Der Brautstrauß war ein Veilchen von blechdosenfee ================================================================================ Kapitel 11: Ino --------------- Ino bedankte sich rasch bei Shikamaru, der das Ganze mit einem Gähnen zur Kenntnis nahm und eilte Sakura nach. An der Bar angekommen, bekam ihre Freundin gerade den Doppelten hingestellt. Skeptisch sah Ino auf das kleine Glas mit der klaren Flüssigkeit, das an Wasser erinnerte. „So schlimm?“, hakte sie nach. Sakura zuckte zusammen und wandte sich zu ihr um. Statt einer Antwort, bat sie die Bar-Dame um einen weiteren Schnaps für Ino. Ino protestierte nicht. Wenn Sakura eine Schnaps trank, dann mit Grund. Sie ließ sich auf den Hocker neben Sakura nieder und angelte nach einer mit Knabbereien gefüllten Schale. Die besaß einen lila Rand, war aber ansonsten schwarz und bis oben hin mit Erdnüssen, Mini-Brezeln und Wasabi-Crackern gefüllt. „Los erzähl“, forderte sie Sakura erneut auf und griff sich eine Handvoll Erdnüsse. „Nach dem Schnaps.“ Ino nickte und schob drei Nüsse in den Mund.   „So, hier ist deiner!“, sagte die Bar-Dame und stellte das Glas vor Ino hin. Die bedankte sich und stieß dann mit Sakura an. Beide tranken ihre Gläser in einem Zug aus. „Uh!“ Ino verzog das Gesicht. „Der Schnaps nach dem Kuchen war besser.“ „Gar nicht“, hielt Sakura dagegen. „Der war voll bitter.“ „Überhaupt nicht wahr. Das hier brennt einem den Gaumen und die Kehle weg und scheint im Magen gleich weiter zu machen. Der andere war schön mild und hat nach Kräutern geschmeckt“, bei der Erinnerung an den Magenbitter leckte sich Ino über die Lippen. Sie sah, wie Sakura zum verbalen Gegenschlag ausholen wollte und kam ihr mit einer erneuten Aufforderung zuvor. „Los, erzähl! Was war los mit dir?“ Ino sah Sakuras Schultern nach unten sinken. Sie konnte förmlich dabei zusehen, wie ihre Freundin in sich zusammenfiel. Nur mit Hilfe des Ellenbogens, den sie auf den Tresen platzierte, schien sie einigermaßen aufrecht sitzen zu können. „Ich hab nichts mitbekommen“, flüsterte Sakura. Ino blinzelte und legten Kopf schief. Sie stellte das Glas ab und nahm sich weitere Erdnüsse. „Was meinst du?“ „Vom Tanz“, erklärte Sakura. „Ich hab nichts davon mitbekommen.“ „Das sah aber nicht danach aus. Du hast sehr konzentriert gewirkt.“ Nun war es Sakura die blinzelte. „Echt?“ „Ja.“ „Aber… ich war mit dem Kopf ganz woanders“, bei den Worten schlich sich auf Sakuras Wangen ein Rotton. „Ach, wirklich und wo?“ Ino grinste, da sie aus dem Rotwerden ihrer Freundin eine interessante Geschichte erhoffte mit romantischen Zügen. „Narutos Geburtstagsfeier.“ Das breite Grinsen verschwand aus Inos Gesicht und sie fragte ungläubig: „Ernsthaft?“ Zur Antwort bekam sie ein Nicken. „Och, Sakura.“ „Was?“, rechtfertigte sich diese. „Es lag an dem Lied.“ „Dem Lie… Oh! Dem Lied“, Ino ging ein Licht auf. „Hm, natürlich. Ich hab in dem Moment gar nicht darauf geachtet, weil ich so angespannt war, die richtigen Schritte zu machen und als ich mir da sicher war, weil auf Shikamaru kann man sich wirklich verlassen, hab ich immer wieder zu dir geschaut.“ „Ja. Statt auf Wolke Sieben zu schweben, fand ich mich in Hölle 666 wieder. Ich kanns nicht fassen, dass die beiden sich das Lied ausgesucht haben. Du weißt ja, wie oft ich Tagträume zu dem Song hatte.“ „Hm. Das brauchst du mir nicht erzählen. Aber...“, und sie fasste Sakura unter das Kinn, damit diese sie ansah. „… stellt dir vor, du hättest mit Neji tanzen müssen. Hanabi und er sahen aus als ob sie gleich zum nächsten Stützpunkt losmarschieren wollten.“ Damit konnte sie Sakura ein Lachen entlocken. „Ich glaub, ich bestell uns noch einen“, sagte Ino und rief der Bar-Dame den Wunsch zu, ohne auf eine Antwort seitens Sakura zu warten. Die Frau nickte und Ino sah zu der tanzenden Menge, während sie sich wieder eine Handvoll Knabbereien klaubte. Ein roter Haarschopf blitzte zwischen den kreisenden Paaren auf und Ino biss die Zähne aufeinander. Rasch schob sie Sakura das Glas zu, nachdem sie es hingestellt bekommen hatten. „Trink! Du wirst es brauchen.“ „Hey, nicht so hastig“, wehrte Sakura ab. „Okay, dann nimm dir von mir aus vom Knabberzeug. Und dann trink!“, Ino sah ihre Freundin eindringlich an, woraufhin diese mit einem beängstigten Ausdruck im Gesicht ebenfalls eine Handvoll der Knabbereien nahm und diese in Rekordzeit aß. Sakura hatte die letzte Brezel noch nicht richtig zerkaut, da griff Ino schon zu den Gläsern. Sie drückte es regelrecht in Sakuras Hand und stieß im gleichen Moment auch schon an. Die Flüssigkeit schwappte gefährlich zum Rand hoch, fand aber den Weg zurück, ohne einen Tropfen zu verlieren. Ino war fest entschlossen, Sakura nicht sehen zu lesen, was sich gerade auf der Tanzfläche abspielte. Selbst wenn es bedeutete, dass sie beide am Ende des Abends so heftig einen sitzen hatten, dass sie am morgigen Tag nicht aus dem Bett kamen und Rodrigo zum Kastenteufel wurde. Egal. Freundschaft ging in diesem Fall vor und Hinata würde es verstehen, solange Sakura und sie die Hochzeitsfeier nicht sprengten. Schließlich stand nirgends geschrieben, dass die Brautjungfern asketisch feiern mussten. Ino setzte das Glas an die Lippen und kippte den Inhalt in ihrem Mund, da blitze das Rote am Rand ihres Sichtfeldes erneut auf. Sie wollte nicht hinsehen, tat es aus Reflex trotzdem und verleitete Sakura ebenfalls dazu. Beide sahen Karin, die von Sasuke am Handgelenk gehalten aus dem Saal gezogen wurde. Die zwei schienen es sehr eilig zu haben. Sasukes Gesicht war nicht zu erkennen, aber Karin grinste zu den umstehenden Reihen. „Das kann nicht wahr sein“, hauchte Ino leise und wandte sich, nachdem das, in ihren Augen, notgeile Paar den Saal verlassen hatte, zur Bar um und rief: „Noch mal zwei!“ Vorhin erst hatte sie diesem Uchiha eine Predigt gehalten und jetzt tat er es schon wieder und auch noch nüchtern. Schließlich war der einzige Alkohol, den er bisher konsumierte, der Verdauungsschnaps gewesen. Pah! Erst so tun als sei Karin lästig und dann die Zeit nicht abwarten können. Zumindest nahmen sie sich dieses Mal ein Zimmer, also sollte sie sich nicht aufregen. Der Uchiha war nun mal ein arroganter Schnösel, dem die Gefühle anderer nichts wert waren – und besonders nicht die Weiblichen. „Du hast Recht, es wird nicht bei zwei Gläsern bleiben.“ Ino zuckte zusammen und sah zu Sakura. Die sah auf ihres leeres Glas hinab und drehte es zwischen ihren Fingern. Sakuras Unterlippe bebte. Ino wollte etwas sagen, aber Sakura kam ihr zuvor. „Ich bin dumm. So dumm. – Die ganze Zeit habe ich ihn nicht beachtet, selbst beim Tanzen nicht. Und jetzt, wo ich ihn wieder mit Karin sehe, da … da…“, sie schniefte und biss sich auf die Unterlippe. „… da rührt sich mein dummes, unbelehrbares und naives Herz. Warum? Zwischen uns war nie etwas und trotzdem tut es weh, ihn mit ihr zu sehen. Warum kann ich meine Gefühle für ihn nicht abstellen? Warum kann es mir nicht egal sein?“ „Sakura.“ „Ich bin so dumm.“ „Das stimmt nicht“, Ino nahm eine der sauberen lilafarbenen Servietten und hielt sie Sakura entgegen. „Du bist nicht dumm. Wenn einer dumm ist, dann er. Aber sicherlich nicht du. Und Karin, die ist einfach nur beschränkt.“ Sakura schniefte erneut und schluckte. Zu Inos Überraschung nickte sie plötzlich. „Passt irgendwie.“ „Hm?“ „Na ja. Dumm und beschränkt.“ „Sakura. Ich habe nicht gemeint, dass du…“ „Schon gut.“ Endlich nahm Sakura die Serviette entgegen und tupfte damit die Nässe von ihren Augen. „Ich hab das auch nicht auf mich bezogen. – Ich hätte es nur besser wissen sollen. Ich hätte mir doch denken können, dass Karin es schafft. Sie schafft es immer. Hast du ihr Kleid gesehen? Damit hat sie Blicke auf sich gezogen. Die gesamte Aufmerksamkeit galt ihr. Die meisten Männern hier, hatten nur Augen für sie. Mir tut Hinata richtig leid.“ „Da gebe ich dir Recht, was Hinata angeht. Aber bei dem anderen? Nein! … Warte, lass mich ausreden“, bat Ino. „Karin mag in diesem Kleid ihre Rundungen wahrlich zu Schau stellen aber nicht nur die. Wenn sie sitzt, quilt jede Speckfalte hervor. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, schließlich bin ich auch keine fettfreie Zone. Aber, ich weiß im Gegensatz zu ihr, wie ich heikle Bereiche kaschiere. – Das Kleid ist einfach nur ordinär und wenn Uchiha darauf steht, bitte… dann soll er sich keinen Zwang antun und du solltest endlich Ausschau nach anderen Prachtexemplaren halten. Andere Mütter und Väter haben auch ganz schicke Söhne, von denen es bestimmt einige gibt, die sich alle zehn Finger nach dir lecken würden.“ „Uh! Keine schöne Vorstellung“, entgegnete Sakura. „Alle zehn Finger. Einer ist schon schrecklich.“ „Das war metaphorisch gemeint. Wenn sich einer vor dich hinstellt und anfängt einen Finger nach dem anderen in den Mund zu nehmen, würde ich dir auf jeden Fall raten die Polizei zu rufen.“ Von Sakura kam ein leises Lachen und Ino grinste zurück, bevor sie sagte: „Eines hat der Uchiha aber gelernt, er geht aufs Zimmer.“ Daraufhin hörte sie ihre Freundin seufzen: „Na hoffentlich liegt meines in der entgegengesetzten Richtung.“ Ino prustete los. „Hoffentlich!“   Die Bar-Dame stellte neben den bestellten Schnapsgläser zwei weitere hin und erklärte mit einem Lächeln: „Die zwei gehen aufs Haus und werden kein Teil der Rechnung für das Hochzeitspaar sein. Entschuldigt, aber ihr seid mit Ausnahme der älteren Gästeschaar dort drüben, die einzigen hier und ungewollt wird man hinterm Tresen zum Zuhörer. Bei so viel Dramatik werde ich immer ganz weich. Also lasst es euch schmecken.“ „Danke“, erwiderten Sakura und Ino synchron, mit dem gleichen überraschten und zugleich erfreuten Unterton in der Stimme.   Sie hatten gerade die bestellten Schnapse ausgetrunken, da fauchte jemand hinter ihnen: „Es ist deine Schuld, Haruno!“ Erschrocken drehten sich die beiden Frauen um und saßen einem roten Etwas, das einer Furie glich, gegenüber. Karin. „Wie bitte?“, fragte Sakura. „Tu nicht so scheinheilig. Du hast alles geplant.“ „Dir auch Hallo, Karin“, mischt sich nun Ino mit ein, die langsam die Wirkung der Schnäpse spürte. „Schieb dir dein Hallo sonst wohin. Ich rede mit Haruno“, fauchte die rote Furie zurück und funkelte sie böse an. „Hab nicht gesagt, dass du das nicht darfst“, konterte Ino, die bei solchen Steilvorlagen in ihrem Metier war. Niemand, absolut niemand durfte ihre Freunde so von der Seite anmachen. Das durfte nur sie, was aber auch nur vorkam, wenn die Freundschaft am Anfang des Lebens stand, um auf den Zahn zu fühlen, oder am Ende, für ein grandioses Finale. Karin öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Anscheinend hatte sie den Faden verloren. Ino sah sich in der Pflicht ihr zu helfen. „Du hast was von Schuld gesagt.“ „Ganz genau“, und damit fand sich Sakura erneut in Karins Blickfeld wieder. Bei dem Blick, den ihr die Rothaarige zuwarf, konnte einem ganz anders werden. „Du bist schuld!“, keifte Karin erneut. Sakuras Augenbrauen hoben sich und in ihrer Stimme schwang die pure Ahnungslosigkeit mit. „Das hattest du schon erwähnt. Sagst du mir auch an was?“ „Tu nicht so, als ob du nicht weißt, was du getan hast.“ „Ehm“, kam es zögerlich von Sakura, die ihren Kopf zu Ino drehte, in der Hoffnung von ihr eine Antwort zu erhalten. Aber Ino ging es genauso. Die Augenbrauen waren kurz davor die Form von Fragezeichen anzunehmen. Erst als Karin: „Sasuke“, zischte, ging bei beiden ein Licht auf. Rasch sah Ino zu Sakura. Sie hätte mit allem gerechnet, aber nicht mit der Antwort, die ihre Freundin nun gab: „Sakura. Mein Name ist Sakura. Fängt zwar auch mit S und A an, hört jedoch mit Kura auf. Ich buchstabiere ihn dir auch gerne.“ Das brachte bei Karin das Fass zum Überlaufen und sie trat näher an die zwei Frauen heran. „Lass den Scheiß, Haruno! Gib endlich zu, dass deine gespielte Gleichgültigkeit gegenüber Sasuke, dein perfider Plan ist, seine Aufmerksamkeit zu bekommen.“ „Hä?“, stieß Sakura komplett verwirrt aus. „Aber glaub mir, ich werde das nicht zulassen. Du bekommst ihn nicht. Ich werde ihm die Augen öffnen und zeigen, was für ein verlogenes Miststück du doch bist, kleine Miss hohlköpf…“ „Wage es!“, unterbrach Ino Karin. „Nenn sie nicht so.“ Ino war so aufgebracht, dass sie vom Hocker aufgestanden war und nun zwischen Karin und Sakura stand. Sie bemerkte es erst, als Sakuras Hand auf ihrer Schulter lag und diese ihren Namen sagte. „Ino.“ Nach Luft ringend, trat Ino zur Seite. Karin und Sakura sahen sich an und letztere sagte mit ruhiger Stimme: „Ich hab keinerlei Ambitionen auf Sasuke Uchiha. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, er sei an mir interessiert. Aber dem ist nicht so.“ „Lügnerin!“, zischte Karin. „Du willst mir allen Ernstes weiß machen, du empfindest nichts mehr für ihn?“ Sakura seufzte. „Wenn du hören willst, dass ich ihn dir überlasse. Bitte, das kannst du haben. Aber…“ „Du empfindest doch noch was, du falsche Schlange“, unterbrach Karin sie. Ino ballte die Hände zu Fäusten und rief: „Man kann Gefühle nicht einfach abstellen, wie ein Fernseher oder das Radio, du Idiotin! Es wird immer eine Art Restgefühl bleiben. Ein Nachhall, gefangen in unseren Erinnerungen an Früher“, und mit einem kurzen Blick zu Sakura fügte sie an: „Wenn aber Sakura dir sagt, ihr Verstand ist stärker als ihre Emotionen, dann glaub ihr. Sie wird sich nicht zwischen dich und Sasuke stellen.“ „Wer’s glaubt“, blaffte Karin. „Ich glaube dieser hohlköpfigen Breitstirn mit Mikro-Erbsen-Titten kein Wort.“ Ino sah Rot. Sie wusste nicht, woher sie das mit der roter Flüssigkeit gefüllte Glas auf einmal hatte. Aber sie tat, was mit gefüllten Gläsern nun mal getan werden musste, wenn man wütend war. Mit einer eleganten Armbewegung schüttete sie den Inhalt, der einen wunderbaren flachen Bogen in der Luft beschrieb, in Karins Gesicht. Nach der Tat sah Ino erschrocken drein. „Ino!“, japste Sakura. Sie war nun auch aufgestanden. Währenddessen stammelte Ino: „K-Karin … ich weiß selbst, das war jetzt unangebracht, aber ich habe dich gewarnt, dass du…“, weiter kam sie nicht, weil sie sich ducken musste und das nicht zu spät. Karins Faust flog knapp über ihren Kopf hinweg und bahnte sich nun den Weg auf ein ganz anderes Ziel zu. Das warnende: „SAKURA!“, kam von Ino zu spät. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)