Der Geschichtenerzähler - Madara von Charly89 (Wenn Kakashi babysittet...) ================================================================================ Kapitel 1: Aufbruch ------------------- Madara wandert durch Konohagakure. Das Dorf ist noch recht frisch, die Häuser riechen noch nach Holz und Farbe. Hier und da stehen noch unfertige Gebäude. Männer arbeiten, Kinder spielen und die Frauen schwatzen und kochen unter freiem Himmel. Der Fortschritt ist überall zu erkennen. Das Dorf wächst und wächst. Immer mehr Menschen strömen hier her. Erwartungsvoll blicken alle in die Zukunft. Alle? Madara schnauft - ihm ist nicht wirklich danach. Gemächlich schlendert er scheinbar ziellos durch die Straßen. Sein Weg führt ihn aus dem Dorf, hinaus in die dichten Wälder. Heute ist ein besonderer Tag für ihn. Er muss Jemanden einen Besuch abstatten. Bedacht schreitet er zwischen den Bäumen hindurch. Es ist kühl und der sanfte Geruch von Moos liegt in der Luft. Licht und Schatten umspielen ihn, der Wind streicht sacht durch die Blätter und lässt sie leise rascheln. Madara ist in sich gekehrt. In Gedanken versunken läuft er einen Weg, denn er schon oft gegangen ist. Viel zu oft. Er würde sich wünschen, dass er diesem Pfad nicht gehen müsste, doch das Schicksal hat es nicht gut mit ihm gemeint. Inzwischen ist er weit vom Dorf entfernt. Vor ihm, zwischen Bäumen, Steinen und Moos, ist es. Im Lichtspiel des Waldes steht ein einzelner Stein. Er wurde hier platziert, das sieht man sofort. Still ist es an diesem Ort, ausgesprochen still. Behutsam geht Madara die letzten Schritte. Er streckt seine Hand aus und lässt seine Fingerspitzen über den Stein streichen. Er fühlt sich kühl an und glatt. Madara zieht die Hand wieder zurück und atmet tief durch, der Geruch des Waldes füllt seine Lungen. "Izuna.", wispert der Schwarzhaarige leise. Er vermisst seinen Bruder. Der Tod hat sein geschundenes Herz in zwei gerissen. Die Wochen nach der, letzten Endes, tödlichen Verletzung waren die Hölle. Madara erinnert sich genau daran, an jeden Tag und jede Stunde. Die Hoffnung, dass Izuna es schafft, ließ ihn weitermachen, Verbände wechseln und ihm Nahrung einflößen. Hoffnung ist eine trügerische Bestie, sie steht mit der Verzweiflung im Bunde. Diese sucht einen dann heim, wenn es still wird. Sie springt einen an wie ein wildes Tier. Fauchend schlägt es seine Krallen tief ins Fleisch - reißt Zuversicht und Herz in Stücke. Betrübt senkt Madara den Blick. Er ist allein seit Izunas Tod. Viele im Clan werfen ihm frevelhafte Dinge vor. Gerüchte und Schauergeschichten werden hinter seinem Rücken zum Besten gegeben. Vielleicht war das sein Schicksal, von Anfang an und es gab nie einen anderen Weg für ihn. Das Clanoberhaupt wendet sich um und verlässt diesen Ort der Stille und Erinnerung. Sein Weg wird ihn weiterführen, noch tiefer in den Wald, zu einem anderen Ort. Schritt um Schritt begibt er sich weiter in das Dickicht. Kleine Äste greifen nach ihm, versuchen ihn festzuhalten und scheitern kläglich. Das Spiel des Lichtes wird weniger, das Blätterdach dichter. Die Luft wird dicker und schwerer, sie hat sich voll gesaugt mit Feuchtigkeit. Die letzte Helligkeit schwindet, verwandelt sich in rotes Zwielicht. Madara befindet sich im Herzen des Waldes. Er setzt sich auf den bemoosten Boden. Langsam und bedacht legt er alles Unnötige ab. Shuriken, Kunai und den Großteil seiner Rüstung. Befreit und erleichtert setzt er sich auf seine Fersen, die Hände ruhen auf den Oberschenkeln. Madara schließt die Augen und beginnt zu meditieren. "Laaangweilig" Boruto rollt sich über den Boden, warum auch immer. "Scht", fährt ihn Sarada an und wirft mit einem Kissen. "Ich möchte das hören!" "Seid ihr fertig?", hakt Kakashi nach. Sarada nickt eifrig. Boruto verdreht die Augen und rollt wieder zurück zu seiner Ausgangsposition. Der Grauhaarige mustert den Jungen und schüttelt den Kopf; ganz der Vater, der junge Mann. "Gut. Wo war ich?" Die Sonne beendet ihren Tag. Mond und Sterne übernehmen die Nachtwache, funkeln und glitzern am schwarzen Firmament. Tief in seiner spirituellen Welt versunken, würde es Madara nicht sehen, selbst wenn der Blick in den Nachthimmel nicht von Blättern verdeckt wäre. Schon seit einiger Zeit hat Madara Besuch. Still und abwartend hat sich der Gast auf einem alten Baumstamm niedergelassen. Er kennt das Clanoberhaupt zu gut. Störungen während dessen Meditation haben meist blaue Flecken und eine blutige Nase für den Störenfried zur Folge. Also begnügt er sich damit hier zu warten. "Was willst du?", knurrt der Uchiha angesäuert. "Nach dir sehen", antwortet der Gast wahrheitsgemäß. Madara schnauft und lacht schließlich verächtlich. Er öffnet die Augen und dreht den Kopf. Hashirama sitzt im Schneidersitz auf dem Stamm und grinst breit. "Nur das?", hakt der Schwarzhaarige herausfordernd nach. Der Senju erhebt sich und geht zu Madara. Angekommen setzt er sich neben ihm auf den Waldboden. Verlegen kratzt er sich am Kopf. "Ertappt", gibt er schließlich zu. "Ich habe Tobirama gesehen, da dachte ich, ich sehe lieber auch nach dir." Der Uchiha knurrt wieder. "Als ob dieser Bastard eine Chance gegen mich hätte." Die schwarzen Augen fixieren Hashirama und funkeln. "Darum geht es mir nicht und das weißt du", erwiderte der Senju sanftmütig und legt Madara eine Hand auf die Schulter. "Wir wissen welcher Tag heute ist", flüstert Hashirama. Außer einem Brummen kommt keine Reaktion. "Wir haben alle viel verloren", erklärt der Braunhaarige weiter, "Aber wir dürfen uns davon nicht die Zukunft zerstören lassen." "Welche Zukunft?", fragt Madara wütend. "Ich habe keine Zukunft. Selbst meine eigenen Leute wenden sich von mir ab." Energisch schüttelt er Hashiramas Hand ab und steht auf. Mit einem sanften, mitfühlenden Blick betrachtet der Senju den gebrochenen Mann. Sein Schmerz sitzt tief, dass weiß er. Sollte er ihm sagen, dass Tobirama sich bewusst nicht großartig gewehrt hat? Das, sein Bruder die Prügelei mutwillig ausgelöst hat, um dem letzten der beiden Uchiha-Brüder eine Chance auf Linderung zu geben? Das, wie groß Misstrauen und Abneigung gegen Madara sind, sein kleiner Bruder Verständnis für den Uchia und seinen Schmerz hat und dafür, dass er nie Genugtuung für den Mord an Izuna erfahren wird. Besser nicht, Tobirama würde ihn dafür schrecklich strafen. Hashirama erhebt sich und legt seine Hand wieder auf die Schulter von Madara. "Wir sollten gehen", spricht der Senju ruhig. Ohne Antwort oder eine Reaktion setzt sich der Schwarzhaarige in Bewegung. Schweigend verlassen die beiden Clanoberhäupter das Herz des Waldes. Grob packt er das braune Haar, drückt den dazugehörigen Kopf fest nach unten. Schweiß bedeckt die beiden Körper, angestrengtes Keuchen ist zu hören. Erregt knurrt Madara, seine schwarze Mähne scheint noch wilder wie sonst. Die Zusammenkunft ist grob und wild - von Instinkt und Trieb geprägt, wie jedes Mal. Es gibt nicht viel, was den Uchiha auf andere Gedanken bringt, doch das hier sorgt für einen freien Kopf. Manchmal hat er sich schon gefragt warum Hashirama das Ganze mitmacht. Eigentlich ist es ihm aber egal. Es hilft und die Beweggründe des Senju, es zu tun, sind ihm herzlich egal. Hashirama vergräbt seine Finger in Madaras Unterarm - verzweifelt und fordernd zugleich. Ein finsteres Grinsen zeichnet sich auf dem Gesicht des Uchihas ab. Er beugt sich hinunter, drückt den Senju mit seinem gesamten Gewicht nach unten. "Sag es", flüstert er dunkel in das Ohr des Braunhaarigen. Dieser keucht und windet sich. Er hat keine Chance mehr, dass weiß er und Madara weiß es auch. Das ist der Reiz an der Sache, zumindest für den Schwarzhaarigen. "Sag es", fordert der Uchiha erneut. "Bring es zu ende", keucht der Senju atemlos. "Mit dem größten Vergnügen", säuselt der Schwarzhaarige und richtet sich auf. Der Braunhaarige keucht und krümmt den Rücken. Der Schmerz ist stechend und schrill. Doch es dauert nicht lang, dann ist er fast verschwunden. Hashirama stöhnt und hält dagegen. Madara spürt das Zucken und Beben unter sich. Wohlig schaudernd verharrt er und kostet seinen Sieg voll aus. Still liegen sie nebeneinander. Die Hitze ist verflogen und Gedanken kehren langsam zurück. "Ich werde ihm nie vergeben", erklärt Madara in das Dunkel des Zimmers. "Es wird dich zerstören", flüstert der Senju ruhig und frei von Vorwürfen. "Und das hier, wird dich zerstören", erwidert der Schwarzhaarige trotzig. Getrennt und doch beisammen liegen die beiden Männer auf dem Boden. In Gedanken versunken rückt die Zeit weiter. Die Sonne ist bereits aufgegangen und scheint in den Raum. Das Zwitschern der Vögel füllt die Stille zwischen den Männern. Zeit heilt nicht. Madara spürt genau die alten Wunden. Sie heilen nicht, sie fressen sich immer tiefer ins Fleisch. Konohagakure beinhaltet keine Zukunft für ihn. Die Menschen hier verachten und fürchten ihn. Auch Hashiramas gesäuselte Worte werden nie die Meinung der Menschen ändern. Warm legen sich die Finger des Senju auf den Oberarm des Schwarzhaarigen. Einen kleinen Moment lässt Madara ihn gewähren. "Verschwinde.", zischt der Uchiha drohend. Er will allein sein. "Madara, ich …", beginnt Hashirama zögerlich. Der Schwarzhaarige setzt sich auf, wimmelt die die Hand ab und bohrt seinen starren Blick in den Anderen. "Verschwinde!", wiederholt er sich, drohend und unmissverständlich. Ihre Zusammenkünfte sind nicht mehr wie ein Zeitvertreib für den Schwarzhaarigen. Es ist ihm egal, wer da unter ihm keucht. Die Genugtuung bei Hashirama ist am größten, weil er einfach einen gewissen Stellenwert innehat. Dennoch hat es nichts mit Gefühlen in welcher Form auch immer zu tun. Ein wilder, hemmungsloser Zeitvertreib ist für ihn einfach der beste Weg, sich der angestauten Emotionen zu entledigen. Natürlich hilft es nur für einen Moment, aber selbst ein Moment ohne Trauer, Wut und Frust ist ein Guter. Der Senju seufzt, kommt den Wunsch aber nach. Er erhebt sich und verlässt das Haus. Madara duldet ihn nicht neben sich, vor allem nicht nach ihrer Zusammenkunft. Ja, es wird ihn zerstören, der Uchia hat vollkommen recht. Er fühlt mehr bei dem Schwarzhaarigen, aber dieser wird es nicht erwidern. Er weiß es und dennoch gibt er sich ihm immer wieder hin. Wahrscheinlich auch aus Schuldgefühlen. Er wünscht sich nichts mehr, als dass der Andere ihm vergibt, was auch immer es zu vergeben gibt. Geknickt entfernt sich der Senju. Keine Zukunft - hier gibt es keine Zukunft für Madara. Er wird gehen, so viel steht für ihn fest. Seine Wunden werden hier keinen Frieden finden, sich nur tiefer und tiefer in seine Seelen bohren. Er und Hashirama wollten das Dorf nicht nur des Friedenswillens, sondern auch um eine Zukunft für sie alle zu schaffen. Wieso gibt es für ihn keine Zukunft? Keinen Frieden? Womöglich ist es sein Schicksal. Die Enttäuschung darüber wandelt sich kontinuierlich in Wut um. Er wird gehen, heute noch. Die Sonne geht unter, der Himmel färbt sich rot. Madara ist bereits aus dem Dorf heraus. Ohne Eile bewegt er sich fort. Plötzlich bleibt er stehen und hebt den Kopf. Hashirama steht in der Mitte des Weges und sieht in an. Die sanften, gutmütigen Augen sind verzweifelt. Der Uchiha ist nicht dumm, er weiß natürlich, warum der Senju sich immer wieder von ihm hat benutzen lassen, nachts in seinem Haus. In dieser Hinsicht, waren sie sich schier unglaublich ähnlich, Hoffnung treibt sie an und zerstört sie gleichermaßen. Madara hatte Hoffnung, Hoffnung auf Zukunft und Frieden – beides ist zerstört. Hashirama hatte Hoffnung, Hoffnung auf Liebe und Vertrauen – beides wird gerade zerstört. Der Uchiha schreitet an dem Braunhaarigen vorbei, keines Blickes würdigt er ihn. "Madara", flüstert der Senju betrübt. Er wird ihn nicht aufhalten können, dass weiß er. Still trennen sich ihre Wege, führen nun in verschiedene Richtungen. Hashirama ist sich unsicher, ob er sich wünscht, dass sie sich wiedersehen eines Tages. Er konnte Madara nicht helfen, er konnte ihm nicht geben was er braucht. Allerdings hofft der Senju, das der Schwarzhaarige nie Jemanden findet der das vermag. Es würde schlecht für den Uchiha ausgehen, das ahnt er bereits. "Dem Schicksal kann man nicht entgehen, Hashirama", brummt Madara amüsiert, als hätte er die Gedanken des anderen gelesen. Er wird finden, was ihm hilft. Er wird etwas finden, das die alten Wunden endlich dazu bringt, Ruhe zugeben. "Wir werden uns wiedersehen, Hokage-sama!", ruft Madara noch zum Abschied. "Hoffentlich nicht", flüstert der Senju. "Onkel Kakashi?", fragt Boruto, mit einem langgezogenen I. Der Grauhaarige seufzt. "Ja?" Der Junge neigt den Kopf und blinzelt. "Was haben die Männer gemacht?" Irritiert zieht Kakashi die Augenbraue hoch. "Habe ich doch erzählt." "Boruto meint nach dem Wald, als sie bei Madara zu Hause waren", mischt sich Sarada ein und schaut erwartungsvoll. Kakashi stockt der Atem. Wie konnte er das nur erzählen?! Ist er von allen guten Geistern verlasse?! Naruto und Sakura, vor allem Sakura, werden ihn töten und das wahrscheinlich sogar mehrfach. Fahrig wischt sich der Grauhaarige durch das Gesicht. "Er sieht komisch aus", flüstert Boruto Sarada zu. "Hm", brummt das Mädchen zustimmend. Synchron legen die Kinder den Kopf schief. "Trainiert!", platzt es aus Kakashi heraus. "Die beiden haben trainiert." Irritiert und erschrocken sehen Sarada und Boruto ihren Babysitter an. Ihre Blicke verraten, dass sie kein Wort glauben. "So nun kümmern wir uns um das Abendessen." Enthusiastisch springt der Grauhaarige auf und flüchtet in die Küche, zurück bleiben zwei verwirrte Kinder. 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