Just so you know I also have my charms von YoungMasterWei ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Hier also nun mein drittes Werk zu den Zweien. Hier geht es wirklich mehr, um den Spaß an der Sache. Ich wollte schlicht eine Idee umsetzen, die ich durch einen Anime bekam, und mir sofort Wei Ying dabei vorstellen konnte : P Vielleicht entlockt Euch das Ganze ja auch das ein oder andere Schmunzeln  : ) Lasst es mich wissen, wenn dem so ist ; ) ***   Wei Ying ließ sich mit einem dramatischen Seufzen auf die Bank der Sitzgruppe sinken, wo sich Jiang Cheng und Nie HuaiSang gerade ihrem Mittagessen widmeten, ihn aber routiniert ignorierten.   Was allerdings nicht bedeutete, das Wei Ying sich so einfach geschlagen geben würde.   Abermals seufzte er tief und langezogen.   „Jungs, ich denke ich bin verliebt.“, meinte er dann bedeutungsschwer, was seine beiden Kammeraden nun doch dazu brachte ihre Essstäbchen auf halben Wege inne halten zu lassen, um ihn fragend anzusehen.   „Und wer ist die unglückliche Person?“, hakte Jiang Cheng nach, was Wei Ying widerholt seufzen ließ, doch diesmal setzte er einen schmachtenden Gesichtsausdruck auf.   „Lan Zhan.“ Weder sein Bruder noch Nie HuaiSang sagten etwas, sondern wendeten sich schlicht wieder ihrem Essen zu, als habe er nur über das Wetter gesprochen.   „Hey!“, moserte Wei Ying trotzig und stibitzte sich ein Fleischbällchen von seinem Bruder.   „Was?“, zischte dieser, war jedoch nicht schnell genug um Wei Yings Diebstahl mit einem Hieb auf dessen Hand zu unterbinden.   „Es ist ja nicht so, als hättest du uns gerade eine brandheiße Neuigkeit mitgeteilt.“, knurrte dieser genervt und Nie HuaiSang nickte lediglich bestätigend.   „Was soll das heißen? Natürlich ist es eine brandheiße Neuigkeit. Mir ist es doch selbst erst richtig bewusst geworden!“ Jiang Cheng raunte ergeben und schüttelte seinen Kopf.   „Ja, das mag für dich der Fall sein. Jeder andere in einem Umkreis von 20 lǐ wusste es allerdings schon vorher.“   Wei Ying konnte nicht anders als entrüstet auf seinen Bruder zu schauen und ein paar alberne, stumme Mundbewegungen zu machen, fehlten ihm gerade wirklich die Worte.   Ein Blick auf Nie HuaiSang zeigte ihm, dass dieser auf der Seite seines Bruders war, indem er einmal simpel mit den Schultern zuckte.   Wei Ying gab sich schließlich trotzig und klaute sich ein weiteres Häppchen von Jiang Chengs Mahl, dass es diesem schließlich reichte und er sich samt seinem Essen von ihm wegdrehte.   „Wenn ihr es gewusst habt, warum hab ihr nichts gesagt, huh?“   „Spinner! Was hätte es gebracht, wenn du es selbst nicht kapiert hättest. Und mal ehrlich, es ist ja wohl mehr als offensichtlich, so wie du ständig an ihm dranhängst. Dass er es überhaupt mit dir aushält ist mir ein echtes Rätsel.“   „Wenn man vom Teufel spricht.“, hörte man Nie HuaiSang sagen, der darauf mit seinen Essstäbchen in eine Richtung deutete.   Und tatsächlich war es Lan WangJi, der nun mit grazilen Schritten auf sie zuhielt und es Wei Ying erneut zum albern Seufzen brachte, worauf er sich einen Tritt unter dem Tisch von seinem Bruder einfing.   „Das nervt!“, wies dieser ihn zurecht und schon war Lan Zhan zu ihnen herangetreten und schaute in seiner üblich ausdruckslosen Manier über ihre Runde, bevor er sich direkt an Wei Ying richtete.   „Wei Ying.“   „Lan Zhan.“ Er konnte nicht anders, als diesen breit und freudig anzustrahlen und sich gerade so noch zurückhalten ihn nicht zu verliebt anzuschauen. Was allerdings nicht so recht zu gelingen schien, deutete er den abfälligen Laut seines Bruders richtig.   Er ignorierte es geflissentlich, war seine Aufmerksamkeit schließlich auf etwas viel, viel Besseres gerichtet.   „Du meintest bei den Vorbereitungen für das Schulfestival aushelfen zu wollen.“, meinte Lan Zhan ganz die Autorität eines Schülerrat-Präsidenten, parallel mit angestrengten Gehuste im Hintergrund, dem ein kratziges und ungläubiges „Du hast was?!“ von Jiang Cheng folgte.   Nebensächlichkeiten in Wei Yings Aufnahmefokus.   „Es wäre wünschenswert, wenn du nach dem Unterricht im Zimmer des Schülerrats vorbei kommen würdest, um dich mit dieser Aufgabe vertraut zu machen.“   „Natürlich. Nichts lieber als das.“ Lan Zhan schaute ihn noch einen kurzen Augenblick stumm an und nickte dann, bevor er sich wieder von ihnen abwandte und seines Weges zog.   „Gott! Könntest du ihm nicht so nachsabbern! Und was soll der Quatsch mit dem Aushelfen? Du hast noch nie freiwillig einen Finger für so ne Sachen krumm gemacht und nun ist es plötzlich; "Nichts lieber als das".“, äffte ihn Jiang Cheng übertrieben nach, was Wei Ying sich ihm mit einem mahnenden Zeigefinger zuwenden ließ.   „Menschen ändern sich Jiang WanYin und du solltest das vielleicht auch mal in Betracht ziehen, sonst wirst du wohl nie Punkte bei Wen Qing sammeln.“ Auf seine letzte Bemerkung hin schaute sein Bruder als hätte er ihm einen Eimer mit kaltem Wasser übergeschüttet, welches unter seinem folgenden hitzigen Ausdruck jedoch rasch wieder verdampfte.   „Kümmere dich um deinen eigenen Mist, klar! Nur weil dir mal ein Licht aufgegangen ist, heißt das nicht, dass dir Lan WangJi ebenso zu Füßen fällt. So wie die Dinge liegen, hätte eher Nie HuaiSang eine Chance bei ihm, als deine nervige Person!“   „Hey, haltet mich da raus. Ich hab eh keine Ahnung von all dem.“, meldete sich jener kurz zu Wort, ohne von seinem Smartphone aufzuschauen, mit dem er sich beschäftigte.   Und auch wenn es Wei Ying nicht passen wollte, so musste er in diesem Moment zugeben, dass sein Bruder Recht hatte.   Es ließ ihn trotzig die Backen aufblasen und die Arme vor der Brust verschränken.   „Ich kann durchaus meine Reize ausspielen, wenn ich es will.“, versuchte er sich nonchalant zu geben, hatte aber nicht wirklich eine Idee, was es in diesem Falle beinhalten müsste, um ausgerechnet den Jade Prinzen ihrer Schule dazu zu bringen seine Gefühle zu erwidern.   Bisher war er, in dessen Augen, wohl eher wie ein lästiges Insekt das diesen ständig umkreiste.   Wei Ying verzog selbstzweifelnd das Gesicht.   Nicht die beste Voraussetzung, ihn vom kompletten Gegenteil überzeugen zu wollen.   Er kannte Lan Zhan lange genug, um zu wissen was dieser mochte und was ihm wichtig war.   OK, sich von heut auf morgen an sämtliche Schulregeln zu halten war selbst für ihn ein Ding der Unmöglichkeit, aber wie sagte man immer; „Einen Schritt vor den anderen.“   „Wenn du dieses Grinsen aufsetzt heißt das meist nichts Gutes.“, hörte er Jiang Cheng raunen.   Aber was wusste der schon.   Er würde Lan Zhan beweisen, dass er durchaus pflichtbewusst sein konnte und das würde er ihm mit den Vorbereitungen für das Festival auch zeigen.   Zudem war es ihr letztes Jahr in der High-School, also auch seine letzte Chance sich voll ins Zeug legen zu können, um Lan Zhan zu beeindrucken.     ***     Wei Ying summte gut gelaunt über die Liste in seiner Hand.   Man hatte ihn zum Springer gemacht, was bedeutete, dass er überall einmal aushelfen sollte, oder eben dort hinbeordert werden konnte, wo eine weitere tatkräftige Hand nötig erschien.   Seine erste Aufgabe bestand darin, sich beim Theaterclub zu melden.   Es war ein Bühnenstück geplant und dafür wurden noch Kulissen benötigt.   Genau sein Ding.   Es sollte eine Art von neuzeitlichem Wuxia Krimi werden, mit einem romantischen Sub-Plot.   Nie HuaiSang hatte ihnen das ein oder andere darüber erzählt, wenn sie in den Pausen zusammensaßen.   Ein solch ungewöhnliches Projekt ließ Freiraum für kreative Wagnisse, so fand Wei Ying.   Es gab ein paar angefangene Hintergrundkonzepte, für die angelegten Akte, die er allerdings als recht langweilig erachtete und kurzerhand selbst ein paar Ideen zu Papier brachte.   „Hm, nicht schlecht.“ Nie HuaiSang stand hinter ihm und schaute über seine Schulter hinweg auf seine Skizzen.   Er war der Leiter der Theatergruppe, auch wenn er sonst einen eher unbeholfenen Eindruck machte, war er hier doch in seinem Element. Dieser hielt die untere Hälfte seines Gesichtes hinter einem schicken, traditionellen Fächer versteckt, bevor er sich damit etwas Luft zu wedelte.   „Leider fehlt uns die Zeit für große Änderungen. Die Grundrisse der meisten Kulissen sind bereits vorgezeichnet worden.“ Wei Ying raunte verstehend. Immerhin hatte man nur eine Woche um das komplette Festival vorzubereiten.   „Wenn da nichts mehr zu machen ist, dann würde ich wenigstens das Farbkonzept etwas ändern.“ Nie HuaiSang schaute interessiert auf seinen Vermerk, auf das ihm Wei Ying seine Vision zu den einzelnen Hintergründen erklärte.       Mit all den Vorbereitungen war der Platz etwas knapp und Wei Ying kümmerte sich um seine zugewiesene Kulisse am Rande der Bühne, während die Schauspieler ihre Rollen weiter einstudierten.   Allerdings war ihm entgangen, wer noch Teil des Theaterclubs war und jedes Mal, wenn er die Stimme dieser Person vernahm, sträubten sich ihm die Nackenhaare.   Jin ZiXuan war noch immer der eingebildete Pfau, der er auch schon im ersten Jahr der High School gewesen war, glaubte er, dass das Geld seiner Familie wohl automatisch bedeutete, dass er über allen anderen stand.   Es war einzig dessen Mutter zuzuschreiben, dass er eine simple Schule besuchte, um nicht von den privaten Einrichtungen zu sehr verzogen zu werden und für seinen späteren Einstieg in die Geschäftswelt, das Verstehen der arbeitenden Bevölkerung nicht schon gänzlich verloren zu haben.   Warum er das alles wusste?   Wei Ying gab ein missbilligendes „Tsk.“ von sich.   Wären Madam Yu und Jin ZiXuans Mutter nicht so eng miteinander befreundet, hätte es ihnen einiges an Ärger erspart, bestanden die beiden darauf, dass dieser goldene Pinsel einmal seine Jiějiě ehelichen sollte.   Allein der Gedanke ihn dann als Teil ihrer Familie sehen zu müssen, ließ ihn frustriert mit den Zähnen knirschen.   Seine Jiějiě war eindeutig zu gut für den Kerl!   Zudem konnte er dessen unbeholfenes Gestammel auch nicht mehr erhören.   Aus welchem Grund auch immer, hatte man Jin ZiXuan zum männlichen Hauptcharakter dieses Stücks ausgewählt. Was bedeutete, dass er auch den romantischen Part zu mimen hatte.   Doch war der eine einzige Peinlichkeit in dieser Hinsicht.   Wenn es um große Worte und heldenhafte Posen ging kannte sein Einsatz keine Grenzen, aber sobald er etwas Gefühl zu zeigen hatte…   Wei Ying glaubte nicht das er der einzige war, dem es langsam auf die Nerven ging, dass man ihn ständig dazu aufforderte diese eine Szene noch einmal zu wiederholen.   Hatte der Typ am Ende diese Freiheit alles aufzuhalten auch nur, weil er sonst mit seinem Daddy drohen würde?   Er wusste, dass ihre Schule solche goldenen Gänse wie Jin ZiXuan nur selten vorgesetzt bekam und sicherlich darauf Acht gab, dass dieser sich hier ausreichend wohl fühlte.   Er hörte das ergebene Raunen von Nie HuaiSang der dies, nach einem Blick in dessen Richtung, rasch hinter seinem Fächer versteckte. Und ein kleinlautes „Uhm, das…das war schon nicht schlecht, aber…“ Er wedelte nur nichtssagend mit einer Hand in der Luft herum.   Er war der Produzent dieses Stücks, hatte es sogar selbst geschrieben, aber hatte nicht den Mut auch einmal richtig Klartext zu sprechen.   Wie es halt so seine Art war.   Li Yue, Jin ZiXuans Partnerin, stand nun mit verschränkten Armen auf der Bühne, einen deutlich genervten Ausdruck auf ihrem feinen Gesicht, den sie auch direkt zu Nie HuaiSang schickte.   „Uhm…vielleicht…wenn…“ Sie warf entgeistert ihre Arme in die Luft, über seine duckmäuserische Art.   Jin ZiXuan schaute trotz allem immer noch so verdammt arrogant, als wäre es nicht seine Schuld das sie seit einer guten viertel Stunde nicht weiter in ihren Proben kamen.   „Noch…noch mal vom zweiten Absatz. “   Wei Ying rollte mit den Augen.   Wenn Nie HuaiSang dem Kerl nicht endlich mal sagte das er unfähig war, dann würde er es tun, wenn er diesem emotionslosen Gesäusel auch nur noch einmal zuhören müsste.   „Ling gū niang.“ Wei Ying schüttelte ergeben den Kopf.   Es ging darum seiner Auserwählten verdeutlichen zu wollen, was er auf sich genommen hatte, um sie wiederzusehen. All diese sehnsüchtigen Gefühle sollten hier ihren Ausdruck finden.   Dies war ihr erstes Wiedersehen nach Monaten der Trennung und Jin ZiXuan klang wie ein nasses Handtuch das zu Boden fiel.   „Ich habe diese beschwerliche Reise auf mich genommen, einzig um ihr Lächeln sehen zu können. Mein Herz…“   „OKAY! Das reicht!“ Wei Ying hatte den Text nun schon zu oft gehört. Mit aufgebrachten Schritten und einer ebenso missmutigen Mine kam er auf die Bühne und schob Jin ZiXuan kurzum zur Seite.   Dann nahm er die Hand von Li Yue, die ihn etwas überrumpelt ansah aber dennoch gewähren ließ.   „Ling gū niang.“ Sein Ausdruck nahm etwas Überschwängliches an, wurde dann aber sanft und verliebt, als er ihre Hand an seine Lippen führte. „Ich habe diese beschwerliche Reise auf mich genommen…“ wisperte er die Zeilen mit all der nötigen Tiefe die diesem Moment inne wohnen sollte und schaute ihr ohne Verlegenheit tief in die immer noch überraschten Augen.   Er trat noch ein wenig näher an sie heran, streifte ihr sanft eine Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich bin so glücklich euch wieder zu sehen. Keinen Moment länger hätte ich es vermocht still zu sitzen, als ich erfuhr wohin man euch gebracht hat.“ Er lächelte sie hingebungsvoll an.   Dann straffte er sich, seine Rolle wieder abgelegt, und schaute Jin ZiXuan scharf an.   „Kapiert!“, zischte er ihm entgegen und stampfte wieder von der Bühne.   Es blieb ungewöhnlich still und Wei Ying schaute, ob er irgendetwas nicht mitbekommen hatte.   Jin ZiXuans Partnerin schaute etwas verloren wirkend drein, das ihm der Gedanke kam, dass es ihr wohl ziemlich unangenehm gewesen sein musste, das er ihr so mir nichts dir nichts aufgerückt war.   Er wandte sich ihr mit einem endschuldigenden Lächeln zu und verbeugte sich leicht. „Ah, Li Yue, sorry, da hab ich wohl etwas über die Stränge geschlagen.“ Sie schaute ihn an und er zwinkerte schelmisch. Sie wurde schlagartig noch einen Touch röter auf den Wangen und ihr Blick schweifte mit einem verlegen klingenden „Schon gut.“ zu ihren Füßen.   Ah, er sollte wirklich lernen, sein Temperament besser zu zügeln.   Nie HuaiSang klatschte kurz mit den Händen, um auf sich aufmerksam zu machen und Wei Ying begab sich wieder an seine Arbeit.   Es war erstaunlich, was so ein kleiner Tritt in das Ego eines Typen wie Jin ZiXuan vermochte zu bewirken, schien dieser daraufhin wie ausgewechselt.   Idiot!     ***     Zu Wei Yings leichtem Verdruss, hatte man ihn schon am nächsten Tag wieder von der Theatergruppe abgezogen und ihm dem Fashion Design-Club zugeteilt, auch wenn er sich nicht wirklich ein Bild machen konnte, bei was er dort würde aushelfen können.   Doch kaum, dass er sich vorgestellt hatte, wurde er hektisch an einem Arm gepackt und zu einem anderen Zimmer den Schulflur entlanggezogen, dass er nur etwas unbeholfen hinterherstolpern konnte.   „Hier, der Ersatz!“, rief man einfach in den Raum, in welchem sich ein eifriges Hin und Her abspielte. Man schob ihn schlicht weiter hinein, auf das er sich unter den Augen der um ihn befindlichen Personen, wie das Lamm, vor einem Rudel Wölfe fühlte.   Man beschaute ihn sich eingehend und abmessend und es ließ Wei Ying sich, trotz seines sonst so schamlosen Charakters, doch etwas bloßgelegt fühlen.   „Uhm,…“, war demnach alles was er vorbrachte, als er auch schon von zwei der hier mitwirkenden Damen an den Armen gepackt wurde und sich kurzum mit dem Befehl konfrontiert sah, sein Hemd auszuziehen.   „Huh?“ Eines der Mädchen vor ihm gestikulierte zur Seite, wo er eine mobile Kleiderstange erkennen konnte die mit verschiedenen Kostümen bestückt war.   „Chen Gao, hat sich was eingefangen, das wir sein Kostüm nicht anpassen können. Er ist der Leader der Tanzgruppe des Idol-Clubs. Keine Ahnung, ob er rechtzeitig wieder fit sein wird. Aber wir wollen kein Risiko eingehen und sein Outfit dennoch fertigstellen.“ Man ging ihn gekonnt mit einem Maßband ab, verbunden mit Gemurmel, dass er nicht entziffern konnte. „Du hast ungefähr seine Statur. Das sollte klappen.“ Man verwies ihn in Richtung eines Stuhls, wo er sein Hemd und Krawatte ablegen sollte, bevor man dazu überging diverse Stoffe abzugehen und sich nicht ansatzweise um seinen perplexen Zustand zu kümmern schien.   Als er sich auch nach gut zwei Minuten nicht wirklich gerührt hatte, schenkte man ihm nicht nur einen ungeduldigen Blick, das er abwägen musste, was ihm eher zusetzen würde. Sein Hemd ausziehen oder der Frust eines gestressten Clubs der mit ausreichend spitzen Utensilien zu tun hatte.   Also straffte er sich und tat wie ihm geheißen.       Er hatte gedacht es wäre simpel.   Etwas herumstehen, Stoffe umgelegt bekommen, erneutes Vermessen hier und da. Doch je länger er einfach nur rumzustehen hatte, umso langweiliger wurde es. Er war generell auch nicht der Typ, der gerne stillstand. Aber hier konnte er nicht einmal mit den Füßen wippen, wie er es während des Unterrichtes tat, wenn er sich zu rastlos fühlte. Oder seine Hände mit etwas beschäftigen. Wie mit einem Stift, den er zwischen seinen Fingern rotieren ließ. Oder Origamihasen basteln, die er dann alle stets zuhause in einer kleinen Box verstaute.   Und weil er dennoch etwas tun musste, fing er an eine Melodie zu summen.   Es war ein Song, von einer dieser aufsteigenden Girl Groups, der derzeit im Radio rauf- und runtergespielt wurde und dieses Lied zu einem wirklich hartnäckigen Ohrwurm machten.   „Oh, das kenn ich.“, hörte er eines der Mädels sagen, die in sein Summen mit einstimmte.   In der nächsten Strophe ging Wei Ying dazu über den Text zu singen, mit all der niedlichen Quitschigkeit die diesem Song anhaftete und erntete dafür amüsiertes Kichern.   Es wurde umso besser, als jemand den Song auf einem Smartphone abspielen ließ und man in seinen Gesang ebenso einstimmte, dass am Ende fast der gesamte Raum diesen Pop Song schmetterte, verbunden mit kleineren choreografischen Tanzeinlagen welche Wei Ying entweder vorgab oder sich selbst mit einbrachte.   Es ließ seine Langeweile, wie auch den anfänglichen Stress in den Gesichtern der Mädchen geradezu verpuffen.   Auch nach ihrer kleinen Performance blieb die Stimmung, trotz des anhaltenden Zeitdrucks, oben auf und es machte Wei Ying das Herhalten als Aushilfsmodel um Welten angenehmer. Er ließ sich auch das ein oder andere zeigen, was die Arbeit mit Nadel und Faden betraf oder wie man eine dieser modernen Nähmaschinen bediente, die sogar das Sticken von eingegebenen Designs übernahm.   Seiner Meinung nach, konnte es nie schaden sich etwas Wissenswertes abzuspeichern. Wer wusste schon, ob es einem nicht doch mal nützlich sein könnte.   Am Ende hatte man ihn in die muntere Gruppe adoptiert, das der Tag schneller verging als er mitbekommen hatte und er bei seiner Verabschiedung versprechen musste, sich das Angebot, einmal für ihren Club als Model herzuhalten, wenn sie an einem Wettbewerb teilnahmen, durch den Kopf gehen zu lassen.   Was Lan Zhan wohl dazu sagen würde, ihn auf dem Laufsteg zu sehen?   Aber am Ende war dieser eh nicht für solche Dinge wie Mode zu begeistern.   Dabei wäre er ein wirklicher Hingucker, in etwas ausgefallenerer Garderobe.   Wei Ying raunte überlegend über diesen Gedanken und schüttelte dann den Kopf.   Das wäre nicht gut.   Denn dann würde dieser nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und seine Chancen wären gleich Null, noch an ihn heranzukommen. Kapitel 2: ----------- Es war ein wolkenloser Tag. Perfekt könnte man sagen, wenn es nur nicht so unerträglich warm gewesen wäre. Gerade heute hatte man ihm zum Garten Club beordert und zu Wei Yings Verzweiflung war es kein Indoor Garten Club. Er hatte sich in seine Sportsachen geworfen, ging er davon aus, das er sich womöglich schmutzig machen würde bei seiner Aushilfe. Er wusste das WangJi es nicht gut heißen würde, sollte er seine Schuluniform einsauen und so durch die Gegend laufen. Auf dem Weg zum Garten der Schule, der sich hinter dem Hauptgebäude befand, band er sich seine langen Haare zu einen Knoten zusammen, damit sie ihn nicht stören würden und erspähte Wen Ning schon von Weiten, während dieser konzentriert dem Umtopfen diverser Blumen nachging. „Wen Ning!“, rief er diesen dann auch zu und sein Freund wandte sich mit einem etwas erschrockenen Blick zu ihm um. Als er erkannte wer ihn gerufen hatte, wechselte sein verschreckter Ausdruck aber sogleich in ein schüchternes Lächeln. „Wei xué zhǎng.“, begrüßte ihn Wen Ning in seiner typisch verhaltenen Manier, dass es Wei Ying nur mit den Augen rollen ließ über diese steife Prozedur. Auf das er diesen einen Arm über die Schultern legte und etwas rüttelte. „Nenn mich einfach dà gē. Wie oft muss ich dir das noch anbieten, huh?“ Er wuschelte Wen Ning aufziehend durch die Haare. Es reichte zu, diesem einen gesunden Rotton auf die Wangen zu zaubern und Wei Ying lachte amüsiert darüber. „Ich…ich werde es mir merken.“, gab Wen Ning etwas hilflos von sich, worauf Wei Ying von dessen Haaren abließ, den Arm aber über seinen Freund drapiert hielt. „Na, hoffentlich. Aber nun zeig mir erst mal was ich hier tun soll. Ich nehme meinen Job nämlich sehr ernst.“ Selbst wenn Wen Ning sonst der zurückhaltende Typ war, konnte er ihm in jenem Moment genau ansehen, dass dieser über seine Behauptung eine skeptische Miene aufsetzte. „Hey, was soll der misstrauische Blick.“, schmollte er und knuffte Wen Ning in den Oberarm. Dieser schien sich zu besinnen und wechselte prompt wieder zu einem verlegenen Ausdruck. „Oh, nichts…ich…es ist nur ungewohnt Wei xué zhǎng so engagiert zu sehen.“ Wei Ying warf die Hände gen Himmel und raunte aus zwei Gründen ergeben und langgezogen. Warum traute man ihm einfach nicht zu, dass er durchaus auch etwas Sinnvolles leisten konnte? Naja, in diesem Fall war das Logischste was er tun konnte zu zeigen, das auf ihn Verlass war. Lan Zhan sollte nichts als zufrieden mit seiner Arbeit sein. Wen Ning hatte ihn schließlich gebeten einigen der anderen Mitgliedern des Clubs dabei zu helfen, das imposante Blumenbild fertigzustellen, das für das Festival ausgestellt werden würde. Solch ein Event war auch immer die Möglichkeit, dass jeder Club zeigen konnte was er drauf hatte. Auch die eher Unscheinbaren. Wei Ying zeigte sich beeindruckt, doch sah er auch wieviel Arbeit es noch kosten würde es rechtzeitig fertig zu bekommen. Also machte er sich daran, Blüte für Blüte feinsäuberlich in Position zu stecken und vergaß darüber sogar etwas die Zeit. Erst als er das unangenehme Stechen in seinem Nacken spürte, ließ er wieder von seiner Aufgabe ab und zischte genervt, als er sich mit einer Hand über den merklichen Sonnenbrand strich. Mit einem Raunen erhob er sich und erspähte den Wasserhahn am Haus, der leicht vor sich hin tropfte. Etwas Kühlung tat sicherlich ganz gut. Mit einem entspannten Seufzen ließ er sich das kalte Wasser über den Nacken laufen und schloss einen Moment die Augen über dieses wunderbare Gefühl, dass er sich auch nicht daran störte das sein Shirt sich ebenso mit Wasser vollsog. Es würde eh recht schnell wieder in der Sonne trocknen. Jemand räusperte sich kurz und mit wenig Nachdruck, dass es ihm beinahe entgangen wäre über das Plätschern des Wassers. Als er aufschaute sah er in das Gesicht von Wen Ning, der nun einen weniger modischen Strohhut trug. „Wei xué zh…“ Wei Ying schenkte ihm ein missmutiges Knurren. „Uhm… dà… dà gē… Ich müsste den Schlauch anschließen.“ Er hob den grünen Plastikschlauch in seiner Hand etwas an und zeigte mit der anderen auf den Hahn. Wei Ying raunte, aber nickte schließlich war er nicht hier, um andere von der Arbeit abzuhalten. Wen Ning schraubte den Anschluss in einer routinierten Geschicktheit an, während Wei Ying sich das andere Ende schnappte und zu dem Beet trappte, wo er Wen Ning zuvor hatte arbeiten sehen. Ein verstohlenes Grinsen zeigte sich kurz darauf auf seinem Gesicht. Das Wasser lief und Wen Ning kam zu ihm herüber. Dieser war gerade dabei seinen Mund zu öffnen als Wei Ying seinen Daumen vor die Schlauchöffnung schob und diesen mit einem gut gezielten Strahl genau im Gesicht erwischte. Wen Ning sah folglich aus wie ein durchweichter Welpe, mit seinen großen, ungläubigen Augen und es amüsierte Wei Ying nur noch mehr, dass er sich ein lautstarkes Lachen nicht verkneifen konnte. Womit er allerdings nicht gerechnet hatte war, das Wen Ning auf einmal einen Ausdruck auflegte der sagte, dass er sich das nicht einfach bieten lassen würde, worauf er etwas von diesem Abstand nahm. Wen Ning setzte tatsächlich nach, das er aus einem Impuls heraus versuchte, ihn mit einem weiteren Wasserschwall aufzuhalten. Ein unsinniges Geraufe um den Schlauch entbrannte, welches sie beide völlig durchweicht zurückließ. Die überforderten Blicke der anderen Mitglieder entgingen ihm gänzlich. Wei Ying allerdings hatte einen Spaß wie schon lange nicht mehr, war Wen Ning trotz seines resoluten Vorhabens ihm von seinem Nonsens abbringen zu wollen, wirklich nicht nachdrücklich genug, um darin auch Erfolg zu haben. Sie zerrten weiter an dem Schlauch, als Wen Ning mit einem Fuß in einer Schlaufe hängen blieb und rückwärts stolperte. Wei Ying war schnell dabei ihm am Arm zu packen, um ihn vor einem Sturz zu bewahren, doch war der Untergrund unter ihnen schon matschig genug, das er ebenso das Gleichgewicht verlor und sie beide zu Boden gingen. Wen Ning gab ein leidliches Stöhnen von sich, war Wei Ying genau auf ihm gelandet. „Ah, sorry Wen Ning.“ Er schob sich etwas nach oben, um seinem Freund ansehen zu können. „Alles in Ordnung?“ Dieser nickte kurz und für einen Augenblick war es das auch, bevor sie gleichzeitig zu lachen anfingen. Sie gaben ein ganz schönes Desaster wieder. Nass bis auf die Knochen und im Matsch liegend. Wei Ying richtete sich schließlich auf und half Wen Ning ebenso dabei. Er grinste noch immer, als er diesem noch etwas Schmutz von einer Wange wischte. Dann weiteten sich Wen Nings Augen allerdings in einer nahezu komischen Manier. Als habe er Buddha höchst selbst vor sich. „Lan xué zhǎng.“, hörte er Wen Ning stottern, der sich dazu auch in eine Verbeugung brachte, das Wei Ying herumwirbelte und in das kühle Gesicht seines Lan Zhan blicken konnte. Er mochte für jeden anderen nicht anders dreinschauen als er es sonst tat, doch konnte Wei Ying dennoch erkennen, dass dieser nicht erfreut war. „Lan Zhan, hey.“, meinte er etwas dümmlich und winkte diesem nicht weniger dümmlich zu. Dann strich er sich mit einer Hand ein paar der tropfenden Haarsträhnen aus dem Gesicht, um nicht ganz so begossen zu erscheinen. Dieser schaute ihn noch einen angespannten Moment eingehender an, bevor er zu Wen Ning blickte. In Wei Ying kam sofort der Instinkt auf, der ihn schon in so manche Schwierigkeit verwickelt hatte. „Sorry, aber ich konnte es nicht lassen etwas herumzualbern. Es ist so heiß heut, da war die Verlockung einfach zu groß.“, erklärte er und schob sich schützend vor Wen Ning. „Wen xué dì hat lediglich versucht mich zur Vernunft zu bringen, aber du weißt ja wie schwierig das sein kann.“, witzelte er mit einem breiten Grinsen und hoffte Lan Zhan würde davon absehen Wen Ning einen Verweis verpassen zu wollen. Immerhin war es ja wirklich sein Verschulden gewesen. Lan Zhan indes schrieb schlicht etwas in sein Notizheft, welches er immer mit sich führte, um festhalten zu können, was nicht in Ordnung war und verließ den Garten ohne ein Wort gesagt zu haben. Wen Ning hinter ihm seufzte geschlagen und er selbst fühlte, dass er sich, in seinem Vorhaben Lan Zhan davon zu überzeugen, dass er nicht nur ein gedankenloser Troublemaker war, wieder den halben Weg zurückbefördert hatte. Mit hängendem Kopf schüttelte er sich das Wasser aus den Haaren, bevor er sie sich raufte. Zudem klebte ihm sein Shirt unangenehm auf der Haut, das er es kurzum am Bund fasste, um es sich noch an Ort und Stelle ausziehen zu wollen, als er das panische „Oh, nicht das auch noch.“ von Wen Ning vernahm, der daraufhin auch schon wieder bei ihm war, um ihn davon abzuhalten. „Nun hab dich nicht so! Ich will doch nur das es vernünftig trocknen kann.“, moserte Wei Ying, während er den Stoff immer noch nach oben zog, während Wen Ning versuchte ihn wieder diskret herunterzustreifen. „Wei xué zhǎng, wenn es unbedingt sein muss, dann vielleicht in der Sportumkleide oder dem Waschraum. Wenn Lan xué zhǎng euch hier so sieht, wird er…“ Eines der Clubmitglieder schloss zu ihnen auf und räusperte sich kurz, als dieses dann mit einem Kopfzeig eine Richtung vorgab. Es war erneut Lan Zhan, der dort stand, seine Augen verengt, während er sein Notizbuch mit der Hand die es hielt etwas einknitterte. Er wurde nicht laut. Das war nicht Lan Zhans Temperament, doch war sich Wei Ying sicher, das ihm ein paar unfreundliche Dinge durch den Sinn gehen mochten, dachte er sicherlich sie hätten sein erstes Erscheinen als Nichtigkeit abgetan, nur um daraufhin wieder mit ihrem kindischen Unsinn weiterzumachen. „Wei Ying. Du wirst einer anderen Gruppe zugeteilt.“, ließ er ihn in einem frostigen Ton wissen. „Zieh dich um, und melde dich im Zimmer des Schülerrates.“ Wei Ying nickte kurz und schenkte Wen Ning ein entschuldigendes Lächeln. „Beeil dich. Du wirst nicht aushelfen können, wenn du dich erkältest.“, ermahnte ihn Lan Zhan streng und Wei Ying zog brav an ihm vorbei und zu den Umkleiden, wo er seine Schuluniform gelassen hatte. *** Am letzten Tag vor dem Schulfest durfte er dem Hauswirtschaftsclub bei den Vorbereitungen für die Essensstände helfen. Er hoffte nur, das man ihn nicht dazu verdonnern würde zu kochen, denn egal wie oft ihn seine Jiějiě dazu schon herangezogen hatte, es schien für ihn einfach keine Hoffnung zu geben, mehr zu Stande zu bringen als gekochte Eier. Er hatte Glück und man teilte ihm hauptsächlich dem Putzen und Schneiden von Gemüse zu, oder dem Kneten von Teig, für die geplanten jiǎo zi. Es war eine Arbeit die ihm nicht viel abverlangte und ihm dazu auch noch ab und an eine Kostprobe einbrachte, wenn man zu etwas seine Meinung wissen wollte. Die Mädels hatten ihn zuerst etwas skeptisch gemustert, als er sich als Aushilfe vorgestellt hatte, aber er schien sie mit seinem effizienten Arbeiten und albernen Witzen von sich überzeugt zu haben. „Wei xué zhǎng.“, vernahm er es neben sich und eines der Mädchen, A-Yang, wenn er sich das richtig gemerkt hatte, hielt ihm erneut einen Löffel vor. Da seine Hände voller Mehl und Teig waren, öffnete er schlicht seinen Mund. A-Yangs Wangen wurden etwas rot, das Wei Ying kurz schmunzeln musste. „Na los, nur nicht so schüchtern. Ich beiße nicht.“, ließ er sie wissen, auf das sie leicht nickte und ihm den Löffel in den Mund schob. Er raunte zustimmend über den würzig-scharfen Geschmack, und zeigte ihr einen Daumen hoch. Und weil er eben ein Flirt war, konnte er sich den Kommentar, das sie in der Zukunft mal jemanden sehr glücklich machen würde mit ihren Kochkünsten, nicht verkneifen und zwinkerte ihr bekräftigend zu. Sie gewann noch etwas mehr Farbe im Gesicht und er grinste spitzbübisch. Er würde Lan Zhan schon noch beweisen, dass er nicht so unnütz war, wie dieser es sicherlich von ihm dachte. Eine Idee kam ihm kurzerhand in den Sinn und er wandte sich noch einmal an A-Yang. *** Es war schließlich der Tag des Festivals und er hoffte natürlich auf einen allumfassenden Erfolg, wusste er nun wie viel Arbeit jeder der Clubs hineininvestiert hatte. Er half noch bei den restlichen Arbeiten, die sich meist darauf bezogen noch Tische oder Stühle irgendwo hinzubringen, oder bei den einzelnen Ständen oder Event-Zimmern letzte Hand mit anzulegen. Zudem hatte er auch etwas geplant. Er wusste nicht, ob er Lan Zhan damit die erhoffte Reaktion entlocken würde können, aber ihm war auch klar, dass sich nichts ergeben konnte, wenn er nicht seine Karten ausspielte. Seine Hand streifte über das Papier in seiner Brusttasche, als er Lan Zhan, umringt von einigen Schülern, ausmachen konnte. Lan Zhan selbst, war heute genug damit beschäftig den Überblick über das ganze Festival zu behalten und das jeder der noch eine Problem hatte, die nötige Hilfe zugeteilt bekam. Deswegen, hielt er sich auch davon fern ihm seine kostbare Zeit zu stehlen. Auch wenn er nur zu gern zu ihm hinübergehen wollte, einfach um ihm etwas näher sein zu können. Wei Ying seufzte, wie der verliebte Idiot der er war, als er Lan Zhan dabei beobachten konnte, wie er jemanden etwas auf seinem Klemmbrett zeigte und sich dabei seine Brille dezent auf der Nase zurechtrückte. Er mochte diesen Look an ihm. Diese kühle und doch erhaben wirkende Autorität, die dieser ausstrahlte. Nicht zu vergessen, das Lan Zhan wirklich schöne Augen hatte, die durch die Gläser nur noch mehr Betonung fanden. Sein Gesicht war nahezu makellos mit den hohen Wangenknochen und der nicht zu maskulin zulaufenden Kinnpartie. Volle Lippen an denen er nur schwer vorbeischauen konnte und es gut war das dieser gerade nicht mit ihm sprach, hätte er sich durch sein Starren darauf nur wieder zum Narren gemacht. „Hör auf ihn mit den Augen auszuziehen, das ist mehr als peinlich.“, hörte er Jiang Cheng zischen, der nun neben ihm stand und typisch mürrisch wirkte. „Oh, soweit bin ich noch gar nicht. Aber jetzt wo du es so sagst.“ Wei Yings Blick rutschte weiter nach unten und er grinste etwas anzüglich, was ihm einen Ellenbogenstoß von seinem Bruder in die Seite einbrachte. „Reiß dich zusammen!“, knurrte dieser über sein leidliches Japsen und dem Reiben der schmerzenden Stelle. „Wolltest du ihm nicht den Hof machen? Oder war das auch nur wieder so ne luftige Idee?“ Wei Ying straffte sich auf diese Beschuldigung prompt wieder und schaute selbstbewusst auf Jiang Cheng der ihn mit einem skeptischen Ausdruck bedachte. „Ich hab den perfekten Plan. Mir ist klar, dass er nicht einfach so meinem Charme verfallen wird, wenn ich ihn spielen lasse, dazu ist er einfach zu besonders.“, hier seufzte er abermals hingerissen, ohne dem genervten Augenrollen seines Bruders Beachtung zu schenken. „Aber irgendwo muss ich schließlich anfangen und das werde ich auch. Heute Abend beim abschließenden Lagerfeuer.“ Man mochte es ihm nicht zutrauen aber irgendwo war er doch ein Romantiker. Nur gab es bis jetzt nie jemandem den er mit dieser Eigenschaft wirklich versuchen wollte zu umgarnen. Er wusste ebenso, dass er sich mit Lan Zhan ein extrem kompliziertes Ziel ausgewählt hatte. Das einzige was es ihm etwas einfacher machte war die Tatsache, dass, sollte dieser ihn komplett ablehnen, er es nicht an die große Glocke hängen würde um ihn damit bloßzustellen. Aber er wollte auch nicht zu innig darüber nachdenken, dass er womöglich gleich einen Korb bekommen würde. Er schlenderte mit Jiang Cheng ein stückweit über die Passage an deren Seiten sich all die Stände aufgebaut befanden, und kaufte sich prompt eine Tüte Erdnüsse, als sein Magen leise zu knurren begann. Sein Blick schweifte nichts suchend über das Treiben, als ihm in dem schmalen Durchgang zwischen dem Hauptgebäude und dem Anbau etwas ins Auge fiel. „Ich muss mal kurz wohin. Warte also nicht auf mich A-Cheng.“, ließ er seinen Bruder wissen, dessen argwöhnischen Blick er gekonnt ignorierte und ihn somit stehen ließ. „Nun schaut euch den an, steht kurz vorm heulen.“, hörte er eine Person hämisch feststellen, gefolgt vom ebenso miesen Gelächter derer die um diese herumstanden. Man hatte sich hinter einem der dort abgestellten großen Papiercontainer platziert, dass es von außerhalb des Durchgangs nach nichts weiter aussah, als eine Gruppe Kerle die herumlungerten. Einer der Typen beugte sich nach vorn und es folgte ein gepeinigtes Zischen, das besagte Person zufrieden Grinsen ließ. „Da stehst du drauf, hm? Kleine Schwuchtel?“, konnte er den missfällig gespuckten Kommentar einfangen, war er nun nahe genug, dass er einen guten Blick auf die Szene hatte. Er kannte den Jungen, den man sich hier vorgenommen hatte und es ließ ihn innerlich die Zähne fletschen. Mo XuanYu war im zweiten Jahr und oft genug das Ziel solcher homophoben Übergriffe, seit man ihn unfreiwillig im ersten Jahr geoutet hatte. Seitdem machte man es ihm recht schwer und er war zu einem verschlossenen Einzelgänger geworden. Wei Ying hatte ab und an versucht ihn etwas aus seiner Reserve locken zu wollen, wenn er ihn allein und mit hängenden Schultern herumsitzen sah, doch hatte dieser stets die Flucht ergriffen, wenn er auch nur seinen Namen rief. Womöglich hatte er die Befürchtung, dass er ihm ebenso zusetzen wollte und es machte Wei Ying das Herz immer etwas schwerer. Er hatte Lan Zhan schließlich gebeten, ein besseres Auge auf solche Übergriffe haben zu lassen. Aber selbst mit der Konsequenz einer Verwarnung und Strafarbeiten, sollte jemand bei so etwas aufgegriffen werden, konnte man nicht davon ausgehen, dass das Problem damit tatsächlich gelöst werden würde. Der Kerl der Mo XuanYu grob an den Haaren gegriffen hatte, stieß diesen ebenso harsch wieder von sich, als Wei Ying damit auf sich aufmerksam machte, indem er einem der Idioten eine seiner Erdnüsse gegen den Kopf schnippte. „Was zum…“ Mit einem aggressiven Schnaufen drehte man sich in seine Richtung. „Oh tut mir Leid, die ist mir einfach so aus der Hand gerutscht.“, meinte er unschuldig und schnippte gleich noch eine hinterher, die diesen treffsicher am Auge erwischte. Das folgliche Maulen, nahm er mit Genugtuung an und wich den nach ihm greifenden Händen ebenso unbeeindruckt aus. „Dir brech ich dein dürres Genick!“, versuchte man ihn einzuschüchtern, während man weiter herumstolperte, um ihn zu packen zu bekommen. „Das wäre ziemlich unvorteilhaft.“, gab er in einem amüsierten Ton von sich. Einer der anderen versuchte ihn nun ebenso zu greifen, doch stellte er diesem schlicht ein Bein, das er in seinen Kumpel strauchelte und sie beide zu Boden gingen. Wei Ying grinste unverhohlen, auch wenn er wusste, dass es den Frust der Kerle nur noch weiter aufschaukeln würde. Gerade als man abermals auf ihn zu stürzen wollte, hob er einen Zeigefinger, den er in einer `das würde ich lieber lassen´ Geste, hin und her bewegte. „Gewalt ist keine Lösung.“ „Du verdammter Bas…“ „Wei WuXian!“, donnerte plötzlich die Stimme von Jiang Cheng zu ihnen heran und ließ die Drei Idioten abrupt innehalten. „A-Cheng, ich bin gleich soweit.“, meinte er selbstsicher, auf das er das unsichere Gemurmel der Kerle vernahm. „Wei WuXian? Hat der nicht zusammen mit seinem Bruder, Crazy-Wen Chao fertig gemacht, nachdem der ….? Man schenkte ihm einen flüchtigen Blick, den er mit einem breiten, jedoch scharfkantigen Grinsen erwiderte. „Nun…?“, erkundigte sich Wei Ying gelassen und trat näher an die Typen heran, die synchron vor ihm zurückwichen. Mit einem abfälligen Zischen suchten diese schließlich das Weite und Wei Ying warf sich eine weitere Erdnuss in den Mund, bevor er sich Mo XuanYu zuwandte. Er hatte gedacht, dieser hätte die Chance genutzt sich aus dem Staub zu machen, doch hockte er noch immer am Boden und funkelte ihn missmutig an. „Was hast du wieder angestellt?“, Jiang Cheng war an seiner Seite und klang tadelnd, bevor seine Aufmerksamkeit ebenso auf den Jungen am Boden fiel. Sein Bruder raunte ergeben. „Du und dein verdammter Heldenkomplex.“, knurrte er, worauf ihn Wei Ying leicht mit der Schulter anschuppste. „A-Cheng, schau ob du Lan Zhan für mich finden kannst und sag ihm er soll zum Zimmer der Schulkrankenschwester kommen.“ Sein Bruder schaute wenig angetan, schnaufte dann aber einmal kurz und machte sich auf den Weg. Kapitel 3: ----------- Wei Ying hockte sich vor Mo XuanYu und streckte ihm eine Hand entgegen um ihm aufzuhelfen, welche man jedoch barsch zur Seite wegschlug. „Ich brauch kein Mitleid und auch keine Hilfe, klar!“, grollte man ihm entgegen und es erinnerte Wei Ying an ein fauchendes Kätzchen, das sich zur Wehr setzen wollte, war Mo XuanYu selbst von eher delikater Gestalt, dass er nicht wirklich einschüchternd erschien. Egal wie aufgebracht dieser ihn auch ansah. „Gut, dann warte ich solange.“ Ein frustriertes „Tsk“ war zu hören und Mo XuanYu zog sich nun selbst und etwas wackelig an der Wand in seinem Rücken nach oben. Wei Ying entging darauf nicht, das er seinen linken Fuß nicht wirklich aufsetzte, doch sagte er noch nichts dazu. Er deutete einzig mit einer Handbewegung an, Mo XuanYu den Vortritt aus dem Durchgang zu lassen, dass dieser sich wirsch auf seine Unterlippe biss und er versuchte sich so weit zu straffen, dass es so aussah als wäre alles in bester Ordnung mit ihm. Der erste Schritt brachte dessen schmalen Körper merklich zum Zittern und auch seine Hände waren derart stark zu Fäusten geballt, dass es ebenso schmerzen musste. Es folgte ein weiterer kurzer Schritt dem ein gedämpftes Wimmern beiwohnte, das man allerdings versuchte sofort herunterzuschlucken. Der dritte Schritt war zögerlich und es ließ Wei Ying wirklich mit den Augen rollen, wie stur der andere sich gab. Auch wenn er dessen Stolz verstehen konnte. So würden sie allerdings beide heute nicht mehr hier weg kommen. „Hey, dafür das ich dir geholfen habe, steht mir doch was zu.“, meinte er an Mo XuanYu gerichtet, der bei dieser Forderung, sofort mit dem Kopf herumfuhr, und ihn anschaute als wolle er ihm die Kehle durchbeißen wollen. „Ich habe nicht um Hilfe gebeten!“, zischte dieser, was Wei Ying ein gespielt ernstes Gesicht aufsetzen ließ, als er auf diesen zutrat. „Wo bleibt der Respekt für deinen so selbstlosen xué zhǎng? Und das nachdem ich mir diese Mühe gemacht habe. Selbst ein paar meiner kostbaren Erdnüsse hab ich geopfert.“ Er hielt diesem die halbvolle Tüte vor, um seine Aussage gebührend zu unterstreichen. Mo XuanYus Unterkiefer spannte sich sichtlich an, bevor dieser ihm ein „ Dann lassen sie es schon hören, oh großer xué zhǎng!“, entgegenknurrte. Wei Ying lächelte siegreich und ging neben ihm ein wenig in die Hocke. „Steig auf.“, ließ er ihn nur wissen, auf das man ihm einen ungläubigen Blick zuwarf, als habe er verlangt vom Dach des Schulgebäudes zu springen. „Ich warte.“ Er machte Greifbewegungen mit seinen nach hinten gehaltenen Händen und grinste weiter unverblümt. „Was soll das werden?“ Mo XuanYu klang nicht mehr ganz so gereizt, dafür aber irritiert und müde. „Schulkrankenschwester. Die soll sich deinen Fuß ansehen.“ Unschlüssig kaute sich Mo XuanYu auf seiner Unterlippe herum und schaute einen Moment zur Seite weg. Dann atmete dieser tief und hörbar durch, bevor er sich gegen den dargebotenen Rücken lehnte, seine Arme zögerlich über die Schultern vor ihm legte. Wei Ying drückte ihm noch seine Erdnüsse in eine Hand, als er dann auch schon dessen Beine griff und sich mit ihm wieder aufrichtete. „Na, war doch gar nicht so schwer.“, meinte er zufrieden und zusammen machten sie sich auf den Weg. Dass man ihnen einige fragende Blicke zuwarf, tat Wei Ying ohne weiteres ab. Doch spürte er, wie sich der Körper von Mo XuanYu merklich anspannte, als das ein oder andere Gewisper zu ihnen herandrang und es sich anfühlte, als wolle dieser sich so winzig wie möglich hinter ihm machen. „Hey, das Tragen kostet Energie und ich hab grad keine Hand frei. Gib mir ein paar von den Nüssen, hm.“ „Sie werden nur noch mehr lästern.“, murmelte Mo XuanYu geknickt. „Und das nicht nur über mich.“ Wei Ying gab ein Seufzen von sich und rückte sich Mo XuanYu etwas energischer zurecht als notwendig, dass dieser einen kurzen überraschten Laut von sich gab und etwas inniger an ihm festhielt. „Es interessiert mich nicht, was sie sagen oder denken. Deren Meinung hat kein Einfluss auf mein Leben, so wie ich es führen will. Also…“ Er machte eine übertriebene „Ahhh“ Geste, dass es Mo XuanYu ergeben raunen ließ und er ihm ein paar der Erdnüsse in den Mund steckte. „Danke.“, meinte Wei Ying und ließ sich bis zum Krankenzimmer weiter füttern, während er Mo XuanYu mit einer albernen Story unterhielt, die ihm und Jiang Cheng vor ein paar Jahren passiert war. „Und keiner soll gemerkt haben, dass ihr zwei Kerle in Frauensachen gewesen seid?“ Wei Ying lachte amüsiert über den Unglauben des anderen. „Ein wenig Make-up kann viel ausmachen und ich möchte behaupten, das ich damit ganz gut umgehen kann. Jemand hat sogar versucht sich an A-Cheng ranzumachen. Es war zu herrlich.“ Mo XuanYu gab selbst ein leises Lachen von sich und Wei Ying lächelte über diesen Erfolg zugetan. Vielleicht war der Junge ihm gegenüber nun etwas angetaut, das er in Zukunft nicht mehr die Flucht ergriff, wenn er auf ihn zukam. „Wei Ying.“ Lan Zhans Stimme zu hören die seinen Namen sagte, ließ ihn aus einem anderen Grund strahlen. Dieser stand vor der Tür des Krankenzimmers und schaute ungewohnt aufgewühlt. „Jiang Cheng sagte mir ich solle hier auf dich warten.“ Wei Ying nickte zustimmend. „Lass mich A-Yu nur der Schwester bringen.“, ließ er diesen wissen, auf das sich der Halt der Arme um seinen Oberkörper leicht verstärkte. „Was? Sag mir jetzt nicht, das du Angst vor ihr hast.“, witzelte Wei Ying und wippte Mo XuanYu leicht auf und ab, das diesem ein Murren hervorrutschte, welches wie eine Mischung aus peinlich berührt und trotzig klang. „Awww, A-Yu du bist wirklich niedlich, wenn…“ Man brachte ihn gekonnt zum Innehalten in seinen neckenden Worten, indem man ihm schlicht eine Handvoll Erdnüsse in den Mund stopfte, dass es Wei Ying überrascht die Augen weiten ließ, er darauf aber breit und heiter grinsen musste. Der Kleine zeigte nun schon deutlich mehr Mut. Lan Zhan schob ihnen die Tür auf, wirkte er etwas unter Zeitdruck, deutete er dessen leicht zusammengezogene Augenbrauen und den mahnenden Blick richtig. Es erinnerte Wei Ying daran, dass dieser immer noch ausreichend beschäftigt sein musste, dass er ihm kurz zunickte, war sein Mund immer noch voller Nüsse. Er wuschelte A-Yu noch einmal neckend durch die Haare, als dieser sich mit einem Schmollen auf eine der Liegen gesetzt befand und er ihm noch rasch seine Telefonnummer aufschrieb und zuschob. „Wenn du noch mal wen zum Tragen brauchst.“ Darauf zwinkerte er ihm kurz zu, was ihm ein mürrisches Schnaufen von A-Yu einbrachte, dessen Wangen aber ein deutliches Rot annahmen. Dann wandte er sich schließlich an Lan Zhan, der noch immer in der Tür stand und auf ihn wartete. „Die Typen die sich ihn vorgeknöpft haben, werden es sicherlich noch mal versuchen.“, ließ er Lan Zhan wissen, nachdem sie sich wieder auf den Weg nach draußen gemacht hatten und er ihm darüber erzählte, was vorgefallen war. „Es würde ihm gut tun, wenigstens ein paar Freunde zu haben. Ich seh ihn immer nur allein mit einem Buch herumsitzen. Hey, ist in deinem Literatur-Club nicht noch ein Platz frei? Ich weiß er ist recht gut besucht, bei so einem gutaussehenden Club-Präsidenten, dass es sogar eine Warteliste geben soll.“ Wei Ying huschte ein zwei Schritte voraus und stellte sich dann vor Lan Zhan, seinen besten Welpenausdruck im Gesicht. „Lan èr gē ge, könntest du nicht sehn, ob du ihn noch mit aufnehmen kannst, wenn er Interesse haben sollte? So wüsste ich auch, dass er bei dir in guten Händen ist.“ Lan Zhan schaute zunächst ungerührt, war seine Bitte schon recht dreist, wusste er ebenso gut, das Lan Zhan nicht wirklich der Typ war der andere bevorzugte. „Du hättest auch was gut bei mir.“ Wei Ying zupfte ihm leicht am Jackett Ärmel seiner Schuluniform und blinzelte versucht niedlich zu ihm auf. Lan Zhans Mimik blieb weiterhin passiv, doch glaubte Wei Ying etwas mehr Intensität in dessen Augen ausmachen zu können. „Ich werde sehen was sich einrichten lässt.“, bekam er schließlich als Antwort die ihm ein dankbares „Yeah!“ von sich geben ließ und er beide Hände kurz um einen von Lan Zhans Unterarmen legte und leicht drückte. Er musste sich somit wirklich zusammenreißen auch wieder loszulassen, fühlte sich schon dieser einfache Kontakt ungemein gut an. Gut das er eine gewisse Schamlosigkeit besaß. Somit konnte er sich wenigstens solche kleinen Berührungen stehlen, ohne dass es für jemanden ungewöhnlich erschien. Dennoch änderte es nichts an dem Verlangen, Lan Zhan näher zu sich ziehen zu wollen und seine Arme um dessen Taille zu schieben und… „Ah…Lan Zhan…du bist wirklich der Beste.“, lenkte er sich selbst von seinen unangebrachten Gedankengängen ab und trat ausreichen von ihm zurück. „Wei Ying.“ Er würde nie müde werden Lan Zhan seinen Namen sagen zu hören, auch wenn es meist dazu kam, weil er irgendetwas angestellt hatte oder irgendetwas nachkommen sollte. Somit konnte er sich auch denken, was dieser sagen wollte. „Schon gut, ich mach mich gleich wieder an die Arbeit. Ich weiß es gibt immer etwas zu tun.“, salutierte er vor ihm und wandte sich mit einem letzten Grinsen von ihm ab. Erst als er das Gebäude wieder verließ, kam ihm der Gedanke, dass dies gerade seine Chance gewesen wäre, um Lan Zhan zu fragen, ob er ihn heute Abend zum Lagerfeuer würde sehen können. „Uhh, ich Idiot…“, betitelte er sich selbst mit einem ungläubigen Raunen über seine kopflose Art. Gut dann musste er einen anderen Moment abpassen, und das hoffentlich noch bevor das Festival zu seinem Ende kam. Es blieb wirklich geschäftig über den Tag, mit all den Leuten auf dem Schulgelände, das Wei Ying kaum Zeit fand noch einmal nach Lan Zhan Ausschau zu halten, wurde er von einer Ecke in die nächste beordert um auszuhelfen. Er hoffte das A-Yu soweit in Ordnung war. Als sich der Trubel schließlich nach und nach lichtete, fand auch er die Zeit einmal tief durchzuatmen, worauf er sich erlaubte nun selbst noch einmal umher zu stromern. „Wei xué zhǎng“ Wen Ning gesellte sich kurz darauf neben ihn, und er diesem erst einmal einen düsteren Blick zukommen ließ. Wen Ning hob beschwichtigend die Hände ein Stück an auf diese Reaktion. „Ich meine dà gē.“ Wei Yings finstere Miene wechselte sofort wieder in ein sonniges Strahlen. „Wen Ning. Lust mir Gesellschaft zu leisten?“ Es würde das Umherziehen nicht gar so fade machen. Dieser schaute ihn noch einem Moment wortlos an, bevor er sich kurz umschaute und dann wieder zu ihm sah. „Klar…“ Wei Ying zog fragend seine Augenbrauen zusammen über dieses seltsame Verhalten, erhielt jedoch nur ein schiefes Lächeln seines Freundes. „Ich hörte die má huā sollen recht lecker sein. Wie wär’s?“, lenkte dieser mit einen Deut auf besagten Stand weiter ab und schritt bereits voran. Mit etwas zu Trinken und einer Portion frittiertem, süßen Teig am Spieß, setzten sie sich auf eine freie Bank. „Das Brettspiele Café soll ein ziemlich großer Erfolg sein. Ich würde gern mal vorbei schauen, solange es noch offen ist.“, meinte Wen Ning und Wei Ying gab ein zustimmendes Brummen von sich. Wann war das letzte Mal das er ein Brettspiel vor sich hatte? Wohl als sie noch Kinder waren. Er erinnerte sich noch daran, dass Jiang Cheng ein eher miesepetriger Verlierer war. Doch wenn er ihn dann mal gewinnen ließ, passte es ihm genau so wenig, da er nicht ehrlich gewonnen hätte. Sein Bruder war eben schon immer ein komplizierter Charakter gewesen. Das Café befand sich im alten Schulgebäude, und war somit das einzige Event dort, hatte man es vom Platz her nirgendwo anders unterbringen können. Aber es war auch angenehm, trat man sich somit nicht auf die Füße. Der Raum war gut besucht, so wie es Wen Ning schon angedeutet hatte und Wei Ying erkannte das ein oder andere Gesicht aus den Clubs denen er zugeteilt gewesen war. Man schien seinen Spaß mit den diversen Spielen zu haben, dass es auch sein Interesse weiter weckte. Er schaute sich an ein paar der Tische um. Dann hörte er jemanden, der meinte, dass sie für dieses Spiel noch weitere Leute bräuchten und er wandte sich ihnen zu. „Was ist es für ein Spiel?“, erfragte er und man hielt ihm die Kiste vor. Der Name war „Ladies and Gentlemen“, was er in akzentfreiem Englisch vorlas, gefolgt von einem interessierten Raunen auf seinen Lippen. „Was muss man da tun?“ Man erklärte darauf, dass es ein Spiel für Paare sei. So gesehen war es egal wie dieses Paar sich zusammensetzte, doch hatte ein Teil davon die Rolle der Lady zu übernehmen, die ihrem Spielpartner quasi mit dem Wunsch losschickte genug Geld zu verdienen, damit sie sich ein schickes Outfit für einen Ball würde kaufen können. Wer seiner Dame das teuerste Outfit ermöglicht hatte, dessen Paar gewann. Es war recht simpel, aber es klang auch irgendwie ganz witzig. „Hm…, brauch ich nur noch eine Lady wie es aussieht.“ Er schaute sich in der Menge um, doch schien man sich, von ihm unbemerkt, um ihren Tisch versammelt zu haben. Mit einem Schmunzeln schaute er über die Mädchen. Doch kaum, dass er seinen Mund öffnen wollte, um zu fragen wer den Interesse hätte seine Lady sein zu wollen, nahm man ihm diese Entscheidung ab. „Ich biete mich als Wei Yings Partner an.“ Wei Ying war nicht der Einzige dem der Mund, auf diese Worte, ein stückweit aufklappte. Lan Zhan stand am Rande der Ansammlung, überragte diese aber soweit mit seiner Größe das er ausreichend hervorstach. Es herrschte Stille im Raum, bevor Wei Ying ein amüsiertes Lachen von sich gab. „Lan Zhan, du willst meine Lady sein?“, neckte er den anderen und konnte zu seiner Zufriedenheit verfolgen, wie dessen Ohren leicht rot wurden. Dann schien jedoch etwas anderes in dessen Gesicht aufzutauchen und es ließ Wei Ying rasch einwenden, machte es den Anschein als wolle Lan Zhan nun wieder einen Rückzieher in Bedracht ziehen. „Das kann ich so nicht annehmen.“, meinte er und Lan Zhans Blick senkte sich nur ein winziges Stück. „Wenn, dann möchte ich die Lady sein. Na, wie wär´s?“ Er zwinkerte Lan Zhan verstohlen zu und warf sich in eine feminine Pose, indem er seinen Kopf etwas zu Seite neigte, eine Schulter leicht anhob und sich eine seiner langen Haarsträhnen um einen Finger wickelte. Die andere Hand griff in den Saum seines Hemdes auf das er noch ein Bein leicht anwinkelte und etwas seitlich drehte, während er versuchte verführerisch dreinzublicken. Er erntete dafür ein Feixen der anderen um ihn herum, doch schienen Lan Zhans Ohren nun noch einen Tick dunkler geworden zu sein, selbst wenn er sonst keine Mine verzog. „Mn.“, gab dieser nur von sich und man ließ ihn ohne weiteres an den Tisch herantreten, Sie waren, im Ganzen, drei Paare, wo die Ladies ihren Männern gegenübersaßen. Nur er die einzige männliche Lady, was ihm den Spaß an der Sache aber nur noch vergrößerte. Allein die Tatsache, dass sich ihr sonst so unnahbar erscheinender Schüler-Präsident dazu bereit erklärt hatte sich an solch einem Spiel zu beteiligen, zog genug Aufmerksamkeit auf sich, dass der gesamte Raum nun um ihren Tisch herumstand und zuschaute. Nun ging es für die Ladies darum sich die gewünschte Ball-Garderobe oder eines der dazu gehörigen Accessoires herauszusuchen. Es waren recht kostspielige Stücke dabei, die man zwar auswählen konnte, um sich einen Vorteil verschaffen zu können, doch wenn der Mann nicht genug Geld an der Börse verdiente, würde er es auch nicht für seine Dame kaufen können. Die Börse war weniger kompliziert, als wie im echten Leben, bestand diese lediglich aus einem Pool an Zahlen- und Güterplättchen von den man sich rasch drei, für den Gentleman am profitabelsten, heraussuchen musste. Wer Glück hatte bekam einen Bonus mit einer richtigen Plättchen Kombination, was zu mehr Geld führte. Das ganze zog sich über sechs Runden, in denen man seiner Lady das komplette gewünschte Ensemble ermöglichen sollte, damit sie die Schönste beim Ball sein würde. Die erste Runde begann und Wei Ying schaute sich die Auswahl an Kleidern, Schmuck und Accessoires an. Ein elegantes und figurbetontes, schwarz-rotes Abendkleid, mit Federsaum, verführerisch schulterfreien Ausschnitt und einem koketten Seitenschlitz, fiel ihm sofort ins Auge und er griff sich die Karte eilig. Als Accessoire ein paar lange, schwarze Seidenhandschuhe und für das Dekolleté eine Rubinkette. Er schaute erst auf die Preise als er seine Wahl getätigt hatte und lächelte darauf etwas verlegen seinem vorübergehenden Manne zu. „Lan Zhan, ich möchte wirklich gern dieses Kleid.“, meinte er mit klimpernden Wimpern. „Kannst du mir diesen Wunsch erfüllen Darling? Ich würde mich auch später dafür erkenntlich zeigen.“, säuselte er und zwinkerte auf sein Angebot lasziv. Lan Zhan schaute auf den Preis, das Wei Ying annahm das er es ablehnen würde, musste er schon wirklich Glück oder ziemliches Geschick aufbringen, um es zu finanzieren. „Wenn es das ist, was Wei Ying sich wünscht.“, hörte er ihn darauf sagen und es ließ ein freudiges Glucksen über seine Lippen treten. „Ah Lan Zhan, charmant wie am ersten Tag.“ Über die folgende halbe Stunde und sechs Runden später, konnte Wei Ying verdient stolz zum Ball erscheinen, hatte sein Lan Zhan die anderen Herren tatsächlich im Staub zurückgelassen. Somit war es auch keine Überraschung, als sie am Ende die höchste Punktzahl mit ihren Einkäufen erreicht hatten und er der Star des fiktiven Abends wurde. Wei Ying fühlte wirklich einen kindlichen Überschwang in sich, über dieses Ergebnis und wie resolut Lan Zhan versucht hatte ihm all seine Wünsche zu erfüllen. Somit griff er auch zu dessen rechten Arm, als sie sich daraufhin erhoben und klammerte sich wie ein verliebtes Mädchen, kichernd daran. Zudem war es auch die perfekte Gelegenheit und Fassade, sich etwas schamloser mit seinem Schwarm geben zu können, dass er es einfach ausnutzen musste. Wann würde er so eine Chance schon noch einmal bekommen? „Du hast mich wirklich glücklich gemacht mein Herz.“ Er legte seinen Kopf auf Lan Zhan Schulter und seufzte zugetan. „Der perfekte Ehemann.“ Wei Ying erinnerte sich an seine Worte von zu Beginn des Spiels und ließ seinen Übermut etwas weiter von der Kette, als er sein Gesicht zu Lan Zhan drehte um ihm einen neckenden, und ein winziges Stück, ersehntes, Küsschen auf die Wange drücken zu wollen, über sein kleines Schauspiel. Das Lan Zhan sich im selben Moment ihm ebenso zuwenden würde hatte er nicht einkalkuliert, als seine Lippen auf dessen Mundwinkel landeten, ihn für den Moment überrumpelt so verharren ließ. Einzig sein rapide schlagendes Herz, sagte ihm das er sich noch im hier und jetzt befand. Nur ein kleines Stück und er könnte diese Lippen richtig küssen. Mit schreckgeweiteten Augen zog er sich schließlich von Lan Zhan zurück, der nicht weniger überfahren wirkte über diesen Ausrutscher und Wei Ying sich augenblicklich einen riesigen Idioten schimpfte. Lan Zhan mochte ihm vieles schon durchgehen gelassen haben, doch auch er war sich sicher, dass er gerade eine respektvolle Grenze übertreten hatte. Dabei hatte er doch genau heute vorgehabt Lan Zhan gekonnt den Hof zu machen, um seine Chancen bei ihm etwas auszutesten und nun hatte er es schon ruiniert, bevor er überhaupt richtig damit angefangen hatte. „Oh…uhm…das war…sorry…das war keine Absicht.“ Indes schaute ihn Lan Zhan mit einem Ausdruck an, den er zuvor noch nie bei ihm gesehen hatte und es ließ die Angst, es komplett zwischen ihnen versaut zu haben, nur weiter wachsen. Er räusperte sich unter diesem Unbehagen und setzte ein schiefes Lächeln auf. Zudem waren auch immer noch alle Augen auf sie gerichtet und es machte Wei Ying nur noch nervöser. Dann war es Lan Zhan der sich schlicht von ihm abwandte und den Raum ohne ein Wort verließ. Wei Ying schlug sich beide Hände unter einem hilflosen Raunen vor das Gesicht und schüttelte über seine eigene Dummheit einfach nur ergeben den Kopf. Er war eben ein gigantischer Trottel! Kapitel 4: ----------- Lan WangJi hatte seinen Weg zurück zum Zimmer des Schülerrats eingeschlagen, ohne dass es ihm richtig bewusst gewesen wäre. Es war wohl mehr eine einprogrammierte Routine, für die er gerade recht dankbar war, herrschte in seinem Kopf ein ziemliches Durcheinander. Wei Ying hatte ihn geküsst… Ein hilflos klingendes Raunen kam ihm über die Lippen. Lippen, die Wei Ying etwas mit den seinen berührt hatte. Gedankenverloren streiften WangJis Finger über seinen Mundwinkel, spürte er diesen Hauch beinahe noch immer. Er setzte sich schließlich an seinen Schreibtisch und sortierte, ebenso in einer Routine, einige der Unterlagen darauf, einfach um sich mit irgendetwas ablenken zu können. Nur war dies leichter gedacht als getan, war er in den letzten Jahren nie wirklich gut darin gewesen Wei Ying tatsächlich aus seinem Kopf zu bekommen. Zuerst mochte es nur zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Disziplin gegolten haben, dass er diesen für seine Flausen und freilebige Art belehrt hatte, wann immer er Zeuge davon werden musste. Wenn es sonst niemand tat. Somit hatte er sich im Laufe der Zeit angewöhnt immer ein Auge auf ihn zu haben, wenn er ihn irgendwo erblickte. Dass er irgendwann auch seine Augen auf ihn gerichtet hielt, wenn sie nicht mehr in der Schule waren, und sie somit nicht wirklich noch etwas verband, hatte er sich damals als Gewohnheit zu erklären versucht. Wei Ying machte nie den Anschein, als würde er ihn ernst nehmen, und suchte wohl auch deswegen immer wieder seine Nähe auf, eben um ihn mit irgendetwas aufzuziehen oder zu irritieren. Dieser scheute körperlichen Kontakt wenig, etwas das er schon im Umgang mit dessen Freunden hatte beobachten können, doch war es für ihn etwas ungemein Aufreibendes. Er war es nicht gewöhnt, dass man ihm so selbstverständlich am Arm griff, sich so nahe an ihn heransetzte oder eine neckende Hand durch seine langen Haare strich, verbunden mit diesem aufgeweckten Strahlen in sturmgrauen Augen und einem amüsierten Lächeln auf vom Schalk geküssten Lippen. Als er damals hörte, das sich Wei Ying und sein Bruder mit Wen Chao und seiner Gang angelegt hatten, war ihm das Blut in den Adern gefroren, wusste jeder, dass die Wen Gang brutal und hinterhältig vorging mit denen die es wagten sich gegen sie aufzulehnen. Das beide nur leicht verletzt aus der Sache herausgekommen waren, erschien nahezu wie ein Wunder. Man hatte die Wens zum Glück aus dem Verkehr ziehen können, war er sich sicher das Wen Chao ansonsten nicht eher Ruhe gegeben hätte, bis er seine Vergeltung an den Brüdern gefunden hatte. Es war diese eisige Panik gewesen, ob Wei Ying nichts zugestoßen sei, die ihn darauf hatte verstehen lassen, dass dieser ihm schon soweit wichtig geworden war, das ohne ihn einfach etwas spürbar in seinem Alltag fehlen würde. Und auch in seinem Herzen. Dass es ihn danach verlangte ihn jeden Tag wenigstens einmal sehen zu müssen. Ihn Lachen zu hören. Seinen Namen aus dessen Mund einfangen zu können. Sich einzugestehen, dass er danach suchte, nach Wei Ying suchte, erfüllte ihn stets mit unbeholfener Scham. Einzig sein Bruder; Lan Huan, wusste über sein Dilemma bescheid, hatte er bei ihm Rat gesucht, als er mit diesen verwirrenden Gefühlen einfach nicht mehr zurechtgekommen war. Dies war nun über ein Jahr her und sie nun bereits kurz davor die High School hinter sich zu lassen, was bedeutete das er Wei Ying nicht mehr jeden Tag würde sehen können. Seine Familie wollte das er die Universität in Gusu besuchte und bis vor einem Jahr hatte er auch mit stolz auf dieses Ziel zugearbeitet. Doch nun. Wei Ying hatte sich für ein Studium in Yunmeng entschieden, auch wenn WangJi wusste das dieser durchaus das Zeug hätte, ebenso eine Elite Einrichtung wie die in Gusu zu besuchen. Doch wenn er ehrlich war, konnte er sich Wei Ying dort nicht wirklich vorstellen, nicht mit all der schwerfälligen und steifen Tradition die dieser Universität inne wohnte. Was also blieb für ihn übrig? Nur sein Bruder wusste, dass er sich ebenso für Yunmeng beworben hatte, doch war ihm klar, dass es recht merkwürdig erscheinen musste, wenn er plötzlich dort anfangen würde zu studieren, wenn ihm doch so viele bessere Möglichkeiten offen standen. Was er nun tun könnte wäre, und er hatte lange darüber nachgedacht, Wei Ying zu sagen, was er für ihn empfand. Würde dieser ihn ablehnen, könnte er nach Gusu gehen und ihre Wege würden sich wahrscheinlich nicht wieder kreuzen. Er hätte Zeit seinen Herzschmerz zu verarbeiten und Wei Ying müsste ihn nicht ungewollt in seiner Nähe haben. Wei Ying könnte ihn auch verlachen. Etwas womit er nicht so recht umzugehen wüsste, wäre es nicht viel anders als in der Luft hängen zu bleiben. Zu wissen, dass Wei Ying seine ehrlichen Gefühle nicht ernst nahm, sie als einen Scherz abtuen könnte, schmerzte auf seine eigene Weise. Wei Ying könnte ihn anhören, könnte es womöglich auch akzeptieren, dass er ihn mochte und dennoch nur eine Freundschaft zulassen. Dass dieser recht populär war und ein großes und tolerantes Herz besaß, hatte er oft genug vorgeführt bekommen. Eine Freundschaft wäre mehr, als komplett abgeschoben zu werden, nur… WangJi seufzte geschlagen. Er war so unsinnig verliebt in Wei Ying, dass er nicht bestimmen konnte, ob er nicht doch irgendwann eine Dummheit begehen würde. Letztendlich nicht einmal bewusst. Was, wenn dadurch dann alles unangenehm peinlich zwischen ihnen werden würde? Was, wenn er Wei Ying doch noch zu viel wurde? Er verlor sich ebenso gern in dem Tagtraum, das sie tatsächlich irgendwo gemeinsam studieren würden, sollte Wei Ying ihn als seinen festen Freund akzeptieren. Sie könnten sich zusammen ein kleines Apartment nehmen. Wenn es ihre Kurse zuließen, gemeinsam zur Uni gehen oder danach wieder zurück nach Hause. Er mochte den Gedanken, schlicht mit Wei Ying zusammen zu sitzen und zu lernen. Danach würde er für sie beide etwas zu Essen machen, und später würden sie, in den Armen des jeweils anderen, einschlafen. Er würde Wei Ying einen Kuss auf die Stirn geben und ihm eine Gute Nacht wünschen. Die Wahrscheinlichkeit war groß, das Wei Ying eine Nachteule wäre und nicht schon würde schlafen wollen. Womöglich würde dieser ihn mit einem dieser kecken Grinsen anschauen und versuchen ihn davon zu überzeugen, dass sie ruhig noch etwas anderes tun könnten, während dieser sich über ihn schob und auf seiner Hüfte platzierte. Er würde seine Hand durch Wei Yings weiche, offene Haarfluten gleiten lassen, sie ihm darauf in den Nacken legen, ihn dazu bringen seinem Gesicht näher zu kommen, bis er ihn hingebungsvoll küssen konnte. Er könnte seine Hände daraufhin über dessen Körper wandern lassen und… WangJi schluckte trocken und auch beschämt an seinen ausschweifenden Gedanken. Er sollte sich eine Maßreglung für sich selbst überlegen, sobald er wieder zu Hause war. Er richtete seinen Blick aus dem Fenster zu seiner Rechten, wo man das abflauende Treiben des Schulfestes verfolgen konnte. Das Problem war, das er ebenso wusste, dass er Wei Ying nie würde nahe genug sein können. Er war nur ein Bewunderer unter vielen, hatte dieser an ihrer Schule doch so einige Fans. Diesem mochte das so vielleicht gar nicht wirklich bewusst sein, doch hatte ihm die Vorbereitung auf das Fest doch deutlich gezeigt, dass dieser ungemein schnell sein Umfeld einnehmen konnte, mit seinem verspielten Charme und dem nicht weniger gescheiten Kopf auf den Schultern. Wei Ying mochte des Öfteren etwas zu Selbstherrlich erscheinen, doch war es stets nur ein Schauspiel, um sich ein wenig Erheiterung damit zu verschaffen. So wie dieser auch auf ihn manchmal recht ungestüm zukam, und er im ersten Moment nicht wusste, was über ihn hereingebrochen war. Als Wei Ying von sich aus anfragte, ob er bei den Vorbereitungen aushelfen könne, hatte er zunächst auch wieder mit einem seiner unbefangenen Scherze gerechnet, war dieser nicht bekannt dafür sich freiwillig in größere Verantwortung zu stürzen, die so gesehen kaum Unterhaltung für ihn bot. Doch Wei Ying hatte darauf bestanden und er ihm diese Chance schließlich gegeben. Er hatte nicht abschätzen können, was darauf folgen würde, und einfach nur gehofft, dass es keine größeren Überraschungen gab. Und Wei Ying hatte sich tatsächlich von einer äußerst einsatzbereiten Seite gezeigt, dass er schon ein schlechtes Gewissen bekam, ihm zuvor nicht wirklich damit vertraut zu haben. Allerdings hatte dessen Einsatz auch seine Nachteile. Zumindest für sein ungeschicktes und schmachtendes Herz. Er hatte das Video auf ihrer Schulhomepage gesehen, welches der Fashion Design Club dort gepostet hatte und Wei Ying in einer Runde fröhlicher Mädchen zeigte, mit denen er einen dieser hippen Girl-Group Song sang und es sogar eine kleine Tanzeinlage gab, die WangJi als nichts anderes als hinreißend einstufen konnte. Scheute sich Wei Ying nicht, sich auch einmal etwas femininer zu geben. Und das mit einem faszinierenden Effekt. WangJi konnte nicht sagen, wie oft er sich besagtes Video seitdem angesehen hatte. Es hatte zudem so viele „Likes“ erhalten, dass es eine besitzergreifende Unruhe in ihm ausgelöst hatte, dass es ihn etwas voreilig handeln ließ, indem er Wei Ying am nächsten Tag einem anderen Club zuwies. Das Wei Ying auch dort eine Möglichkeit finden würde von sich reden zu machen, hätte ihn eigentlich nicht verwundern sollen. Es war Qin Xiao, ein Mitglied des Schülerrates und ebenso Teil des Theater Clubs über welche ihm zu Ohren kam, das Wei Ying Jin ZiXuan bei den Proben die Schau gestohlen hatte und ihm darauf ein paar Fotos dieser Szene vor Augen kamen, welche sie ihm auf ihrem Smartphone gezeigt hatte. Auch um ihm zu beweisen, dass Wei Ying seiner Pflicht nachkam, war der Zweifel über die Entscheidung ihn in die Vorbereitungen mit einzubeziehen bei einigen anderen Schülerratsmitgliedern nicht gerade willkommen gewesen. Es mochte nur ein Schauspiel gewesen sein, doch stimmte ihn der Anblick, wie Wei Ying jemandem so gefühlvoll anschaute, dabei so nahe stand und zudem noch deren Hand hielt, einfach nur betrübt und hoffnungslos. Und es hörte nicht auf. Das unbefangene, helle Lachen das ihn zum Garten-Club gelockt hatte, endete nur in einer weiteren, bitteren Ernüchterung. Das Wei Ying und Wen Ning gute Freunde waren, wusste er. Wei Ying war überraschend gut mit den jüngeren Studenten, von denen einige auch zu ihm aufsahen. Beide in solch einem ausgelassenen Gerangel zu sehen; vorgeführt zu bekommen, das Wei Ying mit seinen Freunden ebenso keine Berührung scheute. Es ihn wissen ließ, dass jene, die Wei Ying ihm zukommen ließ, sich dennoch nicht so ungezwungen anfühlten, er solch einen Rang anscheinend auch nie bei ihm erreichen würde… Es frustrierte ihn! Wie es ihn auch frustrierte zu sehen, das Wei Ying sich selbstlos vor Wen Ning schob, um allen folgenden Tadel auf sich zu lenken. Was musste er tun, um ebenso an solch einer innigen Freundschaft mit ihm teilhaben zu dürfen? Würde Wei Ying ihm dann auch erlauben ihm so ungeniert sein Shirt ausziehen zu dürfen, wie er es darauf noch hatte einfangen können? WangJi gab ein unbewusstes, schwärmerisches Seufzen von sich, bei der Erinnerung daran, was für ein einladendes Bild Wei Ying, völlig durchnässt und mit hitzigen Wangen, abgegeben hatte. Es war schon ein enorm verlockender Anblick gewesen, den er abermals mit zu vielen Augen hatte teilen müssen. Und egal wohin er ihn auch schickte, es gab immer wieder jemanden, der dem Charme seines Wei Yings erlag. Schüchterne Blicke, unsicheres Lächeln, dreiste Ausreden um dessen Aufmerksamkeit zu erhalten. Es war wie ein Fieber das umging und Wei Ying schien stets gewillt, dieses auch noch weiter voranzutreiben, indem er sich als ein Flirt zeigte. Heute war zudem der Tag an dem seine Eifersucht das deutlichste Ziel vor Augen geführt bekommen hatte. Wei Ying mit Mo XuanYu zu sehen, ließ ihn deren spitze Zähne nur zu intensiv spüren, dass es ihn beinahe hitzköpfig machte. Dieses erbärmliche Gefühl kroch nur weiter in ihn hinauf, als Mo XuanYu ihm den Eindruck vermittelte, als wüsste dieser genau was er für Wei Ying empfand und er damit nicht allein war. Wei Ying hatte seine Fans und Bewunderer und Mo XuanYu war ein weiterer Rivale, der ihm das auch gern deutlich machte, indem er sich fester an Wei Ying geklammert, und seinen herausfordernden Blick währenddessen nicht eine Sekunde von ihm genommen hatte. Wei Ying schien abermals ahnungslos über seine Ausstrahlung und amüsierte den Jungen auf seinem Rücken einfach weiter. Und wäre es nicht Wei Ying gewesen, dann hätte er die Bitte, ausgerechnet Mo XuanYu in seinem Club aufzunehmen, aus lächerlicher Missgunst sofort abgelehnt. Aber so wie es aussah machte Wei Ying sogar aus ihm noch einen besseren Menschen, indem er solche kläglichen Impulse schnell wieder zerstieben ließ. Und sein Herz war so voll von diesem selbstlosen, schamlosen und strahlenden jungen Stern, dass er es hätte darauf ankommen lassen wollen. Dass er ihn hatte fragen wollen, ob er mit ihm zusammen zum Lagerfeuer gehen würde. Nur um wieder einmal erleben zu können, dass er nicht wusste wie er es formulieren sollte, ohne das Gefühl zu haben, sich einfach nur zu blamieren. Dann war Wei Ying auch schon wieder auf und davon und er zu unbeholfen gewesen ihm zu folgen. Und als er ihn dann wieder fand, war er abermals umringt von interessierten und scheuen Blicken, die nur darauf zu warten schienen, dass sie eine Chance bekamen, als dieser sich mit diesem amüsierten Funkeln in seinen Augen nach einem Spielpartner umsah. Zu sagen, dass er sich aus einem Impuls heraus angeboten hatte, wäre nicht korrekt. Denn wenn man ihm die Möglichkeit geben würde, dann würde er nicht zögern dessen Partner in allen Belangen sein zu wollen. Das Wei Ying es mit Erheiterung aufnahm war typisch und auch, dass er sich nicht scheute ihn tatsächlich heranzuziehen und sei es nur um diesen Spaß weiter auszukosten. Aber er nahm was man ihm erlaubte. Was darauf folgte war allerdings etwas das auch ihn ins mentale Stolpern brachte und das nicht weil er es als schamlos empfand. Zumindest nicht gänzlich, den Wei Yings Schamlosigkeit war eine Eigenheit die ihm am Ende zu der Person machten, in die er sich so haltlos verguckt hatte. Er glaubte somit auch das Wei Ying es nicht lassen würde können, ihn mit dem Part der Lady, über das Spiel hinweg, in Verlegenheit zu bringen, nur um sich dann selbst diese Rolle zuzuschreiben. Und Wei Ying wusste auch dann wieder ganz genau, wie er ihn damit durcheinander bringen konnte. Dann allerdings hatte sich WangJi dabei erwischt, dass es ihm gar nicht so schwer fiel sich ihn in dieser femininen Haute Couture vorzustellen. Er hatte definitiv die Figur dazu. Wenn auch an bestimmten Stellen nicht so kurvenreich. Etwas das er allerdings recht schnell wieder in seinem Kopf zurückschob. Wei Ying hatte wirklich die ungewöhnlichste Wirkung auf ihn. Umso stolzer war er, dass er ihm seine Wünsche hatte erfüllen können und es sie zum Siegerpaar des Spiels machte. Wei Yings Arme, die sich um einen der seinen schlossen und dessen zufriedenes Strahlen, waren ein überaus angemessener Gewinn gewesen. Und dann passierte es. So unverhofft und doch so unbeschreiblich, so überwältigend. WangJi streifte mit seinem Daumen abermals über seinen Mundwinkel und fühlte sich wiederholt niedergeschlagen. Denn auch wenn es für ihn einer ersehnte Erfüllung gleich gekommen war, so hatte es Wei Ying am Ende nichts bedeutet und er es simpel als eine fehlkalkulierte Albernheit endschuldigt. Es versah sein hektisch pulsierendes Herz mit einem lähmenden Schmerz, dass er einfach nur die Flucht ergriffen hatte. Und nun saß er hier und hing seinen naiven Gefühlen nach, die sich, genau wie er, am Boden fühlten. Er würde wohl, sobald er nach Hause kam, einen Großteil seiner Nacht damit verbringen zu meditieren, würde ihn dieser Vorfall so schnell nicht wieder loslassen. Er hatte sich auch eindeutig schon zu lange hier verkrochen. Seine Aufgabe, das Festival bis zum Ende zu überblicken, sollte er trotz allem ernst nehmen. Es wäre zudem auch eine willkommene Ablenkung. Somit richtete er die etwas aus der Ordnung gebrachten Unterlagen wieder, stand auf und mit einem tiefen, beruhigenden Durchatmen schob er schließlich die Tür des Zimmers auf. Nur um daraufhin in die verschreckten, großen Augen von Wei Ying zu blicken, der genau vor ihm stand. Die Hand leicht angehoben, als hatte er anklopfen wollen. „Lan…Zhan.“ Dessen Lächeln wirkte angestrengt und WangJi fühlte eine ähnliche Anspannung auch wieder in sich aufkommen. „Wei Ying.“ Der andere rieb sich in einer Geste der Verlegenheit kurz über den Nacken. „Uhm…ich…hättest du gerade etwas Zeit übrig?“, hörte er diesen mit einem hoffnungsvollen Unterton fragen, dass sich WangJi etwas hin und her gerissen sah. Er würde Wei Ying gern etwas von seiner Zeit einräumen, doch hatte er ebenso das Bedürfnis erst einmal etwas Abstand zu halten. Er fühlte sich emotional einfach noch zu wund. „Bitte.“ WangJi seufzte innerlich über sein Unvermögen ihm etwas abschlagen zu können, wenn dieser ihn so ansah. Also nickte er und erwartete eine weitere Entschuldigung, war er sich sicher, dass dieser genau deswegen hier her gekommen war. „Großartig!“ Kapitel 5: ----------- Dass die Dinge nie so einfach waren, wenn es um Wei Ying ging, sollte WangJi gelernt haben, griff jener nun ohne Umschweife nach seiner Hand und zog ihn mit sich.   Heute machte es Wei Ying ihm wirklich schwer, schien man ihn regelrecht auf eine Probe stellen zu wollen, mit all diesen unvorhersehbaren Situationen in die ihn dieser brachte.   Sie stiegen die Treppen bis in die oberste Etage hinauf und weiter.   „Wei Ying, Unbefugten ist der Zugang zum Dach untersagt.“, ermahnte er ihn.   „Schon ok Lan Zhan, ich werde es nicht weiterverraten, wenn du es nicht weiter verrätst.“ Damit zwinkerte dieser ihm noch keck zu und zog ihn weiter.   Es hatte bereits zu dämmern begonnen, als sie das Dach betraten und WangJi nur annehmen konnte das Wei Ying das Schloss der Tür geknackt haben musste, besaß er wohl kaum den Schlüssel dazu.   Er wollte ihn gerade darauf ansprechen, als dieser innehielt und seine Hand wieder freigab.   Dann drehte sich Wei Ying ihm zu und wirkte unsicher.   „Lan Zhan. Das vorhin…“ WangJi wollte seine Entschuldigung nicht hören und schüttelte den Kopf, um ihm anzuzeigen, dass darüber nichts mehr gesagt werden brauchte.   Wei Ying seufzte merklich schuldbewusst und ließ den Kopf etwas hängen.   „Wie dem auch sei.“ Dieser trat darauf zur Seite. „Das ist für dich.“   WangJi konnte einen dieser niedrigen, traditionellen Tische ausmachen, die Wei Ying womöglich aus dem Kulissenlager der Theatergruppe entwendet hatte. Davor ein Sitzkissen, auf das ihn Wei Ying andeutete sich zu setzen.   Und er tat ihm den Gefallen, war er selbst etwas neugierig, was es mit all dem auf sich hatte.   Auf dem Tisch selbst stand ein Glas in dem ein kleiner Strauß Blumen steckte.   Enzian. Wie er recht überrascht feststellen konnte.   „Ich sah dich ab und zu vor ihrer Rabatte hinter der Schule stehen. Du machtest stets einen so berührten Eindruck, dass ich mir die Schlussfolgerung erlaubte, dass du mit ihnen womöglich etwas Besonderes verbindest. Ich fragte Wen Ning ob es in Ordnung sei, mir ein paar zu pflücken.“   Das hatte Wei Ying tatsächlich beobachten können?   Mit einem leichten Lächeln, schaute WangJi auf die Blumen. „Du hast Recht. Sie haben einen besonderen Platz in meinem Herzen.“ Wei Ying lächelte sanft und verstehend über diese Offenbarung.   „Die anderen Sachen sind ebenso für dich.“, meinte dieser dann, doch sah er nun schon wieder etwas verschmitzter aus.   Das nächste war eine Papierrolle, von welcher er das weiße Band entfernte und sie schließlich aufrollte.   Zu sehen waren die Berge von Gusu, in einer aufwendig erscheinenden Aquarellzeichnung, mit liebevollen Details und in harmonisierenden Farbverläufen, die von dem Geschick des Künstlers zeugten.   „Nie HuaiSang meinte meine Ideen für die Kulissen wären gut aber zu aufwendig in der kurzen Zeit, also hab ich eine davon in ein handlicheres Format umgesetzt. Ich weiß das du nach Gusu gehen wirst, um dort zu studieren.“ Wei Ying schob nun etwas die Augenbrauen zusammen und zog eine überlegende Schnute.   „Wenn ich es mir jetzt so recht überlege, hätte ich dir was anderes malen sollen. Am Ende hast du die Berge dann ja eh immer vor Augen.“ Er wirkte etwas geknickt über diese Feststellung. „Ah, du musst es auch nicht behalten, wenn du es nicht magst. Ich hab das gar nicht in Betracht gezogen, sondern einfach nur an dich gedacht.“ Auf diese letzte Aussage weiteten sich Wei Yings Augen hektisch.   „Ich meine, ich wollte dir eine Freude machen, deswegen dachte ich an…“ Er räusperte sich in merklicher Verlegenheit. „Ok, das...“ Er deutete auf das größere Objekt das sich in ein Hellblaues Tuch gewickelt befand.   WangJi löste den Knoten und erkannte dabei das besagtes Tuch eine elegante Wolkenmusterbordüre zierte, welche hineingestickt worden war. In jeweils einer der vier Ecken des Tuches befand sich eine weitere Stickerei.   Jede davon zeigte zwei Hasen.   Einer Schwarz, der andere Weiß.   Sie befanden sich in unterschiedlichen Szenen. Eine davon zeigte den Schwarzen Hasen wie er angekuschelt an dem Weißen lag und schlief.   Eine andere wie sie sich zusammen eine Karotte teilten. Oder einen Schmetterling beobachteten.   Das letzte zeigte wie der Schwarze dem weißen Hasen einen Kuss auf die Wange zu geben schien.   „Die Mädels im Fashion-Club haben mir gezeigt wie man selbst entworfene Motive von der Maschine sticken lassen kann. Es machte wirklich Spaß, das ich wohl etwas über die Strenge schlug.“ Wei Ying streckte leicht die Zunge heraus, als müsste es ihm tatsächlich peinlich sein.   „Du magst doch Hasen, oder? Du hast es nie wirklich zugegeben, aber ich weiß, dass der Bildschirmhintergrund auf deinem Smartphone einen dieser fluffigen, weißen Hasen zeigt. Ich hab mich oft genug an dich angeschlichen, um es wenigstens zwei Mal noch erhascht zu haben.“   „Ich mag Hasen.“, gestand er, doch mehr weil er sich ziemlich gerührt fühlte, dass Wei Ying bei jedem Aushelfen etwas gefunden hatte, das er mit ihm verband.   Es machte ihm das Herz so unsäglich warm.   „Ich hoffe die sind nun nicht schon kalt.“ Das Tuch hatte einen dieser Bambuskörbe zum Dämpfen versteckt gehalten, von welchem er die Abdeckung hob und diesen gefüllt mit Teigtaschen vorfand.   „Ich weiß dass dir die, die beim Fest verkauft wurden sicherlich zu sehr gewürzt gewesen wären. Immerhin hab ich geholfen sie zu machen. Die hier sind aber Extra.“ Wei Ying war so umsichtig ihm ein paar Stäbchen dazugelegt zu haben, nach welchen er nun griff und damit eine der Teigtaschen aufnahm.   Er spürte Wei Yings gespannte Aufmerksamkeit auf sich und biss schließlich hinein.   WangJi musste zugeben das er positiv überrascht war. Sie waren genau wie er sie mochte, dezent im Geschmack und nicht zu überfüllt. Sie waren perfekt gegart, war das Gemüse immer noch bissfest und hatte somit auch seinen Eigengeschmack behalten.   „Sie sind wirklich gut.“, ließ er Wei Ying ehrlich wissen, dass es diesem ein breites Grinsen entlockte.   „Ehrlich? Ich war mir nicht sicher, eigentlich bin ich nicht besonders gut in der Küche.“ Er lachte munter und man sah ihm auch die Erleichterung an.   WangJi schaute auf die Gaben vor ihm und wusste dennoch nicht so recht, was dies nun alles zu bedeuten haben sollte.   „Wei Ying. Warum all die Mühe?“, erkundigte er sich schließlich, wollte er nicht irgendeiner falschen und unangebrachten Hoffnung erliegen.   Dessen Gesichtsausdruck wurde nun wieder etwas nüchterner.   „Uhm…“ Er schien mit seiner Antwort zu hadern, und senkte folglich auch seinen Blick.   „Als…Entschuldigung.“ WangJi atmete auf diese Antwort etwas intensiver durch, versuchte er seine Enttäuschung nicht durchblicken zu lassen.   „Dann kann ich diese Dinge nicht annehmen.“, ließ er Wei Ying wissen, dessen Blick so rasch wieder nach oben flog und er mit großen, unsicheren Augen angesehen wurde.   „Warum?“   „Eine Entschuldigung setzt voraus, das etwas vorgefallen sein muss das einen negativen Effekt nach sich zog.   Ich trage Wei Ying nichts nach. Somit ist eine Entschuldigung nicht notwendig. Dennoch schätze ich deine Umsicht.“ WangJi erhob sich wieder. Wei Ying sagte nichts, schaute ihn nur nachdenklich wirkend an.   Dann kam er auf ihn zu und stellte sich genau vor ihn.   „Heißt das, dass ich es wieder tun könnte, ohne dass du es mir übel nimmst?“ Wei Yings Blick hatte etwas Intensives angenommen. Beinahe als wolle er ihn herausfordern.   WangJi schien unter dieser Intensität nichts anderes übrig zu bleiben, als ehrlich zu antworten.   „Würde ich nicht.“   Wei Ying kam ihm noch etwas näher und es ließ WangJi trocken an seiner aufkommenden Nervosität schlucken.   Die nächsten Worte die Wei Ying sprach, waren ein Wispern das sich seinem Mundwinkel näherte.   „Es wäre tatsächlich in Ordnung, wenn ich…“ Er spürte die sanfte Berührung von dessen weichen Lippen, an der gleichen Stelle wie vorhin und es ließ WangJi kurz überwältig die Augen schließen.   Der Drang Wei Ying an sich zu ziehen und nie wieder loslassen zu wollen, war jedoch schwer im Zaum zu halten, dass er seine Hände zu Fäusten ballen musste, um nicht genau das zu tun.   Wei Ying zog sich zurück, doch nur soweit das er immer noch dessen Atem auf seinem Gesicht wahrnehmen konnte.   „Lan Zhan…“ Er mochte sich den sinnlichen Unterton in seinem Namen nur einbilden, doch spürte er die Wärme weiter in sich aufsteigen, je länger Wei Ying ihm so nahe war.   „….wie ist es mit dieser Stelle hier?“ WangJi öffnete seine Augen, ob er es sich wirklich nicht nur einbildete. Wei Ying hatte seinen Kopf etwas zur Seite geneigt, dessen Lippen beinahe auf den seinen, als er ihn abwartend ansah, und er sich ebenso fragte, ob dieser raubtierartige Blick, mit seinem eigenen Hunger vergleichbar war.   „Keine…Einwende…“ Er war erstaunt, dass er überhaupt etwas vorbringen konnte, als er Wei Yings zusprechendes Raunen hörte, gefolgt von dessen Mund der sich nun direkt auf den seinen legte.   Und bei allem was ihm wichtig war, hoffte er das er es nicht nur träumte was hier gerade geschah.   Wei Ying zog sich schließlich wieder ein Stück zurück, doch war dessen Blick gesenkt und es zog auch WangJis Herz rapide nach unten in einer panikerfüllten Vorahnung.   „Lan Zhan…“, hörte er ihn leise und mit wackeliger Stimme sagen, dass er nicht umhin kam ihm das Wort zu nehmen.   „Sag nicht, dass es dir Leid tut.“ Er wusste das er womöglich etwas zu bitter klang aber sollte Wei Ying ihm nun tatsächlich offenbaren, dass es nur ein flüchtiger Impuls gewesen sei, oder gar ein Scherz, dann würde er sein gebrochenes Herz einfach nicht kaschieren können. Und diese Schwäche wollte er nicht preisgeben.   Nicht vor Wei Ying.   Dieser gab ein langgezogenes Seufzen von sich und legte eine Hand an WangJis Brust.   Genau über sein Herz.   „Warum schlägt es so aufgeregt?“, stellte er die unerwartete Frage und hielt seinen Blick auf seine Hand fixiert, wirkte darüber ein wenig gedankenverloren, als er dennoch weitersprach.   „Ich hatte für heute etwas vorgehabt. Ich habe die letzten Tage immer darüber nachgedacht, doch dann passierte die Sache im Spiele Café und ich war mir sicher es ruiniert zu haben, so eilig wie du verschwunden bist. Aber ich wollte es auch nicht einfach abtun, deswegen habe ich dich gesucht.“ Wei Ying lehnte nun ebenso seinen Kopf gegen Wangjis Schulter.   „Es war nicht einfach nur um mich zu entschuldigen. Aber es erschien mir in dem Moment als ein praktischer Vorwand.“ WangJi hatte keine Ahnung, ob er etwas darauf erwidern sollte, noch glaubte er, dass es ihm überhaupt gelingen würde, war Wei Yings anhaltende Nähe etwas, das ihn auf nicht nur einer Ebene durcheinander brachte. Die Hand auf seiner Brust griff nun fest den Stoff darunter.   „Ich mag dich Lan Zhan. Eigentlich wollte ich dich fragen, ob wir zusammen zum Lagerfeuer gehen könnten. Eigentlich wollte ich dir jedes Präsent übergeben, um dir damit deutlich zu machen das ich es ernst meine.“   Völlig überfahren von Wei Yings Geständnis fehlten WangJi weiterhin die Worte, doch legte er ihm beide Hände an die Hüfte, drückte diese leicht und überwältigt.   „Lan Zhan. Kann es sein das…das du mich ebenso magst? Ich will nichts falsch verstehen, denn manchmal bist du recht schwer zu lesen. Aber… du hast mich dich küssen lassen und das hat etwas zu bedeuten, oder?“   Diese Unsicherheit in Wei Yings Stimme zu hören und auch in dessen angespannten Körper zu spüren, vermochte es WangJi aus seiner Starre zu befreien, auf das er seine Arme nun gänzlich um Wei Ying legte und ihn in einer Umarmung näher an sich zog.   „Wei Ying ist die einzige Person, von der ich mich küssen ließe. Niemand sonst. Nur von und mit dir ist es etwas Besonderes.“ Er hoffte, dass er verständlich machen konnte, was in ihm vorging und schien damit auch Erfolg zu haben, da Wei Ying ihm seine Arme ebenso umlegte.   „Du bist so ein harter Brocken Lan Zhan. Seit wann bin ich in deinen Augen den zu etwas Besonderen geworden, hm?“   WangJi strich Wei Ying leicht über den Rücken, während er ihm antwortete.   „Vielleicht vom ersten Tag an, als ich dich sah. Aber sicher war ich mir nach eurer Auseinandersetzung mit Wen Chao.“ Wei Ying drückte sich so rasch von ihm ab, das WangJi annahm etwas Falsches offenbart zu haben.   „Das ist gut eineinhalb Jahre her!“ Er konnte nur bestätigend nicken.   Wei Ying schaute fassungslos. „So lange schon? Und du hast nie etwas gesagt oder getan.“ Nun schaute dieser ihn mit einer ernsten Miene an, als würde ihm ein Tadel bevorstehen. Ein äußerst ungewohntes Bild, doch für WangJi nicht weniger faszinierend und ansehnlich.   Wei Ying war einfach ungebändigt attraktiv in seinen Augen.   Dann pickte dieser ihm mit dem Zeigefinger, über seine folgenden Worte, einige Male gegen die Brust.   „Hättest du es mir je gesagt, wäre mir dieser Kuss heut nicht passiert?!“   Wei Yings Augen zeigten etwas wie Verärgerung, doch wog dies das Schmollen, das dessen Lippen zierte, gleich wieder auf.   Und es war ein so verführerisches Schmollen, dass er es einfach küssen musste, bevor er Antwort gab.   „Ich wollte. Heute. Hatte dich zum Lagerfeuer einladen wollen. Hoffte du würdest nicht ablehnen. Hoffte du würdest mir eine Chance erlauben.“   Nun war es Wei Ying der ihn auf sein Geständnis hin küsste und folglich zugetan anstrahlte.   „Dann hat sich der Tag doch noch für uns beide ausgezahlt. Und nur um es noch einmal deutlich zu machen. Ich mag sie Mister Schülerrat-Präsident. Lan Zhan.“   Nun musste auch WangJi etwas lächeln, dass es Wei Ying versonnen raunen ließ.   „Wei Ying soll ebenso wissen, dass ich ihn mag. Damals. Heute. In Zukunft.“   „Das ist gut zu wissen, denn ich habe noch etwas das ich dir zeigen will.“ Er schaute, trotz seiner selbstsicheren Worte etwas nervös, und zog dann einen Zettel aus seiner Brusttasche den er ihm reichte.   WangJi las ihn sich durch und seine Augen weiteten sich darauf ungläubig.   „Wei Ying? Ist das wirklich was du möchtest? Wann…?“   Dieser zuckte leicht mit den Schultern.   „Zuerst war es nur ein Versuch, doch als ich dann zum Aufnahmetest gebeten wurde, wurde mir etwas klar. Und zwar, dass ich mir nicht vorstellen kann, dich nicht fast jeden Tag sehen zu können. Ich hab es noch niemandem erzählt. Du bist die erste Person.“ Wei Ying schaute abermals unsicher aus. „Ich hoffe es ist okay für dich?“   Dieser Tag schien gar nicht mehr darin innehalten zu wollen, ihm plötzlich all seine Wünsche zu erfüllen und es machte ihn nahezu taumelig vor Glück.   „Ich möchte es. Wir könnten zusammen wohnen. Zusammen einschlafen und aufwachen. Wir könnten…“ Wei Ying heiteres Lachen unterbrach seine Gedanken, die er, nun wo es ihm bewusst wurde, laut ausgesprochen hatte.   „Das können wir. Alles davon.“   „Dann komm mit mir nach Gusu.“ Er wusste er schaute überschwänglich hoffnungsvoll.   „Lan Zhan.“ Wei Ying legte ihm sanft seine Hände an das Gesicht und lächelte ebenso angetan.   „In welchem Leben, könnte ich so eine Bitte von dir je ausschlagen?“       *** So, das war das letzte Kapitel hier zu und auch sonst wird es eine Weile dauern, bis ich mich mit etwas Neuen zu den Beiden zurückmelden werde. Derzeit arbeite ich an einer etwas umfangreicheren Story, und da es einiges zu bedenken gibt, will ich nichts voreilig veröffentlichen. Es soll zudem ein Zweiteiler werden ein Part in einem ähnlichen Universum wie MDZS und einer in der Gegenwart. Ich wollte schon immer mal eine Reingarnations FF schreiben. Aber wie gesagt es beinhaltet viel Arbeit und Zeit. Nicht zu vergessen, das auch die Musen mitspielen müssen. In diesem Sinne, kommt gut durch die nächste Zeit.   LG   YMW     Und falls Ihr noch Interesse habt, hier noch ein paar andere Werke von mir, zu diesem Fandom;     https://www.animexx.de/fanfiction/393545/?js_back=1   https://www.animexx.de/fanfiction/391399/?js_back=1    https://www.animexx.de/fanfiction/390890/?js_back=1  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)