Der Brautstrauß war ein Veilchen von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 13: Sakura ------------------ Das Gefühl eines drehenden Schwindels war die erste Empfindung, nachdem die Lichter ausgegangen waren und ein tiefe Schwärze ihr Bewusstsein vereinnahmt hatte. Ein Wirrwarr aus Stimmen drang an Sakuras Ohr und: „Raus!“, war dabei der prägnanteste Ausruf. Weitere empörte, wie auch ahnungslos klingende Rufe mischten sich mit darunter. „Wie kannst du nur?“ „Was ist denn passiert?“ „Bestimmt der Kreislauf!“ – „Nein, die Cousine des Bräutigams hat ihr eine runtergehauen.“ – „Was?“ „Lass das!“ – „Wieso, sowas muss festgeha… Ey!“ – „Das ist geschmacklos!“ – „Aber die anderen…“ – „Und wenn die anderen vom Hochhaus springen, springst du hinterher?“   Die zweite Empfindung waren Hände, die nach ihr griffen und sie in die Senkrechte zerrten, während der Redefluss nicht abnahm. Sakura fühlte sich zu benommen, um gegen das Drängen und Führen von Armen und Händen aufzubegehren. Sie stolperte in den hohen Schuhen vorwärts, bis sie den Boden gänzlich unter den Füßen verlor. Der Schwindel zwang sie die Augen geschlossen zu halten, ihre ganze Konzentration galt dem Abmildern des drehenden Gefühls, gleichzeitig fing ihre linke Gesichtshälfte damit an, unangenehm aufzufallen. Sie tat weh. „Setzt sie da hin!“ „Vorsichtig!“ „Macht mal Platz!“ „Och, du meine Güte!“ „Lebt sie noch?“ – „Ja, du Dummbatz.“ „Die Jugend von heute ist ganz schön rabiat.“ …   Jemand rief ihren Namen. Sakura öffnete blinzelnd die Augen. Helles Licht blendete sie und mit einmal war Hinatas Gesicht zu sehen. „Sakura?“ „Was … was is’n los?“, nuschelte sie. Rodrigos Stimme war zu hören: „Gott sein Dank sie lebt. Und zum Glück hat sie noch alle Zähne.“ „Sakura!“, erneut war es Hinata, die ihre Aufmerksamkeit wollte. „Kannst du dich daran erinnern, was passiert ist?“ „Hm“, Sakura nickte und der Schmerz in der linken Wange nahm zu. „Deine und Narutos Hochzeit. … Ich hab mit Ino getrunken. War wohl doch zu heftig…“, Sakura stockte und bedachte Hinata mit einem flehentlichen Blick. Zögerlich gab ihr Mund Worte wieder, deren Sinn ihr die Schamesröte ins Gesicht trieb. „Es tut mir so leid, Hinata. Es tut mir wirklich leid, dass ich..., dass…, dass ich deine und … Narutos Hochzeit… also, eure Hochzeit gecrasht habe… ich… entschuldige …“, Sakuras Stimme brach ab. Ihre Unterlippe zitterte, während sie fieberhaft nach einer Erklärung für ihren Absturz suchte. Verschwommene Bilder tauchten auf und sie sah sich Karin gegenüber, die ihr einen ansehnlichen rechten Haken mitgab. – Scheiß Alkohol! Wenn der Konsum von Alkohol bedeutete, Alpträume mit und von Karin zu haben, würde die Zukunft ziemlich trocken aussehen. Aber lieber ohne Alkohol glücklich als so einen verqueren Traum, der ganze Feiern crashen konnte. Sakura konnte sich ihre Situation nur damit erklären, dass sie an der Bar eingepennt und dann, wegen des Alptraums, vom Hocker gefallen war. Das erklärte auch die Schmerzen in der linken Gesichtshälfte. Die Möglichkeit, der Traum könnte Realität sein, zog Sakura in ihrem Zustand nicht in Betracht. – Umso erstaunter war sie von Hinatas Worten. „Sakura … du hast die Hochzeit nicht gecrasht.“ „Nicht?“, hauchte Sakura leicht verwirrt. „Nein“, und Hinata biss sich auf die Unterlippe, ehe sie sagte: „Karin hat dir eine runtergehauen. Du warst kurzzeitig weggetreten.“ Kaum waren der Vorfall ausgesprochen, wurden Sakuras Augen groß. Leise murmelte sie zu sich selbst: „Doch kein Traum…“ Hinata, die sie gehört hatte, schüttelte den Kopf. Mit einmal war die Erinnerung daran wieder da. Ino war in Deckung gegangen und Karins Faust war ungebremst in Sakuras Gesicht gelandet. Der warnende Ruf von Ino erklang viel zu spät. Als er an ihr Ohr drang, war Karins Faust schon dabei gewesen ihr die Lichter im Oberstübchen auszuschalten. „Wie lange war ich weg?“, wollte Sakura, nun hellwach, wissen. „Nicht lange. Höchstens eine Minute.“ Ino erschien hinter Hinata und reichte Sakura eine Tüte. „Hier! Ist von unserer Bar-Dame. Halt es dir an die Wange.“ Es stellte sich als Eis heraus und tat verdammt gut. Sakura sah wie Hinata sich zu ihrer Linken hinsetzte und da erst bemerkte sie, dass sie auf einem Sofa saß, welches dem 18. Jahrhundert zu entstammen schien. Ino ließ sich rechts von ihr nieder. „Sollen wir dir einen Arzt rufen?“, fragte Hinata. Sakura nahm das Eis weg und betastete die Stelle, die mit Karins Faust in Kontakt gekommen war. Sie fühlte sich schon jetzt geschwollen an, aber der Wangenknochen und auch die Kieferknochen, sowie ihre Nase waren unverletzt. Statt einer Antwort, wollte sie von Hinata wissen: „Wie sieht mein Auge aus?“ „Ähm, … normal, denke ich.“ „Zeig mal her“, sagte Ino und besah sich das linke Auge. „Keine Einblutungen.“ „Okay“, hauchte Sakura erleichtert. „Dann brauch ich keinen Arzt. Sollte ich mich aber in der nächsten Stunde mehrmals übergeben, wäre ein Notarzt nicht schlecht. Aber ich glaube nicht, dass der Fall eintritt. Dafür hätte sie mich weiter oben treffen müssen und ich glaube … auch heftiger.“ „Sicher?“, hakte Hinata unsicher nach. „Ja.“ Sakura wollte Lächeln, musste dies aber unterlassen. Der hämmernde Schmerz war doch zu groß. Sie sah sich stattdessen im Saal um und war froh, dass die meisten Gäste sich schon von ihr abgewandt hatten. „Wo ist sie jetzt?“ „Wer?“, fragte Ino. „Karin.“ „Bei Naruto und dessen Eltern.“ „Sie haben sie sofort aus dem Raum gezogen und na ja… sie darf sich jetzt eine Gardinenpredigt anhören“, erklärte Hinata. „Sehr schön ausgedrückt“, erwiderte Ino. „Gardinenpredigt. Das Wort hab ich schon lange nicht mehr gehört.“ Sakura lehnte ich zurück und hielt das Eis wieder an die Wange. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich darauf den Schmerz zu verbannen, was leider misslang. Als sie von Hinata die Frage: „Wie ist es überhaupt dazu gekommen?“, vernahm, öffnete sie die Augen wieder. Ino druckste herum, daher sagte Sakura: „Hohlköpfige Breitstirn mit Mikro-Erbsen-Titten“ „Bitte?“, Hinata sah sie mit leicht geöffneten Mund an. „Mit der Beleidigung hat alles angefangen … und danach kamen das Glas und dessen Inhalt ins Spiel“, seufzte Sakura und sah Ino an. „Woher hattest du es eigentlich?“ „Keine Ahnung. Es stand da“, entgegnete Ino und zuckte dabei mit den Schultern. Leise raunte sie jedoch, sodass nur Sakura sie verstehen konnte. „Ich glaub, unsere Bar-Dame hat es vorsichtshalber in greifbarer Nähe platziert.“ Sakura sah ihre Freundin mit großen Augen. Sie wollte sich zur Bar umdrehen, aber Hinatas helle Stimme hielt sie davon ab. Diese fragte mit ungläubigem Unterton: „Du hast Karin wirklich damit übergossen?“ „Übergossen? Schwungvolle Glasentleerung trifft es besser“, korrigierte Sakura die Frage. Ino lachte verlegen, sah dann aber betrübt drein. „Es tut mir leid, Hinata. Wirklich. Ich weiß selbst nicht, wie es soweit kommen konnte. Ich hab nach der Beleidigung einfach nur noch Rot gesehen…“ „Im wahrsten Sinne des Wortes“, fügte Sakura ein, was Ino bestätigte. „Genau. – Glaub mir Hinata, ich hab mich auch gleich danach entschuldigt, mehr oder weniger… da kam die Faust aber schon geflogen und…“ „…landete bei mir“, beendete Sakura die Ausführung.   * *** *** *** *** *** *** *** *** *** *   Eine Stunde später entschied Sakura, dass die Zeit gekommen war den Rückzug anzutreten. Trotz der stets neu gebrachten Eiswürfel schwanden die Schmerzen nicht. Schmerzlindernde Tabletten konnte sie nicht nehmen, wegen dem Alkohol in ihrem Blut und als angehende Ärztin besaß sie in dieser Hinsicht eine Vorbildfunktion. Der Moment als der Lärm im Tanzsaal unerträglich wurde, kam schleichend bis sie es nicht mehr ertrug. Eigentlich wollte Sakura mit Ino die Nacht durchmachen, aber daraus wurde jetzt nichts mehr. Danke, Karin! – dachte Sakura sarkastisch. In Gedanken verfluchte sie die Uzumaki, aber nur kurz, da es nicht zur Linderung der Schmerzen beitrug. Mit vielen Entschuldigungen verabschiedete sie sich vom Brautpaar, denen sie nochmal versichern musste, dass sie wirklich keinen Arzt brauchte. „Sakura, wenn du meinst, es wäre doch besser einen Arzt kommen zu lassen, gib Bescheid. Echt jetzt!“ „Naruto… mir geht’s soweit gut. Mir tut nur die Wange weh und ich hab leichte Kopfschmerzen von dem Schlag. Ein bisschen Ruhe wird mir guttun und morgen wird es mir schon etwas besser gehen.“ „Na ja…“, Naruto kratzte sich am Hinterkopf, „… mit einer Gehirnerschütterung ist nicht zu spaßen.“ Sakura lächelte zaghaft. Ja, da musste sie ihm Recht geben, denn er konnte ein Lied davon singen. Zweimal war er deswegen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Dennoch beharrte sie darauf, dass kein Arzt gerufen werden musste. „Naruto, glaub mir, ich weiß, was ich tue. Und ich habe definitiv keine Gehirnerschütterung. Ich bin mit solchen Fällen vertraut.“ „Stimmt ja“, lachte der Bräutigam. „Aber, du warst am Anfang verwirrt. Das weiß ich von Hinata.“ „Versuch du mal nach drei oder vier Schnäpsen und einem Schlag, der dir die Lichter in der Oberstube kurzzeitig ausschaltet, sofort wieder klar zu denken. Besonders wenn die Möglichkeit, eine runtergehauen zu bekommen, eigentlich bei null liegen sollte.“ Naruto gab sich daraufhin geschlagen.   Auf dem Weg zur Rezeption wurde Sakura von Ino begleitet, im Fall sie fing das Schwanken an. Eine nicht zu verachtende, ernstzunehmende Möglichkeit, bei acht Zentimeter Absätzen.   Als Sakura ihren Schlüssel bekam, Zimmer Sieben, fragte Ino die Rezeptionistin: „Dürfte ich wohl erfahren, welche Zimmernummer Karin Uzumaki hat? Wir wollen unliebsame Aufeinandertreffen vermeiden.“ „Gerne, aber Frau Uzumaki hat die Festlichkeiten verlassen. Der Bräutigam hat im Namen seiner Frau und den anwesenden Gästen darum gebeten, ein Taxi für Frau Karin Uzumaki zu rufen. Wegen den Wetterbedingungen haben wir angeboten die junge Frau bis in die Stadt zu fahren, wo die Straßen gut befahrbar sind, auch für Taxis. – Sie hat das Gebäude vor zwanzig Minuten verlassen. Für das Brautpaar ist es untragbar eine Person am Fest teilnehmen zu lassen, die sich nicht unter Kontrolle hat, was wir sehr begrüßen und immer unterstützen“, und an Sakura gewandt sagte sie: „Wir waren so frei und haben Ihnen weiteres Eis auf ihr Zimmer gebracht. Es befindet sich in einer extra Kühlbox beim Kühlschrank. Sollten Sie noch etwas brauchen, wie Schmerzmittel oder einen Arzt, zögern sich nicht uns Bescheid zu geben. Die Rezeption ist die ganze Nacht besetzt.“   „Hast du gehört, Personen, die sich nicht unter Kontrolle haben, werden der Feier verwiesen“, sagte Sakura. „Hast du ein Glück, dass deine Aktion unbestraft blieb.“ „Ich habe nur deine Ehre verteidigt“, entgegnete Ino. „Mit schmerzendem Ergebnis.“ „So schlimm?“ „Ich bin froh, wenn ich ins Bett komme und einfach schlafen kann.“ Langsam und die bleierne Müdigkeit immer stärker spürend, ging Sakura bei Ino untergehakt zu ihrem Zimmer. Es lag im ersten Obergeschoss und am Ende des Ganges. Als sie die Tür aufschlossen und die Räumlichkeit betraten, wartete ein Traum im klassizistischen Stil auf sie. Helle Vorhänge mit floraler Verzierung säumten die Fenster. Das Bett war mit einer Tagesdecke überzogen, die wunderbar zu den Vorhängen passte, während die Wände mit Webstofftapete tapeziert waren, die ein elegantes Trellisdesign aus Pflanzenranken in zartem Gold vor einem beigegoldenen Hintergrund zeigte. Sakuras Reisetasche stand auf einer schmalen Polsterbank vor dem Bett und wartete nur darauf geplündert zu werden.   Die Koffer und Taschen der Hochzeitsgäste waren während der Zeremonie von einem Mitarbeiter Rodrigos angeliefert worden. In der Hochzeitseinladung hatte die Bitte gestanden, das Gepäck mit den beigelegten Namensschildern zu versehen und vorab bei Rodrigo und seinem Team abzugeben. Durch die Schilder fand jede Tasche ihren Weg in das richtige Zimmer.   Ino ging sofort ins Bad und rief: „Boah… die Wasserhähne sind ja cool und die Ablage muss aus Marmor sein. Richtig nobel und vor allem … hier scheint auch alles sehr sauber zu sein.“ Sakura lächelte und schlug die Tagesdecke zurück, bevor sie sich auf dem Bett niederließ. Es war weich und die Bettdecke fühlte sich geschmeidig auf der Haut an. Hier konnte sie sicherlich gut schlafen. Ino kam aus Bad und lief durch den restlichen Raum. Sie zog die Vorhänge zu und sagte dann: „Okay. Sicher, dass ich dich allein lassen kann?“ Sakura nickte. „Ja! Schreib mir, wenn du Sai gefunden hast.“ „Das mach ich“, sagte Ino und umarmte ihre Freundin, ehe sie hinausging. „Erhol dich gut.“, rief sie bei der Tür stehend und Sakura antworte: „Hab Spaß!“ „Hab gute Träume!“, und schon war das schließende Geräusch der Türschlosses zu hören.   Da saß sie nun auf dem breiten Queen Size Bett und das mit einer lädierten Wange. Wunderbar! Sie wusste jetzt schon, dass es am Montag bei der Vorlesung Fragen dazu regnen würde. Seufzend streifte sie sich die Schuhe von den Füßen, bevor sie aufstand und zur Tasche ging. Sie kramte in ihr bis sie die bequemen Wechselsachen beisammen hatte. Vorsichtig zog Sakura das Kleid aus und befreite sich auch von der seidenen Strumpfhose, die sie wegen der Kälte trug. Es war ein befreiendes Gefühl. Im Schlapperlook ging sie ins Bad, um sich abzuschminken und den Haarknoten zu öffnen. Hier sah sie zum ersten Mal, seit des Knockouts, ihr Spiegelbild und verzog das Gesicht, so gut es ging. Da hatte Karin ihr ja ein sehr veritables Veilchen verpasst. Beim Gedanken an Karin, schweifte sie auch zu Sasuke. Seit er mit Karin aus dem Saal verschwunden war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht war er mit Karin mitgefahren … Sakura stöhnte und stützte sich mit den Händen am Waschbecken ab. Warum machte sie sich schon wieder Gedanken über Sasuke Uchiha? Ein wütendes: „Argh!“, entfloh ihr und sie griff zur Zahnbürste. Zähneputzen war beruhigend, Zähneputzen war gut und vor allem wichtig. Ihr half es zudem die Gedanken zu sortieren, gleichzeitig konnte sie die Zeit nutzen, um ihre Beinmuskulatur fit zu halten, indem sie sich auf die Zehenspitzen stellte und das im 3 Sekunden Wechsel. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)