Die andere Seite des Monds von Augurey ================================================================================ Kapitel 10: Remus' Reue -----------------------   Der Wind raschelte in den Bäumen, riss an den Ästen und fegte durch das gefallene Laub wie im Spiel. Remus stand in einem Schauer aus Blättern. Rot, Gelb, Braun, Orange – die ganze Farbenpracht des Oktobers wirbelte um ihn her.  Tief atmete er ein, ließ die morgendliche Frische seinen Geist klären. Allmählich schien er sich zu erholen von den Strapazen der vergangenen Nacht. Die Erschöpfung, das Gefühl des Ausgelaugtseins fiel von ihm ab und er kam wieder zu Kräften. Vor einer Stunde noch hatte er auf der Couch seines Schlafzimmers gelegen und sich in Krämpfen gewunden. Die letzten Auswirkungen einer scheußlichen Nacht. Von den Qualen der Verwandlung, den Schmerzen und dem Taubheitsgefühl danach, konnte ihn der Wolfsbanntrank nicht befreien. Und doch war Remus froh, dass es hier eine Medizin für ihn gab, die ihn vom Allerschlimmsten erlöste: Dem Verlust seines Verstands und der Entfesselung einer Macht, die zu Gräueltaten imstande war, die er sich sein Lebtag nicht verzeihen könnte. Die Morgensonne erhob sich mit goldenem Schimmer über den See und Remus hatte gerade die alte Eiche am Ufer erreicht als die Kirchenglocke unten in Hogsmeade halb neun schlug. Einen Blick noch warf er über das glitzernde Wasser, dann machte er kehrt und kam durchgefroren, doch gestärkt von seinem Morgenspaziergang ins Schulhaus zurück. Zwanzig Minuten blieben ihm noch bis sein Unterricht beginnen würde und die letzten Schüler hetzten von den Treppen zum Frühstück in die Große Halle. Remus, der bereits gegessen hatte, beschloss sich noch schnell eine Tasse Tee im Lehrerzimmer zu genehmigen ehe der Ernst des Lebens ihn wiederhatte. Der holzgetäfelte Raum war leer als er eintrat und die Kollegen hatten ihm nichts als einen ramponierten Blechbecher übriggelassen. Schweigend trat er zu Küchenzeile. ‚Nur noch lauwarm‘, murmelte die Kanne und Remus spürte keine Wärme im Metall aufsteigen als er einschenkte. Plötzlich vermisste er die Tasse Wolfsbanntrank, die in den letzten Tagen jeden Morgen an seinem Platz gestanden und ihm jetzt sicher ordentlich eingeheizt hätte.  Mit den Gedanken kehrten flüchtig auch die Erinnerungen an Severus Snape zurück. Kein Wort mehr hatten sie gewechselt nach jenem gescheiterten Versuch einer Aussprache in der vergangenen Woche. Zwar hatte der Schulleiter versprochen, noch einmal mit dem Tränkemeister zu reden. Doch Wunder konnte man selbst von Albus Dumbledore nicht erwarten. Sinnend musterte Remus die Holztäfelungen, während er austrank. Eigentlich hätte er den Schulleiter nie einweihen dürften. Seine Gefühle nach dem überraschenden Rauswurf hatten ihn einfach übermannt. Was Severus nur zu dieser merkwürdigen Reaktion bewogen hatte? Remus konnte sich keinen Reim darauf machen. Doch was immer auch hinter dieser Sache stecken mochte, eines hatte er eingesehen: Sein Plan war eine Narretei gewesen. Konnten ein paar Worte der Entschuldigung auslöschen, was Jahre der Feindschaft angerichtet hatten? Nein, gewiss nicht! Remus stellte den Becher in die Spüle und holte die Dokumentenmappe aus seinem Fach. Während der Sortierzauber die Hausaufgabenpergamente der siebten Klasse flattern ließ, fragte er sich, was er selbst von all dem hielt. Ein Teil von ihm wünschte sich, er könnte seinem Kollegen uneingeschränkt dankbar sein für die monatliche Medizin. Doch es war ihm unmöglich die Augen zu verschließen vor dem Unheil, das Severus Snape säte. Eine Erkenntnis, die mehr Bedauern denn Wut heraufbeschwor, wusste er doch um die Vergangenheit seines Kollegen. Angestrengt beobachtete Remus wie der Blätterhaufen vor ihm sich umschichtete. In dieser widersprüchlichen Gefühlsmelange gab es nur eine Klarheit: Er wollte mit Severus Frieden schließen. Wenn nicht um dessentwillen, dann um eine alte Rechnung zu begleichen, deren Zahlung sein Gewissen schon lange einforderte. Es galt die Wunden einer Moral zu verbinden, die in der  Vergangenheit verletzt worden war. Für die Gerechtigkeit war es egal, zu welchem Menschen Severus sich entwickelt hatte. Einen Wehrlosen halbnackt unter einem Baum aufzuhängen blieb eine Untat, egal ob das Opfer ein Engel oder ein Teufel war. Und letztendlich, Remus schloss für einen Augenblick die Augen, letztendlich sehnte er sich nach Frieden. Er war es gewohnt, verhöhnt und verstoßen zu werden. Seinesgleichen wurde auch an anderen Orten beschimpft. Und doch raubte ihm dieser Kleinkrieg alle Nerven, brannten die Worte unter der Haut. Irgendwie musste er Severus von seiner Aufrichtigkeit überzeugen. Noch hatte er zwar keine Ahnung, wie, doch eine Gelegenheit würde sich schon finden. Die Schulglocke schlug, Remus raffte seine Unterlagen und eilte hinaus in den Flur. Vor den Fenstern fielen unentwegt die Herbstblätter und mit ihnen ihre papierenen Verwandten vom Kalender neben der Tafel... Ein paar Spritzer Schaumwasser besprenkelten die schwarze 12 als der Ratzeputz die Tafel wischte.   Mit einem Schwung seines Zauberstabs brachte  Remus die Stühle wieder an Ort und Stelle und stellte das Grammophon bereit. Es war Dienstag, die kurze Pause zwischen der ersten und der zweiten Stunde nach dem Mittagessen und er erwartete eine zweite Klasse, Hufflepuff und Ravenclaw.  Auf seinem Lehrplan stand für die nächsten zwei Wochen das Thema Erklinge und da er den Stoff am Freitag nur kurz angeschnitten hatte, wollte er den Schülern einige Aufnahmen des überdrehten Lachens der Tiere vorführen. Doch als er Klassenzimmertüre aufschloss, brauchte er das Grammophon nicht einmal einzuschalten, um den Raum mit schrillem Lärm zu erfüllen. Eine aufgeregte Meute strömte durch die beiden Flügeltüren herein. Laut schnarrend, erregt tuschelnd, lärmend, polternd wie eine Schar aufgeschreckter Gänse. Remus beobachtete und belauschte das Schauspiel mit gerunzelter Stirn und höchst alarmiert. Es waren nicht die üblichen zwei, drei Grüppchen, denen die Pause nicht reichte, um sich auszutauschen und die nach Unterrichtsbeginn noch immer tuschelten. Die gesamte Klasse schien in ein einziges Streitgespräch vertieft zu sein, bis auf eins, zwei Ausreißer vielleicht. Und sie schenkten ihm keinerlei Beachtung, selbst als sie ihre Plätze eingenommen hatten. Zornige, hastige Worte flogen hin und her.   „Das ist unfair, einfach unfair“ „Du kannst nichts machen!“ „Ich hab gehört, zu seinem Haus ist er nie so!“ „Ich werd meinen Eltern schreiben!“ Zunächst versuchte Remus die Klasse wie üblich zu begrüßen. Doch seine Worte gingen unter wie ein Tropfen im Meer. Es half nicht - er musste größere Geschütze auffahren!  Im nächsten Moment hatte er schon den Zauberstab gezogen und auf seine Kehle gerichtet. „Sonorus“, murmelte er und erhob dann die Stimme erneut. „RUHE!“ Stille. Die Klasse hatte augenblicklich innegehalten und starrte ihn mit weit aufgerissenen, erschrockenen Augen an. Alle, bis auf ein blondes Ravenclawmädchen, das offenbar mit einem Wingardium Leviosa und verträumten Blick ein paar Kartoffelbauchblüten um ihren Kopf schweben ließ. Remus kannte die Schülerin gut, sie war ein wenig nun ja eigen. Dann, nach ein paar Sekunden des Schweigens senkten hier und dort Schüler beschämt den Blick und Remus hob erneut den Zauberstab, schloss erst die Tür und befreite dann seine Kehle vom Zauber. „Schön, dass ihr alle hier seid“, begrüßte er die Klasse lächelnd und nun wieder in Zimmerlautstärke, „Noch schöner wäre es allerdings, wenn ihr mir eure Aufmerksamkeit schenken würdet.“ Er warf einen Blick in die Runde, in die schweigsamen, betroffenen Gesichter. „Was ist denn los mit euch? Ich habe euch noch nie so unruhig erlebt“, sagte er ruhig. Es war die Wahrheit. Ein paar Schüler störten immer. Doch die ganze Klasse derart außer Rand?! Das war neu! Ein Augenblick des Schweigens verging, dann regte sich ein Junge aus Hufflepuff.         „Es, es ist wegen Professor Snape, Sir“, stammelte er vorsichtig. „Professor Snape?“, wiederholte Remus und spitzte die Ohren. Der Name hatte ihn in den letzen Wochen stets hellhörig werden lassen.   „Ja, wir hatten gerade Zaubertränke zusammen“, erklärte ein Rawenclawjunge und Remus zählte eins und eins zusammen. „Und ihr habt euch Ärger eingehandelt“, schlussfolgerte er, „Weswegen?“ Es war wohl seiner guten Klassenführung zu verdanken, dass die Kinder kein Blatt vor dem Mund nahmen. „Er hat Teena und Merlisande zwei Stunden Nachsitzen verpasst, bloß weil sie ins Klassenzimmer kamen als die anderen schon saßen“, berichtete hier ein Mädchen. „Und uns eine Strafarbeit aufgebrummt, weil wir zu große Absätze in den Hausaufgaben gemacht haben“, dort ein Junge.   „Zehn Punkte abgezogen, weil wir nicht alles aus dem Buch wussten-“ „- und weil Luna beim Abschreiben von der Tafel gesummt hat“. Remus legte den Finger an den Mund und dachte nach. Es waren Störungen, wie sie in jeder Stunde vorkamen; Kleinigkeiten, bei denen er es zunächst bei Ermahnungen bewenden ließ und erst nach wiederholtem Vergehen zu milden Punktabzügen griff. Doch er konnte sich vorstellen, dass Severus in seiner leicht reizbaren Art die Sache strenger handhabte, übertrieben streng vielleicht. „Das sind hohe Strafen. Ich verstehe, dass ihr ungehalten seid. Professor Snape scheint mit euch ein wenig zu hart ins Gericht gegangen zu sein“, stellte er schließlich fest. Einen Augenblick lang hielt die Stille im Klassenzimmer noch an. Dann plötzlich brach neuer Tumult aus. Klagen darüber, wie ungerecht Professor Snape sei ertönten und längst vergangene Ereignisse wurden wieder aufgewärmt. Remus war abermals stummer Zeuge und betrachtete nachdenklich seine Schüler. War das vielleicht die Chance auf die er gewartet hatte? Er konnte hier sicher einiges bewirken. Doch durfte er sich wirklich so tief in die Angelegenheiten eines Kollegen einmischen? Andererseits: zu wessen Schaden sollte es sein? Schließlich besann er sich. Ohne den Zauberstab zu ziehen, hob er die Hand, um der Klasse Schweigen zu gebieten. Allmählich wurde es wieder ruhig. „Ich sagte, dass Professor Snapes Strafen vielleicht ein wenig zu hoch waren“, bemerkte er als er wieder im Fokus der Aufmerksamkeit stand, „Ich sagte nicht, dass es generell Unrecht war, euch Strafarbeiten aufzuerlegen oder Hauspunkte abzuziehen. Wenn Schüler im Unterricht stören oder ihre Aufgaben nicht erfüllen, ist  es die Pflicht eines Lehrers, wieder für Ordnung zu sorgen.“     Entgeisterte Blicke. Einige starrten Remus an als ob sie es nicht fassen konnten, dass der Lehrer, dem sie alle vertrauten, ihnen nun in den Rücken fiel. Doch Remus ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. „Wer von euch hat das Kapitel im Zaubertrankbuch nicht gelesen oder nur überflogen?“, fragte er mit erhobener Stimme. Keine Regung. „Ich bin nicht Professor Snape“, fügte er milde hinzu, „Da es nicht um meinem Unterricht geht, habt ihr nichts zu befürchten. Also?“ Ein paar zögerliche Finger erhoben sich hier und dort. Als Remus die betreffenden Schüler nicht zurechtwies schlossen sich nach und nach weitere an, bis etwa zehn Hände in die Luft zeigten. „Gut“, bemerkte Remus und fügte ohne Atempause hinzu: „Und wer ist zu spät zum Unterricht gekommen?“ Die Hände sanken und zwei andere Schülerinnen meldeten sich. „Aber, aber nur weil Teena ihre Feder in der Großen Halle vergessen hat“, haspelte eines der Mädchen. Remus ging nicht weiter auf sie ein. „Wer hat bei den Hausaufgaben ein wenig geschummelt?“, fuhr er fort. Wieder schossen einige Finger in die Höhe. „Wer hat zu Beginn der Stunde noch mit seinen Banknachbarn geschwätzt?“ Zwei Hände blieben erhoben, der Rest wurde durch andere ersetzt und um eine ergänzt. „Und wer hat im Unterricht gelesen, gekritzelt, vor sich hin geträumt oder nicht immer auf Professor Snapes Anweisungen gehört?“ Nun meldete sich fast die ganze Klasse. Und die wenigen, die es nicht taten, machten sich gerade selbst der abgefragten Sünden schuldig. Remus nickte zum Zeichen, dass er alle Meldungen gesehen hatte. Als die Hände wieder nach unten gingen, stand in einigen Gesichtern deutlich die Angst vor den Konsequenzen dieser Offenbarung geschrieben. Doch Remus hatte nicht vor der Klasse Hauspunkte abzuziehen oder Strafarbeiten aufzuerlegen für ein Fehlverhalten, das nicht in seinem Unterricht betraf. Stattdessen wandte er sich ab und trat an die Tafel. „Eigentlich hatte ich vor euch heute das Gelächter der Erklinge vorzuführen“, erklärte er der Klasse, während er die Kreide über die Schiefernplatte führte,  „Doch ich denke, wir können diese Sache noch für eine ganz andere Lehrstunde verwenden“. Mit diesen Worten legte Remus die Kreide fort, klopfte sich den Staub von den Händen und trat zur Seite. Ein paar Schüler hoben die Augenbrauen. Andere starrten abwechselnd zur Tafel und zu ihm und wieder andere sahen nur dumpf und verdattert drein. Auf der Tafel standen die Worte „Murtlap und Zwergmoke“. Es war ein Schüler aus Ravenclaw, der sich als Erstes meldete. „Ich verstehe das nicht, Professor“, gestand er als er aufgerufen wurde, „Murtlaps haben doch nichts mit Erklingen zu tun und gefährlich sind sie auch nicht, solange man nicht auf sie drauf tritt.“ Remus lächelte. „Das stimmt, Mr Hullican. Dennoch können auch wir, die gegen die dunkle Magie kämpfen, einiges von ihnen lernen. Weiß denn jemand etwas über das Verhältnis zwischen Murtlap und Zwergmoke zu sagen?“ Ein Mädchen aus Hufflepuff meldete sich. Remus rief sie auf. „Murlaps fressen Zwergmoken. Sie jagen sie oder lauern ihnen auf und warten bis sie zuschnappen können.“ „Sehr richtig, Miss Jaspers, 5 Punkte für Hufflepuff“, erwiderte Remus und lehnte sich gegen sein Pult, den Blick auf die Klasse gerichtet, „Wären wir in diesem Raum keine Menschen, sondern Zwergmoken, so wären Murtlaps gefährliche Gegner für uns. Gegner, die sich bedeckt halten, uns jedoch ständig im Blick haben und auf den Moment warten, an dem wir unaufmerksam werden und einen Fehler machen. Es gibt eine ganze Reihe magischer Geschöpfe, bösartiger Wesen da draußen, für die mit Hexen, Zauberer und Muggel nichts anderes sind als Moken. Nicht alle davon lassen sich durch einen kleinen Schwenker des Zauberstabs verjagen. Manche sind sehr gefährlich. Sie besitzen eine Macht, die die eines einzelnen Menschen bei Weitem übersteigt.“ Remus machte eine kurze Gedankenpause. Dann fuhr er fort. „Mit Lehrern und Schülern ist es manchmal ganz ähnlich. Für einen Schüler stellt ein Lehrer eine murtlapgleiche Bedrohung dar. Es liegt in seiner Hand Punktabzüge, Nachsitzen und Strafarbeiten zu erteilen. Und nicht selten beobachteten Lehrer ihre Klasse mit Argusaugen, registrieren jedes kleinste Fehlverhalten wie ein lauerndes Tier. Mr. Pallow, wenn Ihnen nicht gut ist, können sie jederzeit in den Krankenflügel gehen.“ Die Klasse drehte sich um zu einem Jungen, der auf einer der hinteren Bänke gerade mit seinem Nachbarn schwätzte und sich dabei, als wäre ihm übel, die Hand vor den Mund hielt. In einigen Gesichtern spiegelte sich Verblüffung, andere konnten sich ein feixendes Lachen kaum verkneifen. Als Pallow nach kurzem Erröten den Kopf schüttelte und die Klasse sich wieder der Tafel zudrehte, versank die letzte Reihe erneut im Schwätzen. Remus fuhr unbeirrt fort. „Wenn wir es mit einer solchen Übermacht zu tun haben, die unseren Kräften im Kampf weit überlegen ist, dann ist eines ganz entscheidend“. Er stand wieder auf, hielt ein paar Stichpunkte an der Tafel fest: KEINE ANGRIFFSFLÄCHE BIETEN.   Dann trat er zur Seite, um die Worte auf die Klasse wirken zu lassen. Das leise Gekicher verstummte. In die Mienen der Schüler - zumindest jener, die aufpassten - kehrte der Ernst zurück.   „Kann mir jemand sagen, was das bedeutet?“, fragte Remus in die Runde. Doch kein Finger schoss nach oben. Nur eine einzelne Schülerin flüsterte ihrem Banknachbarn etwas zu: „Ich glaub, wenn ich die Hausaufgaben ordentlich gemacht hätte, hätte Snape mir nichts gekonnt.“ „Können Sie das noch einmal laut wiederholen, Miss Tribbon? Ich denke, es könnte ihre Schulkameraden ebenso interessieren“, griff Remus das kleine Gespräch auf. Das Mädchen errötete, dann räusperte es sich. „Nun ja, vielleicht haben wir wirklich nicht alles richtig gemacht. Ich meine, wenn wir alle das Kapitel richtig gelesen hätten, hätten wir die Fragen beantworten können, oder? Und Teena hätte auch fragen können, ob sie ihre Feder holen darf, anstatt einfach zu spät zu kommen.“ Remus lächelte. „Eine sehr wichtige Bemerkung“, würdigte er die Antwort und fuhr in seinen Ausführungen fort, „Zwergmoken ziehen sich wie ihre großen Verwandten bei Gefahr zusammen. Auf die Größe einer Ameise geschrumpft und farblich mit ihrer Umgebung verschmolzen sind sie für die Augen des Murtlaps quasi unsichtbar. Für Schüler gilt dasselbe für die Schulordnung. Selbst der strengste Lehrer findet keine Angriffsfläche, wenn eine Klasse sich ganz den Regeln beugt. Bis zum Freitag trage ich euch ein kleines Experiment auf. Ich erwarte, dass jeder von euch sich in der kommenden Zaubertrankstunde mustergültig verhält. Seid überpünktlich vor dem Klassenzimmer; lest euer Buch besonders sorgfältig; erledigt die Hausaufgaben umfangreich und sehr gewissenhaft; hängt an den Lippen eures Lehrers und seid im Unterricht mucksmäuschenstill. Ich bin mir sicher, dass Professor Snape euch keine Punktabzüge, Strafarbeiten oder Nachsitzen erteilen wird. Und falls doch, dann habt ihr guten Grund euren Eltern zu schreiben, ohne ihnen dabei selbst eine Beichte ablegen zu müssen.  Falls das Experiment gelingen sollte, verspreche ich euch einen Zusatzpunkt für euer Haus.“ Auf den hintersten Bänken schwätzen noch immer einige Schüler. „Für jeden von euch“, fügte Remus mit erhobener Stimme hinzu. Die letzte Reihe verstummte und blickte neugierig auf. „Wie viele Rollen Pergament?“, japste ein kleiner, braunhaariger Junge. „Oh, kein Pergament“, entgegnete Remus, „Wir werden das Ergebnis nächsten Freitag mündlich besprechen.“ Er lächelte und erwiderte die Blicke der Klasse. „Nun aber ist es an der Zeit, uns dem Gelächter der Erklinge zuzuwenden. Packt bitte eure Bücher und Zauberstäbe weg und spitzt eure Ohren“. Und mit dem guten Gefühl, vielleicht einen Wendepunkt in ihrer Geschichte eingeläutet zu haben, trat Remus hinüber zum Grammophon, hob vorsichtig die Nadel und setzte sie auf die Schelllackplatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)