Gegensatz und Vorurteil von Ana1993 (- Ehemals Schubladenmagnet -) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Hallöchen! Auch hier nochmal ein großes SORRY für die ungewöhnlich lange Pause, aber ich hatte einen kleinen, doch fiesen Unfall mit meiner linken Hand, die daraufhin einige Zeit stillgelegt wurde. Dazu kommen immer mehr statt weniger private Dinge, die meine Zeit und vor allem Energie fordern.   Ich warne jetzt schon vor einem kurzen, düsteren Abschnitt, der aber leider sein muss.   ~ 6 ~   Pauls POV   Meine Ferien vergehen in einem ziemlichen Einerlei aus Comics, Videospielen und ein wenig Schulkram und natürlich dem immer anstehenden Haushalt. Einmal treffe ich mich sogar mit Kathi und Charly – Matz ist für eine Woche im warmen Süden –, ansonsten beschränken sich meine Sozialkontakte auf Einkaufsgänge und meinen Vater. Seine Stimmung ist fast durchgehend gut, was in Anbetracht der dunklen, kalten Jahreszeit und dem typischen Loch zwischen den Feiertagen, welches selbst muntere Frohnaturen düster stimmen kann, gleich doppelt ungewöhnlich ist. Aber statt sinnlos nachzufragen und womöglich schlafende Hunde zu wecken, genieße ich die Zeit und tanke innerlich Kraft für das Tal, was zwangsläufig auf Höhenflüge folgt. Die Hoffnung, dass diese ausbleiben, habe ich schon lange unter Tonnen aus Realismus und Erfahrung begraben. Und so kommt es, dass ich wohl als einziger Schüler auf unserer nicht ganz kleinen Schule froh bin, am ersten Montag wieder durch das Eingangstor treten zu können. Denn Schule bedeutet für mich, eine Pause vom Alltag, eine Zeitspanne, in der ich ein anderes Leben führen kann, eins, in dem ich mir höchstens darum Sorgen machen muss, wie ich am Besten für Klausuren lernen oder verhasste Referate vorbereiten kann. Eins, in welchem ich ohne Gewissensbisse mein eigentlich doch sehr fröhliches Naturell nach außen tragen darf. Es ist kalt, es ist dunkel und stellenweise glatt, weshalb mein Fahrrad zu Hause bleiben musste. Trotzdem bin ich mal wieder viel zu früh. Das große Schulgebäude liegt nur mäßig erhellt vor mir, vereinzelt sehe ich Lehrkräfte hinter den Fenstern umher huschen, von den Schülerscharen, die sich im Laufe der nächsten vierzig Minuten hier einfinden werden, ist noch lange nichts zu erahnen. Lauwarme Luft schlägt mir aus der Eingangstür entgegen, die Heizung scheint gerade erst anzulaufen, nachdem der Hausmeister sie wie immer über die Ferien nur auf Minimum hat arbeiten lassen. Verständlich, bei dem Energieverbrauch, aber blöd für mich, der in dieser halbwarmen Luft mehr fröstelt, als draußen. Dafür gibt es nur eine Lösung: Direkt an den Heizkörper setzen. Gesagt, getan. Auswahl habe ich ja mehr als genug und so erwische ich sogar einen mit Bank davor. Etwas weniger Auswahl bietet der Inhalt meiner Tasche, wenn es darum geht, mir die Zeit zu vertreiben. Lernen muss ich für nichts, Hausaufgaben sind schon lange erledigt und mein neues Buch... habe ich auf meinem Nachttisch liegen lassen. Unerreichbar. Ebenso meine geliebten Comics. Ich seufze. Na toll. Und jetzt? Bleibt fast nur, das Internet via Smartphone. Ist ja nicht so, als ob ich da nicht eh schon viel zu viel drin surfen würde. Dann gucken wir mal, was sich seit gestern Abend so in der Welt getan hat, vielleicht dreht ja ein Politiker am Rad und unterhält mich mit seinem Größenwahn, bis einer meiner Freunde eintrifft. Die Heizstäbe drücken sich trotz Jacke unangenehm in meinen Rücken und fühlen sich viel zu heiß an, ohne mich effektiv zu wärmen. Vereinzeltes Gemurmel hallt viel zu laut durch die noch leeren Hallen und Flure, zeugt von den nächsten Ankömmlingen. Die Nachrichten sind nur voll belanglosem Zeug und auf keiner Social Media Plattform gab es nennenswerte Trends oder Themen, denen man nachgehen könnte. Laaaaangweilig. Ich schließe die Augen und lege meinen Kopf zurück, nur um es Sekunden später zu bereuen. Das Metall ist immer noch heiß, Wunder oh Wunder. Murrend rupfe ich meine Kapuze zwischen meinem Rücken und dem Höllengerät hervor und nutze sie als Barriere, um meinen Hinterkopf vor fiesen Verbrennungen zu schützen. Der Minutenzeiger der Uhr ist kaum nennenswert vorgerückt. Gelangweilt schweift mein Blick über die müden Gestalten, die sich bislang hier eingefunden haben. Ob Joshua wohl schon hier ist? Mit einem merkwürdigen Kribbeln in der Magengegend suche ich meine Mitschüler nun gezielter ab, doch nein, niemand hat auch nur annähernd die gesuchte Statur. Das Kribbeln wandelt sich in eine dumpfe Leere. Enttäuschung? Aber warum? Gedankenverloren spüre ich dem Gefühl in meinem Inneren nach, habe ja eh nichts Besseres zu tun. Einige Minuten später bin ich nicht wirklich schlauer. Ich habe mich schon so an die Anwesenheit des Größeren gewöhnt, dass ich ihn schon irgendwie zu meinen Freunden dazuzähle. Und er ist der Einzige gewesen, zu dem ich seit zwei Wochen keinerlei Kontakt hatte. Ja, das muss es sein. „Uff!” Der Laut und eine unvermittelte Vibration der Holzbank lassen mich aus meinen Grübeleien aufschrecken. Der Platz neben mir ist nicht mehr leer, stattdessen sitzt dort nun eine sehr müde aussehende Kathi, die ihre behandschuhten Finger umständlich hinter sich in die Lücken der Heizung stopft. Die Nase und die Wangen rot, die Haare wild zerzaust, sieht sie aus, als habe sie gerade einen Schneesturm überlebt. Fehlen eigentlich nur noch die Schneeflocken und Eiszapfen an ihrer Kleidung. „Was gibt’s da zu lachen?”, murrt sie mich an. „Sorry”, erwidere ich, unterdrücke mein Lachen jedoch nur halbherzig. „Kalt draußen, hm?” Sie verengt die Augen zu Schlitzen und überlegt eindeutig, wie sie mir 'das Grinsen aus dem Gesicht wischen kann', wie sie es wohl formuliert hätte. „Kannst froh sein, dass ich jetzt an der Heizung festgebacken bin.” Sag ich doch. Aber ich weiß auch, dass sie es nicht wirklich ernst meint, auch ohne das verräterische Zucken um ihre nach unten gezogenen Mundwinkel. Froh, mich nicht mehr mit mir selbst beschäftigen zu müssen, verwickle ich sie in ein Gespräch über eine Serie, von der ich weiß, dass sie sie ebenfalls in den freien Tagen durchgucken wollte. Die Zeit vergeht – endlich – etwas zügiger und der Geräuschpegel um uns herum steigt, was mir jedoch erst bewusst wird, als wir von einem empört-genervten „Boah, hier seid ihr ja!” rüde aus unserer Unterhaltung gerissen werden. Matz, Verursacher der Störung, bleibt mit in die Hüften gestemmten Händen vor uns stehen, eine eindeutig selbstgestrickte Mütze in orange-braun mit gelben Akzenten schief auf dem Kopf, die Strähnen seines braunen Haars unter dem Rand hinaus in alle Richtungen abstehend. In seinem Windschatten folgt Charly, einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand und mit einem dermaßen müden Gesichtsausdruck, dass man ihn am liebsten noch einmal für mindestens drei Stunden ins Bett stecken wollen würde. Entsprechend fällt seine Begrüßung nur als unverständliches Genuschel aus, was in der beginnenden Zankerei zwischen Kathi und Matz ohnehin untergeht. Sein folgendes Augenrollen kommentiere ich nur schmunzelnd mit einem Achselzucken. Tja, so sind die zwei halt. Schlimmer als ein altes Ehepaar. Ich ignoriere den Wortwechsel gekonnt, dreht er sich doch eh nur um Nichtigkeiten, wie der Frage, warum wir hier und nicht an unserem Stammplatz sind und taste mit den Augen die uns umgebenden Mitschüler ab. Immer noch kein Joshua. Meine eben noch verspürte gute Laune sinkt. Ob er wohl später kommt? Oder steht er draußen, bei seinen Freunden? Und warum stört mich der Gedanke, dass er vielleicht lieber mit anderen abhängt als mit mir dermaßen? Eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf versucht mir etwas zuzuflüstern, doch ich will es nicht hören. Nein. Ich hab den Schwarzhaarigen über die letzten Wochen als Freund liebgewonnen und jetzt vierzehn Tage lang nicht gesehen, dass ist alles. Was sollte es auch sonst schon sein.     Joshuas POV   „Boah, man, ich hab doch gesagt ich fahr mit dem Bus! Voll überflüssig der Mist hier!” „Nate! Jetzt halt die Klappe, dein Gemecker kann ich jetzt wirklich nicht gebrauchen!” So langsam ist auch meine Geduld am Ende. Im Rückspiegel werfe ich einen mahnenden Blick auf meinen kleinen Bruder, doch der gibt nur noch einen sehr genervten Ton von sich, wie ihn Teenager perfektionieren, rollt mit den Augen und zieht sich seine Kappe tiefer in die Stirn und über die strubbeligen, hellblonden Haare. Davon, dass man im Winter Mützen statt Basecaps trägt, will Herr von und zu Ich-bin-ein-Gangster natürlich nichts wissen. Und ich vermute, lediglich seine langen Shirts und Pullis verhindern, dass er sich bei den tiefhängenden Hosen eine Nierenentzündung holt. Ich bin mir nicht sicher, was ich erschreckender finden soll: Dass Zwillinge dermaßen verschieden sein können, auch wenn sie 'nur' zweieiig sind, dass ich mich anhöre wie unsere Eltern oder dass es unsere gesamte Familie geschafft hat, am ersten Schul- und Arbeitstag des Jahres zu verschlafen. Letzteres ist auf alle Fälle das akuteste Problem und Grund dafür, dass ich mit halsbrecherischem Tempo unsere Familienkutsche durch unsere kleine Stadt manövriere und ein ganzes Batallion an Schutzengeln aufbrauche. „Aaah! Pass doch auf!”, kreischt meine Schwester – Zwilling Nummer Zwei – vom Beifahrersitz. „Selbst Schuld, du dumme Kuh, wenn du dich während der Fahrt anmalen musst!”, keift die nur halb auf dem Sitz lümmelnde Gestalt von der Rückbank. Ob der Sicherheitsgurt ihn im Falle eines Unfalls so retten oder eher erst recht umbringen würde? Besser, ich teste es nicht aus. „Blöder Penner, kann ja nicht jeder freiwillig als Verkehrsunfall rumlaufen, so wie du!” Schminken scheint plötzlich nebensächlich, Holly dreht sich schwungvoll nach hinten um und peitscht mir ihre pink-schwarz-blonden Strähnen ins Gesicht. „Hey, benehmt euch, sonst fabriziere ich noch einen Verkehrsunfall!”, ermahne ich die beiden mit erhobener Stimme und bete zu einem Gott, an den ich nicht glaube, dass wir bald an Nathans Schule sind. Was muss der Querulant auch auf eine andere gehen, als wir? Wobei, wenn ich mir den Kindergarten hier so ansehe, dann ist es wohl wirklich besser so. Die armen Lehrer. „Ich? Du musst dich doch immer zukleistern, weil sonst alle schreiend wegrennen würden!” Ich atme tief durch. Seeeehr tief durch. Dann stelle ich die Musikanlage lauter, in der Hoffnung, die verbale Zerfleischung zu übertönen. Sirrende Gitarren, in den Knochen vibrierender Bass, ein Schlagzeuger auf Speed und tiefer, knurrender Männergesang dröhnen aus den Boxen und für einen kurzen Moment herrscht so etwas wie Ruhe. Himmlische, von Metal gesäumte Ruhe. Erleichtert trete ich auf die Bremse und halte an einer roten Ampel, unweit unseres Ziels. „Alter, spinnst du oder was!? Mach die Scheiße aus, da wird man ja taub von!” Oha, Nate schafft es, auch dagegen anzuschreien. Schade aber auch. Hektische Bewegungen auf dem Rücksitz lassen mich den Blick zum Rückspiegel heben, doch ich sehe nur noch wirbelnde Klamotten und schon öffnet sich die Tür, lässt kalte Luft herein, ehe sie mit sehr viel Schwung wieder zuknallt. Ich bilde mir ein, Nathan noch schimpfen zu hören, doch der genaue Wortlaut bleibt mir erspart. 'Wenigstens ist jetzt wirklich Ruhe...', denke ich bei mir und prüfe nur aus den Augenwinkeln, was Holly so treibt. Doch die tut, als hätte sie nicht gerade ihren minimalst jüngeren Bruder aus dem Auto vertrieben, sondern versucht ihr verhunstes Make-Up zu retten. Insgeheim muss ich Nate ja recht geben, sie hat es wirklich nicht nötig, sich zu schminken, vor allem nicht zur Schule, aber ich werde mich hüten und den (un)gerechten Teenagerzorn auf mich ziehen. Das können brav meine Eltern tun, auch wenn die so ziemlich alles sehr entspannt sehen. Fluch und Segen zugleich. Kurz lasse ich meinen Kopf gegen die Polsterung hinter mir sacken, dann setze ich den linken Blinker und vollführe eine unelegante Kehrtwende, kaum wird die Ampel grün, was ein Hupkonzert nach sich zieht. Diesmal hat meine Beifahrerin auch rechtzeitig die Hand aus dem Gesicht genommen, sodass mir von dieser Seite aus eine neue Anfuhr erspart bleibt. Unnötig zu erwähnen, dass ausgerechnet heute alle Idioten der Stadt auf einmal unterwegs sein müssen und die Straßen verstopfen. Oder die vollen Parkplätze, die mich auch mehrere Minuten kosten, während der Wirbelwind neben mir sich schon auf den Weg zu seinen Räumlichkeiten gemacht hat. Endlich finde ich eine freie Parklücke, die so gerade eben breit genug für das Auto ist, setze in viel zu vielen Sätzen rein, nur um mich dann mühsam aus dem schmalen Türspalt zu quetschen und anschließend auf den hässlichen Bau zuzueilen, in welchem ich gleich Unterricht habe. Warum ich mich so beeile, weiß ich selber nicht, wirklich interessieren würde mich ein Anschiss ja nicht. Da die Uhr schon auf zwei Minuten vor Acht steht, liegt die Eingangshalle verlassen vor mir und nur ein hintergründiges, beständiges Raunen zeigt an, dass sich irgendwo massenhaft Menschen befinden müssen, die zum großen Teil nicht ganz freiwillig hier sind um sich das Hirn mit alltagsfernem, sinnlosem Müll zustopfen zu lassen, den man uns per mentalem Trichter einflößt, nur um es bei der nächsten Klausur auskotzen zu können. Das Bild, was sich vor meinem inneren Auge formt, hat ein bisschen was von einer polnischen Gänsefarm, über die meine Mutter erst letztens einen Bericht gesehen und uns allen demonstrativ gezeigt hatte. Mich schaudert es. Vielleicht geht es mir doch ein kleines bisschen besser als dem Geflügel dort. Mein innerer Autopilot lotst mich zielsicher zu meiner ersten Folterkammer des Tages, vorbei an nervigen Kindern und noch nervigeren Teenies, die mir erschrocken japsend aus dem Weg springen. Grinsend genieße ich die unterschwellige, wenn auch völlig unangebrachte Furcht in den großen Augen. Als ob ich eins von den Gören ernsthaft an Satan oder weiß der Geier wen opfern würde. Viel zu viel Sauerei und wozu? Alles Aberglaube. Aber nach dem stressigen Morgen tut es gut, eine Bestätigung dafür zu haben, dass ich doch eine gewisse Autorität ausübe, wenn mich schon die jüngsten Sprösslinge meiner Erzeuger nicht für voll nehmen. „Josh, da bist du ja endlich!”, begrüßt mich Sophie, halb vorwurfsvoll, halb erleichtert. Letzteres kann ich verstehen, hätte sie ohne mich doch den größten Teil des Tages auf sich allein gestellt unter den Idioten hier verbringen müssen. „Dank Holly und Nate grenzt es an ein Wunder, aber ja, ich bin da.” Ich ziehe das Mädel mit den knallrot gefärbten Haaren in eine freundschaftliche Umarmung. „So schlimm?”, erkundigt sie sich kichernd, ahnt vermutlich schon was abgegangen ist, schließlich durfte sie das Doppelpack des Teufels auch schon öfters in Aktion erleben. „Schlimmer!”, stöhne ich. „Ein besseres Verhütungsmittel hätten sich meine Eltern nicht einfallen lassen können.” „Ahh, SO schlimm also.” Sie grinst neckisch zu mir auf und wendet sich dann um, folgt dem Strom Leiber durch den Flaschenhals in Form eines Türrahmens in den Klassenraum, wo sich der bunte Haufen wieder auf die einzelnen Tische verteilt. „Hm. Aber genug von mir, wie war es in Österreich?” Sofort fängt Sophie an von ihrem mehr oder minder erzwungenen Urlaub der vergangenen zwei Wochen in einem riesigen Skigebiet zu berichten. Obwohl sie mir immer wieder beteuert, wie schrecklich alles war, kann ich doch hören, dass sie das Skifahren an sich und nicht zuletzt die deftige Hausmannskost auf den Skihütten sehr genossen hat. Ihr Problem liegt viel mehr da, wo meine zumeist auch liegen: Andere Menschen. Nur mit einem halben Ohr den geflüsterten Erzählungen lauschend, blicke ich mich ohne bestimmten Fokus im Raum um. Die Gesichter sind mir alle vage vertraut, doch im Grunde sind sie mir egal und so gleiten meine Augen weiter. Bis ich unvermittelt in einem endlosen Blau zu versinken drohe, eingesogen werde und wehrlos auf den tiefsten Grund des Meeres treffe. Nur eine endlos erscheinende Sekunde, vielleicht zwei, dann wendet Paul hastig den Kopf nach vorne zum Lehrerpult um, doch es hat ausgereicht um mich innerlich vom Blitz treffen zu lassen. Oder von einem beschissenen Liebespfeil, wie ihn dieser hässliche Puttenengel an Valentinstag auf allen möglichen Kitschbildchen verschießt. Überhaupt sind alle Engel hässlich, verblassen zu nichts im direkten Vergleich zu meinem ganz persönlichen Himmelsboten auf der anderen Seite des Raumes. Ich brauche einen Moment, um mich von dem Schreck zu erholen, den die plötzlich wieder auf mich einprasselnden Gefühle in mir auslösen. Nicht, dass sie über die freien Tage gänzlich verschwunden wären, aber ich hatte schlicht keine Zeit gehabt, mich näher mit ihnen zu befassen und sie gekonnt an den Rand meines Bewusstseins gedrängt. Doch damit ist nun augenscheinlich Schluss. Ich starre Paul weiterhin an, warte auf eine noch so kleine Regung von ihm. Er hat doch zu mir gesehen, oder nicht? Das muss doch was bedeuten? Oder war es nur Zufall, hat er ebenso wie ich der Luft beim existieren zugeschaut? Da! Er schielt aus den Augenwinkeln zu mir, blickt schnell wieder nach vorne, nur um doch wieder wie magisch angezogen in meine Richtung zu sehen. Wie ein armer kleiner Dorftrottel hebe ich die Hand und winke ihm unauffällig zu, grenzdebil wie ich nun einmal bin. Seine Augenbraue zuckt, dann hebt er ebenfalls kurz die Hand und lächelt schüchtern. Nicht nur in meiner Brust, sondern gefühlt im ganzen Klassenzimmer geht die Sonne auf, auch wenn es niemand zu bemerken scheint. Nicht, dass ich es bemerkt hätte, wenn es anders wäre. Sogar Sophie habe ich inzwischen völlig ausgeblendet. Alle Sinne sind auf den blonden Jungen gerichtet und ich fühle, wie sich meine Mundwinkel ganz von selbst heben. Vielleicht wird die Schule doch nicht ganz so blöd werden.     Pauls POV   Mein Herz pocht immer noch erschrocken, nachdem ich beim Starren erwischt wurde. Wie unangenehm! Dabei war ich eigentlich nur seltsam erleichtert, dass er es doch noch pünktlich geschafft zu haben scheint und in unangebrachte Gedanken vertieft, wer oder was für seine Verspätung wohl verantwortlich sein mag. Viel mehr Zeit bleibt mir nicht mehr zum Nachdenken, denn der Unterricht verlangt nach meiner ungeteilten Aufmerksamkeit, ohne Rücksicht darauf, dass wir gerade mal die erste Stunde nach etlichen Tagen Nicht-Aufpassens hinter uns haben. Im Grunde ist es mir sogar ganz recht, denn ich habe ja keinerlei sinnvolle Ablenkung dabei und auf dem Handy zu spielen, das ginge dann doch zu weit. Und so ganz nebenbei sollte ich auch etwas für meine Bildung tun, zumindest bei neuen Themen aufpassen, bis ich sie verstehe und erst abschalten, wenn die ewige Wiederholerei oder sinnlose Diskussionen meiner Mitschüler mit dem Lehrpersonal losgehen.   Endlich ertönt der erlösende Gong und ich packe eilig meine Sachen zusammen. Warum ich mich beeile, wird mir erst klar, als ich mich hinter der Tür nach einem gewissen Schwarzhaarigen umblicke. Doch wieder überrollt mich eine Lawine der Enttäuschung. Nicht nur ist Sophie bei ihm, was ja noch verständlich ist, sondern er wird auch noch von zwei weiteren Mädchen belagert, welche ich glaube, schon öfters in seiner Nähe gesehen zu haben. Ich zögere, will ihm eigentlich schon gerne 'Hallo' sagen, aber andererseits möchte ich mich natürlich auch nicht einmischen. Was wäre schließlich, wenn eine davon an Josh interessiert ist? Oder noch schlimmer, er an ihr und ich ihm durch unhöfliches Einmischen die Tour vermassle? Das würde er mir bestimmt nicht so schnell verzeihen. Mein Magen zieht sich unangenehm zusammen und ich ergreife die Flucht, sehe nur noch aus dem Augenwinkel, wie er in meine Richtung blickt, doch ich haste weiter zu meinem nächsten Unterrichtsraum.   ~*~   Die Zeit verrinnt schneller, als mir lieb ist. In unserer kleinen Außenseiter-Clique pendelt sich gewohnte Normalität ohne Unterbrechung wieder ein und auch Joshuas gelegentliche Anwesenheit ist nach außen hin so normal wie immer. Niemand merkt den inneren Aufruhr, der mich phasenweise überfällt, hoffe ich zumindest. Und ich schiebe ihn auch immer sofort in den hintersten Winkel meines Bewusstseins, verschließe die Tür und werfe den Schlüssel weg. Schlicht, weil es mich überfordert. Weil ich nicht weiß, was mit mir los ist. Ein leises Stimmchen will mir die Antwort zuflüstern, doch auch dieses wird ignoriert. In der Schule fällt es mir leicht. Und zu Hause leider auch, die zu erwartende Talfahrt tritt schneller ein, als ich befürchtet hatte und raubt mir sämtliche noch vorhandenen Energie, laugt mich aus. Ich stehe im Badezimmer und sehe zu, wie das Wasser im Abfluss der Badewanne verschwindet. Eine hübsche Metapher für meinen Alltag, wie ich finde. Jeden Morgen wird die Wanne gefüllt, an guten Tagen bis zum Rand, an schlechten nur dreiviertel voll. Und über den Tag verteilt, fließt immer mehr Wasser ab, mal nur langsam, mal rasend schnell, bis nichts mehr übrig ist. Aber um mich mit meinem Innenleben beschäftigen zu können, bräuchte ich am Ende noch Wasser, meine sinnbildliche Energie. Und selbst wenn ich es täte, was würde es mir nützen? Ich kann keine Komplikationen gebrauchen, mein Alltag braucht zwingend die bisherige Struktur und ich ahne, dass Josh sie zerstören würde. Und dann würde er hinter meine Mauern blicken können, sehen, dass ich nicht nur der bin, den er in der Schule kennt, dass mein Leben eine Schattenseite hat, die selbst Kathi und Matz und Charly nicht kennen, nicht kennen dürfen. Einzig die Tatsache, dass sie mich so nehmen, wie ich mich ihnen zeige, mich weder in Mitleid erdrücken noch mir wohlmeinende, aber grundverkehrte Ratschläge geben, nur das hält mich aufrecht und hilft mir, den Tag zu überstehen. Oder noch schlimmer, sie könnten sich von mir abwenden. Joshua könnte sich abwenden. Das würde ich nicht verkraften, nicht noch einmal. Das wäre der Todesstoß, der mich in den Sumpf schubsen würde, aus den sich mein Vater seit Jahren nicht zu befreien schafft, nur mit meiner Hilfe noch soweit an der Oberfläche hält, dass er atmen kann. Wenn das passiert, würden wir beide untergehen...   ~*~   Meinem inneren Entschluss zum Trotz, nehme ich natürlich keinen Abstand zu meinem düsteren Mitschüler, das hätte eh mehr Probleme gemacht als gelöst, selbst wenn ich gewollt hätte. Das wäre außerdem für mein Seelenheil kontraproduktiv, denn immerhin heitert mich seine sarkastische Art der Welt den metaphorischen Mittelfinger zu zeigen ungemein auf. Ich verdränge nur weiterhin jegliche Gefühlsregungen und Gedanken, die über das Maß an freundschaftlichen Empfindungen hinausgeht, welches ich auch für die anderen empfinde. Und erst recht jegliche unsicheren Bedenken, dass ich sie ausgerechnet auf einen anderen Jungen kanalisiere. Einmal habe ich den Fehler gemacht – rein hypothetisch natürlich – zu überlegen, was das denn bedeuten könnte, wenn ich vergleichbare Situationen zum Beispiel in einem meiner Bücher vorfinden würde. Natürlich weiß ich, was das rein theoretisch heißen könnte, aber ich habe so schnell meine inzwischen übliche Vogelstraußtaktik angewandt, dass mir immer noch der imaginäre Sand zwischen den Zähnen knirscht. Das wäre ja auch noch irgendwie erträglich, wenn Joshua nicht angefangen hätte, nicht nur weiterhin immer mal wieder bei uns abzuhängen, sondern auch explizit meine Nähe zu suchen. Ob bewusst oder unbewusst kann ich nicht sagen, er bleibt dahingehend undurchschaubar für mich. Der große Kerl benimmt sich wie immer, behandelt jeden von uns gleich und tut nichts wirklich greifbar auffälliges, weshalb es mir nicht allzu schwer fällt, nach außen hin so unwissend zu tun, wie ich mich fühle, wenn auch aus anderen Gründen. Allerdings bleibt es wohl nicht völlig verborgen, was auch immer vor sich geht. Immer mal wieder spüre ich, wie Josh und ich gemustert werden und gelegentlich erhasche ich einen teils amüsierten, teils wissenden Blick. Doch egal was sonst passiert, Charly sagt nichts, weder zu mir noch zu jemand anderem. Kann er wirklich ahnen, was los ist oder bilde ich mir das nur ein? Noch so eine Frage, für die ich weder Zeit noch Energie habe.     Joshuas POV   „Es ist zum Verzweifeln!”, maule ich frustriert in mein Bierglas. Olli lehnt sich auf der Holzbank neben mir zurück und verschränkt die muskulösen Arme, was die Bänder um seine bloßen Oberarme noch mehr betont und ihn, zusammen mit den schulterlangen gewellten Haaren und dem Vollbart, wirklich ein bisschen wie einen Bilderbuch-Wikinger aussehen lässt, wenn man das schwarze Tshirt gedanklich gegen ein grobes, braunes Wams austauscht. Ein Trinkhorn hat er, das weiß ich, nur wie es um diese lustigen Helme bestellt ist, kann ich aus dem Stand nicht sagen. Mit einem nachdenklichen Laut schindet er sich noch etwas mehr Zeit heraus, um sich meine vorangegangenen Jammertirade noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Der arme Kerl war nach vielen Überlegungen mein auserkorenes Opfer, mit dem ich endlich mal über mein kleines Paul-Problem reden wollte. Meine Schwestern schieden aus diversen Gründen sehr schnell aus, Sophie macht nach wie vor keinen Hehl aus ihrer unbegründeten Abneigung gegen mein blondes Engelchen und den Rest sehe ich eher als sehr gute Bekannte, denn als Freunde an, denen ich wie ein heulendes Mädchen mein Herz ausschütten könnte. Also blieb nur Olli. „Willst du meine ganz ehrliche Meinung hören?”, setzt dieser nun zögerlich an, den Blick nach vorne in die mäßig gefüllte Bar gerichtet, ohne sich gezielt an etwas oder jemanden zu heften. „Oder willst du Tipps haben, wie du das erreichen könntest, was du dir in den Kopf gesetzt hast?” „Das sind für dich also zwei ganz unterschiedliche Dinge?”, frage ich mit schwindender Hoffnung nach. Wieso versteht mich denn niemand? Mein Kumpel nickt bedauernd. Ich seufze. „Na schön. Jetzt hab ich mich eh schon blamiert. Was ist deine ehrlich Meinung?” Wieder schweigt er eine Weile, trinkt von seinem Bier, dreht das Glas in der Hand. Dann heben sich seine Schultern und sacken ergeben herab. „Ich an deiner Stelle würde es lassen. Klar, verliebt sein ist Mist, aber es geht vorbei. Hör mal, ich würde es dir ja wirklich gönnen, aber der Kleine hört sich nicht so an, als würde er überhaupt verstehen, das du mehr als nur ein bisschen Smalltalk von ihm willst. Du müsstest schon offensiver werden, was ihn wiederum verschrecken könnte, selbst wenn er auf Kerle steht. Und dann ist da noch die Sache mit eurem Lebensstil.” „Hä? Was soll damit sein?” Irritiert blicke ich von meinem deprimierend leeren Glas zu ihm auf. „Na...” Er schwenkt seine Hand bedeutungsvoll in den Raum vor uns. „Du bist im Grunde doch sehr extrovertiert, gehst viel aus, hast deine Band und schläfst bisweilen häufiger in fremden Betten, als in deinen eigenen. Nein, das ist kein Vorwurf, einfach eine Tatsache. Und von dem was du mir erzählt hast, ist dein kleines Blondchen eher so... das Gegenteil?” Er sieht mich entschuldigend an, zieht aber dennoch zweifelnd eine Braue hoch. „Wie stellst du dir das vor? Gehst du am Wochenende dann alleine weg? Oder verschanzt dich bei ihm in der Bude? Weißt du, was er in seiner Freizeit macht? Es ist ja oft sogar gut, wenn man nicht ständig aufeinander hängt, aber so ein bisschen gemeinsame Interessen sollten schon da sein. Sowohl außerhalb, als auch innerhalb des Schlafzimmers.” Den letzten Satz betont er ganz merkwürdig und mir wird heiß und kalt zugleich. An die Möglichkeit, dass Pauls unschuldige, naive Art nicht nur an Unerfahrenheit sondern schlicht an Desinteresse liegen könnte, hatte ich noch gar nicht gedacht. Schlimm genug war schon die Frage, auf wen oder was er stehen könnte, aber wenn er dem gänzlich abgeneigt wäre, sei es im romantischen und oder sexuellem Sinne... „Nein!”, sage ich entschieden, mit einem Hauch Verzweiflung. „Josh, ich sag ja nicht, dass es so ist, aber bis du nicht Näheres weißt, kannst du die Möglichkeit nicht völlig außer Acht lassen. Denk nur an Karsten oder Roman...” Olli klingt, als würde er ein kleines Kind zeitgleich beschwichtigen und belehren wollen, das sich in einem irrationalen Wutanfall an der Kasse auf den Boden geworfen hat. Karsten, ein Freund von Olli, wäre wohl am besten als Badboy zu beschreiben, mit dem Unterschied, dass er nach eigener Aussage bisher wirklich keinerlei romantische Gefühle entwickelt hat und auch der festen Überzeugung ist, das niemals zu tun und sich so fröhlich durch die Weltgeschichte vögelt. Immerhin ist er inzwischen gnadenlos ehrlich, was aber dennoch massenhaft gebrochene Herzen hinterlässt, weil er sich eben doch nicht hollywoodreif umstimmen lässt. Und Roman ist da noch eine Spur krasser, der lebt so enthaltsam wie ein Mönch und ist vollauf glücklich mit seinen Büchern und einigen lockeren Bekannten, die er treffen kann, wenn ihn mal das Bedürfnis nach menschlicher Interaktion überkommt. Er war mir schon immer sehr suspekt, auch wenn er mich inzwischen schonungslos darüber aufgeklärt hat, dass es tatsächlich Menschen gibt, die weder die Notwendigkeit für Liebe noch für Sex verspüren, also das genaue Gegenteil von mir sind. Na ja, jeder wie er meint. „Ach Fuck, ich hätte dich besser nicht fragen sollen!” Frustriert stehe ich auf und stapfe mit meinem leeren Glas in der Hand Richtung Theke um mir Nachschub zu besorgen. Olli wird schon wissen, dass sich mein Ärger nicht wirklich gegen ihn richtet, sondern gegen die beschissene Situation im Allgemeinen und er ist klug genug, mich erstmal innerlich kochen zu lassen. Und was ich vor allem jetzt brauche, ist Ablenkung. Mir wird ein neues Bierglas hingeschoben, doch ich bestelle mir noch Hochprozentiges hinterher. Ich sehne mich nach dem wattigen Gefühl in meinem Kopf, das Alkohol so zuverlässig verursachen kann.   Genau diese fluffige Watte dämpft eine gute Stunde später meine Wahrnehmung mehr als ordentlich. So ordentlich, dass ich aus einer Vierteldrehung fast eine sehr unelegante Piruette gemacht hätte, als mich jemand am Arm berührt und meinen Namen sagt. Nach außen hin milde interessiert (so hoffe ich zumindest), innerlich jedoch verwirrt bemüht, das vage bekannte Gesicht einem Namen zuzuordnen, mustere ich das weibliche Wesen vor mir. Hellbraune, glatte Haare die knapp bis zu den Schultern reichen, blassbraune Augen. Auffällig ist bestenfalls ihre schlichte, schwarze Bluse und ihre schwarze Jeans, die aussehen, als hätte sie sie ausgewählt um möglichst wenig als Szenefremde aufzufallen und nicht, weil sie diese Art der Kleidung zwangsläufig gerne trägt. Zumindest sagt mir das mein Gefühl, wenn es nicht gerade meinem Gleichgewichtssinn hilft mich aufrecht zu halten. Den letzten Whiskey hätte ich mir vielleicht sparen sollen... „Ähm... also... ich bin dir jetzt nicht nachgestalkt, nicht dass du das denkst! Nur Sophie hatte uns ja von eurer Lieblingsbar erzählt und der Freund von Marie und dessen Kumpels wollten mal in so eine Bar und da sind wir halt hier und ...” Ich kneife kurz die Augen zu und schüttel kaum merklich den Kopf um meine Sinne zu klären, während ich weniger als die Hälfte von dem verstehe, was das Wesen da vor mich eigentlich von mir möchte. Viel helfen tut das Schütteln nicht, außer mir endlich einen Namen und eine grobe Zuordnung zu der Person unterhalb meiner Kinnhöhe zu geben: Julia. Mitschülerin aus der gleichen Stufe. Die, die Sophie mir ständig statt Paul schmackhaft machen will. Paul. In mir zieht sich alles zusammen. Vielleicht haben alle anderen doch recht? Sogar Olli hat mir von ihm abgeraten. Warum laufe ich ihm eigentlich seit Wochen, bald schon Monaten, hinterher? Ist doch sonst gar nicht meine Art. Wieder mustere ich das Mädel vor mir. Wirklich schlecht sieht sie ja nicht aus. Und sie ist auf jeden Fall willig, war sie schon bevor sie sich eindeutig Mut angetrunken hat, denn ihre Aussprache ist nicht mehr die deutlichste, was nicht nur an meinem Wattehirn liegt. „Schon okay”, unterbreche ich ihren Redeschwall mit sanfter Stimme. „Und, wie findest du es bis jetzt?” Sie lächelt zu mir auf und errötet.   Kalt schlägt mir die Luft entgegen, als ich hektisch die Tür nach draußen öffne. Für einen kurzen Moment kann ich wieder klar denken, ehe der Alkohol in meinem Blut mit Schwung ausholt und mich fast von den Füßen reißt. Mit einer Hand stütze ich mich an die Backsteinmauer neben mir, den Kopf gesenkt, den restlichen Körper in Schieflage. Mit der freien Hand wische ich mir fast panisch über den Mund, versuche den Geschmack nach süßem Likör und Lippenstift von ihnen zu vertreiben. Obwohl sich alles um mich herum dreht, steht im Auge des Sturms eine Gewissheit: Ich hätte um ein Haar einen riesigen Fehler gemacht. Weniger, weil Julia eine eine Mitschülerin ist, das wäre mir egal. Wäre ja nicht die Erste. Sondern wegen einem ganz bestimmten Mitschüler, dessen Gesicht absolut unpassend vor meinem inneren Auge auftauchte, als sich die fremden Lippen auf meine legten. Ein ganzer Schwall an Schuldgefühlen überrollte mich, begrub mich unter seiner Last aus schlechtem Gewissen, Scham und der Empfindung, gerade meinen geliebten Engel zu betrügen. Wenn schon ein harmloser Kuss all dies in mir auslöst, will ich auf keinen Fall weitergehen! Nein, ich werde jetzt herausfinden, ob ich überhaupt bei ihm landen könnte und wenn nicht, dann werde ich eben ein Mönch. Ein agnostischer Mönch. Oder so. Egal. Dann werde ich halt wie Roman.   ~*~   Sooo, geschafft! Die Szene in dem letzten kurzen Zeitsprung wollte ich ursprünglich ausschreiben, aber ich dachte mir, das erspare ich uns allen ;) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)