You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 10: Zurück auf der Erde ------------------------------- Seiya Über eine Woche ist seit meiner Ankunft auf der Erde vergangen und ich bin meinem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Die Abende verbringe ich damit im Internet nach ihr zu suchen. Im Telefonbuch ist immer noch ihre alte Adresse vermerkt. Nachdem ich über Bunny nichts gefunden habe dehne ich meine Suche nach den anderen Mädchen aus. Aber auch mit ihren Namen finde ich keine Informationen, die mich weiterbringen. Das Einzige, das ich finde sind ein paar Einträge aus dem Jahrbuch unserer Schule, sie stammen allerdings noch aus der Zeit an der wir selbst an der Schule waren und helfen mir daher ebenso wenig. Als ich ein Foto von uns beiden entdecke, wird mir trotzdem warm ums Herz. Es ist ein unerwartetes Geschenk, auf das ich nicht mehr zu hoffen gewagt habe. Das Bild wurde nach dem Softball-Turnier aufgenommen, Bunny lächelt unbeschwert. Ich erinnere mich, dass ein Mädchen von der Schülerzeitung es aufgenommen hat. Ich hatte mir damals vorgenommen, sie um das Foto zu bitten. Weil ich kein einziges Foto von dir hatte… In dem Chaos danach hatte ich keine Gelegenheit mehr dazu. Ich streiche mit dem Finger sanft über ihr Gesicht. Der vergnügte Ausdruck in ihren Augen… Es ist nur ein Foto, aber es genügt um mich einmal mehr in ihrem Blick zu verlieren. Mein Gedanken führen mich einmal mehr auf Reisen und finde ich mich wie so oft auf dem Softballfeld wieder. “Ich wollte, dass du weißt, dass wenn wir nicht beide schon ein Schicksal hätten… ich wollen würde, dass du das meine wärst.” Die Worte die mich seit einem Jahr bis in meine Träume verfolgen. Wird es jemals aufhören? *** Am nächsten Morgen starte ich meine mittlerweile gewohnte Routine erneut. Jeden Tag gehe ich aufs Neue zu den Orten, von denen ich weiß, dass sie gerne und oft dort ihre Zeit verbracht hat. Ich ändere die Reihenfolge und Tageszeit und jedes Mal frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung war oder ob ich sie nicht vielleicht gerade verpasst habe. Die Nachmittage verbringe ich meistens im Crown Café, irgendwie habe ich das Gefühl, dass es meine größte Chance ist. Wäre ich damals in dieses Café gekommen, wäre wahrscheinlich sehr schnell voller Fans gewesen. Bis jetzt habe ich einmal mitbekommen, das zwei Mädchen hinter vorgehaltener Hand über mich getuschelt haben. Ansonsten hat mich niemand erkannt. Vielleicht interessiert es aber auch einfach niemanden. Es ist erstaunlich, wie schnell man in Vergessenheit geraten kann. Mittlerweile kennen mich im Café aber alle Kellner, sie grüßen mich freundlich, wenn ich komme. Zumindest sagt keiner etwas dagegen, dass ich immer so lange den Tisch besetze. Vielleicht halten sie mich aber auch wirklich nur für einen eigenartigen Typ und sagen nur nichts, weil ich jedes Mal ein großzügiges Trinkgeld gebe. Gebracht hat es mir bis jetzt nichts; keines der Mädchen hat sich im Café blicken lassen. Ohne viel Hoffnung klappere ich den letzten Ort auf meiner heutigen Route ab: das Haus der Familie Tsukino. Anfangs habe ich versucht bei den Nachbarn nachzufragen, ob jemand weiß, wohin die Familie gezogen sei, aber niemand konnte oder wollte mir darüber Auskunft geben. Vor ein paar Tagen habe ich dann einen Brief mit einer Nachricht für Bunny in den ohnehin schon überfüllten Briefkasten gestopft. Als ich heute ankomme, ist der Briefkasten unverändert voll. Über dem Verkaufsschild klebt jetzt ein Hinweis, dass das Haus verkauft wurde. Ich versuche, es gleichgültig hinzunehmen. Jetzt gibt es wohl wirklich keinen Grund mehr für sie hierher zurückzukehren. Ich atme schwer aus. Auf dem Weg zurück zur Wohnung gehe ich im Kopf meine weiteren Optionen durch. Unwillkürlich kommen mir auch jedes “Nein”, jeder Besuch im Café oder Spaziergang im Park in den Sinn. Jede einzelne verlorene Chance. Ich habe das Gefühl als würde ich mich an Strohhalme klammern, von denen mir jeden Tag ein weiterer entgleitet. Ich bin so voller Hoffnung aufgebrochen. Aber seit meiner Ankunft habe ich das Gefühl jeden Tag ein kleines bisschen kleiner zu werden. Als wir gegangen sind hatten wir ein Leben. So groß unsere Schwierigkeiten als Starlights manchmal waren. Das Leben als Three Lights hingegen war einfach und mühelos. Tausende Fans kamen zu unseren Konzerten. Die größten Probleme im Leben des Seiya Kou waren schlechte Noten, wenn ich aufgrund unserer Musik-Karriere nicht gelernt hatte. Ein Umstand, den ich mit Leichtigkeit jedes Mal wieder hinbiegen konnte. Wenn es ein zweites gab, dann war es unsere Privatsphäre zu schützen. Ansonsten wurden die meisten Hindernisse schon von anderen beseitigt, bevor wir sie überhaupt wahrnehmen konnten. Das ganze letzte Jahr lang hatte ich mich nach diesem Leben gesehnt. Jetzt fühlt es sich an als würde es mich jeden Tag mit Füßen treten. *** Noch bevor ich den Schlüssel in das Schloss der Apartment-Tür stecke, merke ich das etwas anders ist. Ich spanne mich an und öffne vorsichtig die Tür. Das Licht brennt und Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Als ich in die geräumige Wohnküche trete traue ich meinen Augen nicht: es sind Taiki und Yaten. Auf dem Küchentisch stehen volle Einkaufstaschen, Taiki steht am Herd und kocht, während Yaten neben ihm auf der Küchentheke sitzt, als wäre es das normalste auf der Welt. Als wären sie nie weg gewesen. Einen Augenblick bin ich zu verblüfft um etwas zu sagen und erstarre förmlich. "Was macht ihr denn hier?", stoße ich ungläubig hervor. Ohne auf eine Antwort zu warten, überwinde ich die paar Schritte, die uns trennen und und umarme sie beide. Mir ist bis jetzt nicht klar gewesen, wie sehr ich ein freundliches Gesicht vermisst habe. Wie sehr mir die beiden gefehlt haben. "Warum seid ihr hier? Yuuiren ist sie…" "Keine Sorge, ihr geht es bestens," versichert mir Taiki bevor ich meine Frage beenden kann. Wir setzen uns im Wohnzimmer hin. “Warum dann?” “Wir hatten Angst, dass du dich in etwas verrennst und wir dachten, dass du vielleicht jemanden brauchst, der dir hilft die Dinge klar zu sehen.” Seine Antwort macht mich betroffen. “Warum habt ihr vor meiner Abreise nichts gesagt?” “”Hättest du denn auf uns gehört?”, erwidert Yaten statt einer Antwort. Er verzieht den Mund und verdreht die Augen. Ich höre den zynischen Unterton in seiner Aussage mitschwingen. Es ist seine nette Art zu sagen “weil du ein verdammter Sturkopf bist, der ohnehin macht was er will.” “Denkt ihr, ich bin dabei einen Fehler zu machen?”, ich muss mich überwinden die Frage laut auszusprechen. Seit mir Kakyuu die Möglichkeit eröffnet hat, habe ich sie mir im Stillen immer wieder gestellt, besonders in den letzten Tagen. Ich habe mich selbst gefragt, ob mich einfach nur die Sehnsucht antreibt und mein inständiger Wunsch, mir die klare Sicht auf die Dinge verwehrt. Ist es ein Zeichen, dass ich sie nicht finden kann? Soll ich es hinnehmen, dass es einfach nicht sein soll? Ich weiß nicht, wie viele Niederlagen ich noch einstecken kann. Ich habe Angst vor seiner Antwort; Angst, dass er genau das sagt. Taiki sieht mich bestimmt an. “Du warst schon immer impulsiv und hast dich immer nur von deinen Instinkten leiten lassen. Ganz besonders, wenn es um Bunny ging, hast du mehr als einmal gehandelt ohne Nachzudenken.” Ich kann ihm nicht widersprechen. Er hat Recht. Es ist typisch Taiki, dass er die Situation nüchtern und rational behandeln. “Wir haben immer gewusst, dass du Gefühle für sie hast. Aber wir hätten nicht gedacht, dass es dich so mitnehmen würde,” fährt Yaten fort. In seiner Stimme fehlt jede Spur von Zynismus. Ich bemerke, dass er sich ehrlich sorgt. “Das ganze letzte Jahr hast du dich total zurück gezogen. Du hast keinen mehr an dich heran gelassen außer vielleicht Yuuiren. Und bis vor deiner Abreise hast du uns nie die ganze Wahrheit dazu erzählt.” “Wir hätten wir dir deine Bitte niemals abschlagen können, Seiya,” fährt er fort. “Deshalb wollten wir, dass du gehst. Wir sind nicht gekommen, um dich davon abzuhalten, sondern weil wir nicht wollten, dass du das allein durchstehen musst.” Ich sehe überrascht zu ihm auf. Von ihm hätte ich das am wenigsten erwartet. “Wir sind nicht mehr im Krieg. Es gibt noch viel mehr als unsere Pflicht zu erfüllen. Jetzt kannst und solltest du auch tun, was du wirklich tun willst.” Diesen Satz hätte ich eher von Bunny oder Minako erwartet. Nicht von Yaten, der seit ich ihn kenne seine Pflicht über alles gestellt hat. Als ich zu Taiki blicke nickt er zustimmend und deutet zur Bekräftigung ein Lächeln an. Ich merke, wie sich in meinem Hals ein dicker Kloß bildet. “Außerdem kennen wir dich. Du bist sicher ohne jeden Plan einfach drauf losgelaufen und hast erwartet, dass sie dir über den Weg läuft,” fügt Yaten trocken hinzu. Er klingt todernst, aber seine Mundwinkel zucken leicht. Ich zucke zusammen, meine Ohren werden augenblicklich heiß. Woher zum Teufel…? “....weil du das immer tust, wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast.”erklärt Taiki, ohne dass ich meine Frage laut aussprechen muss. “Du wolltest schon immer einfach mit dem Kopf durch die Wand.” “Wir haben uns außerdem gefragt, ob du dich noch daran erinnerst, wie es war, als wir hier zum ersten Mal angekommen sind? Warum wir überhaupt die Idee hatten mit dem singen anzufangen. Wir waren Niemande. Keiner wollte etwas von uns wissen oder hat auf uns gehört,” fügt Yaten trocken hinzu, “So wie du das Leben auf der Erde in leuchtenden Farben beschrieben hast, waren wir uns ziemlich sicher, dass du den Teil erfolgreich verdrängt hast.” Ich erwidere nichts, aber ich spüre wie meine Wangen noch röter werden. Die beiden bemerken es sofort und lachen, weil sie wissen, dass sie mit ihren Vermutungen genau ins Schwarze getroffen haben. Ich muss selbst über mich lachen und es tut gut. Während die beiden noch über mich lachen halte ich einen Moment inne und blicke mich um. Ich bin von Dankbarkeit erfüllt und mit ihr überkommt mich eine angenehme Ruhe. Wir sind zurück auf der Erde. Ich habe noch immer keine Ahnung, ob oder wo ich sie finden kann. Aber jetzt weiß ich, dass ich damit nicht länger allein bin. Three Lights werden noch einmal singen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)