You'll be in my heart von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: unverhofftes Wiedersehen ----------------------------------- Seiya Es ist die Kraft unserer Prinzessin, die uns nach Hause bringt. Leichtfüßig heben wir vom Dach der Schule ab und innerhalb von Sekunden haben wir die Erde so weit hinter uns gelassen, dass ich es zum ersten Mal wage zurückzublicken. Ich sehe hinunter auf den blauen Planeten, der viel zu schnell immer kleiner wird. Kakyuus Kräfte ziehen mich immer weiter fort. Ich fühle mich wie ein Gefangener. Ich weiß, dass ich in meine Heimat zurückkehre, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht eine zweite gefunden habe. Es fühlt sich an, als würde ich innerlich zerreißen. Die Bedrücktheit über den Abschied lässt bei den anderen nach, je näher wir unserer Heimat kommen. Das einzige, an das ich denken kann ist, wie viel weiter ich mich mit jeder Sekunde von der Erde entferne. Von meinem Schätzchen… Wir passieren Jupiter und ich sehe uns beide wieder unter dem Sternenhimmel im Gras liegen.  Ihre Hand in meiner… “Wenn du zu Jupiter hinauf siehst, weißt du, dass ich ihn auch sehen kann…” Als Kinmoku endlich in unserem Blickfeld erscheint, kann ich die freudige Anspannung der anderen förmlich spüren. Ich gebe mir Mühe den Schein zu wahren, aber ich kann ihren Enthusiasmus nicht teilen. *** Als wir in die Atmosphäre von Kinmoku eintreten, überrascht es mich wie ungewohnt meine Heimat auf einmal für mich wirkt. Seit ich denken kann war unser Planet für mich immer ein Spiegelbild unserer Prinzessin. Wenn es ein Wort gibt, mit dem ich Kinmoku beschreiben würde, dann ist es warm . Nach unserem Leben auf der Erde trifft diese Beschreibung für mich noch mehr zu als jemals zuvor. Blau ist auf Kinmoku eine Farbe, die man ausschließlich in den Augen seiner Bewohner findet. Bei unserer Ankunft auf der Erde war ich fasziniert von den unzähligen Blautönen, die wir vorfanden. Gleichzeitig erinnert es mich daran, wie kalt mir die Erde am Anfang erschien; besonders wenn der Himmel mit grauen Wolken bedeckt war und die Stadt auf mich wirkte wie eine riesige Betonwüste. In den letzten Monaten habe mich so an den blauen Erdenhimmel gewöhnt, dass die blassgelbe Atmosphäre Kinmokus mit seinen rötlichen Wolken tatsächlich etwas befremdlich auf mich wirkt. Die Residenz unserer Prinzessin befindet sich auf einer der zahlreichen Inseln vor der Hauptstadt ihres Reiches. Drei Brücken verbinden das Festland mit dem blassroten Steinpalast hinter den Mauern. Jede einzelne von ihnen ist jetzt voll mit Menschen, die seit unserer Ankunft vor die Tore der Festung strömen. Die Begeisterung über die Rückkehr der Prinzessin kennt keine Grenzen. Es wäre nicht Kakyuu, wenn sie nicht anordnen würde, dass die Tore für alle Bewohner offen stehen sollen und so strömen tausende Menschen in den Innenhof der Festung. Ich verstehe ihre Begeisterung. Aber ich bin nicht in der Stimmung für Menschenmassen. Ich weiß, dass wir unser Ziel erreicht haben. Unsere große Hoffnung, die Prinzessin wieder nach Hause zu bringen, ist erfüllt. Mir ist trotzdem nicht nach feiern zu Mute. Ich selbst bin nach wie vor hin- und hergerissen. Ich erinnere mich daran, was ich zurücklassen musste und habe sofort wieder Bunnys Gesicht vor Augen. Schuldbewusst ertappe ich mich selbst bei der Frage, ob dieses Opfer es wert war. Ich ermahne mich selbst und erlaube es mir nicht meiner Trauer freien Lauf zu lassen. Stattdessen besinne ich mich darauf, dass es hier nicht um mich geht. Dass wir Pflichten haben und es mir nicht zusteht mich jetzt gehen zu lassen. Ich versuche mich darauf einzulassen und beim Blick in das Meer von fröhlichen Gesichtern, keimt auch in mir fast so etwas wie Freude auf. Der Enthusiasmus der Menschen erinnert mich daran, dass wir selbst monatelang nach ihr gesucht haben. Dass jede unserer Handlungen darauf ausgerichtet war, sie wieder zu finden. Ich kann mich noch zu gut erinnern, wie es war, als sie sich endlich zu erkennen gegeben hat. Damals sind bei mir alle Dämme gebrochen. Ich kann nur allzu gut nachvollziehen, was ihre Rückkehr für ihr Volk bedeutet. Viele von ihnen singen. Besonders ein Lied erklingt immer wieder. Auf Kinmoku ist es seit ich denken kann, fast so etwas wie eine Hymne. Die Melodie selbst klingt fast melancholisch und passt eigentlich nicht zu der Jubelstimmung. Es ist der Text, der die Menschen anspricht. Es handelt von einem gemeinsamen Weg; vom Hinfallen und Wiederaufstehen; vom einander Aufhelfen. “Ve Jidne zajuntes” ertönt es aus allen Richtungen; normalerweise wird es in einem entschlossenen, fast aufsässigen Ton gesungen. Diesmal ist der freudige Unterton nicht zu überhören. “Wir stehen zusammen” . Ich spüre wie sich auf meinen Armen eine Gänsehaut bildet. Die Atmosphäre ist selbst für mich ansteckend. Es kommt nicht von ungefähr, dass wir als Three Lights so einen unglaublichen Erfolg mit unserer Musik hatten. Es ist seit jeher eine Gabe unseres Volkes mit Gesang unsere Emotionen zu transportieren. Wir wussten von Beginn an, dass Kakyuu unsere Botschaft verstehen würde, die Herausforderung war nur, dass sie uns auch tatsächlich hören und als die unsere erkennen würde. Nach den Entbehrungen der letzten Zeit ist die Rückkehr der Prinzessin ein Symbol der Hoffnung. Hoffnung dafür, dass wir unseren Planeten neu aufbauen werden und alles besser werden wird. Alles wird gut. Ich erinnere mich wieder an mein Mantra. Ich bin wieder zu Hause. Es herrscht Frieden. Ich erinnere mich, dass wir einzig und allein dafür unseren Planeten verlassen haben. Die fröhlichen Gesänge nehmen auch mir einen Teil der Last von meinem Herzen. Als die Festung schließlich bis auf den letzten Platz gefüllt ist, macht sich Kakyuu bereit vor ihr Volk zu treten. Wir nehmen unsere gewohnte Rolle als Garde der Prinzessin ein und bleiben im Hintergrund. Der breiten Treppen hinauf zum freiliegenden Hauptplatz vor dem Hauptgebäude der Festung sind gesäumt von Menschen. Als wir am höchsten Punkt angelangen, ist der Ausblick überwältigend. Selbst jetzt sind die Brücken noch überfüllt und auch am anderen Ufer ist deutlich zu erkennen, wie die Menschen in der traditionellen Festkleidung einen Flickenteppich aus gelb, orange und Rottönen bilden.   Wir folgen der Prinzessin mit einigem Abstand. Uns wird zwar Respekt gezollt, aber die Aufmerksamkeit gilt einzig und allein unserer Prinzessin. Sie ist es auch, von der alle erwarten, dass sie eine Rede hält. Unter tosendem Jubel tritt sie schließlich vor die Menschenmenge. Wir wissen, dass uns jeder auf dem Planeten kennt, das kommt mit unserer Position einher. Und doch ist es eine völlig neue Erfahrung, als uns Kakyuu einzeln aufruft und wir plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen. Keiner von uns hat damit gerechnet oder weiß, was wir tun sollen. Wir treten vor unsere Prinzessin und sie lächelt uns dankbar an. Mein erster Reflex ist es, vor ihr in die Knie zu gehen, doch sie deutet uns fast unmerklich an, es nicht zu tun. Dann beginnt sie von unserer Zeit auf der Erde zu erzählen. Aber es wäre nicht Kakyuu, wenn sie nicht ihre eigenen Taten in den Hintergrund stellen würde. Sie erwähnt nicht einmal, dass sie sich für uns alle geopfert hat. Stattdessen erzählt sie die Geschichte, wie wir sie so lange gesucht haben. Sie beschreibt unsere Entschlossenheit, lobt unseren Tatendrang. “Das sind die drei Sterne, denen wir unsere Zukunft zu verdanken haben!” In einer fließenden Bewegung wendet sie sich zu uns um und sinkt auf die Knie. Die tausenden Menschen um uns herum tun es ihr gleich. Es ist wie eine Welle, die sich die Treppen hinunter, über den Innenhof ausbreitet und sich selbst über die Brücken bis hin zum gegenüberliegenden Ufer fortsetzt. Taiki, Yaten und ich sehen uns alle sprachlos an. Damit hat keiner von uns gerechnet. Ich muss nicht in ihre Gesichter blicken um zu wissen, dass beide mit den Tränen kämpfen. Kakyuu hätte hier aufhören können - tut sie aber nicht. Stattdessen wendet sie sich wieder den Menschen, die vor uns zu. Während wir selbst noch nicht wissen, wie uns geschieht, führt Kakyuu ihre Rede fort. Sie beschreibt unsere schwierigsten Momente auf der Suche nach ihr. Die Momente, in denen wir gezweifelt haben. Kakyuu braucht keine großen Worte. Mit Hilfe ihrer Gabe schafft sie es, die Bilder ihrer Erinnerung in unser alle Köpfe zu projizieren. Ich sehe den Ruhm der Three Lights - tausende Menschen umjubeln uns - und gleichzeitig die Einsamkeit, die damit einhergeht, weil die eine, die wir erreichen wollen, uns anscheinend nicht hört.   Ich sehe ihre Perspektive und mir wird zum ersten Mal bewusst, dass sie von Anfang an in unserer Nähe war. Sie hat uns die ganze Zeit gehört… Ich sehe Taiki und Yaten. Meine Gefährten. In der Zeit auf der Erde sind sie wirklich wie Brüder für mich geworden. Ich sehe Taiki, wie er mit seiner Verzweiflung ringt und schließlich ein Zeichen bekommt, das ihm Hoffnung gibt. Ich sehe Yaten, der immer nur dieses eine Ziel vor Augen hatte, koste es was es wolle. Der sich komplett abgeschottet hat. Nur Luna konnte er sich anvertrauen. Bis ihm Minako und die anderen gezeigt haben, dass auch der Weg das Ziel sein kann.   Kakyuus Vision zeigt mir unsere Zeit auf der Erde aus einer völlig anderen Perspektive. Es macht mir klar, dass trotz unseres gemeinsamen Ziels jeder von uns mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hatte. Ich fühle mich ein wenig schuldig, dass ich den beiden jemals Vorwürfe gemacht habe. Dann sehe ich plötzlich mein eigenes Gesicht. Obwohl es eigentlich zu erwarten war, bin ich nicht darauf vorbereitet. Ich kenne meine Geschichte… Ich weiß, dass man meine Geschichte nicht erzählen kann ohne sie zu erwähnen. Ich bin nicht bereit, ihr Gesicht zu sehen... “Seiya!” durchbricht ein Schrei die respektvolle Aufmerksamkeit der Menge. Ich bin dankbar für die Rettung und gleichzeitig sind meine Sinne davon überfordert. Mein Herz setzt für einen Moment aus. Ich erkenne diese Stimme und doch kann es unmöglich sein. Ich hätte nie erwartet sie je wieder zu hören. Orientierungslos versuche ich, die Herkunft wahrzunehmen. Ich höre noch einmal meinen Namen und blicke in die Richtung, aus der ich glaube, dass die Stimme kommt. Tatsächlich kann ich eine Bewegung in der Menge erkennen. Ich kann kein Gesicht ausmachen, aber ich sehe, wie die Menschen vor mir auseinander gehen, um Platz zu machen. Ich halte den Atem an. Diese Hoffnung habe ich schon vor langer Zeit aufgegeben. Ich höre ein weiteres Mal meinen Namen und obwohl ich mir selbst nicht einmal die Vorstellung daran erlauben will, laufe ich ihr entgegen. Bis ich sie tatsächlich vor mir sehe. Yuuiren. Meine Schwester. Sie wirft sich in meine Arme und klammert sich an mich. Ich starre ungläubig auf sie hinunter. Es ist der Griff ihrer kleinen Finger, die sich verzweifelt an mich krallen und die Nässe ihrer Tränen, die mich glauben lassen, dass es die Wirklichkeit ist... Dass sie tatsächlich am Leben ist. Ich klammere mich an sie und sinke mit ihr auf die Knie. Irgendwie habe ich Angst, dass, wenn ich sie loslasse, sich alles in Luft auflöst. Ich spüre Yatens und Taikis Hände auf meinen Schultern. Ich drücke Yuuiren an mich und vergrabe mein Gesicht in ihrem Haar. Ich hatte vor langer Zeit aufgehört dafür zu beten meine Familie wiederzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)