Metropolentänzer von lady_j ================================================================================ Kapitel 4: Ich denk an dich, was soll ich machen? ------------------------------------------------- Bald würde es zu kalt zum Fahrradfahren werden. Seine Hände waren schon ganz steif, als er endlich beim Studio ankam - und das, obwohl er nicht einmal die ganze Strecke fuhr. Er konnte kaum sein Handydisplay entsperren. Die SMS vom Gesundheitsamt mit dem Testergebnis war endlich gekommen, kurz darauf schon die Meldung von Boris. So sich ihr Sexualleben nicht revolutionär veränderte, ließen sie sich einmal im Jahr gemeinsam durchchecken. Garland hielt es ähnlich, deswegen hatte Yuriy eigentlich auch keine bösen Überraschungen erwartet. Er hatte sogar schon beinahe vergessen, dass die Nachricht kommen würde, denn in seinem Alltag passierten gerade genug andere Dinge. Das Studio gehörte Kane; sie mieteten es von ihm für die Aufnahmen und die tatsächliche Musikproduktion. Vieles entstand aber immer noch an ihren eigenen Sets, denn so konnten sie die Zeit im Studio gezielter nutzen. Kane griff ihnen wann immer es ging unter die Arme, aber bei seinem kleinen Label tummelten sich inzwischen so einige Musikschaffende, und so hatte er alle Hände voll zu tun. Neben dem eigentlichen Studio gab es in dem Gebäude auch Seminarräume, in denen sie ihre Coachings hielten oder sich auch mal mit einem Auftraggeber trafen. Es kam gut bei den Leuten an, wenn sie direkt dorthin eingeladen wurden, wo „alles” passierte. Yuriy hatte den Fakt, dass „Allee der Kosmonauten” zu bestimmt achtzig Prozent an seinem eigenen Computer entstanden war, daher immer lieber überspielt. Heute war Ivan da, der sich gerade mehr darauf konzentrierte, ein paar basslastige Remixe herzustellen als sein ganz eigenes Ding zu machen. Bei seinen Fans kam das gut an. Yuriy half ihm beim Abmixen, was leider immer noch ganz schön lange dauerte, da sie beide Perfektionisten waren. Als er gerade seine Jacke über einen Stuhl warf, steckte Kane den Kopf aus der kleinen Küche und begrüßte ihn. „Hey! Willst du auch einen Kaffee?” Yuriy nickte und kam näher. „Wusste nicht, dass du heute hier bist.” „Wollte ich ursprünglich auch gar nicht! Aber ein paar Termine haben sich verschoben, also dachte ich, ich sehe mal nach euch. Sag mal…” Er reichte Yuriy eine Tasse Filterkaffee aus der Kanne, die er gerade gebrüht hatte, „Erinnerst du dich an die Zahlen, die ich dir neulich gegeben habe? Du wolltest doch einen Freund von dir fragen, ob er sich die mal ansieht.” „Richtig.” Wieder griff Yuriy nach seinem Telefon. Kane hatte Kosten überschlagen, um das Studio weiter auszubauen, war dann aber unsicher geworden. Yuriy hatte angeboten, Kai zu fragen, ob er die Rechnung überprüfte. Das war vor zwei Wochen gewesen, kurz nach dessen Urlaub. „Sorry, ich hatte es auch vergessen. Ich frag mal nach.” Er ging zurück in die „Lounge”, die eigentlich nur ein Eingangsbereich mit ein paar alten Sofas war, warf sich auf ein Polster und wählte Kais Nummer. Es war egal, dass der andere auch schon längst im Büro war - wenn er beschäftigt war, nahm er einfach nicht ab und Yuriy wusste Bescheid. Heute meldete er sich allerdings schon nach drei Freizeichentönen. „Hey, was gibt’s?” „Hey, sag mal, erinnerst du dich an die Zahlen, die ich dir neulich geschickt habe? Die von Kane? Hattest du Zeit, dir das anzusehen?” „Ach ja.” Er hörte, wie Kai mit Papier raschelte. „Ja, ich hab sie hier. Es waren ein paar Fehler drin, aber nichts Großes.” Er hielt inne. „Mist. Ich hab per Hand korrigiert. Soll ich dir das einfach einscannen? Oder warte… Ich schick es dir.” „Es hat auch keine Eile...glaube ich”, sagte Yuriy. „Kein Problem!”, unterbrach Kai ihn, „Ich schick dir meinen Praktikanten, der hat eh noch viel zu wenig zu tun. Und kennt sich in der Stadt nicht aus. Heute Morgen ist er die Ringbahn falsch herum gefahren und war eine halbe Stunde zu spät.” „Der Arme”, sagte Yuriy feixend. „Übrigens, Servicemeldung: Boris und ich haben unseren jährlichen Check schon hinter uns, vergiss bitte deinen nicht.” „Hm?” Kai schien in der ersten Sekunde tatsächlich verwirrt. „Ach, das. Hab ich doch schon vor Japan gemacht. Bei mir ist alles in Ordnung, aber alles andere hätte mich bei meinem Liebesleben auch gewundert… Wie sieht es bei euch aus?” „Alles gut”, antwortete Yuriy, „Yay.” Ihm lag ein verbaler Seitenhieb in Richtung Miguel auf der Zunge, den er sich aber verkniff. „Großartig”, meinte Kai monoton, wahrscheinlich war er mit halbem Auge schon wieder in seine Arbeit vertieft. „Das ist doch ein Grund zu trinken, oder? Lass uns später was ausmachen.” „Hmm”, machte Yuriy, „Das ist ein Date.” Kai lachte nur. „Alles klar.” Sie verabschiedeten sich und Yuriy ließ die Hand mit dem Handy sinken. Legte den Kopf zurück auf die Lehne und seufzte. Er hatte das mit dem Date durchaus ernst gemeint. Irgendwie. Genauso, wie sein scherzhaftes Liebesgeständnis neulich vorm Zentrum eben auch nicht nur so gemeint war. Da hatte Kai ihm allerdings auch eine Steilvorlage gegeben. Seitdem fragte er sich, ob das mit Absicht passiert war. Bisher hätte er schwören können, zu wissen, wie Kai tickte, aber seit einigen Tagen war er sich da nicht mehr sicher. Als sie auf dem kalten Asphalt hockten und Kai ihn angesehen hatte, schien etwas in seinem Blick zu liegen, das mehr als nur freundschaftlich gemeint war. Davon war eben am Telefon nichts zu merken, und das frustrierte ihn. Was er selbst fühlte, war ihm spätestens seit dieser Nacht klar. Boris hatte Recht, er hatte seit drei verdammten Jahren Recht. Und jetzt? Die Gewissheit half ihm nicht weiter, denn wenn er eines wusste, dann, dass er Kai auf keinen Fall als Freund verlieren wollte. Es konnte einfach so viel schiefgehen. Und doch konnte er sich nicht davon abhalten, eindeutige Bemerkungen ihm gegenüber zu machen. Vielleicht, weil er trotzdem hoffte, dass Kai darauf einging. In diesem Moment tauchte Kane wieder auf und setzte sich schwungvoll neben ihn. „Mit wem flirtest du denn da die ganze Zeit? Doch nicht etwa mit dem Start-up-Hipster, der neulich hier war?” „Der Start-up-Hipster hat deine Zahlen korrigiert. Er schickt uns das Zeug heute noch her”, entgegnete Yuriy prompt, verscheuchte dabei alle Gedanken an Kai. „Ist noch was?” Kane zwinkerte ihm zu. „Ja, ich will noch was von dir”, fing er an. „Mir ist vorhin der Sänger abgesprungen, den ich für ein paar Tracks gebucht habe. Ziemlich kurzfristig. Also dachte ich, ich frage mal jemanden, von dem ich weiß, dass er Töne treffen kann. Na?” „Kane, ich will nicht den Gesang für deine Tracks machen, ich will sie remixen, wenn sie fertig sind”, sagte Yuriy etwas hilflos. Ja, er traf die Töne, aber alle seine Gesangseinlagen bisher waren rein aus der Not geboren. Es war ihm einfach unangenehm, sich selbst zu hören. „Okay, du darfst sie gerne remixen!”, rief Kane, „Aber ich weiß gerade echt nicht, was ich machen soll. Es ist wie verhext, niemand, den ich kenne, hat Zeit. Überlegst du es dir? Bitte?” Yuriy seufzte. Er konnte ihm keine Bitte ausschlagen, nicht nach allem, was der für ihn getan hatte. „Ja, ist gut. Ich überlege es mir.” Hoffentlich hatte Kane nichts gegen Autotune. Kai schob Kanes Finanzplan in einen Umschlag und lief in den Hauptraum, wo seine Consultants emsig vor sich hinarbeiteten. „Mariam”, sagte er, als er vor ihrem Tisch stand, „Kann ich mir Mr. Smith für eine Weile ausleihen?” Wyatt, der schräg hinter Mariam in einer ziemlich winzigen Ecke saß, zuckte merklich zusammen und warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu. Sobald er Mariams Zustimmung hörte, sprang er von seinem Platz auf. „Was kann ich für Sie tun?” Kai gab ihm einen Wink, damit er ihm folgte. „Es hat tatsächlich nichts mit Ihrer Arbeit hier zu tun, aber Sie könnten mir einen großen Gefallen tun”, begann er. „Würden Sie einen kleinen Botengang für mich erledigen? Das rechnet sich natürlich auf Ihre Arbeitszeit an. Und Sie können die Stadt etwas besser kennenlernen.” Wyatt wirkte etwas unsicher, seit das Wort „Botengang” gefallen war, doch seine Motivation kannte anscheinend keine Grenzen. Kai ahnte, der Kleine wollte ihm um jeden Preis gefallen und würde wahrscheinlich alles tun, was er von ihm verlangte. Es war ein wenig unheimlich. Gleich zu Beginn hatte Wyatt ihm ausführlich erzählt, wie er Hiwatari Enterprises zum Thema einer seiner Studienleistungen gemacht hatte, wobei er auf Kais Namen gestoßen war. Danach hatte er seine Berliner Karriere beinahe obsessiv verfolgt und unbedingt für ihn arbeiten wollen. Ein einziger Trost war, dass Wyatt auch von mindestens drei anderen Menschen genauso fasziniert war wie von Kai. Woher er die Energie dafür nahm, war schleierhaft. „Das kriege ich hin”, sagte Wyatt nun tapfer. „Bisher konnte ich mich selbst auf Englisch gut durchfragen.” „Hmm”, machte Kai nur. Er musste mit Mariam sprechen und Wyatt einen Sprachkurs besorgen. Klar, er würde mit Englisch und dem bisschen Deutsch, das er konnte, über die Runden kommen, aber so leicht wollte Kai es ihm dann doch nicht machen. Er war sich sicher, dass Wyatt genug Auffassungsgabe besaß, um die Arbeit und einen Abendkurs zu bewältigen. „Also schön.” Er reichte ihm den Umschlag. „Das sind wichtige Unterlagen, die bei Yamashita Records abgegeben werden müssen. Die sitzen in einem Tonstudio im Wedding, die Adresse ist vermerkt. Finden Sie das?” Wyatt warf einen Blick auf den Umschlag. „Ich denke schon…” „Gut. Geben Sie das bitte direkt bei Yuriy Ivanov ab, er weiß Bescheid, dass Sie kommen.” Er machte eine Pause. „Er ist lang und rothaarig, Sie können ihn gar nicht übersehen.” „Yamashita Records. Yuriy Ivanov.” Wyatt nickte. „Das schaffe ich!” Bevor Wyatt aus der Tür rauschen konnte, hielt er ihn noch ein letztes Mal zurück: „Ein kleiner Tipp noch, Mr. Smith - S41 fährt im Uhrzeigersinn, S42 entgegen. Versuchen Sie sich das zu merken. Und machen Sie Ihre Mittagspause, wenn Sie wieder da sind, ein Dienstgang ist keine Pause!” „Wird gemacht!”, rief der andere überschwänglich, dann stürmte er hinaus. Kai konnte sich ein leichtes Kopfschütteln nicht verkneifen, bevor er sich wieder umdrehte. Sein Blick begegnete dem Mariams, die im Türrahmen der Küche lehnte und grinste. „Sag jetzt nichts”, sagte Kai zu ihr und sie kicherte. „Keine Sorge, ich fühle mich auch schon wie seine Ersatzmama.” Yuriy und Ivan saßen vor dem elaborierten Mischpult und stierten auf die Monitore, die an der Wand hingen. Ihre Augen verfolgten die verschiedenen Tonspuren, die sich dort abspulten, während der Track durch die Kopfhörer schallte. Irgendwann pausierte Yuriy und wandte sich dem anderen zu. „Wenn du wirklich noch einen Raise am Ende haben willst, musst du nochmal verlängern, ich finde, sonst ist es zu abrupt.” Ivan nickte. „Ja, hast ja Recht. Also doch die vollen sieben Minuten.” Yuriy nickte. „Sollen wir mal laut hören?” „Auf jeden Fall!”, entgegnete Ivan grinsend und schaltete von den Kopfhörern um auf die Soundanlage. „Dreh ordentlich auf - ich will das schon die ganze Zeit mal richtig scheppern hören.” Und wenn Vanja scheppern sagte, dann meinte er es auch so. Zum Glück befand sich das Studio in einem Flachbau und die nächsten Wohnhäuser waren außerhalb des dazugehörigen Geländes. Ansonsten hätten sie sicher schon Beschwerden bekommen. Kaum hatte Yuriy den Play-Knopf gedrückt, flog ihnen der Beat um die Ohren. Der Raum mochte ja schallgedämpft sein, aber gegen die in die Wand eingelassenen Lautsprecher würde wohl nur meterdicker Stahlbeton ankommen. Das Intro war erfreulich kurz, und wie immer bei Ivans Stücken kam der erste Raise schon nach ein paar Sekunden. Sie warteten den darauffolgenden Bass Drop ab, bevor sie grinsend einschlugen, zufrieden mit ihrem Werk. In diesem Moment wurde die Tür hinter ihnen aufgerissen. Dort standen Mathilda und Salima; letztere brüllte „EY!”, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und machte ihnen mit einer unmissverständlichen Geste deutlich, dass sie die Lautstärke runterdrehen sollten. Yuriy griff blind aufs Mischpult und erwischte die Pause-Taste. „Sorry”, sagte Ivan langgezogen. „Aber geiler Track, oder?” Mathilda nickte aufgeregt. „Mega, Vanja!” „Jaja, damit basst du alle weg”, sagte Salima, „Aber jetzt macht leiser, wir fangen gleich mit dem Coaching an. Ach so, Yuriy, da ist jemand für dich - Kais Praktikant? Kann das sein?” Yuriy, der kurz verwirrt dreingeschaut hatte, lachte auf. „Er hat echt seinen Praktikanten geschickt!” In den bösen Wedding. Kai traute sich wirklich was. Umständlich löste er sich von seinen Kopfhörern, um aufzustehen; wie immer hatte er es geschafft, sich komplett in dem langen Kabel zu verheddern. „Ist okay, ich kümmere mich drum. Danke, Salima. Vanja, bin gleich wieder da.” Die Lounge war voller Menschen, doch er erkannte den Praktikanten sofort. Inmitten der Mitglieder ihres Kollektivs wirkte er wie von einem anderen Stern mit seinem hellen Sweater unter dem teuer aussehenden Mantel und den gebügelten Hosen. Eingeschüchtert drückte er eine Dokumententasche an seine Brust. Als er Yuriy bemerkte, wurde seine Mimik erst erleichtert und dann ziemlich erschrocken, vielleicht, weil er realisierte, wie groß (oder wie tätowiert, oder wie russisch) er wirklich war. Yuriy hingegen lobte sich im Stillen dafür, sein Sozialpädagogen-Mojo über die letzten Jahre nicht gänzlich verloren zu haben. Er begrüßte links und rechts die anderen, dann hatte er sich einen Weg zu dem Jungen gebahnt. „Du bist Kais Prakti?”, fragte er, und wiederholte, nachdem die Augen seines Gegenübers rund vor Schreck wurden, die Frage gleich noch mal auf Englisch. „Äh, ja! Wyatt Smith, schön Sie kennenzulernen, Herr Ivanov!” Es war löblich, dass er es trotzdem auf Deutsch versuchte. Yuriy streckte die Hand aus. „Na dann, Wyatt. Gib den Wisch mal her.” Er zog die Dokumente aus dem Umschlag und blätterte sie durch; eine Geste, die er sich ebenfalls in der Schule bei den gestandenen Lehrenden abgeguckt hatte und die alle einschüchterte, die noch keine zehn Jahre aus dem Bildungssystem raus waren. Entsprechend nervös wirkte Wyatt auch. „Alles klar, danke dafür”, sagte er schließlich, „Willst du noch einen Kaffee oder so was? Hier wird’s gleich wieder ruhiger, dann kannst du dich auch noch fünf Minuten hinsetzen.” „Oh!” Dem Kleinen entfuhr ein erleichterter Atemstoß. „Ähm, ich sollte wahrscheinlich sofort wieder zurück… Das hier zählt ja als Dienstgang.” „Ach so?” Yuriys Mundwinkel zuckten. „Das trifft sich gut. Warte kurz, ich hab auch noch eine Nachricht für deinen Boss, die kannst du gleich wieder mit zurücknehmen.” In einer Ecke der Lounge hatten sie ihre Printwerbung - Poster, Flyer, Aufkleber und so weiter - gesammelt. Er griff wahllos nach einem Postkartenaufkleber und fand in derselben Box einen dicken Filzstift. Sonntag, 20 Uhr, Lilli am Schlesi, XO, kritzelte er und setzte seinen Namen und ein großes Herz darunter. Er hatte Kai ein Date angedroht, also würde nun auch eines stattfinden. Weiter dachte er noch nicht. Normalerweise machte es ihn nicht nervös, mit Kai auszugehen, vor allem, da sie selten wirklich nur zu zweit in eine Bar gingen. Irgendwer bekam immer Wind davon und schloss sich an. Heute hoffte er, dass dem nicht so sein würde, und bei dem Gedanken wurden seine Finger kalt. Er trug die Karte zurück zu Wyatt und drückte sie ihm in die Hand. Der Praktikant war offensichtlich verwirrt, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen. Vorsichtig steckte er die Karte in seine Manteltasche und nickte Yuriy zu, der sich mit der Schulter gegen die Wand lehnte. „Na dann bis bald”, sagte er. „Und wenn du mal feiern willst wie Kai Hiwatari, schreib mir auf Facebook oder so - ich setz dich auf die Gästeliste.” Er zwinkerte, und Wyatts Augen wirkten schon wieder, als würden sie ihm gleich aus dem Schädel fallen. Vielleicht fügten sich erst jetzt ein paar Puzzleteilchen in seinem Kopf zusammen. Dann nickte er tapfer. „Ich merke es mir, Herr Ivanov! Auf Wiedersehen!” Ziemlich exakt anderthalb Stunden, nachdem er Wyatt hatte ziehen lassen, klopfte dieser wieder an Kais Tür. Etwas linkisch kam er hereingeschlichen und übergab ihm mit hochrotem Kopf eine Postkarte, auf der das Logo von Ostblocc prangte. Kai musste sich zusammenreißen, um eine stoische Miene beizubehalten, als er sie entgegennahm. Während er Yuriys Nachricht las, konnte er jedoch nicht verhindern, dass sich ein Lächeln in seine Wangen grub. Er schnaubte belustigt. „Der Arsch.” Erst dann fiel sein Blick wieder auf Wyatt, der immer noch im Raum stand und nicht wusste, wohin mit seinen Händen. „Danke, Mr. Smith”, sagte er fest, „Gehen Sie in die Pause, na los.” Das ließ sich der andere nicht zweimal sagen; augenblicklich war er hinausgewischt und schloss leise die Tür hinter sich. Sobald er wieder alleine war, nahm er die Postkarte erneut in die Hand. Starrte auf die Anweisungen in Yuriys sauberer, wenn auch etwas eckiger Schrift, und merkte, wie sein Gesicht warm wurde. Es war kein schlimmes Gefühl; er lächelte schon wieder. Wahrscheinlich würde er Yuriy noch ein, zwei Stunden schmoren lassen, rein aus Prinzip. Aber dann würde er ihm zusagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)