Vergiss mich von Nightglass ================================================================================ Kapitel 1: Vergiss mich ----------------------- Ino Yamanaka konnte auch in dieser Nacht nicht schlafen. Der Wind drückte sein finsteres Gesicht gegen die Fensterscheiben. Das Glas war undicht und die kalte Luft, welche ihren Weg ins Zimmer fand, lies Ino erschaudern. Sie warf sich ihren Nachtmantel um die Schultern und tappte aus dem Bett. Wenn sie nicht schlafen konnte, dann brachte es auch nichts im Bett zu bleiben. Unruhig wanderte sie im Zimmer herum und fixierte die Tür mit ihrem kalten Blick. Doch so sehr sie es sich auch wünschte, öffnete sie sich nicht. Niemand kam herein gehechtet mit reuevollem Blick und einem Strauß Rosen in der Hand. Sowie in den letzten Nächten auch nicht. „Fahr doch zur Hölle“, schrie sie in die Stille hinein und warf ihr Tagebuch, welches sie sich von der Kommode schnappte, gegen die Wand. Sie wollte nicht jede Nacht wach bleiben, in der Hoffnung, dass er wiederkäme, nur um enttäuscht ohne Schlaf in den neuen Tag zu starten. Sie vermisste die Tage, in denen sie voller Energie und Tatendrang gewesen war. Sie war den ganzen Tag auf dem Trap gewesen, hatte Freunde getroffen, für die Universität gepaukt und ihr Bestes bei ihrem Job gegeben. Und jetzt ließ sie Seminare ausfallen, meldete sich nur noch selten bei ihren Freunden und war unkonzentriert bei der Arbeit. Frustriert hob sie ihr Buch wieder auf und legte es auf den Nachttisch, um danach das Zimmer zu verlassen. Der schmale Flur auf der anderen Seite der Tür wirkte wie in einem Horrorfilm, gruselig und düster. Sollte ein Geist sie holen; ihr wäre es sogar recht. Leise, um ihre Eltern nicht zu wecken, schlich sie die knarzenden Dielen entlang, bis sie bei der kleinen Abstellkammer ankam und sich in diese quetschte. Als Kind hatte sie auch auf Zehenspitzen nie die Decke erreichen können, doch nun musste sie ihren Kopf einziehen, um überhaupt reinzupassen. Sie setzte sich auf den alten Lederkoffer ihres Vaters, den dieser seit der letzten Familienreise von vor sieben Jahren nicht mehr benutzt hatte, und schloss die kleine Tür hinter sich. Sie tastete nach dem Schalter. Die Kammer begann im warmen Licht der winzigen Glühlampe zu flackern und offenbarte die alten, vergessenen Gegenstände, die hier ihr Zuhause gefunden hatten. Ino nahm die ramponierte Videokamera in die Hände, deren Verschluss schon lange verloren gegangen war. Es war ihr bedeutsamster Schatz gewesen, welchen sie überall hin mitgenommen hatte. In der durchsichtigen Dose neben ihr hatte sie Jahre lang all die SD-Karten, gefüllt mit ihren Erinnerungen gesammelt. Doch seit knapp zwei Jahren nahm sie nichts mehr mit der Kamera auf. Sie traute sich nicht einmal die aktuelle Karte rauszunehmen, aus Angst deren Inhalt zu verlieren. Zitternd schaltete sie das kleine Gerät an und die Batterie leuchtete warnend rot auf. Es existierte kein Aufladekabel für die Kamera mehr, da es ein sehr seltenes Exemplar war, welches nicht mehr hergestellt wurde. Monate lang hatte sie damit verbracht nach einem Ersatz zu suchen, doch weder im Elektronikladen noch online bei Privatleuten hatte sie Glück gehabt. Es befand sich nur ein Video auf der Karte und Ino betrachtete das Standbild, ohne sich zu rühren. Als könnte sie ihn wirklich berühren, strich sie zärtlich über die starre Oberfläche des Bildschirms. „Hallo“, flüsterte sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Der Koffer knarzte unter ihrem Gewicht, als sie sich vorbeugte, um das Bild besser zu erkennen. Dann drückte sie auf Play. Er saß auf einem Stuhl mitten in einem kahlen Raum im Dachgeschoss. Durch ein weites Fenster strahlte reinstes Sonnenlicht in den länglichen Raum und definierte jedes kleine Detail seiner Figur. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und hatte den Oberkörper nachvorne gesenkt, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Doch sie brauchte es nicht zu sehen, um ihn in Erinnerung rufen zu können. Sein Gesicht hatte sich in ihr Gedächtnis tief eingebrannt. „Ich habe heute die Nachricht erhalten. Wir werden eingezogen“, sagte er langsam, während er in seine Handflächen starrte. Sofort stiegen Ino erneut die Tränen in die Augen. Sie hatte seine Stimme vermisst. Sie war heiser und klang ganz ausgetrocknet. So viel wie er trainierte und so wenig wie er trank, war es kein Wunder, dass man es an seiner Stimme hören konnte. „Sasuke, Naruto, Choji und die anderen warten unten schon auf mich, aber ich wollte dir noch eine Nachricht hinterlassen. Das ist das Mindeste, was du verdienst.“ Ino wischte sich die laufenden Tränen mit ihrem Handrücken weg und ein Schluchzer entwich ihr. Shikamaru richtete sich auf und blicktes sie direkt durch die Kamera an. „Ich weiß nicht, ob ich wiederkehren werde. Und ich bitte dich hiermit auch nicht, auf mich zu warten. Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich möchte, dass du mich loslässt. Denn wenn ich mit dem Gedanken gehe, dass du an uns festhältst, dann werde ich scheitern. Deswegen, Ino, vergiss mich.“ Sie drückte auf Pause, denn sie konnte durch den Schleier über ihren Augen nichts mehr erkennen und sie wagte es nicht auch nur eine Sekunde von der Aufnahme zu verpassen, auch wenn sie diese schon in und auswendig kannte. „Es tut mir leid, Shikamaru… Ich konnte dich nicht vergessen“, schluchzte Ino laut auf. „Ich liebe dich, das habe ich dir viel zu selten gesagt. Ich dachte, wir hätten die Ewigkeit miteinander. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass ich es dir vielleicht nie mehr ins Gesicht sagen können würde.“ Shikamarus Stimme wurde brüchig, als Ino ihn weitersprechen lies. Er lächelte und wischte sich über die Augen. „Erinnerst du dich an unseren Jahrestag? Ich hatte ihn vergessen und mir einen gemütlichen Tag am Fluss gemacht. Das Wetter war unglaublich schön gewesen. Kaum eine Wolke hatte sich blicken lassen. Nur ein weites blaues Meer, eingetaucht in der heißen Sommersonne war zu sehen. Es tat unglaublich gut in dem weichen Gras zu liegen und mich sonnen zu lassen. Wie viele Stunden lag ich dort? Vier? Vielleicht auch länger, doch es hatte sich wie der Himmel angefühlt. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen; als ich aufgewacht bin, sah ich einen wahrhaftigen Engel über mir stehen. Du warst wütend, dass ich unseren Tag vergessen hatte, doch du hattest mich nicht geweckt, als du mich dort schlafen gesehen hast.“ Ino hätte den Tag schon lange vergessen, wenn er sie nicht immer wieder daran erinnern würde. Sie hatte nicht gewusst, dass der Tag für ihn so besonders gewesen war. „Was ich damit sagen will: Egal wie schön angenehm die Sonne war oder das Faulenzen, das Schönste an dem Tag war, als ich dein Gesicht als Erstes beim Aufwachen erblickte. In dem Moment wusste ich, dass ich mein Leben mit dir verbringen wollte.“ Shikamaru hielt nun den Ring, welchen er in seinen Händen gehalten hatte, hoch in die Kamera und es versetzte Ino immer wieder einen Stich, ihn zu sehen. „Ich hatte eigentlich vorgehabt, um deine Hand anzuhalten, sobald ich meinen Dienst hier absolviert hätte. Aber es scheint wohl nicht bis dahin kommen zu wollen.“ Ino fasste sich unter ihr Nachthemd nach der schmalen Silberkette, an dem sein Ring sanft herumbaumelte. „Ich sage dir es nicht, um dich an mich zu binden. Im Gegenteil, es soll dich von mir befreien. Mit meinem Geständnis möchte ich abschließen, sonst würde ich bereuen, es dir nie erzählt zu haben. Ich werde dich auch bis zum Ende lieben, aber ich möchte, dass du es nicht tust. Finde jemand anderen. Vielleicht jemand, der nicht in den Krieg ziehen muss“, lachte Shikamaru spielerisch, doch seine feuchten Augen verrieten ihn. „Du Idiot.“ Ino musste kurz lächeln. „Ich schicke den Ring mitsamt deiner Kamera per Post. Der Ring gehört nun eh dir. Danke, dass ich mir deine Kamera ausleihen durfte. Bitte, werde glücklich.“ Shikamaru stand vom Stuhl auf, um die Aufnahme zu stoppen. Ino selbst schaltete schnell die Kamera aus und das warnende rote Licht erlosch. Schluchzer erschütterten sie erneut und sie presste die Arme gegen das Gesicht, um ihre Eltern nicht zu wecken. „Ich konnte es nicht, Shikamaru. Es tut mir leid, also bitte, komm zurück.“ Doch niemand hörte ihr Flehen, niemand hörte ihren Schmerz. Sie war allein im Abstellschrank zwischen all den Erinnerungen verloren gegangen. Inoichi legte Ino schweigend die Zeitung auf den Teller, als sie mit blutunterlaufenden Augen in die Küche kam. „Morgen“, nuschelte sie leise und setzte sich benommen an den Tisch. Als sie die Schlagzeile der Zeitung sah, wich sofort all die Müdigkeit aus ihren Gliedern. Schnell riss sie das Altpapier zu sich und klebte förmlich an der Druckerschwärze: »Schwere Kämpfe haben ein Ende Der zweijährige Auslandskrieg fand gestern ein Ende. Die Offiziere fanden eine Einigung zum politischen Konflikt der Zugehörigkeitsfrage und beschlossen Waffenstillstand. Doch trotz des friedlichen Zusammenfindens gab es tausende Verluste unter den Soldaten beider Seiten. Zusätzlich zu den über zweitausend bestätigten Todesfällen, sind noch weitere Hunderte an Vermisste zu finden. Die Würdigung der Gefallenen findet übermorgen in Rahmen eines öffentlichen Kongresses vor dem Rathaus statt. « „Der Krieg ist vorüber“, fragte Ino und sah ihre Eltern an, welche sie nickend anlächelten. „Shikamaru kommt wieder“, sagte ihr Mutter und umarmte Ino fest, doch Ino blieb regungslos. „Es sind tausende von Toten, wie kann ich hoffen, dass es Shikamaru nicht ebenso gefallen ist?“ Auch ihr Vater legte seinen Arm um sie und drückte sie fest an sich. „Wir glauben fest daran, dass es ihm gut geht. Lass uns gemeinsam zum Kongress gehen. Aber Ino, bitte, sei nicht mehr traurig. Es wird alles gut gehen. Du wirst ihn bald schon wieder in den Arm nehmen können.“ Der Rathausvorhof war überfüllter als am frühen Morgen der Markt, an dem jeder als Erstes das beste Produkt ergattern wollte. Ino konnte noch nicht einmal das Podest sehen, auf dem die Offiziere standen. Sie und ihre Eltern standen ganz weit hinten, hinter all den weinenden und aufgebrachten Eltern, Ehefrauen und Freunden. Sie alle wollten wissen, wie es um ihre Lieben stand. Inoichi versuchte Ino weiter nach vorne zu drängen, damit sie wenigstens die Rede der Offiziere hören konnte. Ihr Herz schlug panisch schnell gegen ihre Brust, als hoffte es zu entfliehen. Die letzten zwei Tage hatte sie mit mehreren Panikattacken zu kämpfen gehabt. In einem Moment glaubte sie ihren Eltern und freute sich über das Kriegsende und auf Shikamarus Rückkehr. Und mit einem Wimperschlag brach sie auf dem Boden zusammen und verfluchte alle und alles um sie herum. Sie verfluchte sich, dass sie Shikamaru bestärkt hatte, als er mit seinen Freunden seinen Dienst angetreten und ihm die Sicherheit gegeben hatte, er müsse nie in den Außeneinsatz. Sie verfluchte Shikamaru, dass er gegangen war und nicht an ihre gemeinsame Zukunft gedacht hatte. Sie verfluchte die Regierung für die allgemeine Militärpflicht der Männer und für den Krieg, den sie angezettelt hatte. Und sie verfluchte das Militär, dass sie ihn eingezogen hatten, kurz bevor er seine vier Jahre Wehrdienstpflicht abgeschlossen hatte. Ino atmete tief ein und wieder aus. Sie wollte sich nicht an die letzten Stunden der Qual erinnern. Sie musste positiv denken. Wenn Shikamaru hier war, dann wollte sie ihm nicht mit einem verweinten Gesicht willkommen heißen. Er war bestimmt hier, wartete im Rathaus mit den anderen Soldaten ins Sonnenlicht hervor zu treten und zu zeigen, dass es ihm gut ging. Ino schaffte es dennoch nicht den Kloß in ihrem Hals loszuwerden. Das Gefühl von Unheil wich nicht von ihr und es beunruhigte sie. Die Ansprache war schwer unter den Klagerufen der Anderen zu verstehen. „Wo ist mein Mann, ihr Schweine?!“ und „Was ist mit meinem Kiba geschehen?“ wurde direkt in Inos Ohr geschrien und es bereitete ihr Kopfschmerzen. Es waren die gleichen Gedanken, die sie auch hegte. Wieso habt ihr ihn mir weggenommen? Wieso musste er für euch leiden, für nicht einmal einen richtigen Sieg? Dieser Fragen fanden kein Gehör, denn Ino sprach sie nicht aus, denn sie wollte erst einmal eine Antwort auf die wichtigste Frage, die es gab. War Shikamaru am Leben? Sie zwängte sich zwischen den Leibern hindurch, schubste die eine oder andere Frau aus dem Weg. Niemand achtete darauf. Sie alle hatten nur das Podest im Blick und schrien ihre Fragen und Anklagen zu den uniformierten Männern. „…-ut uns leid, dass die Überlebten noch nicht zurückgekehrt sind, doch befinden sie sich noch nicht im Inland. Sie werden dennoch im Laufe des Monats eingeflogen.“ Sie würde Shikamaru heute nicht wiedersehen können, auch wenn er wohlauf war. Inos Lider flackerten und sie unterdrückte den Drang in den Chor der Schreie einzutauchen. „Jedenfalls verkünde ich nun die unter meinem Kommando stehenden Einheiten, die mit unserem größten Bedauern gefallen sind. Einheit 2, Einheit 56, Einheit 57 “, sagte der Offizier, der am Mikrofon stand und laut von einem Papier vorlas. Der Mann las die Todesliste nahezu gleichgültig vor, als ginge es nicht um Menschenleben. Er rasselte die Einheiten nur wie unbedeutende Zahlen runter ohne sich einmal zu verhaspeln oder ein Krächzen im Hals zu unterdrücken. Die Liste war lang. So viele Soldaten waren gefallen. Ino traute ihren Ohren nicht. Sie wusste nicht, wie viele Soldaten einer Einheit zugehörig waren, doch waren es nicht wenige. Bei jeder Erwähnung verstummten ein Teil der Hörer und sahen den Offizier mit leeren Blicken an. Andere wiederum gerieten mehr in Rage und versuchten ihre Schuhe dem Offizier gegen den Kopf zu werfen. Nicht nur die Angst um Shikamaru, auch der Schmerz derjenigen, die ihren Verlust bestätigt bekommen haben, zerriss Ino das Herz. Doch war es nicht Shikamarus Offizier, so brauchte sie sich nicht zu fürchten, dass einer seiner Einheiten, die Shikamarus war. Dennoch waren ihre Nerven zum Reißen gespannt mit jeder weiteren Sekunde der Ungewissheit. Die Frau neben ihr brach zusammen und begann bitterlich an zu weinen, als der Offizier die Einheit ihres Mannes aufzählte. Ihr Sohn schirmte sie schützend von der sich bewegenden Menge ab, damit sie nicht überrannt wurde. Ino griff der Frau unter die Arme, um sie wieder hochzuziehen. „Mein Mann… Mein Mann ist…“, weinte die Frau und umklammerte Ino als sei sie ein Rettungsring im offenen Meer. „Das tut mir leid“, hätte Ino der Frau gerne tröstend zugeflüstert, doch brachte sie es nicht über sich einen Gedanken an etwas anderes als Shikamaru zu verschwenden. Ino hielt sie den Rest der Zeit fest, in der Befürchtung, sie könne erneut zusammenbrechen. Es dauerte endlos viele Stunden, die Ino qualvoll zur Geduld zwangen. Sie verspürte den Drang, die Schar der Menschen wegzustoßen, um auf das Podest zu springen, nur um den Militärmännern ihre sehnlichst erwartete Antwort aus dem Leib zu prügeln. Doch wusste sie, dass sie vom Kongress abgeführt und verhaftet werden würde, ehe sie diese erhielt. Die verschiedenen Offiziere nannten die Gefallenen und Ino blieb nichts anderes übrig, als tatenlos auf den vorletzten Offizier zu warten, dessen Gesicht einer Maske glich. Mit starrem Blick sah er in die Masse an Hinterbliebenen, als er sich an das Mikrofon stellte. Viele, die um ihre Lieben Bescheid wussten, hatten den Platz verlassen, um den Schock Zuhause auszusetzten. Sie würden die Tage vom Militär die Asche und ein Gutschreiben zugeschickt bekommen, was jedoch den Schmerz nicht lindern würde können. Ino stand ganz nah an dem Podest, sodass sie das morsche Holz in der Luft schmecken konnte. Ihre Muskeln spannten sich unter ihrer Haut an und sie wagte es nicht mehr zu Atmen. „Einheiten 114, 115 und 121. Einheiten 124, 129 und 133.“ Seine Liste war kürzer als die der Anderen, doch war er betroffener. Die Stimme zitterte bei jeder Nummer und ob es Schweiß oder eine Träne war, die auf das Papier tropfte, blieb ungeklärt. „Einheiten 135 und 141 verloren ihr Leben im Namen des Vaterlandes.“ Einen Augenblick lang reagierte Ino nicht. Sie sah dem Mann, dem sie zu Füßen stand still an, ehe das Gehörte ihr Gehirn erreichte. In Zeitlupe umklammerte sie das morsche Holz und bohrte ihre Finger hinein. Sie konnte es nicht glauben. Die Anspannung, die sie die letzten Tage anhaltend verspürt hatte, verließ ihren Körper und sie lachte erleichtert auf. Ihr Lachen unter all den Klageschreien war skurril und erntete entsetzte und hasserfüllte Blicke. Sie wollte tausend Luftsprünge machen, auf das Podest steigen und den Offizier küssen. Die Flut von Glücksgefühlen übermannte sie und ihr wurde schwindelig. Sie lehnte sich an ihren Vater, der sie sofort in einem festen Griff hielt. „Zudem“, sprach der Offizier und Inos Herz stockte. Da war das Gefühl des Unheils wieder und es grinste sie böse an. „Verloren weitere tapfere Soldaten ihr Leben, bei denen es uns nicht mächtig war, sie zu bergen. Doch gelten sie nicht als vermisst, da ihr Tod von Augenzeugen bestätigt wurden. Es handelt sich um die Einheiten 144, 145, sowie 151. Ich bekunde hier mein äußerstes Bedauern an Alle, die heute einen geliebten Menschen verloren haben.“ Den Kopf schüttelnd wandte Ino sich zu ihrem Vater, dessen Gesicht kreidebleich war. Auch ihre Mutter verstreckte ihr Gesicht hinter einem Taschentuch. Inoichi ergriff die Hand seiner Tochter und zog sie von dem Podest weg. „Wir gehen“, sagte er bestimmt mit hohler Stimme. Inos Lächeln glich der einer Toten, starr und emotionslos: „Papa? Das ist nicht wahr, oder? Shikamaru kommt doch wieder? Er hat nicht 145 gesagt. Es war 155, ich habe mich nur verhört! Papa?“ „Liebling, geht es dir wirklich gut“, fragte Inoichi besorgt, als Ino eine Woche später am Esstisch saß. Sie starrte in ihre Reisschale. „Wir schreiben nächsten Monat die Klausur. Ich muss mich noch besser vorbereiten. Ich kann es mir nicht leisten ein Semester zu wiederholen. Ich gehe heute in die Bibliothek und lerne mit Sakura.“ Inoichi warf seiner Frau einen traurigen Blick zu. „Das war eigentlich nicht, was ich-“ Aber Ino stand schon auf und gab ihm einen Kuss auf die Wange. „Ich bin heute Abend wieder da, ihr braucht aber nicht auf mich zu warten.“ Als sie das Haus verlassen hatte, brach Inoichi in seinem Stuhl zusammen. Er warf seine Arme über den Kopf und presste die Stirn gegen die Tischkante. „Schatz, sie braucht ihre Zeit es zu verarbeiten. Und wenn sie soweit ist, dann sind wir hier für sie da um ihr Halt zu geben“, sagte seine Frau und kraulte ihm den Nacken, „Ich weiß, es ist schwer sie so zu sehen, aber wir können jetzt nur warten.“ Am Abend dachte Ino nicht einmal an Schlaf. Sie wanderte wieder im Haus umher, ging die Treppen hoch und runter und stand schlussendlich vor der Abstellkammer. Sie hatte sich die ganze Woche davon abgehalten erneut schwach zu werden, doch sie war an ihr Limit gestoßen. Sie musste seine Stimme noch einmal hören. Im Nu saß sie auf dem Koffer und kramte nach der Kamera. Sie umfasste das kleine Gerät wie ein Seil, dass zur Rettung einen Abgrund heruntergelassen wurde. Sie musste sich nur das Video ansehen, um aus diesem Tief herauszukommen. Sie schaltete die Kamera an und Shikamaru auf dem Stuhl erschien auf dem Bildschirm. Ino lächelte, als sie es abspielte und er sich auf seinen Schoß stützte. „Ich habe heute die Nachricht erhalten. Wir werden eingezogen. Sasuke, Naruto, Choji und die anderen warten unten schon auf mich, aber ich wollte dir noch eine Nachricht hinterlassen. Das ist das Mindeste, was du verdienst. Ich weiß nicht, ob ich wiederkehren werde. Und ich bitte dich hiermit auch nicht, auf mich zu warten. Ich möchte, dass du glücklich wirst. Ich möchte, dass du mich los-“ Der Bildschirm wurde schwarz und die Batterie leuchtete ein letztes Mal rot auf, ehe sie vollkommen erlosch. Regungslos hielt sie die Kamera in den Händen und sah sich in der Spieglung weinen. „Was? Nein, nein! Das darf nicht sein, nein!“ Ihre Schreie durchdrangen alle Türen und sie schüttelte die Kamera, als würde diese nur kurz schlapp machen. Ihr Vater riss die Tür auf und Ino zeigte ihm mit tränenüberströmtem Gesicht die Kamera. „Er ist weg, Papa! Und er kommt nicht wieder. Ich… Ich habe ihn verloren.“ Sie fiel ihm in die Arme und er sank mit ihr gemeinsam zu Boden. Sofort war sein Hemd von Tränen genässt und Ino krallte sich hinein. Shikamaru hatte sie endgültig verlassen. „Und wir bekommen noch nicht einmal seinen Leichnam! Wir haben gar nichts, was an ihn erinnert. Er ist irgendwo auf dem Schlachtfeld verschollen.“ „Liebling, solange du an ihn denkst, wird er immer am Leben sein.“ Inoichi konnte nichts anderes tun, als seiner Tochter die ganze Nacht das Haar zu streicheln und all ihre Schreie entgegenzunehmen. Es war ein Schmerz, denn er nicht lindern konnte, doch konnte er ihr beistehen. Die überlebten Soldaten kehrten in die Stadt zurück. Doch auch wenn sie die Hölle überstanden hatten, waren sie ihr Leben lang mit den Erinnerungen gebrandmarkt. Sie würden nachts aus Alpträumen schweißgebadet erwachen, sich bei lauten Hupen oder Knallen zitternd auf den Boden werfen, aus Angst eine Granate sei hochgejagt worden. Ihre Körper würden sie jeden Tag an die Kämpfe erinnern. Bandagiert traten sie aus den Wägen, manche vermissten einen Arm oder ein Bein. Nur Wenige hatten das Glück äußerlich unversehrt heimzukehren. Ino hatte ihr Zimmer nicht mehr verlassen. Ihr kam alles sinnlos vor. Die zwei Jahre, die sie auf ihn gewartet hatte, vergeblich. Wann war er gestorben? Zu Beginn des Krieges und sie hatte es nicht erfahren? Oder war es ein paar Tage vor dem Waffenstillstand, als er starb? Sie wusste noch nicht einmal wie. Erschossen, als Geisel hingerichtet oder von einer Miene überrascht? Hatte jemand überhaupt gesehen, wie er gestorben war oder musste er allein die Welt verabschieden? Sie konnte nicht mehr weinen. Es war, als wäre sie ausgetrocknet. Ihr Gesicht war ganz verklebt, da sie keine Kraft mehr gehabt hatte, die Tränen wegzuwischen bevor sie versiegt waren. Ihr Vater öffnete leicht die Tür: „Liebling? Du hast Besuch.“ Sie reagierte nicht auf ihn. „Sakura, du kannst reingehen. Ich denke, sie braucht dich jetzt am meisten“, sprach Inoichi und ihre beste Freundin betrat das abgedunkelte Zimmer. Ino hatte die Fenster mit schwarzem Papier beklebt, damit kein Sonnenlicht reinscheinen konnte. Sie konnte das hämische Lachen der fröhlichen Strahlen nicht aushalten. Sie lag kraftlos im Bett und starrte die Wand an, ohne auf Sakura zu achten. „Süße“, vorsichtig setzte sich Sakura zu ihr aufs Bett und legte eine Hand auf Inos Schulter. Sie streichelte sie vorsichtig wie ein verletztes Tier, welches in jedem Moment die scharfen Krallen ausfahren konnte. „Ich weiß es ist schwer, unglaublich schwer weiterzumachen. Aber wir alle machen uns Sorgen um dich. Du hast alle von dir gestoßen und isst seit Tagen nichts mehr. Shikamaru hätte das nicht gewollt. Er wollte, dass du dich aufraffst und weiterlebst. Du wirst glücklich werden, das verspreche ich. Anders, als du es erwartete hattest, aber glücklich. Also komm, geh duschen, zieh dir was Frisches an und dann gehen wir gemeinsam etwas essen, okay? Was hältst du von Ramen?“ Ihr Vater war wieder in sein Arbeitszimmer gegangen. Er wollte ihnen die Privatsphäre lassen, die sie jetzt brauchten. „Lass mich in Frieden“, sagte Ino, doch ihr entrangen kaum die Worte. Ihr Hals war trocken und es fiel ihr schwer zu sprechen. „Das werde ich nicht. Wir haben dir so viele Wochen gegeben, um dich selbst wiederaufzuraffen, aber du hast es nicht geschafft. Es ist in Ordnung, denn niemand kann solche schweren Bürden allein tragen, doch jetzt liegt es an deiner Familie und deinen Freunden dir da raus zu helfen. Wir können nicht weiter tatenlos dabei zusehen, wie du dich selbst zerstörst. Du stehst jetzt auf, selbst wenn ich dich eigenhändig in die Dusche zerren muss.“ Sie zog Ino die Decke weg, die Ino kraftlos festhielt und drängte sie zum Aufstehen. Sakura umgriff Inos Taille und merkte, wieviel Gewicht ihre Freundin in der letzten Zeit verloren hatte. Ino war schon immer eine schlanke, definierte Frau gewesen, doch jetzt lief Sakura der Schauder über den Rücken. Die Rippen, die sich mit jedem Atemzug gegen ihre Hand drückten, waren nur noch mit einer feinen Hautschicht überzogen. „Ich hasse dich“, krächzte Ino schwach, doch Sakura zuckte nur mit den Schultern, „Dann tu es für den Rest deines Lebens. Solange du weiterlebst, soll es mir recht sein!“ Sie stützte Ino zum Badezimmer und lies sie aufs Klo nieder. Dann knöpfte sie ihr das Oberteil auf und zog ihre Schlafhose runter. „Ich hasse dich“, sagte Ino erneut. Aber Sakura hob sie in die Badewanne und ließ lauwarmes Wasser auf sie herabrieseln. Sie shampoonierte das lange Haar und säuberte die Haut mit einem großen Schwamm. Ino ließ alles über sich ergehen und starrte nur leer gegen die Azur gefärbten Wandfliesen. „Als wir noch klein waren“, begann Sakura, während sie das Shampoo auswusch, „sind wir von zuhause weggelaufen und wollten die Welt bereisen. Wir hatten unser Erspartes mitgenommen und sind ohne Proviant oder Wechselkleidung zum Bahnhof gerannt. Das Geld reichte grade so für zwei Tickets in die Nachbarsstadt. Wir sind in den Zug gestiegen und fuhren weg. Ohne uns auch nur eine Sekunde Sorgen zu machen was geschehen könnte. Wir hatten uns nicht gefürchtet alles hinter uns zu lassen, weil wir uns hatten. Ino, wir hatten immer einander. Egal, wie schwierig die Sache war, der wir uns entgegenstellen mussten. Du halfst mir in meinen schlimmen Phasen und jetzt lass mich dir helfen. Wir sind doch Freunde.“ Es war das erste Mal seit Monaten, dass Ino ihrer besten Freundin in die Augen sah. Sie hatte schon vergessen, wie sie aussah. „Sakura…“ Sakura zog Ino in eine Umarmung. Ihr Hemd wurde nass vom Shampoo und Wasser, aber ungeachtet dessen war sie glücklich, ihre Freundin wieder in die Arme schließen zu können. Ino kam von einem gemeinsamen Tag mit Sakura wieder. Sie war erschöpft. Es war lange her, dass sie so viel an einem Tag getan hatte. Doch auch, wenn die letzten Tage mit Sakura schön waren, fühlte sie sich leer. Es war, als würde sie sich von Shikamaru entfernen und dieser Gedanke fraß all die schönen Momente auf, die sie erlebt hatte. Sakura strengte sich unglaublich an, Ino wieder in den Alltag zu integrieren oder zum Lachen zu bringen, doch gelang es ihr kaum. Sie stieß das Gartentor auf und betrat ihr Grundstück. Die schönsten Blumen sprossen über den ganzen Garten. Rosen, Lilien, Veilchen und viele mehr. Ihre Mutter liebte Blumen über alles. Manchmal vielleicht sogar mehr als ihre eigene Tochter. Ino hockte sich neben eine wunderschön tiefrote Rose und berührte dessen Dornen. Sie waren scharf und piksten ihr in die Fingerkuppe. „Vorsicht, nicht, dass du dich noch stichst.“ Sie hatte die Stimme gut zwei Jahre nicht mehr gehört. Sie klang viel erwachsener als sie sie in Erinnerung hatte. Das nervige Kind, das sie seit Kindesbeinen her kannte, war gefallen. Ino blickte ungläubig von den Blumen auf. Naruto stand mit dem rechten Arm in der Schlaufe am Gartentor und versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Es war, als hätte er vergessen wie man es tat. Sie richtete sich langsam auf und lies ihn nicht aus den Augen als sei er eine Erscheinung. Sie näherte sich ihm zögerlich und legte vorsichtig ihre Hand auf seine Brust, um sich sicher zu sein, dass ihre Sinne ihr nichts vorspielten. Als sie realisierte, dass er wahrhaftig vor ihr stand, zog sie ihn in eine feste Umarmung, die er genauso innig erwiderte. „Du bist wohlauf“, hauchte Ino und musterte ernst sein Gesicht. Sie suchte nach dem Funkeln, welches er stets in seinen Augen getragen hatte, doch es war im Kampf erloschen. Er hatte seine Kameraden um sich sterben sehen und musste all die Qualen allein durchstehen. Auch ihn hatte der Krieg nicht verschont. „Und du, Ino? Du scheinst mir geweint zu haben.“ Naruto rieb sanft über ihre Wange und wischte die Schatten ihrer Tränen weg. Hatte er es nicht mitbekommen? War die Nachricht nicht bis zu seiner Einheit gedrungen? Wusste er nicht, was seinem Freund widerfahren war und lag es an ihr, es ihm zu erzählen? Aber sie wollte es nicht aussprechen. Sie konnte es nicht. Aber sie musste. „Naruto… Shikamaru, er ist…“ Ihre Stimme brach ab und sie presste ihr Gesicht in seine Brust. Sie schaffte es nicht, doch fuhr er ihr über das blonde Haar. Sie standen eine Weile nur in der Umarmung erstarrt, schweigend, bis Naruto fragte: „Du hast ihn nicht vergessen?“ Ino konnte die Vögel in ihrem Apfelbaum zwitschern hören. Als sie sieben war, hatte sie gemeinsam mit ihren Eltern ein kleines Vogelhäuschen gebaut und es auf einen niedrigen Ast gesteckt. Jeden Tag nach der Schule war sie zu diesem gelaufen, um zu sehen, ob sich Vögel niedergelassen hatten. Enttäuscht hatte sie sich bei ihrer Mutter ausgeweint, dass kein Vogel ihr Häuschen mochte. Ihre Mutter tröstete und erzählte ihr, wie sie früh morgens, in der Zeit in der Ino noch tief und fest schlief, ein ganzer Schwarm an kleinen Vögeln gesehen hatte, welche alle um den Platz im Häuschen stritten. Doch dass die Vögel sich dafür schämten und es Ino nicht zeigen wollten, wie sie sich verhielten und deswegen immer verschwunden waren, wenn Ino nachsehen kam. Ino sah Naruto in die Augen und konnte den gleichen dunklen Schmerz sehen, den sie all die Monate allein getragen hatte. „Ich konnte es nicht. Auch wenn es sein letzter Wille mir gegenüber war, ich hatte es nicht geschafft ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Ich konnte ihn nicht auch nur für einen Tag vergessen.“ Naruto sah sie mit einem wissenden Blick an, „Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, Ino. Wenn du liebst, dann tust du es mit jeder Faser deines Herzens. Shikamaru konnte sich glücklich schätzen, dich an seiner Seite gehabt zu haben. Und ich verspreche dir, er wird ewig hier weiterleben.“ Er legte die gesunde Hand auf seine Brust, an die Stelle, an der sein Herz schlug. „Du bist nicht die Einzige, die sich an ihn erinnern wird. Lass uns ihn gemeinsam am Leben erhalten.“ Sie nickte und es war der erste Moment seit langen, an dem sie ein anderes Gefühl als Leere und Trauer verspürte. Es war Erleichterung. „Ich gehe jetzt. Wir sehen uns heute Abend“, rief Ino laut, bevor sie die Haustür schloss und schnell zur Bushaltestelle lief. Es war knapp ein halbes Jahr vergangen, seit Shikamarus Tod verkündet worden war. In der Zeit hatte sie sich jeden Morgen mit Naturo getroffen, unabhängig ob zum Frühstück im Café, zum Spazieren im Park oder zum Vorbereiten in der Bibliothek. Er war ihr letzter Kontakt zu Shikamaru und sie spürte wie ihr Leben erneut durch ihren Körper strömte. Sie begann wieder offener für die Welt zu werden. Sie schloss ihre Freunde nicht mehr von ihrem Leben aus, sondern bat selbst nach einem Treffen. Das Auffälligste jedoch war, dass sie wieder lachte. Nicht oft und es war nicht mehr dasselbe Lachen, wie zuvor, doch sie tat es wieder. Naruto winkte ihr schon vom Weiten zu, als sie sich der Parkbank näherte, an der sie sich jeden Tag trafen. Ihre Treffen waren eine unausgesprochene Routine geworden. Sie verabredeten sich nie, doch wartete jeden Morgen einer von ihnen immer an dieser Bank. Sie umarmte ihn fest zur Begrüßung und zerrte ihn ungeduldig in den Park. „Ich fand gestern Abend eine unglaubliche Stelle, die ich dir unbedingt zeigen muss. Du wirst sie lieben.“ Naruto ließ sich von ihr mitziehen. Sein Arm war wieder verheilt, doch war er steif und er würde ihn nie wieder so bewegen können, wie vor der Verletzung. Aber er hatte gelernt, mit seiner anderen Hand zu schreiben. Zu Beginn war es unglaublich anstrengend gewesen und er hatte einmal aus Frust fast den Tisch umgeschmissen, doch Ino hatte ihn aufgehalten und bei jedem Wort geholfen, bis er es allein geschafft hatte. Der Park verdichtete sich zu einem Pfad in einem Wald und es wurde frisch. Bald würde es wieder Herbst werden. „Ist es nicht wunderschön?“ Ino wartete gespannt auf seine Antwort und er staunte nicht schlecht. Mitten im Wald, nahezu unbemerkbar ruhte ein Teich, dessen Wasser so klar war, dass man auf seinen Grund sehen konnte. Ein Schwarm Enten schwamm auf dessen Oberfläche und tauchten ihre Köpfe ein, um sich die kleinen Fische zu schnappen. An einem kleinen Hang konnte man herunter klettern, um sich an den Rand des Teiches zu setzten. Ino half ihm beim Runterklettern und musste Lachen, als er fast ins Wasser fiel. Sie setzten sich nebeneinander und sahen dem Lichtspiel auf dem Wasser zu. Durch die Baumkronen brachen ein paar Sonnenstrahlen und glitzerten wie weiße Diamanten auf dem Teich. „Wir haben kein Grab, dass wir besuchen können“, sagte Ino und beobachtete die Enten weiter, „Wir haben keine Urne, an der wir trauern können. Aber lass uns diesen Ort ihm widmen. Hier kommt niemand her und es ist ruhig.“ „Das ist eine wundervolle Idee“, stimmte Naruto ihr zu und sah sie an. Er tat es wann immer er konnte. Auch wenn er sich dafür schämte, konnte er es nicht verhindern. Seitdem er zurück war, hatte ihn der Wahnsinn verfolgt. Die Panik unter Menschenmassen zu verschwinden, die Geräusche der Stadt, das Fallen von Bomben. Er konnte nicht mehr auseinanderhalten, was ihn aus seinen Erinnerungen verfolgte oder tatsächlich passierte. Seine Treffen mit Ino waren der einzige Grund gewesen, weswegen er morgens aufgestanden war. Ohne die Aussicht sie sehen zu können, wäre er ohne Zweifel in seinem Zimmer verkommen. Sie hatte ihn gerettet. „Hallo Shikamaru“, sagte Ino, den Blick in die Baumkronen gerichtet, „Es tut mir leid, dass ich deinen Wunsch, dich zu vergessen, nicht erfüllen konnte. Ich werde es nie erfüllen, aber es ist okay, denn ich bin glücklich. Ich bin wirklich glücklich und das könnte ich nicht, ohne dich in meinen Herzen zu haben.“ Sie legte Naruto ihre Hand auf seine. „Du musst dir keine Sorgen mehr um mich machen, denn wir sind jetzt glücklich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)