Der Tiger im Käfig von KatieBell ([Yuriy x Mariah]) ================================================================================ Kapitel 6: Die Probleme anderer ------------------------------- Als das Grillfleisch so langsam fertig war und sich die Meute daran bediente, saß Yuriy eher wieder ein bisschen Abseits. Er beobachtete penetrant die Rosahaarige. Es juckte ihn in den Fingern, noch einmal das Gespräch mit ihr zu suchen, aber Kai hatte ihm ja schon angedroht, dass er es sein lassen sollte. Es war deprimierend. Da saß er hier schon fest und konnte sich nicht einmal amüsieren. Seine Blase drückte. Er stellte sein Glas zur Seite und stand auf. Er stellte sich hinter Gary. „Ich muss mal pinkeln. Wo...“ „Die Tür rein, ganz durch.“ Er bedankte sich noch nicht einmal und hatte schon die Bungalows angesteuert. Er betrat es und ging den Flur entlang. Dabei kam er an einem Raum vorbei, dem eine kleine Küche ähnelte. Er hörte Stimmen darin und hielt kurz an. Die Tür war nur angelehnt gewesen. Er war schon immer neugierig gewesen... „Es wäre vielleicht besser, wenn du hier übernachtest.“, hörte er Kevin sagen. „Wieso? Wir haben das hier alles eingerichtet für Hiromi und-“, sagte die andere Stimme, die er eindeutig als Mariah erkannte. „Lee ist oben.“ „Was will er denn schon wieder?!“ „Ich vermute mal, er hofft darauf nochmal mit dir reden zu können.“ „Das kann er vergessen.“ „Jedenfalls. Bleib lieber hier. Ich bin ehrlich zu dir, ich verstehe Lee besser als dich. Aber ihr habt euch schon das letzte Mal fast die Köpfe eingeschlagen. Und Meister Tao ist alt. Der ganze Stress tut ihm nicht gut.“ „Du bist also auf seiner Seite?!“, stieß sie entrüstet hervor. „Bitte. Das ist nicht das Thema. Ich möchte mich nicht mit dir streiten. Ich versuche nur, euch beide ein bisschen auf Abstand zu halten. Du kannst ihm natürlich nicht ewig aus dem Weg gehen. Aber irgendwann wirst du dich beruhigen und du wirst sehen, dass Lee immer nur das Beste für dich wollte.“ „Das BESTE? Du... ihr seid alle vom selben Schlag, weißt du das!? Ich hab's satt, dass ihr immer denkt, ihr müsstet entscheiden, was ich zu tun und zu lassen habe!“ „Aber nur so ist es richtig und ist der richtige Weg. Und auch mit Rei-“ „Weißt du was? Leck mich! Ihr... ihr versteht rein gar nichts!“, giftete sie, als sie ihm ins Wort fiel. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und die Rosahaarige kam heraus, knallte dabei die Tür so laut zu, dass ein bisschen Putz von der Decke rieselte. Leider stand Yuriy immer noch im Flur und sie stieß mit ihm zusammen. „Herrgott! Kannst du nicht aufpassen!“, zischte sie in rage und sah erst jetzt zu ihm auf, „Du...“, spuckte sie hervor und holte zugleich zum nächsten Schlag aus, „Hast du schön gelauscht und dir einen Ast angelacht?!“ Er fühlte sich überrumpelt. Er wusste ja, dass sie Feuer besaß, aber das sie so lodern würde... Der rothaarige Russe wollte gerade eine anzügliche Bemerkung fallen lassen, als sie ihm bereits wieder zuvor kam. „Geh mir aus der Sonne.“, giftete sie abermals, schubste ihn zur Seite und verschwand nach draußen. Yuriy war viel zu perplex erinnerte sich dann aber an seine Blase und drehte sich wieder um. Toilette. Jetzt. * * * Es war spät nachts als Mariah wie immer an ihrem Lieblingsfluss saß. Sie konnte wie immer nicht schlafen. Ihr ging es immer schlechter, je länger dieser Streit mit Lee andauerte. Trotz dessen, dass sie Kevin so angefahren hatte, hatte sie seinen Rat befolgt und war in eines der Zimmer des Bungalows gezogen. Vorerst. Sie wollte nicht mit ihm reden, bis er es einsah und nicht sie. Auch wenn er ihr Bruder war, und sie vermisste ihn natürlich, aber sie wollte auch nicht klein bei geben. Das musste er doch irgendwann einsehen?! Sie seufzte und sah zum Fluss. Er war nicht tief. Früher als Kinder haben sie hier gespielt. Sie, Lee, Gary, Kevin und auch Rei. Sie waren wie eine Familie. Sie wollte auch Rei irgendwo zu ihrer Familie zählen, aber solange er so am Rad drehte, war das unmöglich. Seit der Trennung hatte er sie bombardiert mit Nachrichten und Anrufe. Und manchmal zu unmöglichsten Zeiten. Er verstand einfach nicht, dass es Aus war. „Du auch hier?“ Sie wandte sich um und stöhnte genervt aus, als sie den rothaarigen Russen entdeckte. „Verfolgst du mich?“ „Nein. Ich kann nur nicht mehr schlafen. Wieso hab ich das Zimmer neben der Lustgrotte bekommen?“ „Lustgrotte?!“, fragte sie nach, da sie ihm nicht folgen konnte. Er ging auf sie zu und setzte sich einfach ungeniert neben sie. Sie wollte etwas sagen, aber beließ es dabei. Eigentlich wollte sie nur ein bisschen Stille um sich herum haben. Blieb ihr wohl nicht gewährt. „Kai und Hiromi.“, antwortete er knapp „Oh.“ Waren sie echt so schlimm? Sie konnte sich das nicht vorstellen. Hiromi, das vom grauen Mäuschen zu einer scharfen Ratte wurde. Der Vergleich war ein bisschen merkwürdig, aber es schien zu stimmen,... nach seinen Aussagen. „Du hast nicht zufällig Ohrenstöpsel?“, hörte sie ihn aus dem Kontext gerissen, fragen. „Nein.“ Sie wollte kein Stück mit ihm reden. Dafür war sie gerade nicht in Stimmung und auch wollte sie jetzt nicht über den Sex zwischen Hiromi und Kai reden. Das ging sie nun wirklich nichts an. Sie dachte kurz an vorhin zurück. Als sie sich mit Kevin gestritten hatte. Der Russe musste alles gehört haben und ihr ging es deutlich gegen den Strich. „Wieso kannst du nicht schlafen?“, versuchte er erneut ein Gespräch mit ihr anzufangen. „Wer sagt, dass ich nicht schlafen kann?“ „Antwortest du immer auf eine Frage, mit einer Gegenfrage? Das ist anstrengend.“ „Vielleicht ist es die Art dir zu sagen, dass ich keine Lust auf deine Gesellschaft habe.“ „Touché.“, erwiderte er. Sie dachte, er würde jetzt gehen, doch er blieb an ihrer Seite. Sie wusste nicht, was das sollte. Sie hatte ihm keine Anzeichen gegeben, dass sie ihn hier haben wollte. Sie war einfach viel zu viel mit sich selbst beschäftigt. Plötzlich summte ihr Smartphone. Mariah stöhnte genervt auf und holte es aus ihrer Hose hervor. „Nicht der schon wieder...“, murmelte sie und schaute auf den Display. Eine Nachricht blinkte hervor, die von keinem anderen als von Rei kam. Sie wollte die Nachricht direkt löschen. Sie hatte keine Lust mehr, seine Entschuldigungen zu lesen, oder anzuhören. Er verstand einfach nicht, dass sie keine Lust mehr hatte. „Wer versuchst sein Glück, um halb drei nachts bei dir?“ Mariah atmete laut aus. Eigentlich wollte sie ihm nichts erzählen, aber er ließ ja sowieso nicht locker. Sie wusste nicht, warum sie ihm ihr Handy überreichte und ihn darauf schauen ließ. „Von Kon? Das sind... viele Nachrichten... und Anrufe. Sind die alle von heute?“ „Was du nicht sagst.“, spuckte sie regelrecht, „Ich muss mir morgen unbedingt eine neue Nummer zuweisen lassen. Ich halt das nicht mehr aus.“, sagte sie leise und schlug die Hände über ihren Kopf zusammen. „Er stalkt dich aber nicht, oder?“ „Nein... aber reicht das nicht aus?“, fragte sie und merkte diesmal selber, dass sie schon wieder eine Gegenfrage stellte, „Deswegen kann ich nicht schlafen. Weil immer dann, wenn ich vielleicht gerade eindöse, summt dieses scheiß Handy. Selbst wenn ich es auf lautlos habe, es leuchtet auf und weckt mich. Ich hab eh schon so einen leichten Schlaf. Es macht mich noch verrückt.“ „Wirf es weg.“ „Was?“ „Oder blockier' ihn. Es gibt so viele Möglichkeiten, ihn aus deinem Leben zu verbannen.“ „Ich will ihn aber nicht aus meinem Leben verbannen. Du hast gar keine Ahnung! Halt dich doch einfach raus.“, zischte sie, nahm ihm das Handy ab, stand auf und dampfte wütend zurück. Yuriy sah ihr solange hinterher, bis sie um die Ecke verschwand... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)