You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Wiedervereint ------------------------ Seiya   Yuuiren…    Als ich mir endlich erlaube zu glauben, dass es die Wirklichkeit ist, dass sie wahrhaftig am Leben ist, überwältigt es mich. Ich sacke auf die Knie mit Yuuiren in meinen Armen.  “Ich dachte, du wärst tot,” flüstere ich ihr zu, woraufhin sie mich noch fester drückt. “Das gleiche dachte ich von dir”.    Es sind keine einzelnen Tränen, es sind Ströme, die mir unkontrolliert über die Wangen fließen. Es sind die Tränen, die ich nach Galaxias Angriff auf unseren Planeten nicht weinen konnte. Ich hatte mich nur verbissen in unsere Mission und die Suche nach der Prinzessin gestürzt.    Jetzt halte ich Yuuiren einfach nur fest und streiche ihr beruhigend übers Haar. Von all meinen unerfüllbaren Wünschen habe ich von diesem immer am wenigsten geglaubt, dass er tatsächlich wahr werden könnte. Hätte ich nicht Angst gehabt sie zu erdrücken, würde ich sie noch fester in meine Arme schließen.   Ich vergesse, dass wir uns inmitten einer riesigen Menschenmenge befinden.    Bis ich die Stimmen höre.    Zuerst eine einzelne, dann eine zweite und dritte. Mit jedem Wort schwillt der zufällige Chor weiter an, bis es aus allen Richtungen erklingt. Sanft, tröstend und zugleich hoffnungsvoll und fröhlich. Es ist das Lied des Wiedersehens.  Wir singen es zu Abschieden und Wiedersehen, weil es das eine ohne das andere nicht gibt.    Ich sehe auf und erkenne die Hoffnung in den Gesichtern.  In dem Moment kann ich einfach nicht anders, auch wenn meine Augen voller Tränen sind, oder vielleicht gerade deswegen; ich muss lächeln.    Kakyuu versucht erst gar nicht, die Aufmerksamkeit der Massen wiederzuerlangen. Stattdessen stimmt das königliche Orchester in die von den Menschen vorgegebene Melodie mit ein. Die Menschen beginnen zu tanzen oder liegen sich in den Armen. Auf improvisierten Tischen wird Essen aufgetischt und die Menschen prosten sich mit den mitgebrachten Flaschen Sirese zu.   Wir stehen nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit und ich bin dankbar dafür. Mit Yuuiren in meinen Armen richte ich mich auf und gemeinsam mit Yaten und Taiki gehen wir zurück in den Palast.    ***   Auf dem Weg zu unseren Gemächern brennt mir eine einzige Frage auf der Zunge. Gleichzeitig habe ich Angst davor sie zu stellen. Wie groß ist schon die Wahrscheinlichkeit, dass an einem Tag zwei Wunder passieren? Ich stelle sie nicht. Ich bin noch nicht dafür bereit.   Als ich Yuuiren absetze, sind Yaten und Taiki sofort zur Stelle und umarmen sie ebenfalls.  Wir sind zusammen aufgewachsen. Für die beiden war sie immer wie die kleine Schwester, die sie nie hatten. Besonders für Yaten, der sich sein Leben lang mit fünf älteren Brüdern herumschlagen musste. Er hat sie verstanden und immer wieder aufgeheitert, wenn die Jungen aus der Nachbarschaft sie gehänselt haben oder nicht mitspielen ließen. Sie hat ihn immer dafür vergöttert.   Er ist es auch, der mir mit Tränen in den Augen mit seiner Frage zuvorkommt, als er sie in seine Arme schließt.   “Wie konntest du das überleben?”   Er und Taiki waren bei mir, als die erste Angriffswelle von Galaxia damals das Haus unserer Familie zerstört hat. Es war nur zwei Straßenecken von unserer Unterkunft im Palast entfernt und wir sind sofort losgerannt. Das Bild von dem brennenden Haus verfolgt mich noch jetzt. Yaten und Taiki mussten mich davon abhalten in das einstürzende Haus zu laufen.  “Du kannst nichts mehr für sie tun.” Es war nur die erste von unzähligen Detonationen. Yuuiren erzählt uns, dass sie während der Explosion im Keller des Hauses unserer Eltern gewesen ist. Das Gebäude ist über ihr eingestürzt. Außer ihr hat keiner überlebt.   Damit beantwortet sie die Frage nach unseren Eltern, ohne dass ich sie stellen muss.   Sie selbst wurde erst drei Tage später während Aufräumarbeiten gefunden.  Zu dem Zeitpunkt waren wir schon auf dem Weg zur Erde…   “Was ist mit…?”, will er nach seiner eigenen Familie weiterfragen, aber Yuuiren schüttelt nur traurig den Kopf und presst die Lippen zusammen. Ihr Blick wandert zu Taiki, der ebenfalls zu einer Frage ansetzt.  “Es tut mir leid.”   Mir rauscht das Blut in den Ohren. Für einen Augenblick herrscht betroffene Stille.    Als wir Kinmoku verlassen haben, hat keiner von uns damit gerechnet unsere Familien je wiederzusehen. Ich selbst habe die Hoffnung in dem Moment aufgegeben, als ich vor dem brennenden Haus aufgehört habe, mich gegen Yatens und Taikis Umklammerung zu wehren. Ich spüre fast körperlich, wie der Funken Hoffnung in meiner Brust, den Yuuirens Erscheinen ausgelöst hat wieder erlischt. Es tut weh.    Gleichzeitig muss ich sie nur ansehen, um mich daran zu erinnern, dass dies mehr ist, als ich je zu hoffen gewagt hatte.   Taiki ist der erste, der das Schweigen nicht länger aushält.  Er steht auf und sucht in den Schränken nach Tassen und einer Kanne. Als er die schwere Eisenkanne voll mit Wasser über den Rost im Kamin stellt, um das Wasser zu erhitzen, wird mir wieder klar wie viel einfacher das Leben auf Kinmoku im Vergleich zur Erde ist. Zum ersten Mal sehe ich mich bewusst in dem Raum um.   Es offensichtlich, dass sich die Haushälter der Prinzessin besondere Mühe gegeben haben uns willkommen zu heißen. In dem steinernen Kamin brennt ein Feuer und selbst für Essen ist gesorgt. Ich nehme mir vor, mich am nächste Tage bei ihnen zu bedanken.   Als uns Taiki schließlich allen einen Becher mit einem Aufguss aus Saresblüten reicht, nehme ich ihn dankbar entgegen.   Yuuiren hat sich von uns allen als erstes wieder gefangen. Ich beobachte, wie sie sanft in ihren Becher bläst. Sie ist groß geworden. Aber es ist nicht nur das. Es ist die Art, wie sie spricht. Sie erzählt nüchtern darüber, was in den letzten Monaten auf Kinmoku passiert ist. Wann ist sie so erwachsen geworden?   Nach einer Weile kommt auch Kakyuu hinzu. Als sie eintritt fühlt es sich an, als würde mit ihr die Sonne in den Raum kommen. Es ist als würde sie die Begeisterung der Menschen direkt mit hineintragen. Ich weiß nicht, ob es an ihrer Gabe liegt oder an ihrem eigenen Enthusiasmus. Ich kann spüren wie mein Herz leichter wird.    Sie umarmt Yuuiren mit einer Herzlichkeit, von der ihre sonst so unaufdringliche Art sie normalerweise zurückhält.    Während wir essen, erzählt sie von den Feierlichkeiten und ich merke, wie sich die Anspannung immer mehr löst. Schließlich führt das Gespräch dorthin, wohin es kommen musste. Yuuiren fragt nach unserem Leben von unserem auf der Erde.    “Wie war es?”, man kann es ihren großen Augen ablesen, dass sie darauf brennt mehr zu erfahren. Hilflos sehe ich die anderen an. Es war ein ganzes Leben, das wir dort gehabt haben. Wo soll ich anfangen?    Mir selbst schießt nur ein einziges Bild durch den Kopf.   Es ist Taiki, der schließlich anfängt zu erzählen. Er beschreibt den blauen Himmel, die unfassbar hohen Bürogebäude. Er erzählt von dem ersten Mal, als ich versucht habe eine Mikrowelle zu bedienen und dabei augenblicklich den Feueralarm ausgelöst habe. Natürlich zieht mich Yaten noch zusätzlich damit auf.    Ich kann mir selbst das Lachen nicht verkneifen. Zumindest jetzt im Nachhinein. Als damals fünf stämmige Feuerwehrmänner vor der verkohlten Mikrowelle standen wollte ich im Boden versinken.    Taikis Einführung hilft mir und ich beginne selbst ein paar Anekdoten einzuwerfen, die unsere ersten Anpassungsschwierigkeiten an die Erde beschreiben.    Yuuiren ist fasziniert von unseren Erzählungen. Ich beschreibe Fernsehen, dass es bei uns ebenfalls nicht gibt und bemerke zufrieden, wie Yuuirens Augen immer größer werden. Selbst Kakyuu, die ja nie ein Alltagsleben auf der Erde hatte, kann sich das eine oder andere Kichern nicht verkneifen.   Yaten übertrifft uns alle, als er schließlich von unserem Leben als Three Lights erzählt. Er beschreibt die vollen Konzerthallen, die kreischenden Fans und unseren Alltag als Pop-Gruppe. Hätte Yuuiren ihn nicht schon immer bewundert, wäre es spätestens jetzt der Fall gewesen.    Wir sitzen noch stundenlang zusammen. Yuuiren ist mir die ganze Zeit keinen Zentimeter von der Seite gewichen. Irgendwann hat sich an mich gekuschelt und ist eingeschlafen. Ihre Hände halten meinen Arm noch immer fest umklammert. Als sich die anderen schließlich verabschiedet haben, winde mich vorsichtig aus ihrem Griff und decke sie zu.    Ich betrachte sie, wie sie friedlich schläft und die Dankbarkeit überkommt mich einmal mehr. Selbst im Nachhinein ist dieser Tag für mich in jeder Hinsicht einfach nur überwältigend.      Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)