Unmei no akai ito von Rebi-chan (Der rote Faden des Schicksals) ================================================================================ Kapitel 10: Vorsichtiges Tasten ------------------------------- Am nächsten Morgen riss mich mein Wecker aus einem Traum. Ich konnte mich nicht daran erinnern, um was es genau in dem Traum ging, doch ich wusste, dass er schön gewesen war. Ich glaube, er hatte was mit Kacchan und Shôto zu tun, aber ich war mir wirklich nicht mehr sicher. Ich schob den Gedanken beiseite, machte mich für die Schule fertig und ging in die Küche. Auf dem Tisch stand eine Bentobox und ein abgedeckter Teller, daneben ein Zettel von meiner Mutter. Bin bereits zur Arbeit. Hab einen schönen Tag und pass auf dich auf! Mama Lächelnd machte ich mich über mein Frühstück her. Fünfzehn Minuten später verließ ich das Haus, schaltete mein Handy an und tippte den Pin ein, um es zu entsperren. Es dauerte nicht lange und es begann wie wild in meiner Hand zu vibrieren. Erschrocken ließ ich es fast fallen, starrte dann auf das Display. Eine Nachricht nach der anderen tauchte auf und schob die vorangegangene nach oben. „Was zur...“, begann ich und sah dann, von wem diese Nachrichten alle stammten: Kacchan! Ich öffnete den Chat. »Hey Nerd, wo bleibst du?« »Hey!« »Wo zur Hölle steckst du?« »Ich warte nicht mehr lange!« »Gleich kannst du alleine zur Schule gehen!« »...« »Hör auf mich zu ignorieren!« Ich blinzelte verwirrt. Was hatten diese Nachrichten alle zu bedeuten? Ich sah auf die Zeiten, wann sie versendet wurden. Die erste war vor fünf Minuten versendet worden. Die letzte lag gerade einmal 20 Sekunden zurück. »Beweg endlich deinen Hintern!« Die nächste Nachricht schob sich unter die anderen. »Dir auch einen schönen guten Morgen, Kacchan.« tippte ich und steckte mein Handy in die Tasche, lief los. Kaum war ich um die nächste Ecke gebogen, sah ich ihn auch schon. Kacchan stand an der Kreuzung, an der sich unsere Wege für gewöhnlich trennten und blickte mich mit funkelnden Augen an. Ich wunderte mich etwas darüber, dass er dort stand und offensichtlich auf mich wartete. Das hatte er... wann zuletzt getan? Noch nie! „Na endlich! Wie lange brauchst du denn, um in die Gänge zu kommen, Nerd...“, schnauzte er mich an, verzog dabei das Gesicht und machte sich dann auf den Weg in Richtung Schule. Ich blinzelte, sah einige Momente seinen Rücken an und schloss dann mit einigen schnellen Schritten zu ihm auf. „Wenn du mir gesagt hättest, dass du auf mich wartest, dann hätte ich mich beeilt...“, erwiderte ich und betrachtete ihn von der Seite. „Ich hab dir doch geschrieben!“ Unwillkürlich musste ich leise kichern. „Normalerweise gibt man Bescheid, bevor man wartet...“ Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht einordnen konnte, und konzentrierte sich dann auf den Weg. Schweigend liefen wir nebeneinander her, bis wir die Schule erreichten. Etwas unsicher sah ich ihn an, als wir gemeinsam das Schulgebäude betraten und unsere Schuhe wechselten. Würden wir gemeinsam das Klassenzimmer betreten? Oder würde er mich ab jetzt wieder links liegen lassen wie zuvor? Ich hörte seine Schritte, die sich langsam von mir entfernten. Durch den Lärm der anderen Schüler waren sie bereits kurz darauf nicht mehr zu hören. Ich schluckte, stellte meine Straßenschuhe in mein Schuhfach und schulterte wieder meinen Rucksack, drehte mich dann um. Überrascht rieb ich mir über die Augen. Kacchan stand im Gang und blickte mich auffordernd an. Er hatte gewartet! Ein glückliches Lächeln machte sich auf meinem Gesicht breit, als ich zu ihm ging. „Immer muss man auf dich warten...“, nuschelte er und wich meinem Blick aus, ging dann wieder vor mir her zu unserer Klasse. Es fühlte sich seltsam an, so neben ihm das Klassenzimmer zu betreten. Ten'ya, Kyôka und Mina waren schon da und warfen uns überraschte Blicke zu. Mein Lächeln war immer noch nicht aus meinem Gesicht verschwunden. Ich wünschte den dreien einen guten Morgen und ging dann zu meinem Tisch, stellte dort meinen Rucksack ab. Kacchan hatte sich bereits hingesetzt und starrte auf sein Handy. Da ich mein Glück nicht überstrapazieren wollte, ging ich hinüber zu Ten'ya und begann ein Gespräch mit ihm. Nach und nach trudelten die anderen der Klasse ein, darunter auch Shôto, der von Ochako und Tsuyu begleitet wurde. Das braunhaarige Mädchen klinkte sich sofort in das Gespräch zwischen Ten'ya und mir ein und grinste mich dann irgendwann breit an. „Dir scheint es wieder richtig gut zu gehen, Izu-kun“, lächelte sie. Ich blickte sie an, nickte und lächelte dann verlegen. „Ja, ich hab alles wieder in Ordnung bringen können. Tut mir wirklich Leid, dass ihr euch Sorgen um mich machen musstet...“ Ich verbeugte mich vor den anderen. „Ich denke, wir haben alle verstanden, dass es nicht deine Absicht war, Midoriya...“, hörte ich eine ruhige Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und blickte direkt in Shôtos unterschiedlich farbige Augen. Die Andeutung eines Lächelns umspielte seine Mundwinkel. Erfreut lächelte ich ihn an. Es war das erste Mal, dass er einen solch langen Satz in Gegenwart der anderen von sich gab. Leider war es aber auch das einzige, das er zu diesem Gespräch beitrug. Er hörte uns wieder wie immer aufmerksam zu, sagte aber kaum noch etwas. .~*~. In der Mittagspause saßen wir wie immer gemütlich in der Cafeteria und ließen uns unser Essen schmecken. Gerade mitten im Gespräch spürte ich mein Handy in der Tasche vibrieren und zog es heraus. Eine Nachricht wurde auf dem Display angezeigt. Neugierig öffnete ich den Messenger und fand eine neue Nachricht von Kacchan. »Lass mich später nicht wieder so lange warten wie heute morgen!« Amüsiert begann ich leise zu kichern und erntete einen fragenden Seitenblick von Shôto, der als Einziger etwas mitbekommen hatte. Ich beugte mich zu ihm und sagte leise: „Kacchan traut mir wohl nicht mehr zu, alleine nach Hause zu kommen...“ Er sah mich ernst an und nickte. „Da kann ich ihm nur zustimmen...“, meinte er leise. „Eh? Aber...“, begann ich zu widersprechen, stoppte mich aber selbst und senkte den Kopf. „Das war doch nur das eine Mal...“, murmelte ich. Shôto schwieg und auch die anderen schienen nichts von unserer kleinen Unterhaltung mitbekommen zu haben. Den Rest der Pause war ich schweigsam. Ich war doch kein kleines Kind mehr, dass man nicht alleine auf die Straße gehen lassen konnte! Das musste ich unbedingt klar stellen! Sowohl bei Shôto als auch bei Kacchan. Ich brütete weiterhin darüber, wie ich es den beiden verdeutlichen konnte und bemerkte gar nicht, wie die Zeit verflog und der Unterricht endete. „Oi, Deku! Mach endlich!“, hörte ich Kacchans Stimme von der Tür her zu mir schallen. Ich zuckte zusammen, packte schnell meine Sachen ein und ging dann zu ihm. Immer noch schweigend lief ich neben ihm her. Wir wechselten unsere Schuhe und machten uns auf den Heimweg. An der Kreuzung, an der ich fast den Unfall gehabt hatte, lief ich wieder weiter ohne auf die Ampel zu achten. Ruckartig wurde ich zurück gezogen. Zwei rote Augen blitzten mich verärgert an. „Hör auf damit!“, wurde ich angefaucht. Ich blinzelte ihn an, ehe er mich ein Stück von der Straße wegzog. „Ich mach doch gar nichts...“, gab ich leise von mir. „Wenn du dich unbedingt umbringen willst, dann gibt es schönere Wege...“, fuhr Kacchan mich an. Entsetzt schüttelte ich den Kopf. „Das will ich doch gar nicht!“ „Und warum rennst du einfach auf die Straße? Das gleiche hast du vorgestern auch schon gemacht!“ Ich betrachtete ihn. Wir standen ein ganzes Stück von der belebten Kreuzung weg, sodass wir niemanden wirklich störten. „Meinst du, ich will mir mit ansehen müssen, wie du angefahren wirst?“, fragte er mich nun in einem ruhigeren Ton. Wieder senkte ich den Kopf, schüttelte ihn ganz leicht. „Kacchan, es tut mir Leid... Ich war in Gedanken und-“ „Dann hör auf zu denken...“ Vorsichtig sah ich ihn an. „Ich bin nicht immer da, um dich vor Dummheiten zu bewahren...“, nuschelte er und drehte sich halb von mir weg. Plötzlich musste ich lächeln. Er machte sich Sorgen um mich! Er sah mich kurz an und blickte direkt wieder weg. Seine Wangen nahmen ein zartes Rot an. „Danke...“, lächelte ich. Am Liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen. Aber ich ließ es. Wir blieben noch einige Augenblicke einfach so stehen. Ich betrachtete Kacchan. Es war ungewohnt ihn so ruhig zu erleben. Zusätzlich kam noch die sanfte Röte auf seinen Wangen. „Lass uns weiter...“, murmelte er schließlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Langsam ging er wieder auf die Kreuzung zu, achtete aber darauf, dass ich ihm folgte und auch wirklich neben ihm stehen blieb, bis die Ampel auf grün sprang. Schweigend gingen wir weiter und Kacchan ließ es sich nicht nehmen mich wieder bis vor die Haustüre zu begleiten. Unschlüssig blieb ich mit dem Schlüssel in der Hand am Gartentor stehen und sah ihn an. „Lass mich morgen früh nicht wieder so lange warten...“, murrte er in diesem Moment, vermied aber den Blickkontakt. Ich lächelte, denn ich wollte ihn gerade fragen, ob er wieder mit mir den Schulweg laufen würde. „Okay“, schmunzelte ich und ging dann zur Haustür. Kurz blickte ich mich noch zu ihm um, winkte ihm dann und schloss die Tür auf, betrat das Haus. Tbc... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)