Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 46: XLVI – Ankunft in Inaba ----------------------------------- ~~~Donnerstag 16. Juni 2016~~~ ~~~Nachmittag~~~   Mit lautem Zischen kam der Zug im Bahnhof des Städtchens Yasu Inaba zum Stehen und die langsam traten die Schüler der Gekkoukan High School nach und nach ins Freie. Viele schienen die doch sehr lange Zugfahrt nicht sonderlich gut verkraftet zu haben, denn sie wirkten großteilig sehr blass und etwas kränklich. Aiden hatte sich durch die ganzen Kartenspiele mit Luca und Setsuna sehr gut davon ablenken können und war eigentlich guter Dinge, weshalb er nach dem Aussteigen erst einmal den Blick schweifen ließ. „Boah, man merkt richtig, dass das hier auf dem Land ist“, kommentierte Luca und richtete den Gurt seiner Tasche, wobei er für seinen Kommentar einen fragenden Blick von Sakura abbekam: „Und woran merkst du das, Silva?“ „Allein an der Luft kann man das ausmachen. Hier ist die Luft ganz anders als in der Stadt“, gab der Spanier zurück und sah mit einem zufriedenen Grinsen zu, wie die Rosahaarige verstehend nickte: „Irgendwie hast du recht. Es ist irgendwie… Hm…“ „Frischer?“, kam Haruka ihrer Freundin zur Hilfe, die sofort nickte und dann zu ihrem Lehrer schaute. Eigentlich hatten die Schüler sich etwas umsehen wollen, doch leider waren sie ja nicht zum Spaß hier, weshalb die Lehrer sie aufforderten, sich bei ihrem entsprechenden Klassenlehrer einzufinden, damit das weitere Vorgehen besprochen werden könnte.   Aiden und Miyuki gesellten sich zu ihren Klassenkameraden und sahen zu ihrer Lehrerin, die kurz den Stadtplan studierte und dann aufsah: „Okay, es ist noch recht früh, also werden wir uns noch ein wenig die Stadt ansehen. In der Nähe gibt es eine kleine Einkaufsmeile mit mehreren örtlichen Geschäften, die wir besichtigen werden. Bevor ihr etwas sagt, ja, wir werden auch etwas essen gehen, denn in der Einkaufsmeile gibt es anscheinend auch ein kleines Restaurant, zu dem wir als erstes gehen werden. Ihr seht alle aus, als könntet ihr was zu essen vertragen.“ Die Schüler nickten zustimmend und wie auf Kommando knurrten bei einigen die Mägen. Aiden selbst war einer davon und außer dem Frühstück und ein paar Onigiri hatte er heute auch noch nichts gegessen. Miyuki schien dasselbe zu denken, denn sie warf ihm einen strengen Blick, immerhin war sie der Ansicht, dass er beim letzten Mal zusammengebrochen war, weil er nicht richtig gegessen hatte. Er behielt seine Einwände einfach für sich und folgte eher der Gruppe, die sich nun in Bewegung setzte und ihre kleine Städtetour antrat. Da der Tagesplan derselbe für alle Klassen war, hatte sich die kleine Gruppe um Aiden schnell wieder zusammengefunden und liefen nun zu sechst durch die Straßen.   „Warum haben sie uns eigentlich zu unserem Klassenlehrer gerufen, wenn die doch eh alle dasselbe gesagt haben?“, murrte Luca und suchte währenddessen in seiner Tasche nach einer Wasserflasche, wobei die anderen ihm nur zustimmen konnten, allerdings vermutete Setsuna, dass sie einfach etwas Ruhe in der Masse haben wollten. Mit der Erklärung gaben sie sich zufrieden und betrachteten nun die Einkaufsmeile von Inaba, in der sie nun angekommen waren und als erstes sahen sich einem plötzlichen Platzregen gegenüber. Zum Glück hatten Aiden und seine Freunde daran gedacht, sich einen Schirm einzupacken, den sie alle so schnell wie möglich aus ihren Taschen kramten. Als sie vor dem Regen einigermaßen geschützt waren, konnten sie sich auf die erste Station des Einkaufsdistrikts konzentrieren: Eine Tankstelle, an der im Moment allerdings kein Betrieb war. Hinter der Tankstelle folgte eine kleine Buchhandlung, in der sich ein paar Kunden nach der neuesten Literatur erkundigten. Die Buchhandlung war aber nicht so ein Blickfang wie der Laden, der darauffolgte, handelte es sich doch dabei um eine Schmiede für Metallarbeiten. „Krass, die schmieden hier noch? Meint ihr, man kann sich hier ein Ritterschwert bestellen?“, kam es euphorisch von Setsuna, der allerdings schnell von Haruka auf den Boden geholt wurde: „Das dürfte wohl dein Taschengeld etwas übersteigen, Setsuna-kun.“ „Außerdem solltest du dir wenn ein richtiges Katana kaufen. Die sind einfach besser“, bekannte Sakura Farbe für ihre Kultur und viele ihrer Mitschüler schienen an dem Laden wirklich Gefallen gefunden zu haben.   Leider unterbanden die Lehrer die Begeisterung der Schüler sofort, denn es folgte ein sofortiges Verbot, sich irgendwelche Waffen oder etwaige scharfkantige Gegenstände zu kaufen. Mit einem schelmischen Grinsen lief Aiden bereits weiter, hatte er doch zwei richtige Schwerter und brauchte sich daher nicht über das Verbot zu ärgern. Bei dem nächsten Laden handelte es sich um ein Geschäft, in welchem es anscheinend alle möglichen Spezialitäten aus Tofu gab und Aiden war froh, dass sie sich nicht wirklich um dieses Geschäft kümmerten. Bei der folgenden Apotheke überlegte er kurz, ob er noch etwas bräuchte, denn seine Mutter hatte ihm stets eingebläut, dass er besser immer einen kleinen Vorrat an Arznei zur Hand haben sollte. Bei ihrem Besuch hatte sich Rin allerdings selbst um die Besorgungen gekümmert, weshalb er kurz den Kopf schüttelte und mit seinen Freunden einfach weiter die Straße entlanglief. Miyuki hob plötzlich die Nase und begann leicht zu grinsen: „Hm, das riecht aber gut. Meint ihr nicht auch?“ „Bist du neuerdings unter die Hunde gegangen?“, stichelte Katzumi und deutete dann auf ein kleines Lokal auf der linken Seite: „Das ist es, das Restaurant »Aiya«.“ „Wenn es so gut schmeckt wie es riecht, bin ich wunschlos glücklich“, kicherte die Grünhaarige und wollte schon eintreten, als die Lehrer ihnen erklärten, dass es wohl mehrere Möglichkeiten zum Essen gab und die Schüler sich für das entscheiden sollten, was ihnen mehr zusagte. Da keiner der Gruppe irgendwelche Einwände gegen Miyukis Wunsch hatte, betraten sie mit einigen anderen Schülern das Lokal und suchten sich einen Sitzplatz, um die Speisekarte zu studieren.   Haruka und Sakura diskutierten darüber, was sie sich bestellen sollten, was Aiden und Miyuki ihnen gleichtaten, doch fiel Setsuna an einer Tafel im Lokal etwas auf: „Was ist denn diese »Rainy Day Mega Beef Bowl Challenge«?“ Neugierig sahen die umsitzenden Schüler zu der Tafel, auf der eine Herausforderung über das Verzehren einer riesigen Portion angeboten wurde. Dem erfolgreichen Absolventen winkte ein geheimnisvoller Preis, doch war Aiden an sich kein Freund von solch übertriebenen Essensherausforderungen. In seinen Augen war das einfach nur Verschwendung. Die Frage des Weißblauhaarigen wurde von einer jungen Frau mit blauen Haaren beantwortet, die mit einem Schreibblock an ihren Tisch trat und mit einer etwas emotionslosen Stimme sprach: „Eine besondere Herausforderung, die wir nur an Regentagen anbieten. Du musst lediglich unsere »Mega Beef Bowl« komplett essen und du hast gewonnen.“ „Das klingt ja einfach. Hey, Aiden, lass es uns versuchen!“, rief Luca und schlug seinem Freund gegen die Schulter, der ihn nur entgeistert anstarrte: „Bist du völlig bekloppt, Luca? Warum sollte ich das machen?“ „Weil es eine Herausforderung ist. Komm schon, sei kein Frosch“, beharrte der Spanier und zog seinen Freund am Arm zum Tresen, wo sich auch einige der anderen Schüler eingefunden hatten, um sich der Herausforderung zu stellen.   Zu Miyukis großem Erstaunen hatte es auch Katzumi irgendwie an den Tresen verschlagen, doch war sie sich sicher, dass er sich eigentlich nur so da hingesetzt hatte und jetzt im Schlamassel saß: „Ich habe das Gefühl, dass die Jungs später ganz fiese Magenschmerzen haben werden.“ „Ich fürchte eher, dass die sich alles wieder durch den Kopf gehen lassen werden“, murmelte Setsuna und sah zu den älteren Schülern, denen allen eine riesige Schüssel mit Reis, Fleisch und einem Spiegelei aufgetischt wurde. Die Schüler, die nicht an der Herausforderung teilnahmen, feuerten die Teilnehmer lautstark an und verspeisten dabei ihre eigenen Portionen, doch gingen einigen die Augen über, als sie sahen, wie groß die Portion der Challenge war. „Luca…“, fing Aiden leise an und wartete, bis sein Freund ihn zaghaft von der Seite ansah, ehe er ihm bedrohlich zu zischte: „Diese Schüssel ist doppelt so groß wie mein Kopf. Wie soll ich das essen?“ „Ähm… Würde es dir helfen, wenn ich danach vermutlich um mein Leben flehe, weil ich im Fressrausch sterben werde?“, versuchte der Spanier, seinen Freund zu beruhigen, doch kniff dieser nur die Augen zusammen: „Nein, würde es nicht. Ich hoffe wirklich, dass man sich das einpacken lassen kann…“ Während er im Geiste sein Testament schrieb, trat die Kellnerin neben sie und sprach wieder mit ihrer etwas monotonen Stimme: „Ihr habt kein Zeitlimit, nur das eures Magens. Viel Erfolg, liebe Teilnehmer. Die Herausforderung beginnt.“   Die meisten Schüler stürzten sich auf den Fleischberg, doch sah Aiden erst einmal nach links, wo er Katzumi entdeckte, der mit einem zuckenden Auge auf die Portion schaute: „Glaubst du, du kriegst das gegessen, Samejima?“ „Sehe ich wie jemand aus, der sich so mit Essen vollstopft, Kurosaki?“, erwiderte der Rotbraunhaarige und fuhr sich mit der Hand an die Stirn, bevor er seufzend nach seinen Essstäbchen griff: „Es hilft alles nichts… Itadakimasu…“ „Itadakimasu…“, wiederholte Aiden und legte die Hände für ein kurzes Stoßgebet zusammen, bevor er begann, das Ei von der Schüssel runter zu essen. Das Essen schmeckte ausgezeichnet, doch machte es das für den Braunhaarigen nur noch schlimmer, denn wirklich genießen konnte er seine Portion nicht. Dazu dröhnten ihm die ständigen Anfeuerungsrufe seiner Mitschüler in den Ohren, weshalb er sich einfach wünschte, dass sie die Klappe halten würden. Die Zeit verstrich und egal, wie viel Aiden von seiner Schüssel aß, es wollte und wollte einfach nicht weniger werden. Luca klagte neben ihm über dasselbe Problem, denn auch seine Schüssel wirkte so, als hätte er noch keinen Bissen davon angerührt. Nach und nach gaben die Schüler auf und ließen entweder die Köpfe auf den Tresen sinken oder lehnten sich zurück, um sich den schmerzenden Bauch zu reiben. Aiden gehörte zur ersten Gruppe und legte die Stirn auf seine überkreuzten Arme, während er versuchte, sein Essen drin zu behalten. Katzumi neben ihm lehnte sich zurück und verzog leicht das Gesicht, dennoch wirkte er nicht so vollgefressen wie die anderen Schüler. „Ist dir nicht schlecht?“, fragte der Braunhaarige geradeheraus, was ihm einen skeptischen Blick und eine lockere Antwort einbrachte: „Ich habe nur so viel gegessen, wie ich wirklich konnte. Im Gegensatz zu euch habe ich nicht einmal versucht, diese Lächerliche Herausforderung zu bestehen. Entschuldigen Sie? Können Sie mir den Rest bitte einpacken?“   Die Bitte wurde noch von einigen anderen Schülern geäußert, die das Essen nicht verschwenden wollten und es deshalb mitnahmen. Luca und Aiden taten dies ebenfalls und erhoben sich kurz darauf von ihren Plätzen. Das Stehen tat den beiden gut, doch hielt die leichte Übelkeit bei beiden an, weshalb sie froh waren, als sie zum Aufbruch gerufen wurden und an die frische Luft konnten. Die Lehrer wunderten sich etwas darüber, warum einige der Schüler plötzlich so still waren, doch trieb der immer noch anhaltende Regen die Truppe etwas zur Eile an, denn schließlich mussten sie noch zu ihrem Hotel. Da sie sich unter ihren Schirmen verkriechen mussten, konnten sie nicht viel von der Stadt sehen und erst als sie das Hotel erreichten, ließ der Regen langsam aber sicher nach. Vorsichtig hob Aiden den Kopf und schaute auf das Gebäude vor ihnen, bei dem es sich um ein altes, traditionelles Hotel handelte. „Ich glaube, das wird der beste Part des ganzen Ausflugs“, grinste Sakura und schüttelte ihren Schirm aus, während Miyuki sich nachdenklich am Kopf kratzte: „Das »Amagi Inn«… Ich habe den Namen irgendwo schon einmal gehört.“ „Naja, es ist ein recht bekanntes Hotel, gerade wegen diesem alten Stil. Da wäre es eher verwunderlich, wenn du nicht davon gehört hättest“, erklärte Haruka und ging mit den beiden Mädchen ins Innere des Gebäudes, während Setsuna leicht beunruhigt dreinschaute: „Ist es komisch, dass ich noch nie von dem Hotel gehört habe?“ „Nein, ist es nicht“, gaben Aiden und Luca zeitgleich zurück, ehe sie ihren Klassenkameraden ins Innere folgten und sich dort umsahen.   Das Hotel war sehr schön mit vielen Vasen und kleinen Pflanzen eingerichtet und strotzte nur so vor altmodischem Glanz. Vor allem die Mädchen bestaunten die schönen Bonsais und das Ambiente, während die Jungs sich eher über die Onsen, die es im Hotel geben soll, unterhielten. Miss Toriumi klatschte einmal in die Hände und brachte die Schüler somit dazu, sie anzusehen: „So, macht bitte unter euch aus, welche zwei Leute zusammen in ein Zimmer gehen und checkt dann ein. Ich erwarte, dass ihr alle euch vorbildlich benehmt und keinen Unfug anstellt oder irgendwas zu Bruch geht. Habt ihr das verstanden?“ „Ja, Miss Toriumi“, erklang es im Chor, bevor die Schüler nach und nach in Zweierpaaren an den Tresen gingen und sich ein Zimmer aussuchten. Noch bevor Aiden auch nur einen Gedanken an seinen potenziellen Zimmerpartner verschwenden konnte, hatte Luca ihm einen Arm um die Schulter gelegt: „Du und ich, Amigo?“ „Nur, wenn du dein Essen von vorhin drin behalten kannst“, stichelte der Braunhaarige gegen seinen Freund und trat an den Tresen, um für die beiden einzuchecken. Die Dame erklärte ihm, wie er zu seinem Zimmer kommen würde, weshalb Aiden und Luca sich von den Mädchen erst einmal verabschiedeten und sich dann auf den Weg zu ihrem Zimmer machten. Dieses hatten sie durch die genaue Erklärung auch sehr schnell gefunden, weshalb sie sich beide erst einmal auf ihren Schlafplätzen niederließen.   Luca streckte sich erst einmal ausgiebig und gab ein ächzendes Stöhnen von sich, während er vorsichtig seinen leicht aufgedunsenen Bauch rieb: „Na los, sag es schon… Diese Herausforderung war ne blöde Idee.“ „Ach weißt du, das wird dein Magen schon für mich übernehmen. Bleib einfach ein bisschen liegen, okay?“, gab Aiden zurück und zog sich erst einmal um, denn wie es die Etikette verlangte, würde er im Hotel einen Jinbei tragen. Das schwarze Gewand gefiel ihm ausgesprochen gut, weshalb er sich fragte, warum er so etwas nicht öfter trug. Sein bester Freund schaffte es immer noch nicht, sich zu erheben und rollte sich eher auf seinem Futon herum, um wenigstens ein bisschen Bewegung zu haben. Nach einer Weile drehte er den Kopf zur Seite und musterte seinen Anführer skeptisch: „Bedrückt dich etwas, Aiden?“ „Hm? Wie kommst du darauf, dass mich etwas bedrückt?“, gab der Braunhaarige irritiert zurück und hob fragend eine Augenbraue, weshalb sein Freund sich auf den Bauch rollte und ihn fest ansah: „Ich weiß nicht, aber seit wir hier angekommen sind, hast du so einen seltsamen Blick drauf. Stört dich etwas?“ „Ich schaue seltsam? Das ist mir gar nicht aufgefallen. Naja, ich kann es nicht genau erklären, aber irgendwie hat dieser Ort so eine sonderbare Aura“, erklärte der Oberschüler langsam, was ihm einen weiteren skeptischen Blick einbrachte: „Okay. Ich habe zwar keinen Dunst von was du da redest, aber solange es dir gut geht.“ „Ja, mach dir keine Sorgen. Aber danke, dass du ein Auge auf mich hast, Luca“, lachte Aiden auf und ging zu seiner Tasche, um seine Schulunterlagen rauszuholen. „Du willst dich nicht ernsthaft jetzt an die Schulaufgaben setzen, oder?“, gab der Spanier ungläubig von sich, doch nickte sein Zimmerkollege nur bestätigend: „Natürlich. Wenn wir sie jetzt machen, haben wir später mehr Freizeit. Wenn du dich aus dem Bett schwingen kannst, können wir sie zusammen machen und sind dadurch schneller fertig.“ „Ich hasse es, wenn du so ein Streber bist… und dann musst du auch noch Recht haben“, jammerte Luca wehleidig, doch rollte er sich von seinem Futon, um sich erst umzuziehen und sich dann ebenfalls an seine Schulaufgaben zu setzen.   Eine ganze Stunde saßen die beiden Jungs an ihren Aufgaben, die sie durch gute Teamarbeit auch schon zu einem Großteil erledigt hatten, doch ließ bei Luca so langsam die Konzentration nach: „Können wir ne Pause machen? Mein Kopf dröhnt und mein Magen verträgt die leicht gebeugte Haltung nicht.“ „Sicher doch, leg dich für einen Moment hin“, gönnte Aiden seinem Freund eine verdiente Pause, der sich wieder mit einem leisen Stöhnen auf seinen Futon fallen ließ und sich den Bauch rieb: „Ich glaube, ich werde die nächsten paar Tage nichts mehr essen.“ „Dann machst du eben mal eine kleine Diät. Ist doch auch nicht schlimm“, lachte der Braunhaarige und lehnte sich zurück, während er sich ausgiebig streckte. Die beiden Jungs schwiegen einen Moment, als es an ihrer Tür klopfte und sie damit zeitgleich zur Tür schauen ließ. „Wartest du auf jemandem, Luca?“, fragte Aiden neugierig, doch bekam er nur einen Witz als Antwort: „Natürlich. Ich bin doch stets in Erwartung einer hübschen Dame, die an meine Tür klopft.“ „Ist klar“, gab der Braunhaarige zurück, ging zur Tür und zog sie auf. Die Person, die er erblickte, ließ ihn erstaunt die Augen aufreißen: „Miyuki?“ „Hey, Jungs… Wäre es eventuell möglich, also… Ähm… Kann ich heute Nacht vielleicht bei euch bleiben?“, stellte die Grünhaarige eine schüchterne, stark gestammelte Frage, bei der sie vehement auf ihre Füße schaute. Zu Aidens Erstaunen hatte sie ihre Tasche bei sich und schien diese nicht einmal ausgepackt zu haben, allerdings war dies erst einmal nicht wichtig, weshalb er beiseitetrat und seine Mitbewohnerin einließ: „Komm erstmal rein, Miyuki.“ „Danke“, murmelte die Schülerin und betrat den Raum, in dem Luca sich mühsam aufrichtete und seine Bekannte fragend ansah: „Was treibt dich denn zu uns, Nobiro-chan?“   „Ich hatte ein kleines Problem mit meiner Zimmerkollegin und… Sie hat mich aus dem Zimmer geworfen“, erklärte Miyuki und setzte sich im Schneidersitz vor den kleinen Tisch im Zimmer, während Luca sich entsetzt aufrichtete: „Was? Meinst du das ernst?“ Mehr als ein zaghaftes Nicken gab die Grünhaarige nicht von sich, als Aiden sich an der Wange kratzte: „Das ist echt mies, aber… warum bist du eigentlich nicht zu Tenno und Nozaki gegangen? Das wäre glaube ich einfacher zu erklären gewesen.“ „Ich wollte ja zuerst zu den beiden gehen, aber… sie waren anscheinend gerade nicht da. Ich wusste nicht, wo ich sonst hinsollte“, erklärte die Schülerin und knetete nervös ihre Finger, während die Jungs einen kurzen Blick tauschten und dann nickten: „Du kannst gerne hierbleiben, Miyuki.“ „Ich überlasse dir gerne meinen Futon, Nobiro-chan“, bot Luca an, doch winkte die Grünhaarige schnell ab: „D-das kann ich nicht annehmen. Ich kann dir doch nicht deinen Schlafplatz streitig machen.“ „Machst du doch gar nicht, ich biete es dir immerhin an“, lachte der Braunhaarige auf, bevor sein Blick zu Aiden wanderte, der wieder zur Tür ging: „Ich geh mal kurz nachfragen, ob wir noch einen Futon bekommen können. Fragen kostet schließlich nichts.“ Damit verließ Aiden das Zimmer und machte sich auf die Suche nach einem Hotelangestellten.   Sich neugierig umsehend marschierte er durch die Empfangshalle, als er eine Person mit langen schwarzen Haaren entdeckte, die gerade ein paar Handtücher in einem Schrank verstaute. Wenn sie so etwas tat, würde sie wohl zum Personal gehören, weshalb er zielstrebig auf sie zuging und sich kurz räusperte: „Entschuldigen Sie, darf ich kurz was fragen?“ Mit einem leisen Summen richtete die junge Frau ihre dunkelbraunen Augen auf den Schüler und verneigte sich dann lächelnd: „Natürlich. Wie kann ich helfen und ich hoffe, Sie genießen ihren Aufenthalt im Amagi Inn bisher.“ „Ähm, ja, alles gut soweit. Ich wollte fragen, ob wir eventuell noch einen Futon bekommen könnten. Es gab in einem Zimmer wohl einen kleinen Disput“, erklärte der Braunhaarige etwas unbeholfen, woraufhin die Schwarzhaarige anfing, in dem Schrank zu wühlen: „Hat jemand etwas zu trinken verschüttet?“ „Nein, es ist eher so, dass einer aus seinem Zimmer geschmissen wurde und einen neuen Platz braucht“, gab Aiden leise zu und schien damit einen besonderen Punkt getroffen zu haben, denn die Frau reichte ihm eine neue Matratze mitsamt Decke und Kissen: „Nun, dann machen wir einfach ein Dreierzimmer daraus. Die größeren Zimmer waren leider bereits ausgebucht, aber wir sehen das nicht so eng.“ „Vielen Dank, das ist sehr nett von Ihnen“, strahlte der Oberschüler und verneigte sich tief, als er kurz einen stechenden Schmerz im linken Auge verspürte. Als er wieder aufsah, bemerkte er eine leicht schimmernde, blaue Aura und die junge Frau, die von einem blauen Schmetterling begleitet wurde. Erstaunt weiteten sich seine Augen, doch bevor er weiter darauf eingehen konnte, rief jemand über die Frau vor ihm: „Yukiko-chan, wir brauchen dich kurz in der Küche. Kannst du bitte kommen?“ „Ich komme, Otō-san! Wenn Sie sonst noch etwas brauchen, lassen Sie es uns ruhig wissen“, verabschiedete sich Yukiko mit einer tiefen Verneigung und eilte davon, um in der Küche zu helfen. Aiden sah ihr einen Moment lang nach, in dem er sich das linke Auge rieb: „Was war das denn gerade?“ Immer noch leicht irritiert machte er sich auf den Rückweg zu seinem Zimmer, in dem er Luca und Miyuki bei den Hausaufgaben entdeckte. Diese wurden aber erst einmal unterbrochen, damit sie das Zimmer etwas umräumen und für drei Personen herrichten konnten.   Nach getaner Arbeit ließen sich die drei Schüler jeweils auf ihrem Futon nieder und Miyuki drehte verlegen Däumchen, während sie es nicht wagte, den Blick zu haben: „Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll, Jungs. Ihr seid echt toll.“ „Mach dir deswegen keine Gedanken, du hättest uns schließlich auch geholfen, allerdings muss ich dir jetzt sagen, dass du echt einem Lehrer davon erzählen solltest“, brummte Aiden und sah die Grünhaarige eindringlich an, die sich nur verlegen über ihren Haarzopf strich: „Es ist okay, ich nehme es einfach hin. Wie heißt es so schön, der Klügere gibt nach.“ „Es gibt einen Unterschied zwischen nachgeben und sich schikanieren lassen, Nobiro-chan“, mischte sich jetzt Luca ein, der etwas angesäuert das Gesicht verzog und ebenfalls zu dem Mädchen schaute. Diese seufzte und löste langsam ihren Zopf, um sich die Haare zu glätten: „Es ist wirklich okay, außerdem will ich nicht als Petze verschrien werden.“ „Wenn du meinst… Aber wenn ich einmal sehe, wie dich jemand so behandelt, dass garantiere ich für nichts“, teilte Aiden seine Meinung mit und legte sich auf seinen Futon, um an die Decke zu schauen. Lange blieb er nicht so liegen, denn Miyuki murrte etwas verlegen und sah die beiden Braunhaarigen der Reihe nach an: „Ich… müsste mich mal umziehen…“ „Da ist so ein Holzvorhang, hinter den kannst du gehen“, schlug Luca sofort vor, doch fuhr ihm sein bester Freund in die Parade und erhob sich wieder: „Hättest du gerne, mein Lieber. Los, wir gehen was zu trinken holen, in der Zeit kann Miyuki sich in Ruhe umziehen.“   Mit protestierendem Gemurre und einem leisen „Danke“ von Miyuki liefen die beiden Jungs ins Foyer des Hotels, wo sie auf einen Getränkeautomaten stießen, dessen Angebot sie jetzt inspizierten. „Was magst du, Luca? Ein »Mad Bull«?“, erkundiget sich der Braunhaarige bei seinem Freund, der allerdings sofort abwinkte und auf den Knopf für einen Kamillentee drückte: „Nein, auf Kohlensäure kann ich jetzt getrost verzichten, glaub mir. Weißt du, ich verstehe nicht, warum so viele Leute so gemein zu Nobiro sind.“ „Naja, die meisten Leute übersehen sie einfach… Ging mir beim ersten Mal auch für einen Moment so“, gab Aiden zu und zog einen Orangensaft und eine Limonade aus dem Automaten, bevor er sich mit Luca auf den Rückweg machte. Während diesem unterhielten die beiden sich weiter über ihre Freundin: „Ich gebe zu, dass es nicht richtig von mir war, sie damals über den Haufen zu rennen und ich hätte sie gar nicht bemerkt, wenn du uns nicht angeschnauzt hättest. Allerdings habe ich mich entschuldigt und nicht einmal das schaffen die meisten.“ „Ich glaube, sie sind neidisch auf Miyuki“, mutmaßte der Anführer und nippte an seiner Limo, bevor er seine Aussage etwas mehr erläuterte: „Miyuki ist einfach wie sie ist. Sie tut das, was sie mag, sie beschwert sich nicht über ihr Gewicht oder ihr Aussehen, sie ist zufrieden mit sich und ihrem Leben, großteilig zumindest. So sehe ich das.“ „Du meinst also, dass die anderen neidisch darauf sind, dass Nobiro anscheinend keine Probleme hat?“, hakte der Spanier nach und wartete darauf, dass sein Freund nickte, ehe Luca noch etwas hinzufügte: „Naja, ganz zu schweigen davon, dass sie mit Mr. Ich-bin-cool-wie-ein-Stuhl befreundet ist. Da kommt auch noch die Eifersucht durch.“ Die beiden seufzten synchron und kehrten in ihr Zimmer zurück, wo Miyuki umgezogen auf ihrem Futon lag und wieder auf ihr Tablet schaute, wo sie sich wohl noch einen Manga zu Gemüte führte. Da der nächste Tag für sie eine Menge Anstrengung bringen würde, entschied das Trio sich dazu, es für heute gut sein zu lassen und löschte nach ein paar Minuten das Licht.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)