Persona 3 -After the Years- von fubukiuchiha ================================================================================ Kapitel 14: XIV - Familienbesuch -------------------------------- ~~~Samstag 30. April 2016~~~ Der Schultag war noch nicht lange zu Ende, doch waren nur die wenigsten Schüler nach Hause gegangen. Der Grund dafür war ein Fußballspiel zwischen der Gekkoukan und einer anderen Schule, bei dem die meisten Schüler zusehen wollten. Luca machte ein paar Dehnungsübungen und sah sich leicht nervös um, während seine Freunde um ihn herum standen. Miyuki redete aufmunternd auf ihn ein und versuchte ihn so gut es ging zu motivieren, während Aiden und Mirai ein Stück daneben standen und sich die vielen Zuschauer ansahen. „Ganz schön was los hier und das nur, weil 22 Leute einem dummen Ball hinterher rennen. Das ist doch völlig sinnfrei“, murrte die Silberhaarige und schüttelte genervt den Kopf, was ihren braunhaarigen Kollegen nur lachen ließ: „Tja, es hat halt jeder andere Vorlieben. Mir ging es früher auch so, was Fußball angeht.“ „Und jetzt?“, kam die neugierige Frage der Silberhaarigen, welche nur mit einem Achselzucken beantwortet wurde: „Alles weg, ich hab zwei linke Füße entwickelt.“   Mirai musste lachen und klopfte ihrem Freund auf die Schulter, als Luca sich in Richtung seines Teams umwandte: „Tja, ich geh dann mal. Drückt mir die Damen!“ „Ganbatte, Silva-kun!“, rief die Grünhaarige freudig, was die Silberhaarige nur mit einem „Du machst das schon.“ unterstützte. Aiden hob die Faust und symbolisierte damit einen gedrückten Daumen, ehe er sich zum Gehen wandte, was seine beiden Gefährtinnen etwas stutzig machte. „Willst du nicht bleiben, Aiden-kun?“, fragte Miyuki mit einem etwas besorgten Blick, was der Braunhaarige mit einem Kopfschütteln verneinte: „Nein, er wird das schon schaffen, außerdem hat er euch beide als Support hier. Ich brauch ein bisschen Zeit für mich, mir macht da etwas Sorgen.“ Er winkte noch einmal zum Abschied, ehe er sich auf den Weg zum Bahnhof machte und dabei von zwei irritierten Blicken verfolgt wurde. „Was hat er denn?“, murmelte die Grünhaarige etwas verloren und sah zu ihrer Freundin, die nur die Arme vor der Brust verschränkte und die Augen schloss: „Keine Ahnung, aber er ist so, seit er drüben zusammengebrochen ist. Wir sollten ihn nicht alleine lassen.“ „Mach du das. Ich bleibe hier und feuere Silva-kun an, du bist schließlich keine Schülerin der Gekkoukan“, bestimmte die Grünhaarige und verabschiedete sich von Mirai, die nach einem kurzen Blick zu Luca Aiden folgte.   Der Braunhaarige hatte sich in der Zwischenzeit am Bahnhof eingefunden und lehnte sich an eine Säule, während er auf den Zug in Richtung Stadt wartete. Er hatte keinem seiner Freunde von der merkwürdigen Begegnung mit dem Blauhaarigen erzählt, wobei er sich das Ganze auch nur eingebildet haben könnte, doch gingen ihm die Worte des Fremden nicht aus dem Kopf. Er war nicht stark genug und es hatte nichts mit seiner körperlichen Verfassung zu tun, das war es, was der andere Persona-User ihm gesagt hatte, doch was bedeutete das? Seine Gedanken waren ein einziges Desaster, denn wenn er an die Persona dachte, die sein Gegner benutzt hatte, bekam er panische Angst. Eine Weile hatte Aiden den Gedanken, ob sein Gegner ihm hatte sagen wollen, das auch er seine Persona wechseln müsste, aber selbst wenn er das könnte, wie sollte er es denn machen? So sehr er sich darüber den Kopf zerbrach, er kam auf keinen grünen Zweig, weshalb er sich mit einem Seufzer von der Säule abstieß und in den gerade eingefahrenen Zug einstieg. Mirai folgte ihm leise und blieb allerdings auf Abstand, um den Braunhaarigen etwas besser beobachten zu können. Während der Fahrt hatte Aiden die Augen geschlossen und hielt ich an einer Stange fest, bis der Zug in Iwatodai einfuhr und er ausstieg. Da sie nicht gesehen werden wollte, wartete Mirai noch ein wenig und kam daher erst im allerletzten Moment aus dem Zug heraus. Schnell sah sie sich um, doch leider musste die Silberhaarige feststellen, dass sie ihren Mitbewohner aus den Augen verloren hatte.   Aiden lief in der Zwischenzeit ziellos durch die Straßen und hing seinen Gedanken nach, denn er hatte Angst. Angst davor, dass die Worte des Blauhaarigen stimmten und wegen ihm seine Freunde sterben würden. Für einen Moment spielte er mit dem Gedanken zu Igor zu gehen und ihn zu fragen, doch dann verwarf er diesen Gedanken, da er irgendwie das Gefühl hatte, als würde der Langnasige ihm sowieso keine brauchbare Antwort geben. Die ganze Sache bereitete ihm Magenschmerzen und am liebsten hätte er sich den ganzen Frust einfach von der Seele geschrien, jedoch konnte er das nicht so einfach in der Stadt tun. Ein langer Seufzer entwich seiner Kehle, als er vor einem altmodischen Gebäude zum Stehen kam und es eine Weile musterte. Über der Tür hing ein seltsames Emblem mit einem Wappen, dass er nicht zuordnen konnte. Unter dem Emblem war eine kleine Inschrift, sowie das Yin-Yang-Zeichen, weshalb er auf eine Art Tempel tippte. Vielleicht war ein Gebet ja das, was ihm jetzt helfen konnte. Noch einmal überlegte er, ob das wirklich eine Hilfe war, aber es konnte ja nicht schaden. Vorsichtig zog der Oberschüler die Tür auf und betrat das Gebäude, wobei er als erstes die Schuhe auszog und dann ins Innere ging. Er kam in einer großen Halle heraus, an dessen Kopfende ein kleiner Altar stand. Was dem jungen Mann sofort ins Auge fiel war, dass er nicht alleine hier war. In der Mitte des Raumes stand eine junge Frau mit langen, rosafarbenen Haaren und machte mit einem Kendoschwert ein paar Übungsschwünge.   Einen Moment beobachtete Aiden die Rosahaarige, bevor er realisierte, wer das war und wagte einen Schritt vor. „Verbeug dich, wenn du ein Dojo betrittst, Kurosaki-kun!“, wurde er sofort barsch von der Kendoka angefahren, weshalb er sich ausrichtete und respektvoll verneigte, ehe er auf seine Bekannte zuging: „Entschuldigung, ich wollte auf keinen Fall unhöflich sein, Nozaki.“ „Ist okay, denk nur das nächste Mal daran, wenn du einen Schrein oder ein Dojo betrittst. Das ist eine Sache des Anstandes und so viel Zeit muss sein“, belehrte ihn seine Mitschülerin, die ihr Schwert in beiden Händen hielt und ihn neugierig ansah: „Was machst du eigentlich hier? Solltest du nicht in der Schule sein und Silva-kun anfeuern?“ „Wie kommst du gerade auf Luca?“, antwortete der Braunhaarige mit einer Gegenfrage, die ihm sogleich beantwortet wurde: „Ist nicht schwer zu erraten, dass ihr Freunde seid. Man sieht euch in der Pause immer zusammen vom Dach kommen. Weiß der Geier, was ihr zwei Typen da oben treibt.“ Etwas verunsichert zog er den Kopf ein, denn er ahnte schon, worauf die Rosahaarige hinaus wollte, dafür hatte er oft genug die Gespräche der Mädchen mitbekommen: „Wir essen und reden, das ist alles, außerdem sind wir nicht zu zweit. Wir sind zu dritt, Nobiro ist schließlich auch dabei.“   „Wer?“, gab Nozaki verwirrt zurück und legte den Kopf schief, als Aiden einfiel, dass die meisten Leute Miyuki ja einfach übersahen und erneut verspürte ein enormes Mitleid mit der Grünhaarigen. Er schüttelte kurz den Kopf und hielt seine Hand dann etwa in Höhe seiner Schulter: „Nobiro Miyuki, grünes Haar, ungefähr so groß. Nie gesehen?“ Für einen Moment klopfte sich die Rosahaarige mit ihrem Holzschwert gegen die Schulter, ehe sie einen lautes „Ah!“ von sich gab und sich dann gegen die Stirn schlug: „Ach so, die. Die Freundin von Samejima-kun, die ist bei vielen Mädchen extrem unbeliebt. Ich kann nicht verstehen, warum so viele meiner Mitschülerinnen wegen einem Typen so ausflippen. Da tut mir das Mädel ja schon ein wenig leid.“ „Ja, ganz zu schweigen davon, dass alle Schüler Miyuki immer über den Haufen rennen... Aber ein anderes Thema, du trainierst hier alleine?“, wechselte der Braunhaarige das Thema und musterte seine Teamkollegin neugierig, die wieder in Stellung ging und das Schwert fest packte: „Ja... ich muss irgendwie den Kopf frei bekommen.“   Sie sah traurig zu Boden, weshalb der Braunhaarige nachhakte: „Ist es wegen Tenno? Sie ist immer noch nicht wieder aufgetaucht?“ „Nein... die Polizei ist völlig ratlos und ich weiß auch nicht mehr, was ich noch machen soll, deshalb schwinge ich einfach mein Schwert. Es hilft wenigstens ein bisschen“, murmelte die Rosahaarige und ließ das Schwert erneut durch die Luft sausen, wobei sie aufmerksam von Aiden beobachtet wurde. Er machte sich große Vorwürfe, denn er hatte ihr gesagt, dass alles wieder gut werden würde und bisher war es das nicht. Erneut kamen ihm die Worte des Blauhaarigen in den Sinn, dass er nicht gut genug war und ballte deshalb wütend die Fäuste. Seine Aktion blieb nicht unbemerkt, denn Nozaki hatte ihm den Kopf zugewandt und hob fragend eine Augenbraue: „Alles okay bei dir, Kurosaki-kun? Du wirktst sauer.“ „Was?“, irritiert hob er den Braunhaarige den Kopf, ehe er auf seine Hand sah und dann schnell den Kopf schüttelte, „Naja, nicht so wirklich. Kennst du das Gefühl, wenn dir jemand ins Gesicht schmettert, dass du nicht genug bist? Und sich dann in dir drin der Gedanke breit macht, dass er vielleicht recht haben könnte?“ Die Rosahaarige hielt ihr Schwert in beiden Händen, ehe sie leicht nickte: „Ja, so ein Kerl in der Kendoschule meines Vaters hat das mal zu mir gesagt. Das war echt mies von ihm gewesen, weil er es vor allen Teilnehmern des Unterrichts gesagt hatte.“   Auf die Worte verzog Aiden das Gesicht, denn es war für Frauen an sich schon schwer genug, sich mit den männlichen Kollegen zu behaupten, egal in welcher Situation und so etwas, was es Nozaki passiert war, war das Letzte. Statt wütend zu werden, begann die Rosahaarige zu Grinsen und ging wieder in Position: „Ich kann dir ansehen, was du gerade denkst, aber es ist okay. Ich hab den Kerl vor versammelter Mannschaft im Kendo fertig gemacht. Danach war er nur noch so groß mit Hut.“ Auf die Aussage machte der Braunhaarige einen Schritt zurück und brach leicht in Schweiß aus, was die Kendoka noch breiter Grinsen ließ: „Ja, du solltest Angst vor mir haben. Ganz besonders, wenn du daran denken solltest auszuplaudern, was du gesehen hast.“ „Ich bin nicht lebensmüde, Nozaki. Vermutlich würde ich erst einmal von der Schule fliegen, dann von meinen Eltern was zu hören kriegen und zum Abschluss würdest du mich vermutlich umbringen“, fasste er zusammen und erhielt ein zustimmendes Nicken der jungen Frau, die sich ihr Schwert locker auf die Handfläche schlug: „So sieht es aus, mein Lieber. Aber wegen deinem Problem, wer hat gesagt, dass du nicht gut genug wärst? Jemand aus der Schule, weil du mit dem Stoff nicht nachkommst?“ „Nein, nicht deswegen, es ist mehr... privater Natur. Was würdest du tun, außer jemanden zu verprügeln?“, bat der Braunhaarige nun um Hilfe, denn er wusste wirklich nicht mehr, wie er noch weiter machen sollte, als sein Gegenüber sich nachdenklich ans Kinn tippte: „Naja, mein Vater sagt immer, dass man an sich arbeiten soll, wenn man nicht weiter kommt. Stets auf ein Ziel konzentrieren und darauf hinarbeiten, wobei ich jetzt nicht weiß, ob dir das hilft. Vielleicht hilft es aber auch mal, einfach mal ein bisschen Dampf abzulassen.“ „Dampf ablassen? Wie denn?“, murmelte der Schüler und legte die Stirn in Falten, als seine Mitschülerin ihm ein Kendoschwert zuwarf: „Na wie schon? Geh auf deine Position und bete, dass ich dich nicht an einer empfindlichen Stelle treffe.“   Mit einem leicht unsicheren Lachen ging Aiden auf Position und nahm das Schwert in eine Hand, was seine Gegnerin bemerkte: „Du kämpfst mit einer Hand? Das hast du im Unterricht noch nie gemacht.“ „Oh? N-naja, ich habe es mal im Netz gesehen und es gefiel mir irgendwie. Ist das nicht erlaubt?“ Ihm war etwas unwohl dabei, ob er jetzt eine Regel oder so etwas gebrochen hatte, doch dann schüttelte die junge Frau den Kopf: „Nein, keineswegs. Pass auf, ich versuche es dir zu erklären. Die Stellung, die ich gerade einnehme ist das sogenannte »Chudan-no-Kamae«. Körper gerade, Füße gerade und zum Gegner, linker Fuß ein Stück zurück, beide Hände am Heft. Die linke Hand ist ein Stück unterhalb des Bauchnabels und die Spitze des Shinai deutet auf die Kehle des Gegners.“ Neugierig lauschte Aiden der Erklärung das entsprach der Haltung, die ihm von Masao im Kendoclub gezeigt worden war. Durch die Kämpfe in der Shadowwelt hatte er sich allerdings angewöhnt eine Hand zu benutzen, da das Heft seiner Waffen einfach nicht lang genug war, um es mit beiden Händen zu packen und ihn interessierte jetzt, ob das offiziell auch ging: „Du meintest, es wäre auch erlaubt mit einer Hand zu kämpfen, ja? Kannst du mir zeigen wie das geht, also wie ich mich hinstellen muss?“   Einen Moment musste die Rosahaarige überlegen, doch dann lachte sie verlegen auf und kratzte sich am Hinterkopf: „Sorry, aber ich weiß auch nicht so ganz, wie das funktioniert. Ich weiß nur, dass die Stellung »Jodan-no-Kamae« heißt, aber wie genau die funktioniert weiß ich nicht. Wenn du magst, kann ich meinen Vater später mal fragen, oder du fragst am Montag Munemasa-senpai. Bringt dir vielleicht Pluspunkte bei ihm ein, weil du dich engagierst.“ „Das werde ich tun, danke auf jeden Fall dafür, Nozaki. Sag mal... wie heißt du eigentlich mit Vornamen?“, wechselte Aiden das Thema, doch musste er im nächsten Moment einem heran sausenden Bambusschwert ausweichen: „Das verrate ich dir, wenn du dich jetzt nicht ganz doof anstellst. Also los, in Position!“ Da er sich noch nicht mit dem Einhandstil auskannte, ging Aiden in dieselbe Position wie seine Gegnerin und viel Zeit für die Vorbereitung hatte er nicht, denn er wurde sofort attackiert. Mühsam versuchte Aiden sich zu verteidigen und leider musste er feststellen, dass seine Gegnerin ihn auch noch schonte, denn bei jedem Treffer bremst sie ab, um ihn nicht zu verletzen. Auch wenn er ziemlich chancenlos war, machte es dem Oberschüler extrem viel Spaß und dieses Dampf ablassen, wie Nozaki es genannt hatte, war genau das, was er gebraucht hatte. Nach einer Stunde intensiven Trainings saßen beide am Boden und rangen um Atem.   Während dem Braunhaarigen kein Wort über die Lippen kam, musste die Rosahaarige lachen und strich sich kurz durch die Haare: „Du machst Fortschritte, aber du bist nicht ganz bei der Sache. Beschäftigt dich noch etwas?“ „Nein, eigentlich nicht“, keuchte der Braunhaarige und setzte sich aufrecht hin, während er seinen Blick durch das Dojo schweifen ließ: „Aber mir geht es schon viel besser. Danke, Nozaki-san.“ „Ach, keine große Sache. Und um auf deine Frage von eben zurück zu kommen: Ich heiße Sakura und wehe du machst jetzt einen Witz wegen meiner Haarfarbe!“, gab die Schülerin preis und war sofort todernst, was den Braunhaarigen zur Vorsicht rief: „Hab ich nicht vor, versprochen. Aber deine Haare sind gefärbt, oder?“ „Jap, war eine Idee von Haru gewesen und ich bereue es nicht“, lächelte die Schülerin, als aus einer Tür an der Seite eine männliche Stimme erklang: „Sakura, komm her! Das Essen ist fertig!“ „Ich komme, Otō-san! Tja, ich muss dann leider rein. Danke für das Training und das Gespräch, Kurosaki-kun. Es geht mir viel besser“, lächelte die Kendoka und neigte leicht den Kopf, bevor sie sich erhob und sich vor dem Braunhaarigen verneigte. Aiden erwiderte die Geste und spürte ein warmes Gefühl in seiner Brust, als er Sakura das Schwert zurück gab: „Ich muss mich bei dir bedanken, Nozaki. Du hast mir wirklich geholfen. Wir sehen uns dann am Montag.“ „Ja, mach‘s gut“, winkte die Rosahaarige und verschwand, nachdem sie die Ausrüstung ordnungsgemäß verstaut hatte, im Haus. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verließ auch der Oberschüler das Dojo, um s ich auf den Heimweg zu machen.   ~~~zur selben Zeit im Wohnheim~~~   Mit einem wütenden Schnauben stapfte Mirai die Straße zum Wohnheim hinauf und strich sich durch ihren Pony, während sie innerlich Aiden aus tiefster Seele verfluchte. Sie hatte die letzte Stunde damit verbracht durch die Stadt zu rennen und nach dem Braunhaarigen zu suchen und wenn er jetzt im Wohnheim auf sie warten würde, würde sie ihn vermutlich erwürgen. Sie erreichte das Wohnheim, als ihr drei Personen auffielen, die vor dem Gebäude standen und zu warten schienen. Es handelte sich um ein Ehepaar um die 40 und ein kleines, braunhaariges Mädchen. Lange musste die Silberhaarige nicht überlegen wer das sein könnte, denn der Mann in der Gruppe sah, bis auf die Brille auf seiner Nase, genau wie Aiden aus. Als sie näher kam hörte sie das kleine Mädchen ungehalten nörgeln: „Wo ist Onii-chan? Er weiß doch, dass wir heute kommen wollten, oder?“ „Natürlich. Yuugo, du hattest es ihm doch gesagt, oder?“, wandte sich die Erwachsene an ihren Ehemann, der nur nickte und sich die Brille zurecht rückte: „Ja doch, ich habe es ihm vorgestern noch geschrieben.“   Eigentlich hatte Mirai gar keine Lust, sich auf ein Gespräch mit diesen Leuten einzulassen, zumal sie dann sicher zu Aiden gefragt werden würden und sie wusste nun mal leider nicht, wo dieser steckte, aber sie konnte die Besucher ja nicht draußen stehen lassen. Mit einem leisen Seufzer trat sie näher und versuchte höflich zu klingen: „Guten Tag, suchen sie jemanden?“ „Hm? Oh, guten Tag, junge Dame. Ja, wir wollten unseren Sohn Aiden besuchen. Wissen Sie zufällig, wo er ist, denn er scheint noch nicht zu Hause zu sein“, grüßte der Brillenträger zurück und Mirai entging der Blick des kleinen Mädchens nicht, die sie die ganze Zeit anstarrte, doch zuckte die Bewohnerin nur mit den Achseln: „Ich weiß leider nicht, wo er ist. In seiner Schule war so eine komische Veranstaltung, vermutlich ist er noch da. Oh, wo sind meine Manieren... Wollen Sie vielleicht reinkommen?“   Mirai führte die Familie ins Innere des Wohnheims, wo sie direkt von einem fröhlichen Miauen in Empfang genommen wurden. Hikari sprang freudig quietschend auf und schnappte sich die Katze, die sich fröhlich an das Mädchen schmiegte. Die Dame der Gruppe strich dem Tier sanft über den Kopf, während ihr Gatte nach seinem Handy griff und einen Anruf tätigte. Da sie sich etwas fehl am Platz fühlte, ging Mirai in die Küche, um einen Tee aufzusetzen, den sie den Gästen würde anbieten könnte. Höflichkeit musste schließlich sein, auch wenn sie sich nicht unbedingt wohl dabei fühlte und bei jeder Aktion die sie tat Aiden verfluchte. Nachdem der Tee fertig war, ging sie mit einem Tablett ins Wohnzimmer zurück, wo Kari sich mit Kiara auf dem Boden wälzte und das Tier regelrecht mit Streicheleinheiten verwöhnte. Plötzlich hob Kiara den Kopf und sah zur Tür, die im nächsten Moment aufging und Aiden zeigte, der das Wohnheim betrat. Mit einem Grinsen strich der Braunhaarige seinem Haustier über den Rücken, ehe er seine Eltern entdeckte und leicht den Kopf einzog: „Ups... da war ja was. Sorry, hatte noch was zu erledigen. Schön euch zu sehen.“ Sofort nahm Rin ihren Sohn in den Arm, genau wie Hikari, die sich an die Hüfte ihres Bruders klammerte: „Onii-chan, hast du mich vermisst?“   Aiden hob seine Schwester hoch und nahm sie in den Arme, während sein Vater ihm die Haare verwuschelte: „Ich hoffe, bei dir ist alles in Ordnung, mein Junge. Danke, dass du deine Schwester für eine Weile zu dir nimmst.“ „Kein Problem, aber was ist denn genau los, dass ihre Schule geschlossen wurde?“, wunderte sich der Oberschüler und setzte sich neben Mirai auf die Couch, als sein Vater erzählte: „Naja, irgendjemand muss was in die Lüftung geworfen haben und das dauert eine Weile um das System zu reinigen. Hier sind übrigens die Papiere für den kurzzeitigen Wechsel auf die Gekkoukan Elementary School. Du musst sie nur hinbringen und später wieder abholen.“ Mit einem leichten Nicken nahm der Braunhaarige die Papiere entgegen, als seine Mutter sich erhob und auf die Uhr sah: „So ein Mist, wir müssen los. Nochmal vielen Dank, Aiden. Du hast was gut bei uns, Schatz. Wir kommen sie nächste Woche wieder abholen. Pass auf sie auf, okay. Und du Kari, mach deinem Bruder keine Probleme.“   Die Kleine nickte und Aiden begleitete seine Eltern nach draußen, wo er noch den Koffer seiner Schwester aus dem Auto hievte und zur Tür schleppte. Seine Eltern nahmen ihn noch kurz in den Arm, als sein Vater sich einen Kommentar nicht verkneifen konnte: „Benimm dich bitte vor deiner Schwester, besonders, wenn du mit so einer jungen Dame zusammen lebst. Ich will nicht mit 38 Großvater werden.“ „Du bist 41 Papa und ich werde schon nichts machen. Ich nehme Kari mit zur Schule und hol sie später wieder ab und um das Essen kümmere ich mich eh immer. Also macht euch keine Sorgen, es ist wie immer“, versicherte er und bekam von seiner Mutter die Haare verwuschelt, bevor die Älteren ins Auto stiegen und davon fuhren. Mit einem leisen Seufzer ging der Braunhaarige ins Wohnheim, wo seine Schwester neben Mirai auf der Couch saß: „Ich bin Kari und wie heißt du? Bist du eine Freundin von Onii-chan?“ „Nenn mich Mirai und ja, wir sind Freunde. Würde ich zumindest so sagen“, erwiderte die Silberhaarige und hob den Kopf, als ihr Mitbewohner hereinkam und den Koffer abstellte. Er warf einen Blick auf die beiden Mädchen, als seine Schwester freudig grinste: „Ist Onii-chan dein Freund, oder dein Freund-Freund?“   Die Frage brachte die Silberhaarige völlig aus dem Konzept und ließ sie knallrot anlaufen, doch bevor sie etwas erwidern konnte, hatte sich Aiden seine Schwester gegriffen und unter den Arm geklemmt, damit er sie zur Treppe tragen konnte: „Oh nein, Fräulein, du wirst das nicht ausweiten!“ „Aber ich muss dir doch helfen!“, erwiderte die Jüngste im Haus und wurde von ihrem Bruder einfach nach oben getragen: „Ich brauche keine Hilfe und schon gar nicht in dieser Situation. Komm jetzt, wir müssen dein Zimmer her richten.“ Während die beiden nach oben verschwanden, hockte Mirai mit Kiara auf der Couch und musterte das Tier interessiert: „Sag mal, ist die Kleine immer so direkt?“ Als Antwort miaute die Katze und rollte sich auf dem Schoß der Silberhaarigen zusammen, was diese Lächeln ließ: „Das nehme ich einfach mal als ja.“ Sie hob den Blick, als die Tür aufging und Miyuki hereinkam: „Hey Miyuki, bereite dich auf einige lustige Momente vor.“ Mehr als einen fragenden Blick hatte die Grünhaarige nicht übrig, als von oben eine panische Kari erklang: „Ah, eine Spinne!“ „Okay, ich sehe, was du meinst“, murmelte die Oberschülerin und wandte sich dann in Richtung Küche, da sie heute mit dem Abendessen dran war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)