One-Shots 2020 von Zaje (Projektsammlung) ================================================================================ Kapitel 10: Listen to Your Heart -------------------------------- Sein Blick wanderte immer wieder zu der brünetten Schönheit. Ein ungewohntes Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus. Ein Gefühl, das er schon lange nicht mehr gespürt hatte. Ein Gefühl, das so fehl am Platz war wie noch nie. Sam Evans hatte nie gedacht, dass er sich je in Rachel Berry verlieben würde. Ihr Blick fing seinen auf und ihr wurde sofort heiß und kalt zugleich. Was machte er nur mit ihr? Solche Gefühle hatte sie nie wieder zulassen wollen. Nicht nachdem was mit Finn … Sie schluckte schwer. Rachel Berry hatte nie gedacht, dass sie sich je in Sam Evans verlieben würde. xxx Es war immer noch ein seltsames Gefühl wieder an der High-School zu sein. Sam liebte seine Arbeit hier, keine Frage, aber die meiste Zeit fühlte er sich immer noch als Schüler. Den Kaffee im Lehrerzimmer zu trinken half dabei nicht wirklich. Er sah in die Tasse und seufzte tief. Nachdem er endlich den Schock überwunden hatte, dass Sue ihn tatsächlich hypnotisiert hatte, musste er jetzt mit der nächsten Tatsache klarkommen: Und zwar, dass sein Herz sofort schneller schlug, sobald Rachel in sein Sichtfeld trat. Sie waren in den letzten Wochen zu guten Freunden geworden und langsam konnte er verstehen, was Finn in ihr gesehen hatte. Nichts für ungut, sie war immer noch lästig, redete wie ein Wasserfall und sollte den Filter zwischen Hirn und Mund öfter benutzen, aber da war noch etwas ganz anderes, das er bisher nie in ihr gesehen hatte: Sie war ehrlich, hilfsbereit und ja, auch empathisch. Sam hatte nicht gewusst, dass man diese Wörter in Zusammenhang mit ihrem Namen verwenden konnte. Aber es war so. Und aus irgendeinem Grund hatte er ihr gegenüber einen Beschützerinstinkt entwickelt. In ihren jungen Jahren hatte sie schon so viel durchmachen müssen und er wollte alles Unheil von ihr abwenden. Erneut seufzte er. Wahrscheinlich würde ihn jeder für verrückt erklären, würde er das laut aussprechen. »Alles klar bei dir? Du starrst schon seit zehn Minuten in deine Kaffeetasse, ich bin mir sicher, dass er schon kalt ist«, riss ihn da Rachels Stimme aus den Gedanken. Sie stand neben ihm, ein paar Notenblätter in der Hand und ein breites Lächeln im Gesicht. »Weißt du, ich habe mir was überlegt«, sagte sie und setzte sich. Rachel begann über die bevorstehende Hochzeit von Santana und Brittany zu reden und welche Lieder der Glee-Club zum Besten geben könnte, doch Sam hörte ihr gar nicht zu. Er sah nur, wie sich ihre Lippen bewegten und fand, dass es die schönste Bewegung der Welt war. »Und was meinst du?«, fragte sie ihn. »Sam? Alles okay?« Er blinzelte ein paar Mal, räusperte sich und sagte: »Tut mir leid. Ich bin heute nicht ganz da. Aber ich bin mir sicher, deine Idee kommt gut an.« Dann stand er auf und fuhr sich einmal durch die Haare. »Tut mir leid, ich muss jetzt los.« Und schon war er verschwunden. Rachel sah ihm verwirrt hinterher. Was war er nur für ein Arsch. Am liebsten würde er sich selbst eine Ohrfeiger verpassen. Ein paar Stunden später hasste sich Sam immer noch selbst. Er wusste nicht wieso er sich so komisch verhielt, wenn sie da war. Hoffnungslos blickte er auf das gerahmte Trikot, das in der Umkleide hing. »Weißt du, er würde es verstehen«, sagte da die Stimme von Coach Beiste. Sam blinzelte ein paar Mal und sagte dann: »Hm?« »Ach, komm schon, Sam, ich bin zwar unter extremer Hormonbelastung, aber nicht blind. Ich weiß doch, dass du in Rachel verschossen bist.« Sheldon, wie Coach Beiste sich inzwischen nannte, grinste breit und Sam merkte, wie er rot wurde. »Coach, ich weiß einfach nicht was ich machen soll.« Erneut warf er einen Blick auf Finns Trikot. »Es fühlt sich an, als würde ich ihn verraten«, murmelte er und senkte den Kopf. Coach Beiste setzte sich auf die Bank und klopfte auf das Holz, damit er sich dazusetzte. »Weißt du, ich kannte Finn vielleicht nicht so gut wie manch anderer, aber was ich weiß ist, dass er immer nur das beste für seine Freunde und vor allem für Rachel wollte. Er hat sie sogar verlassen, damit sie nach New York gehen kann!« Sheldon hielt inne und legte Sam einen Arm um die Schultern. »Ihr tut einander gut. Du tust ihr gut. Ich habe sie schon lange nicht mehr so oft lachen sehen, seit Finn tot ist. Weißt du, das Leben muss für euch beide weitergehen und wenn das einer verstanden hätte, dann Finn. Ja, meine Fresse, ich bin mir sicher, er hätte sich nichts besseres wünschen können, als dass einer seiner besten Freunde auf sein Mädchen Acht gibt!« »Meinen Sie wirklich, Coach?« Sam schniefte. Aus irgendeinem Grund hatte er Tränen in den Augen. »Darauf würde ich das fetteste Schwein in ganz Ohio verwetten! Und jetzt geh und lad sie ein!« Coach Beiste klopfte ihm auf den Rücken und stieß ihn beinahe zur Umkleide raus. Sam lief ein paar Schritte in die Richtung des Chorraums, bevor er sich noch einmal umdrehte und rief: »Danke, Coach!« Sheldon lächelte Sam hinterher, bevor er sich umdrehte und das Trikot an der Wand selbst musterte. »Werdet einfach glücklich.« xxx Das Tüten in der Leitung machte sie nervös. Sie hoffte, dass am anderen Ende bald jemand rangehen wür… »Hallo?« Die vertraute Stimme ließ sie lächeln. »Mum?« »Rachel?« Shelbys Stimme nahm sofort einen freundlicheren Ton an und Rachel konnte das bezaubernde Lächeln vor ihrem inneren Auge sehen. »Wie geht es dir? Ist etwas passiert? Du rufst nie außerplanmäßig an«, fragte sie besorgt nach. Die beiden hatten sich angewöhnt jeden zweiten Freitag miteinander zu telefonieren, um sich anzunähern und es hatte gut funktioniert; Rachel hatte in ihr endlich die weibliche Bezugsperson gefunden, die sie jahrelang gesucht hatte. »Es ist alles in Ordnung, keine Sorge. Also eigentlich … eigentlich nicht«, sagte sie und seufzte tief. Rachel ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. »Weißt du es geht um … um Finn«, murmelte sie. »Ach, Schätzchen.« Shelbys Stimme nahm einen mitfühlenden Ton an und Rachel wünschte sich nichts lieber, als ihre Umarmung zu spüren. »Was ist denn passiert?« Rachel zögerte einen Moment, wusste nicht wo sie beginnen sollte. »Ich dachte … nach Finns Tod dachte ich, dass ich mich nie mehr verlieben könnte. Weißt du, er war einfach der beste Mann auf dieser Welt und der einzige für mich. Ich wusste, wie unsere Zukunft aussehen würde. Er wusste es auch und uns war klar, dass wir miteinander alt werden würden.« Eine einsame Träne kullerte über Rachels Wange. »Ich wollte mich nie mehr in jemanden verlieben, immerhin ist Finn … ich … weiß nicht mehr weiter«, stotterte sie und sofort brachen alle Dämme bei ihr. Niemals hätte sie gedacht in so eine Situation zu gelangen. Sie war gerade mal zwanzig Jahre alt, hatte die Liebe ihres Lebens verloren und Angst sich neu zu verlieben. Hinzu kam ihr New York Traum, der im Moment auf Eis lag. Das war einfach zu viel für sie. Dabei hätte das ruhige Leben in Lima wieder für Ordnung sorgen sollen. Doch das tat es nicht. Nicht so, wie sie es sich gewünscht hätte. »Ach, Liebes«, hörte sie die Stimme ihrer Mutter am anderen Ende. Shelby fühlte sich hilflos und würde ihre Tochter am liebsten fest in die Arme schließen. Ihr war klar, dass Rachel erwachsen war und sie eigentlich nicht brauchte, doch in solchen Momenten war sie und würde immer ihr kleines Mädchen bleiben. Seit Finns Tod hatten sie oft solche Gespräche geführt, während denen Rachel einfach nur geweint hatte und sie sie gelassen hatte. Doch jedes Mal hatte sie sich noch ein bisschen hilfloser gefühlt, weil sie so weit weg war. »Weißt du, nur weil du dich in jemand anderen verliebst heißt das doch nicht, dass du Finn vergisst.« »Aber es fühlt sich an, als würde ich ihn betrügen«, schluchzte Rachel. »Ich will doch sein Andenken bewahren.« »Rachel, Schatz, du kannst sein Andenken auch bewahren, indem du glücklich wirst. Ich bin mir sicher, dass er nicht gewollt hätte, dass du dein Leben aufgibst. Er hat immer nur das beste für dich gewollt und hätte bestimmt nicht gerne gesehen, dass du ihm bis an dein Lebensende hinterher trauerst.« Sie hielt inne und ließ Rachel weiterschluchzen. »Außerdem wie willst du ohne Mann je Kinder bekommen, die du alle Finn nennen kannst?«, versuchte sie ihre Tochter aufzuheitern und tatsächlich hörte sie am anderen Ende der Leitung etwas, das sich nach einem Lachen anhörte. »Du hast ja recht.« »Das weiß ich doch.« Shelby lächelte und warf einen Blick auf Beth, die am Boden herumturnte. »Weißt du, du bist so eine starke Frau. In deinen jungen Jahren hast du schon mehr mitgemacht als manche in ihrem ganzen Leben. Und wenn ich eines über dich weiß, dann dass du immer wieder aufstehst. Wenn nicht jetzt, wann dann? Es ist Zeit nach vorne zu blicken, mein Schatz. Und das heißt ja nicht, dass du gleich heiraten oder Finn aus deinem Leben streichen musst. Du musst nur wieder damit beginnen zu leben.« Es wurde still in der Leitung, nur ein leises Schniefen war zu hören. »Danke, Mum.«, sagte Rachel nach einer Weile. »Immer gerne, Liebes. Und jetzt erzähl mir von dem Mann, der dein Herz erobert hat. Es ist aber nicht Puck, oder?«, fragte Shelby sogleich. Rachel lachte. »Nein, es ist nicht Puck.« Und so erzählte sie ihr von Sam, von dem Kuss unter der Hypnose und davon wie gut sie sich inzwischen verstanden. Shelby schaffte es die richtigen Fragen zu stellen und Rachel von ihren besorgten Gedanken abzulenken. »Du musst ihn mir unbedingt näher vorstellen, wenn ich das nächste Mal in Lima bin. Ich freu mich schon darauf.« »Ich mich auch. Und Mum?« »Ja, Rachel.« »Danke. Für alles.« »Dafür bin ich doch da, Liebes. Ich will nur, dass du glücklich bist.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)