Schatten der Vergangenheit von Niomie ================================================================================ Kapitel 15: Andere Wege ----------------------- Zärtlich strich Asami über das blonde Haar unter seiner Hand. Lächelnd hob Akihito seinen Kopf und streckte sich dem Älteren entgegen bis dieser sich endlich zu ihm herabbeugte und ihre Lippen sich sanft berührten. Schmetterlinge tanzten in Akihitos Bauch während er die zärtlichen Berührungen genoss. Bevor er sich jedoch näher an Asami ran schieben konnte unterbrach dieser den Kuss und trat einen Schritt zurück. Enttäuscht senkte Akihito wieder den Kopf. Noch einmal strich Asami über seinen Kopf. "Ich komme heute etwas später, doch Suoh wird dir Gesellschaft leisten und heute Nachmittag wird der Therapeut wieder kommen." Gehorsam nickte Akihito, schaffte es jedoch nicht vollständig seine Enttäuschung zu verbergen. Wo gerade noch Schmetterlinge getanzt hatten war jetzt nur noch Ernüchterung. Der Yakuza schien davon nichts mitzubekommen. Wie jeden Morgen schlüpfte er erst in sein Jackett und zog dann den Mantel darüber. An der Tür traf er auf Suoh der sich respektvoll vor Asami verbeugte bevor er das Penthouse betrat. Frustriert blähte Akihito seine Wangen auf. So ging es jetzt schon seit drei Wochen. Am Anfang hatte er es noch verstanden, war er psychisch und auch physisch nicht in der Lage gewesen Asamis Nähe zu suchen. Er war dem Älteren sogar dankbar gewesen das dieser ihm die Zeit gab die er brauchte. Doch jetzt gab es nichts mehr was dagegen sprach, doch über einen Kuss waren sie seither nicht mehr hinaus gekommen. Wann immer Akihito sich dem Yakuza näherte wich dieser zurück und hielt ihn auf Abstand. Selbst wenn sie im selben Bett schliefen berührten sie sich kaum. Der Schmerz war so deutlich in den Augen des Jüngeren zu sehen das Suoh sich unbehaglich räusperte als er das Wohnzimmer betrat. "Wo geht Asami hin wenn er später nach Hause kommt?" Akihito stellte diese Frage mittlerweile regelmäßig und wie immer sah Suoh ihn nicht an wenn er antwortete. "Geschäfte." Die Antwort war genauso kurz wie nichtssagend. Dennoch war es Akihito gelungen in den letzten Tagen zumindest etwas heraus zu finden. Anscheinend fuhr Asami zu diesen Terminen selbst, denn vor vier Tagen war Kirishima im Penthouse aufgetaucht als alle dachten Akihito würde schon schlafen. Viel hatte Akihito nicht von dem leisen Gespräch gehört, doch mehrmals war der Name Kakashi gefallen. Da er jedoch nicht zugeben wollte das er gelauscht hatte konnte er natürlich auch nicht einfach fragen. Genervt strich Akihito sich die Haare aus den Augen und beobachtete weiter Suoh, der angestrengt aus dem Fenster sah. Wie immer klingelte es pünktlich und der Ältere sprang regelrecht erleichtert aus dem Sessel auf und ließ den Therapeuten herein. Auch diesmal schleppte er jede Menge an Material mit sich herum. Hastig ging Akihito ihm entgegen und nahm ihm die schwere Tasche mit den ganzen Farben ab. Gemeinsam verteilten sie die Zettel über den gesamten Boden, dann begann Akihito zu malen während der Therapeut versuchte ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Der Jüngere konnte nicht leugnen das es ihm schon sehr viel besser ging und das der Mann sich wirklich Mühe gab. Doch meistens wusste Akihito einfach nicht was er sagen sollte. Wie sollte er schon sein verrücktes Leben irgendjemanden erklären? Trotzdem gab der Mann nicht auf und kam fast jeden Tag vorbei. Allein schon diese Beständigkeit half dem Fotografen. Jeden Tag schienen die Bilder und Motive die er zu Papier brachte detailreicher zu werden. Hatte er am Anfang nur bunte Muster gemalt wurden jetzt auch Personen deutlicher, wenngleich er nicht besonders geschickt beim Zeichnen war. Mittlerweile hörte Akihito dem Therapeuten gar nicht mehr zu wenn dieser auf ihn einredete. Nur die Farben vor ihm waren noch wichtig. Langsam wechselte er von einem kalten blau zu gelb, orange und Gold. Er bekam noch nicht einmal mit wie der Arzt sich von ihm verabschiedete und die Farben auf dem Boden stehen ließ. Erst als Suoh ihn anstupste und das Mittagessen neben ihn stellte, bemerkte Akihito wie viel Zeit vergangen war. Müde rieb er sich über die Augen und sah sich um. Der gesamte Boden war jetzt mit seinen Zeichnungen bedeckt. Besonders das letzte Bild, welches komplett in Gold und braun gehalten war, stach ins Auge. Erschöpft lehnte Akihito sich zurück und starrte auf die gezeichnete Augenpartie. Noch ein wenig mehr Wärme in die Augen und es könnten die von Asami sein. In diesem Moment fasste Akihito einen Entschluss während er dem Blick auf dem Bild begegnete. Heute Abend würde er herausfinden wo Asami hinging. Es fiel ihm nicht schwer Suoh zu täuschen. Es war zur Routine geworden das Akihito Abends die Beruhigungstabletten nahm damit er besser schlafen konnte. Wie mittlerweile jeden Abend brachte Suoh ihm die Tabletten mit einem Wasserglas in das Schlafzimmer. Akihito hatte sich bereits fertig gemacht und lag frisch geduscht in Asamis großem Bett. Sofort nahm der Jüngere die kleinen Tabletten entgegen und steckte sie sich in den Mund bevor er einen großen Schluck aus dem Wasserglas nahm. Das Glas stellte er anschließend auf den Nachttisch und rollte sich fest in seine Decke ein. Er wusste das die Tabletten ihn während der nächsten Minuten schläfrig machen würden und rollte sich deshalb fest in seine Decke ein. Wie jeden Abend schaltete Suoh eine kleine Lampe neben dem Bett ein und löschte das Deckenlicht bevor er den Raum wieder verließ. Im Flur lauschte er noch einen Moment auf den gleichmäßigen Atem Akihitos, dann ging er in das Wohnzimmer und schaltete sich den Fernseher ein. Hastig spuckte Akihito die Tabletten aus die er unter seiner Zunge versteckt hatte. Seine Klamotten für diese Unternehmung hatte er in einen großen Leinenbeutel gestopft und schlich sich jetzt mit diesem in der Hand durch den Flur. Er hatte Glück. Anscheinend rechnete Suoh nicht mehr damit das Akihito aufwachen würde und war vollkommen vertieft in den Film auf dem Bildschirm. An der Tür schnappte er sich seine Schuhe und schlüpfte lautlos in das Treppenhaus. Die kurze Fahrt mit dem Aufzug nutzte Akihito um schnell seine Kleidung zu wechseln. Unten angekommen stopfte er hastig seine Schlafkleidung in den Beutel und legte ihn unauffällig hinter eine Grünpflanze im Eingangsbereich. Draußen angekommen blieb Akihito einen Moment wie erstarrt stehen. Er hatte das Penthouse nicht mehr verlassen seit er wieder hier war. Nicht einmal hatte er das Bedürfnis gehabt nach draußen zu gehen oder seine Freunde zu sehen. Sogar seine Familie hatte er nur angerufen und kurz mit ihnen gesprochen. Jetzt auf einmal wieder draußen zu sein verschlug ihm den Atem. Nur mühsam schaffte er es sich wieder zu sammeln. Ein Blick auf die Uhr zeigte Akihito das er sich beeilen musste. Hastig winkte er ein Taxi heran und er stieg ein. Die Adresse des Shion nennend, setzte sich das Gefährt in Bewegung und Akihito atmete erleichtert aus. Noch immer fühlte er sich nicht vollkommen sicher, doch es war nicht so schlimm wie erwartet. Er konnte es schaffen. Am Shion angekommen bat Akihito den Fahrer zu warten und stieg aus. Er brauchte nicht lange um zu finden was er suchte. Asamis Wagen stand noch immer auf seinem privatem Parkplatz, also hatte er das Shion noch nicht verlassen. Als könnte er Gedankenlesen trat genau in diesem Moment Asami durch die Tür und steuerte seinen Wagen an. Kurz war Akihito sprachlos. Noch nie hatte er den Yakuza selbst fahren sehen, und ihn jetzt so vollkommen selbstverständlich hinter dem Steuer zu erblicken war mehr als ungewohnt. Jetzt musste er sich beeilen. So schnell er konnte rannte er zu seinem Taxi zurück und ließ es in einem Sicherheitsabstand Asami folgen. Vor Aufregung bekam Akihito einen ganz trockenen Mund je länger die Fahrt dauerte. Lange musste er nicht warten bis Asami sein Ziel für diesen Abend erreichte. Akihito kannte das Vergnügungsviertel von Shinjuku. Kabukicho war für sein Rotlichtvergnügen sowie auch für Karaoke-Bars und gute Restaurants bekannt. Ohne zu Zögern verschwand der Wagen Asamis in einer Tiefgarage. Hastig bezahlte Akihito sein Taxi und folgte dann so schnell er konnte zu Fuß. Hektisch sah der Fotograf sich um. Überall um ihn herum leuchteten die Lichter der Reklame und erschlugen ihn fast. Noch bevor er einen Schritt in Richtung Asamis gemacht hatte, wurde er schon von mehreren Männern angesprochen die ihm die Vorteile der jeweiligen Bars anpriesen. Schon fast rüde musste Akihito sich von ihnen lösen bis er endlich die Tiefgarage erreichte in der, der Yakuza verschwunden war. Sofort wurde es ruhiger um ihn herum je tiefer er rein ging. Schnell hatte Akihito den Wagen gefunden, doch von Asami war nichts mehr zu sehen. Gerade als er dachte das der Ältere ihm entwischt war, wurde am anderen Ende der Tiefgarage eine Tür geöffnet und laute Musik war zu hören. Neugierig näherte Akihito sich den Geräuschen und sah gerade noch wie zwei ganz in Leder gekleidete Männer zu einem der geparkten Wagen gehen. Hektisch versteckte der Fotograf sich hinter einem Pfeiler als der Motor gestartet wurde und der Wagen davonfuhr. Neugierig geworden bewegte Akihito sich auf die Tür zu und öffnete sie. Wieder schlug ihm laute Musik entgegen. Noch bevor er sich weiter umsehen konnte griff eine große Hand nach ihm und hielt ihn fest. Anscheinend stand er gerade im Eingangsbereich eines privaten Clubs. Der Mann vor ihm musterte ihn nicht gerade freundlich als er knurrend fragte: "Referenzen?" Für einen Moment wurde Akihito panisch, doch dann griff er hektisch nach seinem Portmonee und zog die Mitgliedskarte des Shion heraus. Asami hatte sie ihm gegeben damit er immer hereinkommen konnte wann er wollte. Bisher hatte Akihito davon selten Gebrauch gemacht, doch jetzt war er dankbar für die Karte. Sofort wurde er los gelassen und der Mann nickte ihm mürrisch zu. Nervös strich Akihito noch einmal sein Hemd glatt bevor er die Tür vor sich aufschob und endgültig den Club betrat. Auf dem ersten Blick glaubte Akihito wieder im Kimyona zu sein. Auch dieser Raum wurde von einer großen Tanzfläche dominiert und hatte dunkle Séparées an den Seiten. Unsicher bahnte Akihito sich einen Weg durch die tanzende Menge und hielt nach Asami Ausschau. Im letzten Moment erblickte er den Yakuza der zielgerichtet das andere Ende des Clubs ansteuerte. Ohne zu Zögern öffnete er eine unscheinbare Tür und trat hindurch. Akihito brauchte eine ganze Weile bis er es über die Tanzfläche geschafft. Zu seinem Leidwesen lies die Tür sich nicht von ihm öffnen und ihm blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Fluchend bahnte Akihito sich seinen Weg über die Tanzfläche zu der großen Bar. Ihm entgingen dabei nicht die begehrlichen Blicke die ihm zugeworfen wurden, doch er versuchte sie weites gehend zu ignorieren. An der Theke angekommen war Akihito schweißgebadet. Schon beinahe hektisch bestellte er sich einen Coctail von dem er hoffte das der Alkoholgehalt hoch genug war um ihn zu beruhigen. Dabei hatte er Glück und ergatterte einen Sitzplatz der es ihm erlaubte die Tür durch die Asami verschwunden war im Auge zu behalten. Genau wie im Kimyona gab es auch in diesem Club genug zu sehen um sich von der Wartezeit abzulenken. Mit der Zeit begriff Akihito warum er nicht durch die Tür gekommen war. Anscheinend konnte man die dahinter liegenden Zimmer für eine bestimmte Zeit mieten und bekam den Schlüssel dafür an der Bar ausgehändigt. Anscheinend hatte Asami solch einen Schlüssel bei sich gehabt. So das sich für Akihito die Frage stellte mit wem der Yakuza da in einem der Zimmer war. Je länger er darauf wartete das Asami wieder auftauchte desto schmerzhafter wurde das Gefühl des Verrats. Natürlich hatte er nicht erwartet das Asami ewig auf ihn warten würde, erst recht nicht wenn dieser ihn für Tod hielt. Doch jetzt hier zu sitzen und es zu sehen wie der Ältere einen anderen aufsuchte war beinahe mehr als Akihito ertragen konnte. Jetzt ergab es natürlich einen Sinn das der Yakuza sich nicht mehr von ihm berühren lassen wollte, das er es kaum schaffte einen unschuldigen Kuss mit ihm zu tauschen. Zitternd stürzte Akihito den Coctail herunter und bestellte sich sofort einen neuen. Mühsam nur schaffte er es die Tränen zurückzuhalten während die Zeit verging. Mehrmals wurde er angesprochen doch Akihito ignorierte die Männer um sich herum. Er klammerte sich an sein Glas als wäre es ein Rettungsring. Nach dem fünften Getränk wurden die Geräusche langsam verschwommener und er begann sich zu entspannen. Er brauchte einen Moment bis er den Mann hinter sich bemerkte. Lässig lehnte er sich an Akihito vorbei gegen die Bar und nahm ein Bier entgegen. Erst wollte der Fotograf ihn ignorieren und seine Gedanken weiter in Alkohol ertränken. Doch dann hörte er wie der Mann neben ihm mit Kakashi angesprochen wurde. Unwillkürlich riss Akihito die Augen auf und musterte sein Gegenüber. Groß war das erste Wort was ihm einfiel um den anderen zu beschreiben. Mit Sicherheit war Kakashi noch ein gutes Stück größer als der nicht gerade kleine Asami. Seine Oberarme waren breiter als Akihitos Oberschenkel und genauso muskulös wie der Rest des Körpers ohne jedoch zu übertrieben zu wirken. Es passte einfach alles zusammen, genauso wie das schwarze Haar was schulterlang war und leicht zerzaust in alle Richtungen abzustehen schien. Die dunklen Augen blieben an dem ihn anstarrenden Akihito hängen und der Größere grinste spöttisch zurück. "Ey, Kleiner, wenn du was von Kakashi willst dann musst du wie alle anderen auch dir einen Termin holen, er macht keine spontanen Sessions!" Erschrocken zuckte Akihito zusammen und sah zu dem Barmann rüber der ihn jetzt scharf musterte. "Ganz ruhig, Taki. Das ist der Kleine von Asami. Ich denke ich habe noch ein wenig Zeit um mich mit ihm zu beschäftigen." Die Reaktion auf Asamis Namen war nur zu deutlich. Die Augen des Mannes, der mit Taki angesprochen worden war, weiteten sich und er trat unwillkürlich einen Schritt von Akihito zurück, obwohl doch schon der Tresen zwischen ihnen war. Ohne auf den Anderen zu achten drehte Kakashi sich wieder zu dem Fotografen herum. "Komm mit, ich denke wir müssen uns mal unterhalten." Unsicher erhob Akihito sich um dem Größeren zu folgen der sich mühelos seinen Weg über die Tanzfläche bahnte. Nervös betrat der Fotograf den Flur dahinter. Der dicke rote Teppich dämpfte ihre Schritte bis Kakashi vor einer weiteren Tür stehenblieb und sie öffnete. Auf einen Wink des Größeren trat Akihito ein und erstarrte. Auch hier lag der rote Teppich, insgesamt war der gesamte Raum in rot und schwarz gehalten. Ein großes Bett stand genau gegenüber der Tür und dominierte das Zimmer. Direkt davor hingen verschiedene Ketten und Fesseln von der Decke, bereit dazu benutzt zu werden. Direkt neben der Tür stand ein wuchtiger Schrank in dem wahrscheinlich das Spielzeug griffbereit aufbewahrt wurde. Ein Andreaskreuz an der Wand und eine Liege an der gegenüberliegenden Seite vervollständigten die Einrichtung. Zitternd schnappte Akihito nach Luft. Ein grausamer Schmerz zog sich durch sein Innerstes hoch zu seiner Wirbelsäule. Akihito zitterte jetzt so stark das seine Zähne hörbar aufeinander schlugen während er weiter um Sauerstoff rang. Stählerne Bänder hatten sich um seine Brust gelegt und machten ihm das Atmen unmöglich. Für einen Moment schaffte er es seine Hände zu Fäusten zu ballen bevor sie wieder kraftlos herabsanken. Sein Körper war schweißgebadet während schwarze Punkte vor seinen Augen tanzten. Ein lauter Schrei kam aus seiner Kehle als er plötzlich Hände auf seinem Körper spürte, große Hände. Dann lag er auf einmal auf der Seite und kühle Seide schmiegte sich an seine Wange. Akihito begriff das er im Bett lag. Hinter ihm lag Kakashi und hörte keine Sekunde auf ihn zu streicheln und beruhigende Worte ins Ohr zu murmeln. Nur langsam gelang es Akihito die Panikattacke zu überwinden. Erst als er es schaffte sich herumzudrehen und dem anderen ins Gesicht zu sehen wurde er ruhiger. Schwarze Augen blickten auf ihn herab und langes schwarzes Haar kitzelte ihn an seiner Wange als Akihito seinen Kopf gegen die breite Brust presste und zitternd ausatmete. Noch immer strichen die Hände des Älteren über den bebenden Rücken. Endlich gelang es Akihito sich soweit zu sammeln um ein einziges Wort zu krächzen. "Entschuldigung." Aufmerksam wurde er weiter gemustert, doch Kakashi machte keine Anstalten sich von dem Kleineren zu lösen. "Was machst du in einem BDSM Club wenn du schon allein von einem Zimmer eine Panikattacke bekommst?", fragte er leise. Mühsam setzte Akihito sich auf und zog seine Beine so heran das er seinen Kopf darauf ablegen konnte, während er seine Arme um sie schlang. Es dauerte lange bis er antwortete, doch Kakashi wartete geduldig. "Ich wusste nicht das er zu so einem Club geht. Eigentlich wollte ich nur sehen wo er ist wenn er mir sagt das er später kommt." Es war nicht nötig einen Namen zu nennen, sie wussten beide um wenn es bei diesem Gespräch ging. Kakashis Gesichtsausdruck blieb vollkommen ausdruckslos während er seine nächste Frage stellte. Jedoch ließ er den Jüngeren dabei keine Sekunde aus den Augen. "Warum hast du gerade so heftig auf diesen Raum reagiert?" Unbehaglich lachte Akihito auf und versuchte so unbefangen wie möglich zu klingen. "Ich war wohl etwas überfordert." Sofort verengten sich die schwarzen Augen zu Schlitzen und wurden hart. Akihito bemerkte den Stimmungsumschwung sofort und schreckte ängstlich zurück als Kakashi nach ihm Griff. Trotzdem bekam der Größere ihn ohne Mühe im Genick zu fassen und zog ihn wieder zu sich herunter. Deutlich konnte Kakashi spüren wie sich der zarte Leib verkrampfte und Akihitos Atem wieder nur noch stoßweise kam. Bestimmt zog er den Kopf zu sich heran so das seine Lippen die empfindliche Ohrmuschel berührte. "Lüg mich niemals an, Akihito. Ich bemerke sofort wenn mir jemand nicht die Wahrheit sagt. Und jetzt fangen wir noch einmal von vorne an. Ich stelle eine Frage und du wirst darauf antworten, hast du das verstanden?" Hilflos nickte Akihito in dem festen Griff, während er versuchte seinen panischen Herzschlag zu beruhigen. Anscheinend war Kakashi mit seiner Antwort zufrieden, denn er ließ den Jüngeren los und sah zu wie dieser hastig vor ihm zurück wich und sich so weit weg wie möglich ohne aus dem Bett zu fallen aufsetzte. "Ich warte. Warum hast du gerade so heftig reagiert? Sag mir die Wahrheit, ich habe schon am Tresen gesehen wie unwohl du dich hier fühlst und wie unruhig du wurdest wenn dich jemand angesprochen hast." Nervös biss Akihito sich auf die Lippe, während seine Finger sich unruhig in der Decke unter ihm vergruben. Mühsam zwang er sich die Worte über die Lippen die er noch nicht einmal seinem Therapeuten gesagt hatte. "Ich... war schon mal in einem solchen Club. Der hieß... glaube ich... Kimyona." Bestätigend nickte Kakashi, er kannte den Club und auch seinen Manager. "Es war das erste Mal das ich in einem solchen Club war. Asami... ist nicht der Typ der gerne teilt. Mit ihm war ich meistens Zuhause oder wir sind in ein Hotel gefahren, es war immer sehr privat und... intim." Akihito starrte ins leere während er über die nächsten Worte nachdachte. "Der Abend war anders. Etwas an ihm war anders Ich hatte das Anwesen seit einem halben Jahr nicht mehr verlassen und wurde vollkommen abgeschirmt. Besonders in den ersten Wochen wurde ich sehr genau unterwiesen, Fehler wurden nicht geduldet." Irritiert zog Kakashi seine Stirn kraus, doch noch unterbrach er den Jüngeren nicht, der anscheinend endlich einen Faden gefunden hatte dem er folgen konnte. "Er stand drauf mich zu unterdrücken, genoss es wenn ich gehorchte. Besonders liebte er es mich hilflos zu sehen. Sein Lieblingsspielzeug war ein ziemlich stabiler, lederner Maulkorb mit einem Knebel und einem Gurtzeug. An jenem Abend habe ich nur den Maulkorb getragen. Er hat mich ausgeführt wie einen Hund. Erst hat er mich im Auto warten lassen und danach wurde ich an der Leine in den Club geführt. Es hat mich noch nicht einmal mehr gestört, ich war zufrieden das er mich mitgenommen hat..." Die Stirnfalten waren immer tiefer geworden je länger Akihito geredet hatte, jetzt konnte Kakashi sich eine Frage nicht mehr verkneifen. "Asami?" Erschreckt blickte Akihito auf und sah in die auf ihn gerichteten schwarzen Augen. "Nein, Ryotaro. Ich war ein ganzes Jahr nicht in Tokio. Er hat es nicht erlaubt. Asami hat geglaubt ich wäre Tod." Nachdenklich nickte der Ältere. Zwar wusste er nicht alles, doch auch er hatte die Unruhen auf Tokios Straßen vor etwa einem Jahr mitbekommen. Besonders die Brände in Asamis Club waren durch alle Medien gegangen. Kurz danach hatten Asamis Besuche bei ihm begonnen. Erst nur einmal im Monat, mittlerweile etwa zwei Mal die Woche und auch das nur weil er keine weiteren Termine akzeptiert. Auch Asamis Körper brauchte Zeit um sich von den anstrengenden und schmerzhaften Sessions zu erholen. Akihitos Stimme brachte ihn wieder zurück. "Der Abend war erst ganz in Ordnung. So viele Menschen hatte ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Doch dann... kam... jemand... und Ryotaro war danach verärgert. Er suchte mit mir die hinteren Zimmer auf. Es sah nicht genauso wie dieses hier aus, doch die Ausstattung war fast die selbe. Bis gerade eben...," mühsam schluckte Akihito und strich nervös über das glatte Bettlaken, "habe ich nicht wieder daran gedacht. Es ist einfach zu viel passiert in dem letzten halben Jahr. Asami hat mich wieder nach Hause geholt und sorgt wirklich gut für mich. Beinahe jeden Tag kommt ein Therapeut der mir helfen soll alles zu verarbeiten. Er sorgt auch dafür das ich niemals alleine bin. Entweder ist er persönlich anwesend oder Suoh und Kirishima wechseln sich ab. Doch etwas stimmt nicht. Ich kann es nicht genau in Worte fassen, aber etwas ist anders. Vielleicht ist mittlerweile auch einfach zu viel passiert und ich muss akzeptieren das ich ihn verliere. So hat er nicht einmal reagiert als ich aus Russland zurück gekommen bin und auch nach Hongkong hat er sich nicht so verhalten." Die letzten Worte waren immer leiser geworden und zum Ende hin starrte Akihito auf die Decke unter sich. Erschrocken zuckte er zusammen als eine warme Hand tröstend über seine Wange strich. "Du verlierst ihn nicht Akihito. Ich fürchte viel eher das er sich selber verloren hat in dem letzten Jahr. Was auch immer da genau zwischen euch vorgefallen ist, er kann nicht wirklich damit umgehen und jetzt hat er Angst. Dein Yakuza ist nicht gerade von der gesprächigen Sorte, deshalb hat er den Weg zu mir gefunden." Ein Funken Hoffnung war in Akihitos Augen aufgetaucht. Ein dicker Kloß hatte sich in seiner Kehle gebildet als er sich traute zu fragen. "Dann kommt er nicht deinetwegen hier her?" Entspannt lachte der Größere auf und strich Akihito über die Haare. "Natürlich kommt er meinetwegen, doch anders als du denkst. Er kommt zu mir weil nur ich ihm meinen Willen aufzwingen kann, weil er es genießt sich mir zu unterwerfen und, wenn auch nur für kurze Zeit, nicht selber entscheiden zu müssen. Bist du mit Shibari vertraut Akihito?" Verlegen schüttelte der Jüngere mit dem Kopf, hörte jedoch genau zu. "Shibari ist eine Kunst. Es geht nicht nur darum den anderen zu fesseln und hilflos zu machen. Jeder Knoten will genau überlegt sein und muss gut sitzen damit er nicht weh tut oder im Extremfall Schäden hinterlässt. Am Ende ist es ein Kunstwerk. Es kann sehr sinnlich sein den anderen zu fesseln und solch eine Session kann sich über mehrere Stunden erstrecken. Wie es dann weiter geht hängt vom jeweiligen Partner ab. Dein Asami gehört nicht gerade zu der kuscheligen Sorte und bevorzugt eine etwas härtere Gangart. Er wird erst anschmiegsam wenn es vorbei ist und auch dann nur so lange wie er für seine Erholung braucht." Nachdenklich sah Akihito den anderen an. Er konnte sich nur zu gut vorstellen was Kakashi da gerade taktvoll umschrieben hatte. Trotzdem hatte er seine Probleme damit sich Asami gefesselt und hilflos vorzustellen, besonders das er dies Freiwillig tat fiel ihm schwer zu glauben. Doch er hatte keinen Grund Kakashi zu misstrauen. Das letzte Jahr hatte bei ihnen allen Spuren hinterlassen, vielleicht war es an der Zeit andere Wege zu gehen. Für ihn stand es auf jeden Fall fest das er alles versuchen würde um Asami wieder zu sich zurück zu holen. Unsicher sah er in die schwarzen Augen seines Gegenübers, der den Blick mühelos erwiderte. Die Frage kostete ihn mehr Kraft als er es für möglich gehalten hätte und er wusste auch nicht wie weit er den Weg würde gehen können, seine letzte Panikattacke steckte ihm dafür noch zu tief in den Knochen. Für Asami jedoch würde er alles geben und einfach alles versuchen, selbst wenn das hieße über seine eigenen Grenzen hinauszugehen. "Würdest du mir zeigen was Asami hier her zieht?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)