Metropolentänzer von lady_j ================================================================================ Kapitel 12: Bis das alles keinen Sinn mehr macht, Teil 2 -------------------------------------------------------- Boris war schon längst zu Sergeij gefahren, als Kai schließlich vor der Tür stand. Yuriy hatte die Zeit, in der er auf ihn wartete, mal wieder mit Arbeit verbracht. Dieses Mal zwang er sich aber, den Computer herunterzufahren, bevor seine Gedanken wieder abschweifen konnten. Kai hatte Wein mitgebracht und erzählte knapp davon, was er in den letzten Tagen gemacht hatte, während er die Flasche entkorkte. Er musste aber gemerkt haben, dass Yuriy mit den Gedanken ganz woanders war, denn irgendwann hörte er auf. „Alles klar?”, fragte er, als er ihm ein Glas reichte. „Ja, tut mir leid”, sagte Yuriy, „Ich hatte einen… interessanten Tag. Lass uns rübergehen.” Während sie zu Yuriys Zimmer gingen, fasste er knapp sein Gespräch mit Kane zusammen. Kai war ein guter Zuhörer, und er hatte ein Gespür für Yuriys Stimmungslagen. Deswegen bemerkte er wohl recht schnell, dass Yuriy sich nicht uneingeschränkt über Kanes Angebot freuen konnte. „Wie wäre es, wenn du einfach ein paar Nächte darüber schläfst? Und dann sprichst du erstmal mit Mathilda und den anderen darüber”, schlug er vor und stellte sein Glas auf dem Fensterbrett ab. Yuriy warf einen flüchtigen Blick nach draußen, wo es bereits dunkel geworden war. Sie spiegelten sich im Fensterglas. „Ja, das ist der Plan”, sagte er schließlich. „Aber trotzdem. Irgendwie ist das alles gerade ein bisschen viel.” „Yuriy…” Kais Stimme war tiefer geworden und klang etwas rau, vielleicht lag es an seiner eigenen Müdigkeit. Augenblicklich bereute Yuriy ein wenig, das Gespräch so an sich gerissen zu haben. Kai hatte schließlich auch eine anstrengende Woche hinter sich. Er legte versöhnlich die Arme um ihn und spürte, wie Kai sich etwas reckte. „Ich weiß, normalerweise bist du derjenige, der mich daran erinnert - aber du musst dich entspannen, wirklich.” „Ich weiß doch”, murmelte er und schloss die Augen, genoss die Wärme des anderen. Er musste lernen, die Arbeit Arbeit sein zu lassen. Kai schaffte das ja schließlich auch. „Soll ich dich ablenken?” „Hmm?” Seine Mundwinkel hoben sich. Er wusste genau, worauf der andere hinauswollte. Kai hatte ihm schon vor Jahren im Vertrauen erzählt, dass er recht freigiebig mit Blowjobs war, wenn ihm der Sinn danach stand. Und es wäre gelogen, wenn diese Information nicht von Zeit zu Zeit Yuriys Fantasie beflügelt hätte, vor allem in den Wochen und Monaten, in denen ihm bewusst wurde, welcher Art seine Gefühle für Kai waren. Als diese Fantasien endlich hatten Wirklichkeit werden dürfen, war er nicht enttäuscht worden. Kai zog eine feine Linie aus Küssen über seinen Hals, während sich seine Hand zu Yuriys Gürtel vortastete. Auf Yuriys Haut begann es zu prickeln, er neigte willig den Kopf zur Seite. „Wenn du willst?”, murmelte er. „Ich will immer”, sagte Kai knapp und Yuriy lachte. Er hatte absolut nichts gegen diese Art von Ablenkung. Inzwischen hatten Kais Hände ihren Weg in seine Hose gefunden und er spürte ein angenehmes Ziehen im Bauch, während sich sein Glied unter den Berührungen zu regen begann. Er zog Kai zu sich heran, um ihn zu küssen und konnte nicht anders, als sich vorzustellen, was diese Lippen in ein paar Minuten mit ihm machen würden. Ihm entwich ein sehnsüchtiges Seufzen und er meinte, spüren zu können wie sich Kais Mund zu einem Lächeln verzog. „Zieh das aus”, murmelte Kai und zupfte an seiner Hose, doch Yuriy war noch nicht bereit, ihn zurückweichen zu lassen. Stattdessen küsste er ihn wieder, tauchte spielerisch mit der Zunge in seinen Mund ein und fühlte die Vibration von Kais leisem Stöhnen. Als sie sich endlich lösten, waren Kais Augen glasig. Dieser Anblick allein reichte, um den Druck in Yuriys Unterleib zu verstärken; er griff in Kais Haar und wollte sich gerade zu seinem Hals herunterbeugen als der andere eine Hand hob. „Ausziehen”, wiederholte er in einem Ton, der keine Widerworte duldete. Yuriy grinste schief, dann trat er einen Schritt zurück und begann, seine Kleidung abzustreifen. Kai sah ihm einen Moment lang zu, und seine Augen blitzten hungrig, bevor er sich sein eigenes Shirt über den Kopf zog. Allein zu beobachten, wie immer mehr von Kais Haut zum Vorschein kam, ließ Yuriys Herz schneller schlagen. Inzwischen kannte er diesen Körper, jeden noch so empfindlichen Punkt, wusste, was er tun musste, damit Kai binnen Minuten zitternd unter ihm lag - aber ein Blick seines Freundes genügte, um es bei dem Gedanken zu belassen. Es war Kai, der nun auf Yuriy zukam, ihn zurückdrängte, bis er mit dem Rücken an das letzte freie Stück Wand stieß, das es in seinem Zimmer gab; direkt neben dem Bett. „Was wird das denn?”, fragte er. Kai legte die Arme um seinen Hals, lehnte sich an ihn, und das Gefühl, wie ihre Körper sich berührten, überdeckte jede andere Wahrnehmung. Kai wollte genauso sehr wie er. Er wollte ihn packen und auf das Bett stoßen, in seine weiche Haut beißen, seine Spuren auf ihm hinterlassen. Aber Kai schien andere Pläne zu haben, denn er bewegte sich kein Stück, selbst dann nicht, als Yuriy den Mund gegen seinen Hals drückte, damit er seine Zähne spüren konnte. Dennoch konnte er ein leises Keuchen nicht unterdrücken. Schließlich schob er Yuriys Kopf sanft von sich weg. „Ich würde gern etwas ausprobieren”, sagte er. „Aha?” „Nichts sonderlich Elaboriertes.” Kai hob die Hand und strich mit den Fingerkuppen über seine Brauen, seine Wangen, seinen Mund. „Du könntest dich einfach überraschen lassen.” Es gab eine Zeit, in der diese Worte bei Yuriy Unbehagen ausgelöst hatten. Überraschungen hatten nie etwas Gutes für ihn bedeutet, und er vertraute niemandem, der behauptete, so gut im Bett zu sein, dass er besser als sein Partner wusste, was dieser brauchte. Bei Kai war es anders. Yuriy war sicher, sein Freund wusste, wie weit er gehen konnte. Und vor allem konnten sie einfach aufhören, wenn es nicht gut war. „Überraschung klingt gut”, sagte er also. Sie sahen sich kurz an. Kais Mundwinkel zuckten, dann biss er sich auf die Unterlippe, vielleicht aus Vorfreude auf das, was sich gerade nur in seinem Kopf abspielte. Yuriy atmete hörbar ein; er wurde nervös, aber auf eine gute Art. Nun war es Kai, der ihn küsste. Er ließ ihn gewähren. Kais Küsse konnten langsam und unglaublich intensiv sein, als wäre er etwas, das bis zur letzten Sekunde ausgekostet werden musste. Jedes Mal, wenn seine Zungenspitze über Yuriys Lippen strich, durchfuhr ihn ein kleiner Schauer. Die Wand war kalt in seinem Rücken, aber Kais Hände und Lippen, die sich schließlich immer tiefer tasteten, waren das ganze Gegenteil. Das Zittern in ihm verstärkte sich; er vergrub eine Hand in Kais Haaren, hielt sich aber davon ab, seinen Kopf dahin zu drücken wo er ihn gerne hätte. Stattdessen sah er zu, wie sich sein Mund an seine Haut schmiegte, wie ab und an seine Zunge hervorblitzte und eine feucht glänzende Spur hinterließ. Sein Glied zuckte sehnsüchtig, was Kai sicherlich mitbekommen hatte, ihn aber nicht dazu bewegte, sich zu beeilen. Wie beiläufig hob er die Hand, um Yuriy zu berühren, der scharf die Luft einzog. Sein Freund hob den Blick, und als sich ansahen zog sich alles in ihm zusammen. Dann erreichte Kai endlich sein Ziel und Yuriy gab sich ganz dem Gefühl hin, das sich von seiner Mitte aus ausbreitete. Kai wusste genau, was er tun musste, damit ihm die Knie weich wurden. Manchmal sah Yuriy weiter zu, beobachtete genau, wie Kais schöner Mund ihn verwöhnte. Es war ein Anblick, der sich auf die Netzhaut brannte. Jetzt aber lehnte er den Kopf nach hinten an die Wand und blinzelte zur Decke hinauf ohne diese wirklich wahrzunehmen. Sonst wäre das hier viel zu schnell vorbei. Innerlich ermahnte er sich, nicht allzu laut zu werden, denn dank der dünnen Wände hörte man hier wirklich alles. Das war das einzige, das er sich merken konnte. Es gelang ihm dennoch nicht, sein Stöhnen gänzlich zu unterdrücken. „Fuck”, seufzte er, „Kai … wenn du so weiter machst…” Den zweiten Teil des Satzes vergaß er in derselben Sekunde. Kurz darauf ließ Kai von ihm ab. Yuriy atmete ein paarmal tief ein und aus, um sich wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen; sein Körper schrie nach noch mehr Aufmerksamkeit. Dann wurde ihm bewusst, dass Kai sich zur Seite gelehnt hatte, um den Nachttisch erreichen zu können. Yuriy beobachtete, wie er eine Tube Gleitgel aus der Schublade zog und hob die Augenbrauen. „Ähm, was…” Natürlich schwante ihm, was Kai mit dem Gleitgel vorhaben könnte, und die alten Ängste regten sich in ihm. Seine Gedanken mussten kurz in seinem Gesicht gestanden haben, denn Kai, der inzwischen wieder vor ihm kniete, hielt inne. „Lieber nicht?” Aber so schnell wollte Yuriy sich diesen Moment nicht kaputt machen lassen. „Schon gut”, sagte er, „Mach weiter.” „Okay”, sagte Kai, „Dann mach dich mal leicht.” Noch ehe Yuriy fragen konnte, was er damit meinte, packte Kai ihn an den Hüften und stemmte ihn hoch; instinktiv stützte er sich an der Wand ab und Kai schob sich zwischen seine Beine. Yuriys rechter Fuß war noch gerade so am Boden, doch sein linkes Bein lag nun über Kais Schulter. Der schien mit dem zusätzlichen Gewicht auf sich allerdings gar kein Problem zu haben. Yuriy hätte die Balance verloren, hielte Kais fester Griff ihn nicht an Ort und Stelle. Was aber auch bedeutete, dass er sich kaum bewegen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass sie beide zu Boden gingen. „Fuck!”, entfuhr es ihm zum zweiten Mal, und er konnte selbst nicht sagen, ob es eher panisch oder verlangend klang. In seinem Inneren wechselten sich beide Gefühle ab. Er warf einen Blick nach unten und bemerkte, wie Kai ihn aufmerksam musterte. Es war seltsam, ihn in dieser Position zu sehen, die so viel intimer war als alle bisherigen. Yuriy wurde warm, ein bisschen vor Scham, viel mehr jedoch vor Erregung. Kai hob fragend die Augenbrauen, doch er schüttelte nur ergeben den Kopf und lehnte sich zurück. Was zur Hölle passierte hier gerade mit ihm? Und dann war da wieder Kais Mund, der nun wirklich alles erreichen konnte. Yuriy fühlte die warme, feuchte Zunge und den leichten Sog seiner Lippen. Sein ganzer Körper war angespannt; er verharrte in seiner Position, die Wand im Rücken. Dieses Mal waren seine Augen fest geschlossen. Er wollte gar nicht so genau wissen, was Kai mit ihm machte, was er spürte reichte vollkommen aus. Erst als er gepresst die Luft ausstieß wurde ihm bewusst, dass er den Atem angehalten hatte. Er versuchte, sich bewusst zu entspannen, und das half, die diffus durch seinen Kopf schießenden Gedanken zu beruhigen. Langsam ließ er sich ein wenig mehr auf Kai sinken, von dem ein zufriedenes Summen kam. Seine Daumen strichen beruhigend über Yuriys Seiten, ohne dass er dabei den Griff löste. Oder aufhörte, ihn zu lecken. Gänsehaut zog sich über Yuriys Arme bis hinauf in seinen Nacken. Kai musste gemerkt haben, wie er erschauerte, denn der Druck seiner Zunge verstärkte sich. Und Yuriy gab einen Laut von sich, der so hingebungsvoll klang, dass es ihn selbst überraschte. Er tastete blind nach Kai und vergrub erneut eine Hand in seinen Haaren, dieses Mal weniger um ihn zu dirigieren als sich an ihm festzuhalten. Am liebsten hätte er ihm sein Becken noch etwas mehr entgegen gehoben, aber das ging in seiner derzeitigen Lage nicht. Er schwankte kurz, als Kai seine Hüfte losließ, fand sein Gleichgewicht wieder, dann krallte sich eine Hand in seinen Oberschenkel, hielt ihn fest. Als Kais Finger in ihn glitt, noch etwas kühl vom Gleitgel, war ihm egal, ob man sein Stöhnen durch die Wände hören konnte. Er hatte nicht erwartet, dass die Berührungen noch intensiver werden konnten, doch sie wurden es. Es war ihm nicht möglich, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Der letzte Rest seines Schamgefühls verabschiedete sich allerspätestens, als ein zweiter Finger dazukam. Verzweifelt tastete er an der Wand entlang, wollte sich irgendwo abstützen oder sich noch ein wenig höher stemmen, damit Kai noch mehr Spielraum hatte, er wusste es selbst nicht so genau. Seine Beine begannen zu zittern, während Kai Stellen an ihm reizte, von denen er nicht einmal geahnt hatte, dass er dort berührt werden wollte. Ein unglaublicher Druck hatte sich in ihm aufgebaut, der ihm jetzt vollkommen den Atem raubte. Und dann veränderte Kai irgendetwas, nur ganz leicht, aber es war alles, was Yuriy brauchte. Sein Becken zuckte nach vorn, sodass Kai ihn gerade so aufrecht halten konnte, er warf den Kopf in den Nacken und sein Schädel knallte dumpf gegen die Wand, doch er nahm es nur am Rande wahr. Erst als seine Sinne wieder zu ihm zurückkehrten wurde ihm der Schmerz bewusst. Er verzog das Gesicht. Kais Finger waren verschwunden, doch er hauchte noch ein, zwei warme Küsse auf die Innenseite seines Oberschenkels, bevor er ihn endlich wieder absetzte. Beinahe hätten Yuriys Knie nachgegeben, doch Kai hielt ihn fest. Mit einem mitleidigen Blick strich er ihm über den Kopf. „Autsch, das tut mir leid. Alles klar bei dir?” Yuriy stöhnte leise. Ihm war, als würden immer noch die letzten Vibrationen seines Orgasmus in ihm widerhallen. „Alles klar? Kai, du…machst Dinge mit mir…” Er unterbrach sich, als er Kai nun wieder klar sehen konnte. „Du hast da was im Haar”, sagte er mit einem müden Grinsen. „Ist das alles was dir dazu einfällt?” „Nein, aber...mein Hirn funktioniert gerade nicht.” Das war die Wahrheit. Yuriy hatte das Gefühl, vollkommen neben sich zu stehen. Seine Beine taten weh, sein Rücken kribbelte dort, wo die raue Tapete seine Haut aufgekratzt hatte, und in seinem Schädel pulsierte es. Und trotzdem schwebte er wie auf Wolken. Kai schnaubte belustigt und bugsierte ihn zum Bett, wo Yuriy sich seufzend auf den Rücken sinken ließ. Dann griff Kai nach einer Packung Taschentücher, um die Spuren der letzten Minuten zu beseitigen. Yuriy beobachtete ihn, das Grinsen war breiter geworden und hatte sich tief in sein Gesicht gegraben. Körperlich war er komplett am Ende; gleichzeitig hatte er schon wieder Sehnsucht nach der Nähe des anderen. „Komm her”, sagte er und streckte den Arm aus, damit Kai sich zu ihm legte. Dem entwich dabei ein leises Ächzen. „Scheiße. Meine Schulter tut weh.” Eine Sekunde verstrich, dann fingen sie an zu lachen. „Deine Schulter? Mir tut alles weh, alles”, gestand Yuriy. Kai legte die Hand auf seinen Bauch, strich sanft über seine Haut. „Das war so verdammt heiß, weißt du das?” Yuriy schwieg. Er wollte nicht so genau darüber nachdenken, wie er womöglich ausgesehen hatte. Aber so, wie Kai ihn jetzt betrachtete, musste es ihm gefallen haben. Kurzentschlossen drehte er sich auf die Seite, um ihn zu küssen, und augenblicklich kam Kai ihm entgegen, biss verlangend in seine Unterlippe. Endlich konnte Yuriy ihn wieder berühren, die Hände über ihn wandern lassen. Kai war wie geladen; seine Bewegungen wurden fahrig, und wann immer Yuriy ein wenig Druck ausübte stöhnte er leise in den Kuss hinein. Es wurde offensichtlich, dass er noch nicht auf seine Kosten gekommen war, denn Yuriy konnte seine Erektion deutlich an seinem Bein spüren. Als sie sich das nächste Mal lösten, hielt er Kai zurück. „Wie wäre es, wenn du dort weitermachst, wo du aufgehört hast?”, schlug er vor. Kai runzelte die Stirn, dann schien er zu verstehen. „Du meinst…?” Er sah ihn an, sein Blick war lustverschleiert. Es musste ihn wirklich einiges an Kraft kosten, sich nicht sofort wieder auf ihn zu stürzen. „Bist du sicher?” „Warum nicht?”, meinte Yuriy, „Ich bin gerade ziemlich entspannt.” Er zwinkerte ihm zu. „Kondome sind in der Schublade.” Daraufhin sagte Kai nichts. Stattdessen stemmte er sich hoch, um ihn wieder zu küssen. Yuriy zog ihn auf sich und tastete nach der Decke, um sie beide darin einzuwickeln. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)