Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 29: XXIX - Zusammenhalt in allen Lagen ---------------------------------------------- ~~~Freitag 27. Mai 2016~~~   Der heutige Schultag entpuppte sich für Aiden und Miyuki als die reinste Qual. Dies lag aber nicht am Schulstoff, sondern daran, dass die beiden von der gestrigen Rettungsaktion vollkommen erledigt waren. Jede Bewegung tat ihnen weh und Konzentration war bei ihnen heute Mangelware. Die Tatsache, dass ihnen nachher der Sportclub erspart bleiben würde, machte die Sache ein wenig besser. Im Moment gab es aber etwas anderes, was sie beschäftigte, denn obwohl die letzte Doppelstunde des Tages bereits vor 20 Minuten begonnen hatte, war ihre Lehrerin noch nicht erschienen. Miyuki sah von der Skizze, die sie gerade zeichnete auf und ließ den Blick durch die Klasse schweifen, bevor sie zu Aiden schaute: „Komisch, es sieht Shiragami-sensei gar nicht ähnlich, einfach nicht zum Unterricht zu kommen.“ „Ja und uns hat auch noch keiner irgendwie was gesagt. Sollen wir jetzt zwei Stunden Selbstbeschäftigung machen?“, murmelte der Braunhaarige und massierte sich den rechten Oberarm, der vor Muskelkater ekelhaft pochte. Seine Sitznachbarin schien damit kein Problem zu haben, denn sie sah wieder auf ihre Zeichnung: „Also ich finde das gerade gar nicht so schlecht. Ich muss den Kopf frei bekommen, sonst macht Katō-senpai mich nachher rund... Oh warte, die Clubs fallen ja wegen Reinigung aus. Umso besser!“ Bei der Vorstellung musste der Junge belustigt schnauben, allerdings war es sich mittlerweile sicher, dass die junge Frau gar nicht so schlimm war, wie sie immer tat. Sie hatte ihm mit Mirai einen guten Rat gegeben und dafür war er der Älteren überaus dankbar. Irgendwann würde er sich mal erkenntlich zeigen müssen.   Im nächsten Moment hob er allerdings den Kopf, als die Tür aufging und seine Klassenlehrerin eintrat. Die Brünette trat ans Lehrerpult und sah ihre Klasse mit festem Blick an: „Es tut mir leid, euch das sagen zu müssen, aber Shiragami-san hat sich auf unbestimmte Zeit krank gemeldet.“ Sofort brach Unruhe unter den Schülern aus, da sie mehr über ihre Lehrerin erfahren wollten, doch verschaffte sich die Brünette Ruhe, indem sie ein Buch auf das Pult fallen ließ: „Ruhe jetzt! Ihr werdet euch die verbleibenden anderthalb Stunden leise selbst beschäftigen. Nutzt die Zeit zum Lernen oder um eure Hausaufgaben zu machen. Ich will keinen sehen, der morgen seine Sachen nicht erledigt hat. Wir sehen uns morgen, meine Lieben.“ „Bis morgen, Toriumi-sensei“, gab die Klasse synchron Antwort, bevor sich ein Großteil daran machte, ihre Bücher auszupacken. Auch Aiden gehörte dazu, denn wenn er sein Zeug jetzt erledigt bekam, hatte er später mehr Zeit für andere Dinge. Seine Nachbarin schien denselben Gedanken gehabt zu haben, denn auch sie zog ihre Bücher hervor und machte sich mit ihm an die Arbeit. Die beiden Schüler waren am Ende selbst erstaunt darüber, wie viel sie in den zwei Schulstunden geschafft hatten, denn als es zum Ende des Schultages klingelte, hatten beide ihre Hausaufgaben bis auf ein paar einzelne, kleine Aufgaben erledigt. „Puh, das Schwerste ist geschafft, also kein Grund mehr zur Panik“, lachte Miyuki und räumte ihr Pult leer, bevor sie sich langsam erhob: „Ich habe noch was vor. Wir sehen uns heute Abend, okay?“ „Okay, bis heute Abend, Miyuki“, verabschiedete sich Aiden von seiner Mitbewohnerin und erhob sich dann selbst von seinem Platz.   Mit geschulterter Tasche verließ er mit einigen seiner Mitschüler den Raum, nur um von einer Hand gepackt und zur Seite gezogen zu werden. Ein Blick nach oben verriet ihm auch, wer der Übeltäter war: Luca. Der Spanier hatte sein typisches Grinsen aufgesetzt und hob grüßend die Hand: „Na, den Tag gut überstanden, Amigo?“ „Ja, soweit ganz gut. Wir hatten nur die letzten beiden Stunden keine Lehrerin. Shiragami-sensei ist anscheinend krank“, erklärte der Braunhaarige und verschränkte nachdenklich die Arme vor der Brust, als hinter ihm eine weibliche Stimme erklang: „Das wundert mich eigentlich nicht. Sie muss krank vor Sorge sein.“ Überrascht drehten die beiden Jungs sich um und standen Haruka und Sakura gegenüber, wobei die Rosahaarige sich ans Kinn tippte: „Angeblich soll sie einen Nervenzusammenbruch gehabt haben. Meint ihr, dass das stimmt?“ „Naja, es hieß, dass sie auf unbestimmte Zeit krank ist“, gab Aiden zurück und sah in die Runde, als Luca ihm einen Arm um die Schulter legte: „Hey, was haltet ihr davon, wenn wir vier Hübschen uns zusammen einen schönen Nachmittag machen?“   „Mit dir kann das nicht schön werden, Silva. Außerdem... muss ich kurz was mit Kurosaki besprechen, unter vier Augen, wenn es geht“, gab die Rosahaarige leicht gereizt zurück und bedeutete Aiden, ihr zu folgen. Mit sehr gemischten Gefühlen trottete der Braunhaarige hinter seiner Teamkollegin her, die ihn in den kleinen Bereich zwischen dem eigentlichen Campus und dem Sportkomplex führte. Dort angekommen seufzte das Mädchen erst einmal auf und fuhr sich durch die Haare, bevor sie sich zu ihm umdrehte und ihn einen Augenblick nur ansah. „Du... hast nichts über das verraten, was damals zwischen uns passiert ist, oder?“, sprach sie endlich das aus, was ihr anscheinend auf der Seele brannte. Aiden senkte leicht den Kopf, denn er hatte mit so etwas bereits gerechnet, seit Masao ihn nach dem Training darauf angesprochen hatte, doch hatte er sich absolut nichts zu Schulden kommen lassen: „Ich kann mir denken, warum du mich das fragst, aber ich schwöre, dass ich kein Wort darüber verloren habe.“ Er hegte ehrlich gesagt keine große Hoffnung darauf, dass die junge Frau ihm Glauben schenken würde, doch zu seiner großen Überraschung begann sie zu lächeln: „Das hatte ich mir fast schon gedacht, aber ich wollte nur noch einmal auf Nummer sicher gehen. Entschuldige, wenn ich dich damit gerade etwas überfallen habe, aber mir ist am Montag fast das Herz in die Hose gerutscht, als Munemasa-senpai mich darauf angesprochen hat.“   „Ja, kann ich mir vorstellen, ging mir nicht anders. Ich frage mich aber, wie das überhaupt rausgekommen ist“, brummte der Braunhaarige und lehnte sich an die Wand der Überdachung, während er nachdenklich den Kopf schief legte. Sakura hingegen ging immer wieder auf und ab und kaute dabei nervös auf ihrem Daumennagel herum: „So wie es aussieht, sind es momentan nur Gerüchte, aber vielleicht hatte ich an dem Tag auch einfach etwas zu laut geschrien.“ „Egal wie das hier zustande gekommen ist, du musst jetzt noch mehr aufpassen“, ermahnte Aiden seine Freundin, die sich mit beiden Händen durch die Haare fuhr und anscheinend nicht wusste, was sie jetzt tun sollte: „Am liebsten würde ich ja sagen, dass ich eine Weile vom Club weg bleibe, aber dann werden die Leite vermutlich sofort denken, dass ich der Spanner war. So ein Elend.“ „Ja, wobei du doch eigentlich die Bespannte warst. Hör mal, vermutlich machst du dir einfach zu viele Gedanken deswegen. Mach so weiter wie bisher, denn es ist ja sonst nichts weiter passiert. Wenn ich nicht wieder so ein scheiß Timing habe, sollte nichts passieren“, versuchte der Braunhaarige seine Bekannte etwas zu beruhigen, was ihm leider nur sehr wenig gelang.   Sakura lief noch ein paar Mal hin und her, bevor sie mit einem lauten Seufzer arme und Kopf hängen ließ: „Vermutlich hast du Recht, Kurosaki-kun. Ich werde wirklich versuchen, die Sache ruhig auszusitzen und mache weiter wie bisher. Danke, dass du mir zugehört hast, die Sache hat mich echt fertig gemacht.“ Aiden sah sie eine Weile an, doch dann lächelte er sanft, während sich in seiner Brust ein warmes Gefühl breitmachte: „Ist okay. Zusammen werden wir das Problem irgendwie in den Griff bekommen, Nozaki. Was ich dich aber seit langem mal fragen wollte... Ist denn keiner in deiner Klasse, der dich im Club an deinem Nachnamen erkennen könnte?“ Auf die Frage lachte die Rosahaarige auf und stemmte eine Hand an die Hüfte: „Nein, das kann nicht passieren. In meiner Klasse ist nämlich niemand, der in den Kendo-Club geht. Die sind alle eher für Fußball, Boxen oder Schwimmen. Also ist das Problem schon einmal aus der Welt. Ich muss mich ein bisschen abreagieren... Hast du Lust, mit in das Dōjō von Papa zu kommen? Dann kannst du noch ein bisschen an deinem Einhandstil üben.“ Eigentlich hatte Aiden darauf überhaupt keine Lust, denn sein ganzer Körper schrien innerlich seinen Protest heraus, doch wurde ihm keine Zeit für eine Antwort gelassen, als Sakura ihn an der Hand packte und einfach mit sich zog.   ~~~~~   Da Aiden und Sakura kurzerhand das Weite gesucht hatten, hatte Luca Haruka angeboten, sie nach Hause zu begleiten. Eigentlich hätte die Brünette überhaupt keine Lust dazu gehabt, war ihre Meinung von dem Spanier doch alles andere als hoch, doch wollte sie versuchen, besser mit ihm klarzukommen. So spazierten sie nebeneinander her und waren auf dem Weg zur Bahnstation, als der Braunhaarige grinsend das Wort ergriff: „Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal alleine zu zweit waren, Tenno-chan.“ „Liegt vermutlich daran, dass wir noch nie zu zweit unter uns waren“, gab die junge Frau leicht angesäuert zurück, denn Luca war kurz davor, sie wieder mit seiner ständigen Flirterei zu nerven. Zu ihrer Überraschung schnitt er aber ein ganz anderes Thema an: „Du hast eben erwähnt, dass dich der Zustand unserer Gesundheitswesen-Lehrerin nicht wundert. Wie kommt das? Hast du gewusst, dass Shiragami-sensei krank ist?“ Für einen Moment blinzelte die Brünette verdutzt, doch dann senkte sie betrübt den Kopf: „Was? Nein, direkt gewusst habe ich es nicht, allerdings kenne ich ihre familiäre Situation. Du musst wissen, dass Shiragami-san die Mutter von Setsuna-kun ist.“ Auf die Aussage stieß Luca einen langen, genervten Laut aus, bei dem er theatralisch den Kopf hängen ließ: „Das wird ja immer besser... Ernsthaft, die Situation des Kleinen lädt ja förmlich dazu ein, dass er gemobbt wird. Er steht auf Sachen, die andere in seinem Umfeld nicht mögen und dazu ist er noch das Kind eines unserer Lehrer. Der Knirps tut mir echt leid. Wir müssen ihn so schnell es geht da rausholen, damit es für ihn besser werden kann!“   Völlig verblüfft blieb Haruka stehen und starrte den Braunhaarigen mit großen Augen an, was diesen etwas irritierte: „Habe ich was Komisches gesagt? Oder warum guckst du so?“ „N-nein, komisch war es nicht. Es ist allerdings das erste Mal, dass ich dir für das, was du gesagt hast, wirklich dankbar bin, Silva-kun“, brachte die Brünette erst nach einer ganzen Minute hervor und trat wieder neben ihren Klassenkameraden, der sich peinlich berührt an der Nase kratzte: „Ich labere nicht nur dummes Zeug, weißt du?“ „Scheint wirklich so. Ganz ehrlich, ich habe dich immer für ein Großmaul und einen dummen Sprücheklopfer gehalten, aber jetzt... So langsam fange ich an zu glauben, dass du gar nicht so schlecht bist, wie ich es anfangs gedacht habe“, gab Haruka zu und neigte leicht den Kopf, während sie Luca eindringlich musterte. Dieser wischte sich mit einem breiten Grinsen unter der Nase entlang, bevor er die Arme hinter dem Kopf verschränkte: „Ganz ehrlich, Tenno-chan, ich wollte diese Chance auch nutzen, um dich etwas besser kennen zu lernen.“   „Ich nehme zurück, was ich eben gesagt habe“, brummte die Mechanikerin sofort und verschränkte die Arme vor der Brust, weshalb Luca schnell beschwichtigend die Hände hob: „Warte, lass es mich erklären, damit du es nicht falsch verstehst. Ich meine besser kennen lernen einfach in dem Sinne, dass ich verstehen will, wie du so tickst. Ich meine, ich kenne dich zwar seit der Mittelstufe, aber wirklich etwas über dich wissen tue ich nicht. Na gut, außer das mit der Schönheitskönigin.“ „Wenn du es mit dieser Aussage besser machen wolltest, dann sage ich dir gleich, dass es nicht funktioniert, Silva“, knurrte die junge Frau und kniff die Augen zusammen, was den Spanier leicht stöhnen ließ: „Menno, der Witz kam nicht gut an. Okay, Karten auf den Tisch: Wir beide stecken in dieser Sache zusammen drin und müssen uns aufeinander verlassen können. Deshalb will ich wissen, wie du so bist, damit wir gut zusammenarbeiten können.“ Für einen Moment war Haruka extrem skeptisch, denn das, was Luca gesagt hatte, machte tatsächlich Sinn, allerdings traute sie dem Braten noch nicht: „Und weiter? Sonst hast du keine Hintergedanken?“   Auf die Aussage blieb Luca stehen und sah mit einem Blick an, den die junge Frau ihrem Bekannten gar nicht zugetraut hätte: „Um ehrlich zu sein, ist da noch etwas. Mir geht es auch darum, dass ich dir helfe, deine Komplexe in den Griff zu kriegen. Es hat mit deiner Persona leider sehr lange gedauert und ich bin mir nicht sicher, ob du das im nächsten Kampf wieder hinbekommst und stattdessen wieder Panik schiebst.“ Beleidigt plusterte Haruka eine Wange auf und stemmte beide Hände an die Hüfte, bevor sie eine Antwort zischte: „Und was gehen dich meine Probleme an, Silva? Tut mir ja leid, wenn du dir so einfach in den Kopf schießen kannst, aber ich kann es eben nicht.“ „Das hat nichts mit mir zu tun. Mir geht es um Aiden“, fauchte Luca zurück und brachte die Brünette damit aus dem Konzept: „Warum Kurosaki-kun?“ „Du hast es sicher gesehen, oder? Die Tatsache, dass Aiden mehrere Persona benutzen kann, im Gegensatz zu Nobiro, dir und mir?“, wurde Luca wieder ruhiger und wartete, bis die Brünette nickte, ehe er fortfuhr: „Da du deine Persona nicht rufen konntest, musste Aiden deine Schwäche mit seinen Persona ausgleichen. Ich kenne ihn sehr gut und auch wenn er versucht hat, es zu verbergen... Es hat sehr an seinen Kräften gezehrt. Aiden ist nicht die Art von Person, der seine Last anderen aufbürden will, aber ich fürchte, dass er sich damit auch kaputt macht. Vermutlich liegt es daran, dass er diese andere Kraft hat.“   Jetzt verstand Haruka, worauf der Braunhaarige hinauswollte und sie fühlte sich furchtbar. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie sehr der Einsatz einer Persona jemanden ermüden könnte und gestern hatte Aiden für sie mitkämpfen müssen. Sie faltete die Hände zusammen und senkte den Kopf, doch klopfte Luca ihr in dem Moment auf die Schulter: „Hey, ich mache dir keine Vorwürfe, so darfst du das nicht verstehen. Ich will dir lediglich klarmachen, dass wir bestmöglich miteinander agieren müssen, um Aiden zu entlasten. Wir haben ihn schon zum Anführer abgestempelt, also müssen wir wenigstens hier etwas aushelfen.“ „Alles klar, ich verstehe, was du meinst. Tut mir leid, Silva-kun, ich habe dich komplett falsch eingeschätzt. Bitte verzeih mir“, entschuldigte sich die Brünette und verneigte sich dabei tief, was dem Spanier nur ein Grinsen entlockte: „Hey, wir sind ein Team, also ist es schon vergeben und vergessen. Wenn du dich aber bei mir entschuldigen willst, dann könntest du bei Nozaki-chan ein gutes Wort für mich einlegen.“ „Wenn du unbedingt mit einem Katana in zwei Hälften gehauen werden willst bitte, den Gefallen kann ich dir tun“, lachte die Brünette und setzte mit Luca zusammen den Weg nach Hause fort, wobei sie es sich nicht nehmen ließ, Luca ein bisschen über Aiden auszufragen.   ~~~~~   Vorsichtig klopfte Miyuki an die Tür des Schülerrats, bevor sie diese aufzog und den Raum betrat. Kurz ließ die Grünhaarige den Blick schweifen, bis sie die Person fand, die sie gesucht hatte. An einem der Tische saß Katzumi und tippte auf die Tastatur seines Laptops ein, wobei er den Ankömmling noch nicht bemerkt zu haben schien. Die Schülerin verschränkte die Arme hinter dem Rücken und wartete einen Moment, bevor ihr das Warten doch zu langweilig wurde und sie einen Schritt vor machte: „Hey, Katzu, hast du einen Moment Zeit?“ Nun hob der Braunhaarige den Kopf und musterte seine Assistentin einen Moment, bevor er wieder auf den Bildschirm schaute: „Was ist denn los, Miyu? Ich kann mich nicht erinnern, dich für heute eingeteilt zu haben.“ „Hast du auch nicht, aber ich wollte dich was fragen“, erwiderte die Grünhaarige und setzte sich ihrem Freund gegenüber, der kurz seinen Absatz zu Ende tippte und dann den Computer beiseiteschob: „Was ist denn los? Du wirkst besorgt.“ „Naja, ein wenig schon. Du kennst dich doch mit Tieren aus, nicht wahr?“, versuchte die junge Frau das Gespräch langsam zu eröffnen, doch schien das ihren Gesprächspartner etwas zu verärgern: „Hör mal, ich habe keine Zeit, um dir irgendwelche rhetorischen Fragen zu beantworten.“   Mit einem entschuldigenden Blick zog die Grünhaarige den Kopf ein, bevor sie leicht die Zeigefinger gegeneinander tippte: „Sorry. Es ist so, eine Freundin von mir hatte ihren Hund verloren und als er vor ein paar Tagen endlich wieder aufgetaucht ist, hatte er furchtbare Verletzungen. Hast du eine Ahnung, wie man dem armen Tier am besten helfen kann?“ Auf die Erzählung zog der stellvertretende Präsident eine Augenbraue in die Höhe, denn die Sache verwunderte ihn ein wenig: „Warum interessierst du dich für die Gesundheit eines Hundes? Du bist die größte Hunde-Phobikerin die ich kenne, Miyuki. Nimm es mir nicht übel, aber es klingt etwas unglaubwürdig.“ „Ja, gut, da hast du nicht ganz unrecht, aber es geht wie gesagt um eine Freundin und... sie kann nicht zum Tierarzt, weil das ganz blöde Fragen nach sich ziehen wird. Kannst du mir nicht einfach einen Tipp geben, ohne groß Fragen zu stellen?“, flehte die Grünhaarige und legte bittend die Hände zusammen, doch leider hatte ihr Freund etwas dagegen, denn er verschränkte die Arme und gab ihr trocken eine Antwort: „Nein.“ „Jetzt sei doch nicht so ein Arsch!“, rief die Schülerin aus und ließ die Stirn auf die Tischplatte sinken, während Katzumi sich wieder seinem Laptop widmete: „Wenn du meine Hilfe willst, solltest du mir schon alles erklären. Ganz ehrlich, deine Erzählung klingt auch ein bisschen so, als wäre es nicht ganz legal.“   „Ich mache nichts verbotenes, Katzu! Das schwöre ich dir!“, beharrte die Grünhaarige und schlug mit beiden Händen auf den Tisch, bevor sie den Kopf einzog und leise murmelte: „Ich kann es dir nicht ganz erklären...“ „Dann such dir woanders Hilfe“, gab der Braunhaarige kühl zurück und blätterte in einer seiner Akten, was Miyuki extrem traurig machte. Gerade von Katzumi hatte sie sich eigentlich ein wenig Rückendeckung erhofft und jetzt diese Abfuhr von ihm zu bekommen tat ihr weh. Sie wollte Mirai um jeden Preis helfen, doch wie sollte sie dies tun, ohne ihrem Freund von der Silberhaarigen und ihrer Amnesie zu erzählen? Sie wusste einfach nicht weiter, weshalb sie begann, nervös auf ihrer Unterlippe herum zu kauen und ihre Finger zu kneten. Katzumi schien all dies nicht wirklich zu interessieren, denn er tippte seelenruhig weiter auf seiner Tastatur herum und las in den Akten neben ihm. „W-wenn ich dir alles erkläre, wirst du mir glauben und mir dann helfen?“, brachte die Grünhaarige leise hervor, was ihr nun wieder die Aufmerksamkeit des stellvertretenden Präsidenten einbrachte: „Ich kenne dich mittlerweile lange genug um zu wissen, dass du sowas nicht ohne Grund sagst. Wenn du so ein Geheimnis daraus machst, dann ist da irgendwas faul. Du hast dich nicht auf irgendwelche kriminellen Aktivitäten eingelassen, oder?“ Sofort zuckte die junge Frau zusammen und winkte panisch mit den Händen ab, wobei sie beteuerte, nichts Verbotenes oder Illegales getan zu haben. Noch einmal ging sie im Kopf durch, was sie tun sollte, doch sollte sie die Sache mit Mirai nicht offen aussprechen, ohne sich mit ihren Freunden abzusprechen. Mit einer leisen Entschuldigung und der Aussage, dass sie sich später wieder bei Katzumi melden würde, verließ nun auch Miyuki die Schule und machte sich auf den Weg zum Wohnheim.   ~~~~~   Im Wohnheim lag Aiden, alle Viere von sich gestreckt, auf der Couch und versuchte den Schmerz in seinen Armen zu verdrängen. Mirai saß in einem Sessel und hatte Aidens Laptop auf dem Schoß, mit dem sie im Internet nach Wegen suchte, um ihren Hund zu behandeln. Der Punkt Tierarzt war von allen gleich beiseitegeschoben worden, denn Mirai hatte weder das Geld dazu, noch hatte sie irgendwelche Unterlagen zu Kako, wie einen Impfpass. Haruka kam aus der Küche und hielt ein Tablett mit drei dampfenden Bechern in den Händen, wobei sie jedem ihrer Freunde einen Becher hinstellte und sich dann auf den Sessel neben Aiden niederließ. Die Silberhaarige versuchte sich zu beherrschen, doch war das, was sie eben von ihrem Mitbewohner gehört hatte, einfach zu lustig: „Um es noch einmal klar zu stellen: Du bist von einem Mädchen mit einem Kendoschwert verhauen worden?“ „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln, Mirai? Mir tut alles weh und ich will das nicht noch einmal erzählen“, brummte der Braunhaarige und legte sich einen Arm übers Gesicht. Haruka musterte ihn von der Seite und nippte an ihrem Tee, wobei sie sich fragte, warum er überhaupt mit Sakura trainiert hatte. Sie hatte ehrlich gesagt Angst, dass Aiden hinter das Geheimnis der Rosahaarigen kommen und ihr den Kendo-Club ruinieren könnte. Die Tatsache, dass Aiden bereits über Sakura Bescheid wusste, war der Brünette allerdings nicht bekannt, weshalb sie sich weiter ihre Sorgen machte.   Als die Tür aufging und Miyuki das Wohnheim betrat, gingen sofort alle Blicke zu ihr, weshalb sie zaghaft die Hand hob: „Tadaima.“ „Okairinasai, Miyuki-san“, begrüßte Haruka die Grünhaarige, die sich auf die verbleibende, freie Couch setzte und in die Runde sah: „Ich wollte mal kurz was mit euch besprechen. Habt ihr einen Moment?“ „Ich werde mich definitiv nicht von dieser Couch bewegen“, murrte Aiden und stieß einen leisen Schmerzenslaut aus, welcher Mirai leicht kichern ließ: „Sei nicht so eine Memme, Aiden. Was ist denn los, Miyuki?“ Für einen Moment wirkte die Grünhaarige sichtlich besorgt, doch dann begann sie zu erzählen, dass sie jemanden kennen würde, der Kako eventuell würde helfen können. Als sie aber zu dem Punkt kam, dass sie dafür die Fakten zu Mirai auf den Tisch legen müsste, verfielen die anderen drei Bewohner für eine Weile in Schweigen. Die Silberhaarige verschränkte die Arme vor der Brust und senkte nachdenklich den Blick, denn ihr war bewusst, warum das so ein Problem darstellte. Sie wollte ihre Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen, denn die Sache mit der Shadow-Welt brachte den Schülern schon mehr als genug Probleme.   Die Stille im Foyer wurde endlich von Haruka gebrochen, die die Grünhaarige nachdenklich ansah: „Wenn ich dich richtig verstehe, hast du noch nichts über Mirai gesagt, oder?“ „Nein, habe ich nicht. Wir stecken alle in der Sache drin und da wollte ich nichts ohne eure Zustimmung tun. Was haltet ihr davon?“, stellte Miyuki die entscheidende Frage, welche nach einer Minute von Aiden beantwortet wurde: „Sehen wir es mal so: Egal wie wir es machen, wir werden um komische Fragen nicht drum herumkommen. Mit deinem Bekannten könnten wir es aber so klein wie möglich halten. Ganz zu schweigen davon, dass wir Kako endlich mal behandeln lassen müssen. Ich bin kein Tierarzt, aber es würde mich nicht wundern, wenn sich einige der Wunden entzündet hätten. Meine Zustimmung hast du, Miyuki.“ „Ich sehe es wie Kurosaki-kun. Wir können es nicht so weitergehen lassen. Am Ende haben wir zu lange gewartet und Kako wird krank. Wir sollten das Risiko eingehen, auch dem Tier zuliebe. Mirai, wie siehst du das?“, tat die Brünette ihre Meinung kund und sah dann zu der Silberhaarigen, die sich nachdenklich durch ihren Pony fuhr. Sie wusste die Geste ihrer Freunde zu schätzen, aber sie war sich nicht sicher, ob sie diese annehmen konnte.   Sie dachte noch eine Weile darüber nach, wobei sie zu Kako schaute, die momentan schlafend auf einem Kissen lag: „Ist das wirklich okay für euch? Ich könnte euch alle damit unnötig Ärger machen.“ „Passt schon. Schlimmer als die Shadows kann es nicht sein, also mach dir keine Sorgen, Mirai“, murmelte Aiden und rollte sich von der Couch, um sich auf den Weg nach oben zu machen. Für den Braunhaarigen war diese Diskussion anscheinend beendet, weshalb Mirai nickte und zu Miyuki schaute: „Okay, machen wir es so. Regelst du die Sache?“ „Verlass dich auf mich, Miri-chan“, lachte die Grünhaarige und hechtete mit gezücktem Handy die Treppe nach oben, wodurch Mirai und Haruka alleine blieben. Die beiden tranken von ihrem Tee, als die Silberhaarige zu grinsen begann: „War das wirklich deine Meinung oder hast du einfach nur Aiden Honig ums Maul geschmiert?“ Sofort wurde die Mechanikerin rot um die Nase, weshalb sie ihren Becher mit beiden Händen griff und immer wieder drehte, um sich zu beruhigen: „N-natürlich war das meine Meinung. Kako-chan braucht die Hilfe und es ist doch normal, dass sich in einem so offensichtlichen Fall meine Meinung mit der von Kurosaki-kun deckt.“ „Wenn du es sagst, Haruka“, stichelte die Silberhaarige und prostete ihr mit einem Zwinkern zu, wobei sie sich köstlich über das rote Gesicht ihrer Freundin amüsierte.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)