You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: ein Hoffnungsschimmer -------------------------------- Seiya “Fighter,” Als ich kurz vor der Morgendämmerung zu unseren Gemächern zurückkehre, tritt Kakyuu plötzlich aus dem Schatten. Ich halte inne.   “Prinzessin…?” Ich fühle mich ertappt. “Hattest du ebenfalls eine schlaflose Nacht?” Sie zwinkert mir zu. Ich verziehe das Gesicht und muss gleichzeitig ein wenig schmunzeln. “Würdest du mich noch ein Stück begleiten?” Mir ist klar, dass sie mehr im Sinn hat. Trotzdem folge ich ihr, ohne etwas zu erwidern. Wir wandern durch die Palastgärten. Die meiste Zeit redet Kakyuu und ich höre stumm zu. Sie erzählt mir von den Plänen für das Jubiläum. Morgen jährt sich unsere Rückkehr nach Kinmoku zum ersten Mal. Zur Feier des Tages ist ein großes Fest geplant. Die ehrliche Vorfreude, die sie dabei empfindet ihrem Volk eine Freude bereiten zu können, ist offensichtlich. Mir wird einmal mehr bewusst, wie sehr ich ihre Freundschaft schätze. Es ist lange her, dass wir beide nur unter uns waren. Ihre Nähe hatte schon immer etwas Tröstliches. Schließlich führt uns der Weg zu dem Schrein. Meinem Zufluchtsort. Unwillkürlich suchen meine Augen den Sternenhimmel ab. “Mir war früher nie bewusst, dass du so gläubig bist,” merkt Kakyuu an und mir wird bewusst, dass sie mich von der Seite mustert. Ich sehe sie an. Ich brauche nichts zu sagen. “Auch wenn du versucht hast es geheim zu halten - wir sind nicht blind, Seiya.” Es ist das erste Mal, dass sie meinen menschlichen Vornamen verwendet. “Wir wissen alle, dass du jede Nacht hier hoch kommst.” Ich senke meinen Blick. Auf einmal fühle ich mich unendlich verwundbar. “Ich mache mir Sorgen um dich und damit bin ich nicht die Einzige,” fährt sie fort. Mir läuft es kalt über den Rücken. Ist es denn so offensichtlich? Ich hatte mir solche Mühe gegeben fröhlich zu sein, optimistisch zu wirken… normal zu sein. “Dein Lippen lachen,” erklärt sie mir ohne dass ich gefragt habe, “aber es spiegelt sich nicht in deinen Augen wieder. Im Gegenteil, es ist als würde ein Schatten über ihnen liegen.” Ich höre in ihrer Stimme, dass sie sich ehrlich sorgt. Sofort habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich möchte ihr keinen Kummer bereiten. Meiner erster Instinkt ist, ihr zu sagen, dass sie sich irrt und dass es mir gut geht. Aber ich will sie nicht anlügen. Ich überlege einen Augenblick, wie ich ihr die Wahrheit sagen kann. “Du brauchst dir keine Sorgen machen. Das wird aufhören,” erwidere ich schließlich. “Deine nächtlichen Spaziergänge oder deine Gefühle für die Mondprinzessin?” Ich zucke zusammen. Ihre Direktheit überrascht mich. Für gewöhnlich ist Kakyuu eine Meisterin der Diplomatie. Doch sie trifft damit einen Nerv. Natürlich wissen Taiki und Yaten von meinen Gefühlen für Bunny. Aber seit unserer Rückkehr haben sie es nie wieder zur Sprache gebracht. Wenn wir von der Erde und unseren Freunden gesprochen haben, dann waren es die guten Erinnerungen. Wir haben gelacht. Mehr habe ich nicht übers Herz gebracht. “Bunny…,” flüstere ich. Im Schutz der Dunkelheit unter dem Funkeln des blauen Planeten bin ich zum ersten Mal in der Lage ihren Namen laut auszusprechen. Es fühlt sich fast fremd an auf meinen Lippen. In meinen Gedanken war sie immer nur mein Schätzchen… Meine Stimme bebt. Ein Jahr später. Und ich komme immer noch nicht von ihr los. Kakyuu sagt nichts, sie legt einfach nur ihre Hand auf meine. Es soll eine kleine Geste des Mitgefühls sein, aber sie kann nicht wissen, was es in mir auslöst. Die Erinnerung an ihre Berührung, trifft mich wie ein elektrischer Schlag. Mein Herz quillt über und es bricht aus mir heraus, als würde ein Damm zerbersten. Ich erzähle Kakyuu von meiner letzten Nacht auf der Erde, von Bunnys stummem Geständnis. Die Worte sprudeln aus mir heraus und ich merke wie jedes einzelne von ihnen eine Last auf meiner Brust war, die allmählich leichter wird. Ich erzähle ihr von meinen nächtlichen Gesprächen. Von meiner Sehnsucht nach dem Traumland. Ich versuche zu erklären, wie die Worte “Auf Wiedersehen”  für mich zu meinem Rettungsanker wurden, weil ich nichts anderes habe, an dem ich mich festklammern kann. Dass ich zu Jupiter hinauf sehe, in der Hoffnung auf ein Wiedersehen, von dem ich nicht weiß, ob es je passieren wird. Ich weiß nicht, ob es für sie Sinn ergibt. Sie stellt keine Fragen, unterbricht mich nicht. Sie lässt mich einfach nur reden, bis ich selbst keine Worte mehr finde. Am Ende bin ich erleichtert und erschöpft. Als ich fertig bin, sehe ich, wie das Leuchten der Erde langsam schwächer wird. Wie passend… Ich sehe sie an. Was sie jetzt wohl von mir denkt? “Du solltest gehen,” sagt sie schlicht, als wäre es eine einfache Tatsache. Für einen Augenblick steht meine Welt still. Es dauert einen Moment, bis mein Bewusstsein die Bedeutung ihrer Worte verarbeitet und selbst dann bin ich noch nicht fähig darauf zu reagieren. Damit habe ich nicht gerechnet. “Aber Prinzessin…” Ich weiß nicht, was ich erwidern soll. Ich versuche immer noch ihre Worte zu begreifen. Selbst ich kenne genug Gründe, die dagegen sprechen. “Ich werde mich persönlich um Yuuiren kümmern,” entgegnet sie mir, bevor ich überhaupt die Möglichkeit habe, ihren Namen auszusprechen. “Meine Aufgabe…,” setze ich an. “Du hast schon so viel für uns alle gegeben, Fighter. Dein Planet wird auch eine Zeit ohne dich auskommen. Das sind wir dir schuldig,” kehrt sie meine Argumente beiseite, bevor ich überhaupt angefangen habe. Ich spüre wie in mir die Vernunft einen Kampf mit meinen Gefühlen ausficht. Mein Verstand verwehrt mir diesen Funken Hoffnung, auch wenn mein Herz sich danach sehnt. “Was würde es für einen Unterschied machen?”, frage ich. Ich bin mir selbst nicht sicher, an wen die Frage gerichtet ist. “Das musst du für dich selbst beantworten,” erwidert sie mir. “Es kann ein Wiedersehen von Freunden sein oder die Bestätigung, dass ihr euch richtig entschieden habt.” Sie sieht mich an. Ich weiß nicht, ob ich wirklich so selbstlos bin, wie sie mich einschätzt. Vor allem weiß ich nicht, ob ich mich ein zweites Mal von ihr verabschieden kann. Jetzt, wo ich weiß, was mich danach erwartet. “Es kann ein Abschluss sein. Die Gewissheit für dich selbst, dass das, was du dir für sie gewünscht hast eingetreten ist: sie ist glücklich.” Ich lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. “Es könnte dir Frieden geben,” sagt sie schlicht. Mir wird einmal mehr die wahre Macht von Kakyuus Gabe bewusst. Sie ist das mitfühlendste Wesen der Galaxis. Diese Eigenschaft erlaubt es ihr in einer Sachlichkeit von Gefühlen zu reden, als würden sie wie Mathematik puren Naturgesetzen folgen. Gleichzeitig weiß sie auch sehr genau, welche Dinge sie nicht auszusprechen braucht. “Es ist deine Entscheidung, Seiya.” Sie steht auf und sieht mich eindringlich an. “Wir möchten nur, dass du glücklich bist.” Mit diesen Worten dreht sie mir den Rücken zu und macht sich auf den Weg zurück zum Palast. Ich bleibe zurück im Licht der Morgenröte. Überwältigt von der Möglichkeit, die sie mir gerade geboten hat. *** Am nächsten Tag versammelt sich die ganze Stadt im Innenhof des Palastes in Erwartung des Festes. Ich habe seit meinem Gespräch mit der Prinzessin kein Auge zugemacht. Noch immer fühlt es sich für mich an, als wäre ich in einem meiner Träume und ich habe Angst, einmal mehr in der Wirklichkeit zu erwachen. Ich habe Zweifel, ob es die richtige Entscheidung ist. So sehr sich mein Herz danach sehnt, ist mir meine Verantwortung gegenüber Yuuiren bewusst. Sie hat gerade erst angefangen darauf zu vertrauen, dass ich bleiben würde. Ich will sie nicht verlassen, nicht einmal für einen Tag. Aber sie ist es, die mich ein weiteres Mal überrascht hat. Wie immer habe ich nach ihr gesehen, bevor ich mich selbst schlafen lege. Doch an diesem Morgen hat sie mich bereits erwartet. Sie selbst war es, die Kakyuu darum gebeten hat, mich gehen zu lassen. "Ich bekomme mit, dass du dich jede Nacht aus dem Haus schleichst. Ich spüre den Schmerz in deinen Liedern. Deine Hände verkrampfen sich zu Fäusten, wenn Yaten oder Taiki von der Erde erzählen. Ich merke, wie du im Himmel zu Jupiter blickst. Ich möchte, dass du findest, was dir fehlt. Was immer es auch ist." "Ich bitte dich, geh!" Einmal mehr macht mich meine kleine Schwester mit ihrer Erwachsenheit sprachlos. Aber diesmal nicht aus Kummer, sondern weil sie das Beste für mich möchte. Ich weiß nicht, womit ich es verdient habe so warmherzige und fürsorgliche Menschen in meinem Leben zu haben. Ich muss nicht erst fragen, um zu wissen, dass Yaten und Taiki einverstanden sein würden -  und so ist es auch. In dem Moment, als ich die ehrliche Freude in ihren Gesichtern sehe, wird mein Herz leicht. Ich spüre förmlich körperlich, wie das Gewicht auf meiner Brust verschwindet. Als könnte ich zum ersten Mal seit Monaten wieder atmen. Es ist beschlossene Sache: nach dem Fest werde ich mich auf den Weg machen. Zum ersten Mal erlaube ich es mir, mich zu freuen.   *** Kakyuu hat den Menschen ein rauschendes Fest versprochen. Aber demütig wie sie ist, besinnt sie sich auch in Freudenzeiten, der Menschen, die in den dunkelsten Stunden zu ihr standen. Es ist unglaublich, wie sie es vermag den Menschen Bilder zu vermitteln und damit eine jubelnde Menschenmasse in ehrfürchtiges Schweigen zu versetzen. Wie alle anderen, sehe auch ich die Geschichte der Mondprinzessin. Gestern hatte ich noch Angst vor diesem Moment. Mir hat sich bei dem Gedanken in aller Öffentlichkeit mit diesen Erinnerungen konfrontiert zu sein der Magen umgedreht. Jetzt lösen sie freudige Erwartung bei mir sind. Ich erkenne auch, dass meine Befürchtung unbegründet war. Es sind Kakyuus Erinnerungen, und sie zeigen die Stärke und den Mut der Mondprinzessin und ihrer Kriegerinnen. Ihre Selbstlosigkeit. Am Ende ist es ihr unerschütterliche Glaube an jeden Einzelnen, der die Menschenmassen beeindruckt. In meinen nächtlichen Gesprächen rede ich nicht mit der Mondprinzessin oder mit Sailor Moon. Ich sehe Bunny vor meinem inneren Auge. Meine Gefühle für sie haben sich entwickelt noch lange bevor ich gewusst habe, wer sie ist. Ihr Leuchten ist mir vom ersten Moment unter die Haut gegangen. Ich rede mit dem schusseligen Mädchen, das ständig zu spät zur Schule kommt und am liebsten Nachmittagskurse belegen möchte, in denen es Kekse essen und singen kann. Das gleiche Mädchen macht einen Footballspieler nieder, der über einen Kopf größer als sie ist, weil er grob zu mir war. Das Mädchen, das mir auf meine frechen Sprüche jedes Mal kontra gibt und doch mit mir meinen freien Tag verbringt, weil sie niemandem einen Wunsch abschlagen kann. Die Frau, die weiß, dass ihr Schicksal alles andere als das einfache Leben ist, nachdem sie sich sehnt und die trotzdem ihre Freunde dazu ermutigt, ihre eigenen Träume zu verfolgen. Das Mädchen, das nachts am Balkon steht und allein ihr Anblick macht mich glücklich... Seit ich weiß, dass ich gehen werde, habe ich dieses eine Bild vor Augen. So stelle ich mir unser Wiedersehen vor… Die Wahrheit ist, dass ich nicht weiß was passieren wird. Ich kenne nur die Vorstellung, auf die mein Herz hofft und eine Zukunft, von der mein Verstand mir sagt, dass es sie nicht geben wird. Das einzige an das ich denken kann, ist das Mädchen auf dem Balkon... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)