The fragrant Flower von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 27: Hyazinthe --------------------- [[BILD=8426143.png]] „Lass mich das machen, Milo“, flüsterte Fenin geradezu in Milos Ohr, während er ihn endlich losließ und gleichzeitig hinter sich schob. Der Mann wollte sogleich protestieren, doch kam nicht mehr dazu, da im nächsten Augenblick riesige Flammen in den Himmel schlugen. Innerhalb weniger Sekunden war die gesamte Lichtung in einen Feuerwirbel gehüllt, der den Schnee schmelzen und das Wasser verdunsten ließ. Die Hitze war unausstehlich, doch darauf konnte sich keiner von ihnen konzentrieren. Der Feuerdämon hatten den Kampf begonnen. „Fenin. Wir wissen beide, dass du keine Chance gegen mich hast. Du wirst diesen Menschen nicht beschützen können. Aber keine Sorge, ich werde mich um ihn kümmern. Sobald ich dich getötet habe.“ „Sairal, was bezweckst du damit? Du warst es, der mir in den Rücken gefallen ist, nicht ich.“ Auf Fenins Worte ließ Sairal ein verbittertes Lachen hören. „Natürlich war ich es. Was ich damit bezwecke? Du warst schon immer schwach. Du hast es nicht einmal verdient Dämon genannt zu werden. Dass du dich mit Menschen abgibst macht es nur noch deutlicher. Du wolltest mich nicht, also sollst du sonst auch niemanden haben.“ „Warum willst du ihn überhaupt, wenn er doch ach so schwach ist?“, mischte sich Milo unbedacht ein. Er konnte es nicht ertragen, dass mit Fenin derart umgegangen wurde. „Sich einen ebenbürtigen oder stärkeren Gefährten zu suchen wäre dumm. Man kann nie wissen, wann man hintergangen wird. Nach all den Jahren hat das wohl auch unser Fenin verstanden. Dass seine einzige Option aber ein schwacher Mensch ist, ist mehr als traurig.“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, änderte sich Fenins Aussehen. Aus der verbrannten Erde schoss eine schwarze Wurzel, die Sairal nur aufgrund dessen blitzschnellen Reaktion verfehlte. Doch das pfeilspitze Ende der Wurzel verfolgte den Dämon weiterhin. Zumindest solange, bis dieser sie in Flammen aufgehen ließ. Für einen Moment versuchte Fenin noch, den anderen zu erwischen, doch schließlich zerfiel die Pflanze zu Asche. Es war mehr als deutlich, dass dieser Kampf aussichtslos war. Sairal hatte mit seinem Feuer eindeutig die Oberhand über einen Blumendämon. Der Ärger in Milo wurde nur noch größer. Er war bereit sich jeden Augenblick mit seinem Stab auf den Dämon zu stürzen und wartete nur noch den richtigen Moment ab. In diesem Kampf ging es nicht mehr nur noch um seine Rache. Er wollte auch Fenin beschützen, der sich zum ersten Mal seit sie sich kannten in ernsthafter Gefahr zu befinden schien. Fenin gab nicht so schnell auf. Er ließ immer wieder und immer mehr Pflanzen aus der Erde wachsen, mit denen er Sairal angriff oder sie vor dessen Feuer schützte. Die meisten brannten bereits, als sie die Erde verließen und wurden schnell nutzlos. So wurde Sairal zwar daran gehindert, ihnen Schaden zuzufügen, doch Fenin wurde immer erschöpfter, während der Feuerdämon so aussah, als würde er es nicht einmal ernsthaft versuchen. Milo stand nur nutzlos daneben und krallte seine Finger in das Holz seines Stabs. Er würde keinen Schritt an ihren Gegner herankommen, ohne dass ihn die hohen Flammen verbrennen würden. „Ich habe dich noch nie so entschlossen gesehen, Fenin. Zu schade, dass dies dein Ende ist. Deine Tricks sind nutzlos gegen mich, ich kenne sie alle.“ Mit einem finsteren Lachen, dass beinahe triumphierend klang, schleuderte Sairal einen weiteren Feuerschwall in ihre Richtung, der die bisherige Hitze um ein weites überstieg. Milo konnte nicht anders, als sich abzuwenden, während Fenin vor ihm den Angriff abfing. Seine Barriere aus Wurzeln wurde augenblicklich von dem Feuer durchbrochen, so dass Fenin ihm schutzlos ausgeliefert war. Seine Haut verbrannte genauso wie seine Kleidung. „Was ist los? War das schon alles? Dabei haben wir nicht einmal richtig angefangen. Du bist schwächer, als ich gedacht hatte.“ Mit erhobenem Schwert, dessen Klinge ebenfalls von züngelnden Flammen umgeben war, stürmte der Dämon plötzlich auf sie zu. Wie von selbst drehte sich Milo in die richtige Position, um diesen Angriff mit seinem Stab zu kontern. Er kam nicht dazu, da Fenin ihn mit einer rauen Bewegung zur Seite stieß und sich dadurch einen tiefen Schnitt mit einer ordentlichen Verbrennung am Oberarm zuzog. Milo schaute dem Szenario geschockt zu. So wie sein Vater sich damals für seine Familie geopfert hatte, war Fenin nun drauf und dran, sich für ihn zu opfern. Dies musste er verhindern. Wenn er nur wüsste wie. „Wie selbstlos von dir. Opferst dich für jemanden wie ihn. Ist dir dein Leben wirklich so wenig wert?“, begann Sairal ihn wieder zu sticheln. „Wie oft willst du dich noch wiederholen?“, entgegnete Fenin durch zusammengebissene Zähne. Erneut versuchte er den anderen mit seinen Wurzeln anzugreifen, aber auch aus der Nähe gelang ihm dies nicht. Stattdessen wurde er ein zweites Mal durch die lodernde Klinge verletzt. Milo konnte es nicht länger ertragen. Durch seinen letzten Attacke war Sairal noch nahe genug, so dass er selbst einen Angriff wagte. Er sprang auf den Dämon zu, wollte ihn mit seinem Stab treffen. Sein Schlag ging ins Leere. Mit einer flüssigen Bewegung war Sairal zurückgewichen. Noch bevor er stehen blieb, schleuderte er einen Feuerball auf den Mann, welchen dieser nicht einmal mit seiner Waffe blocken konnte. Sein Ausweichradius war nicht groß genug, so dass ihn die bereits so unerträglich heiße Kugel aus Flammen unvermeidlich treffen würde. Mit seinem Stab vor sich schloss Milo die Augen, doch der erwartete Schmerz blieb aus. Die Hitze ließ nach. Als er die Augen wieder öffnete, konnte er sehen, dass Fenin ihn gerettet hatte. Vor ihm zerfielen die letzten Wurzeln zu Asche, aber auch das Feuer war verschwunden. Gerade noch rechtzeitig schaute er zu Fenin um zu sehen, wie dieser von Sairals brennendem Schwert durchbohrt wurde. Fenin hatte seinem Gegner den rücken zugewandt, um Milo beschützen zu können. Dieser schaute ihn nun geschockt an. Als das Schwert wieder aus Fenins Brust gerissen wurde, ging dieser augenblicklich zu Boden. „Fenin!“ Trotz der Panik, die mit einem Mal in Milo aufkam, blieb er wie angewurzelt stehen. „So ein dummer Dämon. Ich habe es ihm von Anfang an gesagt, aber er wollte ja nicht hören. Er hat sich geopfert, nur um dein Leben zu retten. Wie fühlt es sich an, für den Tod seines Geliebten verantwortlich zu sein? Ich schätze, jetzt sind wir quitt.“ Sairal ließ ein boshaftes Lachen hören, während er näher an den am Boden liegenden Fenin herantrat. „Aber wenn ich es mir recht überlege, am liebsten sind mir Seelen voller Groll und Trauer. Vielleicht verschlinge ich dich auch einfach. Fürs Erste werde ich mich aber damit begnügen, diesen Schwächling endgültig zu erledigen.“ Damit hob er sein Schwert über Fenin, um zuzustoßen. Milo war so voller Verzweiflung, dass er zu schreien begann. Er war sich nicht einmal sicher, ob Fenin nach dem Angriff eben überhaupt überleben konnte, doch er konnte es nicht so enden lassen. Er wusste nicht wie, doch er musste es verhindern. Vor wenigen Minuten noch waren sie so glücklich gewesen und nun war alles dabei ein Ende zu finden, wenn es dies nicht längst getan hatte. „Lass deine dreckigen Finger von Fenin! Du hast genug Schaden angerichtet. Ich werde dich hier und heute zur Strecke bringen!“ Für seinen Vater, seine Brüder, seine Mutter. Und für Fenin. Tatsächlich hatte Sairal in seinem Tun inne gehalten und schaute Milo ausdruckslos an. Über seinen Wutausbruch war sogar das widerwärtige Grinsen aus dem Gesicht des Dämons verschwunden. Milos Entschlossenheit etwas zu unternehmen, den anderen aufzuhalten war so groß, dass er sich nicht einmal über die plötzliche Bewegung an seinen Schultern wunderte. Mit einem aufkommendem Windhauch wehte feines Puder auf Sairal zu, welcher augenblicklich zurückwich. Milo schaute nun mindestens so irritiert wie der Dämon. „Das kann nicht sein.“ Ohne so recht zu wissen, was er tat, nutzte Milo diesen Überraschungsmoment. Die violett-türkisen Schmetterlingsflügel an seinem Rücken begannen stärker zu schlagen und mehr des feinen Puders auf Sairal zu verteilen. Dieser lachte plötzlich. „Was für eine Wendung. Wer hätte gedacht, dass du in Wirklichkeit ein Dämon bist? Bleibt nur die Frage, wer der Schwächere ist. Die Blume oder doch der Schmetterling.“ Erneut ließ er ein Lachen hören und setzte sein Schwert wieder zum Schlag an, Milo in keinster Weise ernst nehmend. „Hast du Schiss oder warum willst du nicht gegen mich kämpfen?“, provozierte Milo den anderen, in der Hoffnung, dass er von Fenin abließ, nachdem er merkte, dass dieses Puder keinerlei Wirkung hatte. Er wusste nicht, was er gegen Sairal unternehmen konnte, doch Fenin hatte ihm damals gesagt, dass jeder Dämon eine besondere Fähigkeit hatte. Sollte er selbst tatsächlich einer sein, dann musste es einen Weg geben. „Du nervst.“ Sairal warf ihm einen kalten Blick zu. „Und du wirst jetzt sterben.“ „Du hast keine Ahnung von irgendwas.“ Endlich ließ Sairal sein Schwert sinken und wandte sich Milo zu. „Lass mich dir zeigen, was ein richtiger Dämon kann. Keine Sorge, du wirst deinen Geliebten im Jenseits wiedertreffen.“ Mit einem triumphierenden Grinsen erschuf Sairal aus dem Nichts einen enormen Feuerball. Doch im gleichen Augenblick kam es zu einer riesigen Stichflamme, die Sairal selbst in loderndes Feuer hüllte. Das feine Puder, das seinen gesamten Körper und die wenige Kleidung die er trug bedeckt hatte war allem Anschein nach hochentzündlich. Zu Milos Glück schien Sairal zwar Feuer erschaffen und kontrollieren zu können, selbst aber nicht immun zu sein, wenn er erst einmal brannte. Zumindest bekam er die Flammen an seinem Körper nicht unter Kontrolle, bis er sich nach wenigen Sekunden brüllend in den Wald floh. Ein Geräusch, das Milo nicht so schnell vergessen würde, da es nicht wie aus dieser Welt klang. Am liebsten wäre er dem Dämon gefolgt, um sicherzugehen, dass er sein Ende fand, doch etwas anderes war wichtiger. Ohne sich zu fragen, was gerade geschehen war, was mit ihm selbst los war, eilte Milo zu Fenin. Dieser lag noch immer am verbrannten Boden in einer mittlerweile großen Blutlache. Sein Atem ging schwach. Milo ließ sich neben ihm auf die Knie fallen und griff ihm vorsichtig an die Schultern. Zwischen ihnen war der große Einschnitt des Schwertes deutlich zu sehen. Auch aus den tiefen Wunden an seinem Arm quoll die rote Lebensessenz. „Fenin. Fenin! Fenin?“ Nur mit Mühe widerstand er dem Drang den anderen zu schütteln. Stattdessen beugte er sich weiter nach vorne, als er ein leises Husten hörte. Sein Herz fühlte sich an, als würde es brechen wollen, während seine Augen feucht wurden. Diese Situation war zu unwirklich, als dass sie wahr sein konnte. „Sairal?“ Fenins Stimme klang trocken und zitterte. Doch zumindest konnte er noch sprechen, was Milo immerhin etwas Hoffnung gab. „Er ist weg.“ „Wie?“ „Ich habe ihn verjagt, aber das ist jetzt nicht wichtig. Wie kann ich dir helfen?“ Auch wenn der Kampf erst einmal vorbei war, so fühlte sich Milo nun nur noch hilfloser. Fenin lag möglicherweise im Sterben und er selbst wusste nicht, was er machen sollte. Mit jeder Sekunde wurde der Schmerz in seiner Brust stärker. Hatte ihm dieser verfluchte Teufel schon wieder alles genommen, was ihm wichtig wahr? „Bleib... bei mir.“ Tränen schossen Milo in die Augen, als sein Inneres von Verzweiflung, Angst und Wut geflutet wurde. „Kannst du dich umdrehen?“ Er wollte Fenin keine Schmerzen zufügen, aber er wollte auch nicht, dass er weiterhin auf dem Bauch liegen blieb. Er wollte sein Gesicht sehen. Fenin gab ein Stöhnen von sich, als er sich zu bewegen begann. Milo half ihm vorsichtig, bis er in dessen Armen lag und ihn aus seinen roten Augen anschaute. In ihnen war Schmerz, aber auch ein liebevoller Ausdruck zu sehen. Sein halbes Gesicht war verbrannt. „Deine Augen.“ Milo dachte, dass er die Tränen ansprach, weswegen er sie mit einer Handbewegung wegwischte. „Ich hatte Angst um dich. Ich habe es immer noch“, rechtfertigte er sich. „Das... brauchst du nicht.“ Fenin lächelte leicht, was den Schmerz aber nicht aus seinem Gesicht verschwinden ließ. „Sie sind so... blau...“ Geradezu fasziniert schaute er ihn an. Sofort fragte sich Milo, ob Fenin aufgrund des Blutverlustes zu halluzinieren begann, oder ob sich möglicherweise tatsächlich seine Augenfarbe geändert hatte. Er hatte riesige Schmetterlingsflügel am Rücken, das war mit Sicherheit alles andere als normal. Sairal hatte gesagt, dass er ein Dämon sei. Fenin wechselte ständig seine Augenfarbe, vielleicht war es bei ihm nicht anders. „Was... ist passiert?“ Fenins Frage holte ihn aus seinen Gedanken. Er bemerkte, dass sich der Blick des anderen auf seine Flügel gerichtet hatte. „Ich weiß nicht so recht. Aber das ist jetzt auch nicht wichtig.“ Gerade hatte er wirklich keinen Nerv, sich damit auseinander zu setzen. Nicht nur, dass das alles viel zu plötzlich und absolut unerwartet gekommen war. Fenin hatte im Moment absolute Priorität. Auch wenn dieser gesagt hatte, dass er sich keine Sorgen machen zu brauchte, wie könnte er jetzt an etwas anderes denken? „Du bist ein... Dämon“, stellte Fenin ruhig fest. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)