Umwege einer Liebe von Iwa-chaaan ================================================================================ Kapitel 15: Das Liebesgeständnis -------------------------------- Donnerstag, 03.05. „Hajime? Was hast du vor?“, fragte Kaori irritiert, als er sie an der Hand nahm und nach draußen zog. „Die letzte Vorlesung heute ist nur Wiederholung. Es gibt da etwas viel Besseres, was wir tun könnten. Also lass dich überraschen, ja?“ „Und das Volleyballtraining?“ „Donnerstags haben wir Ruhetag. Also lass uns los, hm?“ „Okay …“, stimmte Kaori zaghaft zu und folgte ihm zum Parkplatz, wo er den Mietwagen geparkt hatte. Im letzten Halbjahr der Oberschule hatte er noch seinen Führerschein gemacht und hatte sich mit seiner Mutter ihr Auto geteilt, aber in Tokyo brauchte er keins. Da kam er überall mit Bus und Bahn hin und Parkplätze waren extreme Mangelware oder unbezahlbar. Aber für Ausflüge wie diesen war er froh, dass er ihn gemacht hatte, um sich ein Auto leihen zu können. Sie setzte sich auf den Beifahrerplatz und Iwa startete den Motor. „Und wo wir hinfahren, wird eine Überraschung, ja?“, fragte sie neugierig und er nickte grinsend. „Ja genau. Eigentlich müsste ich dir noch die Augen verbinden, damit es auch wirklich eine wird“, scherzte er und sie kicherte. „Soll ich meinen Schal dafür nehmen?“ „Du würdest das machen?“, fragte er erstaunt und lenkte den Wagen gekonnt durch den Verkehr. Um die Uhrzeit – es war kurz vor Mittag – war es wenigstens nicht so voll auf den Straßen. „Ja, ich habe für den Notfall Mako und Yukie schon geschrieben, falls du unlautere Dinge vorhaben solltest. Und wenn dir die Überraschung so wichtig ist, möchte ich sie dir nicht versauen, weil ich mich weigere.“ „Das ist lieb von dir. Es wäre wirklich cool, wenn du das machen könntest“, erwiderte er leicht lächelnd und wechselte die Fahrbahn, um abzubiegen. Sie fummelte an ihrem Schal herum, der lediglich ein Modeaccessoire war, wie er erfahren hatte und band ihn sich über die Augen. Es war ihm schleierhaft, warum sie bei 17°C und Sonnenschein einen Schal als Accessoire trug, aber da waren Frauen einfach eigen. In diesem Fall wollte er sich nicht beschweren, da es zu seinem Vorteil war. „Das ist das erste Mal, dass ich so überrascht werde. Ich bin ganz aufgeregt nervös, Hajime“, murmelte sie nach einiger Zeit, wo sie entspannt dem Radio gelauscht hatten und mit einem Seitenblick merkte er, dass sie nervös mit ihren Fingern herumspielte. „Es wird dir gefallen. Da bin ich mir absolut sicher“, beruhigte er sie und sah das Verkehrsschild, das ihn in die richtige Richtung lotste. „Wir brauchen noch ungefähr eine Stunde, dann wirst du erfahren, was ich vorhabe …“ „Wir fahren aus Tokyo raus, oder?“ „Ja. Den Ort, wo wir hinfahren, habe ich das erste Mal mit Oikawa, Hanamaki und Matsukawa gesehen, als wir letztes Jahr zusammen Urlaub gemacht haben.“ „Ihr Vier seid ein eingeschworenes Team, oder?“, hakte sie nach und schien sich durch das Gespräch etwas zu beruhigen. „Ja, das sind wir. Wir haben uns beim ersten Training des Volleyballclubs in der Oberschule sofort angefreundet. Irgendwie passt die Chemie einfach und als wir alle an der gleichen Uni angenommen wurden, haben wir beschlossen, auch zu Viert eine WG zu gründen. Makki und Mattsun sind seit fast drei Jahren ein Paar und es ist super entspannt mit ihnen. Und Oikawa kenne ich seit der ersten Klasse. Er hat mich zum Volleyball gebracht und wir sind mehr wie Brüder als Freunde meiner Meinung nach. Auf ihn kann ich mich immer verlassen und er sich auf mich. Deswegen studiere ich auch Medizin. Damit ich ihn verarzten kann, wenn er für seinen Traum seinen Körper überanstrengt. Er braucht jemanden, der in diesem Punkt auf ihn achtet und ihn notfalls verarzten kann.“ Auch wenn er sich zurzeit irgendwie komisch benimmt, schoss es ihm durch den Kopf und musste an ihr komisches Gespräch denken, als sie sich nach dem Arzt auf den Weg nach Hause begeben hatten. Ihm war noch immer nicht klar, was er falsches gesagt hatte, aber bisher hatte es noch keine Gelegenheit gegeben, ihn darauf anzusprechen. Das wollte er auf jeden Fall noch tun, weil er ihm nicht auf den falschen Fuß treten wollte. Im Gegensatz zu ihm selbst war er halt auch nach außen hin sensibler. Das war okay, führte aber immer wieder zu Zickereien von ihm, was er meistens mit einem blöden Spruch oder einem Ball an den Kopf quittierte. Es war mehr ein Ritual von ihnen und beide wussten, dass es kein ernsthafter Streit war. Doch seit ein paar Wochen bereits hatte sich etwas verändert, aber ihm war einfach nicht klar, was. Lag es an Kaori? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Warum sollte er ein Problem damit haben, dass er eine Freundin hatte? Das war lächerlich. Mal ganz davon abgesehen, dass dieser Hodaka offensichtlich Interesse an Oikawa zeigte und so wie er seinen besten Freund einschätzte, könnte der sportliche Verkäufer mit den blonden kurzen Haaren durchaus in sein Beuteschema passen. Vielleicht würde es sich dann beruhigen, wenn er auch einen Freund gefunden hatte. Ja, wahrscheinlich lag es daran, dass er gerade der einzige war, der keinen Partner hatte. So etwas schlug ihm schnell aufs Gemüt. Hoffentlich klappte das mit Hodaka und ihm. Er würde sich sehr für ihn freuen, wenn er auch einen tollen Partner an seiner Seite hätte. „Klingt ein bisschen nach Mako, Yukie und mir“, sagte Kaori mit einem Lächeln und holte ihn aus seinen Gedanken heraus. „Ja? Ihr seid auch sehr eng befreundet, oder?“ „Auf jeden Fall. Ich war Schülerin der Fukurodani und habe dort Volleyball gespielt und war Managerin des Jungenteams zusammen mit Yukie. Wir waren vom ersten Tag an Freundinnen und sie ist wie eine Schwester für mich. Zu den Trainingscamps, die es mehrmals im Jahr gab, fuhren wir zur Shinzen. Auch die Nekoma und die Ubugawa kamen dort hin. Und so freundeten wir uns mit Mako an, die die Managerin des Shinzen Teams war. Wir trafen uns dann auch außerhalb der Trainingscamps und haben viel erlebt. Ich möchte die beiden niemals missen müssen.“ Lächelnd fuhr Iwa weiter und sie unterhielten sich noch etwas über die Oberschulzeiten. Sie erzählte von dem katastrophalen Camp mit der Karasuno, weil bei ihnen einfach alles schief gelaufen war anfangs, bis sie am Ende der Woche ihre neu gelernten Spielzüge langsam einsetzen konnten. Mit diesen hatten sie sein Team danach beim Entscheid für das Frühlingsturnier besiegt. Es war seine persönlich größte Niederlage, weil er diesen letzten Ball von Oikawa, den er so perfekt von außerhalb des Spielfelds zugespielt hatte, nicht hatte verwandeln können. Das verfolgte ihn noch immer, auch wenn das schon über zwei Jahre zurücklag. Es war nicht, weil sie verloren hatten, sondern weil Oikawa und das Team sich auf ihn – das Ass – verlassen hatten, darauf dass er sie zum Sieg führen würde. Er hatte ihr Vertrauen enttäuscht und das schmerzte so an dieser Erinnerung. „Hajime? Ist alles in Ordnung? Du wirkst so angespannt gerade …“ „Ich musste gerade an die Niederlage gegen Karasuno denken, als wir damals um den Platz für das Frühlingsturnier gekämpft haben. Das war … ein prägendes Erlebnis. Aber genug von der Vergangenheit, wir sind da.“ „Oh wirklich? Ich bin so aufgeregt!“ „Warte kurz. Ich helf dir aus dem Auto“, bat Iwaizumi und parkte den Wagen auf einem Parkplatz, wo sonst nur zwei andere standen. Er umrundete ihn einmal, machte dabei einen Halt am Kofferraum, wo er einen Picknickkorb herausholte und öffnete dann die Beifahrertür und half Kaori auszusteigen. Vorsichtig führte er sie vom Parkplatz herunter über einen Waldweg in Richtung des Berges. Dabei hatte er einen Arm um sie gelegt, damit er sie im Notfall festhalten konnte, sollte sie stolpern. Sie schien immer nervöser zu werden und langsam stapfte sie vorsichtig Schritt für Schritt weiter über den unebenen Boden. Nach kurzer Zeit erreichten sie einen See, der an einem Berghang gelegen war. Es war letztes Jahr purer Zufall gewesen, dass sie hier gelandet waren, aber schon da wusste er, dass er seiner zukünftigen Freundin hier seine Liebe gestehen wollte. Und es sah noch genauso schön aus wie damals. Ruhig lag der See da, als ob er schlafen würde. Ein kleiner Sandstrand war von Sträuchern und ein paar Wasserpflanzen gesäumt und rundherum war ein Wald, der sich unter Wanderern großer Beliebtheit erfreute. Dennoch fanden nur wenige diesen See, der etwas abseits des Weges lag. Die Sonne und der Himmel reflektierten auf der Wasseroberfläche und Vögel zwitscherten von überall her, um sie willkommen zu heißen. Es roch nach Blumen, die in der Nähe des Sees und auf dem Waldboden wuchsen und auch einige Bäume standen in voller Blüte und verströmten ihren angenehmen Duft. „Bleib kurz stehen, ja? Ich bin gleich fertig.“ „In Ordnung.“ Aus dem großen Picknickkorb holte er eine Decke, die er auf den Strand ausbreitete und während er Essen und Trinken darauf auspackte, spürte er, wie sein Herz immer schneller schlug. Die Aufregung ließ seine Hände schwitznass werden und er wusste noch gar nicht so genau, wie er es ihr eigentlich sagen wollte. Dafür war er viel zu sehr mit den Vorbereitungen beschäftigt gewesen. Egal. Jetzt nicht die Nerven verlieren. Er packte das. Wenn Mattsun und Kuro das hinbekommen hatten, würde er das auch schaffen. Er war ja nicht Bokuto. Außerdem hatte er bei Oikawa früher oft genug mitbekommen, wie er diese rumbekommen hatte. Und da konnte so ein romantisches Picknick garantiert nicht falsch sein. „Hajime, bist du noch da?“ „Ja klar, keine Sorge. Ich lass dich jetzt doch nicht hier allein stehen.“ Er stand wieder auf und atmete tief durch. Alles war gut. Es würde ihr gefallen und sie würden einen tollen Nachmittag zu zweit haben, ohne dass Bokuto, Kuro oder sonst irgendwer dumme Kommentare abgeben oder sie nerven konnte. „Nicht erschrecken, ich nehme dir den Schal ab, ja?“ Sie nickte und er stellte sich vor sie und löste vorsichtig den Knoten, ohne ihre Haare, die sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, in Mitleidenschaft zu ziehen. Langsam öffnete sie ihre Augen und er blickte in diese dunklen blau-grauen Augen, die sich vor Überraschung weiteten, doch er blieb vor ihr und legte mit rasendem Herzen seine Hände auf ihre Wangen, damit sie ihm ihre Aufmerksamkeit schenkte und noch nicht der fremden Umgebung. „Auch wenn wir uns vorgestern schon geküsst haben, wollte ich dir hier, ohne nervige andere Idioten sagen, dass ich mich in dich verliebt habe. Dein Lachen, deine Fürsorge, deine strahlenden Augen und dein Rotschimmer, wenn dir etwas unangenehm ist, haben mich in den Bann gezogen. Ich möchte dich noch weiter kennenlernen und Zeit mit dir verbringen und hoffe, dass dir die kleine Überraschung gefällt.“ „Ich habe mich auch in dich verliebt, Hajime“, erwiderte sie mit diesem unwiderstehlichen, schüchternen Lächeln und zärtlich legte er seine Lippen auf ihre. Sie krallte sich an seinem T-Shirt fest, um Halt zu finden und er legte seine Arme um ihre Taille, woraufhin sie ihre um seinen Nacken legte. Dabei streichelte eine Hand seinen Hinterkopf. Für einen Moment blieben sie in ihrer kleinen Welt, genossen den Kuss und die Berührungen des anderen und blendeten alles andere aus. Als sie sich nach einiger Zeit wieder lösten, um Sauerstoff in ihre Lungen zu pumpen, trat er beiseite, damit Kaori endlich freie Sicht auf den See hatte. Schließlich war er deswegen mit ihr hierhergefahren. „Wow“, staunte sie leise und löste sich von ihm. Sie ging ein paar Schritte nach vorn und schaute sich nach allen Seiten um und begeistert drehte sie sich zu ihm um. „Das ist ja traumhaft schön hier! Danke, dass du mir diesen wundervollen Ort gezeigt hast!“, schwärmte sie und schaute sich weiter mit leuchtenden Augen um. Lächelnd trat er an sie heran und umarmte sie von hinten und flüsterte: „Es freut mich, dass er dir genauso gut wie mir gefällt.“ „Ja, das tut er allerdings. Lass uns öfters hierherkommen, um dem Großstadtwahnsinn zu entfliehen, ja?“ „Versprochen.“ Sie küssten sich ein zweites Mal und Iwaizumi genoss die Zweisamkeit in vollen Zügen. Es war der perfekte Ort für das Liebesgeständnis und seine Nervosität war nach ihrem Kuss wie verflogen. Sie freute sich so sehr, wie er gehofft hatte und sein Herz schlug etwas schneller als gewöhnlich. Er führte sie zur Decke und gemeinsam aßen und tranken sie etwas, während sie den Nachmittag auf der kleinen Lichtung am Bergsee genossen. Sie unterhielten sich viel, lachten gemeinsam und küssten sich immer wieder. Kaori machte auch einige Fotos, damit sie sich an schlechten Tagen an diesen wundervollen Ort erinnern konnte, wie sie erklärte und ein paar Selfies mit ihm waren natürlich auch dabei. Neugierig zog sie ihn mit sich und erkundete ein wenig die Umgebung mit ihm, die größtenteils aus Wald und Berg bestand. Erst als es bereits dämmerte, beschlossen sie, dass es Zeit für den Rückweg war und packten ihre Sachen zusammen. Es war der perfekte Ausflug gewesen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)