Juwelen im Dreck von CeBe13 (Von Sachen die wir nicht vergessen sollten) ================================================================================ Kapitel 1: Juwelen im Dreck --------------------------- Das kleine Mädchen zieht an seiner Jacke. "Wie heißen ssi?" Durch die Zahnlücke lispelt sie ein wenig. Der Mann dreht sich zur Seite und ignoriert das Mädchen, doch die Kleine zupft wieder an seinem Ärmel. "Wie heißen ssi?" Er dreht sich genervt weg und telefoniert weiter. "Ich kann doch auch nichts dafür, dass der Zug ausgefallen ist." Das 'Pilip' des Handys ersetzt die Antwort seines Gesprächspartners und er schaut verwirrt auf das dunkle Display. "Heute ist nicht mein Tag." seufzt er und blickt hilfesuchend zum Himmel, doch der bleibt dunkel und stumm. Stattdessen spürt er erneut wie jemand an seinem Ärmel zupft. "Nun sag schon, wie heißen ssi?" Er blickt zu dem Mädchen runter und antwortet abwesend . "Hat deine Mama dir nicht gesagt, dass man nicht mit fremden Männern sprechen soll?" Die Kleine strahlt ihn an. "Deswegen sollen ssi mir deinen Namen sagen, dann kenne ich dich." Für einen kurzen Moment ist er sprachlos, dann lacht er herzlich und sein Gesicht wird ganz hell. "Hey ich bin Clemens, aber du darfst mich Ce nennen." Das Mädchen gibt ihm die Hand. "Ich heiße Luna." Das Mädchen setzt sich auf eine rosa Decke, die sie neben ihm ausgebreitet hat und klopft darauf. "Setzt du dich zu mir?" Ce blickt in die strahlenden Augen des Mädchens, gibt sich einen Ruck und setzt sich zu ihr. " Du weißt, dass dein Name Mond heißt? Und wenn du jetzt an den Sternenhimmel guckst, dann werden wir sehen, dass dort kein Mond mehr ist. Weil Luna hier unten im Bahnhof ist." "Ce, warum hast du mir nicht geantwortet? Mama sagt es ist unhöflich nicht zu antworteten." "Weil ich nicht hier sein will. Ich war zu einer Weiterbildung in Freiburg und wollte mit dem Auto fahre. Doch mein Auto ist kaputt gegangen. Dann bin ich mit dem Zug gekommen und grade noch rechtzeitig angekommen. Doch mein Zug nach Hause fällt aus und jetzt sitze ich hier auf dem Bahnhof fest. " Das Mädchen nimmt seine Hand in ihre kleine und ganz vorsichtig streichelt sie über seine Finger. "Magst du nicht hier bei mir sein? "Ich hatte es nicht geplant und ich wollte mit Sicherheit nicht unter freiem Himmel auf dem Bahnsteig übernachten. Normalerweise schlaf ich dann in einem Hotelzimmer, aber wegen der Freiburger Chornacht ist in der ganzen Stadt kein Zimmer mehr frei. " "Ich teile meine Decke mit dir, dann hast du es heute Nacht gut." Sie sagt das mit einer solchen Sicherheit, dass er ihr einfach nur glauben muss, glauben will. Er legt seinen roten Rucksack neben sich und Luna benutzt diesen als Kopfkissen. "Autsch, dass ist ja ganz hart." Ce öffnet die kleine Tasche an dem rechten Riemen und nimmt einen Schwarz weißen Stein raus und betrachtet ihn versonnen. "Luna, das ist ein Stein vom Ostsee Strand. Den habe ich vor ganz langer Zeit in die kleine Tasche von meinem Rucksack gesteckt, er sollte mich auf allen meinen Wegen an die See und die Wellen erinnern. " Das kleine Mädchen kuschelt sich an seine Beine und legt ihren Kopf auf seinen Schoß. Ce schließt seine Augen und erzählt ihr vom Meer. "Wenn ich ihn in die Hand nehme und die Augen schließe kann ich das Meer hören. Wie die Brandung in ständiger Wiederholung bricht. Ohne Rhythmus und ohne Plan und trotzdem beruhigend wie eine Umarmung für die Ohren. Ich kann das Salz in der Luft riechen und meine Lunge fühlt sich sauber an, und voller Luft und Leben. " Luna nimmt die Hand des Mannes und legt ihr Gesicht darauf, wie auf ein Kopfkissen und lauscht gebannt seiner Erzählung. "Als Kinder haben wir mit unserem Dad Sandburgen gebaut. Dazu hat er immer mindestens eine große Schüppe mit zum Strand gebracht. Wir Jungs haben mit ihm gegraben und die Burg hoch und fest gemacht und unsere Schwester hat Muscheln gesammelt und die Burg verziert. Wir haben uns nie Gedanken über Sonnenbrand oder Sand in den Haaren gemacht. Wir waren einfach nur zusammen und glücklich. Mutter hatte immer die Aufsicht über die Kühltruhe und zum Mittag gab es selbst gemachten Nudelsalat und Frikadellen. " Es ist still geworden auf dem Bahnsteig und Ce merkt gar nicht, dass ihm viele der gestrandeten Fahrgäste lauschen. "Wenn die Flut kam haben wir die Burg gegen das Meer verteidigt und Gräben gezogen in den das Wasser sie umspülen konnte. Wir haben bis zu den Knien im Wasser gestanden wenn die erste Welle über die Burg geschwabt ist und unter den Muscheln in eine Spur aus feinem Sand entstand. Wir haben nie gegen die See gewonnen und doch waren wir glücklich wenn wir den Strand verlassen haben. " Als er sich wieder an die schöne Zeit mit seinem Vater erinnert, wird er ganz still und eine einsame Träne rollt über seine Wange und fällt auf den dreckigen Bahnsteig. Er schläft mit dem kleinen Mädchen an seiner Seite ein und hält sie fest bis zum Morgen. Als die Sonne auf geht weckt sie die Durchsage, dass der Zug in 10 Minuten fährt. Die kleine Luna reibt sich verschlafen die Augen und blickt dann zu der Stelle, wo seine Träne Im Dreck gelandet ist. Sie greift nach einem Stück Glas und legt es ihm in die Hand."Du hast etwas verloren." Ce hält das Glas in die Sonne und es funkelt wie ein Juwel. Er steckt den Stein und das Juwel in die kleine Tasche des roten Rucksacks. "Nein mein Schatz, ich habe etwas gefunden." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)