Umwege einer Liebe von Iwa-chaaan ================================================================================ Kapitel 18: Wahrheit oder Pflicht --------------------------------- Freitag, 04.05. Oikawa war absolut nicht klar gewesen, was er von dieser Party erwartet hatte. Die Milchbrötchen, die ihm Hinata als Wiedergutmachung mitgebracht hatte, waren schon mal ein sehr guter Anfang gewesen, aber als Iwaizumi vor ihm auf dem Tisch begonnen hatte zu tanzen, hatte sein Verstand für einen Moment komplett ausgesetzt. Es war ihm unmöglich gewesen, den Blick abzuwenden und Hajimes grüne Augen hatten sich in sein Innerstes gebohrt, während er sich lasziv zur Musik bewegt hatte. Wusste er, was er da gerade tat? Wie sein Körper auf diese Bewegungen reagierte? Es kostete ihn seine ganze Selbstbeherrschung, damit er nicht im Bad verschwand und die Tür abschloss, um sich ein paar Minuten seinen Gefühlen und dem Kopfkino hinzugeben. Shit, er würde nie über ihn hinwegkommen, wenn das so weiter ging. Mit angehaltenem Atem beobachtete er Kuro, wie er sich Iwa grinsend von hinten näherte, dessen Hemd griff, es aufriss und aus der Hose zog. Sein bester Freund ließ sich davon nicht beeindrucken und tanzte einfach weiter, als würde er die Nacht lang nichts anderes tun wollen. Die durch das jahrelange Training fein definierten Muskeln blitzten unter dem offenen Hemd immer wieder hervor und obwohl Oikawa sie schon hunderte Male gesehen hatte, war es dieses Mal etwas anderes. Denn bei Partys hatte er bisher noch nie sein Oberteil geöffnet, geschweige denn ausgezogen. Kleine Schweißperlen bahnten sich ihren Weg über seinen Oberkörper, glitzerten in dem dämmrigen Licht, das regelmäßig die Farben wechselte. Je nach Bewegung änderten sie ihren Weg, bis sie im Hosenbund verschwanden. Und die ganze Zeit die grünen Iriden, die ihn musterten, herauszufordern schienen, zu was auch immer. Das war Toru nicht ganz klar, denn immerhin war Hajime doch gerade erst mit Kaori zusammen gekommen. Viel zu schnell war der Moment vorbei, als Kuro Iwa umdrehte und ihm etwas ins Ohr sagte. Dann mischte sich auch noch seine Freundin ein und zog das Ass vom Tisch herunter. Iwa ließ sich auf das zweite Sofa fallen und Kaori setzte sich natürlich auf seinen Schoß. Die blöde Kuh! Sie knutschten immer mal herum und jedes Mal brachen die Scherben seines Herzens noch einmal auseinander. Warum nur saß er hier mit seinem lädierten Fuß herum und war nicht in seinem Zimmer, hörte dort Musik über Kopfhörer und blendete alles aus? War er so masochistisch, dass er sich das antun musste? „Hey, willst du noch einen Drink?“, rief ihm Yukie ins Ohr und wedelte mit ihrem leeren Glas vor seinen Augen herum. Er nickte ihr mit einem aufgesetzten Lächeln zu und war froh, wenn er endlich Nachschub bekam. Wie sollte er die Nacht sonst überleben? Er durfte nicht tanzen und seine Liebe knutschte auf dem anderen Sofa mit seiner Freundin herum. Was für ein beschissener Abend das doch war. Wer hatte überhaupt die Idee gehabt, eine Hausparty zu machen, wenn er verletzt war? Wenigstens mit der Rothaarigen konnte er sich überraschend gut unterhalten. Während sie neue Drinks besorgte, spürte er sein Smartphone in der Hosentasche vibrieren. Er holte es heraus und lächelte, als er sah, dass Hodaka ihm geschrieben hatte. Mit flinken Fingern entsperrte er seinen Bildschirm und las sich die Nachricht durch. Die Musik, die zum Tanzen aufforderte, geriet in den Hintergrund, wurde zu einem steten Hintergrundrauschen, genauso wie die Zwischenrufe, wenn die anderen über die Musik brüllten, um sich zu verständigen. Hodaka: Hey, ich bin froh, dass endlich Wochenende ist. Morgen habe ich glücklicherweise frei  Toru: Super! Das freut mich für dich, nachdem die Woche anscheinend ziemlich anstrengend für dich war. Was machst du gerade so? Hodaka: Ich habe gerade Netflix laufen und versuche zu entscheiden, was ich schauen will. Und bei dir? Ist die Party gut? Toru: Wie kann eine Party gut sein, wenn ich nicht tanzen darf?  Hodaka: Dich würde ich in der Tat gern mal tanzen sehen :P Toru: Dann müssen wir wohl mal Party machen, wenn ich wieder fit bin :P Hodaka: Auf jeden Fall, ich kenne da einen super Club, wo wir hingehen könnten ;) Toru: Perfekt! Ah, die Drinks kommen gerade. Anders halte ich das hier auf dem Sofa sitzend sonst auch nicht aus :D Ich empfehle im Übrigen Peaky Blinders, wenn du es noch nicht kennst. Bis dann! Dankbar lächelte er Yukie an, die ihm seinen Drink hinhielt und nahm ihn ihr ab, nachdem er sein Handy wieder in der Hosentasche verstaut hatte. Wenn Hodaka bei der nächsten Party dabei war, konnte er sich wenigstens von Iwaizumi und Kaori ablenken. Und er würde dann auch wieder tanzen können! Er stieß mit Yukie an, die sich wieder neben ihn hingesetzt hatte und schaute zu ihr rüber. „Sag mal, warum tanzt du eigentlich nicht?“ „Keine Lust. Außerdem finde ich es unfair, wenn du hier allein rumsitzen musst, während die anderen es krachen lassen.“ „Das ist wirklich sehr lieb von dir“, erwiderte er lächelnd und spielte für einen Moment mit dem Gedanken, sie zu küssen. Aber es wäre ihr gegenüber nicht fair. Immerhin konnte sie nichts dafür, dass er seit Iwas Tanzeinlage kaum klar denken konnte und ihn am liebsten sofort vernaschen würde. Allerdings war er anscheinend doch nicht so schwul, wie er dachte, denn die Rothaarige war schon attraktiv. Vielleicht war er einfach bi oder es lag am Alkohol, dass er gerade gefühlt fast jeden anspringen konnte. Wahrscheinlich war es die Kombination aus Iwas Tanzeinlage und dem Alkohol … Das war nicht gut und er sollte vorsichtshalber nur noch alkoholfrei trinken heute, bevor er doch noch etwas Dummes tat, was er später bereuen würde. Als er den Blick kurz schweifen ließ, sah Toru in diese Smaragde, die in dem schummrigen Licht, dass sie eingestellt hatten, geradezu leuchteten. Sein Herz machte einen Satz und Iwa prostete ihm grinsend zu. Lächelnd hob er sein Glas und trank einen Schluck. Nein, alkoholfrei war keine Alternative. Erschrocken beobachtete Oikawa, dass Iwaizumi nach kurzer Zeit Kaori hochnahm und sie aus dem Wohnzimmer trug. Ihm wurde schlecht, wenn er daran dachte, dass sie in seinem Zimmer … Gab es hier einen Eimer!? Würde er es noch rechtzeitig in die Küche oder das Bad schaffen, bevor er irgendwohin kotzte? Warum tat das Schicksal ihm das an? Warum konnte er nicht einfach mit Iwaizumi glücklich werden? Gerade überlegte er, ob er losrennen sollte, damit er noch pünktlich im Badezimmer ankam, als der Braunhaarige wieder zurückkam. Es war fies und gemein, dass er beruhigt war, aber er kam dagegen nicht an. Er wollte nicht, dass das Ass mit jemand anderem schlief. Auch wenn er es ihm natürlich nicht verbieten konnte, aber allein der Gedanke daran, ließ ihn kaum noch Luft bekommen. Irritiert bemerkte er, dass Iwa direkt auf ihn zukam und sich über ihn beugte, damit er Yukie nicht anschreien musste. Er roch den Schweiß seines besten Freundes, der sich mit seinem Parfum vermischte und unbewusst leckte er sich über die Lippen. Sein Hals sah so einladend aus, da das Hemd etwas verrutscht war. Am liebsten hätte er sich an dieser weichen Haut festgesaugt, einen Knutschfleck verursacht und dann den restlichen Körper erkundet. Stück für Stück mit seinen Fingern und seiner Zunge. Iwas dunkle Stimme ließ ihn eine Gänsehaut bekommen und für ein paar Sekunden musste er die Augen schließen, um sich wieder zu beruhigen. Er durfte sich nicht so gehen lassen, während so viele Leute um sie herum waren. Das würde sonst nur in einer Katastrophe enden. „Kaori hat Magenschmerzen – sie meinte, das Mensaessen wäre ihr nicht bekommen – und hat sich bei mir ins Bett gelegt. Damit du Bescheid weißt.“ „Ah danke, ich geh kurz nach ihr schauen“, erwiderte sie sofort und stand auf. Ohne nachzudenken, hielt Oikawa sie am Handgelenk fest und überrascht hielt sie in der Bewegung inne. „Lass ihr doch ein bisschen Ruhe. Es geht ihr bestimmt gleich wieder gut“, rief er lächelnd, damit sie ihn hörte und sie nickte irritiert und setzte sich wieder neben ihn. „Ja, wahrscheinlich hast du recht!“ Er ignorierte Iwaizumis verwirrten Blick, als er sich zu Yukies Ohr beugte und fügte hinzu: „Ich bin froh, dass du hier bist.“ Sie lächelte ihn mit diesem frechen Funkeln in den Augen an und beruhigt nahm er wahr, wie Iwa achselzuckend wieder in der tanzenden Masse verschwand. Wäre Yukie zu Kaori gegangen, hätte sich Hajime garantiert neben ihn auf das Sofa fallen lassen und dann hätte er seine Hände nicht bei sich halten können. Nein, das wäre viel zu riskant gewesen. Mittlerweile war es kurz nach 3 Uhr und bis auf Yukie, Kaori, Kuro, Tsukishima, Yamaguchi, Bokuto, Akaashi und Mako waren alle gegangen. Makki und Mattsun waren wahrscheinlich in einem ihrer Zimmer verschwunden, zumindest hatte Oikawa sie schon seit einiger Zeit nicht mehr im Wohnzimmer gesehen und Kaori lag noch immer in Iwas Zimmer. Neben dem Sessel hatten sie noch die Stühle aus der Küche geholt und so saßen sie in gutgelaunter Runde zusammen. Die Musik dudelte nur noch im Hintergrund, während sie Spiele spielten und sich immer wieder Geschichten von früher erzählten. Es war eine unglaublich angenehme Atmosphäre und es war das erste Mal in dieser Nacht, dass sich Toru wohlfühlte. Er war angetrunken, entspannt und lachte viel mit den anderen. Iwa, Kuro und Bokuto hatten im Verlauf des Abends ihre Hemden ausgezogen und saßen oben ohne am Tisch und Oikawa versuchte nicht so offensichtlich seinen besten Freund anzustarren, auch wenn der Anblick geradezu dazu einlud. So betrunken war er dann zum Glück doch nicht, aber es fiel ihm immer schwerer, sein Kopfkino beiseite zu schieben und sich so herunterzukühlen, dass sein Körper ihn nicht verriet. „So, das ist der richtige Zeitpunkt für Flaschendrehen!“, rief der Eulenkopf plötzlich breit grinsend, als sie das Kartenspiel beendet hatten und nahm eine leere Rumflasche, die herumstand und legte sie auf den Tisch. „Bereit, Leute?“, wollte er wissen und grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Na los, Bro! Dreh schon!“, forderte Kuro und Tsukishima seufzte ergeben. Selbst er schien so viel getrunken zu haben, dass er sich nicht dagegen wehrte. Anders konnte sich Oikawa das nicht erklären, denn er machte nicht den Eindruck, dass er so etwas gern spielte. Alle schauten gebannt die Flasche an, die bei Mako hielt. „Wahrheit.“ „Bist du zurzeit verliebt?“, fragte Bokuto neugierig und sie schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Und dabei sitzt du hier nur mit Topmodels am Tisch“, meinte Kuro grinsend und lehnte sich im Sessel zurück, den er sich erobert hatte. „Ich hatte noch nie viel für Schönlinge übrig“, konterte sie mit einem Zwinkern und klatschte sich mit einer kichernden Yukie ab. Dann drehte sie die Flasche unter dem Protest der Jungs, die das natürlich nicht unkommentiert lassen konnten. Die Flasche zeigte auf Iwaizumi und Toru hielt in unbewusst den Atem an. „Wahrheit.“ „Hattest du vor Kaori schon einmal eine Beziehung?“ „Ja, im zweiten Jahr der Oberschule, hielt aber nur vier Monate.“ „Ach ja? Und wie war das damals?“ „Wenn ich das nächste Mal dran bin, werde ich dir die Frage beantworten, Yukie“, versprach Iwa lächelnd und sie nickte. „Okay, ich erinner dich dran!“ Der Brünette drehte die Flasche und sie blieb bei Yamaguchi hängen. „Wahrheit.“ „Woher wusstest du, welchen Remix Makki ausgewählt hatte?“, fragte Iwaizumi interessiert und der Grünhaarige wurde leicht rot auf den Wangen. „Ich wusste es, weil ich ihn selbst komponiert und auf Youtube hochgeladen habe.“ „Der Remix ist von dir!?“, entfuhr es Iwa und auch die anderen schauten ihn überrascht an. Oikawa musste zugeben, dass er mit dieser Antwort überhaupt nicht gerechnet hatte. Er machte immer einen unscheinbaren Eindruck und es war erstaunlich zu sehen, was für eine Entwicklung er offenbar durchgemacht hatte. Bei ihrem ersten Match, wo er den Aufschlag vor Angst versemmelt hatte zu einem sicheren Spieler und jetzt auch noch DJ? Was kam als Nächstes? Dass er schon Millionär war und nur studierte, um sich nicht zu langweilen? „Ja, aber für weitere Fragen muss die Flasche wieder bei mir landen“, verteidigte sich Yamaguchi breit grinsend und drehte sie nun seinerseits. Der Flaschenhals hielt bei ihm an und ehe er nachdachte, sagte er: „Pflicht, ihr Weicheier.“ Die anderen gröhlten und der Setter war so froh, dass niemand seinen Herzschlag hören konnte. Hoffentlich überanstrengte sich sein Herz nicht, so schnell, wie es schlug. Für einen Moment hoffte er, dass er Iwaizumi küssen musste, denn dass es ums Küssen ging, war in dieser Runde absolut klar, aber warum sollte Yamaguchi genau das wollen? „Na dann küss Yukie.“ Okay, das war das naheliegend, schließlich saßen sie schon die ganze Zeit zusammen und unterhielten sich. Also drehte er sich zu ihr und sie lächelte ihn wie vorhin so frech an. Es gefiel ihm, dass sie sich auf das Spiel einließ und so legte er sanft seine Lippen auf ihre, die noch nach Cola und Rum schmeckten und sofort erwiderte sie den Kuss, als hätte sie schon die ganze Zeit darauf gewartet. Er fühlte ihre Hand in seinem Nacken, wie sie mit seinen Haaren spielte und er bekam eine Gänsehaut davon. So war er schon länger nicht mehr berührt worden. Das ganze dauerte etwas länger als nötig und ihr leichter Rotschimmer verriet, wie sehr ihr das gefallen hatte. Und auch er musste zugeben, dass sie verdammt gut küssen konnte. „Zufrieden?“, fragte er fein lächelnd in die Runde und die anderen jubelten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)