Law and Order von Tsuki14 ================================================================================ Kapitel 6: Zwischen Scham und Schmerz ------------------------------------- Zwischen Scham und Schmerz   Mühsam kämpfte sie sich durch die graue und schwere Wolkendecke des Himmels, bahnte sich einen kleinen Weg durch die dunklen Vorhänge. Sanft liebkosten die ersten Sonnenstrahlen des Tages seine Haut, ließen Naruto aus einem unruhigen Schlaf aufschrecken. „Scheiße!“, fluchte der junge Polizist und bereute sogleich seine hastige Bewegung als ein starker Schmerz durch seinen Kopf fuhr. Müde strich er sich mit seinen Händen über sein Gesicht und seufzte schwer. Warum ist der Preis des Vergessens nur so hoch?   Das Wohnzimmer lag in seichter Dunkelheit, wurde bereits von dem sanften Licht der Morgensonne erhellt als er angestrengt seine saphirblauen Augen öffnete. Müde ließ er seinen Blick durch den Raum gleiten. Narutos Körper fühlte sich schwer und erschöpft an, weshalb er noch einige Minuten still auf dem Sofa verharrte. Der Schmerz in seinem Kopf pochte unaufhörlich, erschwerte jeden Gedanken. Dennoch versuchte Naruto die Geschehnisse des vergangen abends zu sortieren und seine Gefühle zu ordnen. Wie hatte ich es nur so weit kommen lassen? Der ganze Abend ist mir völlig entglitten… Aber was hätte ich tun sollen? Scheiße! Ich hatte doch nur etwas Ruhe gewollt und jetzt? Jetzt kreisen meine Gedanken nicht nur um diesen Fall, sondern auch noch um einen pubertierenden Siebzehnjährigen! Ganz tolle Leistung, Naruto! Schwer seufzend ließ sich der Blonde zurückfallen während er sich durch sein blondes Haar fuhr. Was mache ich denn jetzt nur mit dem Kleinen? Vermutlich schläft er noch. Wenn er wach ist, sollte ich ihn auf jeden Fall zu den Drogen befragen. Woher hatte er sie gleich nochmal? Von einer Freundin? Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass Drogen im Club im Umlauf sind. Warum nur hat sich Sasuke darauf eingelassen? Verdammt! Verdammt! Verdammt! Mir schwirrt der Kopf von all diesen Gedanken. Dabei sollte heute doch dein Tag sein, nicht wahr? Ich sollte heute nur Deiner gedenken, mein Freund…   Kalte Luft schlug ihm entgegen als er in die Morgenröte trat und zu laufen begann. Gierig verlangten seine Lungen nach Luft während sein Kopf nach mehr Geschwindigkeit schrie. Davonlaufen ist das bessere Vergessen… Diese angenehme Wärme und der süße Geruch, welche ihn umgaben, schenkten ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, ließen ihn nur schwer aus seinem tiefen Schlaf erwachen. Noch immer fühlte sich sein Kopf bleiern und jeder Gedanke zäh an, wurden von einer sanften Dunkelheit umarmt. Am Rande seiner Wahrnehmung hörte er das leise Knarren einer Tür, doch es schien ihm schier unmöglich seine Augen zu öffnen als er plötzlich eine sanfte Berührung an seinem Bein spürte. „Es wird Zeit aufzustehen, Schlafmütze. Deine Eltern sorgen sich sicher.“, drang eine tiefe und angenehme Stimme bis in den letzten Winkel seines Körpers ein, lichtete die Dunkelheit etwas. Mühsam kämpfte er gegen diese innere Schwere an. Es vergingen noch einige Minuten, ehe er endlich seine schwarzen Seen öffnete und sich müde seiner Umgebung bewusst wurde. Laut stöhnend setzte sich der junge Uchiha auf und erblickte auch sogleich seinen Gastgeber, der amüsiert im Türrahmen lehnte. „Guten Morgen.“; murmelte Sasuke leise und rieb sich etwas Schlaf aus seinen Augen. „Guten Morgen, Sasuke-kun. Wie fühlst du dich?“, entgegnete ihm der Blonde- „Mein Kopf bringt mich um und ich hab riesen Durst.“, erwiderte Sasuke ehrlich und ließ seinen Blick über Naruto gleiten, dessen blondes Haar ihm verschwitzt an der Haut haftete- Er war schon laufen… „Kein Wunder nach der letzten Nacht.“, riss ihn Naruto aus seinen Gedanken. Durch die Erwähnung der vergangenen Nacht kamen allmählich die Erinnerungen zurück und ließen Sasuke vor Scham erröten. Augenblicklich wandte sich Sasuke ab und versenkte sein Gesicht schützend in seine Hände, entlockte dem jungen Uzumaki ein amüsiertes Lachen. „Ich bin kurz duschen. Du kannst solange in Erinnerung schwelgen, Sasuke.“   Verflucht! Was ist nur passiert? Was habe ich getan? Was haben wir getan? Es…Es war so unglaublich…erregend…? Sein Herz begann zu pulsieren. Warum habe ich so reagiert? Lag es an den Drogen? Ach ja…Die Drogen. Ich war so dumm und habe mich wirklich mitreißen lassen. Ich hoffe Shino und Temari sind sicher nach Hause gekommen. Ob ihnen aufgefallen ist, dass ich plötzlich weg war? Erschöpft fuhr sich Sasuke durch sein schwarzes Haar und lehnte sich im Bett zurück, schaute sich neugierig in dem Zimmer um. Entgegengesetzt seiner Erwartungen war das Schlafzimmer des Polizisten einfach eingerichtet, strahlte keinerlei Persönlichkeit aus. Kein einziges Foto zierte die Wände, waren lediglich in einem einfachen hellblau gestrichen. Auch das Mobiliar hielt der Blonde schlicht. Lediglich ein großer Schrank und das gemütliche Bett standen in dem Zimmer während dunkle Vorhänge das Sonnenlicht aus dem Zimmer fernhielten. Sein Schlafzimmer wirkt nicht so fröhlich wie er selbst. Warum wohl?, fuhr es dem jungen Uchiha durch den Kopf bevor er sich zurück ins Kissen sinken ließ. Tief sog er den Geruch des Älteren in sich auf, vergrub sein Gesicht in dem weichen Stoff. Bilder der vergangenen Nacht breiteten sich in seinen Gedanken aus, ließen Scham und Erregung zugleich in ihm aufkommen. Naruto… Fest presste er seine Beine zusammen und erschrak als er die pulsierende Erregung zwischen seinen Beinen wahrnahm.   „Hey! Du sollst aufstehen und nicht weiterschlafen, du Schnarchnase!“, ertönte plötzlich die Stimme des Älteren, ließ ihn vor Scham unter der Bettdecke versinken. Scheiße! Beruhig dich, Uchiha! Beruhig dich! „I-Ich bin wach…“, stammelte Sasuke nervös bevor er sich langsam wieder aufsetzte, bedacht darauf, seinen Unterkörper unterhalb der warmen Bettdecke zu lassen. Sasuke erstarrte als er Naruto erblickte. Dieser fuhr lässig durch sein feuchtes Haar während er zu seinem Kleiderschrank schritt. Wie gebannt musterte Sasuke den trainierten Körper des jungen Polizisten, betrachtete jeden Muskel und jeden Wassertropfen, der die Haut des Blonden liebkoste. „Das Angebot steht noch.“, sprach Naruto mit ruhiger Stimme ohne ihn anzuschauen. „Hm?“, erwiderte Sasuke ohne seinen Blick vom Uzumaki abzuwenden. „Das Angebot für das Foto. Davon hast du länger was.“ Mit einem fiesen Grinsen wandte sich Naruto um und schaute direkt in das tiefe Schwarz des Jüngeren. Dieser glühte vor Schamesröte bevor er sich wütend und fluchend aus dem Bett schwang. Doch plötzlich verlor Sasuke das Gleichgewicht und fiel gen Boden. „Scheiße! Wieso fühlen sich meine Beine so schwach an?“ Vorsichtig half Naruto dem Jüngeren auf. „Vermutlich, weil da gerade kein Blut mehr durchfließt.“ Erschrocken schaute Sasuke an sich hinunter, ehe er seine Hand auf sein steifes Glied legte. Tränen schossen ihm in die Augen. Das ist alles so peinlich! Was denkt er jetzt nur von mir? Was ist los mit mir? Ich hab keine Kontrolle mehr… Als der junge Uzumaki dies bemerkte, strich er Sasuke beruhigend über den Rücken. „Beruhige dich erst einmal und geh duschen, ja? Vermutlich sind es Nachwirkungen der Drogen.“ Stumm nickte der Uchiha und löste sich aus der Berührung des Blonden. Er war dankbar dafür, dass Naruto versuchte ihn zu beruhigen. Aber wir beide wissen, dass es nicht die Drogen sind…     Ein letztes Mal holte er tief Luft, ehe er das Badezimmer verließ und den Wohnungsflur betrat. Die kalte Dusche hatte ihm gutgetan und sein aufgebrachtes Gemüt wieder etwas beruhigt. Genießerisch schloss Sasuke seine Augen als er den angenehmen Geruch von frischem Kaffee und Gebäck wahrnahm. Augenblicklich meldete sich lautstark sein Magen zu Wort. „Huch, da kommt ja einer fast um vor Hunger.“, hörte er Naruto scherzen, der lässig an einem Türrahmen lehnte. „Tut mir leid.“, nuschelte Sasuke verlegen. Er ist so süß, wenn er schüchtern ist! Sanft lächelnd antwortete Naruto: „Alles gut, feiern macht hungrig. Komm, der Tisch ist gedeckt.“ Zaghaft erwiderte Sasuke das Lächeln des Blonden bevor er diesem in die Küche folgte. Im Gegensatz zum Schlafzimmer wirkte die Küche gemütlich und einladend, war in warmen Farben gestrichen. Die weinrote Küchenzeile und der helle Esstisch aus Massivholz rundeten das Gesamtbild ab.   Schweigend ließen sich die beiden Männer am Esstisch nieder. Naruto goss sich und Sasuke Kaffee ein und deutete mit einer einladenden Geste auf den gedeckten Tisch. „Bitte, greif zu.“ Zögernd kam Sasuke dieser Bitte nach. Naruto nahm währenddessen einen Schluck von seinem Kaffee und ließ sein Gegenüber nicht aus den Augen. Nach einigen Minuten der Stille, wandte sich Naruto an den Schwarzhaarigen. „Ich möchte mich bei dir entschuldigen, Sasuke-kun. Ich war vorhin sehr unsensibel.“ Augenblicklich schoss Sasuke wieder die Schamesröte ins Gesicht. Verdammt, Sasuke! Könntest du dich endlich mal zusammenreißen?! „Hm. Schon gut.“ „Konntest du dich etwas beruhigen?“ „Ja. Danke, dass ich duschen durfte.“, antwortete Sasuke knapp. Als Sasuke den musternden Blick des Polizisten auf sich spürte, schaute er auf. Warum guckt er mich so an? Will er mich provozieren? Frustration kämpfte sich an die Oberfläche, doch ehe er diese an Naruto auslassen konnte, fragte dieser mit ruhiger Stimme: „Können wir über den gestrigen Abend sprechen?“ „Was? Nein!“, fauchte Sasuke aggressiv und erhob sich ruckartig. Unberührt von der Reaktion des Jüngeren, nippte Naruto genüsslich an seinem Kaffee. „Du weißt schon, dass ich die Angelegenheit im Klub meinte?“ Der Blonde konnte die Belustigung in seiner Stimme nur schwer unterdrücken. Peinlich berührt, versenkte der Schwarzhaarige das Gesicht in seine Hände. Verfluchte Scheiße! Wieso gehe ich diesem Blödmann ständig auf dem Leim?! Ich verlier echt den Verstand! Wieso kann ich nicht einfach coolbleiben? Er ist genauso ein beschissener Erwachsener, wie all die anderen auch. Genauso ein Heuchler. „Also?“, durchbrach Naruto nach einer Weile die Stille. Schweigend ließ sich der Schwarzhaarige zurück auf den Stuhl sinken, ließ sein Blick aus dem Fenster gleiten. Der Himmel erstrahlte in einem unendlich hellem Blau. Zaghaft nickte der Uchiha. „Gut.“, begann Naruto und stellte seine Tasse vor sich ab, lehnte sich zurück. Sein Blick ruhte aufmerksam auf dem Schwarzhaarigen. „Wieso warst du gestern dort?“ Lässig zuckte er mit den Achseln und erwiderte: „Ich wollte Spaß mit meinen Freunden haben und mich ablenken.“ „Ablenken? Wovon?“ „Vom Leben.“ „Wie ist denn dein Leben?“ Etwas irritiert übe diese simple Frage, wandte er sich dem Blonden zu. Er versuchte etwas in diesem unendlichen Blau zu finden. Einen Funken Unaufrichtigkeit oder Heuchelei, doch er fand nur aufrichtiges Interesse. Sasuke konnte dem Blick des Polizisten nicht standhalten, weshalb er sich wieder abwandte. Ruhig bleiben, Sasuke. Er ist wie all die anderen. Er kann sich gar nicht für jemand anderes außer sich selbst interessieren. Tief atmetet der Uchiha ein, ehe er erwiderte: „Langweilig, nichts Besonderes.“ Verstehend nickte Naruto. „Du hast gestern Abend Alkohol und Drogen konsumiert, richtig?“ Seufzend fuhr sich Sasuke durch sein Haar. „Uzumaki-san, hatten wir das nicht bereits gestern geklärt?“, erwiderte Sasuke gereizt, ließ Naruto schwungvoll eine Augenbraue heben. Was macht ihn plötzlich so wütend? Sind ihm die Erinnerungen unangenehm? Verständlich. Er ist siebzehn. Der gestrige Vorfall muss für ihn unsagbar peinlich sein. Okay, Naruto! Behutsam vorgehen! „Ja, da hast du recht. Weißt du, Sasuke-kun, ich mache mir bloß Sorgen. Ich frage mich, warum du aus Langerweile zu solchen Mitteln gegriffen hast?“ Sorgen?! Du machst dir Sorgen? Was ich nicht lache, verdammt! Du kennst mich doch gar nicht! Du weißt gar nicht zu welchen Mitteln ich noch greife, nur um eurer Scheißwelt zu entfliehen! schrie der junge Uchiha in Gedanken, spürte, wie Wut in ihm aufkeimte. Und zugleich trafen die Worte des Blonden seinen wundesten Punkt. „Weil ich es konnte. Deswegen.“, zischte Sasuke und erhob sich energisch. Behutsam hat wohl nicht geklappt, seufzte der Uzumaki innerlich. Müde fuhr er sich durch sein Haar. „Warum so wütend, Kleiner? Glaubst du mir etwa nicht?“ Laut schlug er mit der geballten Faust auf den Tisch. „Verarsch mich nicht, klar?! Ich bin für dich ein Niemand also heuchle mir keine Sorge vor! Du brauchst mein Vertrauen nicht und ich deins nicht! Du willst doch nur wissen von wem ich die Drogen hatte.“, schrie Sasuke wutentbrannt während sich in seinem Inneren alles zusammenzog. Halt! Warte! Bin ich doof? Ich wollte ihn doch ausnutzen! Ich wollte ihn doch verarschen und jetzt? Jetzt wird er mich sicher rausschmeißen.“ Unberührt von dem Wutausbruch des Jüngeren lehnte er sich seicht nach vorn und sprach mit ruhiger Stimme weiter: „Es tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahetreten. Aber du scheinst etwas zu missverstehen.“ „Ach? Und das wäre?“, fauchte Sasuke, hielt dieses Mal dem Blick des Blonden stand. „Du hast recht. Ich möchte wissen von wem du die Drogen hast, aber es geht mir dabei auch noch um etwas Anderes.“, erklärte Naruto bevor er sich ebenfalls erhob und die Distanz zwischen ihnen verringerte. „Ich möchte wissen woher diese Drogen kommen, um sie aus dem Verkehr zu ziehen. Um solche Kinder wie dich davor zu bewahren, solch einen Dreck einzunehmen und daran zu sterben.“, fuhr Naruto in einem bedrohlich leisen Ton fort, während er Sasuke mit seinem Blick fixierte. Scheiße! Er ist wirklich verärgert. So kann ich mir eine Zweckfreundschaft abschminken! „Also, Sasuke. Ich heuchle keine Sorge. Ich möchte dich beschützen. Ich möchte Menschen beschützen.“ Tz. Es kotzt mich so an! Es kotzt mich so an, dass ich nie die Lüge in seinen Worten höre! Ich komme einfach nicht gegen ihn an. Er ist genauso ein Gutmensch wie Minato-Sensei!   „Setz dich bitte und iss erst einmal auf. Wenn du dich gestärkt hast, können wir uns weiter unterhalten, ja?“, riss ihn die freundliche Stimme des Uzumaki aus seinen Gedanken. Überrascht blickte er zu dem Älteren auf. Wieso schmeißt er mich nicht raus? Nur wegen der Informationen? „Ist nicht nötig. Ich sag’s Ihnen auch so.“, erwiderte Sasuke kühl. Schweigend nahm Naruto wieder am Tisch Platz, ehe er auf Sasukes Stuhl wies. „Setz dich doch bitte und stärke dich.“ Der Ton des Polizisten ließ keinen Raum für Widerstand, weshalb sich der Schwarzhaarige ergab und sich ebenfalls wieder setzte. Zudem schmerzte sein Magen vor Hunger.   Während der Uchiha seine Brötchen aufaß, schlürfte Naruto gelegentlich an seinem Kaffee und blickte schweigend in den sonnigen Herbsttag hinaus.     Sanft brachen die Strahlen der Herbstsonne durch die großen Fenster des Raumes, tauchten diesen in ein warmes Licht. Neugierig ließ er seinen Blick schweifen, ehe sich seine Aufmerksamkeit auf die schwarze Couch, welche in der Mitte des Zimmers stand, richtete. Schamesröte zierte sein Gesicht während er gegen die peinlichen Erinnerungen des gestrigen Abends verlor. Verflucht! Wieso musste mir so etwas Peinliches passieren? Wieso musste mein erstes… „Sasuke-kun, möchtest du noch einen Kaffee?“, riss ihn die laute Stimme des Blonden aus seinen Gedanken. „Nein, danke.“, rief Sasuke laut in Richtung Küche und wandte sich wieder dem Wohnzimmer zu. Auch diesen Raum hatte der Polizist schlicht eingerichtet und nur mit dem Nötigsten versehen. Zwei Kommoden und ein Schrank, sowie die schwarze Couch und eine kleine Wohnwand, die Platz für einen Fernseher bot. Neben der großen Fensterfront entdeckte er einen Schreibtisch aus hellem Massivholz, sowie ein kleines Regal, welches vor lauter Bücher überquoll. Wieso sind all seine Zimmer so unpersönlich? Ich hätte Naruto anders eingeschätzt, aber ich finde nicht ein Foto. Ob er Familie hat? „Was überlegst du, Kleiner?“ Erschrocken fuhr Sasuke zusammen und blickte in ein amüsiertes Gesicht. Belustigt ließ sich Naruto auf seiner Couch nieder und deutete Sasuke ebenfalls Platz zu nehmen. Er macht sich über mich lustig, dieser Arsch! Als ob gestern nicht schlimm genug war! Genervt nahm er gegenüber Platz und starrte den Uzumaki trotzig an. „Macht dir Spaß, hm?“ „Ich weiß gar nicht was du meinst, Sasuke.“ „Tz.“ Wütend wandte er seinen Blick aus dem Fenster. „Vermutlich habe ich deinen Spott verdient, hab ja auch selbst Schuld.“, brachte er nach wenigen Minuten angestrengt hervor. Laut seufzte Naruto auf und lehnte sich zurück, schaute auch in den strahlend blauen Himmel hinaus. „Es sollte dir eine Lehre sein, aber deine Neugierde kann ich schon verstehen. Mir ging es damals nicht anders.“ „Was?“ Fassungslos schaute er den Älteren an. Dieser lachte leise auf. „Ich hab in deinem Alter gelegentlich Joints geraucht und damit meinen Vater in den Wahnsinn getrieben. Aber mit der Zeit wurde aus gelegentlich, regelmäßig. Naja, einer der Gründe warum ich heute Polizist bin.“, erzählte Naruto und schenkte seinem Gegenüber ein müdes Lächeln. Was? Naruto hat Drogen konsumiert? Das überrascht mich wirklich. Ich sag ja, alles Heuchler! Sasuke wollte an seiner typischen Abneigung festhalten, doch es gelang ihm einfach nicht. Warum hat er Joints geraucht? Wirklich nur aus Neugierde? „Daher denke ich, dass es auf gewisse Weise ganz normal ist. Aber du solltest von jetzt an die Finger davonlassen.“, fuhr der Uzumaki leise fort. Stumm betrachte Sasuke sein Gegenüber und nickte zustimmend. Naruto wirkt heute so unglaublich müde. Dabei hat er doch sonst immer so viel Energie. Liegt es daran, dass er gestern Alkohol getrunken hat? ,fragte sich der Uchiha.   „Sasuke-kun, von wem hattest du die Drogen?“, holte ihn die leise Frage des Blonden aus seinen Gedanken. Für einen kurzen Moment erwiderte er stumm den Blick des Älteren, drohte wieder einmal sich in dem unendlichen Blau zu verlieren. „Von einer Freundin.“, entgegnete er wahrheitsgemäß. „Hat deine Freundin einen Namen?“, hakte Naruto nach. Nervös begann Sasuke an seinen Händen zu spielen. Was wird er wohl mit Temari tun, wenn ich sie verrate? Ich möchte nicht, dass sie Ärger bekommt… „Deiner Freundin wird nichts passieren. Ich möchte sie nur befragen. Es ist wirklich wichtig.“, erklärte Naruto als hätte er die Gedanken des Schwarzhaarigen gelesen. Darüber sichtlich überrascht, fragte Sasuke: „Versprochen?“ „Versprochen.“, lächelte Naruto sanft. Verstehend nickte der Uchiha bevor er all sein Vertrauen zusammennahm und erwiderte: „Sabakuno Temari.“ Jegliche Farbe wich aus dem Gesicht des Älteren und seine Gesichtszüge verhärteten sich. Was hat er denn jetzt?   Nach einigen Minuten der Stille erhob sich Naruto ruckartig. „Ich danke dir für dein Vertrauen. Es wird Zeit für dich zu gehen, Kleiner. Vermutlich machen sich deine Eltern schon Sorgen.“ Naruto klang kühl und distanziert, völlig monoton. „Ist alles okay, Uzumaki-san?“, stutzte Sasuke. „Klar. Ich möchte nur nicht, dass sich deine Eltern sorgen.“, wiederholte Naruto emotionslos und machte sich auf den Weg zur Haustür. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte der Uchiha unsicher, blieb hartnäckig. „Nein, alles okay. Wie gesagt, ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Wie versprochen möchte ich nur mit deiner Freundin sprechen.“ Sasuke konnte sichtlich erkennen, wie Naruto um Fassung rang. Doch es blieb ihm ein Rätsel warum. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe, Uzumaki-san. Seien Sie sich sicher, das tu ich nicht oft.“, entgegnete Sasuke aufrichtig während er versuchte etwas in Narutos Gesicht zu erkennen. Doch dieses zierte nur ein steifes Lächeln. „Lass uns bei Gelegenheit wieder schwimmen. Komm gut nachhause.“ „Auf Wiedersehen, Uzumaki-san.“ Kaum das er sich verabschiedet hatte, war die Tür auch schon ins Schloss gefallen. Völlig irritiert hielt Sasuke noch einige Minuten inne, versuchte den plötzlichen Stimmungswechsel des Älteren zu verstehen. Was ist gerade passiert? Wieso hat er so auf Temari reagiert? War er verwundert, dass ich die Drogen von einem Mädchen hatte? Nein. Das ist nicht seine Art. Aber was dann? Kennt er Temari vielleicht? Aber woher? Scheiße! Dieser Kerl treibt mich noch in den Wahnsinn! Endlich kämpfte sich wieder diese vertraute Wut an die Oberfläche, dominierte all seine anderen Gefühle. Ich hasse Menschen!   „Verfluchte Scheiße“, schrie Naruto voller Inbrunst und trat zornig gegen die Holzkommode. Augenblicklich fiel die Vase gen Boden und zersprang in tausend Scherben. Blutrote Rosen zierten den Boden, versetzten seinem Herzen einen zusätzlichen Stich. Verzweifelt ging er in die Knie, sammelte behutsam die Blumen auf. Vergib mir, mein Freund…     Verträumt beobachtete er wie die Häuser und Straßen an ihm vorbeizogen, verlor sich völlig in seinen Gedanken. Was war gerade nur geschehen? Was hatte Naruto so aus der Fassung gebracht? Die ganze Zeit führt er sich wie der fürsorgliche Gastgeber auf und plötzlich schmeißt er mich raus? Was sollte das? Wollte er wirklich nur wissen von wem ich die Drogen hatte? Egal wie oft ich darüber nachdenke, es scheint die plausibelste Erklärung zu sein und doch…Und doch passt es nicht zu ihm. Ach fuck! Seit wann nehme ich einen Erwachsenen in Schutz? Naruto ist sicher genauso ein Heuchler wie jeder andere! Aber warum will das nicht in meinen Kopf, verdammt?! Das seichte Vibrieren seines Smartphones riss ihn aus seinen Gedanken. Mama? Shit! Sie hat mich seit gestern 25 Mal angerufen?! Was ist mit Shino? Besorgt begann Sasuke durch all die verpassten Nachrichten zu scrollen. Shino hatte ihn mehrfach angeschrieben und sich scheinbar Sorgen gemacht. Hat der Idiot etwa meine Eltern angerufen? Genervt seufzte der Uchiha auf und fuhr sich müde durchs Gesicht. Aber wenigstens hat er mein Verschwinden bemerkt. Wie es ihm und Temari wohl mit den Drogen ergangen ist? Als er an seine Freundin dachte, überkam ihn für einen kurzen Augenblick die Wut, doch wich diese sogleich der Sorge. Ich hoffe, sie ist gut heimgekommen. Ich sollte mich dringend bei den beiden melden. Abermals versuchte seine Mutter ihn zu erreichen, weshalb er in den Flugmodus wechselte. Eure Heuchelei muss ich mir noch früh genug geben, ärgerte er sich in Gedanken und versuchte die Traurigkeit in sich zu ignorieren.     Das strahlende Blau des Himmels war einem tristen Grau gewichen und ein eisiger Wind fegte durch das bunte Herbstlaub, ließ ihn erzittern. In seinen blauen Seen spiegelte sich unbeschreiblicher Schmerz wieder, ließ ihn zerbrechlich wirken. Schweigend ging Naruto in die Knie, berührte sanft den kalten Stein und fuhr den Namen seines Freundes nach. Hey, alter Freund. Ich hoff, dir ist nicht allzu langweilig. Ich weiß, ich müsste dich öfters besuchen kommen, aber… Ganz gleich wie viele Tage vergehen, die Schuld wird nicht leichter und raubt mir jedes Mal den Atem. Es tut mir leid, Gaara. Es tut mir leid, dass ich damals so schwach war. Dass ich heute so schwach bin. Stumm bahnten sich Tränen ihren Weg, rannen an seinen Wangen hinab. Für einen kurzen Moment schloss Naruto seine Augen und genoss den eisigen Wind, der zärtlich seine Haut umspielte. Aber ich finde Trost in dem Gedanken, dass du immer da bist. Ich werde dir Gerechtigkeit bringen, mein Freund. Ich halte mein Wort. Versprochen. Ein letztes Mal strich er über den Namen seines Freundes bevor er die roten Rosen auf sein Grab niederlegte und sich erhob. „Ich werde sie beschützen. Versprochen.“, ein leises Versprechen, fortgetragen vom Wind.         Die innere Anspannung ließ seine Muskeln verkrampfen und den pulsierenden Kopfschmerz vom Morgen wiederkehren. Nervös lief er immer wieder die Straße hinauf und hinab, bis seine Glieder taub vor Kälte waren. Ein letztes Mal seufzte er angestrengt auf, ehe er sich in die Höhle des Löwen wagte. Auf leisen Zehnspitzen betrat Sasuke das Familienanwesen und ließ geräuschlos die Tür ins Schloss fallen. Augenblicklich umschloss eine angenehme Wärme seinen ausgekühlten Körper. Müde schloss er seine schwarzen Seen und lehnte sich an die Hauswand, lauschte in die Stille hinein. Er konnte kein reges Treiben vernehmen, geschweige einen Bediensteten hören oder sehen. Das ist seltsam. Warum ist es so ruhig hier? Gerade als sich Sasuke in Bewegung setzten wollte, hörte er die wütende Stimme seines Vaters durch das Anwesen hallen. „Sasuke Uchiha!“ Erschrocken wandte er seinen Blick Richtung Treppenhaus und sah sogleich seinen Vater auf sich zu stürmen, gefolgt von seiner Mutter. „Du wagst es…!“ Demonstrativ erhob Sasuke seine Hand und ließ seinen Lippen ein genervtes Seufzen entkommen. „Jaja, Hausarrest, etc. Wie konnte ich nur? Bla. Habe ich alles schon gehört.“, winkte Sasuke provokant ab und ging an seinem Vater vorbei, Richtung Zimmer. Völlig sprachlos hielt Fugaku inne bevor er sich wutentbrannt umwandte und Sasuke am Arm packte. Erschrocken blickte sich dieser um und spürte sogleich einen brennenden Schmerz auf seiner Wange. Fassungslos schaute er in das zornige Gesicht seines Vaters. „Fugaku!“, stieß Misaki entsetzt hervor und umfasste augenblicklich den Arm ihres Mannes. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, fragte sie lautstark. Sasuke schien wie erstarrt. Noch nie hatte sein Vater die Hand gegen ihn erhoben. Noch nie hatte seine Mutter die Stimme gegen seinen Vater erhoben. Noch nie hatte er so viel Scham und Wut zugleich empfunden.   „Was in mich gefahren ist, fragst du? Was ist in deinen Sohn gefahren, Misaki?! Erst gerät er in Schlägereien, dann bleibt er die ganze Nacht weg und nun wagt er es mir so respektlos gegenüber zu treten?! Hast du diesem Bengel denn gar keine Manieren beigebracht?!“, keifte Fugaku, verlor sich völlig in seiner Wut. „Vielleicht hättest du ihn nicht ständig verhätscheln, sondern stattdessen erziehen sollen! Ständig bereitet er unserer Familie nur Schande! Wieso kann er sich nicht einmal so vorbildlich verhalten wie Itachi?!“ Jedes Wort schlug dem jungen Uchiha heftig ins Gesicht, hinterließ nicht nur bei ihm tiefe Wunden. Verletzt und schamerfüllt ließ seine Mutter ihren Blick sinken, begann am ganzen Leib zu zittern. Zu tief erschütterten sie die Schluchzer ihrer Tränen. Ein unbändiger Zorn entfachte sich in Sasukes Inneren, ließ ihn all seine Vernunft vergessen. Schützend stellte sich Sasuke vor seine Mutter und erwiderte den Blick seines Vaters hasserfüllt. „Es reicht!“, brüllte er diesem entgegen. „Von mir aus schlag mich, schrei mich an oder hass mich, aber wage es ja nicht Mama zum Weinen zu bringen!“, schrie Sasuke aus voller Inbrunst. „Sasuke…Hör auf…“, flehte Misaki leise und umklammerte nun den Arm ihres Sohnes. „Ständig laberst du von Familie und Ehre, dabei hast du weder das eine noch das andere!“, fuhr Sasuke wütend vor, ehe er sich von seinen beiden Eltern losriss und aus dem Anwesen stürmte. „Sasuke, bitte warte!“, hörte er seine Mutter weinen, doch er hielt nicht inne. Zu tief saß der Schock über das Verhalten seines Vaters. Zu tief saß der Schmerz in ihm, fraß sich tief durch seine Seele und hinterließ Wunden, die nie wieder verheilen würden…     Sein Herz pulsierte und sein Atem raste während er sich auf jeden einzelnen Schlag und dessen Präzision konzentrierte. Wie in Trance schlug der junge Uzumaki auf den Boxsack ein, spannte jeden Muskel an. In seinem Kopf herrschte eine friedliche Ruhe, waren doch all seine Gedanken bei seiner sportlichen Aktivität. Er boxte all seinen Frust und all seine Wut hinaus, ignorierte dabei die erschöpften Schreie seines Körpers als ihn plötzlich das schrille Geräusch der Klingel zusammenfahren ließ. Was zum…?! Wer ist das denn jetzt? Nur widerwillig beendete Naruto seine Tätigkeit und schritt zur Haustür. Genervt verdrehte er die Augen. „Ach ne, nicht jetzt.“, fluchte er leise und wollte sich auf Zehnspitzen davonstehlen. „Ich weiß, dass du das bist, Naruto. Also erspar uns dieses Theater und öffne die Tür.“ Wieder rollte Naruto mit den Augen und lehnte sich müde gegen die Wohnungstür. „Kakashi-san, welch Überraschung!“, setzte Naruto fröhlich an. „Sie kommen gerade etwas ungelegen, tut mir leid. Wir sehen uns morgen, ja?“ „Naruto!“ Die Stimme des Älteren jagte Naruto einen Schauer über den Rücken. Resigniert seufzte der Uzumaki, ehe er ergeben die Tür öffnete und sogleich in das freundliche Gesicht seines Vorgesetzten schaute. „Geht doch, danke.“, sprach dieser und drängte sich an den Blonden vorbei. „Klar doch, komm doch gerne rein.“, säuselte Naruto sarkastisch vor sich hin während er die Tür schloss und dem Silberhaarigen ins Wohnzimmer folgte.   „Habe ich dich gestört?“, fragte Kakashi. „Ach, nö. Wie kommst du denn darauf?“, erwiderte der Blonde gereizt und ließ sich in seinem Sessel nieder, versuchte dem musternden Blick des Älteren standzuhalten. „Hast du geboxt?“ „Ja.“ Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Nach kurzer Zeit fuhr sich Naruto müde durch sein Gesicht und fragte: „Kakashi, du bist sicherlich nicht dienstlich hier.“ „Richtig.“ Ein lautes Seufzen entfloh seinen Lippen. „Also, warum bist du hier? Was kann ich für dich tun?“, fuhr Naruto fort. „Ich bin als Freund hier, Naruto.“, begann Kakashi und schlug seine Beine übereinander. Wieder breitete sich Stille zwischen den beiden Männern aus. „Ich weiß, heute ist ein schwerer Tag für dich. Ich wollte nach dir sehen.“ Der Blonde wich seinem Blick aus, schaute in den dunklen Abend hinaus. „Wie du sehen kannst- es geht mir gut.“ „Ich sehe, dass du dich verausgabst.“, erwiderte Kakashi mit ruhiger, jedoch eindringlicher Stimme. Naruto erwiderte nichts, starrte weiterhin in die Dunkelheit. Nun seufzte der junge Hatake auf bevor er sich durch seine silberne Mähne strich. „Naruto, es tut mir leid. Ich weiß, dass du noch immer unter seinen Verlust leidest. Vielleicht solltest allmählich die Besuche bei Jiraya-san in Erwägung ziehen.“, versuchte es Kakashi erneut, doch noch immer blieb eine Reaktion aus. „Wie lange willst du dir denn noch die Schuld..-“ „Ich möchte dich jetzt bitten zu gehen, Kakashi-san.“, unterbrach ihn Naruto mit kühler Stimme und erhob sich. Ohne den Älteren eines weiteren Blickes zu würdigen, ging er zur Wohnungstür. Schweigend erhob sich der Polizeichef und folgte seinem Mitarbeiter in den Hausflur. Als er in den Abend hinaustrat, wandte er sich ein letztes Mal zu Naruto um: „Du bleibst morgen bitte daheim und ruhst dich noch etwas aus, ja?“ „Bis morgen, Kakashi-san.“ „Naruto! Das ist ein Befehl!“ Der Uzumaki hörte ihn schon nicht mehr, denn die Tür war bereits ins Schloss gefallen. „Verdammt, Naruto!“   „Verfluchte Scheiße!“, schrie er laut und schlug abermals gegen den Boxsack. „Verfluchte Scheiße! Verfluchte Scheiße! Verfluchte Scheiße!“ Verzweiflung lag in seiner Stimme während seine Schläge unkontrolliert voller Wut gegen das Leder prallten. Völlig außer Atem ging er auf die Knie und schrie all seinen Schmerz hinaus, konnte die brennenden Tränen nicht mehr aufhalten. Ungehemmt überfluteten ihn die Trauer und Verzweiflung, schienen ihm zusätzlich den Atem rauben zu wollen. Erschöpft sank der junge Uzumaki in sich zusammen, ließ sich von der Dunkelheit des Raumes verschlingen.   Naruto lag eine Weile da, verloren in seinem Schmerz. Verloren im Dunkeln. Verloren in seinen Erinnerungen, als ihn erneut die Türklingel erschrocken zusammenfahren ließ. Es vergingen noch einige Sekunden, ehe sich der junge Uzumaki aufraffte und zur Tür schlich. Ein letztes Mal wischte er sich über sein müdes Gesicht bevor er die Tür öffnete. „Kaka…“, entgegen seiner Erwartungen schaute er einem zierlichen Jungen ins Gesicht, der verzweifelt nach Luft rang. „Sasuke-kun?“, gab er seine Verwunderung kund. „Bitte…D-Darf ich reinkommen?“, brachte der Uchiha nur mühsam hervor. „Du kommst gerade ungelegen.“, erwiderte Naruto kühler als beabsichtigt. Verunsichert schaute Sasuke auf. „Bitte…“, flehte er, weckte in dem jungen Polizisten jegliche Skepsis. Augenblicklich trat er zu Seite und ließ Sasuke eintreten. Im Wohnzimmer angekommen, bemerkte Sasuke erstmals, dass Naruto kein T-Shirt trug. Abermals konnte der Uchiha seinen Blick nicht abwenden und musterte den muskellösen und verschwitzten Körper des Älteren. Dabei fielen ihm jedoch zum ersten Mal feine Narben auf, die Narutos gesamte Brust zierten. Woher er diese Narben wohl hat? „Entschuldige, ich ziehe mir kurz was über.“, riss ihn die dunkle Stimme des Älteren aus den Gedanken. „Setz dich.“ Noch ehe er etwas erwidern hätte können, war Naruto schon im Schlafzimmer verschwunden und kehrte nach wenigen Minuten angezogen zurück. Der Blonde wirkte angespannt und zugleich unendlich erschöpft. Was ist nur los mit ihm? Wieso strahlt er heute nicht vor Energie? Stattdessen wirkt er so unsagbar niedergeschlagen. „Uzumaki-san, geht es Ihnen gut?“, fragte Sasuke unsicher. Naruto schwieg während er sich auf der Couch niederließ. „Diese Frage kann ich auch dir stellen. Was treibt dich zu so später Stunde zu mir, und dann auch noch flehend?“, entgegnete ihm Naruto mit ruhiger Stimme. Wütend ballte Sasuke seine Fäuste. Was mache ich hier nur? Ich habs doch gewusst! Er ist wie all die anderen Erwachsenen. Er macht sich über mich lustig. „Gab es Ärger zuhause? Weil du die Nacht weggeblieben bist?“, drang die mitfühlende Stimme des Blonden an sein Ohr. Verwundert schaute er Naruto an. Es fiel ihm schwer dem sanften Blick des Älteren standzuhalten. Plötzlich saß er wieder dem liebevollen und freundlichen Polizisten gegenüber, den er doch so gerne verarschen wollte. Ganzgleich wie oft er versuchte, dass Schlechte in Naruto zu sehen, dessen Verlogenheit, er fand immer nur Aufrichtigkeit. Ganzgleich wie oft er versuchte, sich den Hass und die Wut zu bewahren, Naruto als seinen Feind zu betrachten, er fand nur einen Freund…   Tief atmete er ein und entspannte seine Hände. „Ja. Es gab Streit zwischen mir und meinem Vater.“, erzählte er leise und fasste sich gedankenlos an seine Wange. „Hat er dich geschlagen, Sasuke-kun?“ Diese Frage war nicht mehr als ein Hauch und doch traf sie ihn so hart wie ein Faustschlag. Erschrocken schaute er auf und blickte in ein traurig lächelndes Gesicht. Erklärend zeigte Naruto auf seine rechte Hand, die noch immer auf seiner Wange ruhte. „War es eine Ohrfeige?“ Stumm nickte der Uchiha. „Kannst du zu einem Freund?“ Stumm verneinte Sasuke die Frage.  Er wollte weder zu Shino, noch zu Temari. Sein Vater würde ihn dort erwarten. „Hm.“ Schweigend lehnte sich Naruto zurück und ließ seinen Blick hinaus in die Dunkelheit schweifen. „Tja, dann lässt es sich wohl nicht vermeiden.“, durchbrach Naruto die Stille nach einer Weile. „Da werde ich wohl eine weitere Nacht auf der Couch verbringen müssen.“, lächelte ihm Naruto aufmunternd zu, nahm seinem Herzen eine große Last. Augenblicklich fiel all die Anspannung von Sasuke ab und er seufzte erleichtert auf. „Danke, Uzumaki-san. Ich weiß wirklich nicht…-“ „Nenn mich doch bitte Naruto, okay?“, wurde Sasuke sanft vom Älteren unterbrochen während sich dieser langsam erhob. Zärtlich strich er dem jungen Uchiha über seinen schwarzen Schopf, ehe er im Schlafzimmer verschwand. „Mach dir keine Sorgen, hier bist du sicher.“   Nach wenigen Minuten der Schockstarre, riss sich Sasuke endlich zusammen und folgte Naruto unsicher. Im Schlafzimmer angekommen, sah er, wie Naruto einen Boxsack abhängte und seitlich vom Schrank verstaute. „Ich wusste nicht, dass du boxt.“ „Woher auch?“, schmunzelte der Uzumaki, was Sasuke ärgerte. Der Schwarzhaarige entschied sich jedoch dazu friedlich zu bleiben. Er hatte auch gar keine andere Wahl. Naruto war derzeit sein einziger Zufluchtsort. Diese Erkenntnis schmerzte ihn sehr, doch versuchte er dieses Gefühl einfach im Keim zu ersticken. „Naruto?“ „Ja?“ „Du bist heute anders.“ „Ach ja? Wie denn?“ „Du wirkst niedergeschlagen.“ Naruto verharrte für einen kurzen Augenblick in seiner Bewegung, musterte den Schwarzhaarigen. „Mach dir keine Sorgen.“, erwiderte er, ehe er mit dem Aufräumen fortfuhr. Vergiss es! Ständig durchschaust du mich. Dieses Mal habe ich die Chance dich zu durchschauen! „I-Ich…Ich habe vorhin die Narben gesehen…“, nahm Sasuke all seinen Mut zusammen. „Woher hast du die?“ Wieder hielt Naruto inne, doch dieses Mal schaute er Sasuke nicht an. „Ich bin Polizist, Kleiner. Woher sollen sie wohl kommen?“ „Und was ist bei dem Einsatz passiert?“, hakte der Uchiha nach, doch eine Antwort blieb aus. Nach dem Naruto alles zu seiner Zufriedenheit aufgeräumt hatte, wandte er sich dem Jüngeren wieder zu. „Hast du schon gegessen?“ „Naruto, was ist…-“ „Sasuke, hast du schon gegessen?“, Narutos Stimme war hart und abweisend, verdeutlichte dem Uchiha, dass er keine Antworten auf seine Fragen zu erwarten hatte. Scheiße! Ich will unbedingt mehr über ihn wissen!, fluchte er in Gedanken und doch musste er sich dem Älteren beugen. „Nein.“, erwiderte er knapp. „Okay. Ich bestell uns Pizza und gehe in der Zeit duschen, ja? Du kannst es dir gerne bequem machen.“, sprach Naruto und verließ das Schlafzimmer. Sasuke folgte ihm ins Wohnzimmer, wo der Blonde bereits den Fernseher einschaltete. „Du weißt, wie das geht?“ Zustimmend nickte der Uchiha. „Okay.“ Ein sanftes Lächeln zierte die Lippen des Blonden. „Dann bestelle ich schnell die Pizza und spring unter die Dusche. Was hättest du gerne?“ „Salami Pizza.“ Wieder lächelte der junge Uzumaki bevor er zu seinem Smartphone griff und telefonierte. Nach dem das Essen bestellt war, verschwand Naruto im Bad und ließ Sasuke allein zurück.   Dieser ließ sich müde auf der Couch nieder und ließ den Tag Revue passieren. Eine Welle gemischter Gefühle überkam ihn während seine Gedanken nicht stillstanden. Ich stecke so tief in der Scheiße! Morgen bin ich in der Schule fällig, wenn ich auf Minato-Sensei treffe. Zudem ist doch morgen auch dieses Gespräch, oder? Fuck! Das heißt, Vater ist morgen auch da. Vor Zorn ballte er seine Fäuste. Dieses Arsch! Ich habe Mama noch nie so wütend und zugleich traurig gesehen. Das werde ich ihm nicht verzeihen! Ich hasse ihn! Stumm schreiend drückte er sein Gesicht in das Couchkissen, wodurch er augenblicklich den angenehmen Geruch des Uzumakis wahrnahm. Tief atmete Sasuke ein und entspannte sich. Es schien, als würde als seine Wut verblassen und einem angenehmen Gefühl der Wärme weichen. Erinnerungen an die gestrige Nacht und den heutigen Morgen holten ihn ein, jagten im die Schamesröte ins Gesicht. Verdammt nochmal, was ist das für ein Gefühl? Warum nur finde ich Naruto so attraktiv? Und wieso schaffe ich es nicht ihn zu hassen? Was stimmt mit mir nicht? Warum kann er mir nicht einfach wie alle anderen egal sein?   „Alles in Ordnung?“, erklang die sanfte Stimme des Blonden, ließ ihn erschrocken auffahren. „Ja. Ich hab nur nachgedacht.“ „Verstehe. Es war ja auch ein langer Tag.“, erwiderte Naruto und nahm neben ihm Platz. „Wollen wir einen Film schauen?“ „Gerne.“, erwiderte Sasuke und begann langsam sich wieder zu entspannen. Auch Naruto lehnte sich gemütlich zurück.   Gemeinsam schauten die Beiden den Film und warteten auf das Essen. Es dauerte nicht lang, da ereilte Sasuke nach dem Essen die Erschöpfung des Tages und er schlief auf dem Sofa ein. Sanft strich Naruto dem Jüngeren durchs Haar bevor er diesem vorsichtig unter die Beine griff und ins Schlafzimmer trug. Dort legte er Sasuke sanft auf das Bett und betrachtete noch einen kurzen Moment dessen friedliches Gesicht. „Schlaf gut, Sasuke.“, raunte er in die Dunkelheit. Müde legte sich Naruto auf die Couch und versuchte sein Gedankenkarussell zu stoppen. Dies gelang ihm auch nach einer Weile und er versank in einem unruhigen Schlaf. Schlimme Alpträume peinigten den jungen Uzumaki, ließen diesen immer wieder schweißgebadet und mit pulsierendem Herzen aufwachen. Unruhig streifte Naruto durch seine Wohnung, schaute immer wieder nach seinem Schützling, wollte diesen in Sicherheit wissen. Erschöpft ließ er sich an der Schlafzimmertür hinabgleiten. Kann dieser Tag, diese Nacht, nicht endlich ein Ende finden? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)