Daxakon von Futuhiro (Stargate Atlantis) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Captain Kalle, der Häuptling der Weltraum-Assis, spazierte zwischen den bergigen Felsvorsprüngen herum und hielt Ausschau nach irgendwas Interessantem. Die Orbit-Polizei war ausgeschwärmt wie ein Haufen Schaben und ermittelte vor sich hin. Jeder schien seine feste Aufgabe zu haben, nur er und seine Männer nicht. Kalle langweilte sich. Er wollte sich auch ein Bild hiervon machen. Und natürlich ganz nebenbei auch nach dem suchen, weswegen er eigentlich hier war. Als er an einen Abhang kam und hinunterschaute, hielt er ratlos inne. Schräg unter sich beobachtete er ein seltsames Phänomen. Der Wind hatte nachgelassen und der leichte Schneefall setzte sich fort. Nur kam der Schnee dort stellenweise nicht auf dem Boden an. Er verharrte drei oder vier Meter über der Erde in der Luft, als wäre er auf ein unsichtbares Glasdach gefallen. Kalles graue Gehirnzellen kombinierten die Fakten. Da unten war was. ... Irgendwas. ... Aber es war unsichtbar. ... Ein Tarnfeld vielleicht. Das kannte er ja von manchen Raumschiffen auch. Von seiner eigenen Rostlaube freilich nicht. Die war dafür zu alt und zu kaputt. Plötzlich tat sich etwas. Ein Kraftfeld fiel sichtbar in sich zusammen. Und vor ihm lag ein großer, schwarzer, sargförmiger Container im Schnee. Sowas hatte er noch nie gesehen. Das Ding schien groß genug, um darin zu stehen, und wirkte irgendwie modern. Aber wozu war es gut? Die Kommando-Zentrale des Bergarbeiter-Dorfes? Aber wieso so weit außerhalb? Während er noch mit seinen Grübeleien beschäftigt war, klappte das hintere Ende des Containers herunter und spuckte einige Leute aus. Das war tatsächlich ein Raumschiff, wurde Kalle in diesem Moment klar. Wenn auch ein verdammt winziges. Aufgeregt quälte er sich mit seinen alten, schmerzenden Knochen auf den Boden hinunter, um nicht gesehen zu werden, und lugte im Liegen weiter über die Felskante. Ronon, McKay und die beiden Friwa traten aus dem Jumper heraus. Ronon hatte seine Waffe einsatzbereit in der Hand. McKay begnügte sich damit, sich fest in seine wärmende Jacke einzumummeln. Sein Atem stieg als Dunstwölkchen vor seinem Gesicht auf. Yokka blieb stehen und wandte sich an seine Artgenossin. „Ist das wirklich okay für dich?“ Sie machte eine seltsame Kopfbewegung, die wohl einem Nicken entsprach. „Sie werden dich nicht finden. Du bist nirgends sicherer als da drin.“ „In Ordnung. Pass auf dich auf“, gab sie zurück. Sie wechselten noch einige Sätze in einer fremden Sprache, die Ronon und McKay nicht verstanden. Vermutlich die Muttersprache der Friwa. Schließlich verschwand sie beruhigt und bereitwillig wieder im Inneren des Jumpers. McKay zückte seine Fernbedienung. Die Laderampe ließ er offen, damit sie bei Bedarf raus konnte. Er aktivierte nur die Tarnvorrichtung wieder. Schon war das Friwa-Weibchen samt dem Puddle Jumper verschwunden. Yokka wirkte zufrieden. „Sehr gut. Lasst uns im Dorf Hilfe holen“, legte Ronon fest und marschierte los. Die beiden blauen Gestalten hatten ihnen glaubhaft gemacht, dass die Jäger, die das Dorf terrorisierten, so gefährlich und gewieft waren, dass man ihnen zu zweit oder zu dritt nicht beikam. Immerhin hatten sie eine ganze Siedlungsbewohnerschaft in die Flucht geschlagen. Wer auch immer die Leute waren, die jetzt gerade im Bergarbeiterdorf herumlungerten, sie mussten zur Mithilfe oder zumindest zur Abreise bewegt werden. Sonst würde es ihnen genauso ergehen wie den Arbeitern. Rodney McKay rieb die Hände aneinander. „Sag mal, macht dir die Kälte gar nichts aus?“, wollte er wehleidig wissen und deutete auf Yokkas derbe, aber dünne Fischhaut-Jacke. „Nein. Ich bin es gewohnt. Ich lebe schließlich hier.“ „So verwahrlost sehen die doch gar nicht aus“, raunte Rodney dem Hünen neben sich zu, als sie auf eine Gruppe Orbit-Polizisten zusteuerten. Sie stapften relativ offen zu der Truppe hin. Sich anschleichen zu wollen, war bei dem knirschenden Schnee ohnehin ein sinnloses Unterfangen. „Das sind auch nicht die Kerle, die ich gesehen habe, Besserwisser. Die gehören offenbar gar nicht dazu“, grummelte Ronon mürrisch zurück. Einer der Männer, der sie schon von weitem sah, löste sich aus der Runde und kam ihnen entgegen. „Guten Tag, die Herren. Sind Sie Anwohner dieser idyllischen Siedlung hier?“, wollte er scherzhaft wissen. „Sagen Sie doch gleich Geisterstadt. Wo sind die Kerle mit dem Alkohol?“, hielt Ronon mit seinem gewohnt fehlenden Humor dagegen, was nicht gerade dazu beitrug, die Laune des Polizisten – laut Namensschild Commander Wotjak – hochzuhalten. „Hm, Sie meinen sicher unsere vorübergehenden Helfer. Die Weltraum-Assis, wie sie sich selbst nennen.“ Er schaute sich suchend um, weil er selber gerade nicht wusste, wo die steckten. „Assis?“, wollte McKay rückversichernd wissen. Er hatte in der Pegasus-Galaxie bisher noch keine Zivilisation gesehen, die hoch genug entwickelt war, um dieses Konzept zu kennen. Natürlich, es gab da ein paar mit Grundzügen von Gesetzen und Verwaltung. Aber von sowas wie Krankenkassen, Arbeitsämtern und Sozialhilfe waren selbst die noch meilenweit entfernt. „Was verstehen Sie unter diesem Begriff?“, hakte Rodney McKay also argwöhnisch nach. Commander Wotjak grinste überlegen. „Hören Sie, ich weiß, dass die meisten Planeten noch sehr primitiv sind. Aber hier im Umfeld von Kelder und seinen vier Monden gibt es einen großen, interplanetaren Handel. Wir haben eine Wirtschaft. Wir haben soziale Systeme, um uns um die Mitglieder unserer Gesellschaft zu kümmern, die gerade in Not geraten sind. Und jeder muss seinen Beitrag zu diesen Systemen leisten. Wer sich weigert, sich in diese Systeme einzufügen, und lieber kriminell sein eigenes Ding macht, ist eben anti-sozial, kurz ein Assi.“ McKay nickte anerkennend und tat so, als wäre das wahnsinnig hochentwickelt und als hätte er sowas noch nie gehört. „Wo ich herkomme, nennt man das ‚asozial‘, nicht anti-sozial.“, kommentierte er dann aber doch noch. „Aber ich bin beeindruckt, dass sie den Begriff Assi auch kennen.“ Das überlegene Grinsen von Commander Wotjak gefror ein wenig. „Wie auch immer. Was kann ich für Sie tun?“ „Ja~“, meinte McKay gedehnt. „Wir suchen eigentlich die Arbeiter. Oder vielmehr den Grund, warum die Arbeiter weg sind. Und Sie so?“ Captain Kalle zückte seine prähistorische Laserwaffe und kletterte den Abhang hinab, zu der Stelle wo der Jumper gestanden hatte. Nun ja, ehrlicherweise rutschte und rollte er eher ungelenk auf dem Hintern und dem Bauch hinunter. Aber irgendwie kam er unten an. Er orientierte sich an der Stelle, an der der Schnee in der Luft verharrte, gehalten von einem unsichtbaren Dach. Und dann, je näher er kam, stand der Jumper plötzlich wieder sichtbar vor ihm. Er trat zurück und der Jumper war weg. Er trat wieder vor, da war der Jumper wieder da. ‚Aha, das ist also die Reichweite des Tarnfeldes‘, wurde ihm klar. Er markierte die Stelle im Schnee, an der er das Kraftfeld durchbrochen hatte, und schätzte den Radius ab. Die Ladeluke stand immer noch offen. Als Kalle sich leise in die Öffnung schlich, saß das Friwa-Weibchen gerade auf dem Pilotensitz und versuchte emsig, den Gleiter in Gang zu kriegen. Sie bekam den Neuankömmling zu spät mit. Als sie erschrocken herumfuhr, schoss er sie bereits mit einem Betäubungsstrahl nieder. Sie sackte haltlos in sich zusammen. Kalle kicherte aufgeregt, steckte seine Laserkanone weg und trat endgültig in den Jumper ein. Er kratzte seinen 3-Tage-Bart, schob die Ärmel bis zu den Ellenbogen hoch und überlegte kurz, was zu tun war. Zuerst griff er sich einige Spanngurte von den Wänden, um seine neue, blaue Freundin zu fesseln. Danach würde er doch mal sehen, ob er diese Schüssel hier nicht in die Luft bekam. Es dauerte keine Viertelstunde, bis Captain Kalle herausgefunden hatte, wie man die Luke verschloss und die Triebwerke startete. Das Abheben vom Boden erforderte hingegen schon etwas mehr Einfallsreichtum. Er johlte begeistert, als es ihm endlich gelang. Der Jumper setzte sich in Bewegung. „Ich bin ein Held! Ich bin so gut! Einfach phänomenal! Ich könnte mich selber knutschen, so grandios bin ich!“, jubelte er laut vor sich hin. Die Landschaft begann gemächlich vor dem Fenster vorbeizuziehen. „Ich bin so ... scheiße, wie steuert man das Ding eigentlich?“ Hektisch fuhrwerkte er auf der Steuerkonsole herum. Die Arbeitersiedlung kam in Sicht, in der sich die Orbit-Polizei und seine Männer Ole und Ede gerade aufhielten. Er flog geruhsam darüber hinweg, ohne dass irgendjemand Notiz von ihm nahm. Er war immer noch im Tarnmodus, wie ihm schien. „Fuck! Fuck! Fuck! Dreh um!“, fluchte Kalle vor sich hin. Er hatte das Dorf längst hinter sich gelassen, welches langsam in der Ferne verschwand. „Lass dich lenken, scheiße nochmal! Wie funktioniert dieser Rotz hier? ... Lass mich wenigstens runter, du dreimal verfluchte Schrott-Technik!“ Natürlich reagierte der Jumper nicht, sondern schwebte seelenruhig weiter von dannen. Kalle malte sich schon aus, wie lang es dauern würde, den ganzen Mond zum umrunden, wenn er immer geradeaus flog, bis er wieder hier war. Ob das wohl eine Option war? Nein. Nicht, wenn kein Alkohol an Bord war. Und Zigaretten hatte er auch nicht mehr genug bei sich. Alles Fummeln und wilde Herumstellen an den Steuerkonsolen brachte nichts. Im Gegenteil nahm der Jumper nun auch noch an Geschwindigkeit auf. „Leck mich doch, du Stahl-Ungeheuer! Halt an!“, meckerte Kalle ungehalten und donnerte die Faust auf das Kontrollpult. Eine Salve Munition löste sich und trieb eine mehrere hundert Meter lange Spur von Einschusslöchern vor ihm her. Er traf dabei einige Felsen. Zum Glück, denn andernfalls hätte er sie aufgrund ihrer Höhe vielleicht gestreift. Dann drehte der Jumper endlich nach links ab. „Na, geht doch!“, motzte der Captain der Weltraum-Assis weiter vor sich hin und flog eine Schlangenlinie. Tatsächlich, der Puddle Jumper ließ sich endlich steuern. Zutiefst erleichtert nahm er wieder Kurs auf das Bergarbeiterdorf. „Warum nicht gleich so, Mann!?“ Der glatzköpfige Ede und der junge, punkige Bordmechaniker sprangen fluchend von ihrem umgekippten Baumstamm am Lagerfeuer hoch, als keine 30 Meter von ihnen entfernt etwas auf dem Boden aufschlug und eine gewaltige Schneegestöber-Wolke aufwirbelte. Sie konnten nicht erkennen, was es war, aber es sah nach einer ziemlichen Bruchlandung aus. „Verdammisch, was war das!?“, grollte Ede aufgekratzt. Er warf seine fast leere Schnapsflasche in die Richtung des Einschlags, welche auf halbem Weg mitten in der Luft verschwand. „Ein Raumgleiter im Tarnmodus“, diagnostizierte Ole. Aus dem sprichwörtlichen Nichts stand auf einmal ihr Captain vor ihnen und erschreckte sie damit tierisch. „Bist du bekloppt, deine scheiß Flasche nach mir zu werfen, du Idiot!?“, war seine Begrüßung. „Los, kommt mit und steigt ein. Wir verschwinden von diesem Mond!“ „Seit wann hat die Teetje eine Tarnvorrichtung?“ „Das ist nicht unser Schiff.“ „Und was ist dann mit unserem Schiff?“, wollte Ede wissen. „Vergiss die Teetje. Wir haben jetzt was Cooleres!“, grinste der Captain. Ede und Ole traten etwas überrumpelt von den Ereignissen ins Innere des Tarnfeldes und waren sehr geteilter Meinung über den Anblick, der sich ihnen bot, als sie den Puddle Jumper sehen konnten. „Woah, ich bin verliebt!“, meinte der Bordmechaniker und hüpfte sofort euphorisch in den Gleiter hinein, um sich die hypermoderne Technik anzusehen. Ede dagegen empfand den winzigen Kasten als fliegenden Sarg. Da drin gab es nichts. Keine abgetrennten Räume für jedes Bordmitglied, keine sanitäre Einrichtung. Das war in seinen Augen ein fliegendes Campingzelt. Da lieber nahm er das Schiff der Polizei, so wie sie es ursprünglich geplant hatten. Er winkte aus dem Handgelenk in Richtung der ohnmächtigen, gefesselten, blauhäutigen Frau. „Wer ist denn deine Tussi da? Die Besitzerin von dieser Schüssel?“ „Das, mein Bester, ist eine Friwa“, meinte Captain Kalle, während er sich schon wieder auf dem Pilotensitz einrichtete. „Und sie wird uns reich machen.“ „Wieso?“ „Die Friwa-Damen haben Visionen. Sie können die Zukunft sehen.“ „... behauptet man! Bewiesen ist das nicht“, maulte Ede. „Egal. Bewiesen oder nicht, viele Leute in diesem Sonnensystem zahlen eine Menge Geld für sie.“ Ole hielt sich mit einer Hand irgendwo fest, als der Jumper schwankend abhob, und schaute dabei nachdenklich auf die sonderbare Frau herunter. „Ich glaube, das erklärt, was die Jäger hier wollten.“ „Was für Jäger?“, rief Kalle von vorn. „Da sind ein paar Typen im Dorf aufgetaucht und haben erzählt, Jäger hätten die Bergarbeiter terrorisiert und vertrieben. Die Jäger wollten bestimmt auch dieses Friwa-Weibchen fangen, wenn sie wirklich so wertvoll ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)