The fragrant Flower von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 24: Flieder ------------------- [[BILD=8425952.png]] „Langsam könnte es wirklich mal aufhören zu schneien. Warum ist dieser Winter so verdammt kalt?“ Genervt stapfte Milo durch den Schnee, in dem er teilweise bis zu den Knien versank. Es war mehr ein Kampf, als dass sie tatsächlich voran kamen. Sie waren nicht einmal eine Stunde unterwegs und gerade begann es wieder zu schneien. Genau wie es die letzten Tage der Fall gewesen war. Er war längst wieder durchgefroren und seine Schuhe waren nass. Langsam hatte der Mann keine Lust mehr. „Du hast bisher nie einen Winter in der Wildnis verbracht“, stellte Fenin fest, der ihm voraus ging. „Wir sind weit abseits jeglicher Zivilisation, hier ist es automatisch kälter als in den Städten.“ Milo stöhnte nur genervt auf seine Worte. So sehr er die Zeit alleine mit dem anderen genoss, im Augenblick würde er nichts lieber tun, als in einem trockenen Haus zu sitzen und sich an einem ordentlichen Feuer zu wärmen. „Kannst du nicht für einen frühzeitigen Frühling sorgen?“, fragte er genervt und keineswegs ernst gemeint. Dass Fenin darauf jedoch ein amüsiertes Kichern von sich gab, damit hatte Milo nicht gerechnet. „Wir müssen nicht weiterreisen.“ Abrupt blieb er stehen und drehte sich zu dem Mann um. „Lass uns ein Lager aufschlagen und dort verweilen bis das Ärgste vorbei ist.“ Es war nicht das erste Mal, dass er diesen Vorschlag hervorbrachte. Doch auch dieses Mal reagierte Milo mit Ablehnung. Es war nicht so, dass er sich gerne durch den eisigen Schnee schlug und sich dabei seine Gliedmaßen abfror. Wenn sie aber Pause machten, gab es nie nennenswerte Aufgaben für ihn. Würden sie länger an einem Ort verweilen würde dies bedeuten, dass er nur nutzlos herumsitzen würde, während Fenin sich um alles kümmerte. Nach wie vor wollte er aber möglichst wenig von dem anderen umsorgt werden. Auch wenn er durch seinen falschen Stolz den eindeutig härteren Weg wählte, stapfte Milo entschlossen an ihm vorbei. „Ich kümmer mich nicht um dich, wenn du krank bist.“ Fenins Worte überraschten ihn etwas, aber gerade als Milo sich umdrehen und etwas entgegnen wollte, war auf einmal ein ohrenbetäubendes Knacken zu hören. Er wusste sofort, dass das Geräusch von unter seinen Füßen gekommen war. Der Gedanke einer Eisfläche schoss ihm durch den Kopf, doch noch bevor er angemessen reagieren konnte, wurde er plötzlich an der Hüfte gepackt. Keine Sekunde zu spät wie ihm im nächsten Augenblick bewusst wurde. Die Schneeschicht, auf der Milo eben noch gestanden hatte, war verschwunden. Stattdessen tat sich vor ihnen ein tiefer Abgrund auf. Kein See oder Fluss wie er vermutet hatte lag vor ihnen, sondern ein Tal. Sie befanden sich auf einem Überhang, der unter seinem Gewicht nachgegeben hatte und in die Tiefe gestürzt war. Bei diesem Anblick und dem Gedanken, dass er um ein Haar ebenfalls abgestürzt wäre, begann Milos Herz zu rasen. „Vielleicht sollten wir wirklich ein Lager aufschlagen“, merkte Fenin nachdenklich an, der ihn nach wie vor mit einem Arm festhielt. „Zumindest so lange, bis der Schnee nachgelassen hat. Selbst für mich ist die Sicht zu schlecht, tut mir leid.“ Die Tatsache, dass er sich entschuldigte, ließ Milo endlich den Blick von dem Loch abwenden und auf ihn richten. „Warum entschuldigst du dich? Du hast mich gerettet... mal wieder.“ Langsam aber sicher war es wohl an der Zeit, sich mit dem Gedanken abzufinden, dass Fenin so etwas wie sein Schutzengel war, während er ihm vermutlich niemals retten können würde. „Danke.“ Ihre Blicke trafen sich. „Lass uns erst einmal von hier verschwinden.“ Milo hörte ihm nur halb zu. Der Blickkontakt hatte ihn daran erinnert, wem er da gerade so nah war. Wieder einmal stieg ihm der mittlerweile so vertraute Geruch mit überwältigender Intensität in die Nase, was sein Herz nun aus einem anderen Grund schneller schlagen ließ. Der Gedanke, dass Fenin ihn jeden Augenblick wieder loslassen und Distanz zwischen sie bringen würde, sorgte dafür, dass Milos Kopf sich für einige Sekunden ausschaltete. Diese kurze Zeitspanne genügte jedoch, um unüberlegt zu handeln. Er griff seinerseits nach Fenins Handgelenk, so dass dieser gar nicht die Möglichkeit hatte, sich zu entfernen. In der selben Bewegung stellte er sich auf die Zehenspitzen und presste seine Lippen auf die des anderen. Seit dieser einen Nacht hatten sie sich nicht mehr geküsst. Milo hatte nichts mehr herbeigesehnt, als dieses Gefühl erneut spüren zu können. Dementsprechend fordernd wurde er nun. Mit geschlossenen Augen drückte er sich stärker gegen Fenin und leckte bittend über dessen Lippen. Fenin leistete keine Gegenwehr. Ganz im Gegenteil erwiderte er den Kuss sofort, öffnete bereitwillig seine Lippen einen Spalt und legte Milo eine Hand in den Nacken, während die andere noch immer um seine Hüfte lag. Milo verschwendete keinen Gedanken mehr daran, wie weit er gehen sollte. Da sich der Mann nun schon einmal dazu durchgerungen hatte, den ersten Schritt zu machen, wollte er es nicht so schnell wieder enden lassen. Während er seine Zunge gegen die des anderen rieb, presste er sich stärker gegen den Dämonen, bis dieser nachgab und einige Schritte durch den Schnee nach hinten stolperte. Milo wich keinen Zentimeter von ihm ab und gab erst nach, als Fenin mit dem Rücken gegen den nächsten Baumstamm stieß. Dieser stöhnte in den Kuss, was sie beide kurz zum Luftholen brachte. Die Unterbrechung nutzend widmete sich Milo wieder einmal Fenins Hals. Wie letztes Mal schon zog die weiche Haut dort ihn geradezu magisch an. Während er jede Stelle der hellen Haut mit seinen Lippen berührte und hier und da sanft zubiss, sog er den den süßlichen Blumenduft genießerisch ein. Seine mittlerweile wieder freien Hände begannen derweilen über Fenins Oberkörper zu streichen. Zu gerne hätte er sich einen Weg unter dessen Kleidung gebahnt, doch der dicke Umhang machte es ihm nicht nur schwer sondern erinnerte Milo auch daran, wie kalt es eigentlich war, auch wenn er gerade alles andere als fror. „Milo...“ Fenins Stimme war leise und ungewohnt schwach. Milo glaubte eine gewisse Erregung aus ihr hören zu können, was ihn nur noch mehr aufheizte. Er ließ von Fenins Hals ab und wendete sich stattdessen wieder seinen Lippen zu. Egal was der andere hatte sagen wollen, es musste bis nachher warten. Der Mann wollte nicht, dass es bereits endete. Eine Hand legte er an Fenins Hinterkopf um sicher zu gehen, dass dieser sich ihm nicht entzog. Unnötigerweise wie sich im nächsten Moment zeigte, als der andere den Kuss ebenso hingebungsvoll erwiderte. Seine andere Hand sank zu Fenins Hüfte hinab, um mit etwas Druck den Abstand zwischen ihnen noch weiter zu verringern, während er sein linkes Bein zwischen die des anderen schob. Erneut keuchte Fenin auf, was nun eindeutig lustvoll klang und Milo vollends um den Verstand brachte. Zu seiner Verwunderung biss Fenin ihm im nächsten Augenblick in die Lippe. Und zwar so fest, dass es weit über Erregung hinausging und wirklich weh tat. Milo beendete den Kuss von sich aus. „Das ist nicht der beste Ort für so etwas“, raunte Fenin ihm entgegen. Für einen kurzen Moment hatte Milo Angst gehabt, dass der andere ihn mit dieser Aktion endlich loswerden wollte, umso verdutzter schaute er den Dämon nun an. Erst jetzt bemerkte er, dass dessen Augen in einem hellen rot geradezu leuchteten. „Ach ja?“ Es interessierte Milo nicht wirklich, ob dieser Ort geeignet war oder nicht. Er würde nicht wieder tagelang auf eine erneute Gelegenheit warten. Er wollte diesen Moment so lange wie möglich auskosten. Einzig Fenins Blick hielt ihn davon ab, ihn erneut zu unterbrechen. „Es ist zu kalt. Milo... lass mich eine Unterkunft errichten.“ Es war offensichtlich, dass der andere sich aus der Affäre ziehen wollte. Milo war zwar fordernd gewesen, doch er würde ihn zu nichts zwingen, weswegen er schließlich widerwillig von ihm abließ. Allem Anschein nach stand er mit seinen Gefühlen tatsächlich alleine da, warum sonst sollte der andere in einer solchen Situation an so etwas unnötiges wie die Temperatur denken? Gerade er, der sonst nicht einmal Kälte wahrnahm. Milo fühlte sich wie der größte Idiot überhaupt, sich so Fenin gegenüber gezeigt zu haben. Und trotzdem hatte er Mühe seinen Herzschlag zu beruhigen und seinen Blick von dem Dämon abzuwenden. Letzteres gelang ihm zumindest so lang, bis Fenin ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Was ist los?“ Die Frage klang geradezu wie Hohn. „Nichts ist los“, entgegnete Milo mit einem Mal wieder gereizt. Erneut senkte er den Blick, ehe alles nur noch schlimmer wurde. „Bist du verärgert?“ Eine weitere Frage, die sich wie Salz in einer Wunde anfühlte. Milo hatte beinahe das Gefühl, dass der andere dies mit Absicht tat. „Ich wäre dir sehr verbunden, wenn du aufhören würdest, mit meinen Gefühlen zu spielen“, platzte es schließlich aus ihm heraus. „Deine Gefühle?“ Fenin klang tatsächlich so, als würde er von nichts wissen. „Du meinst meine Fähigkeit? Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich leider nichts daran ändern kann, wie mein Geruch auf dich wirkt.“ Sein ruhiger Ton beruhigte Milo zumindest soweit, dass er nun nicht zu schreien begann. „Das hat nichts mit deiner Fähigkeit zu tun. Es wäre einfach nett gewesen mir zu sagen, dass du kein Interesse an mir hast, nachdem du letztes Mal angefangen hattest.“ Trotz seines Ärgers war Milo dieses Thema doch überaus unangenehm, so dass er seinen Blick weiterhin abgewandt hielt. Ihm war klar, dass er sich in diesem Gespräch nur bloßstellen konnte. Als der Kerl, der Monsterjäger, der sich in einen Dämon verliebt hatte. Was tat er hier eigentlich? „Bitte?“ Fenin klang so, als müsste er sich kurz sammeln. „Ich war der Ansicht, dass es aus unserem Gespräch damals deutlich hervorgegangen war, aber anscheinend habe ich mich da geirrt. Milo.“ Unerwarteterweise griff er nach Milos Hände und hielt sie fest, bis dieser zu ihm aufschaute. „Die Anziehung die ich bei dir verspüre geht weit über jegliches Verlangen hinaus, das Liebe mit sich bringt. Ich bin dir die letzten sechs Jahre gefolgt und ich werde es weiterhin tun, egal was du von mir hältst. Ob nun als Gefährten oder mehr. Selbst wenn du mich davon jagen würdest, könnte ich nicht von dir ablassen. Aber glaub mir, nichts würde mich glücklicher machen, als wenn du mehr als eine einfache Freundschaft wünschst.“ Die Ansprache verschlug Milo die Sprache. Für einige Sekunden schaute er den anderen einfach nur verwirrt an. „Aber seit damals hast du dich verhalten wie immer. Du hast Abstand gehalten und keinerlei Anstalten gemacht etwas zu machen.“ „Weil du dir noch unsicher warst. Ich wollte dir Zeit geben. Und erst recht wollte ich dir nichts aufzwängen, was du nicht magst.“ Wieder verstummte der Mann. War letztendlich also er daran schuld, dass er sich die letzte Zeit über derart gequält hatte? Hätte er einfach nur früher mit ihm sprechen sollen? „Du... du hast es gerade beendet, weil dir die Temperatur wichtiger ist.“ Fenin ließ ein leises, aber eindeutig amüsiertes Schmunzeln hören. „Ich bin schon alt und lass mich nicht so schnell derartig aus dem Konzept bringen, dass ich meine ganze Umwelt vergesse. Auch wenn du es beinahe geschafft hättest, dass ich die Kontrolle verliere.“ Milo legte über diese Aussage die Stirn in Falten. War das nun etwas Gutes oder Schlechtes? Wie auch immer, mit einem Mal fühlte er sich nicht nur erleichtert, sondern auch so, als wäre ihm eine große Last von den Schultern gefallen. „Jetzt lass mich erst einmal für etwas Wärme sorgen. Deine Lippen sind schon ganz blau.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)