Daxakon von Futuhiro (Stargate Atlantis) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- „Es sind Leute verschwunden. Einfach so.“ Der Bergbauarbeiter wrang seine Mütze in den Händen als wäre es ein Waschlappen. Er wirkte verängstigt. „Könnten die nicht weggelaufen sein?“, hakte Teyla nach. „Nein, Herrin. Dann hätten sie doch zumindest ein paar persönliche Sachen mitgenommen. Und es hat auch keiner die Absicht geäußert. Ich meine, wo soll man auf diesem Eismond schon hin? Hier ist doch nichts außer den Mienen.“ Die Athosianerin nickte verstehend. „Wie sind sie denn verschwunden? Hat irgendjemand etwas bemerkt?“ „Nein, nichts. Abends waren sie noch da und am nächsten Morgen waren sie verschwunden. Es war, als hätte man sie nachts direkt aus ihren Betten geholt. Keiner hat etwas gesehen.“ „Wieviele?“ „Zuerst zwei. Im Abstand von wenigen Wochen“, gab der Arbeiter zurück. „Danach haben wir das Dorf das erste Mal verlassen. Roor sagte, es wäre nichts, und hat uns wieder hingeschickt.“ Er wrang seine Mütze noch etwas derber. „Dann ist wieder einer verschwunden.“ Sheppard regte sich unwohl. „Meinen Sie, die könnten noch leben?“, wollte er von Teyla wissen. „Leichen scheint man jedenfalls nie gefunden zu haben“, meinte sie nachdenklich. Roor schnaufte. „Danke, du kannst gehen“, griff er ins Gespräch ein und schickte seinen Arbeiter mit einer scheuchenden Handbewegung weg. Verständlich. Es war ihm unangenehm, dass er dem Anschein nach nicht ausreichend um das Wohl seiner Arbeiter bemüht war. „Wollen Sie der Sache denn nicht nachgehen?“, fragte Sheppard in neutraler Tonlage und ohne Vorwurf. „Das habe ich. Dort ist nichts“, beharrte der kleine, dicke Firmenbesitzer. „Keine Ahnung, wo die Kerle stecken. Vermutlich haben sie sich nachts im Dunkeln verlaufen und die Siedlung nicht wiedergefunden. In den Bergen macht der Wind mitunter sonderbare Geräusche, denen man nachforschen will.“ Er winkte Sheppard, Teyla und Zelenka, ihm zu folgen. „Kommen Sie. Die Sonne geht wieder auf. Ich will Ihnen was zeigen.“ Roor lud sie ein, in ein Gefährt mit einer unbekannten Schwebetechnik zu steigen, die Sheppard noch nie gesehen hatte. Das Transportmittel schwebte gut 30 cm über dem Boden in der Luft. Während sie damit in die Eiswüste hinaustuckerten, stellte Zelenka euphorisch eine Theorie nach der anderen auf, wie diese Schwebetechnik physikalisch möglich sein könnte. Weit kam er mit seinen Spekulationen allerdings nicht, denn die Fahrt dauerte erstaunlich kurz. Roor parkte den „Flieger“, wie er ihn nannte, vor einem verschneiten Höhleneingang, von dessen Decke Eiszapfen herunterhingen. Viele Fußspuren im Schnee zeugten von reger Aktivität in dieser Gegend. „Was ist das hier?“, fragte Teyla interessiert nach. „Eine meiner Mienen. Ich dachte, es interessiert Sie, mal eine im laufenden Betrieb zu besuchen. Damit Sie sehen, dass ich mich durchaus gut um meine Arbeiter kümmere und alles bestens ist. Lassen Sie aber bitte Ihre Waffen im Flieger, okay? Die Arbeiter sehen die nicht gern. Sie haben Angst davor.“ Sheppard und Zelenka warfen sich gegenseitig skeptische Blicke zu. War das dubios? Vermutlich. Konnten sie was dagegen machen? Vermutlich nicht. Hinter Roor schob sich Sheppard theatralisch ein Messer in den Hosenbund, so dass Zelenka es sah und hoffentlich beruhigt war. Der Dicke drückte Teyla eine Taschenlampe in die Hand und ließ ihr höflich den Vortritt. Ihre beiden Teammitglieder folgten. Von drinnen war schon das metallische Klirren von Stein und Eisen zu hören. Die Arbeit schien bereits in vollem Gange zu sein. Sheppard hielt inne, als er hinter sich ein Gitter ins Schloss fallen hörte. Das Geräusch war so eindeutig, dass er sich gar nicht umzudrehen brauchte, um nachzusehen. In seinem Kopf herrschte einen Moment Standby, bis die Suche nach einer Lösung endlich ins Rollen kam. Zelenka ließ neben ihm den Kopf hängen. Auch er schaute nicht zurück. „War das jetzt das, was ich denke?“ „Wir sind eingesperrt“, bestätigte Sheppard stoisch. „Wäre ja nicht das erste Mal.“ „Für mich schon!“, hielt der Tscheche dagegen. In seine Stimme schlich sich langsam eine leichte Hysterie ein. Er begann ungehalten auf Tschechisch zu fluchen. Seufzend wandte sich Colonel Sheppard endlich um. Roor grinste ihn feist von draußen an. „Darf man fragen, was das werden soll?“ „Sie haben sicher mitbekommen, dass ich gerade massiv in Lieferengpässen stecke. Ein paar Arbeiter mehr kommen mir gerade sehr gelegen“, erklärte der Unternehmer zufrieden. „Ich habe Sie eingeladen, meine Gäste zu sein. Gastarbeiter, genauer gesagt. Fangen Sie an! Wenn ich heute Abend wiederkomme und nicht genug Erz aus dem Stollen geholt wurde, prügel ich Sie alle halbtot.“ Teyla schloss die Augen und massierte sich wortlos mit Daumen und Zeigefinger den toten Punkt über der Nasenwurzel. Das durfte nicht wahr sein. Sie wartete, bis Roor lachend verschwunden war und ging sich dann kommentarlos die Gittertür ansehen. Ganz automatisch zog sie ein kleines Messerchen aus einer ihrer vielen Taschen und begann im Schloss herumzustochern. Sehr modern sah das ja nicht aus. Da musste doch was zu machen sein. „Bekommen Sie es auf?“, wollte Radek Zelenka wissen. „Ich versuche es. Überlegen Sie inzwischen schon mal, wie es ohne Waffen weitergehen soll, wenn ich es geöffnet habe.“ Sheppard sah sich auf der Suche nach etwas Nützlichem um. Sehr seltsam. Wieso wurde die Tür nicht bewacht? Irgendjemand musste doch mit dem Schlüssel in der Nähe bleiben und die Arbeiter im Notfall rauslassen, falls sich hier irgendeine Katastrophe ereignete. Sheppard kannte Untertage-Bergwerke ja von der Erde. Er wusste sehr genau, dass das ein riskanter Job sein konnte. Aus dem Schacht tauchte ein Licht auf. Eine Laterne. Jemand kam heraus, angelockt von dem Trubel hier draußen. Es war ein finster dreinblickender Mann mit Schnurrbart und einer Waffe im Hüftholster. Passend dazu trug er auch Kleidung, die verdächtig nach Uniform aussah. „He! Was tut ihr da!? Zurück an die Arbeit!“, bellte er in befehlsgewohntem Tonfall, als wäre er hier der Aufseher. „Das ist ein Missverständnis“, warf Sheppard ein. „Wir sind keine Arbeiter.“ „Ist mir egal, wer ihr seid! Jetzt seid ihr hier, also werdet ihr arbeiten!“ „Großartig ...“, grummelte Zelenka schlecht gelaunt in sich hinein. „Wirklich großartig. Wäre ich doch bloß im Dorf beim Jumper geblieben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)