You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 11: Am Ziel ------------------- Seiya Wir sitzen am Abend noch lange zusammen und ich erzähle Yaten und Taiki von meiner bisherigen Suche. Ein wenig ärgere ich mich über mich selbst, dass ich so vorhersehbar von einer Enttäuschung in die nächste gelaufen bin. Yaten zieht mich noch ein wenig damit auf, bis ihm Taiki schließlich mit einem strengen Blick zu verstehen gibt, dass es genug ist. Dann nimmt er ein Stück Papier und wir erstellen gemeinsam eine Liste. Sie ergänzen die mir bekannten Orten und Informationen um Punkte, von denen ich nicht gewusst habe. Taiki erzählt von dem Mädchen, das er im Krankenhaus besucht hat. Er glaubt, dass wir dort eventuell Amis Mutter finden könnten. Yaten möchte bei den Organisatoren für den Talent-Wettbewerb nach Minako fragen. Schließlich hat sie den Wettbewerb damals gewonnen und möglicherweise arbeiten sie noch zusammen. Vielleicht kennen sie aber wenigstens ihre Adresse. Es sind weitere Strohhalme. Aber es sind Chancen. Über allem steht für mich unsere größte Hoffnung: Das Comeback als Three Lights. *** Als wir am nächsten Tag gemeinsam beim Frühstück sitzen, hat Taiki bereits alles organisiert. Er hat unseren alten Manager angerufen und ihm gesagt, dass wir gerne wieder auftreten möchten. Er war hellauf begeistert und hat uns gebeten, so schnell wie möglich in sein Büro zu kommen, damit wir die Details klären können. Das wird auch unser erster Weg sein für den Tag. Ich bin noch immer überwältigt, wie viele Möglichkeiten sich für mich auftun. Als wir schließlich vor die Tür unseres Apartment Gebäudes treten, begrüßt uns der wolkenlose Himmel in sattem Blau. Als ich wegen der blendenden Sonnenstrahlen meine Sonnenbrille heraus hole, fällt mir auf, dass es das erste Mal seit meiner Ankunft ist, dass ich die Sonne überhaupt sehe; sonst war der Himmel immer wolkenverhangen und grau. Ich nehme es als ein gutes Zeichen. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Die Büros unserer Plattenfirma befinden sich in Marunouchi. Es ist nicht weit von unserem Apartment entfernt. Wir spazieren an den steinernen Wassergräben entlang. Die Kanäle sind auf beiden Seiten gesäumt von grünen Parkanlagen. Es ist wie eine kleine Oase, in der man dem Tempo des geschäftigen Treibens das rund um die hohen Bürogebäude herrscht, kurz entgehen kann. Ich genieße die Ruhe und es fühlt sich fast an, als würden die Sonnenstrahlen neue Lebensgeister in mir erwecken. Ich recke mein Gesicht noch weiter der Sonne entgegen, als könnte ich so noch mehr von ihrer Energie in mir aufsaugen. Als wir an der Tokyo Station vorbeikommen, kommt Taiki ins Schwärmen. Er erzählt uns von den architektonischen Details und der Geschichte des Bahnhofs. Ich staune einmal mehr, woher er all das Wissen hat und noch mehr darüber, wie es sich so genau merken kann. Aber ich muss ihm Recht geben. Das alte Gebäude inmitten der gläsernen Fassaden der Hochhäuser ist wie ein kleines Juwel, besonders nachts, wenn das warme Licht es imposant wirken lässt und gleichzeitig eine unheimliche Ruhe ausstrahlt. Als wir nur noch zwei Straßen von unserem Ziel entfernt sind, spricht Yaten schließlich  aus, was uns wohl alle beschäftigt: dass es eigenartig sein wird wieder aufzutreten. Besonders nach dem beschaulichen Leben, das wir im letzten Jahr geführt haben. “Ich muss ehrlich sein, die kreischenden Fans an jeder Ecke habe ich nicht wirklich vermisst,” pflichtet Taiki ihm bei. “Aber die Musik,” wirft Yaten ein und seine Stimme bekommt einen schwärmerischen Unterton. Ich bekomme eine Gänsehaut, als ich mich daran erinnere, wie es war, vollkommen mit der Musik zu verschmelzen. Wie wir Gefühle und Sehnsüchte damit transportieren wollten. Die Ekstase in der Stimmung vollkommen aufzugehen. War das der Grund warum wir so erfolgreich waren? Weil die Menschen spüren konnten, dass es ehrlich war? “Ich hoffe vor allem, dass wir diesmal nicht wieder so lächerliche Aktionen liefern müssen, wie beim letzten Mal. Manches war da ja echt vollkommen übertrieben. Deine Haustier-Show zum Beispiel,” er zwinkert und boxt Yaten mit dem Ellenbogen in die Rippen. “Oh Mann, war das nervtötend.” Yaten greift sich an den Kopf und verdreht theatralisch die Augen. Auch wenn sie es nicht aussprechen, ich merke, dass sie sich insgeheim darauf freuen wieder als Three Lights aufzutreten. Vielleicht möchten sie es sich auch nicht eingestehen, weil es im besten Fall nur von kurzer Dauer sein wird. Wenn wir wieder damit aufhören müssen, ist es leichter davon als eine lästige Pflicht zu sprechen. “Halt, wartet Leute, da ist sie!”, platzt es aus Yaten auf einmal heraus. Er hätte mir genauso gut einen Stromschlag versetzen können. Er stoppt so abrupt, dass ich in ihn hinein laufe. “Bunny?”, fragt Taiki und versucht in Yatens Blickrichtung ein bekanntes Gesicht in der Menge auszumachen. “Nein, Minako! Dort!” Er deutet auf die andere Straßenseite. Und tatsächlich. Für einen Moment bin ich wie erstarrt. Aber bevor wir noch die Möglichkeit haben, nach ihr zu rufen, verschwindet sie im Inneren eines Cafés. Der Verkehr ist zu dicht, als dass wir einfach die Straße überqueren hätten können. Die Zeit bis die Ampel auf Grün springt, fühlt sich wie eine Ewigkeit an. Es darf nicht sein, dass wir sie jetzt wegen einer verfluchten Ampel wieder verlieren. Als ich auf der anderen Seit ankomme, suche ich schon durch das Fenster des Cafés nach Minako und ich finde sie im hintersten Teil des Lokals, sie steuert zielstrebig einen Tisch in der Ecke an. Mir bleibt die Luft weg. Da ist sie.   Einfach so. Nachdem ich sie tagelang gesucht habe. Für einen Moment steht meine Welt still und ich höre nur mein eigenes Herz, das mir mit einem Mal bis zum Hals schlägt. Ich starre fassungslos durch das Fenster, um mich zu vergewissern, dass ich es mir nicht einbilde. Aber das tue ich nicht. Sie ist es. Sie sind alle da. Ami, Rei, Makoto, Minako und Bunny. Meine Augen brennen. Ich schicke ein stummes Dankesgebet in den Himmel.   Wie oft habe ich mir diesen Moment vorgestellt? “Na los, gehen wir rein!?”, höre ich Yaten dicht neben mir sagen und er reißt mich damit aus meiner Trance. Auch er hat die Mädchen inzwischen bemerkt. Ich nicke nur. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt einen Laut herausbekommen würde. Ich mache zwei Schritte zur Eingangstür. Durch die Fenster des Cafés sehe ich wie sie alle zusammen sitzen. Ich sehe Bunny, die offensichtlich über einen Kommentar von Makoto herzlich lacht. Vor der Tür halte ich inne. “Du warst schon immer impulsiv und hast dich immer nur von deinen Instinkten leiten lassen. Ganz besonders, wenn es um Bunny ging, hast du mehr als einmal gehandelt ohne Nachzudenken.” Ich weiß nicht, warum mir Taikis Worte ausgerechnet jetzt wieder in den Sinn kommen. Aber es hält mich zurück. Genau wie mich allein ihr Anblick unwiderstehlich zu ihr zieht. “Nach dem Konzert entführe ich dich in ein wunderschönes Traumland Schätzchen. Inzwischen liebe ich dich so sehr,  dass ich mir wünschte ich könnte das tun, was ich eben gesagt habe...“ Durch meinen Kopf jagen wieder einmal meine Erinnerungen an dich. Unsere erste Begegnung im Kampf als Sailor Kriegerinnen. Du hast dich gegen uns und vor dieses Monster gestellt, weil du andere immer beschützt.und dich für sie einsetzt. Egal, ob es das kleine Mädchen ist, dass dir auf der Straße nachläuft oder eine gute Freundin, die du ermutigst, ihre Träume zu verwirklichen. Genauso wie im Kampf um Leben und Tod. Ich sehe, wie du dich immer und immer wieder vor andere gestellt hast. Wie oft du dich vor mich gestellt hast. “Ich wollte, dass du weißt, dass wenn wir nicht beide schon ein Schicksal hätten… ich wollen würde, dass du das meine wärst.” Dieser Hauch von einem Kuss. Der Geschmack ihrer Tränen, den ich jetzt noch schmecken kann. Ich beiße mir unwillkürlich auf die Lippen. “Ich muss noch gehen können.” Noch heute zerreißt es mir bei dem Gedanken an deinen Schmerz fast das Herz. Tränen, die du meinetwegen geweint hast, weil du wolltest, dass es mir besser geht. Du hast deine Entscheidung bereits vor einem Jahr getroffen. Du warst dir deiner Gefühle damals bewusst. … und bist trotzdem gegangen. Du hast dich gegen deine eigenen Wünsche entschieden. Weil deine Selbstlosigkeit die Eigenschaft ist, die dich am meisten ausmacht. Im nächsten Augenblick habe ich Yuuirens flehentlichen Gesichtsausdruck vor Augen. "Bitte geh!" Ich habe jetzt Yuuiren in meinem Leben. Vor einem Jahr noch hätte ich nie zu hoffen gewagt, sie jemals wiederzusehen. Wie gern würde ich dir von ihr erzählen. Als ich mich auf den Weg zur Erde gemacht habe, habe ich ihr geschworen, dass ich wiederkommen würde. In dem Moment zerbricht etwas in mir. Es steht mir nicht zu, dich noch einmal vor diese Wahl zu stellen. Wäre es denn überhaupt eine Wahl? Es war von Anfang klar, dass mein Aufenthalt nicht von Dauer sein würde. Was würde es für einen Unterschied machen, wenn ich jetzt wieder in dein Leben treten würde? Ich höre Kakyuus sanfte Stimme in meinem Ohr, als ich ihr damals genau diese Frage gestellt habe. “Es kann ein Wiedersehen von Freunden sein.” “Die Bestätigung, dass ihr euch richtig entschieden habt.” “Es könnte dir Frieden geben.” Damals habe ich nur das gehört, was ich hören wollte. Jetzt wird mir klar, dass sie für uns beide nie eine Zukunft gesehen hat. Wenn ich jetzt hineingehe, wäre es purer Egoismus um mein Verlangen nach deiner Nähe zu stillen. Es würde uns in die selbe Situation bringen wie vor unserem Abschied.  Ein uns  wird es nie geben. Es würde dir nur unnötigen Schmerz bereiten, denn deine Entscheidung wäre wieder dieselbe. Du stellst das Wohl von anderen immer über dein eigenes. Es wäre der ultimative Beweis, dass ich dich niemals verdient habe. “Es kann ein Abschluss sein. Die Gewissheit für dich selbst, dass das, was du dir für sie gewünscht hast eingetreten ist: sie ist glücklich.” Mein Herz sträubt sich gegen die Entscheidung, die mein Verstand bereits getroffen hat. Oder ist es umgekehrt? “Ich wünsche dir von Herzen das Beste. Ich wünsche mir, dass du glücklich bist.” Noch mehr wünschte ich, ich könnte dir das persönlich sagen. Dich in die Arme nehmen. Dich nie wieder loslassen. Es kostet mich meine ganze Kraft meine Hand von der Türklinke zurückzuziehen. “Was ist jetzt? Wollen wir nicht reingehen?”, fragt Yaten ungeduldig. Ich drehe mich zu ihnen um. Ich senke den Blick und schüttle den Kopf. Ich kann ihnen nicht in die Augen sehen. “Nein, es ist Zeit nach Hause zu gehen...nach Kinmoku.” Schon bei den wenigen Worten, droht mir die Stimme zu versagen. Ich habe nicht die Kraft mehr zu sagen oder es laut auszusprechen. Stattdessen konzentriere ich mich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Weder Taiki noch Yaten stellen eine Frage, sie folgen mir stumm. Ich kann ihre betroffenen Blicke in meinem Rücken spüren. Als wir auf der anderen Straßenseite sind, drehe ich mich ein letztes Mal um und blicke zurück. “Leb wohl, Schätzchen…” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)