One-Shots 2020 von Zaje (Projektsammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Hogwarts at Night ---------------------------- Es war schon spät, als er sich auf den Weg zurück in den Gemeinschaftsraum der Ravenclaws machte. Sein Blick war nicht besonders klar; alles verschwamm langsam zu ein paar undefinierbaren Flecken. Marcus befand sich in einer Art Fresskoma; es fehlte nur noch sein weiches Bett, dann wäre alles perfekt. Vielleicht hätte er das letzte Dessert nicht mehr essen sollen, aber es war einfach so lecker gewesen. Es hatte wirklich nur Vorteile im Slug-Club zu sein, auch wenn er das anfangs nicht gedacht hätte. Taumelnd navigierte er mehr schlecht als recht durch die Korridore und wusste schon bald nicht mehr, wo er sich eigentlich befand. Es war, als wäre auf einem Rausch; auf einem Zuckerrausch. Und trotzdem war er glücklich. Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen stieß er die nächste Tür auf und stolperte hindurch. In der Annahme er würde dahinter einen Geheimgang in den siebten Stock finden, ging er weiter und bemerkte erst in der Mitte des Raumes, dass etwas nicht stimmte. Hier waren keine Stufen. Weder nach oben, noch nach unten. Marcus versuchte sich zu konzentrieren, erleuchtete mit seinem Zauberstab den Raum und sah sich um. »Pokalzimmer«, sagte er nur und kratzte sich am Kopf. »Wie geht denn das?« Währenddessen schlug Draco Malfoy vier Stockwerke höher verärgert eine Tür hinter sich zu. Es war beinahe Mitternacht, als er den Raum der Wünsche verließ. Er hatte einen Auftrag zu erledigen, doch bisher gestaltete sich das schwieriger, als er gedacht hatte. Es war ein einziges Desaster und wenn er könnte, würde er alles hinschmeißen. Doch er konnte nicht. Der Dunkle Lord war … zu mächtig. Er würde es ihm nie verzeihen. Draco versuchte nicht länger an sein eigenes Versagen zu denken und konzentrierte sich stattdessen auf den Weg vor ihm. Er musste schnellstmöglich in den Slytherin Gemeinschaftsraum zurückkehren ohne erwischt zu werden. Filch oder sonst irgendeinem Volltrottel über den Weg zu laufen konnte er gar nicht gebrauchen. Als er im dritten Stock angelangt war, entschied er sich - wie immer - für den Weg durch das Pokalzimmer. Es war zwar nicht unbedingt eine Abkürzung, aber die Auszeichnungen ehemaliger Hogwartsschüler hatten eine fast beruhigende Wirkung auf ihn. Und nach so einem Abend konnte er etwas Ruhe gebrauchen. Draco kannte inzwischen jeden schattigen Winkel, in dem man sich verstecken konnte, doch im Pokalzimmer gab es kein Versteck, in das er sich im Falle eines Notfalls zurückziehen konnte. Vielleicht war es genau das, was ihn immer wieder in diesen Raum trieb. Leise öffnete er die Tür und schob sich hindurch. Sein Herz rutschte ihm in die Hose, als er ein fahles Licht in der Mitte des Raumes ausmachte. Irgendjemand war hier. Und es konnte nicht Filch sein, denn der Versager war ein Squib, wie er im Buche stand. Gerade als er wieder umkehren und einen anderen Weg einschlagen wollte, knarrte die Tür und schon wurde Draco von dem Licht geblendet. Wie automatisch beschleunigte sich sein Herzschlag. Er kniff die Augen zusammen und hielt schützend einen Arm hoch; ein Fehler, der ihm nicht unterlaufen sollte. »Wer ist da?«, krächzte eine Stimme, die Draco im ersten Moment nicht zuordnen konnte. Zumindest schien keine Gefahr von Wem-auch-immer auszugehen, sodass sich Draco seine fehlende Verteidigung schnell verzieh. »Und wer bist du?«, fragte Draco zurück und vermied es weiter in den Raum einzutreten. Stattdessen griff er endlich nach seinem Zauberstab und schloss seine Finger fest um ihn; immer bereit zum Einsatz. »M … Marcus. Marcus Belby«, stotterte die Stimme und Draco atmete einmal tief durch. Hatte er wirklich Panik vor einem Loser wie Belby gehabt? Dracos Herzschlag normalisierte sich wieder und ein dreckiges Grinsen umspielte seine Lippen, als er das Pokalzimmer vollständig betrat. »Na, Belby, hast dich wohl verirrt und findest nach dem Schleimer-Club-Treffen nicht mehr zurück in den Gemeinschaftsraum, was?«, ätzte er und ließ die Tür hinter sich zufallen. Er zog seinen Zauberstab und keine Sekunde später begann auch die Spitze seines Stabes zu leuchten. Sämtliche Farbe wich aus Marcus´ Gesicht, als er erkannte, wer ihm da gegenüber stand. Schlimmer hätte es ihn nicht treffen können. Selbst Filch wäre noch eine bessere Alternative gewesen! Zwar war Marcus ein Jahr älter als Draco, doch selbst wenn er zwanzig Jahre älter gewesen wäre, hätte er alles Menschenmögliche unternommen, um ihm aus dem Weg zu gehen. »Draco!« Etwas besseres fiel ihm nicht ein. Langsam wich er einige Schritte zurück und hoffte, dass er bald die Türklinke in seinem Rücken spüren würde. Er musste so schnell wie möglich hier weg. »Also … schön dich zu sehen, wir sehen uns dann … Gute Nacht!« Marcus machte auf dem Absatz kehrt, nahm die Beine in die Hand und lief in die Richtung aus der er gekommen war. Er konnte die Tür schon sehen, sie war nur wenige Armlängen entfernt, doch er würde sie nie erreichen. Draco verdrehte genervt die Augen. Baby-Belby ergriff die Flucht, als würde es ihm etwas bringen. Mit einer lässigen Bewegung schwenkte er seinen Zauberstab und im nächsten Moment stürzte Belby zu Boden. Er ließ ein erschrockenes Quieken hören, das Ähnlichkeit mit einem Schwein hatte; Draco lachte auf. Lächerlich. Wie hatte der Trottel es überhaupt geschafft seine ZAGs zu bestehen? »Also, Baby-Belby, willst du es auf die harte oder die weiche Tour?« Erneut schwang Draco seinen Zauberstab und schon befand sich der Ravenclaw in einer Ganzkörperklammer. Draco rollte ihn mit seinem Fuß auf den Rücken, so dass Belby ihn ansehen konnte. »Von einem Zauberer davonzulaufen macht wenig Sinn, sollte es dir bisher keiner gesagt haben.« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. »Weißt du, wenn ich dich so hilflos auf dem Boden liegen sehe, siehst du noch mehr nach einem Baby aus, als sonst.« Erneut ließ er ein Lachen hören. »Aber heute ist dein Glückstag, Belby.« Draco ging in die Hocke und beugte sich vor, als würde er Marcus ein Geheimnis erzählen wollen. »Wir treffen uns genau im richtigen Moment, denn in den nächsten Wochen brauche ich genau so einen Trottel wie dich.« Draco hatte ohnehin vorgehabt sich einen Handlanger zu suchen, der die Drecksarbeit für ihn erledigte. Snape war ihm auf den Fersen und Draco konnte es nicht gebrauchen, dass er seine Aufmerksamkeit weiter erregte. Wenn Snape ihm dazwischenfunken würde, würde der ganze Plan platzen. »Also, ich sag dir jetzt, wie es läuft, ja? Ich werde dich jetzt aus deinem Gefängnis befreien und danach wirst du genau das machen, was ich will.« Belby riss panisch die Augen auf und Draco wusste genau was ihm dieser Blick sagen sollte: ›Das werde ich ganz bestimmt nicht!‹ Wenn er nur wüsste. Draco richtete seinen Zauberstab auf Baby-Belby und tat genau das, was er zuvor angekündigt hatte. Belby glaubte er würde Draco überlisten indem er sich so schnell wie möglich aufrappelte, um erneut davonzulaufen. Doch er stand noch nicht mal auf den Beinen, als Draco den nächsten Zauber sprach: »Imperio.« Es klang beinahe melodisch und im nächsten Moment war die Panik, die Marcus Belby verspürt hatte nur noch eine entfernte Erinnerung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)