The fragrant Flower von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 21: Hibiskus -------------------- [[BILD=8425272.png]] Mehr als überfordert fand sich Milo in der unerwarteten Situation wieder. Eigentlich wäre seine erste Reaktion bei einem derartigen Übergriff gewesen, zurückzuweichen. Erst dachte er, dass die Hand in seinem Nacken ihn daran hinderte. Doch als er die zärtliche Berührung im nächsten Augenblick erwiderte, musste er sich eingestehen, dass dies nicht der Grund war. Erneut begann sein Herz zu rasen, als er seine Augen schloss und sich dem überwältigenden Gefühl hingab. Gerade als seine Hände Anstalten machten nach Fenin zu greifen, zog sich dieser zurück. Verwundert öffnete Milo seine Augen wieder und sah zwei leuchtend rote Iriden vor sich, die ihm einen Schauer über den Rücken jagten. „Wäre es nicht besser, wenn ich doch gehe?“ Fenins raue Stimme sorgte dafür, dass etwas in Milos Kopf brach. Wie ein Damm, der all seine unterdrückten Gedanken und Empfindungen zurückgehalten hatte. Seine Hände die noch immer in der Luft verweilten, setzten sich wieder in Bewegung und überbrückten die letzten Zentimeter. Sie legten sich auf Fenins Schultern, während Milo versuchte sein Herz zu beruhigen und seine Gedanken zu ordnen. „Was hat das zu bedeuten?“ Seine Stimme zitterte. Erneut versuchte Milo sich einzureden, dass der andere einen Bann auf ihn gelegt hatte, um an seine Seele zu kommen. Doch gleichzeitig musste er sich eingestehen, dass es bereits zu spät war, wenn es wirklich um den Geschmack ging. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob er es nicht einfach geschehen lassen sollte. „Es tut mir leid, Milo.“ Fenin griff nach seinen Händen, um sie von seiner Schulter zu lösen. „Von Anfang an hat deine Gegenwart etwas in mir ausgelöst. Damals warst du nur ein Kind, doch über die Jahre ist die Anziehung immer stärker geworden. Ich... Manchmal fällt mir diese Nähe schwer, besonders da meine Fähigkeit dich wirklich zu manipulieren scheint. Es ist besser, wenn ich vorerst gehe und für die Nac-“ Mit einem erneuten Kuss verhinderte Milo jedes weitere Wort aus dem Mund des anderen. Jemand der sich derartig entschuldigte konnte kaum böse Absichten wie das Verschlingen einer Seele haben. Ganz davon abgesehen hatte Fenin ihm gerade ein Liebesgeständnis gemacht, oder? Diese Tatsache ließ Milo seinen inneren Konflikt vorläufig vergessen. Gerade wollte er nur eines, ob es nun an Fenins Fähigkeit lag oder nicht. Er wollte sich nicht weiter dagegen wehren. Fenin, der gerade noch hatte gehen wollen, hatte sich innerhalb weniger Sekunden von dem Gegenteil überzeugen lassen. Dieser Kuss war nicht nur länger als der vorherige, sondern auch inniger. Milo hatte sich längst gegen Fenin gelehnt, als dieser auch diesen Kuss beendete. Seinem schweren Atem nach zu urteilen ließ auch ihn dieser nicht ungerührt. Alleine dass er den Dämon zu solch einer Regung gebracht hatte, ließ Milo noch aufgeregter werden. „Milo... Wenn du so weiter machst, dann... dann kann ich mich nicht länger...“ „Länger was? Willst du immer noch gehen?“ Eigentlich hatte Milo nur nicht alleine sein wollen. Nun wollte er Fenin aber erst recht bei sich haben. Mit einem Mal schien sich eine ganz neue Tür geöffnet zu haben. Und auch wenn er wusste, dass ihm dies alles noch viel Kopfzerbrechen bereiten würde, gerade wollte er nicht darüber nachdenken. Das Ausbleiben einer Antwort machte ihm deutlich, dass Fenin dies tatsächlich im Sinn hatte. „Ich habe... Ich habe dich von mir aus... geküsst. Denkst du das bedeutet, dass du gehen sollst?“ Ein wenig verärgert war er schon, doch durch seine zittrige Stimme war davon nichts zu hören. „Ich möchte nicht, dass du mich nur aufgrund meiner Fähigkeit magst.“ „Also was willst du machen? Weiterhin auf Distanz bleiben, nachdem du so etwas gemacht und gesagt hast?“ Erneut schwieg der andere. „Es ist nicht deine Fähigkeit“, versicherte Milo ihm schließlich, auch wenn er sich selbst dessen nicht gewiss war. Doch ihm war klar, dass sie es niemals herausfinden würden, außer wenn sich ihre Wege trennen würden. Er zumindest wollte sich wegen dieser Ungewissheit nun nicht unnötig quälen. Seine Worte ließen Fenin tatsächlich aufschauen. Der rote Schimmer leuchtete noch immer schwach in der Dunkelheit und ließ den Mann erneut erschaudern. „Du vertraust mir?“ Die Frage traf Milo wie ein Schlag. Es war offensichtlich, dass Fenin seine Zweifel gespürt hatte. Er wollte nicht wissen, was er damit in dem anderen ausgelöst hatte, doch es tat ihm leid. „Wäre ich sonst hier mit dir?“, stellte er eine Gegenfrage. Offensichtlicher ging es wohl nicht. „Vertraust du mir?“, wiederholte Fenin seine Frage und brachte Milo damit kurz zum Nachdenken. Natürlich vertraute er Fenin. Die Frage war nur, wie weit er ihm vertraute. Trotz allem war er ein Dämon. Milo bemerkte sofort, wie dumm dieser Gedanke war. Es hatte längst nichts mehr mit dem Wesen des anderen zu tun. Er konnte sich einfach nicht eingestehen, dass Fenin eine Ausnahme war. „Ja.“ Mit diesem einen Wort schien Milo eine Barriere einzureißen, die sich über die letzten Wochen zwischen ihnen befunden hatte. Er vertraute Fenin mehr als jedem Menschen, den er je gekannt hatte und mehr als er bei einem Dämon je erwartet hätte. Verdammt, sie hatten sich gerade zweimal geküsst und er wollte immer noch mehr. Vermutlich war er wirklich einfach ein verliebter Trottel. Seine Antwort brachte Fenin endlich dazu, sich wieder niederzulassen und nicht mehr gehen zu wollen, was Milo zeitgleich entspannte und nervös werden ließ. Er setzte sich neben den anderen und eine unangenehme Stille entstand. Er wusste selbst nicht, was er sagen oder machen sollte. „Nie hätte ich gedacht, dass es soweit kommt“, durchbrach Fenin endlich die Stille. „Früher hätte ich es nicht einmal gewagt, mich dir zu zeigen, weder als Mensch noch als Dämon. Dein Hass war so offensichtlich und deine Entschlossenheit sämtliche Monster auszurotten hat selbst mich beeindruckt. Ich danke dir Milo, dass ich jetzt trotzdem bei dir sein darf. Dass du meine Anwesenheit nicht nur duldest, sondern mich bei dir akzeptierst ist weit mehr, als ich mir je erträumt hätte.“ Fenins plötzliche Gesprächigkeit erstaunte Milo. Er hörte dem anderen aufmerksam zu und freute sich einen Einblick in dessen Gedanken zu bekommen. Gleichzeitig fiel ihm auf, dass er seine eigenen Gedanken stets für sich behielt und beschloss, dies nun zu ändern. „Ich akzeptiere dich nicht nur. Ich möchte, dass du bei mir bleibst. Denk bloß nicht noch einmal daran zu gehen.“ Ein Liebesgeständnis brachte er trotz allem nicht hervor. Im Grunde brauchte Milo nicht noch einmal über seine Gefühle nachzudenken. Wenn er ehrlich mit sich war, hatte er es schon die ganze Zeit über gewusst oder zumindest geahnt. Trotzdem konnte er es unmöglich aussprechen. „Nicht einmal für einen kurzen Spaziergang?“, fragte Fenin schmunzelnd, was Milo mit einem entschlossenen „Nein“, ablehnte. Dann lehnte sich der Mann erneut gegen Fenin und küsste die zarte Haut seiner Wange. Zum einen wollte er den anderen wirklich küssen, zum anderen wollte er einfach herausfinden, was er wirklich dabei empfand. Doch alleine der süßliche Geruch, der ihm bei dieser Nähe ungehindert in die Nase stieg und seinen gesamten Verstand vernebelte, erfüllte ihn mit höchster Glückseligkeit. Fenin ließ ihn gewähren und hielt still, während Milo sich langsam zu seinem Hals hinab küsste. Dort angekommen drückte er seine Nase gegen die weiche Haut und atmete den süßlichen Duft des anderen tief ein. Er konnte es nicht leugnen, dass dieser Geruch ihn um den Verstand brachte. Ohne weiter gegen seine inneren Konflikte anzukämpfen und sich sinnlose Gedanken über unnötige Dinge zu machen, gab sich Milo seinem wirklichen Verlangen hin. Er leckte genüsslich über die warme Haut. Mit Verwunderung musste er feststellen, dass sie tatsächlich süßlich zu schmecken schien. „Milo“, hörte er im nächsten Augenblick Fenins raue Stimme an seinem Ohr, was sanfte Schauer durch seinen Körper sandte. „Wenn du so weiter machst kann ich für nichts mehr garantieren.“ „Das ist schlecht“, hauchte er zitternd gegen Fenins Hals. Es interessierte ihn nicht, was der andere sagte, schließlich konnte er selbst genauso wenig für irgendetwas garantieren. Er wollte sich einfach nur dieser geheimnisvollen Anziehung hingeben. Kurz löste er sich von dem anderen, um ihm ins Gesicht zu schauen. Der letzte Feuerschein von draußen war erloschen, so dass nichts als schwärze und das rote Glühen von Fenins Augen zu sehen war. Ein weiteres Mal vereinten sich ihre Lippen, dieses Mal deutlich stürmischer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)