dauert eine Weile aber irgendwann fühlt sich meine Stimme nicht mehr fremd für mich selbst an und meine Finger fliegen fast wie von selbst über die Saiten. Ich muss nicht mehr nachdenken, die Melodie fließt von selbst. *** “Seiya,” dringt irgendwann Yuuirens Stimme in mein Ohr und holt mich wieder in die Wirklichkeit. Ich kann sie nicht sehen, weil die Hügelkuppe mir die Sicht versperrt. “Ich bin hier,” rufe ich ihr zu, obwohl ich mir sicher bin, dass sie weiß, wo ich bin. Als ich auf die Uhr sehe, merke ich, dass ich seit Stunden hier sitze. Die Zeit ist wie im Flug vergangen. Es wundert mich fast, dass sie mich nicht eher gesucht hat. Es ist wohl Zeit für Frühstück. Mit einem Seufzen stehe ich auf und streiche mir den Staub von der Hose. Als ich wieder aufblicke, bleibt mir das Herz stehen. Yuuiren kommt fröhlich lächelnd auf mich zu. Aber sie ist nicht allein. An ihrer Hand führt sie Bunny mit sich. Meine Welt steht still.   Ich halte die Luft an und wage es nicht, mich zu bewegen oder auch nur blinzeln. Keine Sekunde möchte ich sie aus den Augen lassen. Kann es denn Wirklichkeit sein? Wie oft bin ich schon in der gleichen Situation aus meinen Träumen erwacht? So kurz vor dem Augenblick, in dem ich sie in meine Arme schließen konnte. Jetzt steht sie vor mir. Ein zaghaftes Lächeln umspielt ihre Lippen. In meinem Kopf habe ich mir unzählige Szenarien ausgemalt, wie es sein würde, wenn ich sie wiedersehe. Nachts am Balkon. Im Riesenrad. Am Ende der Rolltreppe auf dem Flughafen. In dem Café, wenn ich nur diese letzten Schritte gemacht hätte. Die Träume eines ganzen Jahres. Ich sehe sie vor mir, wie sie über das Softballfeld auf mich zuläuft und mir in die Arme fällt. Ich kann den Geist ihrer Umarmung noch immer fast körperlich spüren.   Sie hier unter dem gelben Himmel von Kinmoku zu sehen, ist eine Vorstellung, die ich nicht mal in meinen kühnsten Träumen zu hoffen gewagt hatte. Vielleicht fühlt es sich auch deshalb so unwirklich an. “Auf Wiedersehen” waren die zwei Worte an die ich meine ganze Hoffnung geknüpft hatte obwohl es immer unmöglich schien. Ich hatte angefangen zu akzeptieren, dass es niemals soweit kommen würde. Und trotzdem stehst du jetzt hier vor mir. Einfach so. Das orange Sonnenlicht gibt ihrem Gesicht einen Ton, der zu dem warmen Ausdruck ihrer Augen passt. Sie hat nie schöner ausgesehen. Ich habe tausend Fragen im Sinn. Aber ich bin unfähig eine einzelne auszuwählen und noch weniger sie tatsächlich laut auszusprechen. “Wie?”, ist das einzige Wort das ich über die Lippen bringe. Die Antwort kann ich ihren Augen ablesen. Es ist der gleiche warme Blick, der sich in mein Gedächtnis eingebrannt hat.   “Ich wollte, dass du weißt, dass wenn wir nicht beide schon ein Schicksal hätten… ich wollen würde, dass du das meine wärst.” Sie gibt mir keine Antwort. Stattdessen nimmt sie meine Hand und verschränkt meine Finger mit den ihren. Sie zeigt es mir. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)